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Römer, Kapitel 5

Römer, Kapitel 5

5:1 Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unsern HERRN Jesus Christus,
Der Friede mit Gott erwächst dem kindlich Gläubigen aus dem, was der Heiland durch Sein stellvertretendes Leiden und Sterben für die Sünderwelt getan hat. Unter dem Kreuz haben wir über uns den offenen Himmel; der Vater liebt uns im Sohne und blickt mit Wohlgefallen auf uns hernieder, das Versöhnungsblut sichert uns zu allen Zeiten den Frieden mit Gott. Aber der Friede in Gott bleibt in uns, wenn wir in Christus bleiben und uns beständig auf Sein Verdienst und auf Seine Liebe stufen. In Ihm sind wir in allen Kämpfen des Sieges, in aller Not der Hilfe, in allen Anfechtungen der Bewahrung gewiss. Mögen die Wasser uns auch bis an die Seele gehen, wir können nicht versinken, weil wir in die Hände des Allmächtigen gezeichnet sind. Der über den Wasserfluten thront, hält Sein schwaches Kind in Seiner starken Hand. Es darf sich geborgen wissen, obschon furchtbare Wogen sein Schifflein umbranden. Wenn das Licht des Lebens die Seele umleuchtet und wenn die verklärte Heimat, das neue Jerusalem, Sein Bild in unserem Geiste widerspiegelt, so können uns der Erde mancherlei Nöte, der Widersacher Tücke und Ränke und der Hölle finstere Mächte nicht mehr besiegen. Selbst im Tale der Todesschatten fürchten wir kein Unglück, denn der Herr ist bei uns, unser Licht und unser Teil. Er hat uns gesagt: Seid getrost, denn ich habe die Welt überwunden; wir sind deshalb inmitten der Angst getrost. Bete, bis du Frieden hast. Solange die Geisteskräfte zersplittert sind, können wir nicht recht gedeihen. (Markus Hauser)


Es ist etwas Großes und Seliges um den Frieden mit Gott. Wohin wir aber greisen mögen, in unser Herz, in unser Leben, den Frieden, der wirklich Friede ist, werden wir uns da nicht herausholen. Wir mögen thun, was wir wollen, an den besten Gedanken, Worten und Werken findet das Gesetz immer etwas, daran es uns verdammt, denn das Gesetz ist geistlich und gut, wir aber sind fleischlich unter die Sünde verkauft.
Wie mögen wir nun das theure, unschätzbare Gut des Friedens finden? Welche sind die, die sich freuen können: Wir haben Frieden mit Gott? Es sind die, die da rühmen können: Wir sind gerecht worden durch den Glauben. Das ist ein seiner Ruhm, der vor Gott gilt, und der da bleibet, weil er einen ewig festen Grund hat. Denn dabei rühmen wir ja nicht uns, sondern den Reichthum der göttlichen Barmherzigkeit und gründen uns auf das theure Verdienst unseres Herrn Jesus Christus. Er hat die Handschrift zerrissen, die wider uns zeugte, und sich selbst für unsere Sünden dahingegeben. Wer an Jesum Christum glaubt, der ist gerecht. Bin ich in ihm und er in mir, so habe ich Frieden. Angst und Unruhe, Sorge und Qual haben ein Ende, denn Gottes Verhältniß zu mir, und damit mein Verhältniß zu Gott hat sich wesentlich verändert. Er gedenkt meiner Sünden nicht mehr und ist mir so gnädig und freundlich, als hätte ich alle Gerechtigkeit gleichwie Christus erfüllet. In seinem lieben Sohn werde ich angenehm vor dem Vater und darf auch vor dem Tage des Gerichts nicht erschrecken. Von solchem Frieden wissen die Gottlosen nichts. Sie haben keinen Frieden, sie sind wie ein ungestümes Meer, das nicht stille sein kann und dessen Wellen Koth und Unflath auswerfen. (Jes. 54, 20.) Mein Gott, bewahre mich vor dem Frieden der Gottlosen und wecke mich auf aus der gefährlichen Ruhe, darein mich der Betrug der Sünde gebracht hat. Hilf, daß ich von Herzen begehre nach der Gerechtigkeit, die allein vor dir gilt, und die da kommt aus dem Glauben an deinen lieben Sohn. (Christian Wilhelm Spieker)

5:2 durch welchen wir auch den Zugang haben im Glauben zu dieser Gnade, darin wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben soll.
Gerechtfertigt werden heißt: einen Zugang zu der Gnade haben, und gerechtfertigt sein heißt: in der Gnade stehen. Wenn ein wegen seiner Sünden geängsteter Sünder glaubig wird, so bekommt er einen Zugang zu der Gnade. Vorher war er von derselben entfernt, und konnte nicht glauben, daß auch für ihn Gnade bereitet sei: nun geht ihm aber ein neues Licht auf, nun erblickt er die Gnade, und fliehet zu derselben hin, wie Paulus Hebr. 6,18. redet, um zugleich die vor Augen liegende, und an dieselbe angeheftete Hoffnung der Herrlichkeit zu ergreifen. Es bekommt aber der Sünder diesen Zugang oder die Zuflucht zu der Gnade nicht anders, als durch den HErrn Jesum Christum. Keine eigene Gerechtigkeit oder Würdigkeit öffnet ihm diesen Zugang. Sein Beten, seine Thränen, seine guten Vorsätze und Versprechungen, seine angefangene bessere Einrichtung des Wandels verschafft ihm denselben noch nicht. Das Wort Gnade schließt alles Verdienst der Werke aus. Der HErr Jesus Christus aber ist’s werth, daß alle Sünder um Seinetwillen durch den Glauben Gnade erlangen. Seine verdienstlichen Werke und Leiden, Sein vergossenes Blut, Seinen Gehorsam bis zum Tod am Kreuz, Sein Versühnopfer, Seine Fürbitte siehet der himmlische Vater an, wenn Er einen Sünder, der sich mit einem noch schwachen, aber wahren Glauben darauf beruft, rechtfertigt und ihm den Zugang zur Gnade verstattet. Lange kann sich ein Sünder vor der Gnadenthüre vergeblich bemühen und abmatten, und dieselbe durch Anstrengung seiner Kräfte aufstoßen wollen: sie bleibt aber verschlossen, bis der Heilige Geist durch das Evangelium ihn überzeugt, daß sie nur um Christi willen geöffnet werde, und daß der Sünder als mühselig und beladen, ja als getödtet durch’s Gesetz, Christo die Ehre geben, und bekennen müsse, daß nur Sein Name den Menschen zum Heil gegeben sei, daß nur Sein Opfer sie mit Gott versöhnt habe, und daß die Menschen nur durch Seine Fürbitte Gott angenehm werden. Wenn der Mensch dieses durch die Kraft des Heiligen Geistes glaubt, folglich sein Glaube mit dem Zeugniß Gottes von Seinem Sohne übereinkommt, so hat er einen Zugang zu der Gnade, und fühlt es mit innigem Dank, zur Erquickung seines Geistes. Nun ist er dem Fluch entrückt, nun gilt ihm, was David Ps. 32,1. sagt: wohl dem, dem die Uebertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist, wohl dem Menschen, dem der HErr die Missethat nicht zurechnet, in deß Geist kein Falsch ist. Nun ist der verlorene Sohn bei dem Vater, und wird von Ihm geküßt, bekleidet und geschmückt. Auf diesen Zugang zu der Gnade folgt das Stehen in der Gnade. Und dieses Stehen soll ewiglich währen. Aus dieser Festung soll man nimmer entfallen. Der Glaube muß aber deßwegen fortwähren und mit seinen Früchten immer völliger werden. Aus der Gnade erwächst ewige Herrlichkeit. Wer in der Gnade steht, darf sich schon der Hoffnung der Herrlichkeit rühmen, und hat nicht nöthig, diese noch besonders zu verdienen. Zu einem solchen Gnadenstand verhelfe der HErr noch Vielen, und erhalte diejenigen darin, die in demselben stehen, zur Ehre Seines Namens.(Magnus Friedrich Roos)


