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Lukas, Kapitel 13

Lukas, Kapitel 13

13:1 Es waren aber zu der Zeit etliche dabei, die verkündigten ihm von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit ihrem Opfer vermischt hatte.

13:2 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Meinet ihr, daß diese Galiläer vor allen Galiläern Sünder gewesen sind, dieweil sie das erlitten haben?

13:3 Ich sage: Nein; sondern so ihr euch nicht bessert, werdet ihr alle auch also umkommen.

13:4 Oder meinet ihr, daß die achtzehn, auf die der Turm von Siloah fiel und erschlug sie, seien schuldig gewesen vor allen Menschen, die zu Jerusalem wohnen?

13:5 Ich sage: Nein; sondern so ihr euch nicht bessert, werdet ihr alle auch also umkommen.

13:6 Er sagte ihnen aber dies Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberge; und er kam und suchte Frucht darauf, und fand sie nicht.

13:7 Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang alle Jahre gekommen und habe Frucht gesucht auf diesem Feigenbaum, und finde sie nicht. Haue ihn ab! was hindert er das Land?

13:8 Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, laß ihn noch dies Jahr, bis daß ich um ihn grabe und bedünge ihn,1)

13:9 ob er wolle Frucht bringen, wo nicht so haue ihn darnach ab. 2); 3)
Der Gärtner kommt heute in seinen Garten und sucht Früchte. Wenn er sich nun vor den Baum deines Lebens stellt, und deine Jahre fragt, dieses Jahr besonders: was antworten sie? Was spricht dieses Jahr von dir? Findet Er die erwünschten Früchte? Er hat viele Gnaden an dich gewandt, hat dir viel gegeben; und wem viel gegeben ist, von dem will Er auch viel fordern. Wie nun? Hast du dieses Jahr angesehen als eine Zeit, die der Ewigkeit dienste? Hat dir stets über der wolkigen Erde der klare, ewige Himmel dagestanden? Ist er dir nie verdeckt worden durch die Nebel der irdischen Gesinnung? Hast du keine Zeit verschleudert mit Nichtsthun, mit verschwenderischem Müßiggang, mit eitlem Sinnengenuß? Haben, selbst, wenn du ruhtest, große, heilige Sonnengedanken deine Seele durchzogen? - An Gelegenheit zum Guten, an Gnadenmitteln, an innerlichen Rührungen, an äußerlichen Einladungen zur Seligkeit hat es dir nicht gefehlt: wie hast du sie benutzt? Bist du vorwärts oder rückwärts gekommen? Oder bist du stehen geblieben auf dem alten Sündenfuß? - Viel leibliche Wohlthaten hat dir Gott geschenkt: hast du Ihm dafür gedankt und sie zu seiner Verherrlichung genossen und angewandt? - Manche Leiden und Prüfungen hatte Er zu deinem Heil über dich verhängt, hast du sie geduldig, ergeben, gläubig getragen und aus ihnen Segen gehabt für deine unsterbliche Seele? - Du bist älter geworden: bist du auch besser, weiser zur Seligkeit, frömmer, heiliger, seliger geworden? Bist du ein wahrer Christ, ein wiedergebornes Kind Gottes, und, wenn du heute sterben müßtest, wüßtest du, daß du selig stürbest und in den Himmel zum Herrn Jesu kämest? Wo ist die Frucht von aller Arbeit des treuen Himmelsgärtners an deiner Seele? - Ach, sprich zum Herrn mit Augustinus: „Was ich gelebt habe, das bedecke Du; was ich noch leben werde, das regiere Du.“ Flehe zu deinem himmlischen Hohenpriester, daß Er auch für dich zum Vater sage: Laß ihn noch dieses Jahr, bis daß ich um ihn her aufgrabe und bedünge ihn, vielleicht bringt er dann Frucht; wo nicht, so kannst du ihn umhauen. - Vielleicht ist das kommende Jahr das letzte; vergiß daher das Sterben nicht. Der Tod findet uns alle Jahre; wir stehen mit verbundenen Augen um ihn her, und er greift bald nach diesem, bald nach jenem. Irgend ein Tag ist der letzte unseres Lebens, wie der heutige der letzte des verflossenen Jahres. - Gott tritt dir heute insbesondere entgegen und bietet dir noch einmal seine Hand. O ich beschwöre dich bei Allem, was heilig ist, stoße die Hand deines Gottes nicht von dir. (Johann Michael Hahn)

13:10 Und er lehrte in einer Schule am Sabbat.

