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1. Timotheus, Kapitel 6

1. Timotheus, Kapitel 6

6:1 Die Knechte, so unter dem Joch sind, sollen ihre Herren aller Ehre wert halten, auf daß nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde.

6:2 Welche aber gläubige Herren haben, sollen sie nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern sollen viel mehr dienstbar sein, dieweil sie gläubig und geliebt und der Wohltat teilhaftig sind. Solches lehre und ermahne.

6:3 So jemand anders lehrt und bleibt nicht bei den heilsamen Worten unsers HERRN Jesu Christi und bei der Lehre, die gemäß ist der Gottseligkeit,

6:4 der ist aufgeblasen und weiß nichts, sondern hat die Seuche der Fragen und Wortkriege, aus welchen entspringt Neid, Hader, Lästerung, böser Argwohn.

6:5 Schulgezänke solcher Menschen, die zerrüttete Sinne haben und der Wahrheit beraubt sind, die da meinen, Gottseligkeit sei ein Gewerbe. Tue dich von solchen!

6:6 Es ist aber ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lässet sich genügen.
Was ist denn ein großer Gewinn? Da redet die Schrift anders, als sich's die einfältigen Menschenkinder gewöhnlich denken. Ein großer Gewinn, so sagt Paulus, sei's, gottselig zu sein und an dem, was da ist, sich genügen zu lassen! Das ist Gewinn, das ist Reichtum, das ist das Wahrhaftige, ist wahrer Besitz. Denn damit ist der Mensch fertig und innerlich zur Ruhe gebracht, nicht mehr innerlich umgetrieben wie andere. Andere nämlich können Tag und Nacht sorgen und sich ab- mühen und immer das Gefühl haben, arm zu sein, weil ihnen das nie genug ist, was sie haben. »Arm„ ist offenbar also der, der nie genug haben kann, und »reich“ ist der, der nicht mehr begehrt (, als er unbedingt braucht). Jener ist »hungrig„, dieser ist »satt“. Also: aufgespeicherte Schätze machen nicht reich, wenn man meint, noch mehr haben zu müssen; und das Gefühl der Armut hat der nicht, der nur wenig besitzt, aber nach seiner Stimmung genug daran hat.
Gottselig sein schließt den Besitz Gottes und des Heilandes in sich; und dann geht's nach dem Worte Luthers:
„Bleibt der Zentner mein Gewinn, fahr der Heller immer hin!“
Unter dem „Zentner“ versteht Luther das Wahrhaftige in Gott, das bleibt und nicht wieder verloren geht; nur ein Heller aber ist ihm aller irdische Besitz. Was ist er doch auch mehr? Nicht einmal den Wert eines Hellers hat er, sei er noch so groß; denn nicht einmal einen Heller nehmen wir mit in die andre Welt. Wie arm ist doch dort der Reichste dieser Welt!
Der nun, dem Gott, Seine Gnade und Sein Reich zu eigen ist, will im Äußerlichen weiter nichts, als was ihm not tut zum Durchkommen, und er ist mit Geringem und Wenigem zufrieden, wenn ihm nicht mehr wird. Denn auch das Wenige wird ihm viel, weil er seinen Gott dabei hat, dem Er vertraut - der auch machen kann, wenn's sein muß, daß „das Mehl im Topf nicht verzehrt werden und dem Ölkrug nichts mangeln soll“ (1. Kön. 17, 14). So sucht er denn nichts weiter, als soweit die Treue auch im Kleinen - wie der HErr das Zeitliche nennt- es von ihm fordert. Das nun, so sagt der Apostel, sei ein großer Gewinn, während es umgekehrt ein großer Verlust ist, wenn man mit Drangabe der Gottseligkeit irdisch emporzukommen trachtet; denn man kann doch nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon!
Da gebe uns der HErr helleres Licht, helleren Verstand, um das eine wie das andre - d. h. Gott und Mammon - richtiger zu bewerten und klug zu werden in uns und in unsern Bestrebungen!
Denn was hilft's, einmal von hinnen zu fahren - und nicht reich zu sein in Gott (Luk. 12, 21)? (Christoph Blumhardt)


