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1. Thessalonicher, Kapitel 2

1. Thessalonicher, Kapitel 2

2:1 Denn auch ihr wisset, liebe Brüder, von unserm Eingang zu euch, daß er nicht vergeblich gewesen ist;

2:2 sondern, ob wir gleich zuvor gelitten hatten und geschmäht gewesen waren zu Philippi, wie ihr wisset, waren wir freudig in unserm Gott, bei euch zu sagen das Evangelium Gottes mit großen Kämpfen.

2:3 Denn unsere Ermahnung ist nicht gewesen aus Irrtum noch aus Unreinigkeit noch mit List;

2:4 sondern, wie wir von Gott bewährt sind, daß uns das Evangelium vertraut ist zu predigen, also reden wir, nicht, als wollten wir den Menschen gefallen, sondern Gott, der unser Herz prüft.

2:5 Denn wir sind nie mit Schmeichelworten umgegangen, wie ihr wisset, noch mit verstecktem Geiz, Gott ist des Zeuge;
Wirklich nie? Einen fremden bissigen Hund kann man vielleicht mit etwas Schmeichelworten dazu bringen, daß er aufhört zu knurren und leise mit dem Schweif wedelt. Aber Menschen? Liegt nicht eine Art Mißachtung des fremden Urteilsvermögens und der fremden Persönlichkeit darin, wenn wir durch Schmeicheln versuchen, sie zu gewinnen? Wenn mir Leute schmeicheln, werde ich argwöhnisch: was wollen die von mir nachher für einen Gegendienst? Wird ihre Bitte nicht gerade so unnobel sein wie vorher ihr Schmeicheln? Es ist nicht genug, daß wir selbst nie - wirklich durchaus nie schmeicheln; wir müssen auch unseren Bekannten jede Lust, uns zu schmeicheln, benehmen. Ist nicht schon genug Unwahrheit in unserem Verkehr, wozu noch dieses Streicheln der Eitelkeit auf Kosten der Wahrheit. Die größte Verblendung ist dann erst, wenn man bei der Lobhudelei der Schmeichler gar nicht merkt, wie wenig Ernst dahinter steckt und wie lächerlich wir uns machen, wenn wir ihr Glauben schenken. Wie anders nimmt man die leiseste Herabsetzung der eigenen Persönlichkeit auf, mag sie noch so viel Wahres enthalten, als die albernste, unwahre Schmeichelei!
Herr Jesu, in deinem Munde ist kein Betrug erfunden. O, mache uns gefeit gegen jedes Menschenlob und lehre uns die Ehre suchen, die vor Gott gilt. Behüte unsere Lippen, daß sie nichts Trügerisches reden und nie aus Menschengefälligkeit schmeicheln und heucheln. Hilf uns wahr sein in der Liebe! Amen. (Samuel Keller)

2:6 haben auch nicht Ehre gesucht von den Leuten, weder von euch noch von andern;

2:7 hätten euch auch mögen schwer sein als Christi Apostel. Aber wir sind mütterlich gewesen bei euch, gleichwie eine Amme ihr Kind pflegt;

2:8 also hatten wir Herzenslust an euch und waren willig, euch mitzuteilen nicht allein das Evangelium Gottes sondern auch unser Leben, darum daß wir euch liebgewonnen haben.

2:9 Ihr seid wohl eingedenk, liebe Brüder, unsrer Arbeit und unsrer Mühe; denn Tag und Nacht arbeiteten wir, daß wir niemand unter euch beschwerlich wären, und predigten unter euch das Evangelium Gottes.

2:10 Des seid ihr Zeugen und Gott, wie heilig und gerecht und unsträflich wir bei euch, die ihr gläubig waret, gewesen sind;