13:11 Und siehe, ein Weib war da, das hatte einen Geist der Krankheit achtzehn Jahre; und sie war krumm und konnte nicht wohl aufsehen.

13:12 Da sie aber Jesus sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: Weib, sei los von deiner Krankheit!

13:13 Und legte die Hände auf sie; und alsobald richtete sie sich auf und pries Gott.

13:14 Da antwortete der Oberste der Schule und war unwillig, daß Jesus am Sabbat heilte, und sprach zu dem Volk: Es sind sechs Tage, an denen man arbeiten soll; an ihnen kommt und laßt euch heilen, und nicht am Sabbattage.

13:15 Da antwortete ihm der HERR und sprach: Du Heuchler! löst nicht ein jeglicher unter euch seinen Ochsen oder Esel von der Krippe am Sabbat und führt ihn zur Tränke?

13:16 Sollte aber nicht gelöst werden am Sabbat diese, die doch Abrahams Tochter ist, von diesem Bande, welche Satanas gebunden hatte nun wohl achtzehn Jahre?

13:17 Und als er solches sagte, mußten sich schämen alle, die ihm zuwider gewesen waren; und alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die von ihm geschahen.

13:18 Er sprach aber: Wem ist das Reich Gottes gleich, und wem soll ich's vergleichen?

13:19 Es ist einem Senfkorn gleich, welches ein Mensch nahm und warf's in seinen Garten; und es wuchs und ward ein großer Baum, und die Vögel des Himmels wohnten unter seinen Zweigen.

13:20 Und abermals sprach er: Wem soll ich das Reich Gottes vergleichen?

13:21 Es ist einem Sauerteige gleich, welchen ein Weib nahm und verbarg ihn unter drei Scheffel Mehl, bis daß es ganz sauer ward.

13:22 Und er ging durch Städte und Märkte und lehrte und nahm seinen Weg gen Jerusalem.

13:23 Es sprach aber einer zu ihm: HERR, meinst du, daß wenige selig werden? Er aber sprach zu ihnen:

13:24 Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet; denn viele werden, das sage ich euch, darnach trachten, wie sie hineinkommen, und werden's nicht tun können.
Vor dem schmalen Weg steht die enge Pforte. Da hindurch muss jeder, der das Leben finden will. Es gibt keine Ausnahmen! Niemand kann da für einen anderen hindurchgehen, jeder muss es persönlich tun. Unter Jesu Kreuz der Sünde tot sein, das ist die enge Pforte. Hier lege ab jegliche Bürde. Der Heiland selbst findet die Pforte eng; hier dringt nur der hindurch, der sich selbst, der Welt und der Sünde sterben will. Das eigne Wesen mit seinen Leidenschaften kommt nicht durch. Der Herr ruft dir zu: Gehe ein durch die enge Pforte! Sie ist also für dich da. Frage nicht: Was wird mein Nachbar tun? Freue dich, dass es dich persönlich angeht, denn auch du kannst ein Erstling Gottes werden. Heute handelt es sich um den Gehorsam, schlage alle Entschuldigungen sogleich nieder. Wer durch die enge Pforte eingegangen ist, kann und soll wandeln auf dem schmalen Wege. Jesus selber geht täglich voran, und gar so einsam ist der Weg auch nicht. Du findest Anschluss an liebe Mitpilger. Den Weg breiter machen zu wollen, wäre Vermessenheit und Selbstbetrug, vergebliche Mühe. Die Freuden des schmalen Weges sind keine geringen. Wahre Freiheit ist dir hier geschenkt, denn der Sohn Gottes macht wahrhaft frei. Leben genießest du, Lebenswasser aus dem Lebensquell fließt hier reichlich dem Wanderer zu. Nur unverzagt vorwärts, es geht der ewigen Heimat zu. Heute noch kann der Weg rau und steil sein, und morgen schon endet er ganz unvorhergesehen im wonnenreichen ewigen Leben. Aufwärts führt der Pfad; bald darfst du eintreten in das Land des himmlischen Lebens. (Markus Hauser)