In dem neunten und zehnten Gebot hat Gott die Ungenügsamkeit verboten, nach welcher den Menschen, der doch schon seinen bescheidenen Theil von Ihm empfangen hat, immer nach demjenigen gelüstet, was Gott seinem Nächsten und nicht ihm gegeben hat. Eine solche Ungenügsamkeit ist eine Marter für den Menschen selbst, und eine Wurzel vieler Sünden. Man versagt dabei dem großen Gott den schuldigen Dank für die Gaben, die man von Ihm empfangen hat; man murret wider Ihn mit einer heimlichen Feindschaft; man versäumt, in demjenigen treu zu sein, das Einem anvertraut ist; man macht sich untüchtig, Gott mit einem heitern Herzen zu dienen; man greift auch auf eine ungerechte Weise zu, wie man kann, will sich aus Ungeduld und ohne Gott bessere Umstände und ein größeres Glück verschaffen, greift aber dadurch nach einem stechenden Dorn, und verletzt insonderheit seine Seele. Salomo, der seinen Prediger in der Absicht schrieb, die Menschen die Genügsamkeit zu lehren, und deßwegen wider die unordentliche Lust und wider den Gram viele Zeugnisse darin ablegte, ermahnt den Menschen mehrmals, das Gute, das ihm Gott bescheret hat, unter Dessen Wohlgefallen mit Freuden zu genießen, und nicht immer mit Gram und Lust nach fremden Dingen, die doch eitel sind, zu gaffen. Paulus aber sagt: es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist, und lässet ihm genügen. Zu der Genügsamkeit ist also Gottseligkeit nöthig, denn ein Mensch ohne Gottesfurcht wird immer von seinen Lüsten umgetrieben, und hat seinen eigenen Peiniger in sich selbst. Er setzt hinzu: denn wir haben nichts in die Welt gebracht, darum offenbar ist, wir werden auch nichts (keinen Reichthum und keine einträglichen Ehrenstellen) hinausbringen. Dieses ist die Eitelkeit aller Dinge unter der Sonne, von welcher Salomo Vieles gesagt, und nach welcher ein jegliches nur seine Zeit hat, in welcher es anfängt, ist, und wieder vergeht. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, welche mit einander das tägliche Brod sind, um welches wir bitten dürfen, so lasset uns begnügen. Denn die da reich werden, und Alle die ihre Umstände in der Ungeduld mit Gewalt verbessern wollen, fallen in Versuchung, und, wenn sie von derselben überwältigt werden, in Satans Stricke, und viel thörichter und schädlicher Lüste, deren eine auf die andere folgt, und den Menschen in neue unruhige Bewegungen setzt, und diese Lüste versenken die Menschen in’s Verderben und Verdammniß, denn Geiz oder unersättliche Begierde ist eine Wurzel alles Uebels. Wer aber gottselig ist, und sich genügen läßt, hat einen großen Gewinn, weil er Ruhe der Seele und einen fröhlichen Genuß der gegenwärtigen Gaben Gottes, dabei aber auch eine heitere Hoffnung himmlischer Güter hat; darum sagt die Schrift: der Gerechte hat’s besser, denn sein Nächster, aber der Gottlosen Weg verführet sie, Spr. 12,26. Es ist besser, wenig mit Gerechtigkeit, denn viel Einkommens mit Unrecht, Spr. 16,8. Es ist besser eine Hand voll mit Ruhe, denn beide Fäuste voll mit Mühe und Jammer, Pred. 4,6. Großer Gott, Du hast mich berufen zum ewigen Leben. Hilf mir, daß ich’s erlange, und mir auf Erden bei der Gottseligkeit genügen lasse. (Magnus Friedrich Roos)

6:7 Denn wir haben nichts in die Welt gebracht; darum offenbar ist, wir werden auch nichts hinausbringen.

6:8 Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so lasset uns genügen.

6:9 Denn die da reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Stricke und viel törichte und schädliche Lüste, welche versenken die Menschen ins Verderben und Verdammnis.

6:10 Denn Geiz ist eine Wurzel alles Übels; das hat etliche gelüstet und sind vom Glauben irregegangen und machen sich selbst viel Schmerzen.

6:11 Aber du, Gottesmensch, fliehe solches! Jage aber nach der Gerechtigkeit, der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut;