Heute gibt uns Jesus Seligkeit, und damit diese wachse, schenkt Er uns gleich noch das Pfand und Angeld auf die Herrlichkeit, nämlich den Heiligen Geist. Es klingt manchem verwunderlich, dass die Christen auch der Trübsale sich rühmen. Wer aber auf die Herrlichkeit zu blicken versteht, der weiß, was dem Dulder Kraft verleiht. Die Hoffnung der Herrlichkeit macht den Nachfolger Christi stark; sie verleiht ihm Überwindermut und spornt ihn zu einem heiligen Leben und zu eifrigem Wirken an. Je klarer ein Christ weiß, was seiner droben wartet, desto geduldiger trägt er Kreuz, Schmach und Ungemach. Für einen Menschen Gottes sind selbst die jetzigen Leiden und Trübsale eine Seligkeit; sie wären es aber nicht, wenn ihn nicht eine lebendige Hoffnung auf die göttliche Herrlichkeit belebte. Der gewisse Sieg und Triumph erhält unser Herz fröhlich auch im Ofen des Elends. Was könnte uns glücklich machen, wenn uns Jesus genug ist? Was könnte unseren Mut brechen, wenn wir nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare, nicht auf das Gegenwärtige, sondern auf das Zukünftige unsere Hoffnung setzen? - Wird uns alles genommen, welkt unser Leib dahin, sehen wir den Tod schon vor uns, o, so bleibt uns doch das Teuerste sicher und gewiss: Wir nennen die Herrlichkeit Gottes unser eigen, und die nehmen wir nun ein, da uns alles andere entschwindet. Lasset euch solche Segnungen von unserem Heiland schenken. Wer Ihm liebend anhängt, Ihm völlig vertraut und darum sich Seiner Macht unterstellt und mit Ernst und Treue in Seinem Lichte wandelt, ist selig in Ihm. (Markus Hauser)

5:3 Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale, dieweil wir wissen, daß Trübsal Geduld bringt;
Dies ist eine Verheißung dem Wesen nach, wenn nicht der Form nach. Wir haben Geduld nötig, und hier sehen wir den Weg, sie zu erlangen. Nur durch Erdulden lernen wir erdulden, eben wie die Menschen schwimmen durch Schwimmen lernen. Ihr könntet diese Kunst nicht auf dem trockenen Lande lernen und ebensowenig Geduld lernen ohne Leiden. Ist es nicht der Mühe wert, Trübsal zu haben, um jenen schönen Gleichmut der Seele zu gewinnen, der sich ruhig in den Willen Gottes ergibt?
Dennoch spricht unser Text eine sonderbare Thatsache aus, die nicht der Natur gemäß, sondern übernatürlich ist. Die Trübsal wirkt an und für sich Ungeduld, Unglauben und Empörung. Nur durch die heilige Alchimie der Gnade wirkt sie Geduld in uns. Wir dreschen nicht den Weizen, um den Staub zu löschen, und doch tut der Flegel der Trübsal dies auf Gottes Tenne. Wir werfen nicht einen Menschen umher, um ihm Ruhe zu geben, doch der Herr verfährt so mit seinen Kindern. Wahrlich, dies ist nicht die Art der Menschen, gereicht aber sehr zur Ehre unsres allein weisen Gottes.
O, daß ich Gnade hätte, mir meine Prüfungen zum Segen werden zu lassen! Warum sollte ich wünschen, ihre gnadenvolle Wirkung aufzuhalten? Herr, ich bitte Dich, mein Leiden hinwegzunehmen, aber ich bitte Dich zehnmal mehr, meine Ungeduld hinwegzunehmen. Teurer Herr Jesus, grabe mit Deinem Kreuz das Bild Deiner Geduld auf mein Herz ein. (Charles Haddon Spurgeon)


Wenn wir sind gerecht geworden durch den Glauben, und Frieden mit Gott haben durch unsern Herrn Jesum Christ, so heißt es: „Wo bleibt nun der Ruhm? Er ist gar aus. Statt des Selbstruhms, der gar aus ist, rühmen wir uns Gottes, der Gnade, die uns widerfahren ist. Und der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben soll. In keiner Hinsicht aber zeigt sich's deutlicher, wie gar anders es nun mit uns geworden, und wie herzlich wir mit Gott versöhnt sind, als in Hinsicht der zeitlichen Trübsale. Diese Trübsale nicht bloß von der Hand Gottes ohne Unwillen und Widerwillen hinnehmen und mit Ergebung ertragen, sondern sie auch von Herzen gut heißen, ja sich ihrer rühmen, wie der Apostel Röm. 5, 3. schreibt: “„wir rühmen uns auch der Trübsale!“ - das ist das sichere Zeichen eines durch den Glauben wahrhaft gerechtfertigten Herzens. Ist aber das Herz erst tüchtig und willig geworden, sich der Trübsale zu rühmen, so sieht man auch ein, warum die Trübsale es werth sind, daß man sich ihrer rühmt. Wieviel mehr würden wir an der Welt und ihrer Lust hängen, und wie viel weniger Herz und Sinn nach Oben richten; wenn die Uebel dieses Lebens nicht ein Gegengewicht gegen die Welt und ihre Lust machten, wenn die Anfechtung uns nicht auf das Wort Gottes merken, und die Züchtigung uns beten lehrte! Wie schläfrig würden wir werden, wenn nicht bald dieser, bald jener Schlag uns zum Wecker würde! Wie leicht würden wir uns über unsern Zustand täuschen und meinen, es sähe gut bei uns aus; wenn Gott nicht ab und zu durch Trübsale mancherlei Art uns heim suchte, das heißt, Haussuchung bei uns hielte, nachsähe und nachfragte: „Wo ist nun euer Glaube und Vertrauen, eure Geduld und Ergebung, eure Willigkeit und Folgsamkeit?“ Wie könnte unser Glaube viel köstlicher erfunden werden als das vergängliche Gold, das durch's Feuer bewährt wird, wenn uns keine Hitze der Anfechtung widerführe, und wir nie in den Ofen des Elends müßten? Wie könnte unsere Liebe rein werden von den Schlacken der Selbstsucht und des Eigennutzes, und mächtig, feurige Kohlen auf des Feindes Haupt zu sammeln, wenn uns niemand unbillig feind wäre, niemand fluchte, beleidigte und verfolgte? Wie könnte unsere Hoffnung sich beweisen und bewähren, als Hoffnung auf den lebendigen Gott, deren Anker in das inwendige Heiligthum geht, wenn ihr niemals der Grund im Sichtbaren und Zeitlichen entzogen würde? Ja, die Trübsale sind's wohl werth, daß wir uns ihrer rühmen; dieweil wir wissen, daß Trübsal Geduld bringt, Geduld aber bringt Erfahrung, Erfahrung aber bringt Hoffnung, Hoffnung aber läßt nicht zu Schanden werden. Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maaße wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig. (Carl Johann Philipp Spitta)

