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Römer, Kapitel 8

Römer, Kapitel 8

8:1 So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.
Komm, liebe Seele, und denke hierüber nach. Glaubst du an den Herrn Jesum, so bist du wirklich und gründlich von aller Schuld erlöst, du bist aus deinem Gefängnis herausgeführt. Du bist nicht mehr mit Ketten gebunden wie ein Leibeigner; du bist schon jetzt frei geworden aus der Sklaverei des Gesetzes; du bist befreit von der Herrschaft der Sünde und darfst frei umhergehen als ein Freier; deines Heilandes Blut hat dir eine vollkommene Freiheit erworben. Jetzt hast du ein Recht, zum Throne deines Vaters zu kommen; keine flammenden Schwerter der Zornesrache schrecken dich von hier zurück; keine drohende Cherubswache wehrt dir den Zugang; die Gerechtigkeit darf den Schuldlosen nicht schlagen. Alle deine Schwächen und Mängel sind nun beseitigt: sonst warst du nicht imstande, deines Vaters Antlitz zu sehen: jetzt darfst du es mit Lust betrachten.
Du konntest nicht mit Ihm reden; jetzt aber hast du freien Zugang zu Ihm. Einst lag Furcht der Hölle auf dir; jetzt aber weißt du nichts mehr von solcher Furcht, denn wie kann den Unschuldigen Strafe treffen? Wer da glaubt, der wird nicht verdammt und kann nicht gestraft werden. Und mehr als dies alles, alle die seligen Vorrechte, derer du dich hättest erfreuen dürfen, wenn du nie gesündigt hättest, sind jetzt dennoch dein, weil du gerecht gemacht bist. Alle die Segnungen, die dir zuteil geworden wären, wenn du das Gesetz gehalten hättest, und noch weit mehr, sind nun dein, weil Christus das Gesetz für dich erfüllt hat. All die Liebe und Wonne, welche dir ein vollkommner Gehorsam bei Gott erworben hätte, gehören nun dir zu, weil Christus um deinetwillen vollkommen gehorsam war und all sein Verdienst dir zugerechnet hat, damit du überschwänglich reich würdest durch Den, der um deinetwillen unsäglich arm und elend geworden ist. O, wie groß ist doch die Liebesschuld und Dankespflicht, die du deinem Heiland schuldig bist! (Charles Haddon Spurgeon)


Nichts Verdammliches? Widerspricht dem nicht mein Gewissen und die tägliche Erfahrung? Waren nicht heute am Tage noch gewisse Gedankengänge und Empfindungen in meiner Seele verdammlich? Da ist es schon eine Erleichterung, daß der Grundtext eigentlich sagt:„So ist nun keine Verdammnis an denen“ Verdammnis als Endurteil Gottes über einen Menschen, der in Christo Jesu ist, kann es wohl nicht geben. Denn in Christo Jesu sein, das wird doch wohl heißen, auf seiner Seite stehen, ihm kindlich trauen, auf seine Hilfe hoffen. Sind wir so sein Eigentum, dann ist die Verdammnis abgewendet, von ihm für uns getragen und trifft uns nicht mehr. Dessen muß ich mich heute abend trösten: an mir und in mir ist mancherlei Unruhe und mancherlei Schwäche, aber seine Gnade hat keine Lücke. Die deckt all meine eigene Erbärmlichkeit ganz zu, so daß ich mich nicht auf meine Bravheit verlasse, sondern auf sein Erbarmen. Es ist dabei nebensächlich, ob ich schöne Gefühle, große Freudigkeit und süße Andacht empfinde, es kommt bloß auf meines Glaubens Richtung an: sucht meine Seele ihn, dann deckt er Schuld und Übertretung, und das nicht nur heute, sondern er wird den ganzen Prozeß meines Lebens zum seligen Ende hinausführen.
O Herr Jesu, lies eben in meiner armen, bedrückten Seelenverfassung die Sehnsucht nach dir und deiner Gnade. Deck mich mit deiner Versöhnung und tröste mich mit deiner Liebe! Amen. (Samuel Keller)


Paulus hat tief empfunden, was es bedeutet „im Leibe zu sein“. Für unser Sehfeld sind die Grenzen durch das festgelegt, was uns die Sinne geben, und unser Begehren entsteht durch das, was unser Leib bedarf. Freude und Leid, was uns wehtut und was uns erfreut, beides sprudelt in uns durch die Weise hinein, wie die natürlichen Vorgänge uns berühren. Unser ganzer Verkehr mit den Menschen, alles, was wir ihnen geben oder von ihnen empfangen, wird durch den Leib vermittelt, begrenzt, geschwächt und befleckt. Aber unser inwendiger Verkehr mit Gott ist ganz an unser leiblichen Verrichtungen gebunden; auch zum Glauben brauchen wir ein normal arbeitendes Gehirn. Paulus schilt unser Versenktsein in den Leib nicht. So sind wir durch den schaffenden Willen Gottes, der uns durch den leiblichen Vorgang begabt und regiert. Er fragt aber: gibt es nicht noch eine andere Macht, die uns ebenso kräftig umfasst, wie unser Fleisch es tut? Ist die Natur das einzige, was uns trägt und formt? Und er antwortet: Christus ist da und darum sind wir in Ihm. Durch die Natur wird uns Gott nicht so gegenwärtig und wirksam, dass ich ganz und immer in Berührung mit Ihm wäre. Denn sie trägt mir nicht jene Gnade Gottes zu, die mich inwendig in meinem Willen mit Gott einigte. Nun ist uns aber Christus gegeben und in Gottes Weise bei uns gegenwärtig, durch nichts von uns getrennt, in Gottes Macht wirksam, daher Herr über unser ganzes Wesen, auch über die inwendige Bewegung unseres Geistes, der uns verleiht, was uns Gottes Gnade gibt. Was bedeutet nun das, dass wir nicht nur im Leib, sondern in Christus sind? Das ist das Ende der Verurteilung. Als die, die im Leib sind, sind wir unter dem Gesetz, daher im Streit mit ihm, da unser natürliches Begehren dem Gesetz Gottes widerspricht, folglich in der Schuld, die durch die Übertretung des Gesetzes entsteht. Darum bedürfen wir noch einen anderen Ort und Herrn als unseren Leib und dieser ist uns dadurch gegeben, dass Gott uns Christus gab. Nur das ist das Ende der Not, die uns die Natur und das Gesetz bereiten. Nun stehen wir unter der Gnade, sind bedeckt durch das Versöhnen Jesu und von seinem Geist bewegt. Daher gibt es keine Verurteilung mehr für uns. Uns hilft nicht eine stückweise Vergebung, nicht ein Freispruch in diesem oder jenem Fall. Denn die Verurteilung trifft mein Wesen, verwirft das, was ich bin, somit beständig will und tue. Diese Verurteilung ist nun ganz von mir genommen, weil Christus mich in seine Macht und Gnade hineingesetzt hat.
Kehre ich mich weg von Dir, Herr Christus, so entsteht der Jammer. Wende ich mich Dir zu, so beginnt der Dank, der jede Klage verdrängt. Du machst Dich zu unserem Herrn. Was bedarf ich mehr? Das ist Gerechtigkeit und Heil. Amen. (Adolf Schlatter)

8:2 Denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
Überall, wohin Paulus blickt, sieht er ein wirksames, unser Leben bestimmendes Gesetz. Auch in unserem Sündigen waltet ein Gesetz, eine von Gott zugeordnete Notwendigkeit, an die wir gebunden sind. Ebenso ist es ein von Gott uns auferlegtes Gesetz, dass wir sterben. Auch in dem, was unsere Vernunft von uns verlangt, ist ein Gesetz wirksam, das uns Gottes guten Willen zeigt. Wie steht es mit dem Geist? Auch er ist eins mit einem Gesetz, mit einer gültigen, wirksamen Ordnung, durch die der feste Wille Gottes mit einer unbedingten Geltung zur Erfüllung kommt. Der Geist trägt nicht Willkür in mich hinein und bedeutet nicht die freie Bewegung meiner Fantasie, durch die ich mir Ziele erfinde, als wäre mir durch den Geist die Vollmacht erteilt, mein Leben nach meinen Plänen zu ordnen. Der Geist macht Gottes Willen in mir wirksam; denn er trägt Gottes Wirken in mein inwendiges Leben hinein. Er macht mich darum von Launen und Zufall, von schwankendem Wechsel und grundlosem Belieben gänzlich frei. Der Weg, den er mich führt, leitet mich in Stetigkeit und Sicherheit zu Gottes Ziel, und dieses Ziel ist das Leben. Wie kommt dieses Gesetz zu mir? Wo erfasst es mich? In Christus, sagt Paulus. In Christus sein heißt im Gesetz des geistes sein und in Christus handeln heißt im Gesetz handeln. Damit ist der Ausgang meines Lebens gesichert und dem inneren Zwiespalt, der mich entzweit, die Entscheidung gegeben. Ohne den Geist steht meine Vernunft neben dem vom Körper mir gegebenen Trieb und meine Zustimmung zum göttlichen Gebot wird wertlos durch mein Unvermögen, es zu tun. Nun aber, da ich unter das Gesetz des Geistes gestellt bin, tritt eine Kraft in mich hinein, die stärker ist als der sündliche Wille; denn dieser ist der meine, der Geist aber ist Gottes. Führt mich das Sündigen in den Tod, so führt mich der Geist in das Leben und das Leben überwindet den Tod. Das Gesetz der Sünde und des Todes vergeht vor dem Gesetz des Geistes, und durch dieses Gesetz wird mir die Freiheit beschert. Indem ich sündigen und sterben muss, wird meine Unfreiheit sichtbar. Hier wurde über mich verfügt. Bei all dem dagegen, was der Geist mir gibt, bewege ich mich frei. Ich bin selbst der Glaubende und selbst der Liebende. Nun bin ich der Wollende und Handelnde, weil Gott mich bewegt.
Alles, was in mir frei ist, ist Deine Gabe, o heiliger Geist, alles, was ich mit ganzem Willen begehre, ohne dass mich meine Sündlichkeit und Sterblichkeit hindern kann. Daran erkenne ich deine schaffende Gnade, die in uns, die Gebundenen, die Sehnsucht nach der Freiheit legt und uns auch erfahren lässt, dass Du unsere Fesseln sprengst. Amen. (Adolf Schlatter)

8:3 Denn was dem Gesetz unmöglich war (sintemal es durch das Fleisch geschwächt ward), das tat Gott und sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches und der Sünde halben und verdammte die Sünde im Fleisch,

8:4 auf daß die Gerechtigkeit, vom Gesetz erfordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geist.

8:5 Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt.

8:6 Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede.

8:7 Denn fleischlich gesinnt sein ist wie eine Feindschaft wider Gott, sintemal das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's auch nicht.1)
Nicht nur aus Furcht vor der Strafe sollen wir die Sünde lassen und gegen die Macht der Finsternis ankämpfen, sondern vor allem darum, weil die Sünde eine Feindschaft wider Gott und unser Verderben ist. Wer den Herrn erkannt hat, der hat auch erkannt, dass ein heiliges Leben das richtigste und beste, das seligste und der Bestimmung und Anlage des Menschen entsprechendste Leben ist. Dann sind wir wahrhafte Kinder Gottes, wenn Gottes Art und Wesen unsere Art und unser Wesen geworden sind. Wer nur aus Furcht vor Strafe sucht fromm zu sein, der hat im Grunde mit der Sünde und mit der Macht der Finsternis noch nicht gebrochen, er steht noch unter ihrer Herrschaft. Eine solche Frömmigkeit kann weder den Menschen befriedigen noch Gott gefallen. Willst du glücklich und des Eingangs in das Reich des Lichts gewiss sein, so hange dem Herrn mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele an. Dies ist hienieden unsere wichtigste Aufgabe. Ganz besonders warnen müssen wir solche Gläubige, die noch einen Bann in ihrem Herzen, noch ein Brandmal in ihrem Gewissen haben. Mögen sie es glauben oder nicht, wahr ist es deshalb doch, dass sie damit nicht nur etwa eine Schwachheit an sich tragen, sondern auch durch solche Sünde an den Satan, an die finstere Macht gekettet sind. Nicht um uns - in und samt der Sünde - seligzumachen, ist Christus in die Welt gekommen. Matth. l, 21 lesen wir von Ihm: „Er wird sein Volk seligmachen von der Sünde.“ Wer also zu diesem Volk gehören will, der nehme es ja doch recht zu Herzen, dass des Heilands Liebe Seligkeit durch wahre Freiheit bewirken kann und will. (Markus Hauser)

8:8 Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen.

8:9 Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.
Paulus hatte vor diesen Worten gelehrt, daß diejenigen, die in Christo Jesu sind und Christo angehören, von dem Gesetz, von der Herrschaft der Sünde und des Todes so ganz frei gemacht seien, daß nun nichts Verdammliches mehr an ihnen zu finden sei (Röm. 8,1.2.); denn Gott habe, was dem Gesetz unmöglich war (sintemal es durch das Fleisch, durch die natürliche Beschaffenheit des Menschen geschwächt war), selbst gethan oder veranstaltet, und Seinen Sohn gesandt in der Gestalt des sündlichen Fleisches zu einem Sündopfer, und die Sünde im Fleisch verdammt oder an Seiner Menschheit gestraft, auf daß die Gerechtigkeit, vom Gesetz erfordert, in uns erfüllt würde, wenn wir nur nicht mehr nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist leben (3.4.). nach dem Fleisch dürfen wir freilich nicht leben; denn die fleischlich seien, seien auch fleischlich gesinnt; hingegen die geistlich seien, seien geistlich gesinnt; aber fleischlich gesinnt sein, sei Tod und Verderben: geistlich gesinnt sein, Leben und Friede. Denn fleischlich gesinnt sein, sei eine Feindschaft wider Gott, sintemal das Fleisch dem Gesetz Gottes weder unterthan sei noch sein könne. Daher auch die fleischlich sind, Gott nicht gefallen mögen. Nun macht er die Anwendung auf seine glaubigen Leser: ihr aber seid nicht fleischlich sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnet. Das muß aber sein, Gottes und Christi Geist müsset ihr haben, wenn ihr Ihm angehören wollt. Denn wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein. Christi Geist haben heißt aber nicht, zuweilen gute Rührungen bekommen, und nach denselben gute Vorsätze fassen, und diese bald wieder aufgeben. Der Geist Christi und Gottes will in uns wohnen, und freilich alsdann auch das Regiment über unsere Seele führen, und unsern ganzen Wandel nach Gottes Wohlgefallen einrichten. Ein wahrer Christ hat den Heiligen Geist, auch wenn er schläft, auch wenn er mit irdischen Geschäften bemüht ist, auch wenn er in einer tödtlichen Schwachheit sich seiner nicht bewußt ist. Nichts verursacht Ihn, die Seele als Seinen Tempel wieder zu verlassen, als die neue halsstarrige Neigung derselben zu der Welt. Da nun nach dieser Lehre Pauli zum Seligwerden nöthig ist, daß der Mensch nicht nur durch die Wiedergeburt geistlich worden sei, sondern auch den ewigen Geist Gottes empfangen habe, so mache ich billig diese Fragen an mich selber: bin ich nicht fleischlich, sondern geistlich? lebe und richte ich mich nicht mehr nach dem Fleisch, nach der natürlichen Beschaffenheit, die eine Feindschaft wider Gott, Gottes Gesetz zuwider, Gott mißfällig, und eben deßwegen der gerade Weg zu Tod und Verderben ist, sondern nach dem Geist, dessen Herrschaft zum Leben und zur Seligkeit führt? habe ich Gottes und Christi Geist in mir wohnend? bin ich mithin Sein? bin ich durch den Glauben in Christo Jesu, stehe ich in Gemeinschaft mit Ihm? habe ich als ein Angehöriger Jesu Christi Gottes Gnade, Freiheit von den Strafen der Sünde und ewige Seligkeit zu gewarten?
Diese Fragen sind doch gewißlich alles meines Nachdenkens werth. Wer aber den Geist Christi nicht hat, ist nicht Sein Kind, Schaf, Unterthan, Eigenthum, Miterbe, folglich höchst unglücklich und verloren. Ich will die Worte Pauli nicht brauchen, Andere zu richten, sondern mich selber zu untersuchen.(Magnus Friedrich Roos)


Das ganze Christentum vieler sogenannter Christen besteht nur darin, daß sie Vorkehrungsmaßregeln treffen, um nicht in die Hölle zu kommen. Es kann einem gruselig werden in ihrer Nähe. Ob es nicht daher kommt, daß sie schon so etwas wie Hölle spüren, während sie die Sandsäcke schleppen zum Dammbau gegen die künftigen Fluten des Verderbens? Dicht neben ihrer angstvollen Strandarbeit schaukelt des Glaubens Schiff auf den Wellen. Bin ich darauf, dann wird jene Hochflut nicht schaden können. Das Schiff ist für solche Wellen eingerichtet. Der jetzt eben mir schon Vergebung, Friede und Freude durch seinen Geist gewährt, hat mehr und Schöneres mit mir vor, als mich bloß mit knapper Not an einem ewigen Tode vorbeischlüpfen zu lassen. Solches Angstchristentum ist gewiß nicht nach seinem Herzen. Der Geist Christi ist etwas anderes als solche geschraubte Angst. Aus Liebe zu Jesu ihm folgen; an ihm hängen und ihn meinen und suchen und wollen - das ist eher von seinem Geist gewirkt als Höllenangst. Furcht ist nicht in der Liebe; Furcht hat Pein. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet.
Nein, Herr Jesus, wir haben durch deinen Geist die große Gewißheit erhalten, daß uns nichts von dir scheiden soll. Laß aus solcher Freude starke Triebe der dankbaren Liebe wachsen, daß unser Leben voll wird von deinem Lobe! Amen. (Samuel Keller)


Genug. Wer sich noch außer der neuen Geburt findet, der ist noch außer Christo. Denn wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Sobald aber einige Bekümmerniß entsteht, ist einige Hoffnung da, daß die Wiedergeburt nicht fern mehr sei. Ein solcher denke, daß, obschon er seine geistliche Veränderung nicht bewirken kann, er doch verpflichtet sei, aus Liebe zu seiner unsterblichen Seele das zu thun, was die Kräfte der Natur vermögen, obs möglich sei, dadurch seine Bekehrung zu befördern; denn er wird dadurch ein Zeugniß geben, daß er nach seinem Heil einige Begierden habe, und er wird die Hoffnung schöpfen können, daß, wenn er in solcher natürlichen Wirksamkeit seine Ohnmacht gefunden und abgemattet worden ist, der Herr zur rechten Zeit werde zu Hülfe kommen und das thun, was dem Fleische unmöglich ist. Wenigstens wird man so lange Gott keiner Ungerechtigkeit zeihen können, so lange man seine Kräfte nicht versucht und das gethan hat, was man thun kann. (Friedrich Adolph Lampe)

8:10 So nun aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen.

8:11 So nun der Geist des, der Jesum von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird auch derselbe, der Christum von den Toten auferweckt hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen um deswillen, daß sein Geist in euch wohnt.2)
Der Geist Gottes wohnt in den Glaubigen, und dieser Geist ist auch der Geist Christi; denn so fließt die Rede Pauli nach einander: ihr seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnet, wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein, V. 9. Da nun Paulus hernach weiter hätte sagen können: so aber der Geist Christi in euch ist u.s.w., so sagt er: so aber Christus in euch ist (weil Er nämlich selber ist, wo Sein Geist ist), so ist er, der Leib, zwar todt um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. Die Inwohnung Christi und Seines Geistes heiligt also den Leib, hebt aber die sterbliche Beschaffenheit desselben nicht auf: hingegen ist der durch die Wiedergeburt in der Seele entstandene Geist lauter Leben, und zwar unzerstörliches Leben, und dieses Leben ist da wegen der Gerechtigkeit, die dem Glauben zugerechnet worden. Nun kommt Paulus wieder zurück auf die Rede vom Geist, und sagt: so der Geist deß, der Jesum von den Todten auferwecket hat, in euch wohnet, so wird auch derselbe, der Christum von den Todten erwecket hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen, um deßwillen, daß Sein (nämlich Christi) Geist in euch wohnet. Der göttliche Geist also, der ein Geist des Vaters und des Sohnes ist, wohnet in den Glaubigen. Weil Er aber in ihnen wohnet, so wird der Vater unsers HErrn Jesu Christi ihre sterblichen Leiber lebendig machen; denn es gebührt sich nicht, daß ein Leib, welcher ein Tempel des Heiligen Geistes gewesen war, todt bleibe: auch gebühret es sich nicht, daß diejenigen, in denen der Geist Christi wohnet, an Seinem Leben, das Er bei Seiner Auferstehung angenommen hat, keinen Antheil haben. Nein, sondern weil Christus durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt worden ist, und nun nach Seiner ganzen menschlichen Natur ewiglich lebet, so müssen auch diejenigen, die Seinen Geist empfangen haben, und durch denselben Geist mit Ihm, wie Glieder mit ihrem Haupt, verbunden sind, nach ihrer ganzen menschlichen Natur ewiglich mit Ihm leben. Ein Kind Gottes hat also etwas in sich, das nicht stirbt, und dieses ist der Geist: dieser Geist ist lauter Leben. Nach demselben wird das Wort Christi, Joh. 11,26., an ihm erfüllt: wer da lebet und glaubet an Mich, wird nimmermehr sterben. Ein Kind Gottes hat aber auch etwas Sterbliches an sich, und dieses ist sein Leib, welcher ungeachtet der Begnadigung und der Inwohnung des Heiligen Geistes wegen der Sünde sterben muß. Aber auch diesen wird der Vater unsers HErrn Jesu Christi lebendig machen, denn Er hat alle Seine Kinder dazu bestimmt, daß sie dem Ebenbild Seines Sohnes, der auferstanden ist, und nun ewig lebt, gleich werden, auf daß derselbe der Erstgeborne unter vielen Brüdern sei, Röm. 8,29. Der Erstling des Heiligen Geistes, den sie hier schon empfangen haben, vergewissert sie davon durch Seine Inwohnung, und durch die Zueignung der göttlichen Verheißungen.(Magnus Friedrich Roos)


Wenn der dreieinige Gott so im Herzen wohnt und thront, dass das gesamte Leibesleben der Herrschaft des Geistes unterworfen ist und bleibt, dann sind wir geheiligt. Wenn die äußeren Verhältnisse noch immer die innere Welt beherrschen, dann sind wir noch nicht geheiligt. In solchem Falle kann die Freude keine bleibende sein. Auch ist in solcher Lage die Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes nicht lebendig bei uns. Die Heiligkeit besteht hauptsächlich darin: dass wir Gott unbedingt gehorsam sind, dass wir in unserem Fühlen und Denken, in unserem Wollen, Handeln und Streben durch den in uns wohnenden Heiligen Geist geleitet, getrieben und regiert werden. Unser äußeres Leben ist hier dem Heiligen Geist unterworfen. In dieser wahren Kindesstellung sind wir Heilige und Geliebte. Als solche nun haben wir bleibende Freude, eine Freude, die von äußeren Verhältnissen und Begebnissen nicht mehr abhängig ist. Und als solche Kinder haben wir eine Zukunft und eine Hoffnung. Es gilt uns das Wort: „Wenn der Geist dessen, der Jesum von den Toten auferweckt hat, in euch wohnet, so wird Er, der Christum von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen dadurch, dass Sein Geist in euch wohnt.“ Röm. 8, 11. Es ist sehr zu beachten, dass die Auferstehung in Jesusähnlichkeit abhängig ist von dem Geistesstande im jetzigen Leben. Willst du wachsen und zunehmen in Christo, so versäume die Schule der Kinder Gottes nicht. Heiligung ist die Grundbedingung einstiger Lichtleiblichkeit. (Markus Hauser)