6:12 kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, dazu du auch berufen bist und bekannt hast ein gutes Bekenntnis vor vielen Zeugen.1)
Der Mensch, vom Weibe geboren, lebet eine kurze Zeit, und ist voll Unruhe; gehet auf wie eine Blume, und fället ab, fleucht wie ein Schatten und bleibet nicht, Hiob. 14,1.2. Diesem Menschen nun wird zugerufen: ergreife das ewige Leben, dazu du auch berufen bist. Es gibt also ein ewiges Leben, dessen Anfang schon auf Erden in der Seele angerichtet wird, sobald sie an den HErrn Jesum gläubig, und Seiner theilhaftig wird; denn dieses Leben ist im Sohn Gottes; wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben, 1 Joh. 5,11.12. Es muß aber dieses Leben in der Seele erhalten werden, und sich immer weiter aufschließen und ausbreiten, bis sie vom Leibe scheidet, da es alsdann noch völliger in ihr anbrechen, und sie zu einem ganz vergnügten und herrlichen Geist machen wird. Endlich wird auch der Leib zum ewigen Leben auferweckt werden, folglich der ganze Mensch zu diesem Leben gelangen: denn auf der neuen Erde und im neuen Jerusalem wird der Tod nicht mehr sein, Off. 21,4. Das Erbe der Gerechten wird unvergänglich, unbefleckt und unverwelklich sein, 1 Petr. 1,4., und die Gerechten werden ohne Aufhören ernten, Gal. 6,9.
Dieses ewige Leben muß aber der Mensch ergreifen. Er muß den Anfang desselben ergreifen, indem er zu Christo kommt, Ihn gläubig ergreift, und so vom Tod zum Leben durchdringt. Er muß die Vermehrung desselben ergreifen, indem er aus der Fülle Jesu Gnade um Gnade nimmt, und den Geist der Gnaden bei der Fortsetzung seines Werks in seiner Seele Raum läßt. Er muß aber auch dieses ewige Leben nach seiner herrlichen Vollkommenheit, die zukünftig ist, in der Hoffnung ergreifen, und sich davon nicht abtreiben lassen. In dieses Ergreifen ist aber der ganze Ernst und Fleiß des Christenthums eingeschlossen, weßwegen Paulus, als er den Timotheus dazu ermuntern wollte, ihn zugleich ermahnte: du Gottesmensch, fliehe den Geiz und alle weltlichen Lüste, jage aber nach der Gerechtigkeit, der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmuth, kämpfe den guten Kampf des Glaubens, 1 Tim. 6,11.12. Auf diese Weise muß ein Glaubiger das vollkommene ewige Leben mit der Hand seiner Hoffnung ergreifen, und diese Hand bei allen Widerwärtigkeiten nicht mehr zurückziehen. Er darf’s aber thun, weil er dazu berufen ist. Gott will nicht, daß Jemand verloren werde, sondern daß sich Jedermann zur Buße kehre, und (ewiglich) lebe. Wenn dieser Liebeswille Gottes dem Menschen kräftig kund gethan wird, so wird er zum ewigen Leben berufen, und dieser Beruf gibt ihm das Recht, dasselbe mit dem Glauben und mit der Hoffnung zu ergreifen. Was Gott durch Seinen Beruf anbietet, darf man nehmen, was Gott verheißt, darf man hoffen. Hier soll sich der Mensch seine Unwürdigkeit nicht kleinmüthig machen lassen, sondern auf den Liebeswillen Gottes in Christo sehen, und nach demselben gesinnt sein.
Ein Geiziger greift nach dem Reichthum als seinem höchsten Gut, ein Wollüstiger nach der Wollust, ein Stolzer nach der eitlen Ehre. Oft entrinnt ihnen dieses Alles wie ein Irrwisch, indem sie darnach greifen; wenn sie aber auch etwas davon erhaschen, so ist’s ein Wind, den sie nicht halten können, ein Dorn, der sie sticht, eine Wasserblase die nichts Kräftiges in sich hat. Das ewige Leben hingegen ist ein wahres, unschätzbares und unvergängliches Gut. Man kann auch mit Gewißweit darnach greifen, weil Gott Seinen eingebornen Sohn darum gegeben hat, daß Alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben.(Magnus Friedrich Roos)


Dann kann darunter nicht ein Zustand nach dem Tode gemeint sein, sondern etwas, was hier auf Erden schon so im Bereich des Timotheus lag, daß es von seiner Seite nur einer Willensentscheidung bedurfte, um es zu erlangen. Anderswo wird das die Kraft des gottseligen Wesens genannt. Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das ewige Leben. Dann ist das vielleicht das Mark und die Seele des Glaubens, daß man im praktischen Leben damit auch wirklich etwas ausrichtet. Hast du einen toten oder lebendigen Glauben? Ist Kopf und Herz und Hand und Mund - alles völlig ausgeliefert an die Lebenskräfte des lebendigen Heilands? Wer dieses Leben nicht schon jetzt auf Erden spürt und lebt, der hofft vergeblich, daß es ihm nach dem Sterben wie eine neue fremde Sache plötzlich beigelegt werde. Es muß hier anfangen, hier schon wirken, hier sich durchsetzen, hier zur Gestaltung drängen; von innen heraus, wie ein heißer Trieb Gedanken und Wollen und Fühlen beeinflussen. Wachstum ist ein Zeichen von Leben. Man kann dieses Leben nur entweder haben oder man hat es nicht. Treibende Kräfte Jesu oder Stillstand!
Herr Jesus, ich glaube an dich und gebe mich dir hin! Nun gib mir an Stelle meines alten Eigenlebens dein neues Geistesleben. Zieh mich in den Zusammenhang deines Lebens mächtig und gelind hinein, daß ich lebe durch dich und in dir. Amen. (Samuel Keller)