5:4 Geduld aber bringt Erfahrung; Erfahrung aber bringt Hoffnung;
Paulus redet Röm. 5. von einem dreifachen Rühmen derer, die gerechtfertiget sind. Wir rühmen uns, sagt er, der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben soll, wir rühmen uns der Trübsale, und: wir rühmen uns Gottes. Der Trübsale, spricht er, rühmen wir uns, weil wir wissen, daß Trübsal Geduld bringet, Geduld bringet Erfahrung, Erfahrung oder Bewährung, Bewährung aber bringt Hoffnung, Hoffnung aber läßt nicht zu Schanden werden. Die Bewährung setzt eine Probe voraus. Wer eine Probe gut ablegt, ist bewährt. So lange nach der Bekehrung Alles leicht hergeht, und die Seele fröhlich sein kann, ist sie nicht bewährt. Wenn aber innerliche und äußerliche Trübsale einbrechen, so wird der Mensch bewährt, das ist, er hat Gelegenheit, eine gute Probe abzulegen, und legt sie dadurch ab, daß er die Trübsale mit Geduld erträgt, und wie Assaph Ps. 73,23. zu seinem Gott sagt: dennoch bleibe ich stets an Dir; folglich nicht von denen ist, die da weichen, sondern von denen, die da glauben und ihre Seele retten. Er wird alsdann von seiner unordentlichen Eigenliebe und Weltliebe mehr gereiniget, wie das Gold im Feuer von seinen Schlacken, das Licht und Leben in ihm wird vermehrt, und er bekommt zugleich ein beruhigendes gutes Zeugniß in seinem Gewissen, woraus hernach eine Hoffnung erwächst, die nicht zu Schanden werden läßt. Wer sollte also nicht gern die Züchtigung des HErrn erdulden? Wer sollte nicht gern auf dem Weg der Trübsal dem HErrn Jesu nachfolgen, da eine so edle Frucht auf diesem Wege zu finden ist? Man sage einem gutwilligen Menschen, so viel man will: er wird doch ohne Erduldung der Trübsal viele Stücke der seligmachenden Wahrheit nicht fassen, und ohne dieselbe viele geistliche Empfindungen und Erfahrungen nicht bekommen. Sein Christenthum wird ohne sein Wissen noch allerhand Unlauterkeit in sich haben, und die guten Tage werden seine Seele hindern, daß sie sich nicht recht zu Gott halten kann. Ich gebe mich also Dir, mein Gott, hin, daß Du mich nach Deinem Rath leitest, endlich aber mit Ehren annehmest. Lasse über mich kommen, was mir heilsam und nöthig ist: nur stehe mir durch Deinen Geist bei, daß ich Glauben halten, und im Glauben Geduld beweisen könne bis an mein Ende. Wenn durch die Trübsal zuerst nur meine Schwachheit, mein Unwille, meine Ungeduld, mein Anhangen an den Geschöpfen, und meine ganze verborgene Unreinigkeit entdeckt wird, so ist auch dieses ein großer Vortheil für mich: Du, o Gott, wirst’s alsdann nach Deiner großen Treue nicht dabei bewenden lassen, sondern meine Seele auch durch das Blut Deines Sohnes reinigen, aus Nichts bei mir Etwas machen, und mich ausrüsten und stärken, daß ich mich im Fortgang der Leiden immer besser beweisen könne. Meine letzte Krankheit sei mein letzter heilsamer Tiegel, aus dem Du meine Seele als ein geläutertes Gold im rechten Augenblick herausnehmen wirst. (Magnus Friedrich Roos)


Paulus hat das Rühmen hinausgesperrt und seine verächtliche Hässlichkeit gründlich erkannt. Gerade deshalb war niemand des Rühmens so voll wie Paulus. Es gibt nichts, was ihn nicht stärkt. Überall empfängt er die Mehrung des Glaubens, die Erhebung der Seele zum Lob Gottes, vertiefte Anbetung, erhöhte Freude. Das bereitet ihm sogar der Druck, den der Widerstand der Menschen auf ihn legt. Wie peinlich war er! Er verengt seine Arbeit und umringt ihn mit einer Mauer, die ihn zu den Menschen kommen lässt. Trübsale, das sind bei ihm Synagogen, vor deren wildem Geschrei er weichen muss, Städte, die ihm ihre Tore verschließen, Beamte, die ihn misshandeln, ganz Israel, das sich mit einmütigem Hass gegen ihn empört. Wir würden schon dann staunen, wenn er nichts weiter täte, als dass er die Klage unterdrückte und die ihm auferlegte Last in stiller Ergebung trüge nach der Weise des Psalmisten, der zu seiner Seele sagte: „Was bist du so unruhig in mir, harre des Herrn.“ Paulus bleibt aber nie auf halbem Weg stehen, sondern ist immer entschieden und gewinnt an dem, was ihm widerfährt, nicht nur die Ergebung, sondern den Ruhm. Den natürlichen Bestand des Lebens bewahrt er dabei unversehrt und bereitet sich den Ruhm nicht durch seine Künstelei. Nicht deshalb rühmt er sich der Bedrängnis, weil sie ihn nicht drückt; vielmehr deshalb, weil sie Bedrängnis ist und ihn beständig mit peinlichen Schmerzen belädt, wird sie sein Ruhm. Er erprobt an der Wucht des gegen ihn geführten Stoßes die Festigkeit dessen, was Gott in ihm geschaffen hat. Verschließt sich ihm die Welt, so sieht er, dass er von ihr frei geworden ist. Widerstehen ihm die Menschen, so erfährt er, dass er im Christus lebt und mit seiner Kraft seine Arbeit tut. Er dachte aber nicht nur daran, dass ihm selbst und mit ihm allen denen, die mit ihm leiden, die Standhaftigkeit und Bewährung zuteil wird; denn er vergisst nicht, dass die Bedrängnis seine Arbeit hemmt und seinen Dienst verhindert. Dennoch wird sie ihm zum Grund des Ruhms, weil aus ihr die Hoffnung entsteht. Für sich hofft er, dass er als im Leiden bewährt des Reiches teilhaft werde und den Kranz der Gerechtigkeit empfange, jedoch nicht nur für sich, so dass er nur auf seine eigene Vollendung hoffte, sondern er denkt an Gottes große Ziele. Indem ihm aus der Tiefe der Schmerzen das große Hoffen mit verstärkter Kraft aufsteht, leuchtet über allen Hemmungen seiner Arbeit die Gewissheit: der Herr vollendet sein Werk.
Mir wird bange, wenn ich betrachte, was die Welt mir zeigt. In ihr ist viel Schreckliches zu sehen, viel Zerstörung, viel quälender Jammer, viel Teufelei. Was soll mir dieser Jammer geben? Die Hoffnung, Herr, heiliger Gott, die sich Deiner Verheißung freut. Du bist der Herr über allem Tumult des Menschen und vollbringst Deinen Willen. Das ist unser Ruhm. Amen. (Adolf Schlatter)