8:12 So sind wir nun, liebe Brüder, Schuldner nicht dem Fleisch, daß wir nach dem Fleisch leben.
Wir alle sind als Gottes Geschöpfe seine Schuldner; schuldig, Ihm zu dienen mit Leib, Seele und mit allen Kräften. Durch Übertretung seines Gesetzes, deren wir uns schuldig gemacht haben, sind wir Schuldner geworden seiner Gerechtigkeit und schulden Ihm eine große Summe, die wir nicht imstande sind zu bezahlen. Von dem Christen aber kann man sagen, dass er der Gerechtigkeit Gottes auch nicht das Geringste schuldig ist, denn Christus hat die Schuld für die Seinen bezahlt; aber umso mehr ist der gläubige Christ ein Schuldner der Liebe. Ich bin ein Schuldner der göttlichen Gnade und Vergebung; aber ich bin kein Schuldner mehr seiner Gerechtigkeit, denn Er rechnet mir keine Schuld mehr zu, die schon bezahlt ist. Christus hat gesagt: „Es ist vollbracht!“ und damit hat Er bezeugt, dass alles, was sein Volk schuldig war, auf immer aus dem Schuldbuch getilgt sei. Christus hat aufs völligste ein Genüge getan der göttlichen Gerechtigkeit; die Rechnung ist ausgeglichen, die Handschrift ist ans Kreuz geheftet, die Quittung ist unterschrieben, und wir sind nun keine Schuldner der göttlichen Gerechtigkeit mehr. Weil wir aber in diesem Sinne nicht mehr unsers Herrn Schuldner sind, so werden wir dadurch zehnfach größere Schuldner Gott gegenüber. Lieber Christ, erwäge das einen Augenblick. Wie viel hast du der unumschränkten Güte Gottes zu verdanken! Wie vieles schuldest du seiner selbstentäußernden Liebe, denn Er hat seinen eigenen Sohn für dich in den Tod dahingegeben. Bedenke, wie viel du seiner vergebenden Gnade verpflichtet bist, denn nachdem du Ihn zehntausendfach verschmäht hast, liebt Er dich doch immer noch mit so unendlicher Innigkeit als je. Betrachte, was du seiner Macht verdankst; wie Er dich auferweckt hat aus deinem Sündentod; wie Er dein geistliches Leben gehütet hat; wie Er dich bewahret hat vor dem Verderben, und wie Er dich mitten durch tausend tobende Feinde hindurch geleitet hat auf sicherem Pfade. Erfasse, was du seiner unwandelbaren Treue verdankst. Tausendmal bist du wankelmütig geworden, Er aber ist unverändert derselbe geblieben. Du bist jeder Eigenschaft Gottes gegenüber so tief verschuldet als nur immer möglich. Deinem Gott verdankst du dich selber, und alles, was du hast; so übergib dich Ihm ganz als ein lebendiges Opfer, das ist dein vernünftiger Gottesdienst. (Charles Haddon Spurgeon)

8:13 Denn wo ihr nach dem Fleisch lebet, so werdet ihr sterben müssen; wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, so werdet ihr leben.
Der Leib hat die Bestimmung, ein Tempel Gottes zu sein. Auch im verderbten, gefallenen Zustande soll er zu Ehren kommen. Seine Erlösung vollzieht sich stufenweise. Zuerst soll er Gefäß des Geistes werden, dann will ihn der Herr in der Auferstehung lebendig, geistdurchwohnt machen. Er soll am ewigen Leben vollen Anteil haben. Erst in der Auferstehung vollzieht sich die Wiedergeburt des Leibes. Christen dürfen es nie aus dem Auge verlieren, dass dem Leibe eine große Bedeutung zukommt. An Seligkeit ist nicht zu denken, wenn der Leib, missbraucht und ruiniert durch Sünde, ohne Erlösungsgnade dem Schöße der Erde übergeben wird. Wenn Essen, Trinken, Wohlleben, irdischer Gewinn unser Leben war, leidet die Seele Pein, während ihr missbrauchtes Organ und Werkzeug im Grabe liegt. Die Zukunft des Leibes muss uns wichtig sein, halte ihn Tag für Tag heilig dem Herrn. Auch an unserem Leibe will die Gnade ihr Werk vollenden. „Wie die Saat, so die Ernte“, bedenke es wohl! Wir müssen täglich unseren Leib seiner Auferstehung, seiner Verherrlichung entgegenführen. Hierfür sind die Kräfte vorhanden; der gekreuzigte und auferstandene Christus gibt Seinen Gliedern Seinen Leib und Sein Blut zu genießen, in Seinem Mahle finden wir Leben für unseren Leib. Wie gehst du um mit der Leiblichkeit? Missbrauche deinen Leib, dein Geld, dein Gut nicht! Wir sind verantwortlich. Wer sündigt, der hat die Folgen immerwährend, hier und dort zu tragen! Erlöste des Herrn, lasset uns der Vollendung entgegenstreben; die Gnade macht alle frei! (Markus Hauser)

8:14 Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.3)
Paulus, der die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben in dem Brief an die Römer vorgetragen hat, behauptet in diesem Brief und in allen seinen Schriften, daß man nicht gerechtfertigt werden könne, ohne zugleich ein geistlicher Mensch, folglich wiedergeboren zu werden, und daß Niemand ein geistlicher oder wiedergeborner Mensch sei, der nicht auch den Geist des Vaters, der Jesum von den Todten auferweckt hat, welcher auch der Geist Christi ist, empfange. Er nennt diesen Geist Röm. 8,14. den Geist Gottes, und sagt von ihm, daß Er die wiedergebornen Christen treibe, belebe, führe, folglich immer in einer guten Bewegung erhalte. Ob also gleich ein wiedergeborner Christ geistlich ist, und eine neue Natur, welche Geist heißt, in sich selbst hat, so ist doch dieser sein Geist nicht sich selber überlassen, sondern steht an Einem fort unter dem Trieb oder unter der Regierung des göttlichen Geistes. So lange der Mensch diesen göttlichen Geist in sich wohnend hat, bleibt er ein geistlicher und geistlich gesinnter Mensch, und kann nicht faul, kalt, träg, todt und unfruchtbar werden, weil durch denselben Geist immer gute Bewegungen und Regungen in ihm erweckt werden, welche in Worte und Werke, die Gott wohl gefallen, ausbrechen. Paulus sagt Röm. 8,13., daß die Glaubigen des Fleisches Geschäfte tödten: dazu treibt sie aber der Geist Gottes. Er sagt V. 15., daß sie Gott als Abba, Vater anrufen: sie thun es auch durch Seinen Geist. Hernach redet er von einer innerlichen Sehnsucht nach der Kindschaft, von der Hoffnung der Herrlichkeit, vom Beten und Seufzen, vom Feststehen und Ueberwinden: dieses Alles aber wirket derselbige ewige Geist Gottes, der in den Herzen der Wiedergebornen wohnet, und sie treibet. Indem Er sie aber treibet, dürfen sie gewiß sein, daß sie Gottes Kinder seien, denn Er ist ein kindlicher Geist, oder das Siegel der Kindschaft Gottes, und der Urheber wahrer kindlicher Gesinnungen gegen Gott. Er zeuget auch mit ihrem Geist, daß sie Gottes Kinder seien; sind sie aber Kinder, so sind sie auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi; so sie anders mit leiden, auf daß sie auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden, V. 16.17.
Aus diesem Allem läßt sich erkennen, wie thöricht diejenigen zu ihrem eigenen Schaden seien, welche durch die Kraft ihrer natürlichen Vernunft wahre Christen sein und Gott gefallen wollen. Obschon von weltklugen, gelehrten und witzigen Leuten zuweilen gesagt wird, daß sie geistreich seien, oder viel Geist haben, so sind sie doch im biblischen Verstand keine geistlichen Menschen, es sei denn, daß sie aus Gott geboren seien. Ist dieses nicht geschehen, so muß ihre Vernunft zu dem Fleisch gerechnet werden, von welchem Paulus Röm. 8. redet, und weil solche fleischliche Menschen auch fleischlich gesinnt sind, so ist gewiß, daß sie auch eine Feindschaft wider Gott in sich haben, und dem Gesetz Gottes nicht unterthan sein können. Ist aber ein Mensch nicht mehr fleischlich, sondern geistlich, so muß auch der Geist Gottes in ihm wohnen, und wenn er diesen nicht hat, so ist er nicht Christi. Er ist weder wiedergeboren noch gerechtfertigt, und weder ein Kind noch Erbe Gottes. Lasset uns diese Wahrheiten wohl bedenken, und uns hüten, den Heiligen Geist, wenn wir Ihn empfangen haben, zu betrüben. Sein Trieb werde in uns immer kräftiger. (Magnus Friedrich Roos)

8:15 Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!
Christen sollen nicht nach dem Fleische leben, sondern des Fleisches Geschäfte tödten. Aber was sie zum Gehorsam gegen Gott und zum Kampf wider das Böse treibt, das ist nichts Fremdes außer ihnen, nicht Zucht und Zwang von Außen bei innerlichem Widerwillen und Widerstreben, nicht das Gesetz mit seinen Drohungen und Verheißungen; sondern Trieb des Geistes, der ihnen im Glauben an die Liebe Gottes in Christo gegeben ist, und der alle Gebote und Wege Gottes gut heißet und Lust daran hat. Dieser Geist, welcher die Kinder Gottes treibt, des Fleisches Geschäfte zu tödten, erscheint den leichtsinnigen Kindern der Welt als ein finsterer Geist. Und weil niemand Gott eher lieben und vertrauen kann, bis er ihn hat fürchten lernen, so ist auch wirklich die nächste Wirkung dieses Geistes auf unbekehrte Menschen: ihnen Furcht Gottes einzuflößen, und sie aus der Ruhe und Sorglosigkeit heraus in eine heilsame Unruhe und Verlegenheit zu versetzen. Aber laß dich, o Mensch, nur in eine rechtmäßige Furcht versetzen, das macht den Uebergang zu einer rechtmäßigen Freude. Der knechtliche Geist, bei dem man sich fürchten muß, ist doch ein besserer Geist, als der Geist der Welt, da man sich nicht fürchtet. Wolle nur nicht den Schmerz einer aufrichtigen Buße umgehen, denn das ist der Weg zur Freude des Glaubens an das Evangelium. Nach dem Sturmwinde, dem Erdbeben und dem Feuer kommt das sanfte stille Sausen. Denn also spricht der Hohe und Erhabene, der ewiglich wohnet, deß Name heilig ist: „Der ich in der Höhe und im Heiligthum wohne, und bei denen, so zerschlagenen und demüthigen Geistes sind, auf daß ich erquicke den Geist der Gedemüthigten und das Herz der Zerschlagenen; ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen, sondern es soll von meinem Angesicht ein Geist wehen, und ich will Odem machen.“ Nach der Furcht und nach der göttlichen Traurigkeit, die zur Seligkeit wirket eine Reue, die niemand gereuet, kommt Friede und Freude in die Seelen durch den heiligen Geist. Da heißt es: Ihr habt nicht einen knechtlichen Geist empfangen, daß ihr euch abermal fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater! Weil ihr denn Kinder seid, hat Gott gesandt den Geist seines Sohnes in eure Herzen, welcher schreiet: Abba, lieber Vater! Ihr wisset aus dem Worte Gottes: „Wir sind alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christo Jesu.“ Und ob auch zuweilen der Anblick und die Erfahrung eurer vielen Mängel und Gebrechen euch deß zweifelhaft machen sollte: so kommt dieser Geist euch in solcher Unsicherheit durch besondere Versicherungen zu Hülfe; schlichtet durch sein Zeugniß diese eure größte und heiligste Herzenssache, daß ihr Gottes Kinder seid; und setzt euch in den vollen Genuß der Liebe Gottes, die alle Furcht austreibt. Welch ein Leben! Wie sich's auch in den Augen der Welt ausnehmen, wie wenig es auch dem entsprechen mag, was sie Leben und gute Tage nennt - es ist doch so: „Wer leben will und gute Tage sehen, der suche zu dem Christennamen auch das Christenleben im Glauben des Sohnes Gottes, durch welchen wir die Macht empfangen, Gottes Kinder zu werden, die Kindschaft, den Kindesgeist, den Trieb dieses Geistes, Gott zu gefallen, und das Zeugniß dieses Geistes, daß wir ihm wohl gefallen und angenehm sind in dem Geliebten.“ Hast du schon einen anderen Geist empfangen, und welchen? Weß Geistes Kind bist du? (Carl Johann Philipp Spitta)


An den Knechten hat Jesus gern den Jüngern gezeigt, was ihre Stellung vor Gott sei, dass sie ihm mit allem, was sie sind und haben, gehören und ihre ganze Arbeit für ihn tun. Ebenso hat Paulus zusammen mit der ganzen Christenheit den Namen „Knecht Gottes“ zu seinem Ehrennamen gemacht, der allen sofort das Große zeigte, was ihm gegeben war und durch ihn zu den Völkern kam. Dabei bleibt Paulus auch in unserem Spruch, weil er die Knechtschaft, die die Alten Gott unterwarf, zu seinem Eigentum machte und in seinen Dienst stellte, als das Werk des Geistes beschreibt. Der Gedanke wäre kindisch, ein Mensch machte sich selbst zu Gottes Knecht. Man wird durch Gott zu Gottes Knecht und Gottes Werk geschieht durch seinen Geist. Dennoch haben wir mit dem Geist, der Knechte Gottes macht, noch nicht das vor uns, was Jesu Gabe für uns ist. Über dem Knecht steht der Sohn, und von Jesus, dem Sohne Gottes, geht der Geist der Kindschaft aus. Wie wird dieser Unterschied in unserem Verhalten sichtbar? Aus der Gebundenheit des Knechts an Gott, sagt Paulus, entstand die Furcht; aus der Versetzung in die Kindschaft entsteht der Ruf, der den Vater ruft. Scheu und still muss der Knecht warten, bis das Urteil des Herrn über seine Arbeit erfolgt, wie er in schweigendem Gehorsam das Gebot des Herrn zu empfangen hat. Der Sohn dagegen spricht zum Vater mit lautem Ruf, befreit von scheuer Ängstlichkeit. Hier ist nichts zu verheimlichen; in heller Öffentlichkeit ergeht das Bekenntnis und mit froher Zuversicht wird die Bitte laut. Ist denn die Furcht aus uns, den Kindern, verschwunden? Das kann nie geschehen. So wenig Paulus das Knechtsein vor Gott schielt, so wenig schilt er die Furcht. Sie bleibt ein unentbehrliches Glied unseres inwendigen Lebens. Aber sie ist nicht mehr die Wurzel unserer Frömmigkeit, nicht mehr die treibende Kraft in unserem Gottesdienst. Die Furcht ist uns dazu gegeben, damit sie uns zum Glauben führe, und dieser hat nun seinen Grund darin gefunden, dass uns Jesus zu sich selbst holt und uns mit sich in die Kindschaft Gottes stellt.
Dir zu gehören ganz und gar, Vater, das ist der Reichtum und die Ehre Deiner Knechte und Deiner Kinder. Du beugst uns aber nicht durch Deine Hoheit, sondern hebst uns zu Dir empor durch Deine Gnade und wandelst unsere Furcht in den Glauben, durch den Deine väterliche Liebe uns zu sich zieht. O mache mir Tag um Tag wieder Dein Evangelium hell. Amen./ (Adolf Schlatter)


Die volle Kindschaft schließt in sich, dass wir mit Paulus sprechen können: Christus lebt in mir! Gal. 2, 20. Ruht Sinnen und Denken im Herrn, ist das Herz durch Christi Blut rein geworden, so kann Gott Seine Macht, Seine Gegenwart kundgeben. Da wirst du dessen gewiss: Er ist in dir, über dir, um dich her. Zwei wunderbar reale Vorgänge und Veränderungen machen sich geltend. Zunächst und zuerst die Innewohnung Christi. Seine Person erfüllt Herz und Sinn. Dann aber steht ein Erfolg der Glaubensschule da. Du hast durch Jahre hindurch in Gebet und Gemeinschaft mit Ihm Liebe, Sanftmut, Demut, Gerechtigkeit, Reinheit angezogen. Daher strahlte aus deinem Leben und Wesen etwas von Christi Bild. „Sie werden Gottes Kinder heißen“, sagt der Heiland. Wir können diesen Ausspruch nicht wichtig genug nehmen. Söhne und Töchter des lebendigen Gottes stehen zu Ihm in einem innigen Verhältnis. (Markus Hauser)


Der Geist Jesu ist kein Geist der Furcht, noch der ängstlichen Sorge, sondern der Geist der Freiheit und Freude. Wer sich fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe; denn Furcht ist nicht in der Liebe; die Liebe treibet die Furcht aus. Sie schafft Gehorsam, Demuth, Selbstverleugnung und Ergebung. Diese kommen aus einer wahrhaft christlichen Gesinnung, die jeden Kampf leicht macht, jeden Schmerz mildert, jeden Verlust tragen hilft. Je klarer und wahrhafter das Bild Jesu in uns lebt, desto weiter treten die irdischen Gestalten in den Hintergrund, und wir sehen und suchen in uns und außer uns die ewig waltende Güte und Weisheit, die wie das Sonnenlicht das ganze Weltall durchleuchtet. Dadurch kommt unsere Seele in eine immer innigere Gemeinschaft mit Gott. Mit jeder von der Erde abgezogenen und Gott zugewandten Gesinnung wird es ihr immer klarer, daß wir göttlichen Geschlechts und Erben des ewigen Lebens sind.
Der Geist Gottes schreibt die Wahrheit in's Herz und giebt uns in Christi Leben das ewige Leben. Was nicht zu diesem Leben gebildet ist, kann dort so wenig eingehen, als daß ein Stein zur Sonne fliege. Mit allen Kräften fortgetrieben, macht er doch zuletzt einen Bogen und fällt wieder zur Erde zurück. Aber Licht und Wahrheit, Erkenntniß Gottes durch Uebung der Liebe, Freude am Himmlischen und der Andacht Flamme steigen aufwärts und sammeln und bilden sich zur Herrlichkeit Jesu. Das aber ist das ewige Leben, daß sie dich, o Ewiger, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen, daß sie Ihn lieben, Ihn bei sich aufnehmen, nach Seinem Geiste sich bilden, in Ihm ein reiches und volles Genüge haben. O daß ich mit jedem Tage Christo immer näher käme! Daß er in mir eine immer schönere Gestalt gewönne! So weichet die Furcht und der knechtische Geist, und wir können zu Gott bitten und beten, wie Kinder zu ihrem Vater. (Spieker, Christian Wilhelm)

8:16 Derselbe Geist gibt Zeugnis unserem Geist, daß wir Kinder Gottes sind.
Ein Christ soll eine Gewißheit von Seinem Gnadenstand erlangen, damit er nicht immer fürchten müsse, es gehe ihm, wie Salomo Spr. 14,12. 16,2. und Paulus Gal. 6,3. sagt. Wie erlangt man diese Gewißheit? Erstlich werden wir durch’s Gesetz, wenn es kommt (Röm. 7,9.), oder mit einer tödtenden Kraft und mit der Zuneigung seines verdammenden Urtheils auf uns selbst in unsere Seele eindringt, vergewissert, daß wir mit unsern Werken unter dem Fluch liegen, und gleichsam am Rand der Hölle stehen, in welche wir geworfen werden könnten. Nehmen wir diese Ueberzeugung geduldig an, und werden wir dabei durch die Kraft des Evangeliums an Christum, welcher des Gesetzes Ende ist, glaubig, so entsteht nach und nach eine andere Gewißheit in uns, nämlich diejenige, auf welche Paulus deutete, da er sagte: der (kindliche) Geist gibt Zeugniß unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Er setzt also voraus, das wir eine neue Natur von Gott empfangen haben, und nennt diese neue Natur unsern Geist, s. Joh. 3,6. Niemand kann also vergewissert werden, daß er ein Kind Gottes sei, außer wer wiedergeboren ist, und Niemand ist auch ein Kind Gottes als ein Wiedergeborner. In diesem aber zeugt der Geist oder die wiedergeborne Seele nach ihrem von Gott empfangenen Licht von der Kindschaft Gottes, weil er durch die Aufmerksamkeit auf dasjenige, was Gott in ihm schon gewirkt hat und täglich wirkt, und durch die Vergleichung seines Zustandes mit dem Wort Gottes den richtigen Schluß machen kann, daß er ein Kind Gottes sei. Aber der kindliche Geist, durch welchen man Abba, Vater ruft, der Geist des Vaters und des Sohnes, der Tröster oder Beistand, welchen der Vater in Jesu Namen sendet, zeuget auch mit dem Geist des Menschen von der Kindschaft Gottes, indem Er seinem Herzen manch’ süßes Trostwort zuspricht, ihn die Liebe Gottes deutlich empfinden läßt, und ihn zuweilen durch Kräfte der zukünftigen Welt erquickt. Dieses Zeugniß des Heiligen Geistes hat in sich selbst eine solche Klarheit, und unterscheidet sich durch seine göttliche Kraft und Lieblichkeit, die man empfinden kann, so deutlich von Allem, was die Natur thut, daß der Mensch nicht zweifeln kann, es sei ein Zeugniß des ewigen und göttlichen Geistes, da man hingegen die Kennzeichen desselben der Welt, die Ihn nicht kennt (Joh. 14,17.) nicht begreiflich machen kann. Uebrigens wäre es seltsam, wenn man erwarten wollte, daß das Zeugniß unseres Geistes, und das Zeugniß des Heiligen Geistes, welcher jenes bekräftigt, an Einem fort währen sollte. Der Heilige Geist zeuget, wann Er will, und insonderheit alsdann, wenn Furcht und Zweifel, Angst und Schmerzen vorhanden sind. Hernach glaubt man an Einem fort, und dieser Glaube wird wieder durch Sein Zeugniß gestärkt, wenn es Ihm gefällt: bis er in’s Schauen verwandelt wird. Johannes schrieb an wiedergeborne Christen mit einer innigen Freude 1 Joh. 3,1.2.3.: sehet, welch’ eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder sollen heißen. Darum kennet euch die Welt nicht, denn sie kennet Ihn nicht. Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden: wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir Ihm gleich sein werden; denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist. Und ein Jeglicher, der solche Hoffnung hat zu Ihm, der reiniget sich, gleichwie Er auch rein ist.(Magnus Friedrich Roos)


Lehrer stellen Zeugnisse aus. Der Heilige Geist ist auch ein Lehrer. Er lebt in denen, die abgewaschen sind, und gibt ihnen nach treuer Bewährung auch ein gutes Zeugnis. Wer das erlebt, kann von innigem Glück reden. Aus dem Zeugnis des Geistes fließt dann die tiefe Gewissheit der Gotteskindschaft. Ohne dieses Zeugnis sind wir stets im Nebel, in großer Unklarheit. Ein gutes Zeugnis aber bringt viel Freude. Wir können das an den Kindern beobachten. Wie vergnügt sind sie, wenn der Lehrer ihnen ein gutes Zeugnis ausgestellt hat! Auch wir sind sehr glücklich, wenn wir von Gottes Geist das Zeugnis der Kindschaft empfangen haben. Es ist mir gewiss, dass jeder das Zeugnis erhält, der Jesus im Glauben annimmt; erzwingen kann es niemand. Mangelt dir das Zeugnis, so blicke auf Christi Kreuz und versenke dich in das Evangelium. Bitte um Erleuchtung durch den himmlischen Gott, dann bleibt das Zeugnis nicht aus. Denn wer da bittet, dem wird auch gegeben werden. Hier gilt das Wort: Den Aufrichtigen lässt es Gott gelingen. - Warum geht es so schwer, den Fehler bei sich selbst zu suchen? - Das ist nicht immer leicht zu sagen. Viele bleiben in einem gesetzlichen Streben wie einst Saulus. Aber nur die Gnade schenkt uns die Freude der Gotteskindschaft. Der Herr schenke uns Gnade, Ihn zu verstehen in Seinen Liebesabsichten. Jedem Berufenen muss der Heilsweg klar gezeigt werden. Auch du darfst nicht ruhen, bis du den Weg des Lebens erkannt hast, und dann wandle ihn mit Freuden. (Markus Hauser)

