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Johannes, Kapitel 9

Johannes, Kapitel 9

9:1 Und Jesus ging vorüber und sah einen, der blind geboren war.

9:2 Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er ist blind geboren?

9:3 Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern daß die Werke Gottes offenbar würden an ihm.
Es gibt Krankheiten zur Verherrlichung Gottes. Auf diesem Gebiete steht uns ein Reichtum von Erfahrungen zu Gebote. In vielen Fällen wurden Kranke geradezu vom Herrn in irgendeiner Weise aufgefordert, um Genesung zu bitten. Selbst Todkranke verspürten einen Antrieb zu vertrauensvollem Gebet, und man sah sie in wenigen Tagen wieder munter und frisch an der Arbeit. Wir dürfen also nie denken: dieser ist ja blind geboren; wenn ihn Gott sehend haben wollte, hätte Er ihn nicht lassen blind geboren werden. Blinde, Lahme, Taube, Stumme, Krüppel sollen hören, lesen und verstehen, was in den vier Evangelien geschrieben steht, sie sollen den Herrn in Seiner Macht und in Seiner Liebe kennen lernen. Dann kann der Heilige Geist in ihnen den Glauben lebendig machen, und ihrer viele werden volle Hilfe finden und bald als Geheilte Gott preisen. Selig, wer sich in seinen Leiden in die Heilige Schrift vertieft, er kann plötzlich Gottes Stimme hören und ein großes Wunder an sich selbst erleben. In solchen Fällen wird der Herr verherrlicht. Keiner findet dabei Nahrung für den Hochmut, im Gegenteil, ein schnelles und bestimmtes Eingreifen Gottes macht demütig. - Bist du nun müde, matt, krank, so nimm zuerst und in allen Fällen deine Zuflucht zum Herrn. Auch wenn du ein beflecktes, schuldbeladenes Gewissen hast, bringe deine Krankheit als wichtiges Gebetsanliegen vor den Gnadenthron. Vergebung und Heilung kommen gar nicht selten miteinander. Der Herr tilgt die Schuld, macht das Gewissen still, wäscht das Herz rein - und kann die Krankheit so gänzlich hinwegnehmen, dass sie wie ein völlig vertilgter Feind nie mehr zurückkehrt. (Markus Hauser)

9:4 Ich muß wirken die Werke des, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.
Es ist in aller menschlicher / kleiner und grosser / Regierung/ allzeit so viel beschwerung / hindernis/ widerstand/ fahr und not/ Sonderlich aber in den sachen/ so da belangen Gottes wort/ und erbawung seines Reichs/ das darob alle menschliche Weisheit/ mübe und uberdrossen wird/ Ja zu letzt gar verzagend/ gedenckt alles fallen und ligen zu lassen/ und fur aller Regierung sich schewet und fleuhet. Denn es koste zu viel fahr und mühe / und gehe doch nicht wie es sol/ sey alles verloren bey der Welt etc.
WIder solch ergernis und anfechtung der weisen/ auch fromer und trewer Leute/ gibt uns alhie Christus / an seinem eigen Furbilde/ diese Lere und tröstung.
Unangesehen alle hindernis / fahr/ undanck etc. mus ich dennoch wircken / das/ da zu mich mein vater gesand hat. Denn es ist ja nicht mein eigen thun und furnemen/ Sondern sein befehl und werck. Diesen befehl sol Ich trewliich ausrichten/ und nicht weiter sorgen / Er wird wol da zu gedencken / wie er es hinaus füre / und bey seinem Werck sey/ das es etwas guts schaffe/ und nicht vergeblich sey.
Darumb thue und helffe ein jeder trewlich / fürnemlich zu dem (wie uns allen befohlen) was da dienet zu förderung uns ausbreitung göttlichs Worts/ und lasse sich daran nichts hindern noch abschrecken.
Und sihe ja / das du der zeit brauchest/ weil du sie hast. Denn weil Christus da ist / so ist und bleibet auch tag und liecht/ heil und seligkeit. Aber wo er auch mit seinem Wort hin weg kompt / da ist kein heil noch trost mehr / und alles thun und wircken verloren.
Solche Nacht wird nach diesem seligen Tage / wider uber die Welt komen / und die/ so das Liecht verseumet haben / ubereilen etc. (Caspar Cruciger)