5:5 Hoffnung aber läßt nicht zu Schanden werden. Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.1)
Die Menschen machen sich von der Gnade Gottes mancherlei irrige und seltsame Vorstellungen. Viele meinen, der Mensch müsse sich’s nur steif einbilden, daß Gott ihm gnädig sei, und beschlossen habe, ihn selig zu machen: so habe Alles seine Richtigkeit; ob er schon von der Gnade Gottes bei seinem Leichtsinn niemals etwas empfindet. Andere halten nichts für die Gnade, als die Wirkungen des Heiligen Geistes in ihrem Herzen, und je nachdem sie diese mehr oder weniger empfinden, sind sie mehr oder weniger glaubig. Andere meinen, die Gnade sei etwas, da man umsonst empfange, damit man hernach durch Hülfe derselben andere Wohlthaten und insonderheit das ewige Leben verdienen könne. Andere meinen, sie müssen die Gnade selbst mit Werken verdienen. Endlich gibt es Leute, die es für unmöglich halten, der Gnade Gottes in diesem Leben gewiß zu werden. Die Lehre Pauli aber ist diesem Allem entgegengesetzt. Erstlich setzt er Röm. 11,6. 4,4. 5. die Gnade dem Verdienst der Werke entgegen, und lehrt, daß beide nicht beisammen stehen können. Hernach lehrt er Röm. 5,1.2., daß gerechtfertigt werden, und einen Zugang zu der Gnade bekommen, folglich auch gerechtfertigt sein, und in der Gnade stehen, einerlei sei, und daß derjenige, der in der Gnade stehe, sich schon der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit rühmen könne, ohne diese noch besonders zu verdienen. Er sagt ferner, daß ein Begnadigter sich auch der Trübsale rühmen dürfe, weil man unter denselben bei der Geduld bewährt werde, und eine neue festere und reinere Hoffnung der Herrlichkeit bekomme. Warum aber dieses? Darum, weil die Liebe Gottes bei der Begnadigung in dem Herzen ausgegossen werde durch den Heiligen Geist. Gnade ist Gottes Huld, Güte, Barmherzigkeit, nach welcher Er dem Menschen, sobald er glaubig wird, seine Sünden um Christi willen nicht mehr zurechnet, sondern vergibt (Röm. 4,6-8.). Von dieser Seiner Huld vergewissert Er aber den Menschen, indem Er Seine Liebe in dessen Herzen durch den Heiligen Geist, wie ein Oel, wie einen köstlichen Balsam zur empfindlichen Erquickung ausgießt. Ohne diese Ausgießung würde der Mensch immer suchen, und nie wissen, daß er das Gesuchte gefunden habe. Es würde ohne dieselbe niemals eine Zuversicht, Gewißheit, Freudigkeit, oder ein Rühmen bei den Menschen entstehen. Wer die Liebe Gottes empfunden hat (welches aber nur der Heilige Geist verschaffen kann), darf sich nicht nur einbilden, daß ihm Gott gnädig sei, sondern kann es mit Grund und Gewißheit glauben. Doch ist die Gnade, das ist die Huld Gottes, größer, als wir sie spüren, denn sie ist die unermeßliche Quelle alles Guten, welches die Gerechten ewiglich genießen sollen. Wem Gott gnädig ist, dem gibt Er Seinen Geist als das Siegel, womit er als Sein Eigenthum bezeichnet wird, und als das Angeld des himmlischen Erbes: die Gnade aber ist in Gott, die Wirkungen des Heiligen Geistes aber, welche aus derselben fließen, sind in uns, und obschon diese mancherlei und zuweilen schmerzhaft, zuweilen aber nicht merklich sind, so bleibt doch die Gnade gegen diejenigen, die im Glauben stehen, unverändert, und übertrifft Alles, was wir davon denken und fühlen können. Himmlischer Vater, gieße Deine Liebe immer mehr durch den Heiligen Geist in unsere Herzen aus, damit wir dadurch tüchtig werden, in der Hoffnung der ewigen Herrlichkeit fröhlich, und in Trübsalen geduldig zu sein!(Magnus Friedrich Roos)

5:6 Denn auch Christus, da wir noch schwach waren nach der Zeit, ist für uns Gottlose gestorben.
Die Liebe Gottes, welche durch den Heiligen Geist in den Herzen der Glaubigen ausgegossen wird, ist sehr groß, brünstig und uninteressirt, weil Christus, da wir schwach waren, zur rechten Zeit für uns gottlose gestorben ist, folglich keine Würdigkeit bei uns gesehen hat, die Ihn hätte bewegen können, für uns zu sterben. Diejenigen, die Paulus schwach nennt, sind die Gottlosen, von denen er V. 7.8. sagt, daß sie keine gerechten und guten Leute, sondern Sünder seien. Sonst wird der Name schwach auch von Kranken gebraucht; Paulus sagt aber 1 Kor. 15,43. auch von einem todten Leib, daß er in Schwachheit gesäet werde, folglich sind die Schwachen, von denen Paulus redet, auch geistlich todte Leute. Auch sind diejenigen schwach, die keine Gerechtigkeit vor Gott haben, folglich nicht vor Ihm bestehen können, weßwegen Paulus Röm. 5,9. den Zustand eines Gerechten dem Zustand eines Schwachen entgegengesetzt. Wenn man mit seinen Gedanken über den Tod Christi hinausgeht, und die Menschen betrachtet, wie sie geschaffen gewesen wären, wenn dieser Tod nicht geschehen wäre, so muß man sagen, daß sie alle schwache und gottlose Menschen gewesen seien; wie sie denn Paulus Röm. 3,10-18. als solche beschreibt. Wenn man aber auch auf die Zeit des Todes Jesu zurücksieht, so nimmt man wahr, daß damals das menschliche Geschlecht sehr schwach gewesen sei, und die Gottlosigkeit auf dem Erdboden sehr überhand genommen habe. Unter den Juden gab es schlechte Hirten und verschmachtete Schafe, das Licht der wahren Erkenntniß war fast gar erloschen. Es gab sehr wenige gottesfürchtige Juden, und keinen einzigen, der des Evangeliums, das Christus predigen wollte, geradezu fähig gewesen wäre, weßwegen der Täufer Johannes Ihm den Weg bereiten und eine Erweckung bei ihnen anrichten mußte. Aber auch bis auf die Zeit des Todes Jesu waren die Bekehrungen unter dem sehr zahlreichen jüdischen Volk bis auf einen kleinen Haufen eingeschränkt. Paulus, der vielleicht, da er die obenstehenden Worte schrieb, an sich selber gedachte, war damals, da Jesus für ihn starb, ein feuriger, aber blinder Jüngling, und nahm bald hernach, da er von Tarsus Studirens halber nach Jerusalem kam, an dem Haß der Juden wider das Christenthum einen großen Antheil; die Römer aber und alle Nationen auf dem Erdboden, die keine Israeliten waren, dieneten den Götzen, opferten den Teufeln, waren in große Laster versunken, und quälten einander durch eine grausame Zwietracht. Damals also, da Weisheit und Tugend, Wahrheit und Gottseligkeit von der Erde ganz zu weichen schien, starb Jesus für die gottlosen Menschen, versöhnte die Welt mit Sich selber, stiftete ein neues gnadenreiches Testament, gründete das Himmelreich auf Erden, und wurde Allen, die an Ihn glauben, die Ursache einer ewigen Seligkeit. Auch ich bin nach der Natur, die ich von Adam geerbt habe, schwach und gottlos, und habe einen Theil meiner Lebensjahre so zugebracht. Der HErr Jesus sahe dieses, und starb doch für mich. Dank sei Ihm ewiglich dafür! (Magnus Friedrich Roos)

5:7 Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen dürfte vielleicht jemand sterben.

5:8 Darum preiset Gott seine Liebe gegen uns, daß Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren.