8:17 Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, so wir anders mit leiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.4); 5); 6)
Wenn ein Mensch wiedergeboren wird, so wird er ein geistlicher Mensch, das ist, er bekommt eine neue Natur, welche Gott ähnlich ist, und ein neues Leben, welches dem Leben des auferstandenen HErrn Jesu ähnlich ist. Diesen Geist des Menschen gelüstet wider das Fleisch, oder wider die in der Natur des Menschen noch übrige Verderbniß, und das Fleisch wider den Geist; diese zwei sind wider einander: wiewohl doch der Geist regieren soll, Gal. 5,17.18. Nach diesem Geist, oder nach diesem von Gott geschenkten Licht und Leben kann ein Christ sich selber das Zeugniß geben, daß er ein Kind Gottes sei, wenn er sich nämlich dem Wort Gottes aufrichtig prüft, und sich dessen bewußt ist, was das Wort Gottes von der Wiedergeburt, von dem Haß des Bösen, von der Liebe Gottes und des Nächsten, vom Trieb des Heiligen Geistes, vom Glauben und von dem Fortgang in der Heiligung als von Kennzeichen der Kindschaft Gottes lehrt. Dieses Zeugniß aber, welches der Christ sich selbst durch den Geist gibt, wird je und je von dem Geist Gottes durch kräftige Empfindungen der Liebe Gottes, oder durch eine kräftige Zueignung dieses oder jenes evangelischen Spruches bestätigt, und dieses ist der Fall, da der Geist Gottes mit unserem Geist zeuget, daß wir Gottes Kinder seien. Es ist unmöglich, daß man dieses Zeugniß des Geistes Gottes an Einem fort spüre; denn Er hat uns noch mehr zu sagen und zu entdecken, als nur die Wahrheit, daß wir Gottes Kinder seien. Er hat uns auch zu bestrafen, Er hat uns zu unterweisen, wie wir wandeln sollen, Er hat uns zu entdecken, was der Wille Gottes in vorkommenden Fällen sei, Er hat uns überhaupt in alle Wahrheit zu leiten. Auch ruhet Er zuweilen gleichsam, und hält inne mit Seinen kräftigen Wirkungen, bis wieder etwas vorkommt, welches sie nothwendig macht; und dieses ist der Fall, da man ohne Fühlen trauen muß. Zu geschweigen, daß auch der Satan die Seele unter der Zulassung Gottes mit Finsterniß und schreckhaften oder andern scheußlichen Bildern bestürmen kann. Wenn wir aber wahrhaftig Gottes Kinder sind, und Solches aus dem Zeugniß unseres Geistes und des Heiligen Geistes wissen, so dürfen wir den Schluß machen, daß wir auch Erben seien, nämlich Gottes Erben. Welche’ ein Ausdruck ist das! Ein Erbe Gottes sein, Seine Ruhe, Seine Freude, Sein Reich erben! Und Miterben Christi. Welch’ eine Herrlichkeit ist das! Christus hat als der Erstgeborne unter vielen Brüdern von dem Vater Alles empfangen oder geerbt; nun sagt aber der Vater zu einem jeden unter diesen vielen Brüdern: Alles, was Mein ist, das ist dein, Luk. 15,31., und da Er dem Johannes den neuen Himmel, die neue Erde und das neue Jerusalem gezeigt hatte, so thut Er den Ausspruch: wer überwindet, soll dieses ererben, und Ich werde sein Vater sein, und er wird Mein Sohn sein, Off. Joh. 21,7. Wer sollte nicht allen Fleiß anwenden, ein Kind Gottes zu werden und zu bleiben! Wer sollte sich über einen zeitlichen Mangel kränken, wenn er Hoffnung hat, ein Erbe Gottes und Miterbe Christi zu werden, und ewiglich zu bleiben!(Magnus Friedrich Roos)


Christo gehören die unendlichen Reiche im Weltall seines Vaters als Eigentum an durch rechtskräftige Einsetzung. Als „Erbe über alles“ ist Er der einzige Eigentümer der weiten Weltschöpfung Gottes, und Er hat uns gestattet, das alles als unser Eigentum anzusehen und in Anspruch zu nehmen, und hat uns dazu ermächtigt durch seine Einsetzung zu Miterben, welche der Herr bestätigt hat allen seinen Auserwählten. Die goldenen Gassen des Paradieses, die Perlentore, der Strom des Lebens, die überschwängliche Seligkeit und die unaussprechliche Herrlichkeit sind uns durch unsern hochgelobten Herrn übergeben zum ewigen Eigentum. Alles, was Er hat, teilt Er mit seinem Volk. Er hat seine Königskrone seiner Braut und auserwählten Gemeinde aufs Haupt gesetzt, und hat ihr ein Reich gestiftet und ihre Söhne ein königliches Priestertum genannt, ein auserwähltes Geschlecht, ein Volk von Priestern und Königen. Er hat sich selber seiner Krone entäußert, damit wir könnten gekrönt werden mit Herrlichkeit; Er wollte nicht sitzen auf seinem Stuhl, bis dass Er selbst Raum gemacht hätte für alle, die, die da überwinden durch sein Blut. Siehe, das ist der Lohn eines jeden gläubigen Überwinders! Christi Thron, Krone, Zepter, Palast, Schatz, Kleid, Erbteil, - alles ist euer. Weit erhaben über alle Eifersucht, Selbstsucht und Habsucht, die nicht leiden wollen, dass irgendein anderer ihres Besitzes teilhaftig werde, schätzt sich Christus nur umso glücklicher und herrlicher, wenn sein Volk an seiner Herrlichkeit teil hat. „Ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die Du mir gegeben hast.“ „Solches rede ich zu euch, auf dass meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.“ Das Lächeln des Wohlgefallens seines Vaters ist Ihm umso lieblicher, weil auch die Seinen daran teilhaben. Die Majestät und die Würde seiner Herrschaft ist Ihm umso wertvoller, weil auch sein Volk mit Ihm im Glanz der Herrlichkeit strahlt. Seine Siege sind Ihm umso willkommener, weil auch seine Auserwählten dadurch überwinden lernen. Er schaut mit Wonne auf seinen Thron, weil Er auch Raum beut für sie. Er hat Wohlgefallen an seinem Kleid der Herrlichkeit, weil seines Gewandes Saum auch über sie gebreitet ist. Er ist umso seliger in seiner Freude, weil Er sie kann eingehen heißen zu seiner ewigen Freude und Wonne. (Charles Haddon Spurgeon)


Zuerst werde Gottes Kind, dann wirst du Gottes Erbe. Kehre die göttliche Ordnung nicht um und lass dich nicht verführen, nach dem zu greifen, was Gottes ist, ohne dass du ihn selber suchst und hast. Möchtest du das, was Gottes ist, ohne Gott zu deinem Eigentum machen, so wäre dies dein Fall. Die Kindschaft Gottes gibt mir die inwendige Verbundenheit mit Gott und dies ist das höchste Gut, das eine Notwendige, ohne das ich sterben muss. Gottes Werk in mir, dass er mir den Glauben und die Liebe gibt, ist das Köstlichste, was er mir schenkt. Darauf richte deinen Fleiß, dass sein Wort dir deine Gedanken und sein Wille dir dein Handeln geben. Nun aber fahre mit Paulus fort und sei nicht zaghaft. Weil ich Kind bin, bin ich auch Erbe. Das Kind wird zum Mitbesitzer dessen, was des Vaters ist. Was ist Gottes Eigentum? Einmal die Natur. Weil ich sein Kind bin, wird sie mein Erbe, mein Besitz, den ich verwalte und regiere, so dass sie mir nicht mehr die wilde Eigensucht in die Seele legt, an der ich sterbe, sondern mir zum Lebensmittel wird. Nun wird es wahr, dass alles mir gehört und dient, sei es das Leben, sei es der Tod. Was gehört Gott weiter? Die Welt; denn all das, was die Menschheit mit ihrer regsamen Arbeit zustande bringt, wird von ihr mit dem hergestellt, was Gott ihr gab, und geschieht unter seiner Regierung. All dies gehört nun auch mir und wird mir zum Arbeitsmittel. Nun kann die Welt mich nicht mehr knechten und ich muss sie nicht mehr fürchten und mich nicht aus ihr flüchten. Als Gottes Kind stehe ich mit ihr im freien Verkehr, der für beide heilsam ist. Was ist weiter Gottes Eigentum? Seine Kinder gehören ihm. Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, alles, sagt mir Paulus, ist dein. Die ganze mannigfach begabte und verschieden geführte Schar, die auf Gottes Wegen geht, hat das, was sie empfing, auch für mich empfangen und fördert in der Weise, wie sie Gott dient, auch meinen Dienst. Aber nicht nur die auf der Erde Stehenden, sondern auch die Himmlischen sind Gottes Eigentum. Sein ist die kommende Welt, die das Himmlische und Irdische vereint, und ich darf wieder sagen: sei es das Gegenwärtige oder das Künftige, alles ist mein. Auch in Gottes ewiger Welt ist ein Platz mir zugeteilt; denn ich bin Gottes Kind. Erbe Gottes bin ich aber als Miterbe des Christus. Ich bin es nicht durch mich, sondern deshalb, weil er mir die Vollmacht gab, Gottes Kind zu werden. Weil ich des Christus bin, darum ist alles mein und Gottes Reichtum wird deshalb mein Besitz, weil ich dem Christus gehöre.
Du bist, Vater, der reiche Gott und machst Deine Kinder reich. Darum treibt mich alles, was ich habe, zum Danken, und alles, was ich tue, darf und soll damit enden, dass es Deine Herrlichkeit bezeugt. Amen. (Adolf Schlatter)


Es ist dies eine Redensart, hergenommen von einem bei den Alten sehr üblichen Gebrauch, wodurch solche, die selbst keine Kinder hatten, nach freier Wahl aus einem fremden Geschlechte jemand auf eine in den Gesetzen bestimmte Weise vor öffentlichem Gericht an Kindesstatt aufnahmen und zum Erben ihrer Güter einsetzten, um das Gedächtniß ihres Namens fortzupflanzen. Dagegen die, welche einer solchen Annehmung freiwillig zustimmen, alle aus ihrem vorigen Geschlecht zu hoffende Vortheile verlassen, ihren Namen, Gottesdienst und Lebensart mit der ihres Pflegevaters vertauschen, gegen denselben sich kindlich betragen, und von ihm wieder alle väterliche Zuneigung gewarten mußten. Ohne Zweifel liegt in diesem Gebrauch eine süße Abschattung des großen Vorrechtes, das ein Bundesgenosse in der Rechtfertigung empfängt. Denn der Vater der Barmherzigkeit hat uns zur Kindschaft erwählt nach dem Wohlgefallen seines Willens; wir waren auch aus einem ihm fremden Geschlecht, nämlich vom Vater, dem Teufel; Gott setzt uns auch zu Erben seiner Allgenugsamkeit und aller geistlichen Segnungen Christi ein; Gott hat, indem er uns zu Kindern annimmt, keinen andern Zweck, als das Lob seiner herrlichen Gnade; er erwartet auch dabei, daß wir zu dieser Veränderung eine vernünftige Zustimmung des Glaubens thun; daß wir allen Antheil an der Welt und die zeitliche Ergötzung der Sünde verleugnen; daß wir dagegen dem himmlischen Vater in Furcht, Liebe, Gehorsam und Unterwerfung unter alle Züchtigungen Ehre erweisen; auch die Zuversicht zu ihm hegen, er werde nach seiner Macht und Gnade uns alle väterliche Liebe, Fürsorge und Beschützungen angedeihen lassen. (Friedrich Adolph Lampe)

8:18 Denn ich halte es dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden.
Den Menschen dünken oft ihre eigenen Leiden, und die Leiden anderer Leute, welche sie mitleidig ansehen, sehr groß und schwer zu sein; und fürwahr, wenn man nur so geradezu auf diese Leiden hinsieht, und sie nicht mit etwas Anderem vergleicht, so kann man so davon urtheilen; ja man kann in die Versuchung gerathen, den großen Gott gleichsam bei Ihm selber zu verklagen, weil Er den Menschen und auch den Gerechten unter ihnen das Leben so sehr erschwere und verbittere, und Einige unter ihnen auch von dem Guten, welches Andern noch vergönnt ist, so wenig genießen lasse. Allein wenn die Seele mehr Licht bekommt, und anstatt ihren Blick nur auf das Leiden zu heften, rückwärts, vorwärts und himmelwärts sehen kann, so urtheilt sie gar anders. Das Leiden, worüber sie Klage führte, ist ein Leiden dieser Zeit, folglich kein ewiges Leiden. Diese Zeit ist kurz. Von dieser kurzen zeit ist gemeiniglich alsdann, wenn das Leiden langwierig und sehr schwer zu sein scheint, schon ein namhafter Theil verflossen. Der übrige Theil der Leidenszeit ist vielleicht kleiner, als der Leidende vermuthet; gesetzt aber auch, er sei länger, so geht er doch auch schnell vorbei, und nimmt, weil das Leben eines Menschen nur einer Hand breit ist, bald ein Ende. Wenn man sich nun unter dem Leiden zu Gott wendet, fleißig betet, sich an Sein Wort hält, und sich von Ihm zerknirschen, erleuchten und läutern läßt, so folgt auf das Leiden etwas Neues; und was denn? Nicht nur ein Zustand, da man zwischen Freude und Leid gleichsam mitten inne säße, nicht nur eine kleine Erholung und Erquickung, sondern eine Herrlichkeit. Der Leidende wird aus der Tiefe seines Elends bis zu einer ewigen und über alle Maßen wichtigen Herrlichkeit, folglich bis zur Aehnlichkeit mit dem verherrlichten Heiland erhoben. Was kann Größeres gedacht und gesagt werden? Vorher fiel man andern Leuten als ein Leidender in’s Gesicht, und wurde von Einigen mit Verachtung, von Andern aber mit Mitleiden angesehen: am Tage Jesu Christi aber wird die Herrlichkeit an denen, die durch das Leiden bewährt worden sind, vor Engeln und Menschen offenbar werden, daß Niemand mehr Mitleiden mit ihnen haben, sondern Jedermann sie bewundern wird. Diese Herrlichkeit wird so groß sein, daß man schon jetzt, wenn man sie nach dem Wort Gottes betrachtet, sagen muß, dieser Zeit Leiden sei derselben nicht werth, oder es sei in der Vergleichung mit derselben für sehr klein, ja für nichts zu achten, und die Herrlichkeit sei insonderheit für keinen verdienten Lohn des Leidenden zu halten. Weil denn also dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht werth ist, die an uns offenbaret werden soll, so muß, weil Gott nichts ohne Ursache thut, etwas anders die Ursache der Schenkung dieser Herrlichkeit sein; und was ist die Ursache? Nichts als die Gerechtigkeit des eingebornen Sohnes Jesu Christi, des Mittlers zwischen Gott und den Menschen. Das Lamm, das geschlachtet worden, ist würdig zu nehmen Kraft und Reichthum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Lob, Offenb. 5,12. Weil nun Jesus würdig war, dieses Alles zu empfangen, so ist Er auch berechtigt, es denjenigen mitzutheilen, die Er für Seine Knechte, Kinder, Brüder und Miterben hält. Ihre Würdigkeit beruhet auf der Seinigen, ja sie ist in der Seinigen enthalten. (Magnus Friedrich Roos)

8:19 Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes.

8:20 Sintemal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit ohne ihren Willen, sondern um deswillen, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung.
Als heimatlos beschreibt sich Jesus. Er hat nicht eine Wohnung, die ihm für die Nacht eine Stätte zu sicherer Ruhe darböte. Daher macht er auch die Seinen heimatlos. Einen Bau, wie der Fuchs sich ihn gräbt, oder ein Nest, wie ein Vogel es sich baut, verschafft er seinen Jüngern nicht. Die Armut Jesu wird dadurch nach derjenigen Seite sichtbar, an der sie besonders schmerzhaft drückt; nicht nur so, wie sie den verächtlichen Spott derer erregt, für die Reichtum das einzige solide Glück und Gut bedeutet, nicht nur in der Weise, dass die Entsagung nur den Genuss beschränkt und auf das verzichtet, was sich als verschönender Schmuck um unser Leben legt. Hier greift die Entbehrung das Unentbehrliche an und schmälert die Bedingungen des Lebens, die durch nichts anderes zu ersetzen sind. Die Arbeit des Tages ist geschehen und die ermüdende Wirkung macht sich fühlbar. Das Bedürfnis nach Ruhe ist da. Aber es fehlt der Ort, an dem sich der erquickende Schlaf finden ließe. Die schützenden Wände, die die anderen fern halten, fehlen und der dringende Anspruch, den der Dienst an Jesus stellt, treibt die Ruhe weg. Damit war nicht nur ein Luxus preisgegeben, der ohne Schaden entbehrt werden kann. Hier war auch das nicht vorhanden, was die Natur fordert und was sie deshalb auch dem Tier gewährt. Daraus wurde aber für Jesus keine Not, über die er klagen möchte, und auch für den, der ihm nachfolgen möchte, entsteht daraus kein Grund, der ihn abschrecken dürfte. Er hat sich freilich klar zu machen, was er tut, wenn er sich zu Jesus hält, ob ihm auch dann die Gemeinschaft mit Jesus Freude bleibt, wenn sie ihn heimatlos macht und ihm keine Ruhe lässt, ob seine Liebe die Kraft habe, dass sie ihm auch diese Entbehrung versüßt. An Jesus hat er vor Augen, dass die Liebe das vermag und den Sieg über unser natürliches Empfinden und Bedürfen gewinnen kann. Indem Jesus sogar auf die Stätte, die ihm die Ruhe gewährt, verzichtete, bewährt er die Wahrheit seines Wortes, dass seine Speise das sei, den Willen Gottes zu tun und sein Werk zu vollenden. Aus seinem Wirken entsteht seine Kraft, aus der Entbehrung erblüht ihm die Freude und der rastlose Dienst macht ihn froh und reich. So legt uns Jesus das Psalmwort aus: „Vor dir ist Freude die Fülle“, auch für den Heimatlosen, der weder Platz noch Zeit zum Ruhen hat.
Auch wenn wir zu Dir kommen, lieber Herr, schwebt uns das vor, was wir bei Dir für uns gewinnen; denn es wird uns schwer, nicht an uns selbst zu denken. Wir bedürfen die Ruhe und bedürfen die Freude, Was die Natur aus uns macht, macht sie uns unentbehrlich. Du hast sie uns auch verheißen und gibst sie uns, aber in neuer Weise, nicht so, wie wir sie uns selber bereiten, sondern so, wie Deine Liebe sie uns schenkt. Dir wende ich mich zu mit aufgedecktem Angesicht und bitte Dich: mache mich zu deinem Bild. Amen. (Adolf Schlatter)


Ist es nicht mein höchster Ehrenname und Grund zu jubelnder Freude, dass ich Kreatur bin, ein Werk Gottes, ein Erzeugnis seiner schaffenden Kraft? Aber diese Ehre zerrinnt und dieser Jubel verklingt, solange ich nichts anderes bin als Geschöpf. „Ein erbärmliches Geschöpf“, so sprechen wir Deutsche. Die Formel klingt fast lästerlich; ist denn ein Geschöpf erbärmlich? Indem ich es Geschöpf heiße, sage ich, dass es sein Dasein und seine Gestalt von Gott empfangen habe, und trotzdem nenne ich es erbärmlich, weil das, was es mir zeigt, Ohnmacht und Elend ist. Allein diese Sprechweise hat ihren ernsthaften Grund und hält ein erhabenes Merkmal des göttlichen Regiments ans Licht. Als Kreatur bin ich in der Tat nichts anderes als erbärmlich; denn Gott hat das, was er schuf, in die Eitelkeit und Vergänglichkeit versetzt. Sieh dir doch unser Hasten und Rennen, unser Arbeiten und Erwerben, unser Reden und Schreiben, unser Genießen und Leiden an; was kann man dazu anderes sagen als was Paulus sagte: Eitelkeit? Sind wir dennoch Kreatur und dazu von Gott gemacht? Eben in dieser Eitelkeit, von der wir uns nicht lösen können, tragen wir das Merkmal unserer Kreatürlichkeit an uns. Zu so nichtigen Wesen haben wir uns nicht selbst gemacht, sondern wurden der Eitelkeit unterworfen, und die Hand, die uns ihr unterwarf, ist die schaffende Hand, die uns das Dasein gab. Deshalb ist der Mensch für sich selbst ein Rätsel. Geschöpf und zugleich ohnmächtig sein, einen Willen haben, der nichts kann, und ein Leben haben, das stirbt, das ist freilich rätselhaft. Wir sollen auch die Rätselhaftigkeit unseres Daseins kräftig spüren. Denn dazu hat Gott das Hoffen in uns hineingepflanzt. Ich muss hoffen, wie jedermann hofft. Jeder lebt in der Zukunft, weil keiner bei dem verweilen kann, was er jetzt ist. Auch das ist das Wahrzeichen des Schöpfers, das wir an uns tragen. Er gab uns nicht nur die Leere, sondern auch die Sehnsucht, die auf ihre Füllung wartet, nicht nur die Fessel, sondern auch die Empfindung für ihren harten Druck und das Verlangen, das nach Freiheit dürstet. Sehen wir unser Ziel? Paulus sah es. Gott macht aus uns noch anderes als nur seine Kreatur; sein Kind macht er aus uns. Am Geschöpf zeigt er seine Macht, am Kinde seiner Gnade. Das Geschöpf ist gebunden in die ihm auferlegte Notwendigkeit; dem Kind gibt er seine Gemeinschaft, die es befreit. Nun weiß ich, warum ich als Geschöpf noch nichtig bin und wohin das Sehnen der Geschaffenen zielt. Gotteskindschaft ist das Ziel, zu dem Gott die Geschaffenen führt; dort findet ihre Sehnsucht das, was sie erfüllt.
Schaue ich Deine Macht, o unser Schöpfer, von dem alles ist, was besteht, so beuge ich mich vor Dir in Anbetung. Schaue ich Deine Gabe, o Vater aller Deiner Kinder, so wird aus meiner Anbetung das neue Lied der ewigen Danksagung. In unsere Nichtigkeit legst Du den Schatz Deines Wortes, das uns zu Deinen Kindern macht. Nun darf ich nicht nur hoffen, sondern auch glauben und lieben zu Deines Namens Preis. Amen. (Adolf Schlatter)

8:21 Denn auch die Kreatur wird frei werden vom Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.