2:11 wie ihr denn wisset, daß wir, wie ein Vater seine Kinder, einen jeglichen unter euch ermahnt und getröstet
Nicht nur eine gute Gesinnung sollen wir haben, sondern auch einen würdigen Wandel unter denen, mit welchen wir leben. Diese freilich kennzeichnen sich nicht immer als berufene Reichsgenossen. Sie erscheinen oft als Leute, die keinen Gott und Heiland haben; wenigstens tun sie, wie wenn sie nach keinem Gott und Heiland fragen würden - obgleich es ihnen nicht immer gerade ernst damit ist. Seien diese aber, wer sie wollen, miß dich, lieber Christ, an ihnen: Willst du's geradeso machen wie diese? Willst du etwa denken: Man braucht's nicht immer zu zeigen, wer man ist, man kann seine Sachen auch für sich (im verborgenen) haben - wie viele denken!?
Heißt das aber vor Gott würdig wandeln? Ihnen gegenüber besinne und prüfe dich, ob dein Wandel würdig sei. Wenn man's an dir sieht, daß du's geradeso kannst wie diese, und wenn man sich an dir ebenso ärgern muß, wie man sich an diesen ärgert: dann ist nicht viel an dir und deinem Christentum! Sieht man an dir den Zornigen, den Eigennützigen, den Hitzigen, den Stolzen, den Verdrossenen, den Harten, wie an den andern, so könnte man von dir sagen: „Der kennt auch seinen Heiland noch nicht!“ Da ist's aber doch klar, daß du nicht würdig vor Gott wandelst, wenn die Leute denken müssen, du stündest dem Heiland ferne. Man sollte denken, du könntest selbst auch die Art der„ Welt“ beurteilen, und es müßte diese dir von selbst leicht als eine unrichtige bemerklich werden! Drum miß dich an ihr, ob du nicht auch so bist - und schäme dich, wenn du nicht einen Unterschied findest zwischen dir und ihr in deinem eigenen Wandel und Verkehr. Denn dann wandelst du sicher nicht richtig vor Gott!
Wir sind zum Reiche Gottes berufen und zu Seiner Herrlichkeit, d. h. wir sollen unter denen sein, die Sein eigen sind und unter denen Er einmal wohnen will. Diesem unserm Beruf muß doch wohl jetzt schon unser Wandel und Wesen entsprechend sein. Wird man etwa einmal im Reiche Gottes oder gar in Seiner Herrlichkeit hadern und streiten, neiden und geizig sein, hochmütig und anmaßend, mürrisch und verdrossen, hart und unbarmherzig? „Doch nein“, wirst du sagen, „das wäre übel!“ Schickt sich's aber nun für dich, geradeso zu sein, wie es im Reiche Gottes und in der Versammlung der Gerechten nicht sein soll? Hieße das würdig wandeln vor dem Gott, der zu so Großem berufen hat? Sollte dich's nicht an- treiben, dich möglichst als den zu zeigen, der das schon hat, was er erst noch hofft? Oder willst du unter denen sein, die überall eben das sind, was die andern auch sind: die also im Wald mit den Wölfen heulen - aber im Himmel dann mit den Engeln singen wollen? Wahrlich, da bist du ein Heuchler, wenn du deine böse Art nicht schon jetzt umwandeln magst in die göttliche Art, die allein ein Recht hat in der Herrlichkeit Gottes!
Deine Hoffnung und dein Wandel sollte also zusammenstimmen, so daß man es dir in jedem Worte, in jeder Handlung, in jeder Bewegung ansieht, daß du daran denkst, wozu du berufen bist. So ist's würdiglich vor Gott.
0 lernten wir's allezeit treffen, wie's unsrem Glauben und Hoffen ansteht! (Christoph Blumhardt)