Wenn ein zum ewigen Leben Berufener die Erlösung freudig annimmt, erhebt sich ein Kampf auf drei Gebieten. Diesem kann er nicht ausweichen. Nicht kämpfen heißt: der Lebenskrone verlustig gehen. Der Kampf gegen die Feinde muss bis aufs Blut geführt werden, bis die Sündenmacht gebrochen und das Herz gereinigt ist. Wir dürfen nicht in der Absicht kämpfen, lebenslang uns mit der Sünde herumzuplagen und, ohne je frei geworden zu sein, in die Ewigkeit einzutreten. Erlöste haben in Christo den Sieg, und so werden sie denn durch Gottes Macht von der Sünde frei. Wer aber nicht im Sinne hat, frei zu werden, der darf Christum nicht als seinen Erlöser bekennen und kann ihn jedenfalls nicht als solchen preisen. Das zweite Kampfesgebiet ist das Reich der Finsternis. Von der Obrigkeit der Finsternis und aus der Gewalt des Teufels hat uns Christus erlöst. Dennoch liegen wir mit dem Erzfeinde im Kriege, solange wir noch diesseits des Grabes sind. In Eph. 6 sagt uns Paulus, dass wir nicht einen Kampf haben wider Fleisch und Blut, wohl aber einen solchen wider die bösen Geister, die in der Luft herrschen. Da ist inniger Anschluss an den Erlöser erforderlich, um stets das Feld behaupten zu können. - Das dritte Kampfesgebiet ist das dieser j ewigen Welt. Wenn jemand mitten unter Unzüchtigen und Spöttern arbeiten und mitten unter Feinden des Kreuzes Christi wohnen muss, erwächst ihm viel Kampf. O, du von der Sünde Erlöster, bete herzlich und heiß für deine gottlose Umgebung. Auch hier gibt der Herr Sieg. Aus solchem Kampfe erwächst dir viel Segen, wenn du treu bist. (Markus Hauser)


Die Kampfesweise, die uns die Vernunft lehrt, heißt: kämpfe, siege, und so wirst du zur Ruhe kommen. Die Kampfesweise hingegen, die uns die Schrift lehrt, heißt: glaube, ruhe, und du wirst Sieg haben.
Wir finden in der ganzen Heiligen Schrift diese Reihenfolge und keine andre. Der Jünger, der am Herzen Jesu ruhte, konnte mit Ihm gehen bis zum Kreuz (Joh. 19, 26); alle andern flohen. Wir können nicht an Sieg denken, solange wir nicht mit allem völlig zur Ruhe gekommen sind in Gott. Erst, wenn wir gelernt haben, alles zu tun aus der Ruhe in Gott heraus, werden wir Schritt für Schritt den Sieg haben. Wir lesen in Hebräer 4, dem Ruhekapitel: „Wir, die wir glauben, gehen in die Ruhe.“ Und wenn wir das Buch Josua lesen, das uns, wie kein andres Buch der Bibel, den Glaubenskampf so klar zeigt, so finden wir überall diese Reihenfolge: Glauben, Ruhe, Sieg.

  1. Der Glaubenskampf kann nur auf dem Boden des Glaubens gekämpft werden. Darum geht der Feind in seinen Versuchungen vor allem darauf aus, uns von dem Boden des Glaubens herunter-zubringen — dann sündigen wir von selbst. Als Abraham in der Schwierigkeit den Boden des Glaubens verließ, verunehrte er Gott (1. Mose 12,10-20). Wir wissen gar nicht, welche Freude es dem Feind bereitet, wenn er uns unser Leben mit seinen Schwierigkeiten, Aufgaben, Wünschen und Bedürfnissen in unsre Hände geben kann! Er weiß gewiß, daß wir dann sündigen. Behalte nur einen Wunsch für dich zurück — und wenn es ein frommer ist —, und du wirst erfahren, daß sich der Feind da hineinsetzt und dich damit quält und zu Fall bringt.
  2. Darum kann der Glaubenskampf nur von denjenigen gekämpft werden, die das eigene Leben für immer in den Tod gegeben haben. Nur diejenige Übergabe hält stand und wird vom Geiste versiegelt, die eine Übergabe ist in den Tod, d. h. wenn man sein Leben Jesus übergeben hat, um es zu verlieren. Sonst können wir uns dem Herrn hundertmal übergeben, und es kommt bei der jedesmal erneuten Übergabe weiter nichts heraus als unser altes Elend. Wer sein Leben so zu übergeben hat, um es zu verlieren, der hat nichts mehr zu riskieren. Wenn die Schwierigkeiten an ihn herantreten, so befremden sie ihn nicht; denn er erinnert sich, daß er sein Leben Jesus übergeben hat, um es zu verlieren. Er weiß, daß er auf dem rechten Wege und auf dem rechten Platz ist. Der Fall der ersten Eltern fing damit an, daß sie sich selbst zum Mittelpunkt machten. Der Versucher sprach: „Ihr werdet sein!“ (1. Mose 3, 5.) Und in jenem Augenblick, als siedies glaubten, fielen sie, d. h. innerlich; in jenem Augenblick, als sie das glaubten, wurde das „falsche Ich“ geboren — und dann kam die Sünde. Darum kam Christus mit dem Kreuz (Röm. 5, 6), um den alten Menschen wegzutun und einen neuen Menschen (Eph. 2, 15) zu schaffen. Denn die tiefste Bedeutung des Kreuzes ist die Erlösung von uns selbst (2. Kor. 5, 15); darum ist ein Mensch erst dann gerettet, wenn er gerettet ist von sich selbst. Aller Kampf gegen die Sünde, alle Tränen über die Sünde sind umsonst, wenn wir nicht mit unserm alten Menschen in die Kreuzesgemeinschaft mit unserm Haupt eingehen. Denn unser alter Mensch ist nach Röm. 6, 6 „der Leib der Sünde“, d. h. das Organ für die Sünde, die Quelle des Sündigen.
  3. Glaubenskampf ist da, wo das Waffengeklirr unsrer eigenen Waffen aufgehört hat und der Geist (Luk. 4, 14) den Kampf führt. Jesus wurde vom Geist in die Wüste geführt, wo der Kampf Seiner wartete. Er ging in des Geistes Kraft in den Kampf und ging darum in des Geistes Kraft (Luk. 4, 14) aus dem Kampf. Sein Anführer im Kampf war der Geist, und Seine Rüstung im Kampf war der Lammessinn. Der Lammessinn war der Nerv Seiner Stärke, oder wie Paulus Eph. 6,. 11 sagt: „Die ganze Waffenrüstung Gottes“. An dieser Waffenrüstung Gottes hat der Feind alle seine Pfeile zerbrochen. Denn alles kann überwunden werden, nur die Lämmer nicht. Das Siegel, das sie tragen, heißt: „Unüberwindlich!“ (Röm. 8,36. 37.)
  4. Glaubenskampf ist da, wo jede Regung ungöttlichen Wesens bei uns oder bei andern ein Anlaß wird, völliger das ewige Leben zu ergreifen. Denn in diesem Zusammenhang versteht es wohl Paulus 1. Tim. 6, 6-12. (Georg Steinberger)