8:22 Denn wir wissen, daß alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immerdar.
Hier erfahren wir etwas Neues. Der Apostel sagt uns, dass die Geschöpfe mit den Kindern Gottes in einer gewissen Verbindung stehen, sie warten auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Das will sagen: Auf die Verherrlichung der Söhne Gottes, also auf die erste Auferstehung warten die Geschöpfe. Das überrascht uns. Und weil diese große Sache solange auf sich warten lässt, so seufzt das Geschöpf. O, wer ein Herz und ein offenes Ohr für dieses Seufzen hat, der wird sich seiner Jüngeraufgabe bewusst. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung, er steht da als Haupt des Geschaffenen. Darum zog er die Schöpfung hinein in seinen Fall. Das Geschöpf ist nicht freiwillig in seine schwere Lage gekommen, der Mensch trägt die Schuld. Wir haben also ein böses Gewissen, wenn wir die Geschöpfe so leiden sehen; denn wir müssen uns sagen: das ist auch deine Mitverschuldung. Wie ganz anders betrachten wir doch die Tiere, wenn wir unserer Schuld bewusst sind! Zuerst muss nun der Mensch erlöst sein, dann erst kann auch für das Geschöpf die Stunde der Erlösung schlagen. Wird das Hauptglied der Schöpfung vollendet, so kann der übrige Teil nicht zurückbleiben. Darum also wartet das Geschöpf auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Bis zur Vollendung der Kinder Gottes muss die Kreatur seufzen. Heute weihe dich deinem Herrn mit besonderem Ernst. Lass Ihn in dir Raum gewinnen. O, wie wird's sein, wenn Jesu Gemeinde verklärt ist und einst auch die ganze Kreatur frei sein wird von Leid und Schmerz und Tod! (Markus Hauser)

8:23 Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir haben des Geistes Erstlinge, sehnen uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft und warten auf unsers Leibes Erlösung.
Paulus hatte Röm. 8. von den Glaubigen gesagt, der Geist Gottes, der Geist dessen, der Jesum von den Todten auferweckt hat, wohne in ihnen, und treibe sie, und zeuge mit ihrem Geist, daß sie Gottes Kinder seien. Dieses ist schon etwas sehr Kostbares und Großes: aber doch ist’s nur der Erstling des Geistes. Gleichwie auf die erste Garbe, die man schneidet, die völlige Ernte folgt, also folgt auf diejenige Mittheilung des Heiligen Geistes, deren die Glaubigen in ihrem irdischen Zustand fähig sind, die völlige Mittheilung desselben, deren ihre menschliche Natur fähig ist, welche sie so erfüllen und sättigen wird, daß sie alsdann ruhen werden, und nach keinem weitern Wachsthum streben können. Diejenigen aber, die nun des Geistes Erstling haben, sehnen sich mit einem unaussprechlichen Seufzen, welches dieser Geist selber wirkt, V. 26., bei sich selbst in dem tiefsten Grund ihrer Seelen, und so, daß sie sich dessen bewußt sind, folglich auf eine edlere Art als andere Kreaturen, nach etwas, das besser ist als ihr gegenwärtiger Zustand. Und was ist dann dasselbe? Es ist die Kindschaft. Wie aber? möchte man sagen, sind sie denn nicht schon Kinder? Sagt nicht solches Paulus V. 14.16. und 17. und anderswo deutlich genug? Ist nicht der Erstling des Geistes, den sie haben, schon das Siegel, oder Beweis dieser Kindschaft? Ja wohl. Gleichwie aber die Glaubigen unter dem Alten Testament Kinder Gottes waren, und doch hernach erst die Kindschaft empfingen, als das Neue Testament anbrach, s. Gal. 4,1-6., also sind jetzt die Glaubigen und geistlich gesinnten Christen Kinder Gottes, und warten doch mit Seufzen auf die Kindschaft. Das Seufzen zeigt an, daß sie unter einem Druck des Leidens stehen: die Kindschaft aber, auf welche sie warten, ist nach V. 17. die Empfahung des Erbes, wobei man ein Erbe Gottes und Miterbe Christi ist, ingleichem die Erhöhung zur Herrlichkeit in der Gemeinschaft mit Christo. V. 18. wird sie die Herrlichkeit genannt, die an den Kindern Gottes soll offenbaret werden, V. 19. aber die Offenbarung der Kinder Gottes, und V. 21. die herrliche Freiheit der Kinder Gottes. Der Zustand der Seele nach dem Tod, ob er schon sehr herrlich sein kann, kann dieses Alles noch nicht völlig enthalten, sondern die Erlösung des Leibes von der irdischen Schwachheit, welche 1 Kor. 15,42. u.ff. ausführlich, und Phil. 3,21. kurz beschrieben wird, ist dazu nöthig. Durch die Auferstehung und Verklärung der Leiber werden also die Gerechten fähig werden, ihr Kindsrecht völlig zu genießen. Alsdann wird das Gericht gehalten werden, bei welchem der HErr Jesus sagen wird: kommet her ihr Gesegneten Meines Vaters, ererbet das Reich das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt. Alsdann wird auch in einem völligen Verstand geschehen, was Johannes 1 Joh. 3,2. sagt, wir werden nämlich dem HErrn Jesu ähnlich werden, weil wir Ihn sehen werden, wie Er ist. Indessen prüfe sich ein Jeder, ob er des Geistes Erstling habe, weil nur derjenige, der ihn hat, wegen desselben die herrliche Kindschaft hoffen darf. Ein Jeglicher aber, der solche Hoffnung hat in Jesu Christo, der reinige sich, gleichwie Er auch rein ist, 1 Joh. 3,3.(Magnus Friedrich Roos)


Schon in dieser Welt sind die Heiligen Gottes Kinder, aber die Menschen erkennen nicht, dass es so ist; sie ahnen es nur aus den sichtbaren Früchten der Gerechtigkeit. Die Kindschaft ist hienieden noch nicht offenbar, die Kinder sind noch nicht öffentlich anerkannt. Bei den Römern durfte einer ein Kind an Kindesstatt annehmen und es längere Zeit geheim halten; es gab aber noch eine zweite und zwar öffentliche Kindesannahme; wenn das Kind vor die gesetzlichen Behörden gebracht wurde, nahm man ihm seine früheren Kleider ab, und der Vater, der es an Kindesstatt annahm, gab ihm Kleidung, wie sie sich für seine neuen Standesverhältnisse schickte. „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden.“ Wir sind noch nicht in den Schmuck gekleidet, welcher der königlichen Familie im Himmel zukommt; wir tragen in diesem Fleisch und Blut gerade das Gewand, das wir als Söhne Adams trugen; aber wir wissen, dass, wenn Er erscheinen wird, welcher ist „der Erstgeborne unter vielen Brüdern,“ so „werden wir Ihm gleich sein, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist.“ Könnt ihr euch nicht denken, dass ein Kind aus den untersten Kreisen der Gesellschaft, das ein römischer Senator an Kindesstatt angenommen hatte, bei sich selbst denken mochte: „Ich sehne mich nach dem Tage, wo ich öffentlich als sein Kind anerkannt werde. Denn dann werde ich diese gemeinen Kleider ablegen und bekleidet werden, wie es in meinem vornehmen Stande sich ziemt?“ Wir harren, bis dass wir unsre reinen Kleider anziehen dürfen und offenbar werden sollen als die Kinder Gottes. Wir sind junge Edelleute und haben unsern Degen noch nicht empfangen. Wir sind jugendliche Bräute, und der Hochzeitstag ist noch nicht gekommen, und durch die Liebe, die unser Bräutigam uns erweist, werden wir mit innigem Verlangen nach dem Hochzeitstage erfüllt, der uns mit Ihm vereinigen soll. Gerade unsre Seligkeit erweckt unsre Sehnsucht nach etwas Vollkommenem; unsre Freude möchte als ein eingeengter Quell gern aufwallen wie ein isländischer Geiser, sie möchte sich erheben bis zu den Wolken, und es seufzt und sehnt sich unser Geist in uns nach einem weitern, freiern Raum, damit er sich den Menschen offenbaren könne. (Charles Haddon Spurgeon)


Gegenwärtiger Besitz ist uns verheißen. In eben diesem gegenwärtigen Augenblick haben wir des Geistes Erstlinge. Wir haben die Reue; diesen Edelstein vom reinsten Wasser; den Glauben, diese unschätzbare Perle; die Hoffnung, diesen himmlischen Smaragd; und die Liebe, diesen köstlichen Rubin. Wir sind schon jetzt eine „neue Kreatur in Christo Jesu“ geworden durch die wirksame Gnade Gottes, des Heiligen Geistes. Das wird eine Erstlingsfrucht genannt, weil es am ersten zum Vorschein kommt. Gleichwie die Opfergarbe der Erstling war von den Früchten der Ernte, so sind auch das geistliche Leben und alle Gnadengaben, die dieses Leben schmücken, die ersten Wirkungen des Geistes Gottes in unsern Herzen. Die Erstlingsfrüchte waren das Unterpfand der Ernte. Sobald der Israelit die erste Handvoll reifer Ähren gepflückt hatte, schaute er voll freudiger Erwartung hinaus auf die Zeit, wo der Wagen unter der goldenen Last der Garben ächzen würde. Und so, liebe Brüder, wenn uns Gott gibt, was keusch ist, was lieblich , was wohl lautet, als eine Wirkung des Heiligen Geistes, so ist uns das alles eine gute Vorbedeutung für die zukünftige Herrlichkeit. Die Erstlingsfrüchte waren stets dem Herrn heilig, und so ist unsre neue Natur samt ihren Kräften etwas Geheiligtes. Das neue Leben ist nicht in solcher Art unser Eigentum, dass wir seine Vortrefflichkeit unserem eigenen Verdienst zuschreiben dürften; es ist Christi Abbild und Werk, und ist um seiner Verherrlichung willen vorhanden. Aber die Erstlinge waren nicht die Ernte, und die Werke, die der Heilige Geist jetzt in uns schafft, sind nicht die Vollendung; die Vollkommenheit erwarten wir erst. Wir dürfen nicht rühmen, dass wir es schon ergriffen hätten und meinen, die Webegarbe sei der ganze Ertrag des Jahres; wir müssen hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit und uns nach dem Tage der völligen Erlösung sehnen. Liebe Seele, öffne heute abend deinen Mund weit, so wird ihn Gott füllen. Lass die Güter, die du jetzt im Besitz hast, in dir eine heilige Begierde nach reichlicherer Gnade erregen. Seufze innerlich nach höheren Stufen der Heiligung, so wird sie dir der Herr gewähren, denn Er kann überschwänglich tun über alles, das wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirket. (Charles Haddon Spurgeon)


Dieses Sehnen ist allen Heiligen gemeinsam; wir empfinden es alle in größerem oder geringerem Maße. Es ist nicht das Seufzen des Murrens oder der Klage, es ist vielmehr der Ausdruck des Verlangens als des Verzagens. Wenn wir ernst geworden sind, sehnen wir uns nach dem ganzen Erbteil; wir seufzen danach, dass unser ganzes menschliches Wesen in seiner Dreieinheit von Geist, Seele und Leib möchte frei werden von den letzten Spuren des Sündenfalls; wir sehnen uns, abzulegen das Verderben, die Schwäche, die Schande der Sünde, und uns zu kleiden in das Unverwesliche, Unsterbliche, in die Herrlichkeit des geistlichen Leibes, den der Herr Jesus den Seinen verheißen hat. Uns verlangt nach der Offenbarung unsrer Kindschaft, als Kinder Gottes. „Wir sehnen uns“, aber das geschieht „bei uns selbst“. Es ist nicht das Sehnen eines Heuchlers, der die Menschen glauben machen will, er sei ein Heiliger, weil er sich elend fühle. Unser Sehnen ist geheiligt, zu teuer für uns, als dass wir öffentlich davon reden könnten. Wir bewahren unsre Sehnsucht ganz allein für unsern Herrn. Dann spricht der Apostel: „wir warten“, was uns zeigt, dass wir nicht ungeduldig werden sollen, wie Jonas und Elias, da sie sprachen: „Nimm, Herr, meine Seele von mir;“ noch sollen wir das Ende unsres Lebens herbeiwünschen, weil wir der Arbeit müde sind und unsern zeitlichen Leiden entrinnen möchten, bis dass des Herrn Wille geschehe. Wir sehnen uns nach der Verherrlichung, aber wir müssen in Geduld darauf warten, dieweil wir wissen, dass, was der Herr für uns versieht, zu unsrem Besten dient. Warten setzt Bereitschaft voraus; wir sollen an der Tür stehen und warten, bis dass der Freund sie auftut und uns zu sich heimholt. Dies „Sehnen“ ist ein Zeugnis. Einen Menschen kann man nach dem beurteilen, was er erstrebt. Manche Menschen trachten nach Reichtum; sie dienen dem Mammon; etliche seufzen unaufhörlich unter den Trübsalen des Lebens; sie sind ungeduldig; aber der nach Gott seufzt und sich unglücklich fühlt, bis dass er Christo ähnlich geworden ist, der ist ein seliger Mann. Gott stehe uns bei, dass wir uns sehnen nach der Zukunft des Herrn und nach der Auferstehung, die Er uns verheißen hat. (Charles Haddon Spurgeon)


Im Glauben sind wir Gottes Kinder - aber Kinder, die in der Fremde sich nach Hause sehnen. Eine Glaubenssache kann ganz fest und gewiß sein, und doch kann man ein Seufzen nicht unterdrücken, daß sie jetzt bloß Glauben und noch nicht handgreifliche Wirklichkeit geworden sei. Es wird doch etwas anderes sein, wenn wir leibhaftig erlöst und neu geworden, in des Vaters Hause sein werden, wo die vielen Wohnungen sind! Auch unser armseliger, hinfälliger Leib mahnt uns oft genug: Wann kommt denn für mich die volle Erlösung? Wann sind alle Schmerzen und Schwächen endgültig abgetan? Wann tritt meine Freiheit und Schönheit strahlend hervor? - Daher ist die Sehnsucht nach dem neuen Zustand, nach der Neuordnung aller Dinge berechtigt und verständlich. Aber sie darf nicht bloß in einem wehmütigen Gefühl bestehen, sondern soll uns jetzt treiben nach der einen Seite, an dem Kommen des Reiches Gottes zu arbeiten. Denn es gibt keinen Frühling für einen allein, sondern nur für alle. Je tiefere Sehnsucht, desto stärkere Liebe zum Herrn und zu den Brüdern in aller Welt.
Herr, solches Sehnen hast du uns in die Brust gepflanzt. Dann soll es auch von dir kommen, daß wir stärker die Flügel unserer Sehnsucht regen und dir die Wege bereiten zu uns und zu allen Menschen. Dazu hilf uns, Herr Jesu! Amen. (Samuel Keller)


Auch Gottes Kinder seufzen noch?! Warum? Der Apostel sagt uns, dass sie warten auf die Kindschaft. Kinder sollen auf die Kindschaft warten? Das wundert uns sehr. Aber er lehrt uns, dass eben die Kindschaft keine völlige ist vor der Auferstehung des Leibes. Die Auferstehung gehört wesentlich zur Kindschaft. Ohne dieselbe sind Kinder Gottes noch nicht vollkommen. Ja, sie sind noch kein Ganzes. Ihre Seele hat eine Umwandlung erfahren. Ihr Geist ist mit dem Geiste Gottes getränkt worden, aber ihr Leib steht noch unter dem Fluche des Todes. Die Erlösung des Leibes gehört zur Kindschaft. Das ist von sehr großer Wichtigkeit. Also bis zur ersten Auferstehung seufzt die Schöpfung und seufzen die Kinder. Niemand kann es ändern; wenn jemand so etwas vorgibt, betrügt er seine Freunde. Gerade die Heiligen seufzen am meisten, weil sie der Herrlichkeit gewiss sind. Merken wir uns das! Erst im Reiche des Friedens werden die Menschen wieder normal sein. Das ist guter Unterricht für Gläubige. Dort können Berufene normal leben und normal wirken. Darauf freuen sich alle, die den Herrn erkennen. Betend wollen wir seufzen nach der Vollkommenheit. Gott wird Sein angefangenes Werk zu Seiner Ehre zum schönen Ziele führen. Wohl dir, wenn du das verstehst! Wie herrlich wird der verklärte Leib sein! Bist du schon ein Gotteskind? Wohnt das Zeugnis des Heiligen Geistes in deinem Herzen? Lebt in dir die frohe Hoffnung der völligen und endlichen Erlösung? Übergib dich ganz deinem Gott! (Markus Hauser)


Fröhliche Gotteskinder machen leicht den Fehler, dass sie im Eifer ihrer Bibelforschung übersehen, dass gewisse Verheißungen nicht für die Gegenwart, sondern für die Zukunft gegeben sind. Und doch, wie wichtig ist das! Wir können sehr irren, wenn wir heute das haben wollen, was erst im vollendeten Reiche Gottes eingelöst wird. Gar viele sind fast am Herrn irre geworden, weil sich diese und jene Verheißungen an ihnen nicht erfüllt haben, obwohl sie glaubten. Diese Schmerzen - ja Täuschungen können wir uns durch eine richtige Schrifterkenntnis ersparen. Die ersten Jünger haben ja auch ganz. ähnliche Fehler begangen, und ihre Erfahrungen waren sehr schwer. Durch bittere Täuschungen hindurch mussten sie zur Erkenntnis der Wahrheit. Gestehen wir es offen, wir möchten aus dem Seufzerzustand heraus. Wir möchten gerne gesund, frisch, fröhlich leben und dann ohne jede Krankheit nur so hinüberschlummern in die Ewigkeit. Krankheit und Tod will uns gar nicht einleuchten, wir gehen gerne heim ohne großes Aufsehen. Schauen wir nun ins Leben hinein, so ergibt es sich, dass wenigstens ebenso viele Weltkinder ohne Beschwerden sterben, als Kinder Gottes. Wir haben ganz Fernstehende kennengelernt, die still und ohne Schmerzen hinübergeschlummert sind. Diese Tatsache gibt zu denken. - Auf der anderen Seite mussten liebe Kinder Gottes unter ganz entseuchen Schmerzen aus dieser Welt scheiden. Wer hier eine Regel machen will, gerät früher oder später unter Satans Macht. Der Herr handelt nach Seinem Erbarmen und nach Seiner Weisheit, die wir oft nicht zu durchschauen vermögen. (Markus Hauser)


Wiedergeborne und glaubige Christen werden in der heiligen Schrift Kinder Zions, Kinder des obern Jerusalems und der Freien, Kinder des Lichts und des Reiches genannt: ihr prächtigster Name aber ist dieser, daß sie Kinder Gottes genannt werden. Die frommen und ehrwürdigen Männer vor der Sündfluth, an denen man etwas von dem Ebenbild Gottes wahrnehmen konnte, wurden Söhne Gottes, die frechen Weibsbilder aber Töchter der Menschen genannt, weil das Gute göttlich, und das böse nach dem Sündenfall menschlich ist. Hernach wurde das ganze Volk Israel Gottes erstgeborner Sohn genannt, 2 Mos. 4,22. Moses aber, als er die Israeliten hoch ehren und zur Haltung gewisser Gebote willig machen wollte, sagte 5 Mos. 14,1. im Eingang zu ihnen: ihr seid Kinder des HErrn, eures Gottes. Im Neuen Testament kommt dieser Name oft vor, und wird aus der Geburt aus Gott, und aus dem Glauben an den Sohn Gottes, welcher Seinen Namen und Seine Würde denen, die an Ihn glauben, nach ihrer Fähigkeit mittheilt, hergeleitet. Glaubige Christen werden durch diesen Namen hoch geehrt, und zu Gegenständen der väterlichen Liebe Gottes, wie auch zu Erben Gottes erklärt, und des Geistes Erstling, das ist der Heilige Geist in demjenigen Maße, nach welchem man Ihn auf Erden empfangen kann, ist das Siegel, wodurch sie als solche ausgezeichnet sind, und welches sie selbst versichert, daß sie solche seien, und sich erkühnen dürfen, nach dem Vorgang Johannis 1 Joh. 3,2. zu sagen: wir sind nun Gottes Kinder. So herrlich aber dieses Bekenntniß lautet, so gewiß ist es auch, daß wir dabei sagen müssen: so wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns; dieweil wir in der Hütte des sterbliches Leibes sind, sehnen wir uns, und sind beschwert; wir müssen durch viel Trübsal in’s Reich Gottes eingehen; unser Leib ist sterblich um der Sünde willen u.s.w. Wo ist nun eure Herrlichkeit? möchte man sagen. Sie ist freilich nicht sichtbar, und fällt insonderheit der Welt nicht in die Augen; weßwegen Johannes 1 Joh. 3,1. schreiben konnte: sehet, welch’ eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Kinder Gottes sollen heißen; darum kennet euch die Welt nicht, denn sie kennet Ihn nicht. Auch Kinder Gottes kennen sie (die Herrlichkeit) zuweilen nicht, und lassen sich ihre göttliche Kindschaft durch das Gefühl ihrer Mängel und Leiden aus dem Gesicht rücken oder verdecken. Was wird aber dereinst geschehen? Sie werden in den völligen Genuß ihres Kindsrechts eingesetzt werden, sie werden offenbar und zur Herrlichkeit erhoben werden, es wird, wie Johannes sagt, erscheinen, was sie sein werden, und alsdann werden sie dem verklärten HErrn Jesu ähnlich sein, denn sie werden Ihn sehen wie Er ist, und bei diesem beständigen Sehen als reine Crystalle von Seiner Herrlichkeit an Einem fort durchleuchtet werden. Dieses Alles ist die Kindschaft, nach welcher sich wahre Christen bei sich selbst sehnen. Durch nichts wird ihre Sehnsucht völlig gestillt werden, als durch diese Kindschaft. Diese ist nicht eitel, wie alles dasjenige, das unter der Sonne ist. Sie warten auch auf ihres Leibes Erlösung aus dem Grabe, denn diese muß geschehen, und wird geschehen, damit sie als Kinder Gottes dem HErrn Jesu, welcher auch aus dem Grabe erweckt worden, und einen verklärte Leib hat, völlig ähnlich werden. (Magnus Friedrich Roos)

8:24 Denn wir sind wohl selig, doch in der Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man des hoffen, das man sieht?
Als Paulus Eph. 2,8. schrieb: aus Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben, so dachte er an die selige Veränderung, die mit dem Menschen durch seine Bekehrung vorgeht, da er aber Röm. 8,4. schrieb: wir sind wohl selig, doch in der Hoffnung, so sahe er auf die selige Veränderung, welche mit den Gerechten durch ihre Verklärung vorgeht. Nach dem ersten Spruch ist ein wahrer Christ schon auf Erden durch den Glauben selig gemacht. Er war nämlich vorher todt gewesen durch den Glauben selig gemacht. Er war nämlich vorher todt gewesen durch Uebertretung und Sünden, und hatte darin gewandelt nach dem Laufe dieser Welt, und nach dem Fürsten, der in der Luft herrschet, nämlich nach dem Geist, der sein Werk in den Kindern des Unglaubens hat. Unter diesen hatte er auch seinen Wandel gehabt in den Lüsten des Fleisches, und den Willen des Fleisches und der Vernunft gethan, und war ein Kind des Zorns von Natur. Aus diesem großen Elend, aus diesem unaussprechlich jämmerlichen Zustand hat ihn Gott erlöset, da Er ihn sammt Christo lebendig machte, und sammt Ihm auferweckte, und sammt Ihm in’s himmlische Wesen versetzte: und hat dadurch den überschwänglichen Reichthum Seiner Gnade an ihm geoffenbart, Eph. 2,1-7. Dieses Alles faßt nun Paulus V. 8. in diese wenigen Worte zusammen: aus Gnaden seid ihr selig (das ist, aus eurem geistlichen Tod, und allem damit verbundenen Jammer errettet) worden, durch den Glauben. Wenn aber auch dieses geschehen ist, so sind noch Leiden dieser Zeit übrig, Röm. 8,18.; alle Kreatur sehnet und ängstet sich mit den Glaubigen immerdar, V. 22., und sie warten insonderheit auf ihres Leibes Erlösung, V. 3., folglich auf die Verklärung desselben, welche auch die höchste Seligkeit der Seele mit sich führen wird. Dieses Alles faßt nun Paulus V. 24. in diesen kurzen Worten zusammen: wir sind selig gemacht, oder von allem Uebel erlöset, in der Hoffnung. Wir sehen diese Erlösung in der Hoffnung vor uns, wir stellen uns dieselbe in der Hoffnung als gewiß vor. Die göttlichen Verheißungen stellen dieselbe unserm Gemüth als nahe vor: wir sehen sie aber noch nicht, wir haben sie noch nicht; hingegen warten wir derselben durch Geduld. Es gibt also nach Eph. 2,8. eine Seligkeit, die man durch den Glauben hat, und nach Röm. 8,24. eine solche, deren man in der Hoffnung wartet: diese hängt an jener, und wird nicht ohne jene erlangt. Paulus drückt die Gewißheit der Seligkeit, die man hoffen muß, so aus, daß er nicht sagt: wir sind selig gemacht nach der Hoffnung. Die Sache, will er sagen, ist schon entschieden, schon verheißen, schon in die Regierung Gottes eingeflochten, wir haben sie schon, aber nur in der Hoffnung, die nicht siehet, sondern mit Geduld wartet. Auf diese Weise redeten die Propheten des Alten Testaments oft von dem Heiland der Welt, als ob Er schon da wäre, sie sahen Ihn, aber von ferne: sie hatten Ihn, aber in der Hoffnung. Da aber nun die Verheißung von der Sendung des Sohnes Gottes in die Welt erfüllt worden, so will ich die Verheißung der künftigen Herrlichkeit mit einem hoffenden Glauben von ferne sehen (wie von jenen, Hebr. 11,13., in Ansehung Christi gesagt wird), und mich derselben vertrösten und wohl begnügen lassen. Nach der Rechtfertigung und Bewährung in der Trübsal läßt die Hoffnung nicht zu Schanden werden.(Magnus Friedrich Roos)

8:25 So wir aber des hoffen, das wir nicht sehen, so warten wir sein durch Geduld.
Da Paulus Eph. 2,8. schrieb: aus Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben, so deutete er auf den Gnadenstand, worin die Epheser stunden, welcher freilich schon eine Seligkeit oder eine Errettung von dem ehemaligen heillosen Zustand ist, der eben daselbst V. 1.2.3.12. beschrieben wird. Sonst aber, wo von der Seligkeit als dem Ende des Glaubens in der Verbindung mit dem himmlischen Reich Gottes und der Zukunft des HErrn die Rede ist, bedeutet dieses Wort die vollkommene Befreiung von allem Uebel und den Genuß der Ruhe und Freude des HErrn, welcher allein in der zukünftigen Welt möglich ist. In eben diesem Sinne redet Paulus Röm. 8,24. von der Seligkeit, nachdem er von der Herrlichkeit, Offenbarung und herrlichen Freiheit der Kinder Gottes gehandelt, und zuletzt V. 23. geschrieben hatte: wir sehnen uns bei uns selbst nach der Kindschaft, und warten auf unseres Leibes Erlösung, das ist auf seine Auferweckung und Verklärung. Um nun dieses Sehnen und Warten deutlicher zu erklären, setzt er hinzu: denn wir sind wohl selig, das ist, wir sind schon von allem Uebel errettet durch Christum, wir sind schon erkauft zu Seinem herrlichen Eigenthum, doch müssen wir den Genuß dieses vollkommenen Heiles noch hoffen. Wir sehen die uns bereitete Herrlichkeit noch nicht, folglich ist sie noch nicht gegenwärtig, wir hoffen sie aber, ob wir sie schon nicht sehen, und warten derselben durch Geduld. Johannes drückt eben diese Wahrheit 1 Joh. 3,1.2. so aus: sehet, welch’ eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder sollen heißen. Darum kennet euch die Welt nicht, denn sie kennet Ihn nicht. Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir Ihm gleich sein werden; denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist. Gleichwie aber Johannes V. 3. von der Hoffnung redet, wie sie den Christen zu dem Fleiß, sich selber nach dem Vorbild Jesu zu reinigen, oder keusch zu machen, antreiben soll, also redet Paulus Röm. 8,25. von dem geduldigen Warten, welches mit dieser Hoffnung verbunden sein soll. Warten muß ein Christ auf den Tag seiner eigenen Hinfahrt aus der Welt, und auf den Tag Jesu Christi selber, und es steht nicht in seiner Macht, die göttliche Uhr hurtiger laufen zu lassen; wie er dann solches auch nicht wünschen soll. Weil aber der Weg bis zu diesem Ziel, besonders nach dem letzten Theil desselben, mit Leiden umsteckt ist, so hat er Geduld, oder eine Unterwürfigkeit seines Willens unter die züchtigende Hand Gottes nöthig. Seid fröhlich in der Hoffnung, sagt Paulus Röm. 12,12., geduldig in Trübsal, haltet an im Gebet. Die Hoffnung bringt und erhält die Geduld. Wer die ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit, die den Kindern Gottes bereitet ist, mit Hoffnungsblicken vor sich sieht, kann die Trübsal für zeitlich und leicht halten, folglich geduldig darin ausharren; da hingegen Niemand, der eine finstere Ewigkeit vor sich sieht, sich der Ungeduld erwehren kann, wenn er in dem Genuß der irdischen Glückseligkeit gestört wird.(Magnus Friedrich Roos)


