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1. Korinther, Kapitel 10

1. Korinther, Kapitel 10

10:1 Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht verhalten, daß unsre Väter sind alle unter der Wolke gewesen und sind alle durchs Meer gegangen

10:2 und sind alle auf Mose getauft mit der Wolke und dem Meer

10:3 und haben alle einerlei geistliche Speise gegessen

10:4 und haben alle einerlei geistlichen Trank getrunken; sie tranken aber vom geistlichen Fels, der mitfolgte, welcher war Christus.

10:5 Aber an ihrer vielen hatte Gott kein Wohlgefallen; denn sie wurden niedergeschlagen in der Wüste.

10:6 Das ist aber uns zum Vorbilde geschehen, daß wir nicht uns gelüsten lassen des Bösen, gleichwie jene gelüstet hat.

10:7 Werdet auch nicht Abgöttische, gleichwie jener etliche wurden, wie geschrieben steht: „Das Volk setzte sich nieder, zu essen und zu trinken, und stand auf, zu spielen.“

10:8 Auch lasset uns nicht Hurerei treiben, wie etliche unter jenen Hurerei trieben, und fielen auf einen Tag dreiundzwanzigtausend.

10:9 Lasset uns aber auch Christum nicht versuchen, wie etliche von jenen ihn versuchten und wurden von Schlangen umgebracht.

10:10 Murrt auch nicht, gleichwie jener etliche murrten und wurden umgebracht durch den Verderber.

10:11 Solches alles widerfuhr jenen zum Vorbilde; es ist aber geschrieben uns zur Warnung, auf welche das Ende der Welt gekommen ist.

10:12 Darum, wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle.
Es ist eine merkwürdige Tatsache, dass es Leute gibt, die auf die Gnade stolz sein können. Es spricht einer: „Ich habe einen starken Glauben, ich werde nicht fallen; der armselige Kleinglaube ist vor dem Fall nicht sicher, ich aber werde nimmermehr wanken.“ „Ich habe brünstige Liebe,“ spricht ein andrer, „ich vermag zu stehen; es hat keine Gefahr mit mir, ich werde nicht abirren.“ Wer mit der Gnade prahlt, hat sich geringer Gnade zu rühmen. Etliche, die das tun, bilden sich ein, ihre Gnadengaben wären imstande, sie aufrecht zu erhalten, und bedenken nicht, dass der Strom ununterbrochen aus der Quelle fließen muss, wenn nicht des Stromes Bette bald vertrocknen soll. Wenn der Lampe nicht beständig neues Öl zufließt, so wird sie trotz ihres jetzigen strahlenden Lichtglanzes doch morgen schon rauchen; und dann wird sie nur einen schädlichen Dampf verbreiten. Hüte dich, dass du dich nicht in deinen Tugenden selbstgefällig erhebst, sondern lass all dein Rühmen und Vertrauen auf Christum und seine Kraft gerichtet sein, denn so allein bleibst du vor dem Fall bewahrt. Lege dich mehr aufs Beten. Verwende mehr Zeit auf heilige Sammlung und Andacht. Lies Gottes Wort eifriger und anhaltender. Wache sorgfältiger über dich im Handel und Wandel. Lebe in inniger Gemeinschaft mit deinem Gott. Strebe den besten Vorbildern nach. Deine Rede sei lieblich und mit himmlischem Duft gewürzt. Dein Herz sei entzündet von Liebe zu den Menschenseelen. Lebe so, dass die Leute erkennen müssen, du seiest auch mit Jesu gewesen und habest von Ihm gelernt; und wenn einst der selige Tag kommt, wo Der, den deine Seele liebt, zu dir spricht: „Steige herauf,“ so möge es dich mit seligem Entzücken erfüllen, wenn du Ihn sagen hörst: „Du hast einen guten Kampf gekämpft, du hast den Lauf vollendet, hinfort ist dir beigelegt die unverwelkliche Krone der Gerechtigkeit.“ Vorwärts, lieber Christ, mit Vorsicht und Sorgfalt! Vorwärts, mit heiliger Furcht und mit Zittern! Vorwärts, mit Glauben und Vertrauen auf Jesum allein, und lass dein beständiges Flehen sein: „Erhalte mich durch Dein Wort.“ Nur Er, und Er allein, kann euch behüten ohne Fehler, und euch stellen „vor das Angesicht seiner Herrlichkeit unsträflich mit Freuden.“ „Lasst uns beten, lasst uns wachen: Herr, sei mächtig in uns Schwachen!“ (Charles Haddon Spurgeon)