5:9 So werden wir ja viel mehr durch ihn bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir durch sein Blut gerecht geworden sind.
Wer durch das Blut Jesu Christi gerecht geworden ist, hat nichts mehr zu verdienen und zu büßen, denn er kann sich schon der Hoffnung der Herrlichkeit, der Trübsale, und Gottes selber rühmen, wie Paulus Röm. 5. gelehret hat. Züchtigungen können über ihn kommen, aber unter denselben ist kein Zorn Gottes verborgen, denn die Liebe ist’s, die ihn züchtigt, Hebr. 12,5 ff. Und wenn der große Tag des Zorns kommen wird, von dem Röm. 2,5. und Offenb. Joh. 6,17. die Rede ist, so werden solche Gerechtfertigte vor dem Zorn behalten oder bewahrt, daß derselbe sie nicht treffe. Wie wichtig ist also die Gnade der Rechtfertigung! Und wie groß sind ihre Folgen! Wie nöthig ist’s aber auch, daß man nie aus dieser Feste falle, und wie sehr hat man sich zu hüten, daß man nicht zuletzt anstatt der Rechtfertigung selber nur das trockene Angedenken derselben, oder die Wissenschaft derselben habe. Wehe aber auch denjenigen, die sich selbst nach der Weise der Pharisäer rechtfertigen, folglich auch sich selber einen falschen Frieden machen; denn was ist der eigenliebige Mensch, daß er über sich selbst eigenmächtig ein Urtheil sprechen dürfte? Und was sind seine Gedanken, und was ist sein Muth, daß sie ihn wider den Zorn Gottes schützen könnten? Wer will sich verantworten? wer will seine Sache gewinnen? wer will bestehen? wenn Moses als Kläger auftritt, und Gott Sünden zurechnet. Niemand ist hier gerecht, als wer an das Blut Christi mit einem Geist ohne Falsch durch den Glauben appellirt, und vor Gott aufrichtig, demüthig und zuversichtlich bezeugt, daß er dieses Blut für das Lösegeld seiner Seele, für die Bezahlung seiner Schulden halte, und seinen Handel nicht anders als durch dasselbe gewinnen wolle. Wer dieses zur Ehre des HErrn Jesu und Seines himmlischen Vaters bekennt, wird gerechtfertigt, das ist, von aller Schuld und Strafe losgesprochen; folglich trifft ihn nun der Zorn Gottes nicht mehr, als welcher nur die Ungerechten und Unglaubigen ergreift und verzehrt. Er aber hat seine Sache gewonnen. Ueber ihm waltet Gnade und Wahrheit. Er hat Friede mit Gott. Er darf leben, ewiglich darf er leben. Habe ich also die Rechtfertigung durch das Blut Jesu erlangt, so darf ich nicht nur bei allen Begegnissen, die in meiner irdischen Wallfahrt noch vorkommen mögen, ruhig und getrost sein, sondern auch das Sterben für einen Gewinn halten, und überdieß die herrliche Erscheinung Jesu Christi lieb haben, und mit Verlangen darauf warten. Denn so empfindlich auch die Leiden sein mögen, die in meiner Wallfahrt und bei meinem Sterben auf mich fallen, und so fürchterlich es lautet, wenn gesagt wird, daß das Feuer den Himmel und die Erde am jüngsten Tag verzehren, und der HErr Jesus alsdann alle Menschen richten werde, so habe ich doch nichts zu befahren, wenn ich nur vor dem Zorn Gottes behalten werde. Nur der Zorn Gottes ist verderblich, wer aber vor demselben behalten wird, kann Alles getrost und ohne Schaden, ja mit Nutzen über sich ergehen lassen.(Magnus Friedrich Roos)


Paulus lehrt in seinen Briefen, daß wir ohne eigenes Verdienst aus der Gnade Gottes durch die Erlösung, die durch Christum geschehen ist, gerecht werden, daß wir durch den Gehorsam Christi gerecht werden, daß wir in Ihm die Gerechtigkeit werden, die vor Gott gilt, daß Er uns zur Gerechtigkeit gemacht sei, daß wir ohne des Gesetzes Werke allein durch den Glauben gerecht werden, und, daß der Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet werde; Röm. 5,9. aber sagt er von sich und allen Glaubigen: wir sind durch’s Blut Christi gerecht worden. Dieses Alles muß man nun zusammen fassen, und Sein Blut hiebei nicht ohne Seinen Gehorsam und Seine ganze Erlösung, Seine Erlösung aber nicht ohne Ihn selber, Ihn selber aber nicht ohne die Gnade, die Gnade aber nicht ohne den Glauben betrachten, wenn man die Rechtfertigung eines Sünders vor Gott recht verstehen und hoch schätzen will. Welch’ ein großes Gut muß aber diese Rechtfertigung sein, weil sie aus Christo und Seinem vergossenen Blut hergeleitet wird. Es ist nicht recht, wenn man mit seinem Bestreben, fromm zu werden, gleichsam in’s weite Feld hinein kommt, und nirgends einen Ruheplatz findet, außer bei der Vollendung der Heiligung, welche in diesem Leben nicht erreicht wird. Es gibt aber einen solchen Ruheplatz schon in diesem Leben, durch den doch das Bestreben nach dem Wachsthum in der Heiligung, und das Verlangen nach der himmlischen Heimath nicht gedämpft wird. Dieser Ruheplatz aber ist die Rechtfertigung, denn nun wir den sind gerecht worden, sagt Paulus Röm. 5,1., durch den Glauben, so haben wir Friede mit Gott durch unsern HErrn Jesum Christ. Diejenigen sind aber gerecht worden, denen die Ungerechtigkeiten vergeben sind, denen ihre Sünden bedeckt sind, und denen Gott keine Sünde zurechnet (Röm. 4,7.8.). Wen Gott gerecht macht, den kann Niemand verdammen (Röm. 8,33.34.), diese Gnade aber erlangt man, so bald der Glaube an Jesum als den Heiland der Welt in dem Herzen durch das Evangelium gewirkt ist, und man bewahrt sie, so lange man im Glauben bleibt, welches aber bei der Wachsamkeit über sich selbst, bei dem Anhalten im Gebet, und bei dem beständigen Aufmerken auf das Evangelium bis an’s Ende des Lebens geschehen soll. Ein Gerechtfertigter hat also schon etwas Großes gewonnen. Er hat sich nicht selber nach der Weise der Pharisäer gerechtfertigt, denn hiemit hätte er sich selber betrogen; er hat auch seine Rechtfertigung nicht bei Menschen gesucht, und in ihrem Lob zu finden gemeint: sondern Gott selber hat ihn um Seines Sohnes willen gerechtfertigt, oder Seine Gnade zu ihm gewandt. Siehet er also über sich, so weiß er, daß er gesichert sei, und der Zorn des höchsten Gottes nicht mehr über ihm schwebe. Siehet er rückwärts auf die vergangene Zeit, so kann er zwar seine begangenen Sünden nicht ungeschehen machen, und auch nicht leugnen; er weiß aber, daß sie vergeben, bedeckt, und gleichsam in die Tiefe des Meeres geworfen seien. Siehet er aber vorwärts, so darf er sich der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit rühmen, die Gott geben will. Der Gnadenstand eines Gerechtfertigten ist also etwas sehr Wichtiges und Kostbares. Es ist nöthig, daß man sich desselben bewußt sei, und ihn bis an’s Ende bewahre. Das Blut Jesu ist für uns und für Viele zur Vergebung der Sünden vergossen worden, weil der Heiland damals die Welt mit Gott versöhnt hat, und aus dieser Versöhnung die Vergebung der Sünden, das ist die Rechtfertigung des Sünders fließt.(Magnus Friedrich Roos)


