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2. Thessalonicher, Kapitel 3

2. Thessalonicher, Kapitel 3

3:1 Weiter, liebe Brüder, betet für uns, daß das Wort des HERRN laufe und gepriesen werde wie bei euch,

3:2 und daß wir erlöst werden von den unverständigen und argen Menschen. Denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding.
Paulus wurde durch einen Aufruhr, welchen die halsstarrigen Juden erregten, genöthigt, Thessalonich zu verlassen, wo er ohne Zweifel gern länger geblieben wäre. Eben so ging es ihm zu Beroe, und er mußte dieser Juden halber ganz Macedonien verlassen, und sich zu Schiff nach Athen begeben. Hier hatte er zwar der Juden halber Ruhe, hingegen disputirten da etliche der Epikurer und Stoiker Weltweisen mit ihm, und nannten ihn einen Lotterbuben oder Plauderer, da sie selbst solche waren. Auf dem Gerichtsplatz hielt er zwar eine Rede von Gott, von Christo und von der Auferstehung: es wurden aber nur wenige von den Zuhörern glaubig, die Andern aber spotteten über seine Rede. Um diese Zeit schrieb er den ersten und bald hernach den zweiten Brief an die Thessalonicher, und ermahnte sie unter Anderem, für ihn und den Silas und den Timotheus zu beten, daß sie von den unartigen und argen Menschen erlöset werden. Ob er hier auf die Juden, die ihn zu seiner Betrübniß aus Macedonien getrieben hatten, oder auf die atheniensischen Spötter gezielt habe, ist schwer zu bestimmen. Jene und diese waren unartige und arge Menschen; doch weil er 1 Thess. 2,15.16. sehr über die Juden geklagt hatte, so ist glaublich, daß er auch 2 Thess. 3,2. an sie gedacht habe, denn sie waren es, welche mit allem Fleiß hindern wollten, daß das Wort Gottes nicht laufen möchte, und nicht gepreiset würde, V. 1., und deßwegen wünschte auch Paulus, von ihnen erlöset zu werden. Paulus hatte vorher auch diesen unartigen und argen Menschen das Evangelium geprediget, bei ihnen aber nichts ausgerichtet, weil der Glaube, wie er 2 Thess. 3,2. sagt, nicht Jedermanns Ding ist, oder weil es Leute gibt, die zerrüttete Sinne haben, und zum Glauben untüchtig sind; darum ermahnt er jetzt die Thessalonicher, zu beten, daß er von ihnen erlöset, folglich nimmer gehindert werden möchte, sein Apostelamt unter den Heiden auszurichten. Er hat auch nach seinem kurzen Aufenthalt zu Athen 1 Jahr und 6 Monate eine ruhige Zeit und offene Thüre zu Korinth gehabt, und hernach zu Ephesus 2 Jahre das Evangelium frei gepredigt.
Zu unserer Zeit hat manche christliche Obrigkeit unter ihren Unterthanen, mancher Prediger unter seinen Zuhörern, und mancher Hausvater oder Hausmutter unter ihren Hausgenossen unartige und arge Menschen, an denen auch das Wort erfüllt wird: der Glaube ist nicht Jedermanns Ding. Man darf wünschen, von solchen Menschen erlöset zu werden, und Gott um diese Erlösung bitten, da dann diese Bitte die reinste Absicht hat, wenn sie die Ausrichtung des Willens Gottes oder die Ausbreitung Seines Reiches, der diese Leute im Weg stehen, zum Zweck hat. Gott erlöset auch von solchen Leuten, wenn Er sie als unfruchtbare Bäume, die das Land hindern, abhauet, oder sie sterben läßt, oder wenn Er ihnen die Macht zu widerstehen oder zu schaden nimmt, oder wenn Er Seinen Knechten an einem andern Ort Ruhe verschafft und eine Thüre aufthut. Am völligsten erlöst Gott von allen unartigen und argen Menschen, wenn Er Seine Kinder und Knechte in Sein himmlisches Reich aufnimmt, wo kein unartiger und arger Mensch hinkommt. HErr, erlöse uns von allem Uebel! (Magnus Friedrich Roos)