Das Heil ist erkämpft, die Himmel sind geöffnet, die göttliche Gnade liegt bereit für die leidende Menschheit, die Berufung zum himmlischen Königreich wird in alle Länder getragen. Der Herr der Herrlichkeit fordert Seine Diener auf, zu glauben, zu bitten, zu wirken in Seiner Kraft. O, weihen wir uns Ihm aufs neue! Wer im Glauben steht, im Namen Gottes bittet für die Rettung der Welt, wer treu arbeitet an den Seelen, um den sammeln sich immer mehr Hungernde und nach Seligkeit Verlangende. Er sollte deshalb immer mehr haben, damit er in wachsendem Maße geben kann. Was ist da zu tun? Lass dir noch mehr von deinem königlichen Herrn schenken, Seine Reichtümer und Gnaden sind ja unerschöpflich. Flehe oft und herzlich, nimm viel, damit du viel geben kannst. Ströme lebendigen Wassers sollen von den Leibern der Glaubenden fließen! Wer die Nöte vieler vor Gott bringt, wer bittet und nimmt für andere, wer ein treuer Haushalter Gottes ist, der wird auch für sich selbst nie Mangel leiden. Aber wer aus seinem eigenen Herzen und Verstand schöpft, erzieht magere, auszehrende Christen und muss auch selber darben. Wenn wir im Bitten dem Heiland nicht ähnlich sind, können wir's im Wirken auch nicht sein. Wie aber Jesu Worte Geist und Leben waren, so werden es auch die Worte Seiner Jünger sein, wenn sie in Ihm sind und in Ihm bleiben. Diese Geistesworte verursachen dann eine Scheidung unter denen, die sie hören: die einen wenden sich erbittert ab, und die anderen kommen zum Glauben und zum Leben. Aber ohne Erfolg kann der Treue nicht sein. (Markus Hauser)


So merkwürdig solch ein Wort klingt, wenn Jesus es auf sich selbst anwendet - es hat doch auch dann einen Sinn. Sein Tagewerk auf Erden mußte er vollenden. Nachher hätte er nichts mehr von dieser Art nachholen können. Was seither der Heilige Geist an Jesu Gemeinde wirkt, entnimmt er dem Stoff von Jesu Erdenarbeit. Das ist auch eine Predigt an uns! Leben wir immer unsere Arbeitstage und Arbeitsgelegenheiten mit dem Bewußtsein, daß sie so nie ganz wiederkehren? Solange es Tag ist, gilt es, die Tagesleistung zu vollenden, und dazu gibt es Hilfe: wie deine Tage sein werden, wird deine Kraft sein! Nicht mehr und nicht weniger. Ach, daß wir von Jesu nicht nur den Stoff und die Anregung, sondern auch die Treue nähmen, daß uns doch keine verträumte Gelegenheit einst mit hohlen, leeren Augen anzusehen braucht: An mich hast du nichts von deiner Teilnahme und deinem Herzblut gewandt! Dazu kommt noch das eine, daß wir nicht wissen, wie lange unser Tag noch dauert und wann der Tag anderer anbricht, und daß wir gar nicht absehen können, wie groß das Tagewerk ist, das wir hätten leisten sollen.
O Herr Jesu, mach mich treu in Kleinigkeiten von Zeit und Kraft, und öffne mir die Augen zu sehen, was ich soll! Das Wissen soll mich dann treiben zum Tun! Ein Tagewerk für den Heiland! Herr Jesu, segne mir Arbeit und Gelegenheit um deinetwillen! Amen. (Samuel Keller)