6:13 Ich gebiete dir vor Gott, der alle Dinge lebendig macht, und vor Christo Jesu, der unter Pontius Pilatus bezeugt hat ein gutes Bekenntnis,

6:14 daß du haltest das Gebot ohne Flecken, untadelig, bis auf die Erscheinung unsers HERRN Jesu Christi,

6:15 welche wird zeigen zu seiner Zeit der Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und HERR aller Herren.
Gott ist der Selige, weil Er Gott ist. Er bedarf keines Dinges zu Seiner Seligkeit außer Sich. Er hat das Leben in Sich selber. Niemand ist gut als Er. Das Sein kann man im höchsten Verstand nur von Ihm sagen, weßwegen Er auch Jehovah heißt, das ist ein Gott, der ist und der war und der sein wird. Er ist unbegreiflich, unermeßlich und unendlich über Alles erhaben; damit wir aber aufgeweckt werden, Ihn zu suchen, zu lieben und zu verehren, so nennt Ihn die Bibel Licht, Leben, Liebe, Vater, HErr u.s.w., und redet Vieles von Seinen Eigenschaften, von Seinem Sinn und Willen. Wir können Ihn empfinden, wir können Ihn in uns wohnend haben und Seine heilsamen Wirkungen erfahren, aber unsere Erkenntniß bleibt dabei doch immer ein Stückwerk und kindisch, wird aber zu einer gewissen Vollkommenheit gelangen, wenn wir Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen werden. Paulus nennt Gott 1 Tim. 6,15. den Seligen. Auch diesen Namen werden wir nie vollkommen verstehen; dieses aber wissen wir, daß wenn Gott Seine Knechte auf’s Höchste beglücken werde, Er sie in ihres HErrn Freude und Ruhe werde eingehen heißen, und die Verheißung: Ich bin euer Gott, an ihnen ganz erfüllen werde. Der große Gott lebt also selber in einer ewigen und unermeßlichen Freude und Ruhe, und Er ist nach Seinem Wesen so gut, daß Menschen zu ihrer höchsten Glückseligkeit nichts Weiteres als Ihn nöthig haben. Er kann allein selig machen, wie Jakobus sagt, gleichwie Er auch allein verdammen kann, Jak. 4,12. Wenn Er den Ausspruch thut: gehet hin, weichet von Mir, folglich Sich den Menschen, die doch zur Vereinigung mit Ihm geschaffen und gebildet sind, nicht mittheilt, sondern ihre Seelen peinlich hungern und dürsten läßt, und sie überdieß quälenden Werkzeugen Seines heiligen Zorns, dergleichen das Feuer und der Schwefel in der Hölle sind, übergibt, so verdammt Er.
Ist aber Gott der Selige und derjenige, der allein selig machen und verdammen kann, warum sehen sich die Menschen nach anderen Stützen ihres Vertrauens um? Warum graben sie Brunnen, die löcherig sind und kein Wasser geben? Warum fürchten sie sich, da nichts zu fürchten ist? Warum fallen sie mit ihrer Begierde auf vergängliche Dinge hinein, die ihnen wenigstens der Tod entziehen wird? Menschen, die von Gott abgewichen sind, sollen geradezu durch Christum wieder zu Gott umkehren, Ihn suchen, nach Ihm dürsten, wie ein Hirsch nach frischem Wasser, und in Seiner Gnade, Liebe und Gemeinschaft allein ruhen. Je mehr man der göttlichen Natur durch Christum theilhaftig wird, wie Petrus 2 Petr. 1,4. redet, das ist, je inniger man mit Gott vereinigt wird, je völliger man Seine Inwohnung genießt, desto völliger wird man auch Seiner Seligkeit, Seines Lichts, Seines Lebens und Seiner Heiligkeit theilhaftig. Man bedarf alsdann der rauschenden Ergötzlichkeiten, die ohnehin zerstreuen und beflecken, gar nicht. Man ist ohne dieselben vergnügt, und hofft dabei, daß der selige Gott alle Begierden der Seele in jener Welt durch Sich selbst vollkommen sättigen werde. Ach Gott! mache auch mich und die Meinigen selig, und ziehe uns Alle zu Dir! (Magnus Friedrich Roos)