Noch haben wir das Ziel nicht erreicht. Hoch ragt es über das empor, was uns die Gegenwart gewährt, denn das Ende der Wege Gottes ist unbeschreiblich groß. Auch die Natur zeigt uns dies; wie grenzenlos ist das, was Gott geschaffen hat! Was uns Jesus gebracht hat, zeigt uns die Herrlichkeit der göttlichen Ziele nicht weniger klar; denn in Ihm ist die vollkommene Gnade erschienen, die alles neu macht, weil sie die Auferstehung wirkt. Das hat im Maß unseres gegenwärtigen Lebens noch nicht Raum, sondern wendet unseren Blick unablässig hin zu dem, was kommt. Der Zorn wird kommen, sagt Paulus. Wenn Gott sein ganzes Wort spricht, flößt es alles Böse aus Gottes Welt hinaus. Es gibt keine Offenbarung Gottes, ohne dass sein unversöhnlicher Widerspruch gegen unsere Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit offenbar wird. Darum vollbringt, wenn Gottes Reich in Herrlichkeit kommt, sein Zorn sein allmächtiges Werk. Muss ich zagen? Wird mein Christenstand zur geängstigten Frage, ob ich wohl selig werde? Wird er durch den Blick auf das Kommende von quälender Sorge beschattet? Viel mehr, sagt Paulus, werden wir behalten werden vor dem Zorn. Indem Paulus nach der Zukunft schaut, lässt er das, was Gott getan hat, nicht verschwinden. Unverwandt ist sein Blick auf den gerichtet, der sein Blut für uns gegeben hat. Indem er für uns starb, hat er die Kette unserer Verschuldung gesprengt und sich zu unserer Gerechtigkeit gemacht. Das ist der Fels, auf den uns Paulus stellt, wenn er unseren Blick zu Gottes kommendem Tag erhebt. Aus Gnade folgt Gnade; aus der durch das Blut Jesu geschaffenen Gerechtigkeit entsteht das Leben. Hat Gott mir den heutigen Tag mit seiner Gnade gefüllt, so füllt er mir auch den morgenden. Macht er aus meinem irdischen Leben seine Gemeinschaft mit mir, so umfasst diese Gemeinschaft auch die kommende Welt. Gottes Liebe treibt die Furcht aus, auch die vor der Allgewalt des kommenden Zorns.
Dein Reich komme, Vater. Das ist die Bitte deiner Kinder. Es komme mit seiner richtenden und mit seiner verklärenden Gerechtigkeit. In Deinem Willen ist beides eins, Dein Zorn und Deine Gnade, Dein Richten und Dein Vergeben. Du lässt uns jetzt Dein Licht scheinen und hast uns seinen Aufgang dazu beschert, damit es nicht in Nacht untergehe, sondern uns ewig leuchte. Fülle mir meine Tage mit Deiner Gnade. Dann wird aus jedem von ihnen ein Schritt hinein in Deinen ewigen Tag. Amen.(Adolf Schlatter)

5:10 Denn so wir Gott versöhnt sind durch den Tod seines Sohnes, da wir noch Feinde waren, viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, so wir nun versöhnt sind.
Aus diesen Worten Pauli erhellt deutlich, daß durch Christum eine Versöhnung der Welt mit Gott geschehen sei, welche von der Bekehrung der Sünder unterschieden ist, und diese als eine Frucht nach sich zieht. Sie geschah damals, da Christus den Tod am Kreuz litt, folglich Sein kostbares Leben, wie Jesaias Kap. 53,10. sagt, zum Schuldopfer hingab. Gott sah uns damals als Feinde an, und wir waren’s auch nach der Beschaffenheit unserer Natur, und sollten als Feinde von Gott verworfen und verdammt werden: die Frucht der Versöhnung aber, die durch den Tod des Sohnes Gottes ausgerichtet worden, ist diese, daß wir durch Sein Leben, folglich durch die Kraft, die von Ihm als einem Lebendigen zu unserer Bekehrung, Erleuchtung und Heiligung ausgeht, wirklich selig werden können, nachdem wir nun versöhnt sind. Gott hätte das Recht gehabt, allen Menschen ihre Feindschaft wider Ihn auf eine unwiderrufliche Weise zu ihrer ewigen Verdammniß zuzurechnen: weil aber Gott in Christo war, und die Welt mit Ihm selber versöhnte, so rechnete Er ihnen die Sünden nicht zu ihrer nothwendigen Verdammniß zu, sondern richtete unter ihnen das Evangelium oder das Wort der Versöhnung auf, und ließ ihnen sagen: seid doch versöhnt mit eurem Gott, glaubet, daß ihr durch den Tod Seines Sohnes versöhnt seid, und lasset euch von eurer Feindschaft wider Ihn frei machen. 2 Kor. 5,19.20. Durch Eines Gerechtigkeit ist die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen. Röm. 5,18. Es ist nämlich ein gnädiges Urtheil gefällt worden, daß alle Menschen das ewige Leben erlangen können und sollen, ob schon viele dasselbe um ihres hartnäckigen Unglaubens willen nicht wirklich erlangen. Kurz zu sagen, die allgemeine Huld Gottes, nach welcher Gott an dem Tod des Gottlosen keinen Gefallen hat, sondern an seiner Bekehrung und an seinem ewigen Leben, und nach welcher Gott will, daß allen Menschen geholfen werde, und sie zur Erkenntniß der Wahrheit kommen, und hingegen nicht will, daß Jemand verloren werde, sondern daß sich Jedermann zur Buße kehre und lebe – diese allgemeine Huld und Barmherzigkeit Gottes mit allen ihren kräftigen und heilsamen Folgen hat ihren Grund in der Versöhnung, die durch den Tod Christi geschehen ist. Ein jeder Sünder darf und soll also glauben: ich bin Gott durch den Tod Jesu versöhnt worden: und mit diesem Glauben, welcher voraussetzt, daß der Mensch sich selbst als einen Feind Gottes ansehe, zu Ihm nahen, Ihm Alles bekennen, und Ihn um Alles bitten, was zum Seligwerden nöthig ist. Bei diesem Zunahen wird die Feindschaft wider Gott in seinem Herzen getödtet, und die Liebe Gottes durch den Heiligen Geist darin ausgegossen werden. Sind wir Gott versöhnt durch den Tod Seines Sohnes, vielmehr können wir selig werden durch Sein Leben, so wir nun versöhnt sind, denn das Seligmachen oder die Errettung aus den Trübsalen, von welchen Paulus V. 3. geredet hatte, kostet nun den HErrn Jesum keinen Tod mehr, und geschieht durch die Anwendung Seiner Lebenskraft. Sein Tod hat den Fluch weggenommen, daß nun die Erlösung aus allem Uebel ohne Anstand erfolgen muß. Ueber diejenigen kann nur der lebendige Heiland in Seinem Reich zu ihrem Heil ewiglich herrschen, die durch Seinen Tod versöhnt worden sind, und die Versöhnung durch den Glauben empfangen haben. Hat Er sich’s einen Tod kosten lassen, sie zu versöhnen: so wird Er vielmehr Seine Lebenskraft anwenden, sie selig zu machen.(Magnus Friedrich Roos)


Es gibt Leute, welche keine andere Versöhnung mit Gott glauben wollen, als diejenige, welche durch die Sinnesänderung oder Bekehrung der Menschen geschieht, weil diese alsdann aufhören, Feinde Gottes zu sein. In Gott aber, sagen sie, war immer eine Liebe gegen die Menschen. Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingebornen Sohn gab. Auf Seiner Seite also war keine Versöhnung nöthig. Wenn man mit Jemand versöhnt wird, so wird man mit einem Feind versöhnt, damit derselbe seine Feindschaft ablege, Gott aber war die der Menschen Feind. Allein wer so denkt, stellt sich diese ganze Sache verkehrt vor, verleugnet da Hohepriesterthum Christi, wobei Er etwas Großes für die Menschen gegen Gott leistete, Hebr. 5,1. ff., und widerspricht den deutlichsten Zeugnissen der heiligen Schrift, welche sagen, daß Christus für unsere Sünde gestorben, daß Er ein Fluch für uns worden sei, daß Er unsere Sünde getragen habe, daß Er uns mit Seine Blut erkauft habe u.s.w. Es ist auch nicht zu begreifen, warum Christus so ungemeine Seelen- und Leibesleiden übernommen habe, wenn sie keine versöhnende oder verdienstliche Kraft gehabt haben, denn zur Darstellung eines guten Beispiels oder zur Bestätigung Seiner Lehre war dieser Aufwand gar zu groß. Paulus sagt Röm. 5,10.: wir sind Gott versöhnt durch den Tod Seines Sohnes, da wir noch Feinde waren. Er verbindet also die Versöhnung, von welcher er redet, nicht mit der Bekehrung, und schreibt sie nie dem Wort Gottes oder den Wundern und der Auferstehung Jesu, sondern nur Seinem Tode zu, und sagt, er und die Römer und andere Leute seien Feinde Gottes gewesen, da sie Gott durch den Tod Seines Sohnes versöhnt worden seien. In dem Augenblick also, da Jesus am Kreuz starb, sind wir Gott versöhnt worden. Wenn wir diese große Wahrheit glauben, so haben wir nicht nöthig, dafür zu halten, daß Gott vorher unser Feind gewesen sei. Genug ist’s, daß wir Gottes Feinde waren, Gott aber unser HErr und Richter ist, und uns nicht anders als auf eine geziemende Weise hat begnadigen können. Gott steht nicht in demjenigen Verhältniß gegen uns, in welchem ein Mensch gegen einen Menschen steht. Gott hat hohe Rechte über uns. Auch war bei Ihm keine Sinnesänderung nöthig. Es war nicht nöthig, Ihn zur Ablegung einer Feindschaft zu bewegen; aber dieses war nöthig, daß Christus im Namen aller Menschen so viel leistete, daß Er diesen Seinen Feinden ohne Nachtheil Seiner Ehre und ohne Verletzung Seiner Gerechtigkeit, welche ihnen mit dem Tod gedrohet hatte, wieder Gnade durch das Evangelium anbieten könnte. Da Christus dieses geleistet hat, hat Er uns Gott versöhnt. Ihm sei Dank dafür!(Magnus Friedrich Roos)