2:12 und bezeugt haben, daß ihr wandeln solltet würdig vor Gott, der euch berufen hat zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit.
Es ist etwas sehr Edles und Wichtiges um den göttlichen Beruf. Ein Mensch, ein Sünder wird von Gott selbst durch Sein Wort berufen und Gott sagt zu ihm: gehe du auch hin in Meinen Weinberg, komme zur Hochzeit, komme zu Meinem Abendmahl, es ist Alles bereitet; gehe ein in Mein Reich, empfange Meine Herrlichkeit. Wenn man den Menschen fragen wollte, warum er so kühn sei, so große Dinge zu begehren, zu hoffen und zu ergreifen, so kann er antworten: Gott hat mich selbst dazu berufen, Sein Beruf berechtigt mich dazu, ich darf kommen, weil Er mich geladen hat. Ein solcher Mensch soll aber auch so wandeln, wie es denjenigen gebührt, die von Gott zu Seinem Reich und zu Seiner Herrlichkeit berufen sind. Er ist von Gott berufen. Welche Gnade und Ehre ist dieses! Wie nöthig ist es, daß er diesen göttlichen Beruf annehme und bis an’s Ende behaupte: Wie freventlich, ihn wieder wegzuwerfen, die angebotenen Güter zu verachten und dem berufenden Gott den Rücken zu kehren! Man bedenke, was Matth. 22,5.8. und Luk. 14,21.24. steht. Er ist von Gott zu Seinem Reich berufen: folglich soll er sich nach den Rechten dieses Reichs richten, und ein gehorsamer Unterthan seines großen und gnädigen Königs sein. Er ist zu Seiner Herrlichkeit berufen: folglich soll er sich heiligen lassen; denn die Heiligkeit ist eine verborgene Herrlichkeit, und die Verherrlichung des Menschen wird darin bestehen, daß die Heiligkeit als vollkommen an ihm offenbar werden und aus ihm herausleuchten wird. Hieraus ist klar, daß ein Mensch, der von Gott berufen ist und das Ziel dieses Berufs erreichen will, nicht nach seinem eigenen Willen und Gutdünken, auch nicht nach den sündlichen Gewohnheiten der Welt, sondern nach dem Willen und den Geboten Gottes wandeln solle. Fragt ihn die Welt, warum er nicht auch mit ihr auf dem breiten Weg wandle, so soll er antworten, es habe ihn der größte HErr, nämlich der ewige und heilige Gott auf einen andern Weg hinberufen. Verwundert sich die Welt, oder verspottet sie ihn, weil er nicht liebt und sucht, was sie liebt und sucht und an ihren eiteln Ergötzlichkeiten keinen Geschmack findet, so soll er antworten, der große Gott habe ihn zu Seinem Reich berufen, in dem er sich umsehen, nach dessen Sitten er sich richten, und an dessen Schätzen er sich ergötzen müsse, und deßwegen für die fleischlichen Ergötzlichkeiten keine Zeit und in seiner Seele keinen Raum habe. Fragt die Welt: was wird denn endlich aus dir werden? so kann er sagen: ein verherrlichter Mensch, ein Mensch aus dem die Heiligkeit des in ihm wohnenden Gottes herausleuchten wird. Er kann sagen: nach diesem Ziel laufe ich, um dieser Herrlichkeit willen enthalte ich mich alles dessen, was mich beflecken oder zerstreuen kann. Ich laufe in meinen Schranken fort, ich suche ein Kleinod, welches mir die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu vorhält. Ich habe die Hoffnung, zu meinem HErrn Christo zu kommen; darum reinige ich mich, gleichwie Er auch rein ist. (Magnus Friedrich Roos)