Wer der Lehre des Herrn Jesu recht aufmerksam zuhörte, und den Unterschied merkte zwischen seiner und der Schriftgelehrten Lehre, dem mußte es klar werden, wie wenig der Sinn und Wandel des großen Haufens mit dieser Himmelslehre übereinstimme, und wie groß die Gefahr für viele sei, verloren zu werden. Daher fragte ihn einst einer seiner Zuhörer: „Herr, meinest du, daß wenige selig werden?“ (Luc. 13, 23.) Es war, als wollte er sagen: „Herr, ich sehe, daß nur wenige es sich den Ernst sein lassen, den du zur Seligkeit forderst, meidest du nun, daß nur diese, also nur wenige selig, die andern aber verloren werden?“ - Darauf sprach der Herr: „Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet; denn viele werden, das sage ich euch, darnach trachten, wie sie hinein kommen, und werden's nicht thun können. Von dem an, wenn der Hausherr aufgestanden ist, und die Thür verschlossen hat, da werdet ihr dann anfangen draußen zu stehen, und an die Thür klopfen und sagen: Herr, Herr, thue uns auf. Und er wird antworten, und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid. So werdet ihr dann anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf den Gassen hast du uns gelehret. Und er wird sagen: Ich sage euch, ich kenne euch nicht, wo ihr her seid; weichet alle von mir, ihr Uebelthäter. - So antwortet der Herr. Bewundere seine Weisheit, die immer nur das Eine, was Noth ist, im Auge hat. Bewundere seine Vorsicht, die dem Aufrichtigen nicht den Muth niederschlägt, sondern ihm bei gehörigem Ernst das Durchkommen und Gelingen zeigt; aber auch der Falschheit steuert, die auf Andere blickend und Andere vorwendend, doch eigentlich sich selbst meint und nur darauf zielt, daß ihr selber die enge Pforte solle weiter gemacht werden. Bewundere aber auch seine Entschiedenheit, die der Wahrheit nichts vergiebt, nichts auf's Ungewisse stellt, was einmal als gewiß dasteht, noch weniger, den Menschen zu gefallen, bald Ja, bald Nein in derselben Sache sagt. So ermahnt er dich, daß du zunächst für dich, auf die Errettung deiner Seele mit ganzem Ernst und Eifer um so mehr bedacht sein sollst, als auch unter denen, die nicht zu den Verächtern und Gleichgültigen gehören, viele aus Mangel an rechtem Ernst nicht zum Ziele kommen würden. Er verbirgt dir nicht, daß die Pforte enge sei. Aber so lange die Gnadenzeit wahret, ist es doch nicht eine verschlossene, wenn schon enge, Pforte, durch die wir eingehen können, wenn wir nur ernstlich wollen. Aber offen bleibt die Pforte nicht immer. Einmal wird sie verschlossen, und wer früher aus Mangel an Ernst nicht hat eingehen wollen, der wird dann aus gerechtem Gericht nicht eingehen können. Da wird sich mancher verwundern, der seiner Meinung nach ein guter Christ gewesen ist, weil er am Tisch des Herrn gegessen und getrunken, und der Predigt seines Wortes zugehört habe, daß er draußen bleiben soll. - Darum laß ab vom Fragen und Zählen, ob und wie viele oder wie wenige selig werden; und frage vielmehr, wie du gesinnt sein und wandeln müssest, um dich zu denjenigen zählen zu können, die der Herr einst als die Gesegneten seines Vaters wird eingehen heißen in das Reich, das ihnen bereitet ist vom Anbeginn der Welt. (Carl Johann Philipp Spitta)