6:16 der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann, welchen kein Mensch gesehen hat noch sehen kann; dem sei Ehre und ewiges Reich! Amen.
Gott Bedarf keines Dings, das außer Ihm ist. Niemand ist gut als Er, und zwar ist Er wesentlich und unermeßlich gut. Er ist Licht und Liebe. Er hat das Leben in Sich selber. Alles, was Freude und Ruhe machen kann, hat und sieht Er in Sich selber. Er ist also der Selige im allerhöchsten Verstand. Er hat die Welt nicht deßwegen erschaffen, als ob Er derselben bedürftig gewesen wäre, und wenn Ihm von den Geschöpfen Ehre gegeben wird, so ist Er würdig, sie zu empfangen, und hat ein Wohlgefallen daran, und das höchste Recht, sie zu fordern: doch wird Seine innerliche Seligkeit dadurch nicht vermehrt. Er kann zu allen Geschöpfen sagen: Wer hat Mir etwas zuvor gegeben, das Mir wieder vergolten werde (Röm. 11,35.). Wenn ein Geschöpf selig heißt, so ist es nicht wegen seiner Natur selig, sondern wegen der Inwohnung Gottes, der ihm Seine Seligkeit mittheilet; wie man an vielen Engeln und an den Menschen wahrgenommen hat, welche bei ihrem Abfall von Gott ihre Natur oder ihr Wesen behalten, die Seligkeit aber, welche ihnen Gott vorher mitgetheilt hatte, verloren haben.
Wenn ich also ein seliger Mensch werden will, so darf ich weder in mir selbst, noch in meinen Glücksgütern, noch in irgend einem andern Geschöpf ruhen, sondern muß mich an Gott wenden, und wenn ich Seiner göttlichen Natur durch die Vereinigung mit Ihm, oder durch Seine Inwohnung in mir theilhaftig werde, so werde ich eben dadurch der Seligkeit theilhaftig. Alsdann aber wird meine Seligkeit vollkommen sein, wenn Gott in mir Alles sein, oder mich ganz mit Sich selbst erfüllen wird. Zu diesem Ziel gelangt man aber freilich durch viele Stufen. Die erste ist, daß der von Gott abgewandte Sünder sich zu Ihm umwendet oder bekehrt, Ihn mit seinem Verlangen und Gebet unter dem Gefühl seines Elends zu suchen anfängt, und Seiner Gnade theilhaftig wird. Bei dieser Gnade nimmt Gott von dem Innersten der Seele Besitz, und fängt schon an darin zu wohnen, und den Menschen etwas von Seiner Seligkeit genießen zu lassen. Doch weil noch viele ungetödtete Lüsternheit, Eigenliebe und Weltliebe in der Seele ist, welche zwar nimmer herrscht, aber doch die Seele oft verfinstert und in eine Unordnung bringt, ja auch dem Satan eine Gelegenheit gibt, sie zu bestürmen: so wird der Genuß der göttlichen Seligkeit oft gehemmt, ja es gibt Stunden, wo man sie gar nicht wahrnimmt, und die Seele keine andere Empfindung hat, als die Empfindung ihrer Schwachheit und Verderbniß. Doch kommen bald wieder Stunden, worin sie wahrnimmt, daß der selige Gott doch bei ihr drinnen geblieben sei, ob sie Ihn schon eine zeit lang nicht empfunden hatte. Je mehr aber die Seele in der Heiligung wächst, und je stärker und geübter ihre geistlichen Sinne werden: desto deutlicher und völliger genießt und empfindet sie den seligen Gott in ihr selbst; wiewohl immer unter Abwechslungen, so lange das irdische Leben währt. Es gibt Leute, welche hierin ausnehmende und außerordentliche Erfahrungen bekommen haben, die man nicht verspotten soll, aber auch sich selber nicht nehmen und geben kann. Wenn aber nun eine gerechte und geläuterte Seele von dem Leibe geschieden wird, so wird sie zu dem seligen Gott hingerückt und genießt Seine Seligkeit, Seine Ruhe, Seine Freude viel völliger, und beständiger, als sie dieselbe im Leibe genießen können: wenn aber auch der Leib wird auferweckt sein, so wird Gott Seine Seligkeit dem Menschen auch durch die Sinne dieses auferweckten und verklärten Leibes mittheilen. Selig sind, die Seine Gebote halten; auf daß ihre Macht sei an dem Holz des Lebens, und zu den Thoren einzugehen in die Stadt ihres Gottes, in das neue Jerusalem. Offenb. 22,14. (Magnus Friedrich Roos)