Es ist eine große Gnade Gottes, getauft zu sein auf den Namen des Vaters, und des Sohnes und des heiligen Geistes, und zu dem Volke Gottes zu gehören. Es ist eine große Gnade, daß wir Gottes Wort haben, lesen, hören, und daraus belehren, trösten und stärken können, und daß wir zu des Herrn Abendmahl kommen, an seinem Tische erscheinen, essen und trinken dürfen eine Speise und einen Trank, wie nur er, der Herr vom Himmel, sie darreichen kann, Aber wer um solcher Gnade willen sich lässet dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle (1 Cor. 10, 12.)! Verlässet sich jemand auf seine Taufe, der sehe wohl zu, daß geschrieben steht: „Wisset ihr nicht, daß alle, die wir in Jesum Christ getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß, gleich wie Christus ist auferwecket von den Todten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln,“ Lässet sich jemand dünken, er stehe, weil er das Wort Gottes hat und fleißig zur Predigt kommt, der mag wohl zusehen, ob er denn auch diesem Worte gemäß sich verhält, da Christus spricht: „Selig sind die Gottes Wort hören und bewahren.“ Warum nennet ihr mich Herr, und thut nicht, was ich euch gebiete? Denn es werden nicht alle, die zu mir Herr, Herr sagen, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir.„ Lässet sich jemand dünken, er stehe, weil er ja zuweilen zum heiligen Abendmahl kommt, der mag wohl zusehen, ob nicht Christi Wort auf ihn Anwendung leidet: „Die Hand meines Verräthers ist mit mir über Tische, und der mein Brot isset, tritt mich mit Füßen.“ - Ja, siehe wohl zu, warum du dich dünken lässest, du stehest, und prüfe dich, ob das die rechte Gnade Gottes sei, darinnen du stehest (1 Petr. 5, 12.). Die rechte Gnade ist die heilsame Gnade, die uns züchtigt, zu verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste, und züchtig, gerecht und gottselig zu leben in dieser Welt. Hast du alle deine Sünden bereut, bist du zu Christo gekommen, glaubst du an ihn als an deinen einigen Herrn und Heiland, hängst du ihm an, lässest du dich von seinem Geiste treiben und regieren, beweisest du deinen Christennamen durch christlichen Sinn und Wandel, wird die Kraft der heiligen Taufe und des heiligen Abendmahls, des gelesenen und gehörten Wortes Gottes an dir offenbar durch die Heiligung, daß du dich innerlich und äußerlich nicht blos von den Heiden, sondern auch von den bloßen Namenschristen unterscheidest: dann lässest du dich nicht blos dünken, du stehest, sondern dann stehest du wirklich durch die Gnade in der Gnade. Aber auch dann siehe wohl zu, daß du nicht fallest. Du bist umgeben von Fleisch und Blut; du lebst in der Welt; Netze, Fallstricke und Gruben des Bösen sind dir allenthalben gestellt. Wache und bete, daß du nicht in Anfechtung fallest, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus gehet das Leben. Siehe zu, daß du deine Gedanken im Zaum haltest, und dein Herz mit Gottes Wort züchtigest, und du deiner nicht schonest, wenn du fehlest. Schweige deine Zunge, daß sie nicht Böses rede, und deine Lippen, daß sie nicht trügen. Siehe zu, daß du vorsichtig wandelst, nicht als die Unweisen, sondern als die Weisen. Wache, stehe im Glauben, sei männlich und sei stark. (Carl Johann Philipp Spitta)