Das Reich Gottes, welches man das Reich der Gnade zu nennen pflegt, hat eine enge Pforte, durch die man in dasselbe eingeht, innerhalb desselben aber ist ein schmaler Weg, auf welchem derjenige, der durch die Pforte durchgedrungen ist, in sein himmlisches Vaterland gehen muß. Der HErr Jesus hat nicht nur Matth. 7,13. gesagt: gehet ein durch die enge Pforte, sondern auch Luk. 13,24.: ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet. Ohne Zweifel fließt die Nothwendigkeit zu ringen daher, daß die Pforte eng ist. Wenn nämlich der HErr Jesus einen Menschen bekehren will, so findet Er ihn als trotzig und verzagt, als leichtsinnig und unglaubig, als lüstern und furchtsam, und kurz zu sagen als einen Menschen, dessen ganze Natur verderbt ist. Wenn aber nun der HErr Christus einen solchen Menschen, wie Paulus Phil. 3,12. redet, mit Seiner göttlichen kraft ergreift, so ergreift Er ihn auf vielen Seiten. Er läßt ihn Seinen Zorn, doch mäßiglich, fühlen, Er läßt eine Furcht vor dem Tod und der Hölle in ihm entstehen, und dabei wirkt Er in ihm ein Verlangen nach der Gnade, und eine Hoffnung, sie zu erlangen. Er läßt ihn die große Gewalt empfinden, welche die Sünde über ihn habe, Er läßt ihn in den Abgrund seiner Seele Blicke thun, und entdeckt ihm, wie grundlos sein Verderben sei: daneben aber bringt Er ihm Verheißungen von der Erhörung des Gebets in’s Angedenken, und treibt ihn zu anhaltenden und heftigen Seufzern und Gebeten. Er zeigt Sich ihm durch’s Wort, am Kreuz, auf dem Thron der Herrlichkeit und auf dem Richterstuhl: Er läßt ihn auch unter den Menschen herumschauen, und da Beispiele zur Aufmunterung und zum Schrecken betrachten. Er läßt ihn Versuche machen, sich selber zu helfen, hernach aber fühlen, daß er dadurch nicht gebessert worden sei: Er läßt ihn aber auch zuweilen Trost empfinden, und eine Erhörung seines Gebets erfahren. Er läßt ihn Anfälle vom Satan leiden, und wendet diese zur rechten Zeit wieder ab. Er legt auch äußerliche Leiden auf ihn, und nimmt sie zur rechten Zeit wieder weg. Alle diese auf einander folgenden und zuweilen zusammenkommenden Erkenntnisse und Empfindungen bringen die Seele, die ohnehin noch ungeübt ist, und Vieles nicht recht beurtheilen kann, in’s Gedränge. Sie will in’s Reich Gottes eingehen, und merket, daß die Pforte oder der Eingang eng sei. Weil sie aber doch durchdringen will, sintemal sie weiß, daß hinter ihr die Hölle und vor ihr der Himmel sei, und sie Hoffnung hat, daß es ihr gelingen werde, so geräth sie in ein Ringen, das ist, sie greift sich an, ihre Sehnsucht wird stark, sie betet heftig, klopft gleichsam mit Ungestüm an der Gnadenthür an; sie macht viele theils gerathende, theils mißrathende Versuche; sie enthält sich, wie es einem Ringenden zusteht (1 Kor. 9,25.), alles Dings, das sie an der Erreichung ihres Zwecks hindern könnte, bis sie ihren Zweck erreicht hat.
So erwecke und treibe denn der HErr Jesus einen Jeden, der’s nöthig hat, zu einem Ringen, das Ihm wohlgefällt, und erfülle alsdann die Verheißung an ihm Ps. 20,2.3.5.: der HErr erhöre dich in der Noth, der Name des Gottes Jakobs schütze dich. Er sende dir Hülfe vom Heiligthum und stärke dich aus Zion. Er gebe dir was dein Herz begehrt, und erfülle alle deine Anschläge!(Magnus Friedrich Roos)