2:13 Darum danken auch wir ohne Unterlaß Gott, daß ihr, da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt, es aufnahmt nicht als Menschenwort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort, welcher auch wirkt in euch, die ihr glaubet.1)
Das Andenken an seinen Aufenthalt und seine Wirksamkeit unter den Christen zu Thessalonich erfüllte den Apostel mit Dank gegen Gott. Auf seinen apostolischen Reisen hatte er unter Juden und Heiden öffentlich und sonderlich das Wort Gottes verkündigt, aber mit ungleichem Erfolge. Etliche hatten das Wort gar nicht aufgenomen; die zu Thessalonich aber nahmen es auf. Etliche hatten es aufgenommen als Menschenwort, als eine neue, von Menschen erfundene Lehre, die für sie nur so viel Werth hatte, als sie mit ihren vorgefaßten Meinungen übereinstimmte, oder ihnen durch das Ansehn und den Beifall anderer empfohlen war; die zu Thessalonich aber nahmen es auf nicht als Menschenwort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort. Etliche hatten es ohne Herzensbedürfniß, nur als Gedächtnißsache aufgenommen, und daher auch nicht in seiner göttlichen Kraft erfahren; die zu Thessalonich aber nahmen es im Glauben auf, und da wirkte Gott durch dasselbe in ihnen nach der Kraft, die er in sein Wort gelegt hat.
O wie viel ist doch daran gelegen, wie ein Mensch mit dem Worte Gottes umgeht! Es sind ausgestreute Samenkörner; die können leicht vertreten, durch leichtsinnige Gedanken, Vorurtheile und Mißdeutungen vom Herzen weggenommen, und so alles das verhindert werden, was daraus erwachsen könnte, wenn es eine gute aufnahme gefunden hätte. Wer aber merkt, was ihm im Worte Gottes angeboten wird, und warum er es so nöthig hat; wer es mit Sanftmuth im Glauben aufnimmt, der erfährt das Evangelium als eine Kraft Gottes zur Seligkeit, dem wird es ein Lebenswort, ein unvergänglicher Same der Wiedergeburt, aus welchem ein neuer Mensch, ein neues Denken und Empfinden, Wünschen und Wollen, Wirken und Wandeln erwächset. Wo daher das Wort Gottes ganz ohne Wirkung, oder ohne nachhaltende Wirkung bleibt, da liegt es nicht am Worte, sondern an dem Menschen, wie er sich beim Hören und nach dem Hören desselben verhält. Darum ermahnt der Heiland Luc. 8, 18: „Sehet darauf, wie ihr höret!“ O wenn das gute Wort Gottes bei allen menschen allezeit einen guten Ort fände, wie so ganz anders würde es unter ihnen aussehen! Nun so siehe wenigstens du zu, wie du hörest. Nimm das Wort auf, nimm es als Gottes Wort auf, nimm es im Glauben auf! (Carl Johann Philipp Spitta)

2:14 Denn ihr seid Nachfolger geworden, liebe Brüder, der Gemeinden Gottes in Judäa in Christo Jesu, weil ihr ebendasselbe erlitten habt von euren Blutsfreunden, was jene von den Juden,

2:15 welche auch den HERRN Jesus getötet haben und ihre eigenen Propheten und haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen zuwider,

2:16 wehren uns, zu predigen den Heiden, damit sie selig würden, auf daß sie ihre Sünden erfüllen allewege; denn der Zorn ist schon über sie gekommen zum Ende hin.

2:17 Wir aber, liebe Brüder, nachdem wir euer eine Weile beraubt gewesen sind nach dem Angesicht, nicht nach dem Herzen, haben wir desto mehr geeilt, euer Angesicht zu sehen mit großem Verlangen.

2:18 Darum haben wir wollen zu euch kommen (ich, Paulus) zweimal, und Satan hat uns verhindert.
Von der ersten Stunde an, wo das Gute mit dem Bösen in Streit geriet, hat es sich in der geistlichen Erfahrung der Gläubigen ununterbrochen gezeigt, dass Satanas uns verhindert. In den Stunden der Morgendämmerung, wie in der mitternächtlichen Finsternis verhindert uns Satan. Arbeiten wir auf dem Acker, so sucht er uns die Pflugschar zu zerbrechen; bauen wir die Mauern Zions, so wirft er hinterlistig alle Steine herab; wollen wir uns unserem Gott im Leiden oder im Kampfe dienstbar erweisen: überall verhindert uns Satan. Er verhindert uns, wenn wir uns dem Herrn Jesus das erste Mal nähern. Wir hatten schwere Kämpfe mit dem Satan durchzukämpfen, als wir zum Kreuz emporschauten und das neue Leben empfingen. Jetzt, wo wir errettet und selig sind, sucht er die Vollendung unsres inwendigen Menschen zu verhindern. Du wünschest dir Glück und sprichst: „Ich bin bisher richtig gewandelt, niemand darf mir wegen meiner Frömmigkeit einen Vorwurf machen.“ Aber hüte dich vor dem Rühmen, denn deine Christentugend muss noch allerlei Prüfungen bestehen; der Satan richtet seine Angriffe gerade gegen die Gnadengaben, um deretwillen du geliebt und geachtet wirst. Hast du bis dahin im Glauben fest beharret, so wird in Bälde dein Glaubensmut auf die Probe gestellt werden. Bist du demütig gewesen wie Moses, so mache dich darauf gefasst, dass deine Zunge bald in Versuchung kommt, unbedachtsam herauszufahren. Die Vögel fressen an deinen reifsten Früchten, und die wilde Sau unterwühlt mit ihrem Rüssel deine köstlichsten Reben. Satan sucht sicher uns zu verhindern, wenn wir im Gebet vertieft sind. Er reizt uns zur Ungeduld und schwächt unsern Glauben, auf dass wir womöglich um den Segen kommen sollen. Nicht weniger tätig und emsig zeigt sich Satan in der Verhinderung christlicher Bestrebungen. Nie hat je eine Neubelebung des christlichen Lebens stattgefunden, ohne dass zugleich auch der Widerstand sich kräftiger hervortat. Sobald Esra und Nehemia anfangen zu bauen, so werden auch Saneballat und Tobia zornig und suchen das Werk zu hindern. Was tut das? Wir dürfen uns nicht darüber aufhalten, dass Satan uns verhindert, denn das ist nur ein Beweis, dass wir auf des Herrn Seite stehen und das Werk des Herrn ausführen. (Charles Haddon Spurgeon)