Dieser warnende Zuruf des Apostels ergehet an uns Alle. Unser Herz ist nicht nur ein verzagtes, sondern auch ein trotziges Ding. Es rühmet sich am liebsten seiner Weisheit, seiner Kraft, seiner Tugend und bauet auf sich selbst. Statt uns, wie Paulus that, unsrer Schwachheit zu rühmen, auf daß die Kraft Christi bei uns wohne, nehmen wir den Mund voll, sind für uns eingenommen und sehen in Eitelkeit, Hoffarth und Selbstvertrauen geringschätzig auf die Anderen herab. Die Siege, die wir über die Sünde und über unser eigenes Fleisch und Blut' errungen, die Fortschritte, die wir auf dem schmalen Wege zum ewigen Leben gemacht, sie blähen uns auf, und wiegen uns in fleischliche Sicherheit ein, also daß wir meinen stark zu sein und fest im Glauben zu stehen. Aber, ehe wir es uns versehen, wird das Wort an uns wahr: Hochmuth kommt vor dem Fall! Die heilige Schrift stellt uns mehr denn ein Beispiel von solchem tiefen Fall vor Augen: das Volk Israel meinte als Gottes Volk zu stehen, und doch siel es in Abgötterei und andere große Schande und Laster; König Saul stürzte sich in sein eigen Schwert; David, der Mann nach dem Herzen Gottes, ward ein Ehebrecher und Mörder; Petrus, der mit dem Herrn in den Tod zu gehen bereit war, verleugnete ihn dreimal; Demas, zuerst ein treuer Gehülfe des Apostels, verließ denselben und gewann die Welt wieder lieb.
Sind wir aufgestanden vom Tode der Sünde, haben wir unser natürliches Elend erkannt, Gottes Gnade gesucht und gefunden, so dürfen wir zu keiner Stunde vergessen, daß des Herrn Gnade, nicht unsere Kraft, der Fels ist, auf dem wir stehen. So lange wir Fleisch und Blut an uns haben, auch die Welt und den bösen Feind wider uns, dürfen wir uns nie dünken lassen, fest zu stehen. Zieht Gott nur ein wenig die Hand von uns ab, so thun wir einen tiefen Fall. Oder wäre Jemand unter uns so wohlverwahrt, daß die Versuchung nicht irgendwo eine schwache Seite fände? Sind nicht unsere Lüste und Begierden oft so stark, daß man ihnen nur von ferne den ersehnten Genuß, die längst gewünschten Güter zeigen darf, um die Stimme des Gewissens zum Schweigen zu bringen, und den Geist Gottes zu betrüben? Der Eine wird durch den Glanz des Goldes geblendet, der Andere durch die lockende Stimme der Wollust verführt; Dieser wird durch die Zunge der Schmeichler gewonnen, und Jener liebt seine Freiheit und sein Leben so sehr, daß man ihn durch Drohungen und Gewalt zu Allem bringen kann. Wer ehrlich mit sich zu Werke geht und sich aufrichtig prüft, der wird mit tiefer Wehmuth die Ohnmacht und Verderbniß seiner Natur erblicken. Darum will ich wachen und beten, daß ich nicht in Anfechtung falle. Beim Kampfe mit der Sünde will ich sehen auf den, der mich mächtig macht, auf Christum, den Anfänger und Vollender meines Glaubens. In seinem Fußtapfen und in seiner Kraft sind Edle genug über die Erde hingegangen, die stark waren, die Lust der Welt, den Glanz der Ehre und den Reiz des Mammons für Schaden zu achten und selbst Marter und Tod um des Evangeliums willen nicht zu scheuen. Treu im Glauben an den Herzog unsrer Seligkeit, haben diese Jünger und Jüngerinnen des Herrn in den Stunden innerer und äußerer Anfechtung niemals ihrer eignen Macht vertraut, sondern haben wie arme, wehrlose Kinder die Hände nach Dem ausgestreckt, der in den Schwachen mächtig ist. O Herr, geselle mich diesen glaubenstreuen, beständigen und demüthigen Seelen bei. Hilf, daß mein Herz fest werde durch deine Gnade. Lehre mich wachen und beten. Amen! (Spieker, Christian Wilhelm)