6:17 Den Reichen von dieser Welt gebiete, daß sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den ungewissen Reichtum, sondern auf den lebendigen Gott, der uns dargibt reichlich, allerlei zu genießen;
Es hat also doch damals etliche Reiche gegeben in der Gemeine; aber sie haben nicht den Kern derselben ausgemacht. Sie haben nicht um des willen, daß sie reich waren, größeren Einfluß ausgeübt - auch nicht ausüben dürfen, falls sie es etwa wollten. Gegenüber dem geistlichen Reichtum, den das Evangelium gab, galt der irdische Besitz nur auch gar nichts. Und Bischöfe und Vorsteher durften sich wohl grundsätzlich nicht durch Besitz auszeichnen. „Sehet an“, sagt Paulus (1. Kor. 1,26ff.), „euren Beruf“, d. h. was ihr für Leute seid, die Gott zu der Gemeine berufen hat, „nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle hat Er berufen.“ Es war eine eigentümliche Zeit, daß da die Armen und Geringen den Kern der Gemeine bildeten und bilden konnten!
Weil's aber so war, so konnte man auch leichter den Reichen „gebieten“, wie es Paulus sagt, und zu ihnen sprechen: „Lieber Bruder, höre und laß dir sagen: nimm dich in acht; du bist reich - sei nicht stolz!“ Den Reichen den Stolz verbieten, das hat man damals gut können: sie sollten sich nämlich um des Reichtums willen nicht erheben und nicht etwas auf sich halten oder auf andere herabsehen. Ebenso soll ihnen Timotheus das Hoffen auf den ungewissen, d. h. unsicheren Reichtum verbieten. Erfährt man's ja doch, wie über Nacht der Reichste zum Ärmsten werden kann! Da können sie wohl denken, alles sei nichts, sei nur Schaum, nur vorübergehend. Dagegen sollten sie auf den lebendigen Gott hoffen; denn nur das, was man in Gott hat, ist gewiß und dauernd - so dauernd als Gott selbst. Auch ist es ja nur Gott, der uns - mögen wir reich oder arm sein - dar gibt reichlich allerlei zu genießen. Und wie Er's gibt, so kann Er's auch nehmen! Den reichlichsten Genuß vom Reichtum haben die Reichen an dem, was Paulus weiter gebietet: daß sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gerne geben, behilflich seien, behilflich namentlich in Sachen, die zur Förderung der Gemeine dienen. Wer das versteht, hat den rechten Genuß von dem, was er besitzt. Er ist ja nur Haushalter über Gottes Gaben; und Haushalter ist er nicht, wenn er nicht auch mit dem, was er hat, zu dienen weiß. Ist er's, so ist's wie gesagt ein Genuß für ihn, weil „Geben seliger ist als Nehmen“ (Apg. 20,35). Die Reichen haben also einen gewissen Vorteil damit, daß sie leichter reich werden können an guten Werken. Sie können sehr vielen Herzen - schon im Kleinen, wenn sie dran denken - wohl tun, was diese ihnen noch am Jüngsten Tage gedenken. Immerhin gehört ja eine Verleugnung dazu, seinen Reichtum zum Wohl tun zu benützen. Man sieht's an dem, daß es viele nicht so machen. Diese aber sollten's bedenken, daß es ihnen zur Verantwortung dient, wenn niemand, dem sie hätten wohl tun können, an jenem Tage ihnen zur Seite steht. Daß sie also allein bleiben, wie sie auch in dieser Welt sich oft allein gehalten haben. Insofern stehen sie auch mit ihrem Reichtum vor den Armen im Nachteil, weil sie mehr Verantwortung haben als diese. Hienieden erwarten's die Armen von den Reichen - dort sollen's die Reichen von den Armen erwarten können, was sie bedürfen. Das geschieht insofern, als ihr gegen die Armen geübtes Verhalten bei ihnen besonders in Rechnung kommt.
Es merke sich aber jeder etwas daraus, der auch nur ein Kleines hat, um mitzuteilen: Jeder kann Herzen erquicken, kann ihnen wohl tun, kann ihnen behilflich sein auf allerlei Art. Das Geld macht nicht alles aus. Man kann trösten, man kann freundlich sein, man kann raten und helfen, man kann Fürsorge tragen, ohne gerade Geldmittel haben zu müssen. So kann ein Jeder, auch der Ärmste, doch „reich werden an guten Werken“. Und je ärmer einer ist, desto höher wird's von Gott angeschlagen! (Christoph Blumhardt)