Etwas hoffen, das man nicht gesehen hat, und nicht siehet, und bei Leibesleben nicht sehen kann, und das auch noch Keiner von denjenigen, unter denen man lebt, jemals gesehen hat, wäre eine große Thorheit, wenn man nicht eine gewisse Nachricht oder ein zuverläßiges Zeugniß davon hätte. Diese Nachricht und dieses Zeugniß finden wir aber in der Bibel. Diejenigen, welche dieselbe geschrieben haben, sind zuweilen entzückt oder im Geist gewesen und haben himmlische Dinge gesehen, und was sie gesehen hatten, treulich beschrieben. Aber auch außer dem Fall einer solchen Entzückung haben sie als getrieben von dem Heiligen Geist davon geredet und geschrieben. Wenn wir keine solche von Gott eingegebene Bibel hätten, so wäre die Hoffnung einer zukünftigen Seligkeit und Herrlichkeit sehr schwach, wankend und unkräftig, wie die Bücher der klügsten Heiden und aller Weltweisen genugsam beweisen. Nun steht aber unsere Hoffnung auf dem Zeugniß Gottes, der nicht lügen kann, fest, und läßt Niemand, der dieselbe in der rechten Ordnung und durch die Kraft des Heiligen Geistes gefaßt hat, zu Schanden werden. Uebrigens ist freilich die gehoffte Freude, Ruhe und Herrlichkeit nicht alsbald da, wenn man sie hofft. Man darf nicht alsbald in den Himmel eingehen, wenn man auf Erden Gnade erlangt hat. Man muß vorher einen Lauf machen, und zwar durch Leiden, unter denen es Seufzer gibt. Unser Lauf ist kurz, wenn man ihn mit dem Lauf der Patriarchen vor der Sündfluth vergleicht; vielleicht sind aber auch unsere Leiden gehäufter, als die ihrigen waren. Es scheine aber der Lauf eines Christen kurz oder lang zu sein, so muß er eben warten lernen, und zwar mit Geduld. Gott thut Alles fein zu seiner Zeit, und der Mensch kann mit Ungeduld nichts ereilen und erzwingen. So lange das Leben währt, muß auch das geduldige Warten bei der Hoffnung währen, welches im Psalter oft ein Harren genannt wird. Auch nach dem Tod währet das Warten auf den Tag Jesu Christi noch fort, wiewohl bei den Seelen, die in den himmlischen Tempel aufgenommen sind, die Geduld im eigentlichen Verstand nicht mehr statthaben wird.
Auch ich soll also hoffen, was ich nicht sehe, was mir aber im Wort Gottes verheißen wird, und dessen, so lange meine Wallfahrt währet, durch Geduld warten. Das Warten der Gerechten wird Freude werden, aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein. Viele Klagen werden durch den einzigen Zuspruch: warte mit Geduld, beantwortet. Die Zeit des geduldigen Wartens ist kurz; der Genuß aber und Besitz dessen, was man erwartet hat, wird ewig sein, und die Sache selbst alle Erwartung, insofern sie in eine deutliche Erkenntniß gefaßt ist, übertreffen. Hallelujah! Die Menschen nennen ihre Zeit kurz oder lang, je nachdem sie von demjenigen, das ihnen darin begegnet, ein Angedenken oder eine Empfindung haben. Die vergangene Zeit, von welcher ihnen das Wenigste im Angedenken geblieben ist, däucht sie kurz zu sein, die gegenwärtigen traurigen Tage aber lang, die fröhlichen aber ebenfalls kurz. Was wird man wohl im Himmel von der zurückgelegten Zeit denken? Gewiß ist’s, daß man sie für wichtig aber sehr klein halten wird.(Magnus Friedrich Roos)

8:26 Desgleichen auch der Geist hilft unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen.
Von Gott, durch Gott und zu Gott sind alle Dinge, Röm. 11,36. Alles Gute kommt vom Vater durch Christum zu uns, und geht wieder durch den Heiligen Geist zu Ihm zurück, indem derselbe durch Christum und um Christi willen die Menschen zum Glauben an Gott, zur Liebe Gottes, zum Beten, Loben und Danken, ja zur ewigen Vereinigung mit Gott erweckt und leitet. Beten, was und wie sich’s gebührt, ist eine wichtigere Sache, als Viele meinen. Zwar ist es leicht, allgemeine Gebetsformeln zu finden, die man Gott vorsagen darf, aber in besondern Fällen kann nur die Regung des Heiligen Geistes bestimmen, was man bitten dürfe. Wer kann ferner dem betenden Menschen den Glauben, die Liebe, die Demuth geben, welche in sein Gebet einfließen müssen? Wer will seinen Sinn so bilden, daß er Gott bei der Anbetung gefallen kann? Dieses kann Niemand, als der Geist des Vaters und des Sohnes. Dieser kommt dem Sünder sogleich bei seiner Erweckung aus dem Sündenschlaf zu Hülfe, und steht ihm bei, daß er erhörlich beten kann. Wenn Er aber in das Herz desselben bei der Rechtfertigung gesandt und ausgegossen wird, so ist Er immer die wirkende Ursache aller Gott geziemenden Gebete. Ein wiedergeborner Christ soll hiebei seine natürliche Schwachheit bekennen, gleichwie sie auch Paulus bekannt hat, da er sagte: wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebühret, er soll sich aber auch auf den Heiligen Geist verlassen, welcher seiner Schwachheit auch bei dem Beten aufhelfen, und ihn mit unaussprechlichem Seufzen vertreten will. Paulus redet hier von dem Heiligen Geist als demjenigen, der die Stelle des betenden Menschen vertrete, folglich selber in ihm bete. Er betet aber so, daß Er des Menschen Verstand und Willen dazu braucht, und das Gebet nach dem Zustand des Menschen, und insonderheit nach seinem Verhältniß gegen Gott einrichtet. Hier gibt es aber auch unaussprechliche Seufzer; denn weil der Betende immer in einer Enge oder in einem Gedräng ist, so ist sein Beten ein Seufzen, sowohl wenn er sein Verlangen ohne Worte zu Gott richtet, als auch wenn er Worte denkt und ausspricht. Doch sind Worte immer unfähig, sein Verlangen, welches auf unaussprechliche Dinge geht, ganz zu beschreiben. Wenn ein Christ betet: himmlischer Vater, Dein Name werde geheiliget, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe u.s.w., so spricht er zwar etwas Vernehmliches aus, und versteht, was er bittet, einigermaßen; wer will aber Worte finden, welche Alles ausdrücken und deutlich machen, was der Name Gottes und die Heiligung desselben, das Reich Gottes und die Zukunft desselben, der Wille Gottes und die Erfüllung desselben in sich fassen. Hier geht der Sinn des Geistes, von dem Paulus V. 27. redet, immer weiter, als die Sprache und der Verstand des Menschen. Ebenso geht es, so oft ein Christ in seinem seufzenden Gebet göttliche und himmlische Dinge nennt. Sein Verlangen ist zwar unter dem Trieb des Geistes darauf gerichtet, auch weiß er, daß sie gut, herrlich, ewig seien: ihre ganze Beschaffenheit aber kann er nicht aussprechen, folglich auch nicht erkennen.(Magnus Friedrich Roos)


Wenn der Mensch todt in Sünden ist, so ist er zu Allem, was wahrhaftig gut und Gott gefällig heißen kann, untüchtig, wenn er aber wiedergeboren ist, wie Paulus und die glaubigen Römer, an die er schrieb, so ist er geistlich und geistlich gesinnt, und hat eine Kraft zu glauben, zu lieben, zu hoffen, und Gott anzubeten. Dessen ungeachtet aber ist er schwach, weil alles Erschaffene und Eingeschränkte in der Vergleichung mit dem allmächtigen Gott schwach ist, und weil er überdieß noch nicht vollendet, nicht ausgewachsen, und nicht völlig von der Sünde frei gemacht ist. Paulus sagt aber: der Geist (Gottes) hilft unserer Schwachheit auf. Er lehret hiemit, daß wir uns einen geistlichen Menschen nicht ohne die beständige Inwohnung und Wirkung des göttlichen Geistes vorstellen sollen. Es wird zwar durch die Wiedergeburt eine neue Kraft oder Natur in dem Menschen hervorgebracht, welche Geist heißt, denn was vom Geist Gottes geboren ist, das ist Geist: allein dieser Geist des Menschen ist beständig abhängig von dem Geist Gottes, wird immer von diesem unendlichen Geist bewohnt, regiert, erhalten und bewegt, und hörete auf zu sein, wenn dieser Geist wiche; deßwegen schrieb Paulus Röm. 8,9.: ihr seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnet; wer aber Christus Geist nicht hat, der ist auch nicht Sein (und höret also auf, geistlich zu sein, wenn er’s auch gewesen ist), der geistliche Mensch aber wird von dem Heiligen Geist als Sein Tempel bewohnet, V. 1., als ein Mensch, der thätig sein soll, getrieben, V. 14., und als ein Mensch, der wissen muß, wessen er sich zu Gott versehen solle, durch Sein Zeugniß getröstet und erfreuet, V. 16. Derselbige Geist hilft auch seiner Schwachheit im Beten auf; als welches eine so wichtige Sache ist, daß ohne Ihn auch der geistliche Mensch nicht wüßte, was er beten sollte, wie sich’s gebühret, V. 26. Wer dieses Alles bedenkt, erkennt leichtlich, daß ein wiedergeborener Christ seinen Geist oder sein geistliches Leben nicht eigenmächtig besitzen dürfe. Wir werden darum wiedergeboren, daß Gott durch Seinen Geist wieder in uns wohnen und wirken könne. Im Stand der Unschuld war in dem wesentlichen Wort das Leben und Licht der Menschen, nun soll es mit den gefallenen Menschen wieder dahin kommen, daß Gott Alles in Allen sei, oder daß des Menschen Gedanken, Worte und Werke von Gott, durch Gott und zu Gott seien, und Gott an ihm verherrlicht werde. Schwach ist ein jedes Geschöpf für sich selbst. Schwach ist insonderheit ein Mensch. Er weiß nicht, wie er dem heiligen Gott begegnen soll, und hat die Kraft nicht, sich gegen Ihm aufzurichten, und zu Ihm zu nahen. Aber der ewige Geist Gottes, der vom Vater ausgeht, kommt ihm zu Hülfe, bietet ihm gleichsam die Hand, und hilft seiner Schwachheit auf. Die ganze Anbetung Gottes soll durch diese Handreichung des Heiligen Geistes regiert werden, und der geistliche Mensch soll darauf merken, wie weit, und wozu ihn der Heilige Geist dabei treibe, und Seiner Handreichung sich nicht aus Trägheit entziehen, aber dieselbe auch nicht mit seiner natürlichen Wirksamkeit überschreiten wollen.(Magnus Friedrich Roos)


DA leret S. Paulus/ wie der heilige Geist bey den Christen sey/ und was er in jnen mache und wircke/ nemlich.
So du durch das Euangelium / Gottes gnad und barmhertzigkeit / durch den Mittler Christum / dir verheissen und verkündiget / erkennest / So kanstu anfahen / Gott von hertzen an zu ruffen / und hülffe von jm zu warten. Das wircket warhafftig der heilige Geist in dir / und hast In also gewislich in deinem Hertzen wonend.
OB du aber daneben grosse schwacheit in dir fülest / das dich dünckt/ der heilig Geist sey in dir nicht krefftig/ Weil du fülest / das du nicht also brünstig und starck anruffen / beten/ gleuben oder vertrawen kanst/ als du wol soltest.
Soltu gleichwol den Trost behalten/ Das der heilig Geist / auch in unser schwacheit uns nicht verlesst. Sondern eben in dem tieffsten fülen der selbigen uns auff hilfft/ und gleich wie man mit schwachen Kindlin thut/ an der hand leitet/ das wir nicht sincken noch verzagen.
JA er vertritt uns selbs/ das ist/ Er seufftzet und betet in uns zu Gott stercker und mechtiger/ denn wir es fülen oder verstehen können. Das es heisst ein unaussprechlich seufftzen/ das man mit worten nicht kan fur Gott reden oder er aus bringen / noch starck gnug er aus schreien und ruffen/ Und doch auffs aller sterckest geseufftzet/ Gott zu ohren und hertzen dringet. (Caspar Cruciger)


Von den Juden und Heiden sagte Jesus, sie plappern beim Beten und machen viele Worte. Von der Christenheit sagt Paulus: wir wissen nicht, was wir beten sollen, und von dem Geist sagt er: er steht uns dadurch bei, dass er uns klagende Seufzer schenkt, für die es keine Worte gibt. Je weiter weg der Beende von Gott steht, desto mehr verkürzt sich sein Gebet. Warum braucht der Mensch, bevor er Jesus begegnet ist, für sein Beten viele Worte? Er meint, sagte Jesus, wegen der Menge seiner Worte werde er erhört. Dann ist es freilich nötig, dass er aus seinem Gebet ein Kunstwerk mache, damit auf diese Weise sein Gott geehrt sei. Daher wiederholt er auch die Formeln seines Gebets, damit sie sicher wirken, und wenn er in Not ist, beschreibt er sie, um Gott zu rühmen. Hier geht das Gebet vom Menschen aus, der im Gebet ein Mittel sieht, um Gott zu bewegen. Nun wird das Gebet freilich eine schwierige Sache. Wer an sein Gebet glaubt, der macht es lang. Warum stellt dagegen die Christenheit in vielen Fällen das Gebet ein? Sie meidet auch im Gebet die Versündigung und will so beten, wie es sich gebührt. Dazu muss sie wissen, um was sie beten soll; denn sie kann nicht gegen Gottes Willen beten, sondern einigt betend ihren Willen mit Gottes Willen. Hier zeigen sich aber Schranken, über die sie nicht hinwegkommen kann. Wenn sie aber nicht weiß, was sie bitten soll, so schweigt sie vor Gott. Warum gibt ihr der Geist nicht die Erleuchtung, die ihr zeigt, was sie bitten soll, sondern lässt sie in ihrer Unwissenheit? Weil der Geist nicht dazu bei uns ist, damit uns das Glauben erspart sei, sondern damit wir es empfangen und es auch behalten, wenn wir nicht wissen, was wir begehren und tun sollen. Dadurch sind wir in das Leiden versetzt. Nicht beten können, nicht wissen, was geschehen soll, ist Not. Dass wir diese Not fühlen, dazu hilft uns der Geist. Er macht sie uns empfindlich und erweckt die Klage in uns. Allein dieses vom Geist gewirkte Stöhnen ist das Gebet, das erhört wird. Obwohl es keine Worte hat, bringt es die Hilfe herbei.
Eins weiß ich, was ich bitten darf, nicht nur mit Seufzen, sondern als klar erfasstes Ziel, nicht mit vielen Worten, als müsste ich Dich erst unterweisen. Es ist die Bitte Deines lieben Sohnes: Geheiligt werden Dein Name. Amen. (Adolf Schlatter)

8:27 Der aber die Herzen erforscht, der weiß, was des Geistes Sinn sei; denn er vertritt die Heiligen nach dem, das Gott gefällt.
Paulus hatte vor diesem Spruch von dem Leiden dieser Zeit geredet, das die Kinder Gottes ausstehen müssen, und von dem Dienst der Aufzehrung, dem die Kreatur unterworfen sei. Er hatte auch V. 22.23. gesagt: alle übrigen Kreaturen seufzen zusammen, und haben Geburtswehen mit einander bis jetzt: nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Erstling des Geistes haben, seufzen in uns selbst, und warten auf die Erlösung des Leibes (von dem Stand des Leidens und der Verwesung), folglich auf den Stand der Herrlichkeit, V. 17., oder der vollkommenen Seligkeit, die noch unsichtbar und zukünftig ist, V. 24.5. Es ist aber das Seufzen der Glaubigen von einer höheren Art, als das Seufzen der übrigen irdischen Kreaturen; denn bei jenem hilft der ewige Geist Gottes ihrer Schwachheit auf, und vertritt sie, oder seufzet in ihnen, indem Er sich mit ihren Seelen vereiniget, und die Seufzer oder dringenden Gebete in ihnen erweckt und bildet. Diese Seufzer aber sind unaussprechlich. Sind sie aber unaussprechlich, so sind sie auch nicht in Gedanken zu fassen: denn, wenn ein Mensch denkt, so spricht er bei sich selbst, und er kann ohne Worte nicht denken. Das vom Geist Gottes erweckte sehnliche Verlangen geht also weiter als der menschliche Verstand, welcher Gedanken ausbildet. Es geht auf eine Ruhe, Freude und Herrlichkeit, die übersinnlich und unausdenklich sind. Es geht darauf, daß der Mensch ein Erbe Gottes und Miterbe Christi werden soll: welches Menschenherz kann sich aber dieses Erbe in seinen Gedanken vorbilden, oder seinen ewigen Werth mit seinem Verstand begreifen? Wie aber? Wenn der Mensch, der darnach ein Verlangen hat, nicht denken, folglich auch nicht deutlich sagen kann, was er will: wird wohl der große Gott sein Verlangen verstehen, und sein Seufzen gewähren? Paulus bejahet solches indem er sagt: Gott, der die Herzen forschet, folglich das verborgene, unerklärliche Verlangen derselben weiß, verstehet den Sinn des (Heiligen) Geistes, denn Er vertritt die Heiligen gegen Gott. Der Mensch hat ein Herz, das sich auch ohne eine vollständige Klarheit der Gedanken nach einer ewigen Ruhe und Herrlichkeit sehnet: denn Gott hat dem Menschen die Ewigkeit, das ist das Verlangen nach einem ewigen Gut, in’s Herz gegeben, wie Salomo Pred. 3,11. sagt. Gott forschet aber die Herzen der Menschen, das ist, Er erkennt die verborgene Sehnsucht, die darin liegt. wie denn die Allwissenheit Gottes, insofern sie sich auf etwas Tiefes und Geheimes bezieht, oft ein Forschen genannt wird. In den Herzen der Glaubigen wohnt und wirkt aber auch der Geist Gottes, und vertritt die Glaubigen bei dem Seufzen. Diesem ist klar, was die Glaubigen bedürfen und verlangen: dieser weiß vollkommen, was die Worte Ruhe, Freiheit, Herrlichkeit, Erbe u.s.w. bedeuten, und lenket ihre Herzen zum Verlangen nach diesen Dingen. Gott aber weiß hinwiederum, was des Geistes Sinn sei, Er versteht den Heiligen Geist, der die Glaubigen vertritt, wohl, und gewährt ihre von demselben erweckten Seufzer, ob sie schon selbst dieselben nicht ganz verstehen. Ehre sei dem großen Gott! von Ihm, durch Ihn, und zu Ihm sind alle Dinge. Das Seufzen der Glaubigen hat einen göttlichen Urheber, und ihr Ziel ist Gott.(Magnus Friedrich Roos)


Denen, die Gott lieben, sollen, wie der Apostel sagt, alle Dinge zum Besten dienen. Da aber die Welt, obwohl sie ganz in die Sünde verstrickt ist, doch vorgibt, auch Gott zu lieben, so fügt Paulus noch einige Worte hinzu, durch welche er diejenigen, von denen er redet, als Solche, die Gott lieben, genauer bezeichnet: Die nämlich, „welche nach Seinem Vorsatz berufen sind.“
Da der Mensch von Natur in seiner Gesinnung und nach seinen bösen Werken ein Feind Gottes ist, so kann Niemand Gott lieben, als den Er zuerst geliebet hat, und so auch „berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach Seinem Vorsatz und Gnade, die uns gegeben ist in Christo Jesu vor ewigen Zeiten.“ (2 Tim. 1, 9.) Wenn Gott eine Seele geliebt hat in Seiner freien und ewigen Liebe, wenn Er sie berufen hat durch Seine Gnade, indem Er sie von der Sünde überzeugte und sie zu Christo hinführte, damit sie durch den Glauben in Seinem Blute gerechtfertigt werde, wenn diese Seele so die Liebe Gottes zu ihr erkannt und geglaubt hat, und zwar zur Zeit, da sie noch feindlich gegen Ihn gesinnt war, dann kann sie sagen: „Ich liebe Gott, weil Er mich zuerst geliebt hat.“ Dann fängt das rebellische Herz an, Gott zu lieben, weil es, trotz seiner Empörung, glauben darf, daß es von Gott geliebt wird. Wenn Gott dem Menschen nicht mehr die Verpflichtung, Ihn zu lieben, als eine Bedingung auferlegt, um sich seine Gnade zu erwerben, wenn Er zu ihm sagt: „Ich liebe dich, bevor Du mich liebst,“ dann erst fühlt sich der Mensch, losgeworden von dem Gesetze, welches ihm unter Androhung der Verdammniß gebot, Gott zu lieben, zur Liebe Gottes hingezogen, weil er nicht mehr gezwungen ist, es zu thun.
Der Gläubige aber, welcher so anfängt, Gott zu lieben, fühlt zur gleichen Zeit den ganzen Widerstand seines natürlichen Herzens, die ganze Feindschaft des Fleisches gegen Gott; er seufzt darüber, er klagt sich vor Gott darüber an und bittet Ihn, sein Herz immer mehr zu Seiner Liebe zu erneuern. (Auguste Rochat)


Es gehört zu den Dingen, welche am meisten zu unserm Glücke beitragen, wenn wir, welche auch die Stellung sein möge, in die uns Gott gesetzt hat, ihre Vortheile zu würdigen wissen. Oft sind wir deßhalb unzufrieden, weil wir die Segnungen, welche Gott über uns verbreitet, die Genüsse, welche Er uns darreicht, und die Güter, die wir von Ihm zu erwarten haben, nicht nach ihrem wahren Werthe schätzen. Für den Christen ist es aber ein großes Uebel, wenn er so seine großen Vorrechte verkennt. Es kann daraus nur Muthlosigkeit in den Kämpfen, welche er zu bestehen hat, und Undankbarkeit gegen Gott, dessen große Wohlthaten er nicht zu schätzen weiß, entstehen. Der Gläubige ist um so mehr der Gefahr ausgesetzt, seine herrlichen Vorrechte zu verkennen, als er, um sie recht zu würdigen, mehr im Glauben zu wandeln hat, als im Schauen. Oft muß der Gläubige noch weinen und jammern, während die Welt sich freut; oft ist er Kämpfen ausgesetzt, in denen er auch wohl mit dem Apostel sagen möchte: „Hofften wir allein in diesem Leben auf Christum, so wären wir die elendsten unter allen Menschen.“ Deshalb ist es sehr wichtig, daß der Gläubige lerne, durch den Glauben seine Vorrechte ihrem ganzen Umfange nach zu ergreifen, auf daß sich ihm mitten unter allen Widerwärtigkeiten des Lebens und so manchen Elendes, welches ihn von allen Seiten umgibt, durch den Glauben die Uebel in irgend einer Weise zum Segen wenden. Die Hand auf das Wort Gottes gelegt, an welches er glaubt, und die Augen zum Himmel gerichtet, wohin sein Weg geht, soll er auch in den heftigsten Stürmen des Lebens sagen können: „Denen die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Guten mitwirken.“ (Auguste Rochat)