10:13 Es hat euch noch keine denn menschliche Versuchung betreten; aber Gott ist getreu, der euch nicht läßt versuchen über euer Vermögen, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr's könnet ertragen.
Wenn die Menschen sich von den Versuchungen, welche auf sie stoßen, überwältigen lassen, so sind sie insgemein fertig, die ganze Schuld auf den Teufel, auf die bösen Menschen, von welchen sie gereizt worden seien, zugleich aber auch auf ihr eigenes Temperament, oder auf die allgemeine Schwachheit der menschlichen Natur zu werfen, und vorzugeben, daß die Sünde unter diesem Allem unvermeidlich gewesen sei, und eine Entschuldigung verdiene. Wie könnte aber Gott die Welt richten, wenn diese Entschuldigung Grund hätte? Paulus sagt: Gott ist getreu, und läßt uns nicht versucht werden über unser Vermögen, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr’s ertragen könnet, ohne darunter zu fallen und zu versinken. Woher kommt aber das Vermögen, die Versuchungen bis zu einem guten Ausgang zu ertragen? Es kommt von Gott. Wie aber, wenn ich noch kein solches Vermögen empfangen habe? Alsdann ist aber dieses meine größte Sünde, daß ich als ein getaufter Christ, dem das Evangelium geprediget wird, noch keines habe. Durch meine eigene Bekenntniß und Klage werde ich überwiesen, daß ich unbekehrt sei, und in einem verdammlichen Unglauben stehe. Doch es gibt schon die vorlaufende Gnade den Menschen das Vermögen, grobe Ausbrüche der Sünde bei sich zu verhüten, wenn er Zeit hat, sich zu besinnen, und Gesellschaften, die ihm schädlich sind, meidet, ob er sich gleich dabei einen Zwang anthun muß. Wenn aber durch die Wiedergeburt das Herz geändert, und der Heilige Geist darin ausgegossen ist, so hat er das Vermögen, dem HErrn williglich im heiligen Schmuck zu dienen, und eine Versuchung nach der andern aus Liebe zu seinem Heiland zu überwinden. Gott ist auch so treu, daß Er die Heftigkeit der Versuchung immer so weit mildert, daß sie nicht über das Vermögen hinaus reicht, das Er dem Menschen gegeben hat, oder im Augenblick der Versuchung geben will. Er läßt auch keine Versuchung allzu lange währen, sondern macht, daß sie ein Ende nehme. Und bei dieser Erweisung der göttlichen Treue kann man sie ertragen. Wer also fällt, wie Paulus V. 12. sagt, suche die Schuld bei sich selbst. Gewißlich hat man das Vermögen zum Stehen vorher nicht erbeten, oder, wenn man es gehabt hat, in der Stunde der Versuchung nicht treulich gebraucht. Wenn der Mensch Gott durch muthwillige Sündenfälle, die er hätte vermeiden können, lange genug reizt, so kann es endlich dahin kommen, daß ihn Gott in Seinem Zorn auf’s Schlüpfrige setzt (Ps. 73,18.), von einer Sünde in die andere fallen läßt (Ps. 69,28.), ihn in seines Herzens Gelüste, ja in schändliche Lüste, und einen verkehrten Sinn dahin gibt (Röm. 1,24.26.28.), und zuletzt sein Herz, wie das Herz des Königs Pharao, verstockt. Darum bitte ein Jeder um das Vermögen, die täglich andringenden Versuchungen zu überwinden, und wende dieses Vermögen treulich an, damit seine Kraft unter dem Kampf vermehrt, und ihm endlich die Krone der Gerechtigkeit zu Theil werde.(Magnus Friedrich Roos)

10:14 Darum, meine Liebsten, fliehet von dem Götzendienst!