Unser Herr Jesus ist allezeit freigebig, und entzieht uns seine Hand auch nicht einen einzigen Augenblick. So lange noch ein Gefäß der Gnade vorhanden ist, das noch nicht gefüllt ist bis zum Rande, steht auch das Öl nicht. Er ist eine Sonne, die nie untergeht; Er ist Manna, das unaufhörlich rings ums Lager her vom Himmel fällt; Er ist der Fels in der Wüste, der aus seiner durchstochenen Seite ununterbrochene Lebensströme spendet; der Regen seiner Gnade trieft immer; der Segen seiner Güte fließt immer; der Born seiner Liebe strömt allezeit über.
Wie Er, der König, nie stirbt, so hört seine Barmherzigkeit nimmer auf. Tag für Tag pflücken und genießen wir seine Frucht, und täglich beugen sich seine Zweige mit einem neuen Vorrat seiner Güte zu unsern ausgestreckten Händen nieder. Seine Wochen haben sieben Festtage und seine Jahre so viele Gastmähler, als sie Tage zählen. Wer hätte je seine Tür verlassen, ohne einen Segen mitzunehmen? Wer wäre je ungesättigt von seiner Freudentafel aufgestanden, oder wonneleer aus seinen Armen geschieden? Seine Gnade und Barmherzigkeit ist alle Morgen neu und erquickt uns jeden Abend. Wer kann die Menge seiner Wohltaten zählen, oder die Zahl seiner Gnadengaben ermessen? Jedes Sandkorn, das durch das Stundenglas der Zeiten rinnt, ist nur der träge Nachläufer von unzähligen seiner Liebeserweisungen. Die Fittiche unsrer Stunden sind bedeckt mit dem Silber seiner Güte und mit dem durchsichtigen Gold seiner Liebe. Der Strom der Zeit trägt von den Gebirgen der Ewigkeit die goldenen Sandkörner seiner Gunst zu uns herüber. Die zahllosen Sterne sind nur die Bannerträger einer noch unendlicheren Schar von Segensspenden. Wer vermag den Staub zu zählen alles Guten, das Er über Jakob ausschüttet, oder wer überrechnet die Zahl des vierten Teils seiner Segnungen über Israel? Womit kann Ihn meine Seele erheben, der uns täglich mit seiner Güte füllt und uns krönt mit Gnade und Barmherzigkeit? O, dass doch mein Lobpsalm endlos wäre, wie seine Güte! O, arme Zunge, wie bist du so ohnmächtig? Warum schweigst du so stille? Wache auf, denn sonst bist du nicht mehr meine Ehre, sondern meine Schande. „Wohlauf, Psalter und Harfen! Ich will früh auf sein!“ (Charles Haddon Spurgeon)

6:18 daß sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gern geben, behilflich seien,

6:19 Schätze sammeln, sich selbst einen guten Grund aufs Zukünftige, daß sie ergreifen das wahre Leben.

6:20 O Timotheus! bewahre, was dir vertraut ist, und meide die ungeistlichen, losen Geschwätze und das Gezänke der falsch berühmten Kunst,

6:21 welche etliche vorgeben und gehen vom Glauben irre. Die Gnade sei mit dir! Amen.
Mit Recht warnt Paulus vor dem Reichwerdenwollen und ermahnt zur Genügsamkeit. Wir haben alle viel weniger zum Leben nöthig, als wir zu bedürfen glauben. Darum gilt es, einen andern und gewisseren Gewinn zu suchen, als den irdischen, bei dem so wenig, ja gar nichts zu gewinnen ist, nämlich die Gottseligkeit, aus welcher die Genügsamkeit nothwendig entspringt. Es ist besser, ein wenig mit der Furcht des Herrn, denn ein großer Schatz, darin Unruhe ist. (Spr. 15,16.) In dem Reichthum steckt zwar an sich noch nicht die Unruhe, sondern sie entspringt aus dem Herzen des Menschen; weil aber der Mensch sich selbst wegen seiner sündlichen Unart den Reichthum leicht zur Unruhe macht, gleich wie der Wind ein sonst stilles Wasser bewegt, so ist der Besitz großer Schätze nie ohne Seelengefahr. O Du allerheiligste Dreieinigkeit, Gott Vater, Sohn und heiliger Geist, laß mich denn Dich ganz besitzen, so besitze ich in Dir Alles, was mich hier und dort vergnügen kann. In Dir ist die höchste Seligkeit, und außer Dir ist nichts als Unseligkeit und Unfriede. Was würde mir der Besitz aller Schätze dieser Welt helfen, wenn ich Dich nicht hätte? Wenn ich Dich nur habe, so frage ich nichts nach Himmel und nach Erde; und wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist Du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Theil. Diesen gläubigen Vorsatz bestätige in mir, o mein Herr und Gott, damit es mir gleich gilt, wenn ich viel und wenn ich wenig habe. Gieb, daß ich die Gottseligkeit jederzeit für einen großen Gewinn halte, weil sie eine Frucht des wahren Glaubens ist, durch welchen ich Dich ergreife und besitze. Bei Dir wird mir nichts mangeln, was ich zu diesem und zu jenem Leben nöthig habe. Ach, so verleihe mir ein ruhiges und genügsames Herz, und hilf, daß ich stets mit Deinem heiligen willen zufrieden bin. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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