3:3 Aber der HERR ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Argen.
Ein schwacher Glaube ist auch ein Glaube, und ein schwacher aber redlicher Christ ist immer den weisesten, muthigsten und feinsten Weltmenschen so vorzuziehen, wie das Licht der Finsterniß, das Lebendige dem Leblosen, der Liebling Gottes demjenigen, den Gott verwirft, vorzuziehen ist. Allein immer schwach bleiben, ist gefährlich. Es dringen im Fortgang des Laufs Versuchungen heran, und es werden dem Menschen Pflichten aufgegeben, welche eine geistliche Stärke erfordern. Doch kann sich auch der geistliche Mensch nichts nehmen, es werde ihm dann von oben herab gegeben; darum schrieb Paulus an die Thessalonicher: der HErr ist treu, der wird euch stärken; gleichwie auch die heilige Schrift in vielen Stellen von Gaben Gottes, die man empfangen, und von Wirkungen Gottes, die man von Zeit zu Zeit erfahren solle, redet. Paulus erinnerte die Thessalonicher an die Treue Gottes, und leitete daraus Seine stärkende und bewahrende Gnade her. Freilich wäre ein Arzt nicht treu, der einen Kranken halb gesund machte, und alsdann verließe. Die Mutter wäre nicht treu, welche ihr Kind zu säugen oder zu ätzen aufhörete, ehe es seine Nahrung selber zu sich nehmen könnte. Der Vorsteher wäre nicht treu, welcher seinen Untergebenen Arbeiten auflegte, die ihnen zu schwer wären, oder sie Gefahren aussetzte, denen sie nicht gewachsen wären. Aber so ist unser Gott, so ist unser Erlöser, der Heilige in Israel, nicht gesinnt. Er stärkt die Seelen durch Seine Kraft, bis sie ganz gesund sind, und theilt ihnen Sein eigenes Leben bis zu ihrer Vollendung mit. Er unterweiset sie, und zeigt ihnen den Weg, den sie wandeln sollen, bis sie das Ziel erreicht haben, wo sie still stehen und ruhen können. Er gibt den Kindern Milch, und starke Speise, wenn sie erstarkt sind. Er trägt die Lämmer in Seinem Busen, und führet die Schafmütter, Jes. 40,11. Er versuchet Niemand zum Bösen, und lässet diejenigen, die Ihm vertrauen, nicht über ihr Vermögen versucht werden. Er legt ein Joch auf, das sanft, und eine Last, die leicht ist. Er setzt diejenigen, die Ihm treu sind, nie auf’s Schlüpfrige, sondern leitet sie nach Seinem Rath und auf Seinen Wegen, die voll Güte und Wahrheit sind. Er bewahrt sie vor dem Argen, dem sie zwar selbst auch widerstehen können und sollen, dem sie aber wegen seiner großen Stärke und Arglist nie gewachsen wären, wenn der HErr, der größer als Alles ist, sie nicht in Seiner Hand hielte und bewahrte.
Wer will also noch sagen, daß bei einem wahren Christenthum das Ueberwinden, Wachsen, und Beharren bis an’s Ende eine unmögliche Sache sei. Freilich, wer mit seinem Herzen von dem HErrn Jesu weicht, und nachdem er seine Hand an den Pflug gelegt hat, zurück sieht, im Wachen und Beten läßig wird, und anfängt sich auf seine eigene Weisheit und Kraft zu verlassen, muß bald schwach werden, und, wenn er nicht bald sich erholt, aus der Schwachheit wieder in den geistlichen Tod fallen.(Magnus Friedrich Roos)