10:15 Als mit den Klugen rede ich; richtet ihr, was ich sage.

10:16 Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?

10:17 Denn ein Brot ist's, so sind wir viele ein Leib, dieweil wir alle eines Brotes teilhaftig sind.

10:18 Sehet an das Israel nach dem Fleisch! Welche die Opfer essen, sind die nicht in der Gemeinschaft des Altars?

10:19 Was soll ich denn nun sagen? Soll ich sagen, daß der Götze etwas sei oder daß das Götzenopfer etwas sei?

10:20 Aber ich sage: Was die Heiden opfern, das opfern sie den Teufeln, und nicht Gott. Nun will ich nicht, daß ihr in der Teufel Gemeinschaft sein sollt.

10:21 Ihr könnt nicht zugleich trinken des HERRN Kelch und der Teufel Kelch; ihr könnt nicht zugleich teilhaftig sein des Tisches des HERRN und des Tisches der Teufel.

10:22 Oder wollen wir dem HERRN trotzen? Sind wir stärker denn er?
Gott spricht: „du sollst nicht andere Götter haben neben mir.“ Der Heiland bezeugt: „Niemand kann zween Herren dienen. Entweder er wird einen hassen, und den andern lieben; oder er wird einem anhangen, und den andern verachten. Ihr könnet nicht Gott dienen, und dem Mammon.“ Und nach dieser Grundregel alles Gottesdienstes lehret auch der Apostel, daß niemand zugleich des Herrn und der Teufel Tischgenosse sein könne. Die Christen zu Corinth wollten zwar keinesweges aufhören, Christen zu sein, wenn sie an den Mahlzeiten Theil nahmen, welche die Heiden ihren Götzen zu Ehren hielten; und mochten das Essen und Trinken dabei vielleicht für eine gleichgültige Sache achten, von der sie keine Gefahr für ihre Seelen zu fürchten hatten. Aber der Apostel sah der Sache tiefer auf den Grund. Darum stößt er ihnen eine heilsame Furcht ein, indem er ihnen sagt: „ihr trinket des Teufels Kelch, und sitzet an des Teufels Tisch, wenn ihr der Heiden Mitgenossen seid bei ihren Opfer-Mahlzeiten, und könnet als solche nimmer euch zum Segen des Herrn Abendmahl feiern.“ Wer es lieset, der merke darauf. So lange es noch solche giebt, denen der Bauch ihr Gott ist (Philipp. 3, 19.), und welche nicht dem Herrn Jesu Christo, sondern ihrem Bauch dienen (Röm. 16, 18.); so lange es Geizige giebt, welche die heilige Schrift geradezu Götzendiener nennt (Ephes. 5, 5.); so lange noch der Ungehorsam, welcher ist Zauberei-Sünde, und das Widerstreben, welches ist Abgötterei und Götzendienst (1 Sam. 15, 23.), statt des Gehorsams und der Folgsamkeit gegen Gottes Gebot sich vorfindet; so lange noch das in der Welt ist, was nicht vom Vater ist, nämlich des Fleisches Lust, und der Augen Lust und hoffärtiges Leben - so lange ist auch für die Christen die Gefahr vorhanden, sich durch Theilnahme am Götzendienste zu versündigen. Wo sie des Morgens frühe auf sind, des Saufens sich zu befleißigen, und sitzen bis in die Nacht, daß sie der Wein erhitzet (Jes. 5, 11.), da trinken sie der Teufel Kelch an der Teufel Tische. Hüte dich davor. Wo man sein Vertrauen auf Reichthum stellt; wo „man das Gold zu feiner Zuversicht setzt, und zu dem Goldklumpen sagt: mein Trost!“ oder auch, wo man eitler Ehre geizig ist, und des Lobes nicht genug hat, da ist Abgötterei und Götzendienst. Nimm dich in Acht. Wo man sich über Gottes Gebot und Recht hinwegsetzt, sich nicht auf den Herrn, sondern auf feinen Verstand verläßt, oder Fleisch für seinen Arm hält, und mit dem Herzen von dem Herrn weichet; da setzet man den Menschen in den Tempel Gottes als einen Gott. Nimm deiner selbst wahr. Wo man fröhlich ist ohne Gottesfurcht, und Lustbarkeiten anstellt im Sinne der Fleischlichen, welche sagen: „Wohl her nun, und laßt uns wohl leben, weils da ist, und unsers Leibes brauchen, weil er jung ist!“ da hält man Götzenfeste. Behüte deine Seele. Denke nicht, wie viele denken, sie könnten an solchen Dingen Theil nehmen und doch Gemeinschaft mit dem Herrn haben. Sondern denke und bedenke, was das Wort Gottes lehrt: „Ihr könnet nicht trinken des Herrn Kelch und der Teufel Kelch; ihr könnet nicht zugleich theilhaftig sein des Herrn Tisches, und der Teufel Tisches.“ Meinst du aber dennoch zu können, was du nach Gottes Wort nicht kannst, hältst du dich für stärker, als du nach seinem Urtheil bist - dann trotzest du dem Herrn. Das wird dir übel bekommen. Darum sei nicht stolz, sondern fürchte dich, und fliehe von dem Götzendienst. (Carl Johann Philipp Spitta)