Paulus hatte Röm. 5. in seinem und aller Glaubigen Namen gesagt: wir, die wir durch den Glauben gerechtfertigt worden sind, und Gnade erlangt haben, rühme uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben soll, nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale, die vor der Verherrlichung hergehen, weil wir durch dieselben bei der Geduld geläutert, und in jener Hoffnung noch mehr befestigt werden. Hierauf zeigt er den Grund dieser Hoffnung an, welcher dieser ist, daß durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist, die Liebe Gottes in unsern Herzen zur deutlichen Empfindung ausgegossen worden. Was ist aber dieses für eine Liebe? Es ist diejenige, welche Christum bewogen hat, für uns Gottlose zu sterben; es ist diejenige Liebe Gottes, nach welcher Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren. Wir erkennen uns also als gewesene Gottlose, wir fühlen uns als Sünder: wir empfinden aber auch und glauben diejenige Liebe Gottes, nach welcher Christus für uns Gottlose und Sünder gestorben ist. Nun sind wir aber gerecht worden, nun sind wir durch den Tod Jesu als gewesene Feinde Gott versöhnet. wie vielmehr dürfen wir’s also der Liebe Gottes zutrauen, daß sie uns als Gerechte und Versöhnte selig machen und zur Herrlichkeit erhöhen werde. Die Hoffnung der Herrlichkeit also, welche die Gerechten auch unter den Trübsalen haben, hat ihren guten und sichern Grund.
Es ist klar, daß Paulus in dieser Abhandlung die Menschen zuerst als Gottlose, als Sünder, als Feinde, und hernach als Gerechte und Versöhnte betrachtet. Es war etwas ganz Unerwartetes, daß Christus aus Liebe für Gottlose und Sünder starb, und Feinde durch Seinen Tod Gott versöhnte: nun ist’s aber desto eher zu erwarten und zu hoffen, daß diejenigen, welche gerecht und versöhnt sind, vor dem Zorn bewahrt und selig gemacht werden. Hier ist kein Tod des Sohnes Gottes mehr nöthig, sondern nachdem durch diesen Tod einmal die Versöhnung vollbracht worden ist, so darf Er nur Seine Lebenskraft anwenden, und Sein Leben uns mittheilen, damit wir selig werden. Gerechte sind keine Gottlosen mehr, und werden nicht mehr als Sünder, die unter dem Fluch liegen, erfunden, Gal. 2,17. Abtrünnige Unterthanen werden, so lange sie ihrem König nicht versöhnt sind, für Feinde geachtet, und als solche durch den Zorn des Königs verfolgt und gedrückt, wenn sie aber versöhnt sind, so werden sie nicht mehr für Feinde gehalten, oder als Feinde behandelt. Gerechte werden vor dem Zorn bewahrt, Versöhnten wird die Seligkeit angeboten und mitgetheilt. Wen sollte dieses Evangelium nicht freuen? Wer sollte nicht daraus Zuversicht und Hoffnung schöpfen? Die Menschen dürfen sich nach demselben für dasjenige halten, was sie von Natur sind, nämlich für Sünder, für Gottlose, für Feinde; sollen aber dabei die Liebe Gottes erkennen, dem Tod Jesu eine versöhnende Kraft zuschreiben, und Sein Leben für die wirkende Ursache ihrer Seligkeit halten. Heiliger Vater, heilige mich in dieser Wahrheit, und laß mich in diesem Evangelium den Frieden mit Dir an diesem Abend finden, und auch an dem Abend meines Lebens genießen. (Magnus Friedrich Roos)

5:11 Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unsern HERRN Jesus Christus, durch welchen wir nun die Versöhnung empfangen haben.2)

5:12 Derhalben, wie durch einen Menschen die Sünde ist gekommen in die Welt und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben;

5:13 denn die Sünde war wohl in der Welt bis auf das Gesetz; aber wo kein Gesetz ist, da achtet man der Sünde nicht.

5:14 Doch herrschte der Tod von Adam an bis auf Moses auch über die, die nicht gesündigt haben mit gleicher Übertretung wie Adam, welcher ist ein Bild des, der zukünftig war.

5:15 Aber nicht verhält sich's mit der Gabe wie mit der Sünde. Denn so an eines Sünde viele gestorben sind, so ist viel mehr Gottes Gnade und Gabe vielen reichlich widerfahren durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus.

5:16 Und nicht ist die Gabe allein über eine Sünde, wie durch des einen Sünders eine Sünde alles Verderben. Denn das Urteil ist gekommen aus einer Sünde zur Verdammnis; die Gabe aber hilft auch aus vielen Sünden zur Gerechtigkeit.

5:17 Denn so um des einen Sünde willen der Tod geherrscht hat durch den einen, viel mehr werden die, so da empfangen die Fülle der Gnade und der Gabe zur Gerechtigkeit, herrschen im Leben durch einen, Jesum Christum.

5:18 Wie nun durch eines Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen.

5:19 Denn gleichwie durch eines Menschen Ungehorsam viele Sünder geworden sind, also auch durch eines Gehorsam werden viele Gerechte.3)
Neben dem Namen Jesu stellt Paulus keinen zweiten Namen. Die gefeierten Namen der Väter, die Israel beständig mit Verehrung nannte, haben keinen Platz mehr neben dem Namen Jesu und ebensowenig gibt es in der Christenheit unter ihren Aposteln und Propheten einen Namen, den Paulus neben Jesus nennt. Was Jesus die Unvergleichlichkeit gibt, spricht Paulus mit dem einem Wort aus: Jesus hat gehorcht. Das stellt ihn neben Adam und macht ihn zur Wende der Weltgeschichte. Dort war es der Ungehorsam, hier der Gehorsam, aus dem das Schicksal der Menschheit entstand. Denn Paulus hielt Gott für die alles bestimmende Wirklichkeit, von der sich der Mensch nie losmachen kann. Wie sich der Mensch zu Gottes Willen verhält, das ist derjenige Vorgang, der über alles entscheidet, was aus ihm wird. Im Streit mit Gott bereitet er sich den Tod. Die Einigung mit Gott bringt ihm Leben und Herrlichkeit. Um im Frieden Gottes zu leben, gibt es aber nur einen einzigen Weg, Gehorsam. Die regierende Herrlichkeit Gottes wehrt jede Verdunkelung ab. Sein Wille muss geschehen. Die Einigung mit ihm geschieht durch die Unterordnung unter ihn, durch die Hingabe des eigenen Willens an den seinen. Jesus hat gehorcht; darum spricht Paulus aus, warum er den anbetet, der am Kreuz hing. Denn das Kreuz gab dem, was Jesus tat, das Merkmal des vollendeten Gehorsams. Dort verschwindet der Mensch und Gott wirkt allein. Sein Wille wird zum Gebet, das ins Innerste hineingreift, die völlige Entsagung fordert und die Selbstverleugnung zur Vollendung bringt. Das gibt dem Leiden seine heilige Majestät. Die natürliche Gegenwehr, die das Leiden ablehnt, muss überwunden sein, und indem Jesus sie überwunden hat, hat er gehorcht. An eine zwecklose Entsagung, die nur feststellt, dass der eigene Wille entwurzelt ist, hat Paulus, wenn er auf den in den Tod gegebenen Christus sah, nie gedacht. Er war vielmehr reich an Worten, die die zweckvolle Weisheit und allmächtige gnade preisen, die sich im Kreuz Jesu offenbaren. Aber sein Glaube, der ihn mit dem Gekreuzigten verband, beruhte nicht erst auf dem, was als Frucht und Segen aus dem Kreuz erwuchs, sondern darauf, dass hier der Sohn dem Vater gehorchte und sein Leben dahingab, damit der Wille des Vaters geschehe. Darin sah Paulus das Neue, allein Unmögliche, nie sonst Geschehene und doch schlechthin Notwendige. Das gab Jesus die Heilandsmacht.
Durch Deinen Gehorsam, o Jesus, erwarbst Du uns, den Verschuldeten, die Vergebung. Durch Deinen Gehorsam kommt die Gnade zu uns, den Ungehorsamen. Durch Deinen Gehorsam bringst Du uns, den im Fleisch Gebundenen, den Geist. Durch Deinen Gehorsam verwandelst Du Sterben in Leben. Dein Gehorsam ist Dein ewig leuchtender Ruhm. Amen. (Adolf Schlatter)