Wenn der Mensch die ersten Gnadenrührungen des Heiligen Geistes entweder aus Unachtsamkeit und Trägheit nicht wahrnimmt oder dieselben unter mancherlei scheinbarem Vorwand vorbeistreichen läßt, ohne dabei im geringsten mitzuwirken, so ist das die einzige Ursache, warum er zum öftern in seinem ganzen Leben ein ungetöteter und eigenwilliger Mensch bleibt und zum Empfang des Heiligen Geistes ganz ungeschickt ist. Es läßt sich aber manche Seele von dieser Mitwirkung durch den scheinbaren Vorwand abhalten, als ob sie auf solche Weise ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten trachte und Gott dem Herrn gleichsam in sein Recht greife. Allein ob es wohl an dem ist, daß der Mensch bei seinem eigenen Wirken gar leicht auf Irrwege gerät und die erste Wirksamkeit mit viel Gebrechlichkeit gepaart geht, so müssen wir doch darum die Hände nicht in den Schoß legen, sondern wir müssen durch die uns zuvorkommende Gnade treulich und, soviel wir nur können, mitwirken und die göttlichen Aufforderungen ins Werk zu setzen suchen. Wer nicht eher anfangen will, Gutes zu tun, bis er dazu vollkommen geschickt und tüchtig ist, der wird nimmermehr dazu gelangen. Wir müssen zuerst das ABC lernen, ehe wir lesen wollen. Ebenso müssen wir auch in der Schule des Heiligen Geistes erst Kinder sein, ehe wir zum männlichen Alter gelangen und Väter vorstellen können. Laßt uns deswegen in kindlichem Vertrauen auf den göttlichen Beistand als schwache Kinder tun, was wir können, und Gott dabei ernstlich anflehen, daß er in und durch uns tun wolle, was wir nicht können! Können wir unsre Lektion nicht fertig hersagen, so laßt sie uns wenigstens herstammeln! So oft wir als schwache Kinder fallen und straucheln, so oft laßt uns unsre schwachen Knie auch wieder aufrichten und den Lauf von neuem anheben; so wird uns der Herr ganz sicher seine hilfreiche Hand darbieten und uns zum Ziel bringen!(Gerhard Tersteegen)

9:5 Dieweil ich bin in der Welt, bin ich das Licht der Welt.

9:6 Da er solches gesagt, spützte er auf die Erde und machte einen Kot aus dem Speichel und schmierte den Kot auf des Blinden Augen

9:7 und sprach zu ihm: Gehe hin zu dem Teich Siloah (das ist verdolmetscht: gesandt) und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend.

9:8 Die Nachbarn und die ihn zuvor gesehen hatten, daß er ein Bettler war, sprachen: Ist dieser nicht, der dasaß und bettelte?

9:9 Etliche sprachen: Er ist's, etliche aber: er ist ihm ähnlich. Er selbst aber sprach: Ich bin's.

9:10 Da sprachen sie zu ihm: Wie sind deine Augen aufgetan worden?

9:11 Er antwortete und sprach: Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Kot und schmierte meine Augen und sprach: „Gehe hin zu dem Teich Siloah und wasche dich!“ Ich ging hin und wusch mich und ward sehend.

9:12 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist er? Er sprach: Ich weiß nicht.

9:13 Da führten sie ihn zu den Pharisäern, der weiland blind war.

9:14 (Es war aber Sabbat, da Jesus den Kot machte und seine Augen öffnete.)

9:15 Da fragten ihn abermals auch die Pharisäer, wie er wäre sehend geworden. Er aber sprach zu ihnen: Kot legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend.

9:16 Da sprachen etliche der Pharisäer: Der Mensch ist nicht von Gott, dieweil er den Sabbat nicht hält. Die andern aber sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es ward eine Zwietracht unter ihnen.