10:23 Ich habe zwar alles Macht; aber es frommt nicht alles. Ich habe es alles Macht; aber es bessert nicht alles.

10:24 Niemand suche das Seine, sondern ein jeglicher, was des andern ist.

10:25 Alles, was feil ist auf dem Fleischmarkt, das esset, und forschet nicht, auf daß ihr das Gewissen verschonet.

10:26 Denn „die Erde ist des HERRN und was darinnen ist.“

10:27 So aber jemand von den Ungläubigen euch ladet und ihr wollt hingehen, so esset alles, was euch vorgetragen wird, und forschet nicht, auf daß ihr das Gewissen verschonet.

10:28 Wo aber jemand würde zu euch sagen: „Das ist Götzenopfer “, so esset nicht, um des willen, der es anzeigte, auf daß ihr das Gewissen verschonet.

10:29 Ich sage aber vom Gewissen, nicht deiner selbst, sondern des andern. Denn warum sollte ich meine Freiheit lassen richten von eines andern Gewissen?

10:30 So ich's mit Danksagung genieße, was sollte ich denn verlästert werden über dem, dafür ich danke?

10:31 Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre.
Alles zeigt mir, wie groß und gnädig Gott ist. Darum kann ich auch alles so tun, dass Gottes Größe dadurch sichtbar wird und Gottes Glanz auf allem liegt und Gottes Lob aus allem entsteht. Ist es wirklich so? Kann ich mit allem Gott ehren? Mit einem Stück meines Lebens kann ich Gott nicht preisen. Greift er nach mir, so erfasst er mich ganz und macht mich mit allem, was ich bin und tue, ihm untertan. Das ist in allem Gottes Merkmal, dass er da, wo er offenbar wird, alles ist. Wenn mein Leben Gottes Gnade sichtbar macht, dann geschieht es durch alles, was es in sich hat. Wo fände ich denn etwas, was nur mir gehörte, womit ich zeigen könnte, wie reich, klug und groß ich bin? Vor allem, was ich tue, steht, was ich empfangen habe. Ich kann nur handeln, weil ich lebe, und dass ich lebe, ist nicht mein Werk, sondern Gottes Gabe. Meinen natürlichen Besitz habe nicht ich gemacht und ebensowenig mein geistiges Eigentum. Meinen Christenstand empfing ich und mein Amt und Dienst ist mir zugeteilt. Ich bin mit allem, was ich tue, nur der Verwalter, der fremdes, nämlich Gottes Gut fruchtbar macht. Wie kann ich nun mit dem, was nicht mein ist, meinen Ruhm herstellen? Das ist