So antwortet der Herr auf die Frage, ob Viele selig werden? Er giebt nicht die Zahl an, er spricht keinem die Möglichkeit ab, er mahnt nur: ringet darnach. Ohne Ringen erreichen wir nichts. Kämpfen, allen Eifer, alle Kraft daran setzen, das ist die Aufgabe unseres Lebens. Das ewige Leben ist nicht ein Erbe, das uns im Schlafe zufällt, sondern eine Perle, die man suchen und kaufen, ein Kleinod, nach dem man laufen, eine Krone für die man streiten, eine Ernte, für die man Saamen streuen muß. –Es jubelt die Mutter hoch auf, wenn sie das neugeborene Kindlein an die Brust drückt, hat sie es doch im heißen, schmerzensreichen Kampfe errungen. Es ist der Sieges-Lorbeer der köstlichste Schmuck des Hauptes, ist er doch errungen im glühenden Kampfe der mörderischen Schlacht. Es ist der Friede ein herrliches Gut, grünen seine Palmen doch auf der blutgetränkten Wahlstatt des Streites. Wie wir aber die lieblichsten und erhabensten Güter der Erde nur erringen im Kampf und Streit, so wird auch die Pforte des ewigen Lebens nur Denen aufgeschlossen, welche darnach ringen. Wonach ringen doch die Menschen alle und mit welchem Eifer jagen sie nach ihren selbstgewählten Zielen? Es giebt achtbare fleißige Leute, welche Tag für Tag vom frühen Morgen bis zum späten Abend in das Joch der Arbeit sich spannen, um sich und den Ihrigen ein ruhiges Leben und eine sorgenfreie Lage zu bereiten, aber an den ewigen Frieden denken sie nicht, und wie man da? erreichen möge, getrost und freudig den letzten Schritt aus diesem Leben in die ewige Zukunft hinüber zu thun, dafür wird kein Auge und kein Finger aufgehoben. Ja, es giebt Menschen mit grauem Haupte, welche bis in ihre spätesten Tage hinein mit Sorgen der Nahrung sich beschweren, und denen die Sorge um die Seligkeit kaum vorübergehend durch die Seele zieht. Allen diesen verblendeten Seelen, die in Gottentfremdung und in dem traurigen Wahn dahin leben, als dürfe man hier unten nur die Augen zuschließen zum Todesschlaf, um droben als ein lichter Engel wieder zu erwachen, diesen allen ruft der Herr mit allem Eifer seiner Sünderliebe zu: ringet, daß ihr eingehet durch die enge Pforte! O sollten wir diese Stimme gleichgültig und trotzig überhören? Es gilt ja nicht vergängliche Erdengüter, sondern ewige Himmelsschätze, es gilt ja nicht die armselige Ehre eines verweilenden Siegeskranzes, sondern eine ewige Krone zu erkämpfen, es gilt die Eine große Sorge zu überwinden, die der Herr auf uns selbst gelegt hat, die Sorge um unsrer Seelen Seligkeit.
O Herr, stärke mein Herz mit deiner Kraft, daß ich mich im Ringen nach der Seligkeit fest an dich halte und durch nichts von dir abwenden lasse, denn du bist der Herzog unsrer Seligkeit. Amen! (Spieker, Christian Wilhelm)

13:25 Von dem an, wenn der Hauswirt aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat, da werdet ihr dann anfangen draußen zu stehen und an die Tür klopfen und sagen: HERR, HERR, tu uns auf! Und er wird antworten und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid?

13:26 So werdet ihr dann anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf den Gassen hast du uns gelehrt.

13:27 Und er wird sagen: Ich sage euch: Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid; weichet alle von mir, ihr Übeltäter.

13:28 Da wird sein Heulen und Zähneklappen, wenn ihr sehen werdet Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen.

13:29 Und es werden kommen vom Morgen und vom Abend, von Mitternacht und vom Mittage, die zu Tische sitzen werden im Reich Gottes.

13:30 Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.