In den Augen Gottes, der Alles nach seinem wahren Werthe bemißt, ist das „Beste“ oder „Gute“ dasjenige, was wahrhaft und für immer glücklich macht; es ist die Vereinigung mit Ihm für Zeit und Ewigkeit. Mit andern Worten, es ist die Versöhnung einer Seele mit ihrem Gott, begleitet von der Wiederherstellung des Bildes Gottes in dieser Seele, und ihrer ewigen Glückseligkeit, welche die Folge davon ist. So urtheilt auch der Gläubige, durch den Heiligen Geist erleuchtet, selbst darüber. Er sagt mit David: „Viele sagen: wer wird uns sehen lassen das Gute? Erhebe über uns das Licht Deines Antlitzes, o Herr!“ Wenn nun gesagt ist, daß „Denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“ (oder, genauer zu übersetzen: „zusammen zum Guten hinarbeiten, mitwirken“), so bedeutet das, daß Alles unter Gottes Leitung dahin mitwirkt, sie in der Gnade zu befestigen, ihren Glauben kräftiger und lebendiger zu machen, sie in der Heiligung zunehmen zu lassen, und sie durch alle Schwierigkeiten hindurch zum Ziele der ewigen Seligkeit, welche Gott ihnen bereitet hat, entgegen zu führen.
Fassen wir das „Gute“ oder „Beste“ in Beziehung auf die Kinder Gottes im Ganzen, so lange sie noch hienieden wallen, in's Auge, so besteht es im Wachsthum des Reiches Gottes auf Erden, in dem Offenbarwerden der Auserwählten, in der immer innigeren Gemeinschaft derselben unter einander, in der Gnade, sich im Leben wie im Gottesdienst dem Worte Gottes gemäß zu verhalten, sowie im Hervortreten solcher Gemeinschaften, welche in Wahrheit das Salz der Erde, das Licht der Welt sind. Auch ist es eine Gnade für die Gemeine Gottes, vor äußeren und inneren Feinden sich geschützt zu sehen; eine Gnade, vor Irrthümern, Spaltungen, Aergernissen, Lauheit und vor den Angriffen Satans, wo er sich in einen Engel des Lichts verkleidet, bewahrt, oder von solchen gereinigt zu werden; es ist Gnade, stark gemacht zu werden gegen alle Verfolgungen und Versuchungen der Welt und aus ihnen siegreich, gereinigter, getreuer, zunehmend an Gnade wie an Zahl, hervorzugehen, wie es von den Kindern Israel geschrieben steht: „Aber je mehr die Aegypter das Volk drückten, je stärker es sich mehrete und ausbreitete.“ (Auguste Rochat)

8:28 Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.7)
Es ist unbegreiflich, wie Gott die Welt regiere. Unbegreiflich sind Seine Gerichte, und unerforschlich Seine Wege. Wir wissen sehr wenig von der Regierung Gottes. Die meisten Werke Gottes sind uns einzeln und im Zusammenhang unbekannt. Niemand weiß, was ihm selbst morgen begegnen werde. Wir wissen von den allermeisten Begebenheiten die besondern Ursachen und Absichten nicht: doch wissen wir dieses, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, und wenn wir nur dieses wissen, so ist es zu unserer Beruhigung genug. Die Augen des HErrn sehen also auf die Gerechten, die Ihn lieben, und Er regiert die Welt so, daß alle Dinge zu ihrem Besten mitwirken müssen. Wie aber, wenn unter diesen Dingen auch Trübsal, Angst, Verfolgung, Hunger, Blöße, Fährlichkeit, Schwert, der Tod, ein langes und beschwerliches Leben, Anfälle von bösen Engeln und dergleichen Sachen vorkommen? Sollen denn auch diese denen, die Gott lieben, zum Besten dienen? Freilich, denn Paulus redet ja von allen Dingen. Solche Dinge sind Gelegenheiten zum Ueberwinden: wer aber überwindet, wird die Krone des Lebens empfangen. Alles, was mich dem Ebenbild des Sohnes Gottes, der durch’s Leiden zur Herrlichkeit gegangen ist, ähnlich macht, V. 29., Alles, was zur Erfüllung des Vorsatzes Gottes, der auf’s Gerecht- und Herrlichmachen zielt, bei mir hilft, dienet mir zum Besten. Hier muß man aber eine Zeitlang nicht sehen, und doch glauben. In den Werken Gottes ist das Ende immer besser als der Anfang. Alle Züchtigung, wenn sie da ist, dünket uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein, aber darnach, oder zuletzt, wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübet sind, Hebr. 12,11. Das Wissen also, von dem Paulus redet, ist ein glaubiges Wissen, und muß mit einer wartenden Geduld verbunden sein. Man muß sich eine Zeit lang üben lassen, man muß auf dasjenige warten, was hintennach kommt. Was kommt aber hintennach? Dieses, daß man der Gerechtigkeit und des Friedens Gottes noch mehr froh wird, als vor der Züchtigung. Ach daß wir dieses Alles immer vor Augen hätten, wenn wir wahrnehmen, daß Gott Seine Heiligen wunderlich führe! Sie fragen zuweilen in ihrem Geist oder mit Worten: warum lässest Du mich so traurig gehen? warum hast Du uns das gethan? Die allgemeine Antwort aber, die Gott gibt, ist diese: um eures Besten willen. Euer Unglück ist euer Glück, eure Armuth hilft euch zum ewigen Reichthum, eure Schmach zur himmlischen Ehre, euer verlassener Zustand zur Aufnahme in die ewigen Hütten, euer Schmerz zur Freude, euer Sterben zum Leben. Kurz: alle Dinge müssen euch zum Besten dienen. Unschätzbares Privilegium! Wen geht es aber an? Diejenigen, die Gott liebe, der sie zuerst geliebt hat. Diese Liebe zu Gott muß man also durch den Beistand des Heiligen Geistes unter allen Umständen behaupten, ja darin wachsen: denn wer ihrer mangelt, oder sie verliert, wird im Glück trotzig, und im Unglück verzagt, und die bestgemeinten Werke der Vorsehung Gottes gereichen ihm zum Schaden.(Magnus Friedrich Roos)


Über etliche Stücke ist der Gläubige ganz im klaren. Er weiß z.B., dass Gott im Hinterteil des Schiffes sitzt, und das Steuer lenkt mitten im heftigen Sturm. Er glaubt, dass eine unsichtbare Hand das Fahrzeug der Weltgeschichte regiert, und dass Jehovah es leitet nach seinem Rat, wie wunderbar auch die Fluten der göttlichen Vorsehung wogen. Die sichere Erkenntnis beruhigt ihn über alles und bereitet ihn auf alles vor. Er schaut hinaus in die tobenden Wellen, und sieht die Gestalt Jesu einhergehen auf den Tiefen, und vernimmt seine Stimme, die ihm zuruft: „Sei getrost, ich bin es, fürchte dich nicht.“ Er weiß auch, dass Gott immer weise handelt, und weil er das weiß, ist er voll Zuversicht, dass ihm kein Unglück schaden und kein Missgeschick begegnen kann; dass nichts geschehen kann, was nicht kommen sollte. Er darf getrost sprechen: „Und sollte ich auch alles verlieren, was ich besitze, so ist‘s besser verlieren als behalten, wenn‘s Gottes Wille ist; das größte Unglück ist das Beste und Zuträglichste für mich, wenn‘s Gott so ordnet.“ „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ Der Christ hält hieran fest, nicht wie wenn‘s eine bloße Einbildung wäre, sondern er weiß, dass es wirklich so ist. Alles hat bis jetzt zum Besten gedient; die giftigen Stoffe, im rechten Verhältnis gemischt, haben die Heilung bewirkt. Der scharfe, sichere Schnitt des Messers hat das brandige Fleisch der Wunde entfernt und die Heilung erleichtert. Jede Schickung hat bis jetzt die wohltätigste, göttliche Wirkung geübt; und so wird des Gläubigen Herz durch den Glauben an Gottes allwaltende Obhut, an seine weise Regierung, an seine Macht, das Böse zum Guten zu wenden, fest und gewiss gemacht, und tüchtig gemacht, jeder Trübsal ergeben und vertrauensvoll zu begegnen, wie Er sie sendet. Der Gläubige vermag durch den Geist des Gottvertrauens zu beten: „Sende mir, was Du willst, mein Gott, solange es von Dir kommt; nie wurde irgendeinem Deiner Kinder Böses zuteil.“ (Charles Haddon Spurgeon)

8:29 Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, daß sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, auf daß derselbe der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.
Der Apostel will es mit diesem Spruch dartun, wie „denen, die Gott lieben“ - was er im vorigen Vers gesagt hatte -, „alle Dinge zum Besten dienen“. Läuft doch bei ihnen alles, so will er sagen, darauf hinaus, daß sie gleich sein sollen dem Ebenbilde Jesu Christi.
Ihre Liebe besteht nämlich darin, daß sie in die Liebe Gottes eingegangen sind mit ihrem Glauben und mit ihrer Hingabe an die Gnade Gottes durch Christus. Sie haben sich durch die Liebe Gottes zur Liebe überwinden lassen und stehen mithin in der Liebe von Kindern Gottes. Solche Seelen hat Gott „zuvor“ - nämlich von Ewigkeit her, wie nach andern Schriftstellen zu ergänzen ist (vgl. Eph. l,4)- ersehen oder eigentlich erkannt. Das will sagen: Sie sind Ihm einerseits nach ihrem innersten Sinn von Ewigkeit her nicht unbekannt gewesen; und andererseits hat Er sie eben darum von Ewigkeit her als die Seinen erkannt, d. h. bedacht und in Seine Fürsorge genommen. Dies wird damit erläutert, daß es weiter heißt, Gott habe sie von Ewigkeit her auch verordnet, Ebenbilder Seines Sohnes zu sein, der ins Fleisch kommen sollte. Diejenigen, die also Gott lieben und damit ihren wahren kindlichen Glauben dartun, brauchen nicht erst ängstlich zu harren, ob Gott sie erkenne und annehme; denn das ist für sie eine von Ewigkeit her ausgemachte Sache. Wenn der Apostel erwägt, daß wir's zu tun haben mit dem ewigen Gott, der uns bei sich eine ewige Bestimmung zugedacht hat, so ist es ihm nicht möglich, sich alles als eine Sache zu denken, die ganz neu in der Zeit geworden ist. Vielmehr treibt's ihn - da er sich in Gott keine Veränderung und Neuheit denken kann - unwillkürlich in die Ewigkeit zurück, so unfaßbar das auch dem menschlichen Verstande sein mag.
Was also denen, die Gott lieben, Widriges und Anfechtungsvolles begegnet, haben sie im Glauben so anzusehen, daß es ihnen zur Gleichstellung mit Jesus diene. Und es ist verkehrt, wenn sie sich durch irgend etwas in Zweifel und Verzagtheit oder in Mißtrauen und Murren oder gar in Verzweiflung bringen lassen.
Unter dem Ebenbilde Jesu Christi ist aber an alles zu denken, was es mit dem Sohne in Seinem erniedrigten und in Seinem erhöhten Stand geworden ist. Die Ihn lieben, werden mithin auch gewürdigt, zu leiden wie Er, es gering und übel in dieser Welt zu haben wie Er, den Versuchungen Satans, den Verfolgungen, Mißhandlungen und Lästerungen der Feinde Gottes ausgesetzt zu sein wie Er, zu verleugnen und aufzuopfern wie Er - sogar, wenn es sein muß, das Leben zu lassen wie Er. Dafür aber bleiben sie Ihm auch gleich in der Auferstehung und Erhöhung, werden dieselbe Herrlichkeit sehen, die Er hat, Ihm in allem gleich, auch in Kindesrechten gegenüber dem Vater. „Sie werden eins mit Ihm sein, wie Er mit dem Vater, auf daß sie vollkommen seien in eins“ (Joh. 17,22. 24).
Wie vieles bleibt uns da zu denken und zu staunen übrig! Und welche Ermunterung liegt doch für uns darin, in Geduld unter allem auszuharren und getreu zu bleiben bis in den Tod!
Zusatz Zu Römer 8,29 Christus, der Erstgeborene Wenn der HErr in unsrem Spruch der Erstgeborene unter Seinen Brüder genannt wird, so ist damit auf Seine Auferstehung gesehen. Er ist der erste Mensch, der, nachdem Er bis ins Sterben hinein den andern Menschen, Seinen Brüdern, gleich geworden war, aus dem Tode wieder neugeboren wurde ins himmlische Leben, zur Erhöhung bei Seinem Vater. Er heißt nun der Erstgeborene unter Seinen Brüdern. Denn Er sollte der Erste sein, dem ein Zweiter, Dritter, Vierter, dem Tausende, Millionen und Abermillionen als Brüder, Ihm ähnlich, nachfolgen, auferstehen und neugeboren werden sollen in das Leben der ewigen Herrlichkeit.
Diesem unserm großen Bruder wollen wir treu bleiben, damit Er uns zu sich erhöhen kann, wie es Gott von Anfang an gewollt hat! Dadurch, daß wir Ihn allezeit liebend vor Augen haben, wird's Wirklichkeit werden. Dann werden wir nicht nur fest und wohl bleiben, sondern auch gleich werden dem Ebenbilde des Sohnes in der großen Wiedergeburt (Mat. 19,28).
Zusatz Zu Römer 8,29 Von der Gnadenwahl
In Verbindung mit dem vorhergehenden Vers ist unser Spruch auch zur Begründung der Lehre von der sog. Gnadenwahl oder Prädestination benützt worden. Sie besagt, daß Gott nach Seinem freien Willen die Einen zur Seligkeit berufen habe, die Andern nicht.
Eine nähere Beleuchtung der Stelle zeigt aber, daß sie hierfür nichts beweist. Im vorigen Vers werden die, welche Gott lieben, bezeichnet als die, welche nach dem Vorsatz berufen sind. Unter„ Vorsatz“ kann aber hier nicht die willkürliche Erwählung zum Glauben und Lieben verstanden sein, wie es jene Lehre meint, sondern nur der jetzt zur Ausführung gekommene ewige Heilsplan oder die von Ewigkeit auf diese Zeit festgesetzte Gnadenordnung, der bestimmte Vorgefaßte Wille Gottes, unter welchen Bedingungen Er Anteil am Reich Gottes geben wolle. Es soll nämlich nicht aus Verdienst der Werke gehen, sondern aus Gnaden des Berufers durch den Glauben (Röm. 9,11.32). Nach dem Vorsatz berufen sein, heißt also nichts anderes, als so, wie es Gott nach Seinem Vorsatz haben will, sich berufen lassen: durch Glauben und nicht durch Werke das Heil suchen, gläubig das Evangelium annehmen.
Die nun, so heißt es weiter, die Gott lieben - es ist nämlich hier Lieben mit Glauben gleichbedeutend genommen -, hat Gott vorher ersehen oder erkannt, d. h. Gott hat sie erstlich erkannt, insofern als Er's von Ewigkeit sah, daß sie ein Gemüt zum Glauben und Lieben haben würden - wie Ihm denn nichts von den Menschenkindern unbewußt ist, auch von denen, die erst werden sollen (Ps. 139,16). Zweitens hat Er sie insofern „erkannt“, als Er Bedacht auf sie genommen, Fürsorge für sie gehabt hat, daß ihnen einst das zukomme, was ihrem Gemüt und Verlangen entspricht. So wird das Wort „Erkennen“ häufig in der Schrift genommen. Demzufolge hat Er sie vorher schon zur Seligkeit bei Ihm durch Christus verordnet, wie es weiter heißt, und sie darum auch in der Zeit berufen, sie gerecht, sie herrlich gemacht (Röm. 8,30).
Es heißt also nicht, Gott habe sie damit erkannt oder vorausgeliebt, daß Er ihnen das Gemüt zum Glauben oder ihnen das Lieben gab - wie Er es (nach dieser Lehre) andern nicht gab -; sondern weil sie das Gemüt zum Glauben und Lieben hatten - wie es Gott vorauswußte und wie man an dem sieht, daß sie jetzt, da es verlangt wurde, glaubten und liebten -, hat Gott schon vorher für sie Sorge getragen und führt es jetzt an ihnen aus.
Wo aber nun dieses Gemüt zum Glauben, welches bei manchen auch unsres Geschlechts wie ein Gefangener im Verborgenen schmachtet, herkommt, und warum es die Einen haben, die Andern nicht: darüber äußert sich die Schrift nie. Sie setzt es voraus, wo es ist, auch da, wo sie das wirkliche Glauben als ein von Gott Gegebenes nimmt. Ein solches Gemüt, das die Gabe des Glaubens annehmen will oder nicht - worauf die Schrift am Ende alles ankommen läßt -, mag mit dem eigensten Im und Selbstbewußtsein des Menschen zusammenfallen. Hier bleibt ein Geheimnis, das uns die Schrift nicht enthüllt - wie es überhaupt ein Geheimnis bleibt, in welcher Weise der freie Wille des Menschen mit der Allmacht und Allwissenheit Gottes zu vereinigen sei.
Alle Grübeleien darüber aber sollten in der christlichen Denkweise fernbleiben. Wir müssen es nach der Schrift kindlich so nehmen: einerseits, daß wir das, was wir sind, von Gott sind; und andererseits, daß wir's zu verantworten haben, was wir glauben oder nicht glauben, treu sind oder nicht treu sind. Nur so werden wir in gesunder Weise auf der Bahn des Lebens vorwärts kommen. (Christoph Blumhardt)

8:30 Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht, welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht.
Hier ist eine köstliche Wahrheit für dich, liebe gläubige Seele. Du bist vielleicht arm, oder elend, oder unbekannt; aber zu deiner Erquickung schaue hin auf deine „Berufung“ und die seligen Folgen, die daraus herfließen, und besonders auf die köstliche Wirkung, von welcher hier die Rede ist. So gewiss du heute Gottes Kind bist, so gewiss werden alle deine Trübsale bald ein Ende nehmen, und du wirst reich sein an allem, was dir zum Heil und zur Herrlichkeit dient. Warte noch ein wenig, und dies dein müdes Haupt wird eine Krone der Herrlichkeit tragen, und diese deine arbeitsschwere Hand wird Siegespalmen schwingen. Klage nicht über deine Leiden, sondern freue dich vielmehr darüber, dass du in einer Kürze dort sein wirst, wo „nicht Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein.“ Die feurigen Rosse und Wagen warten vor deiner Tür, und ein Augenblick ist genug, um dich hinüberzutragen zu den Verklärten. Ewiger Preis und Dank ist schon auf deinen Lippen. Die Pforten des Himmels stehen dir offen. Der Eingang zu deiner ewigen Ruhe ist dir unfehlbar gesichert. Wenn Er dich berufen hat, so kann dich nichts von seiner Liebe scheiden. Trübsal und Traurigkeit können das Band nicht lösen; das Feuer der Verfolgung kann die Fessel nicht versengen; der Hammer der Hölle kann die Kette nicht zersprengen. Du bist geborgen; jene Stimme, die dich zuerst gerufen hat, wird dich wieder rufen, und diesmal von der Erde zum Himmel, aus des Todes düsterm Dunkel zum unaussprechlichen Glanz der Herrlichkeit. O, halte nur daran fest, dass das Herz Dessen, der dich gerecht gemacht hat, mit unendlicher Liebe dir entgegenschlägt. Bald wirst du bei den Verklärten sein, dort wo dein Teil ist; hienieden wartest du nur eine kurze Weile, um zubereitet zu werden zum Erbteil der Heiligen im Licht, und dann tragen dich die Flügel der himmlischen Boten hinauf zum Berg des Friedens, der Freude und der Seligkeit, wo du singen wirst:
„Gottes Lamm, vor Deinem Thron
Werf‘ ich nieder meine Kron‘:
Ehre, Preis, Dank, Ruhm und Macht
Sei Dir, Opferlamm, gebracht! Halleluja!“
und ruhen wirst von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Charles Haddon Spurgeon)


Im zweiten Brief an Timotheus, im ersten Kapitel und neunten Verse stehen die Worte: „Der uns hat selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf.“ Seht, hier ist ein Probierstein, an dem wir unsere Berufung prüfen können. Es ist „ein heiliger Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem Vorsatz und seiner Gnade.“ Diese Berufung schließt alles Vertrauen auf unser eigenes Wirken aus und weist uns für unsere Seligkeit allein auf Christum hin, aber hernach reinigt sie uns von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen und wahrhaftigen Gott. Dieweil er, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein. So ihr aber in Sünden lebet, so seid ihr nicht berufen, sondern, wenn ihr wahrhaft Christi Jünger seid, müßt ihr sagen: „Nichts quält mich so sehr wie die Sünde; ach, daß ich doch von ihr los wäre! Herr Jesus, hilf mir zur Heiligung!“ Ist dies dein herzliches Verlangen? Ist dies das Ziel und er Zweck deines Lebens, und geht dein ganzes Streben auf den göttlichen Willen? Abermal steht in Phil. 3,14.14 geschrieben: „Die himmlische Berufung in Christo Jesu“ Ist denn deine Berufung eine himmlische Berufung? Hat sie dein Herz veredelt und ihm alles Himmlische verklärt? Hat sie deine Hoffnung erhöht, deinen Geschmack geläutert, deine Wünsche geheiligt? Hat sie das Hauptstreben deines Lebens emporgerichtet, so daß du es mit Gott und für Gott darlegst? Ein anderes Zeugnis finden wir in Heb. 3,1: „Die ihr mit berufen seid durch den himmlischen Beruf.“ Darunter ist hier die Berufung vom Himmel her verstanden. Wenn dich nur Menschen berufen, so bist du nicht berufen. Ist deine Berufung von Gott? Ist sie eine Berufung zum Himmel, wie vom Himmel? Wenn Du nicht hienieden ein Fremdling bist und deine Heimat droben hast, so bist du nicht berufen mit einem himmlischen Ruf; denn alle, die so berufen sind, bezeugen, daß sie warten auf eine Stadt, die einen Grund hat, welcher Baumeister und Schöpfer Gott ist, und daß sie Fremdlinge seien und Pilgrime auf Erden. Ist deine Berufung in diesem Sinne heilig, himmlisch von oben her? Dann, liebe Seele, bist du Gottes Berufener, denn das ist der Ruf, womit Gott die Seinen berufen hat. (Charles Haddon Spurgeon)


DIese wort S. Pauli/ sind ein heilsamer frölicher Trost/ der gantzen Kirchen darumb fur geschrieben/ das wir us damit trösten sollen. Das diese / und kein andere Gottes volck und Ausserwelete sind/ die zum Beruff komen sind / das ist/ die Gottes wort hören/ lernen und annemen.
Darumb wer beruffen ist / der tröste sich / und wisse/ das keine andere/ sie heissen wie sie wöllen/ Gottes volck sind. Und das er gewislich auserwelet ist/ So er bey dem erkandten Gottes wort endlich bleibet. (Philipp Melanchthon)