der Raub an Gott, den Jesus keinem zulässt, der ihm gehört. Was von Gott kommt, muss sein eigen bleiben und das, was er mir gab, zum Opfer werden, das seinen Ruhm vermehrt. Bin ich für diesen Beruf nicht zu klein? Würde ich nicht Jesus kennen, so wäre mir diese Frage wohl zu schwer, so dass sie mich zu schweigen zwänge. Weil aber Jesus zu uns kam, wissen wir, dass Gott sich dem Kleinen gibt, weil er klein ist, und dem Armen sein Reich aufschließt, weil er arm ist. Nun gibt es kein Gärtchen, das zu klein wäre, als dass das Senfkorn des göttlichen Reichs in ihm Platz hätte, wie es auch keine Mehlmasse gibt, die sein Sauerteig nicht zu durchdringen vermöchte. In jedem Leben hat Gottes ganze Gnade Raum, und es gibt kein Herz, sei es noch so eng, in das nicht Gottes Licht hineintreten kann. Gerade so, dass seine Gnade an uns Kleinen in unserem kleinen Vermögen und kleinen Wirken sichtbar wird, entsteht Gottes großer Ruhm. Soll ich vom Natürlichen, vom Essen und Trinken, von dem Paulus spricht, sagen, es sei für Gottes Ehrung zu klein? Alles Natürliche hat die Wunder in sich, die dem, was geschaffen ist, eingepflanzt sind, und nie tritt das Natürliche für sich an mir hervor, von dem getrennt, was in mir ist. Vom Essen und Trinken sprach Paulus mit den Korinthern, weil sie sich im griechischen Leben frei bewegten und auch an der festlichen Tafel der Griechen Platz nahmen. Esst und trinkt, sagt ihnen Paulus, aber nicht dazu, damit ihr eure Freiheit zur Schau stellt oder gar nur das tut, was die Tiere tun. Esst und trinkt, damit Gottes Gnade strahlend glänze, die euch das Leben gibt und euch in die Freiheit stellt, nicht zu eurer Verherrlichung und Beglückung, sondern zu seinem Ruhm.
Einiger Gott und Vater, aus dem alles ist und wir zu Dir, geheiligt werde Dein Name. Heilig und Dein eigen alles, was Du mir gegeben hast. Einiger Herr Jesus Christus, durch Den alles ist und wir zu Dir, vergib mir den Missbrauch deiner Gaben, mit denen ich mir meine eigene Größe bereite, sei und mache mich Dir in allem untertan, damit die Frucht meines Lebens Deine Ehre sei. Amen. (Adolf Schlatter)

10:32 Gebet kein Ärgernis weder den Juden noch den Griechen noch der Gemeinde Gottes;