Den Menschen fehlt es oft ebensosehr an Vernunft wie an Glauben. Es sind immer noch „unvernünftige und arge Menschen“ bei uns. Es ist unnütz, mit ihnen zu disputieren oder versuchen, in Frieden mit ihnen zu sein: sie sind falsch im Herzen und trügerisch in der Rede. Nun, was denn? Sollen wir uns mit ihnen plagen? Nein, laßt uns zu dem Herrn uns kehren, denn Er ist treu. Keine Verheißung seines Wortes wird je gebrochen werden. Er ist weder unbillig in seinen Forderungen an uns, noch untreu in betreff unsrer Ansprüche an Ihn. Wir haben einen treuen Gott. Sei dies unsre Freude.
Er will uns so stärken, daß gottlose Menschen nicht unsren Untergang herbeiführen werden, und Er will uns so bewahren, daß keins der Übel, die uns jetzt befallen, uns wirklichen Schaden zufügen wird. Welcher Segen für uns, daß wir nicht mit Menschen zu streiten brauchen, sondern uns in dem Herrn Jesus bergen können, der das wahrste Mitgefühl mit uns hat. Es gibt Ein wahrhaftes Herz, Ein treues Gemüt, Eine unwandelbare Liebe; darin laßt uns ruhen. Der Herr wird den Ratschluß seiner Gnade an uns, seinen Knechten, erfüllen und wir brauchen nicht gestatten, daß auch nur ein Schatten von Furcht auf unsre Seele falle. Alles, was Menschen oder Teufel tun können, vermag nicht die göttliche Beschützung und Fürsorge von uns abzuhalten. Diesen Tag laßt uns den Herrn bitten, uns zu stärken und zu bewahren. (Charles Haddon Spurgeon)

3:4 Wir versehen uns aber zu euch in dem HERRN, daß ihr tut und tun werdet, was wir euch gebieten.

3:5 Der HERR aber richte eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu der Geduld Christi.1)

3:6 Wir gebieten euch aber, liebe Brüder, in dem Namen unsers HERRN Jesu Christi, daß ihr euch entzieht von jedem Bruder, der da unordentlich wandelt und nicht nach der Satzung, die er von uns empfangen hat.

3:7 Denn ihr wisset, wie ihr uns sollt nachfolgen. Denn wir sind nicht unordentlich unter euch gewesen,

3:8 haben auch nicht umsonst das Brot genommen von jemand; sondern mit Arbeit und Mühe Tag und Nacht haben wir gewirkt, daß wir nicht jemand unter euch beschwerlich wären.

3:9 Nicht darum, daß wir es nicht Macht haben, sondern daß wir uns selbst zum Vorbilde euch gäben, uns nachzufolgen.

3:10 Und da wir bei euch waren, geboten wir euch solches, daß, so jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht essen.

3:11 Denn wir hören, daß etliche unter euch wandeln unordentlich und arbeiten nichts, sondern treiben Vorwitz.

3:12 Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie durch unsern HERRN Jesus Christus, daß sie mit stillem Wesen arbeiten und ihr eigen Brot essen.

3:13 Ihr aber, liebe Brüder, werdet nicht verdrossen Gutes zu tun.

3:14 So aber jemand nicht gehorsam ist unserm Wort, den zeigt an durch einen Brief, und habt nichts mit ihm zu schaffen, auf daß er schamrot werde;

3:15 doch haltet ihn nicht als einen Feind, sondern vermahnet ihn als einen Bruder.

3:16 Er aber, der HERR des Friedens, gebe euch Frieden allenthalben und auf allerlei Weise. Der HERR sei mit euch allen!

3:17 Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand. Das ist das Zeichen in allen Briefen; also schreibe ich.