13:31 An demselben Tage kamen etliche Pharisäer und sprachen zu ihm: Hebe dich hinaus und gehe von hinnen; denn Herodes will dich töten!

13:32 Und er sprach zu ihnen: Gehet hin und saget diesem Fuchs: Siehe, ich treibe Teufel aus und mache gesund heut und morgen, und am dritten Tage werde ich ein Ende nehmen.

13:33 Doch muß ich heute und morgen und am Tage darnach wandeln; denn es tut's nicht, daß ein Prophet umkomme außer Jerusalem.

13:34 Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigest, die zu dir gesandt werden, wie oft habe ich wollen deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihr Nest unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!

13:35 Sehet, euer Haus soll euch wüst gelassen werden. Denn ich sage euch: Ihr werdet mich nicht sehen, bis daß es komme, daß ihr sagen werdet: Gelobt ist, der da kommt im Namen des HERRN!
Mein Heiland und mein Erlöser, ach dass ich doch alle Tage spräche: „Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ dass ich doch Dich immer im Herzen hätte, dass mein Herz doch immer voll wäre von Dir und Deinem Preise; dass Deine Liebe nie von mir wiche, und immerdar Dein Licht und Deine Wahrheit in meine Seele leuchtete! Herr, Du weißt, wie lieb ich Dich habe und wie ich voll Sehnsucht bin, stets nur immer so zu wandeln wie Du, so zu leben, wie Dein Gebot es fordert. Was Du uns warest, das möchte auch ich gern Anderen sein; wie Du Deinen Vater liebest, so möchte auch ich Ihn gerne lieben; was Deine Liebe für die Menschen tat, das möchte auch ich, so weit es meinen Kräften möglich ist, gern für meinen Bruder tun. Dass mein ganzes Herz, meine ganze Seele sich in Dir verkläre und ganz Dein Eigentum werde, danach stehet immerdar mein Sinn; das, flehe ich, wollest du mir gewähren. Lass, o Heiland der Welt, mich immer wollen und begehren, was Dir lieb ist. Immerdar sei mein Wille Dein Wille; was Du nicht willst, das möge ich nimmer wollen. Du bist mein Ruhm, nach dem ich strebe; Du mein Friede, nach welchem ich ringe. Nichts kann mich von Deiner Liebe scheiden, denn Deine Liebe ist immer Seligkeit; nichts kann mir Deine Verheißung und Deine Hoffnung rauben, denn Dein Wort ist die ewige Wahrheit, und was Du zugesagt hast, das ist gewiss. Wandle ich auch hier in Trübsal oder Angst, in Verfolgung oder Hunger, in Blöße oder Fährlichkeit, so verlasse ich doch Dich nicht, wie Du mich nicht verlässest. Du bist mein, und ich bin Dein; Alles, was ich habe, gehört Dir und Deinem Willen. Du bist meines Herzens wahrer Friede und alleiniger Trost; ohne Dich ist meine Seele nur Unfriede, Angst, Furcht und Bangigkeit.
Mein Herr und Heiland, lass mich der Erde absterben und Dir ewig angehören; wie Du littest, lass auch mich leiden, wie Du starbst, auch mich sterben; Deine Hoffnung führe mich durch die Nacht des Todes hinüber zu Deiner ewigen Herrlichkeit, zu Deinem ewigen Lichte. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