10:33 gleichwie ich auch jedermann in allerlei mich gefällig mache und suche nicht, was mir, sondern was vielen frommt, daß sie selig werden.1)
Ein herrliches Wort, das Wort des Apostels im 13. Verse: „Gott ist getreu, der euch nicht läßt versuchen über euer Vermögen, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr’s könnet ertragen.“ Es enthält drei kräftige Trostgründe in aller Kreuz und Anfechtung. Der erste Grund ist die Treue Gottes: „Gott ist getreu.“ Er hat ein treues Herz: Er kann’s nicht böse meinen; Er hat einen treuen Mund: was Er zusagt, das hält er gewiß; Er hat ein treues Ohr: Er hört das Schreien der Verlassenen und verschmähet ihr Gebet nicht; Er hat treue Augen: sie sehen auf die, so Ihn fürchten; Er hat eine treue Hand: die kann Alles ändern; sie errettet in Leibes-, Seelen- und Todesnoth, hilft in sechs Trübsalen hindurch, und in der siebenten können wir getrost ihr die Seele befehlen; da heißt es: Ende gut, Alles gut. Der andere Grund des Trostes ist, daß Gott nicht über Vermögen versucht. Er wägt, wie in einer Goldwage, genau gegen einander ab das Kreuz und die Kräfte, es zu tragen, und mißt jenes nach diesen ab. Klage aber nie: dein Kreuz sei zu schwer; solche Klage wäre Gotteslästerung. Der dritte Trostgrund ist, daß jedes Leiden einmal ein Ende gewinnt. Mag es noch so lange währen, es währt nicht ewig. Endlich tönt doch einmal die Glocke: zum letzten Mal! Und ob das Leiden lebenslang anhielte, das Leben hat doch auch ein Ende, und mit demselben die Sünde und das Elend. Herr, ich danke Dir für den reichen Trost in aller Noth, den Du in Deinem Worte für uns arme Kreuzträger niedergelegt hast. Drücke ihn recht tief in mein Herz hinein, laß mich ihn im Glauben festhalten und seine Kraft in jeder Anfechtung erfahren. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Dies ist eine gewaltige und bewegliche Vorstellung Pauli an die bekehrten Corinther, daß sie nicht zu vermessen seyn und meinen sollten, weil sie einen guten Anfang gemacht hätten - und in der äußerlichen Gemeinschaft der wahren Kirche lebten, so könne ihnen nun die ewige Seligkeit nicht fehlen, sie möchten es machen, wie sie wollten. Er stellet ihnen die Israeliten zum Bild und Exempel vor, welche nach so vielen und großen Begnadigungen doch durch allerhand Sünden den Zorn Gottes so gereizet haben, daß von einer so großen Menge nur zwei in das verheißene Land eingegangen sind.
Dies lehret uns, wie wir die heilige Schrift und die darinnen vorkommende Geschichte recht zu unserm Nutzen anwenden - und aus den Exempeln sowohl der Tugenden als der Laster, sowohl der göttlichen Gnadenwohlthaten als der göttlichen Strafgerichte etwas zu unserer Erbauung und Besserung lernen sollen. Sonderlich sollen wir deßwegen, weil wir in der wahren sichtbaren Kirche leben, Gottes Wort und die heiligen Sacramente haben - und einigen Anfang im Guten gemacht haben, nicht sicher seyn, sondern immer bedenken: „Wer sich lasset dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle.“ Auch sollen wir uns fleißig an Gottes Wort halten, unsern Glauben in guten Werken üben - und Gott, der uns Seine Treue hiebei verheißen hat, inbrünstig anrufen, daß Er das Gute, so Er angefangen, auch vollführen wolle, damit wir nicht von unsern geistlichen Feinden in schwere Anfechtungen geführet - und zum Fall gebracht werden.
Am Ende gibt der Apostel den Corinthern Unterricht vom Götzenopfer, wie, wo und wann sie davon essen könnten - oder sich desselben enthatten sollten, damit weder ihr noch des schwachen Bruders Gewissen dadurch gefährdet werde.
Bei Gelegenheit dieses Unterricht gibt er uns eine schöne Regel, wie wir insgemein all unser Thun und Lassen auf einen doppelten Zweck richten sollen, da von der erste die Ehre Gottes ist, die vor allem gesuchet werden muß, der andere die Liebe des Nächsten, die uns abhalten soll, jemand auf irgend eine Weise zu ärgern, und daß gegen antreiben, daß wir dessen wahren Nutzen nach all unserm Vermögen befördern.
Gott gebe, daß wir nach dem Exempel unseres Heilandes und Seiner treuen Nachfolger in allem unsern Thun nicht uns selbst, sondern Gottes Ehre suchen, nicht unserm, sondern Seinem Willen beständig folgen mögen. (Veit Dieterich)

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