9:17 Sie sprachen wieder zu dem Blinden: Was sagst du von ihm, daß er hat deine Augen aufgetan? Er aber sprach: Er ist ein Prophet.
Die Juden starrten Jesus an: wie kommst du dazu, den Sabbat zu übertreten? Du weißt doch, dass niemand am Sabbat etwas tragen darf, und hast dem von dir geheilten Menschen geboten, sein Bett wegzutragen. Für sie war das Gesetz das Band, das den Menschen bei Gott festhielt; wer dieses zerriss, stürzte in den Abgrund der Gottlosigkeit hinab. Darum zeigt Jesus den Juden, was ihn mit dem Vater verband. Mein Vater wirkt, sagte er, Er gebietet nicht bloß, dass ich wirke, als wäre einzig der Mensch der Wirkende und Gott nur der Zuschauer, der die Werke des Menschen betrachtet, prüft und straft oder belohnt. Gott spricht auch nicht nur, als wäre sein Wort von der Kraft geschieden. Seine Worte sind Werke; denn sie geschehen. Daraus, dass Gott wirkt, folgt für Jesus: darum wirke ich. Das wäre nicht möglich, wenn Gott nicht der Vater wäre. Wäre er in dem Sinn der Einzige, dass er nichts neben sich ertrüge, sondern seine Macht dadurch offenbarte, dass er alles entkräftete und fesselte, so entstände aus seinem Wirken nicht das Wirken des Sohnes. Nun ist er aber der Vater, der dem Sohn Leben gab, und mit dem Leben gab er ihm das Vermögen zu wirken. Sein Beruf ist nicht Untätigkeit, auch nicht nur die anbetende Betrachtung dessen, was der Vater wirkt. Er wirkt selber; aber wie könnte er wirken, wenn nicht der Vater wirkte? Wie ihm die Untätigkeit unmöglich ist, weil der Vater wirkt, ebenso unmöglich ist ihm ein eigenmächtiges Handeln, das nicht durch das Wirken des Vaters begründet ist. Sein Verhältnis zum Vater ist Gemeinschaft, die sich in der Gemeinsamkeit des Wirkens offenbart, so dass im Wirken des Sohnes das Wirken des Vaters geschieht. Eine solche Gemeinschaft mit Gott ist aber nicht nur für die Juden, sondern für uns alle ein uns überraschender Anblick. Denn wir empfinden den Gegensatz, der zwischen Gott und uns steht, und dieser hat zur Folge, dass wir uns selbst überlassen und auf unseren eigenen Willen beschränkt sind und deshalb nur wirken, was wir begehren und vermögen. Das ist aber der Stand des unversöhnten Menschen, den Gott von sich fern hält, weil der Mensch sündigen muss. Gerade in dem, wovor die Juden in ihrem unversöhnten Stand erschraken und was sie Sünde heißen, machte Jesus die Herrlichkeit seiner Sohnschaft und die Herrlichkeit Gottes offenbar, die das weit überragt, was wir mit dem, was die Natur und das Gesetz uns geben, zu denken und von uns zu sagen imstande sind.
Gib mir, o Jesus, einen Blick in Deine Gemeinschaft mit dem Vater, damit mir Gott nicht fern und fremd bleibe, der Erhabene, den ich nicht kenne, der Heilige, von dem ich geschieden bin, der Richtende, den ich fürchten muss. Du warst bei uns als Deines Vaters Sohn und hast uns den mit ihm versöhnten Stand bereitet, damit auch wir den Vater finden, an ihn glauben und wirken, was Er durch uns wirkt. Amen. (Adolf Schlatter)

9:18 Die Juden glaubten nicht von ihm, daß er blind gewesen und sehend geworden wäre, bis daß sie riefen die Eltern des, der sehend war geworden,

9:19 fragten sie und sprachen: Ist das euer Sohn, von welchem ihr sagt, er sei blind geboren? Wie ist er denn nun sehend?

9:20 Seine Eltern antworteten ihnen und sprachen: Wir wissen, daß dieser unser Sohn ist und daß er blind geboren ist;

9:21 wie er aber nun sehend ist, wissen wir nicht; oder wer ihm hat seine Augen aufgetan, wissen wir auch nicht. Er ist alt genug, fraget ihn, laßt ihn selbst für sich reden.

9:22 Solches sagten seine Eltern; denn sie fürchteten sich vor den Juden. Denn die Juden hatten sich schon vereinigt, so jemand ihn für Christus bekennte, daß er in den Bann getan würde.

9:23 Darum sprachen seine Eltern: er ist alt genug, fraget ihn selbst.

9:24 Da riefen sie zum andernmal den Menschen, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist.

9:25 Er antwortete und sprach: Ist er ein Sünder, das weiß ich nicht; eines weiß ich wohl, daß ich blind war und bin nun sehend.

9:26 Da sprachen sie wieder zu ihm: Was tat er dir? Wie tat er deine Augen auf?