Paulus macht hier große Schritte von der Ewigkeit, die vor der Welt war, bis zu der Ewigkeit, die nach dieser Welt sein wird. Von Ewigkeit, ehe der Welt Grund gelegt war, hat Gott diejenigen, die selig werden, versehen, oder liebreich erkannt, oder erwählt, und zugleich zu einem sehr edeln und herrlichen Zustand verordnet oder bestimmt. Was ist aber dieses für ein Zustand? Es ist die Gleichförmigkeit mit Seinem Sohn. Die Auserwählten sollen Seinem Sohn gleich werden, 1 Joh. 3,2. Auch ihre auferweckten Leiber sollen so verherrlicht werden, daß sie Seinem verklärten Leibe ähnlich werden, Phil. 3,21. Der Sohn Gottes gibt ihnen die Herrlichkeit, die Ihm der Vater gegeben hat, Joh. 17,22. Der Zweck hievon ist dieser, daß derselbe der Erstgeborne sei unter vielen Brüdern. Als der eingeborne Sohn Gottes hat Christus keine Brüder, wie dieser Name selber anzeigt, und Er kann Niemand die Herrlichkeit mittheilen, die Er als ein Solcher zur Rechten des Vaters hat: aber als der Erstgeborne hat Er viele Brüder. Als der Erstgeborne hat Er den Vorzug vor Allen. Sein ist die Herrschaft und das Priesterthum; doch ist es Sein und des Vaters Wille, daß Seine vielen Brüder Seinem Ebenbild ähnlich und Seine Miterben seien. Bis dahin will es also die Liebe Gottes bei allen Auserwählten bringen; und wer ist, der sich einen herrlicheren Zustand vorstellen könnte?
Nachdem Paulus dieses geschrieben hatte, so ging er zurück, und fing wieder bei der göttlichen Verordnung oder Bestimmung an, welche vor der Schöpfung der Welt in der göttlichen Vorsehung oder Erwählung enthalten gewesen war, und zeigte die Ordnung, in welcher Gott diese Seine Verordnung zur Erfüllung bringe. Erstlich redete er von dem kräftigen Beruf, der an einen jeden Auserwählten in seiner Lebenszeit von Gottes wegen ergehe, und schritt hernach fort zu der Rechtfertigung, welche allen denjenigen widerfährt, welche durch die berufene Gnade zum Glauben an Jesum gelangen, von dieser aber zur Verherrlichung. Es ist klar, daß Paulus hier voraussetze, es gehe Alles in der Ordnung nach dem Willen Gottes, und der Mensch widerstrebe dem göttlichen Beruf nicht, und weiche auch nach der Rechtfertigung nicht mehr von Gott ab. Wo bleibt aber, möchte man fragen, die Heiligung, ohne welche Niemand den HErrn sehen wird? Diese ist schon der Anfang der Verherrlichung; denn Paulus sagte 2 Kor. 3,18., indem er von derselben redete: nun spiegelt sich in uns Allen des HErrn Herrlichkeit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verherrlicht in dasselbe Bild von einer Herrlichkeit zu der andern als vom HErrn, der der Geist ist. Und fürwahr, wenn heilige Menschen sagen können: wir haben Christi Sinn, und: wie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt, so hat ihre Verherrlichung, folglich auch ihre Gleichheit mit dem Ebenbild des Sohnes Gottes, schon angefangen, und die göttliche Verordnung schon etwas von ihrem Zweck erreicht. O Gott! wir sind nichts werth. Laß uns aber werden, was Du aus uns machen willst, zum Lob Deiner Herrlichkeit. (Magnus Friedrich Roos)


Es sind Sünder, die nichts in sich haben, was sie geeignet mache, um die Berufung anzunehmen. Christus ist gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten. Es sind solche, die kein Verständniß haben, ehe sie erleuchtet werden, die kein Leben haben, ehe sie aus ihrem geistlichen Tode auferweckt werden. (Friedrich Adolph Lampe)

8:31 Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?8)
Ein Mensch ist in der großen Welt, die Gott geschaffen hat, ein sehr kleines und fast unmerkliches Stäublein, aber diese große Welt – wie klein, ja wie gar nichts ist sie in der Vergleichung mit dem großen und allerhöchsten Gott! Er träget sie immer ohne Mühe mit Seinem kräftigen Wort, damit sie nicht in ihr Nichts zurückfalle. Was insonderheit den Erdboden und dasjenige, das darauf ist, anbelangt, so sagt Jesajas Kap. 40,15.17.: siehe die Heiden sind geachtet wie ein Tropfen, so im Eimer bleibet, wenn er ausgeschüttet wird, und dessen man nicht mehr achtet, und wie ein Scherflein, so in der Wage bleibet, und keinen Ausschlag mehr gibt. Siehe, die Inseln sind wie ein Stäublein. Alle Heiden sind vor Ihm Nichts, und wie ein Nichtiges und Eiteles geachtet. Bei einem solchen Blick auf die unvergleichliche Größe Gottes und auf die Kleinheit und Schwachheit der ganzen Welt und insonderheit der Menschen hat Paulus geschrieben: ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Durch die Frage: wer mag wider uns sein? fordert er alle Geschöpfe in der ganzen Welt heraus, und bezeuget, sie können mit Nachdruck und Erreichung ihres Zweckes nicht wider uns sein, wenn Gott für uns sei. Es ist zwar Vieles in der Welt wider uns, wenn aber Gott für uns ist, so kann uns nichts schaden oder überwältigen. Man stelle sich auf der einen Seite oder vielmehr in der Höhe den großen Gott, und auf der andern Seite oder vielmehr in der Tiefe die ganze Welt mit allen feindseligen Geschöpfen vor, die Auserwählten aber in der Mitte. Wer wird diese verderben können, wenn Gott sie schützet? Welcher Haß wird ihnen schaden, wenn Gott sie liebet? Welche Schmach wird sie verunehren, wenn Gott sie ehret? Welcher Tod wird sie verschlingen, wenn Gott ihnen ewiges Leben schenkt? Der Heiland sagte Joh. 10,29.30. von den Auserwählten: der Vater, der sie Mir gegeben hat, ist größer denn Alles, und Niemand kann sie aus Meines Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind Eins, darum kann sie auch Niemand aus Meiner Hand reißen. Es ist aber das Wort, daß Gott für uns sei, ein Wort für den Glauben, und wer Glauben hat, kann es auf sich deuten, und den Beweis davon darin finden, daß Gott Seines eigenen Sohnes nicht verschonet, sondern Ihn für uns Alle dahin gegeben hat. Mehr bedarf es nicht zum Beweis dieser großen Wahrheit: weniger aber ist auch nicht genug; denn was man auch ohne Absicht auf Christum von der wesentlichen Güte und Barmherzigkeit Gottes denken und sagen möchte, reicht nicht hin, um Geschöpfe, welche Sünder sind, zu überzeugen, daß Gott für sie sei; weil man zu gleicher Zeit aus der wesentlichen Gerechtigkeit Gottes und aus den Drohungen des in’s Herz geschriebenen und in der Bibel enthaltenen Gesetzes beweisen könnte, daß Er wider sie sei. Christus aber ist derjenige, um deßwillen Gott ohne Verleugnung einer einigen Seiner Eigenschaften mit uns sein will und kann. Auf Ihn sehe also ein Jeder, der glauben will, daß Gott mit uns sei, trachte Ihn zu gewinnen und in Ihm erfunden zu werden, und leite alsdann aus der göttlichen Größe und Hoheit den Schluß her: wer mag wider uns sein? (Magnus Friedrich Roos)

8:32 welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?9); 10)
Wenn dies der Form nach keine Verheißung ist, so ist es in Wirklichkeit eine. In der That, es ist mehr als eine, es ist eine Menge von Verheißungen. Es ist eine Masse Rubinen, Smaragden und Diamanten, die in Gold gefaßt sind. Es ist eine Frage, die niemals so beantwortet werden kann, die sie uns irgendwelche Angst des Herzens verursacht. Was kann der Herr versagen, nachdem Er uns Jesum gegeben hat? Wenn wir alle Dingen im Himmel und auf Erden nötig haben, so will Er sie uns gewähren: denn wenn es irgendwo eine Grenze gegeben hätte, so würde Er seinen eignen Sohn zurückbehalten haben.
Was habe ich heute nötig? Ich brauche nur darum zu bitten. Ich darf ernstlich suchen, aber nicht als wenn ich einen Druck auszuüben und etwas nicht willig Dargereichtes von des Herrn Hand zu erpressen hätte, denn Er will schenken. Aus freiem Willen gab Er uns seinen eignen Sohn. Sicherlich, niemand hätte Ihm eine solche Gabe vorgeschlagen, niemand würde gewagt haben, darum zu bitten. Es wäre zu vermessen gewesen. Er gab freiwillig seinen Eingeborenen; und , o meine Seele, kannst du nicht deinem himmlischen Vater vertrauen, daß Er dir etwas, daß Er dir alles geben wird? Dein armes Gebet würde keine Kraft bei der Allmacht haben, wenn Kraft nötig wäre; aber seine Liebe quillt wie ein Born von selber auf, fließt über und versorgt dich mit allem, dessen du bedarfst. (Charles Haddon Spurgeon)


Wenn gesagt wird, daß Gott für uns sei, so ist von Seiner Huld, Barmherzigkeit, und Menschenliebe die Rede, nach welcher Er um Seines Sohnes willen, der ein Mensch worden ist, an der Menschen Tod kein Wohlgefallen hat, sondern an ihrer Bekehrung und an ihrem Leben. Nun redet Paulus auch vom Schenken. Wir arme Menschen bedürfen sehr, daß uns Gott Vieles, ja Alles schenke, weil wir nichts haben, weil mit unserer Macht nichts gethan ist, weil wir leere und noch dazu unreine Gefässe sind. Weil wir Ihm aber nichts vorher geben, und auch hintennach nichts vergelten können, so bedürfen wir, daß er uns Alles umsonst und aus Gnaden schenke; und von einem solchen Schenken redet auch hier Paulus. Wie beweiset er aber, daß Gott geneigt sei, uns alles zu schenken? Er beweist es so, daß er sagt: Gott hat Seines eigenen Sohnes nicht verschonet, sondern Ihn für uns Alle dahin gegeben, wie sollte Er uns mit Ihm nicht Alles schenken? Indem Christus der eigene Sohn Gottes genannt wird, wird Er von allen Kindern Gottes unterschieden. Ein Christ ist ein Eigenthum Gottes, aber nicht Sein eigener Sohn. Christus ist Gottes eigener Sohn, weil Er in des Vaters Schooß ist, weil Er und der Vater Eins sind, weil Er Ihm gegeben hat, das Leben in Sich selber zu haben, gleichwie Er selber das Leben in Sich selber hat, und weil Er Ihn liebt, wie Er Sich selbst liebt. Dieses eigenen Sohnes hat Gott nicht verschont, sondern Ihn für uns Alle in die Armuth, Schmach, Schmerzen, Angst, und in den Tod selber gegeben. Was sollte nun so kostbar sein, das Gott uns nicht auch schenken wollte? Für uns kann Er nichts mehr geben, aber uns will Er nun schenken, was uns nöthig ist. Und was ist’s denn? Regen und Sonnenschein, Brod und Kleidung ist zur Erfüllung unserer Nothdurft nicht genug. Etwas Kostbares, Vortreffliches, Erhabenes, etwas, das so viel werth ist als der eigene Sohn, etwas, das auch ein göttliches Wesen hat, will uns Gott schenken. Und was ist dieses? Sein Geist. Durch die Schenkung dieses Geistes macht Er uns Seines göttlichen Lichtes und Lebens theilhaftig; durch dieselbe werden wir heilige und selige Menschen. Wer Seinen Geist empfängt, empfängt Alles; denn was man in der Bibel von dem Reich Gottes als einem Erbe, oder von dem neuen Himmel, von der neuen Erde, und von dem neuen Jerusalem liest, ist denen auch als eine Zugabe verheißen, die den Geist des Vaters und des Sohnes empfangen. Aber insofern alle diese dinge von Gott erschaffen sind, stehen sie in keiner Vergleichung mit dem göttlichen Geist, und sind unter dem Ausspruch begriffen: HErr, wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.
Lasset uns also bei dem Gefühl unseres Mangels die evangelische Wahrheit fest halten: Gott will uns Alles schenken. Weil Er Seinen eigenen göttlichen Sohn für uns Alle dahin gegeben hat, so will Er uns keine Gabe, sollte sie auch eines göttlichen Wesens sein, versagen. Er will uns mit Seinem Sohn Alles schenken. Empfangen wir Seinen Sohn durch den Glauben, so empfangen wir mit Ihm Alles. Wer ist, der nicht bei der Erkenntnis dieser Wahrheit getrost sein könnte? (Magnus Friedrich Roos)

8:33 Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht.
O seliger Ausspruch! Wo ist hier eine Antwort zu finden? Alle Sünden aller Auserwählten sind auf den großen Helden unsers Heils gelegt, und durch seine Versöhnung abgetan. Im Schuldbuch Gottes stehen keine Sünden mehr aufgezeichnet, die wider sein Volk zeugen; Er siehet keine Sünde in Jakob und keine Missetat in Israel; sie sind auf ewig gerechtfertigt in Christo. Da die Schuld der Sünde getilgt wurde, wurde auch die Strafe der Sünde auf ewig hinweggenommen. Der Christ hat keine Schläge mehr zu fürchten von der Zorneshand seines versöhnten Gottes, nein, auch nicht einmal einen einzigen Blick seines strafenden Unmuts. Der Gläubige kann von seinem Vater gezüchtiget werden, aber Gott, der Richter, hat nichts zu dem Christen zu sagen, außer: „Ich habe dir verzeihen, du bist erlöst.“ Für den Christen ist der Tod keine Strafe mehr in dieser Welt, noch fürchtet er einen andern Tod. Er ist aufs völligste von aller Strafe sowohl, als von aller Schuld der Sünde befreit, und auch die Macht der Sünde über ihn ist überwunden. Sie kann uns wohl in den Weg treten und uns mit ihren beständigen Anläufen beunruhigen; aber die Sünde ist ein überwundener Feind gegenüber jeder Seele, die mit Christo vereinigt ist. Es gibt keine Sünde, die der Christ nicht besiegen kann, wenn er sich nur auf Gott verlassen will, der es für ihn tut. Alle, die im Himmel das weiße Kleid der Gerechtigkeit tragen, haben überwunden durch des Lammes Blut, und das können auch wir. Keine Begierde ist zu mächtig, keine Lieblingssünde zu tief eingefleischt, wir können sie überwinden durch die Macht unsers Herrn Jesu Christi. Glaube es, lieber Christ, dass deine Sünde eine schon abgetane Sache ist. Sie mag wüten und sich wehren, wie sie will, sie ist und bleibt nun einmal zum Tode verurteilt. Gott hat sie auf ihrer Stirn mit dem Stempel der Verdammnis gebrandmarkt. Christus hat sie „aus dem Mittel getan, und an das Kreuz geheftet.“ Gehe nun hin, und ertöte sie, und der Herr stehe dir bei, dass du mögest Ihm zum Lobe leben, denn die Sünde ist samt aller ihrer Schuld, Schande und Strafe dahin. (Charles Haddon Spurgeon)


Nachdem Paulus in den vorhergehenden Worten die große Huld Gottes gegen die Auserwählten, und Seine Bereitwilligkeit, ihnen Alles zu schenken, gepriesen hatte, so erinnerte er sich, daß sie Sünder seien, und deßhalb eine große Anklage bei dem allerhöchsten göttlichen Gericht wider sie eingebracht werden könnte, eine Anklage, welche die Huld Gottes von ihnen abwenden, und Seine heilsamen Schenkungen von ihnen ableiten könnte. Allein er war auch hierüber gutes Muths, und sagte: Gott hat Seinen eigenen Sohn für uns Alle dahin gegeben: wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gleichwie Paulus durch die Frage: Paulus durch die Frage: wer mag wider uns sein? nicht hat andeuten wollen, daß Niemand wider uns sei, sondern, daß Niemand mit Recht und mit Erreichung seiner Absicht wider uns sein könne, also hat er auch durch die Frage: wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? angezeigt, daß Niemand diese so bei dem höchsten göttlichen Gericht oder auch in ihrem Gewissen belangen könne, daß er mit seiner Anklage durchdringe. Paulus wußte wohl, daß der große Drache, die alte Schlange, welche der Teufel und Satanas (Verleumder und Widersacher) heißt, sein und seiner Brüder Verkläger sei, der sie Tag und Nacht bei Gott verklage. Auch wurden er und seine Brüder von Vielen auf Erden der Heuchelei, Ketzerei und vieler bösen Tücke so beschuldiget, daß ihre Widersacher immer meinten, Gott selber werde jene für schuldig erkennen; wie es auch noch heutiges Tags geht. Allein, obschon Paulus dieses Alles wußte, so sagte er doch: wer will die Auserwählten Gottes (mit Recht und so, daß er bei Gott Gehör finde) beschuldigen? Niemand weder in der sichtbaren noch in der unsichtbaren Welt kann solches thun? Warum? Weil Gott Seinen Sohn für uns Alle dahin gegeben hat. Die erstaunliche Probe der Liebe, die Gott durch diese Hingabe Seines Sohnes abgelegt hat, sollte freilich alle Ankläger schüchtern machen, wie jene, deren 1 Makk. 10,64. Meldung geschieht. Der Teufel aber ist unverschämt, und seine Anhänger auch. Sie wagen es doch, die Auserwählten zu verklagen, weil sie wissen, daß sie Sünder seien. Allein die Hingabe des Sohnes Gottes in den Tod, Offenb. 12,11. Die Engel des Lichts, und die Menschen, die Licht genug haben, die Hingabe des Sohnes Gottes für die Auserwählten zu verstehen, verklagen diese niemals deßwegen, weil sie Sünder sind. Nur müssen die Auserwählten auch aus den Werken, wie Jakobus sagt, gerechtfertigt, das ist, als Leute, die wahrhaftig an Jesum glauben, erkannt werden. Zu diesem Ende aber wird ihnen mit Jesu auch Sein Geist geschenkt. (Magnus Friedrich Roos)

8:34 Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns.11)
Er, der einst von den Menschen verachtet und verschmäht wurde, thront nun im Himmel, umgeben von aller Herrlichkeit, als der geliebte Sohn, an welchem der Vater Wohlgefallen hat. Die Rechte Gottes ist der Thron der Majestät und Liebe. Unser Herr Jesus ist zugleich der Stellvertreter der Seinen. Als Er für sie in den Tod ging, war es um ihrer Ruhe willen; als Er für sie auferstand, erwarb Er ihnen die Freiheit; als Er sich zur Rechten seines Vaters setzte, empfingen sie Gnade, Ehre, Würde. Die Auferstehung und Himmelfahrt Christi ist die Rechtfertigung, Erhöhung, Einsetzung, Verherrlichung all der Seinen, denn Er ist ihr Haupt und Vertreter. Dies Sitzen zur Rechten Gottes ist also als die Annahme der Person des Bürgen zu betrachten, als der Empfang des Stellvertreters und somit als die Rechtfertigung unsrer Seelen. O, erlöste Seele, siehe hierin deine gewisse Befreiung von aller Verdammnis. „Wer will verdammen?“ Wer darf die Auserwählten Gottes beschuldigen, die in Jesu zur Rechten Gottes sitzen? Die Rechte Gottes ist der Thron der Macht. Christus besitzt zur Rechten Gottes alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Wer will gegen das Volk der Wahl kämpfen, dem in seinem Fürsten solche Gewalt gegeben ist? O meine Seele, was kann dir noch schaden, wenn die Allmacht dein Helfer ist? Wenn der Schild des Allmächtigen dich deckt, welches Schwert kann dich noch schlagen? Bleibe getrost. Wenn der Herr Jesus dein allvermögender König ist und deine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt hat; wenn Sünde, Tod und Hölle überwunden sind durch Ihn, und du in Ihm dargestellt wirst, so kannst du unmöglich verloren gehen. (Charles Haddon Spurgeon)


Nachdem Paulus gesagt hatte, daß kein Ankläger wider die Auserwählten Gottes mit Recht auftreten und Gehör finden könne, so sagte er ferner: Gott ist hie, der gerecht macht, wer will verdammen? Der Teufel nämlich und die bösen Menschen wollen nicht nur Ankläger, sondern auch Richter der Auserwählten sein, und als Richter sie verdammen. Da die Apostel in den jüdischen Schulen in den Bann gethan wurden, da Stephanus und viele Andere als Ketzer oder Aufrührer zum Tod verdammt wurden, da man die Knechte Gottes für ein Fegopfer hielt, das ist für Leute, die man tödten müsse, um den Zorn der Gottheit, der ihretwegen entbrannt sei, von einem Land abzuwenden, da man das Anathema oder den Fluch über viele Rechtglaubige und Heilige aussprach, maßte sich der Teufel an, ihr Richter zu sein, und ein Verdammungsurtheil durch böse Menschen über sie auszusprechen. Eben dieses geschieht noch täglich, wenn dergleichen öffentliche unbefugte Gerichte über die Jünger Jesu gehalten werden, oder wenn sie auch im gemeinen Leben gerichtet, gescholten, geschmähet, und als boshaftige Leute verworfen werden. Was thut nun der Glaube hiebei? Er erinnert ich zuvörderst des HErrn Jesu. Gleichwie damals, da Er in Seinem Leiden stand, unsichtbare und sichtbare Feinde wider Ihn waren, und er vor dem jüdischen und römischen Gericht angeklagt wurde, also ist Er auch zuerst von dem jüdischen Rath, und hernach von dem Landpfleger Pilatus zum Tod verdammt worden. Was dachte Er aber dabei? Er dachte: es ist nahe, der Mir Recht spricht, wer will mit Mir hadern? Lasset uns zusammen treten: wer ist, der Recht zu Mir hat? der komme her zu Mir. Siehe der HErr, HErr hilft Mir: wie ein Kleid veralten, Motten werden sie fressen, Jes. 50,8.9. Paulus war in seinem Glauben freimüthig genug, im Namen aller Auserwählten ebenfalls aufzutreten und zu sagen: Gott ist hie, der gerecht macht, wer will verdammen? Weil Gott Gott ist, so zernichtet freilich die göttliche Rechtfertigung alle Verdammung der unmächtigen Geschöpfe, deren keines Er bevollmächtiget hat, ein Urtheil über Seine Auserwählten zu fällen. Er rechtfertiget sie durch Seinen Sohn, an den sie glauben, und dessen Gerechtigkeit sie anziehen. Er rechtfertiget sie so, daß er sie von aller Schuld und Strafe losspricht, sie für Seine Kinder erklärt, und ihnen das himmlische Erbe zuspricht. Wie will nun eine Verdammung dagegen aufkommen? Er hat, indem Er sie rechtfertiget, ein Wohlgefallen an ihrem Glauben, den die Welt eine Ketzerei nennt. Er nennt sie Seine Kinder, Schafe, Erben u.s.w., alldieweil die Welt sie Bösewichter nennt. Wer wird’s gewinnen? Ohne Zweifel Gott. Aber wenn man’s nur immer wüßte, daß man von Gott so gerechtfertigt werde! Wohlan, Stephanus hat’s gewußt, Paulus hat’s gewußt, und viele Märtyrer in alten und neuen Zeiten haben’s gewußt, weil ihnen ihr Gewissen ein gutes Zeugniß gab durch den Heiligen Geist. Und fürwahr, wer um der Wahrheit und des Namens Jesu willen verdammt wird, wird alsdann, weil er es eben nöthig hat, gewißlich inne werden, wie der Geist Gottes mit seinem Geist zeuge, daß er ein Kind Gottes, folglich von Gott gerechtfertigt sei. Wer Licht genug hat, kann bei diesem Zeugniß unter dem verdammenden Gericht der Welt sich freuen und hüpfen, weil für denjenigen, der es leidet, der Lohn im Himmel groß ist, Luk. 6,23. (Magnus Friedrich Roos)

8:35 Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Fährlichkeit oder Schwert?
Nachdem Paulus bezeugt hatte, wie die Auserwählten Gottes wegen der göttlichen Huld nicht angeklagt, und wegen der göttlichen Rechtfertigung nicht verdammt werden können, folglich gegen diese beiden rechtlichen Angriffe gesichert seien, so erinnerte ihn der Heilige Geist, daß zuweilen nach dem gemeinen Sprüchwort Gewalt für Recht gehe, oder daß oft gewaltthätige Angriffe mit den rechtlichen verbunden werden. Und fürwahr diese gewaltthätigen Angriffe sind die gewöhnlichsten und währen bis an’s Ende des Lebens. Sie kommen zuweilen unmittelbar von Feinden her, zuweilen aber sind sie auch Folgen der Zerrüttung, welche durch die Sünde in der Welt angerichtet, und in den Lauf der Welt, ja in die Beschaffenheit unserer sterblichen Natur so eingeflochten worden, daß sie eine unhintertreibliche Zugabe zum Christenlauf sind, da dann die Sache selbst, insofern sie den Leib oder die Seele angreift, für einen Feind, der überwunden werden muß, zu halten ist. Paulus nennt in dieser Absicht Trübsal, Angst, Verfolgung, Hunger, Blöße, Gefährlichkeit, Schwert, Leben, Tod u.s.w. Es ist klar, daß er hiebei zunächst auf seine Zeit, da die Christen schweren Verfolgungen ausgesetzt waren, gesehen, aber auch solche Dinge namhaft gemacht habe, welche zu allen Zeiten nach dem Lauf der Welt vorkommen. Er sagt aber: nichts von diesem Allem soll uns scheiden von der Liebe Gottes. Und hernach: in dem Allem überwinden wir weit. Was ist aber der Grund dieser Zuversicht? Christus ist dieser Grund, der gestorben ist, und durch den Tod die Macht genommen hat dem, der des Todes Gewalt hat, das ist dem Teufel, und der durch Sein Sterben verursacht hat, daß das gewaltsame oder natürliche Sterben, und was demselben anhängt, zu Seiner Nachfolge zu rechnen, folglich eine unschädliche, ja gesegnete Sache ist. Allein gegen eine anfechtende Gewalt fällt ein lebendiger, erhabener und treuer Schutzherr vornämlich in’s Gesicht; darum sagt Paulus von Christo: ja vielmehr, der auch auferwecket ist, und nun ewiglich lebet. Die Dinge, die uns anfechten, mögen also immerhin auch lebendig oder wenigstens wirksam sein. Christus, unser Haupt, lebet auch. Ist Er aber auch mächtiger und höher als Alles? Ja, denn Er ist zur Rechten Gottes. Er ist als Mensch bis zur göttlichen Würde und Hoheit erhoben. Er ist der Höchste und der allmächtige Beherrscher des Himmels und der Erde. Alles stehet unter Ihm. Der Vater hat Ihm Alles unter Seine Füße gethan. Wen Er in Seiner Hand hält, den kann Niemand von der Liebe Gottes scheiden; wen Er schützt und stärkt, den kann Niemand verderben, sondern der überwindet in allem weit. Ist Er aber auch den Auserwählten hold? nimmt Er ihre Angelegenheiten zu Herzen? und darf man ich bei seiner Huld auch auf die Huld des Vaters verlassen? Ja, denn Er vertritt uns bei dem Vater. Dieses Vertreten oder diese Fürsprache, die Er auf eine Gott geziemende Weise bei dem Vater für uns einlegt, beweist nicht nur, daß Er ein treuer und barmherziger Hoherpriester sei, sondern auch, daß um Seinetwillen auch der Vater den Auserwählten günstig sei, und sie vor dem Verderben bewahre. Ihr Verderben bestünde darin, wenn sie von der Liebe Gottes geschieden würden. Aber nichts soll sie davon scheiden. Sie sollen Geliebte Gottes bleiben. Wer ist, der daran nicht sollte eine Genüge haben können? (Magnus Friedrich Roos)