Die aber, an deren Statt er stand, waren, überhaupt betrachtet, die Sünder, ohne Unterschied der Sünden oder der Völker. Auf welchem Grund auch im Evangelio eine allgemeine Anleitung der Früchte der Genugthuung geschieht, um so mehr, da das Verdienst des Sohnes Gottes um der unendlichen Würdigkeit der Person, die es geleistet, genugsam war, das ganze menschliche Geschlecht zu erlösen. Aber bei dem allen ist der eigentliche Zweck Christi in seinem Gehorsam nur gewesen, für die Auserwählten genug zu thun. Darum sagt auch Christus in seinem hohenpriesterlichen Gebet: Ich bitte nicht für die Welt, sodnern für die, die Du mir gegeben hast. Darum heißts auch von Ihm, er habe sein Volk selig gemacht von ihren Sünden, sein Leben für die Schafe gelassen und für seine Gemeine sich hingegeben. Das Lösegeld seines blutigen Gehorsams war allzuköstlich, als daß es hätte können umsonst bezahlt werden; es wäre aber umsonst bezahlt, wenn es für alle Menschen hätte dargebracht werden sollen, da die meisten keinen Nutzen davon gehabt hätten. (Friedrich Adolph Lampe)

5:20 Das Gesetz aber ist neben eingekommen, auf daß die Sünde mächtiger würde. Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade viel mächtiger geworden,4); 5)

5:21 auf daß, gleichwie die Sünde geherrscht hat zum Tode, also auch herrsche die Gnade durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesum Christum, unsern HERRN.6); 7)
Herrliche Vergleichung Adams mit Christo! Wie bringt sie doch das Verdienst des Gottmenschen erst recht zum Bewußtsein! Von Adam kam die Sünde, die Uebertretung, der Ungehorsam, dadurch alles Unheil, das Verderben, der Tod, die Verdammniß, welches zu allen seinen Nachkommen durchgedrungen ist, so daß sie alle Sünder, Ungerechte, Verurtheilte geworden sind. Auf die Rechnung Christi setzt der Apostel den Gehorsam, Gnade, Gerechtigkeit, Leben, Rechtfertigung des Lebens, jedoch so, daß diese Rechnung ein großes Uebergewicht über die Rechnung Adams hat, wodurch gerecht wird aller Same Jacobs, und wir vollkommen, ja Geweihte Gottes werden in Ihm; weßhalb Paulus schließt: „Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade viel mächtiger.“ An diesem gebenedeiten Haupte nun werden wir Glieder; freilich nicht durch die natürliche, sondern durch die geistliche Geburt, durch die Wiedergeburt, durch den heiligen Geist; vermittelst des Glaubens, der uns Christo einverleibt, daß wir eins werden mit Ihm. Aus diesem Haupte fließt uns sodann Alles zu, was in dem Haupte selbst ist und sich in den beiden Wörtern: Gerechtigkeit und Leben zusammenfassen läßt, oder wie Paulus sagt: eine Fülle der Gnade und Gabe zur Gerechtigkeit. An dies Haupt haben wir uns zu halten, und daran sollen wir wachsen hinan zur göttlichen Größe; indem zugleich alles, was in uns etwas ist, zunichte wird, auf daß Christus Alles in uns sei. In diesem Haupte liegt, allen Gläubigen zu gut, die wesentliche Fülle der Gottheit selbst, uns also ein unausforschlicher Reichthum. In diesem Immanuel hat uns also Gott eine Gabe gegeben, der wir uns in Ewigkeit werden zu erfreuen haben, so wir anders an seinen Namen glauben. Die Gnade führt das Regiment, sie macht der Sclaverei ein End’, besiegt Gesetz und Sünden; drum, willst du frei und frölich sein, laß Jesum und die Gnade ein, so kannst du überwinden. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Hier ist erstlich eine nachdrückliche Darstellung der vortrefflichen Früchte, die aus der erlangten Glaubensgerechtigkeit herrühren. Da lernen wir denn, daß der Glaube nicht ein kalter, todter Gedanke des menschlichen Herzens, sondern überaus fruchtbar und lebendig sey. Denn er wirket Friede mit Gott und einen freudigen Zugang zu Seiner Gnade; er verherrlichet - bei beständiger Demüthigung unser selbst - die göttliche Liebe und Erbarmung; er macht, daß wir uns nicht allein in fest gegründeter Hoffnung der künftigen Herrlichkeit, sondern auch in standhafter Geduld der Trübsale rühmen können, die uns von Gott zu unserm Besten zugeschickt werden. Solches alles folget, wo der Glaube recht ist, um des überschwänglichen Guten willen, das uns Gott in Christo erzeiget, daß Er Ihn nämlich für uns hat sterben lassen, ehe wir Ihn darum bitten konnten, ja da wir noch Feinde waren.
Darnach sehen wir in einer anmuthigen Vergleichung zwischen Adam und Christus, der auch sonst der andere Adam heißet, wem die Sünde, der Tod und alles Verderben zuzuschreiben sey, wo dagegen alle Gnade und Seligkeit herrühre, und wie viel die Arznei sey, als die Krankheit, wie viel überschwänglicher die Hilfe, als der Schaden, damit wir die Liebe Gottes, der da reich ist von Barmherzigkeit - und uns verlornen Menschen durch Seinen Sohn so viel Gutes zugedacht hat, herzlich preisen - und in vorgeschriebener göttlicher Ordnung der Buße und des Glaubens wirklich annehmen mögen.
Wir sollen also aus dem Gesetz die große Macht der Sünde erkennen - und auch unsere Sünden in unsern Urtheilen nicht gering, sondern recht groß machen, damit uns das Evangelium der noch größern Macht der Gnade desto nachdrücklicher versichern - und derselben desto gewisser theilhaftig machen könne, und damit, gleichwie die Sünde zum Tod geherrschet hat, ebenso auch die Gnade durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben herrsche, durch Jesum Christum, welchem sammt dem Vater und dem heiligen Geist für diese unendlich große Gabe sey Lob und Ehre in Ewigkeit! Amen. (Veit Dieterich)

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