9:27 Er antwortete ihnen: Ich habe es euch jetzt gesagt; habt ihr's nicht gehört? Was wollt ihr's abermals hören? Wollt ihr auch seine Jünger werden?

9:28 Da schalten sie ihn und sprachen: Du bist sein Jünger; wir aber sind Mose's Jünger.

9:29 Wir wissen, daß Gott mit Mose geredet hat; woher aber dieser ist, wissen wir nicht.

9:30 Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Das ist ein wunderlich Ding, daß ihr nicht wisset, woher er sei, und er hat meine Augen aufgetan.

9:31 Wir wissen aber, daß Gott die Sünder nicht hört; sondern so jemand gottesfürchtig ist und tut seinen Willen, den hört er.

9:32 Von der Welt an ist's nicht erhört, daß jemand einem geborenen Blinden die Augen aufgetan habe.

9:33 Wäre dieser nicht von Gott, er könnte nichts tun.

9:34 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in Sünde geboren, und lehrst uns? Und stießen ihn hinaus.

9:35 Es kam vor Jesus, daß sie ihn ausgestoßen hatten. Und da er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubst du an den Sohn Gottes?

9:36 Er antwortete und sprach: Herr, welcher ist's? auf daß ich an ihn glaube.

9:37 Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist's.

9:38 Er aber sprach: HERR, ich glaube, und betete ihn an.
Es war eine große Gnade, daß der HErr Jesus den Blindgebornen sehend machte, eine noch größere aber, daß Er ihm hernach zum Glauben an Ihn verhalf. Es geschahe dieses, nachdem dieser Mann in einem Verhör vor den Pharisäern einen schweren Kampf, bei welchem ihn auch seine Eltern aus Menschenfurcht verließen, treulich ausgekämpft, und gegen alle Einreden jener bittern Feinde Jesu behauptet hatte, Jesus sein kein Sünder, das ist kein Betrüger, sondern ein Prophet, weil Er ihm die Augen aufgethan habe. Wäre dieser nicht von Gott, sagte er zuletzt, er könnte nichts (dergleichen) thun. Dieser Beweis war zu hell und zu stark, als daß ihn die Pharisäer hätten umstoßen können: sie erwiederten ihn also nur mit Grobheiten, und sprachen zu dem blindgewesenen Mann, der hiedurch eines Leidens um Christi willen gewürdigt wurde: du bist ganz in Sünden geboren, und lehrest uns; und stießen ihn hinaus. Dieses kleine Leiden wurde ihm bald hernach durch eine große Gnade überschwänglich ersetzt. Es kam vor Jesum, daß sie ihn ausgestoßen hatten (Er suchte ihn), und da Er ihn fand, sprach Er zu ihm: glaubest du an den Sohn Gottes? Er antwortete, und sprach: HErr welcher ist’s, auf daß ich an Ihn glaube? Jesus sprach zu ihm: du hast Ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist’s. Er aber sprach: HErr, ich glaube, und betete Ihn an. Zu dem samaritischen Weibe sagte Jesus: Ich bin der Messias, Joh. 4,26., und zu dem Blindgebornen: der mit dir redet, ist der Sohn Gottes. Sonst findet man kein Beispiel in den Evangelisten, daß der HErr Jesus diese zwei großen Wahrheiten, welche in Eine zusammenflossen, nämlich daß Jesus sei Christus, des lebendigen Gottes Sohn, so kurz und gerade zu Jemand hingesagt habe. Beide Personen aber, nämlich die Samariterin und der Blindgeborne, hielten Jesum schon vorher für einen Propheten, jene deßwegen, weil Er ihr unordentliches Leben mit sechs Männern ihr vorgehalten, und dieser deßwegen, weil Er ihm die Augen aufgethan hatte. Nun dachten sie ganz richtig: ein Prophet der verborgene Dinge weiß, oder Wunder thun kann, ist kein Lügner; wenn er also sagt: Ich bin der Messias, oder: Ich bin Gottes Sohn, so muß es wahr sein. Sie glaubten also schnell, richtig und weislich, und waren glücklicher, als diejenigen, die, wenn ihnen eine Wahrheit mit einem tüchtigen Beweis vorgehalten wird, dabei noch still stehen und sich bedenken, bis der Versucher Zeit gewinnt, ihnen den Glauben durch mittelbare oder unmittelbare Einwürfe zu erschweren, oder sie ganz davon abzuhalten. Beide Personen, die so schnell gläubig wurden, sahen Jesum damals das erstemal, und wer wollte zweifeln, daß nicht auch Seine majestätisch freundliche Gestalt, und die Redlichkeit, die aus Seinem Angesicht heraus leuchtete, ihnen einen tiefen Eindruck gemacht, und Seine Worte glaubhaft gemacht habe? Die Samariterin betete Jesum nicht alsbald an, sondern lief weg, holte ihre Landsleute; der Blindgeborne hingegen betete alsbald Jesum an. Beide Personen thaten nach dem Trieb des Heiligen Geistes, der den Glauben in ihnen gewirkt hatte, was recht und nach den Umständen schicklich war. Bei beiden zeigte sich der Glaube als lebendig. HErr Jesu, laß auch meinen Glauben immer lebendig und thätig sein, gegen meinen Nächsten und gegen Dich selbst. (Magnus Friedrich Roos)