2:19 Denn wer ist unsre Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhms? Seid nicht auch ihr es vor unserm HERRN Jesus Christus zu seiner Zukunft?
Dieser Vers zeigt, daß der Apostel von der freudigen Hoffnung erfüllt ist, daß die Thessalonicher als Gläubige bei dem Kommen des Herrn zugegen sein und ihm mit anderen zum Ruhm gereichen werden. Der Begriff «parusia» schließt in sich, daß der Herr als «Erscheinender» sichtbar sein werde.
Daß die Thessalonicher bei der Erscheinung des Herrn des Apostels Ruhm sein werden, legt den Gedanken an eine Prüfung des Werkes der Arbeiter bei dem Kommen des Herrn nahe.
Endlich zeigt die Stelle, wie nahe dem Apostel der Gedanke an das Kommen des Herrn liegt, wie er die Dinge in Beziehung setzt zu diesem Kommen und wie der Gedanke an dasselbe ihn mit Freude erfüllt. (Otto Schopf)

2:20 Ihr seid ja unsre Ehre und Freude.
In diesem Kapitel erinnert Paulus zuerst an seinen ächtapostolisches Benehmen in Thessalonich und an die erwünschte Frucht seiner Arbeit unter ihnen; zum Schluß drückt er sein Verlangen aus, sie wiederzusehen. Er kann gar nicht genug rühmen, daß die Thessalonicher so willig das Evangelium aufgenommen haben und sich durch die Schmach, die ihm in Philippi widerfahren war, nicht hatten daran hindern lassen. Freilich hatte er auch so zu ihnen gesprochen, daß sie bald inne wurden, er sei weder ein Betrogener noch ein Betrüger, er rede in göttlicher Wahrhaftigkeit als aus Gott und vor Gott, der ihn als seinen Apostel bewähre durch Zeichen und Wunder. Er ließ sie nicht die Macht seines apostolischen Ansehns fühlen, wie er wohl hätte thun können, sondern behandelte sie so mütterlich wie eine Amme, und theilte ihnen nicht nur die Milch, das Evangelium, mit, er wollte ihnen auch das Leben mittheilen; dann ermahnte er sie wieder so ernst wie ein Vater, und nahm die Stellung eines musterhaften Seelsorgers bei ihnen ein, der dreierlei an ihnen that: sie ermahnte, auf’s ernstlichste ihnen den Willen Gottes vorstellete und in sie drang, demselben Folge zu leisten; sie tröstete und wieder aufrichtete, wenn sie vor Gott sich beugten und ihren Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit kund gaben; und bezeugte, auf den Herrn hinwies, in dessen Namen er ermahnen, bitten, strafen, trösten sollte. Weil der Apostel aber war gezwungen worden, eilend und in der Nacht Thessalonich zu verlassen, darum verlangte ihn so sehr seine geliebten Kinder daselbst wieder zu sehen. Welch ein liebliches Gemälde der apostolischen Thätigkeit und des apostolischen Herzens! An ihm sieht man, was aus einem Menschen werden kann, wenn Gott der Herr ihn beruft zu seinem Reiche und er dem Rufe nicht widerstrebt, sondern Folge leistet. O Herr, mache auch aus mir etwas für Dein Reich zum Ruhme Deiner Herrlichkeit! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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