8:36 wie geschrieben steht: „Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.“

8:37 Aber in dem allem überwinden wir weit um deswillen, der uns geliebt hat.
Wir suchen bei Christo Vergebung, und doch sehen unsre Augen noch manchmal nach dem Gesetz und erwarten darin Hilfe und Kraft zum Kampfe wider unsre Sünden. Der Apostel Paulus straft uns dafür mit den Worten: „O, ihr unverständigen Galater, wer hat euch bezaubert, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Das will ich allein von euch lernen: Habt ihr den Geist empfangen durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben? Seid ihr unverständig? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr es denn nun im Fleisch vollenden?“ Bringt eure Sünden zum Kreuz Christi, denn der alte Mensch kann nur hier gekreuzigt werden: wir sind mit Christo gekreuzigt. Die einzige Waffe, mit der die Sünde überwunden werden kann, ist der Speer, der die Seite Jesu durchstach. Um ein Bild zu gebrauchen: du möchtest gern dein zorniges Gemüt überwinden - wie fängst du das an? Es ist gar wohl möglich, dass du noch nie den rechten Weg versucht und dich damit nicht geradezu an deinen Heiland gewendet hast. Wie habe ich Heil und Erlösung erlangt? Damit, dass ich gerade so zum Herrn Jesus kam, wie ich war und auf Ihn all mein Vertrauen setzte und glaubte, dass Er imstande sei, mich zu erretten. Und muss ich mein zorniges Gemüt gerade auch so abtöten? Ja, denn das ist der einzige Weg, wie ich es ertöten kann. Ich muss damit zum Kreuz gehen und zu Jesu sagen: „Herr, ich vertraue auf Dich, dass Du mich frei machen kannst.“ Bist du geizig? Fühlst du, dass dich die Welt gefangen nimmt? Du magst gegen dies Übel kämpfen, wie und solange du willst, wenn es aber deine Lieblingssünde ist, so wirst du sie nie anders los, als durch das Blut Jesu. Bringe deine Lieblingssünde zu Christo. Sage Ihm: „Herr, ich habe auf Dich vertraut, und Dein Name ist Jesus, denn Du machst Dein Volk selig von seinen Sünden; Herr, hier ist eine dieser Sünden; o, errette mich davon!“ Die Heilsmittel können ohne den Heiland den alten Menschen nicht ertöten. Dein Gebet, deine Reue, deine Tränen - das alles zusammen ist ohne Christum nichts wert. Nur Jesus allein kann hilflosen Sündern ein Retter sein; dein Retter. Wenn ihr wollt überwinden, so müsst ihr überwinden durch Den, der euch geliebt hat. Unsre Lorbeeren müssen unter den Ölbäumen des Gartens Gethsemane wachsen. (Charles Haddon Spurgeon)


Jede neue Schule im Glaubensleben bringt neue Anstrengungen, neue Bedrängnisse, noch nie durchgemachte Nöte, aber auch neue Glückseligkeiten, neue Aussichten, belebende Hoffnungen. Auch der Gnadenstand der vollen Kindschaft schließt Prüfungen und Anfechtungen nicht aus. Satan weiß es, diese Begnadigten sind in der Hand des Herrn. Und Er hat gesagt: Niemand wird sie Mir aus Meiner Hand reißen! Der Feind aber bedrängt und versucht sie, ja, öfter sehr heftig. Dann kommen sie in große Not. Und vor den Toren lauert der Arge, in ihren Herzen steigen bange Fragen auf und der Herr schweigt zuweilen. Was tun nun die Gottverbundenen? Paulus sagt: „Wir überwinden weit um deswillen, der uns geliebet hat.“ Überwinder werden immer wieder gestärkt. Jesus bringt nach trüben Leidenstagen Zeiten der Erquickung. Je heftiger der Kampf, je ernster die Gefahr war, desto näher treten heilige Engel; sie dienen mit Freuden treuen Überwindern. Kinder stehen unter sorgfältig wachenden Mutteraugen; der Herr behütet die Einfältigen. O, wie selig sind sie schon hier, selig auch im Prüfungsstand, selig, weil sie den Bösewicht überwinden. Wie ein Wasserstrom kommt über sie der Friede Gottes nach wohlüberstandener Anfechtung. Siege bringen dem Herrn näher, die Luft wird reiner, der Himmel tut sich auf; daher der tiefe, stille Friede. Dieser Welt sterben, bringt hohen Gewinn. Lies Gottes Wort; erfasse die großen Verheißungen; glaube die herrlichen Wahrheiten. Bekenne sie, so wird der Gott der Liebe und des Friedens mit dir sein. (Markus Hauser)

8:38 Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,

8:39 weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm HERRN.12)
Das achte Kapitel des Briefes an die Römer ist ein wahrhaftiger Thaborgipfel. Da schauet man den Heiligen des neuen Bundes mitten in’s Haus hinein, wie in lauter Morgensonne. Freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes, rufen sie kindlichen Geistes: Abba, lieber Vater! sind Erben Gottes und Miterben Christi, wartend nur noch der endlichen Verklärung, nach der sich sehnet immerdar das ängstliche Harren der Creatur, und die an ihnen soll offenbart werden, obschon hienieden Welt und Sünde, Tod und Teufel die Auserwählten scheiden möchte von der Liebe ihres Gottes. O Wunderschöpfung, hinter welche die erste Schöpfung Himmels und der Erden weit zurücktritt; Gotteshütte, wie keine uns begegnet am Fuße Sinais, keine unterm Harfenschlage der Propheten! Diese Gewißheit und Ueberzeugung, die Paulus von seiner Person hegt, theilt mit ihm die ganze Gemeinde des Herrn und jeder einzelne wahrhaft begnadigte Christ. Was er von sich sagt, bekennt mit ihm die ganze Wolke von zeugen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wie mit Einem Munde, aus Einer Erfahrung und mit Einer Seele. Keine Anklage kann mehr gegen die Kinder Gottes erhoben werden, keine Verdammniß waltet mehr über ihnen, kein Feind und keine Trübsal kann sie mehr anfechten, wie groß sie auch sei. Es antwortet hier Einer aus Tausenden und gewissermaßen Einer für Alle, uns zeigend, in welcher Fülle und Macht die Liebe Gottes ausgegossen werden kann in eines jeden Menschen Herz durch den heiligen Geist, der auch uns verheißen ist. Das mag uns reizen, daß wir unser Herz mit dieser Liebe Gottes erfüllen lassen und damit auch weit überwinden in Allem, was unseres Lebens Last und Noth, Kampf und Anfechtung ist. Könnten wir dann vorerst noch nicht weiter kommen als zu dem Seufzer: Gott, sei mir Sünder gnädig, so ist und bleibt doch diese ewige Liebe Gottes uns gegenwärtig und gewiß, und dort wird das Erste sein die Lobpreisung: Hallelujah! Das Heil sei unserm Gott und dem Lamme! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Mit diesem prächtig tönenden Spruch will Paulus sagen, daß wir durch nichts, was vorkommen mag - sei es noch so betrübend, erschütternd und rätselhaft -, den Gedanken in uns aufkommen lassen dürften, als habe uns Gott nicht mehr lieb. Die Liebe Gottes, wie sie in Christus bewiesen ist und um Seinetwillen uns zugehört, ist felsenfest und unerschütterlich. Und der rechte Glaube besteht eben darin, daß er sich durch nichts stören läßt, sondern immer wieder sagt: „Dennoch bin ich der Liebe meines Gottes in Christus Jesus gewiß!“ Halbgläubige, zaghafte Menschen kommen gleich mit der Redensart: „Gott hat mich nicht mehr lieb, Gott hat mich verlassen und verworfen! Gott fragt nicht mehr nach mir!“ Das sind die, die sich wirklich scheiden lassen von der Liebe Gottes, obwohl sie vorgegeben hatten, sie in Seinem Sohne erfaßt zu haben. Und die sollten sich wahrlich schämen angesichts eines solchen Spruchs, da Paulus im Namen aller Gläubigen sagt: „Ich bin's gewiß, daß nichts uns scheiden kann von der Liebe Gottes!“ Vorher hatte er gesagt: „Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Fährlichkeit oder Schwert?“ und hatte hinzugesetzt: „Aber in dem allen überwinden wir weit um deswillen, der uns geliebt hat.“ Und jene - 0 würden sie sich doch schämen! - sind im Nu bei der Hand zu sagen, jetzt sei's mit der Liebe Gottes gegen sie aus, weil sie durch irgendwelche Trübsal oder Anfechtung gehen müssen, die sie unfest und verdrossen macht!
Es liegt also der Nerv unsres Spruchs in dem Wort: „Ich bin gewiß.“ Er steckt im Glauben, in der felsenfesten Zuversicht, die man zu Gott um Christi willen hat und die man sich nicht nehmen läßt. Diese Gewißheit kommt auch aus der Überlegung, daß man hinfort - weil man's durch Christus gewiß wird - durch gar nichts verursacht sein könnte, an der Liebe Gottes zu zweifeln. Denn diese ist durch das, was Er mit Seinem Sohne Jesus Christus getan hat, zu fest gegründet. Wer freilich diese Seine in Christus erschienene und bewiesene Liebe nicht recht erkennt, in ihrer Wirklichkeit nicht gläubig erfaßt, der hat kein Fundament für seine Zuversicht und baut auf Sand. Dann werfen Stürme und Ungewitter ihm leicht alles über den Haufen - auch wenn er meint und behauptet, gläubig zu sein.
In welche Tiefen des Jammers hat nicht auch Christus hineinmüssen! Und wie herrlich ist Er aus ihnen herausgeführt worden! Alles das aber geschah doch uns zulieb! Aber wie Er mitten unter den Qualen des Kreuzes doch der Geliebte Gottes, das Kind des Vaters verblieb, so bleiben auch wir die Geliebten des HErrn, - Seine Kinder. Und wenn auch noch so viele Trübsal über uns herfallen mag: Wir bleiben um so mehr Gottes geliebte Kinder, wenn wir gleich Christus leiden! Dessen gewiß werden: das heißt glauben! Und wer's nicht so kann, der soll nur nicht sagen, daß er Glauben habe! Und wir andern - aber freilich wer sind die? - sollen uns nur nicht verwundern, wenn es solcherlei halben Leuten so ergeht, daß sie sich von der Liebe Gottes scheiden lassen, also Verzweiflungsgedanken bekommen.
Freilich hat's der Arge in unsern Tagen besonders darauf angelegt, gerade die Tiefe der Erkenntnis der Liebe Gottes, wie sie in Christus ist und sich dargestellt hat, in den Seelen nicht aufkommen zu lassen.
Harren wir der neuen Zeit einer reichlicheren Ausgießung des Heiligen Geistes! Wer aber nun richtig in der Erkenntnis Christi steht, der kann mit Paulus sagen: Ob ich sterbe oder lebe - Gott hat mich lieb! Ob Engel des Satans, ob Fürstentümer oder Gewalten der Finsternis wider mich sind - Gott hat mich lieb! Ob alles, was wider Gott steht, mich anficht und wo man denken könnte: Warum schlägt sie Gott nicht besser uns und den Seinigen zulieb tot? - Gott hat mich lieb! Und Er wird die Bösen schon noch beseitigen, wenn's Zeit ist! Ob ich in der Gegenwart Trübsal habe oder sie erst in der Zukunft erwarte, ob von oben oder von unten Gewalten über mich fallen - Gott hat mich lieb! Ob andere Kreaturen, welche es auch sein mögen, mir schaden wollen oder scheinbar wirklich schaden - ich bleibe dabei: Gott hat mich lieb!
Denn in dem allen liegen keine Beweise, daß es mit der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, nichts sei! (Christoph Blumhardt)


Gläubige Seele, schaue zurück auf alle deine Erfahrungen und überblicke den Weg, auf dem der Herr dich durch die Wüste geleitet, und denke daran, wie Er dich genährt und gekleidet hat Tag für Tag, wie Er alle deine Unarten ertragen, wie er dein Murren und Verlangen nach den Fleischtöpfen Ägyptens übersehen, wie Er den Fels geöffnet hat, dich zu tränken, und dich gespeist hat mit himmlischem Manna. Fass‘ es, wie seine Gnade in all deinen Trübsalen sich mächtig erwiesen hat, wie sein Blut dir eine Versöhnung geworden ist in aller deiner Sünde, wie sein Stecken und Stab dich getröstet hat. Wenn du deinen Blick also zurückgelenkt hast auf solche Liebe des Herrn, dann lass deinen Glauben auch künftig auf seine Liebe achten, denn wisse, dass Christi Bund und Blut noch mehr in sich fassen als nur das Vergangene. Er, der dich geliebt und versöhnt hat, hört nie auf mit Lieben und Vergeben. Er ist das Alpha und will auch das Omega sein. Er ist der Erste und will auch der Letzte sein. Darum sei ruhig; wenn du einst wandern sollst im finstern Tal, hast du kein Unglück zu fürchten, denn Er ist bei dir. Wenn du in den kalten Fluten des Jordans stehen musst, brauchst du dich nicht zu ängsten, denn der Tod vermag dich nicht zu scheiden von seiner Liebe; und wenn du eingehst in die unsichtbare Welt der Ewigkeit, darfst du nicht zittern. „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andre Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn.“ Nun, liebe Seele, erfrischt das deine Liebe nicht? Macht dir das deinen Jesus nicht teuer? Muss nicht dieser Flug durch die endlosen Räume des Äthers der Liebe dein Herz entflammen und dich zwingen, dass du deine Lust habest an dem Herrn, deinem Gott? O gewiss, wenn wir an „die Liebe Gottes“ denken und davon reden, so muss unser Herz in uns brennen, und wir möchten Ihn noch mehr lieben. (Charles Haddon Spurgeon)


Im Anfang dieses sehr erbaulichen Kapitels versichert der Apostel, daß, wenn gleich in den Gläubigen noch Fleisch oder sündliche Schwachheiten zu finden seyen, so sey doch an denen, die durch den Glauben in Christo Jesu sind, keine wirkliche Verdammung, wenn sie nur nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln, das ist, wenn sie den sündlichen Lüsten des Fleisches nicht folgen, sondern widerstreben, und sich von dem guten Geist Gottes regieren lassen.
Gleich darauf fährt er denn auch mit einer überaus nachdrücklichen Vermahnung zur Heiligung fort - und führt zu dem Ende sowohl den großen Unterschied an, der sich zwischen geistlich und fleischlich gesinnten Menschen findet, als auch den beständigen Antrieb zum Guten und andere Gnadenwirkungen des Geistes der Kindschaft, damit wir nicht allein nach solchen Kennzeichen den Zustand unserer Herzen fleißig prüfen und untersuchen, sondern uns auch durch den Trieb dieses kindlichen Geistes zu aufrichtigem und willigem Gehorsam ermuntern lassen, die sich regenden Lüste und sündlichen Begierden durch die Kraft des heiligen Geistes tödten - und uns also der Kindschaft Gottes und der Erbschaft des Himmels auf das gewisseste versichern mögen.
Weil aber die Erben Gottes und Miterben Christi sich dem Leiden nicht entziehen können, so führet der Apostel am Ende die allerherrlichsten Tröstungen an - und zeiget, wie die Trübsale der Gläubigen ein Leiden mit Christo seyen und zu ihrem Besten dienen müssen, sie auch von der Versicherung und dem Genuß der Liebe Gottes nicht scheiden können, sondern vielmehr mit solcher Herrlichkeit, deren alles Leiden dieser Zeit nicht werth ist, abgewechselt und vergolten werden sollen.
Gott gebe, daß wir uns durch Seinen Geist kräftig treiben lassen, auf daß uns von Seiner seligen Vereinigung weder Lust noch Furcht abwenden möge, und wir mit Geduld laufen in dem Kampf, der uns verordnet ist, und also das Ende des Glaubens, die Seligkeit, erlangen. (Veit Dieterich)


Paulus hatte schon vorher, V. 35.36., eine Reihe beschwerlicher Dinge, welche die Auserwählten gefährden können, namhaft gemacht, und V. 37. hinzugesetzt: aber in dem Allem überwinden wir weit, so daß unser Sieg sehr völlig und herrlich ist, und wir es allenfalls noch mit mehr Feinden aufnehmen können, um deßwillen, der uns lieb gewonnen hat, nämlich um Christi willen, von dessen Tod, Leben und Herrlichkeit er V. 34. ein Zeugniß abgelegt hatte. Da Paulus dieses geschrieben hatte, stieg sein Geist noch mehr empor. Es war ihm nicht genug, den sieg der Auserwählten über die irdischen Bedrängnisse, die V. 35.36. erzählt sind, zu beschreiben: er übersieht nun die ganze Welt mit einem hellen Glaubensblick. Hier konnte er, wie David Ps. 18,34., zu dem HErrn sagen: Du stellest mich auf meine Höhe. Er sagte also: ich bin durch die Erkenntniß Jesu Christi, der todt war, und nun lebet und zur Rechten Gottes mein Fürsprecher ist, gewiß, daß er Tod uns nicht von der Liebe Gottes scheiden wird, es sei nun, daß wir an einer Krankheit, oder durch’s Schwert sterben. Als Todte sind wir dennoch des HErrn, und genießen Seine Liebe noch völliger als vorher. Auch das Leben, das lange Leben, das voll von ermüdender Mühseligkeit, voll von drückenden Beschwerden ist, soll uns nicht von der Liebe Gottes scheiden; denn Christus gibt uns täglich eine frische Lebenskraft, erhält Seine Reden grün, und hilft durch Alles hindurch. Aber Engel, böse Engel sind starke Feinde, und was oll man von den sichtbaren und unsichtbaren Fürstenthümern sagen, nämlich von den regierenden Personen, welche ganze Reihen von Geschöpfen unter sich haben, und mit denselben zu Feld ziehen können; ingleichen von den Personen oder Dingen, die in sich selbst sehr stark sind, und große Kräfte haben? Auch diese sollen uns nicht scheiden: weil Christus Jesus, unser HErr, zur Rechten Gottes sitzt, folglich größer als Alles ist. Und was will man weiter sagen? Man richte seinen Blick auf gegenwärtige und zukünftige Dinge, auf Alles, was eine Höhe heißt, und uns arme Erdenwürmer überfallen wollte, und auf Alles, was eine Tiefe heißt, und uns in ein tiefes Verderben hinabziehen könnte; ja man richte seinen Blick auf alle Kreaturen: was darf man mit fester Ueberzeugung glauben? Dieses darf man glauben, daß unter diesem Allem nichts sei, das uns von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu, unserm HErrn, ist, und durch Ihn auch von dem Vater auf uns fließt, und durch den Heiligen Geist in unsern Herzen ausgegossen wird, scheiden könne. Diese Liebe bleibt beständig auf uns gerichtet, und wir werden dieselbe ewiglich genießen.
Paulus sagt dieses Alles von sich selbst und von allen Auserwählten Gotte. Doch dürfen wir nicht meinen, daß er dadurch, daß er von Auserwählten redet, den überschwänglichen Trost, der in seinen Worten liegt, hat in eine Dunkelheit einhüllen, und ungewiß, folglich unbrauchbar machen wollen. Auserwählte Gottes sind diejenigen, die nach dem göttlichen Vorsatz berufen sind, und die Gott auch gerecht gemacht hat, und endlich herrlich machen will, V. 28.30. Wer sich also seiner Rechtfertigung bewußt ist, ist ein Auserwählter Gottes, und darf mit Andern beten: HErr, mehre uns den Glauben; damit wir Paulo seinen Glaubensruhm nachsprechen können. (Magnus Friedrich Roos)


Liebe eint. Wie stark ist das Band, das sie zwischen Gott und mir knüpft? Paulus sagt mir: von Gottes Liebe wird dich nichts scheiden. Wer wird Gottes Willen brechen, wer das Band zerreißen, das er wob, und die Gemeinschaft zersprengen, die er stiftete? Menschlicher Wille ist wankelmütig und launisch, greift jetzt nach dem Nächsten und lässt ihn bald wieder fahren. Menschlicher Wille kann entwurzelt werden, wenn sich ein starker Gegenstoß ihm widersetzt. Der göttliche Wille wechselt aber sein Ziel nicht und weicht vor keinem gegen ihn gerichteten Druck. Gilt es nicht aber auch von meiner Liebe zu Gott, dass sie beweglich sei? Darf ich von ihr sagen, dass sie mich mit einem unüberwindlichen Griff an Gott binde? Meine Gemeinschaft mit Gott beruht aber nicht auf meiner Liebe zu ihm, sondern auf der, die er mir gewährt. Nicht das ist die Frage, ob meine Liebe stärker sei als alle Widerstände, sondern ob seine Liebe bezwungen werden kann. Kann nicht meine Schuld mich aus Gottes Liebe reißen? Gerade dadurch ist mir ja seine Liebe zuteil geworden, dass ich gerechtfertigt bin. Ich könnte nicht von Gottes Liebe zu mir reden, wenn ich nicht den kennte, der für uns gestorben und auferstanden ist und uns in Gott regiert. Durch ihn kam die Liebe Gottes zu mir, Wie steht es aber mit dem Tod? Reißt er nicht jede Liebe entzwei? Wie sollte er aber Gottes Liebe vereiteln, da er ja nach Gottes Willen zu mir kommt? Sein Wort macht lebendig und Sein Wort ordnet mir den Tod. Ebensowenig als der Tod trennt mich sein Leben von Gottes Liebe, als macht es mich in mir selber reich und satt und Gottes nicht mehr bedürftig. Gabe ist es, von Ihm empfangen und die Gabe kann mich nicht von der Liebe scheiden, die sie mir gibt. Das Gegenwärtige und das Zukünftige sind voneinander geschieden durch einen gründlichen, völligen Gegensatz. Was jetzt besteht, wird nicht auch künftig sein und die ewige Welt gleicht nicht der zeitlichen. Aber das Gegenwärtige und das Zukünftige ist alles unter Gottes Herrschaft gestellt und ich lebe hier und dort in seinem Reich. Unerforschte Höhen und Tiefen gibt es in Gottes Schöpfung, Mächte, die wir nicht sehen, auch wenn wir ihren Einfluss spüren. Zwischen mich und Gott treten sie aber nicht; sie sind ja Kreatur und keine Kreatur widersteht seinem Willen und keine Kreatur zerreißt, was Gott in seiner Liebe eint, und trennt den von Gott, dem er seine Liebe gegeben hat.
Erster und Letzter, Anfänger und Vollender bist Du, Herr, Gott; darum nennen wir Dich den Ewigen. An Deiner Macht und Stärke hat alles teil, was Du uns gibst. Sie ist das Merkmal Deiner Liebe. Sie legt uns die süße Pflicht, Dir zu glauben, Dir zu danken, Dir zu dienen jetzt und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. (Adolf Schlatter)

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