9:39 Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht auf diese Welt gekommen, auf daß, die da nicht sehen, sehend werden, und die da sehen, blind werden.

9:40 Und solches hörten etliche der Pharisäer, die bei ihm waren, und sprachen zu ihm: Sind wir denn auch blind?

9:41 Jesus sprach zu ihnen: Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; nun ihr aber sprecht: „Wir sind sehend“, bleibt eure Sünde.
Gnädiger und barmherziger Gott, ich komme an diesem Tage vor Dein heiliges Angesicht mit Loben und Danken, daß Du mich die vergangenen sechs Tage so gnädiglich erhalten und die Arbeit meiner Hände so reichlich gesegnet hast. Du hast meinen Eingang und Ausgang bewahret, auf meinen Wegen mich behütet und mir an Leib und Seele viel Gutes erwiesen. Dafür lobe und preise ich Dich von Grund meines Herzens. Gehet nun weg, ihr irdischen Geschäfte; weichet von mir, ihr Sorgen; jetzt baue ich in meinem herzen Gott einen Tempel auf. Es soll ein Bethaus werden, darin ich meinem Gott allein dienen will. O der unaussprechlichen Liebe, welche den Menschen einen Ruhetag von aller ihrer Arbeit bestimmt hat! Diese Ruhe erinnert uns an die Ruhe im Paradiese, da wir ohne Noth und Mühe allezeit Gott zu dienen und zu loben wären beschäftigt gewesen. Diese Ruhe ist ein Bild der künftigen Himmelsruhe! denn es ist den Kindern Gottes noch eine vollkommene Ruhe vorhanden und verheißen, welche in dem ewigen Leben angehen wird; da werden sie von aller Arbeit, von Leiden, Schmerzen und Sünden befreit sein. Ach, gnädiger Gott, laß mich den bevorstehenden Sonntag in Deiner Furcht und in Deiner Gnade hinbringen. Gieb mir Deinen heiligen Geist, daß ich den ganzen Tag Dir aufopfere und zu Deinem Dienste anwende. Wecke mich früh auf zum Lob, zum Gebet und zum Gesang bei dem Gottesdienste. Erhalte mein Herz in steter Andacht, damit keine irdische Sorgen in dasselbe einschleichen. Wenn Dein Wort gepredigt wird, so öffne mir das Herz, daß ich darauf achten, solches in mein Herz fassen und als einen theuern Schatz darin bewahren möge, damit das gepredigte und gehörte Wort mich ändere, heilige, bekehre und zu einem neuen Menschen, wie den Blindgebornen, mache, auf daß ich, wie an Jahren, also an den inwendigen Menschen im Glauben und Frömmigkeit wachsen und eine neue Kreatur, ja, ein lebendiges Glied an dem Leibe meines Jesu werden möge. So laß mich einen Sabbath nach dem andern feiern, bis Du mich in die ewige Himmelsruhe zu dem ewigen Sabbath durch Jesum, meinen einigen Erlöser und Seligmacher, einführen wirst. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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