3:18 Die Gnade unsers HERRN Jesu Christi sei mit euch allen! Amen.
Der Apostel warnt hier vor frommem Müßiggang einerseits, wie andererseits vor falscher Geschäftigkeit und Vorwitz, weil dadurch das Evangelium geschändet werde. Das Christenthum giebt uns kein Privilegium zum Müßiggang und zur Faulheit. Aber auch wenn wir dies nicht sind, sind wir noch nicht Alles. Es könnte alsdann noch Unordnung, Verwirrung und ein weltliches Geräusch mitten in unserm Fleisch und unserer Arbeit herrschen, und doch ist Gottes Charakter, dem wir auch hierin nachahmen müssen, Ordnung und Stille. Er thut alles zu seiner Zeit, und seine größten Wunder geschehen ohne Geräusch. Ein wahrer Christ, der Frieden mit Gott und Stille der Seele hat, fängt seine Geschäfte ohne Prahlerei und Ruhmsucht an. Er kennt sein Maaß von Geschäftigkeit und setzt sich zu jedem die beste Zeit. Er zerstreut sich nicht in vielerlei Geschäfte, und will nicht Alles zugleich thun, weil er gewöhnlich alsdann gar nichts gethan hätte. Am wenigsten ist er denen gleich, die bald nichts thun, bald Alles verschlingen wollen, bald eifrig anfangen, bald auf die letzten Augenblicke das Wichtigste verschieben, und hernach verdrüßlich oder gewaltsam das zwingen wollen, was nicht durch Zwang sondern durch Ordnung gelingen kann. Es ist ihm lieb, wenn er seine Geschäfte übersehen kann und wenn sie nicht durch Störungen unterbrochen werden. Nie macht er die Nacht zum Tage, nie den Tag zur Nacht. Nie stört er durch unzeitige Arbeit andere in ihrer Ruhe und Ordnung. Sein Schlaf ist Mäßigkeit, seine Speisen und Getränke sind nicht die Sinnlichkeit mehrende Wollüste. Am wenigsten nimmt er zu viel an fremden Dingen Theil. Die Vielgeschäftigkeit derer, die überall in jedes fremde Geschäft, in jede Art der Neuigkeiten, in das, was hier und dort vorgeht, sich einmischen, ist eine Pest der Ordnung und der erste Schritt, auch an manchen unangenehmen Folgen fremder Handlungen Theil nehmen zu müssen. Er sieht endlich bei seinen Geschäften darauf, daß er sich selbst nicht überjagt. Indem er den Müßiggänger haßt, haßt er auch den feinen Selbstmörder, der sich verzehrt und durch Ueberladung mit Geschäften ein unermäßiger Verschwender ist. Welch ein Lebensbild! Möge ich durch Gottes Gnade es verwirklichen! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Hier ist im ersten Theil des Kapitels eine treuherzige Vermahnung, daß alle, welchen die Ehre Gottes und die Ausbreitung des Reichs Jesu Christi lieb ist, auch fleißig für ihre Lehrer beten sollen, damit sie das Wort des Evangelii ohne Hinderniß weit ausbreiten mögen; so werden auch unter der beständigen Treue Gottes, der die Seinigen gern stärken - und vor dem Aerger bewahren will, und durch den Dienst rechtschaffener Lehrer noch viele Herzen zur Gemeinschaft des Glaubens gebracht - und zur Liebe Gottes und der Geduld Christi gerichtet werden. Denn gleichwie das Gebet der Gerechten, sowohl der Lehrer als der Zuhörer, viel vermag, wenn es ernstlich ist, ebenso ist auch dessen Unterlassung oder Nachlässigkeit in demselben neben anderem eine Ursache mit, warum der Lauf des Evangelii gehemmet wird, und die Hindernisse so überhandnehmen.
Darnach im andern Theil kommt der Apostel auf einige in der Gemeine, die durch Müssiggang unordentlich wandelten, auch andern beschwerlich und ärgerlich waren, und vermahnet nicht nur sie zur Besserung, sondern gibt auch den andern eine Anweisung, wie sie sich gegen solche Leute zu verhalten haben.
Daraus sehen wir denn einestheils, daß man in wohleingerichteten Gemeinen zu dem überhandnehmenden unordentlichen Wandel einiger Glieder nicht stillschweigen, sondern an ihrer Besserung mit Liebe und Ernst in christlicher Klugheit arbeiten - und, wenn es nichts hilft, sie ganz und gar, bis sie sich bessern, von der christlichen Gemeine ausschließen müsse. Anderntheils aber erhellet hieraus, was für ein böses Ding der Müssiggang sey, da die Leute nichts arbeiten - oder das nicht thun, was sie thun sollten.
Der Apostel will, man solle solch unordentlich Wesen nicht dulden, denen, die so wandeln, nichts zu essen geben - und nichts mit ihnen zu schaffen haben, eben darum, weil Gott in Seinem Reich auch nichts zu schaffen haben will mit denen, welche sich durch Müssiggang zu Werkzeugen des Satans machen - und diesem bösen Geist einen Polster unterlegen, darauf er ruhen könne.
Darum sollen wir uns vor Müssiggang hüten, und jeder soll seiner ordentlichen, rechtmäßigen Berufsarbeit mit allem Fleiß abwarten; so wird Gott unsere Arbeit in Beförderung unserer zeitlichen und ewigen Glückseligkeit auch nicht vergeblich seyn lassen, sondern nach Seiner Güte mit erwünschtem Segen krönen. (Veit Dieterich)

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