In diesem Kapitel berichtet der Evangelist erstlich von den Galiläern, deren Blut Pilatus, der römische Landpfleger, aus Grausamkeit mit ihrem Opfer vermischet, und dann von den achtzehen, auf welche der Thurm zu Siloah gefallen war - und sie erschlagen hatte.
Hiebei nimmt der HErr Jesus Gelegenheit, Seine Jünger und uns alle, die wir für Christen gehalten seyn wollen, zu erinnern, mit was für Gedanken wir dergleichen plötzliche und andere Unglücksfälle ansehen sollen, dadurch einzelne oder viele Menschen zugleich hingeraffet werden, nämlich also, daß wir uns nicht übereilen - und meinen, Gott habe das Unglück verhänget, weil die Menschen, die es betroffen, vor andern sich schwerlich an Ihm versündiget, vielmehr auf uns selbst Acht haben und glauben: wenn wir uns nicht bessern - noch von unsern Sünden abstehen, so werde es uns ebenso gehen.
Und es ist insonderheit das Gleichniß merkwürdig, so der Heiland anführet, von dem Feigenbaum, an welchem der Herr des Weinbergs drei Jahr nacheinander vergeblich Frucht gesucht - und deßhalb dem Weingärtner befohlen, er solle den unnützen Baum abhauen, damit er das Land nicht hindere, das ist, anderen nützlichen und fruchtbaren Bäumen und Gewächsen die Stelle und den Platz nicht nehme. Jedoch hat er sich durch den Weingärtner erbitten lassen, daß der Baum noch ein Jahr stehen blieb, um zu sehen, ob er dann Frucht tragen möchte.
Dadurch ist nämlich vorgebildet, wie Gott der Herr auch mit vielen unter uns, die Er in den Weinberg Seiner Kirche gepflanzet hat, große Geduld habe - und lang warte, ob wir rechtschaffene Früchte der Buße - und eines recht christlichen, gottgefälligen Lebens bringen möchten; wozu Er uns Seine Gnade und Kraft nicht fehlen läßt. Da würde Er nun, weil bei den meisten keine Buße und Besserung erfolgt, längst Ursache und Recht gehabt haben, uns abhauen, das ist, in allen unsern Sünden sterben und verderben zu lassen, wenn nicht durch die kräftige Fürbitte Seines Sohnes Jesu Christi und getreuer Lehrer in der Kirche Sein Zorn aufgehalten, und unser wohlverdienter Untergang noch abgewendet worden wäre.
Wenn wir also durch diese Güte und Langmuth Gottes uns zur Buße leiten lassen, so sollen wir noch länger stehen bleiben, das ist, uns Seiner gnädigen Obhut und Beschirmung in der christlichen Kirche zu getrösten haben. Wo aber keine wahre Bekehrung und Herzensänderung erfolgt, so dürfte unser Gericht unversehens hereinbrechen - und uns vielleicht plötzlich dahinreißen.
In dem folgenden zeiget Christus, da er am Sabbath einem armen Weib geholfen, welches schon achtzehn Jahr mit einem Geist der Krankheit behaftet gewesen, das ist, durch Gottes Zulassung von dem bösen Feind krumm und lahm gemacht worden war, daß man, obgleich das Elend noch so lang währet, zu keiner Zeit und an keinem Tag an Seiner Hilfe verzagen, den Sabbath aber vornehmlich auch mit Werken der Liebe an dem Nächsten zubringen und heiligen soll; was die Heuchler nicht thun, sondern sie meinen, mit Ablassen von werktäglicher Arbeit und mit Besuchen des Gottesdienstes dem Sabbath oder Sonntag ein Genüge zu leisten.
Wenn ferner unser Seligmacher auf die Frage, ob wenige selig werden, antwortet: „Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet; denn viele werden, das sage ich euch, darnach trachten, wie sie hineinkommen, und werden's nicht thun können“, so sollen wir daraus lernen, wie es um das rechtschaffene und wahre Christenthum keine so leichte Sache sey, als sich die Menschen insgemein einbilden, sondern daß ein ernstlich Ringen und Kämpfen dazu gehöre, und daß man mit dem Apostel Paulus darüber alles andere dahinten lassen, gering schätzen - und alles Leiden dieser Zeit geduldig tragen, sich hingegen strecken und immerfort arbeiten müsse nach dem, das da vornen ist.
Wo man dies zu thun verabsäumet - und meinet, auf dem Kranken- und Todtbette sey es mit etlichen Seufzern ausgerichtet, kann es wohl geschehen, daß Gottes Gnade, die wir so lange verschmähet und verachtet, nicht mehr über uns schwebet, und ihre Thüre zugeschlossen bleibet, und der Hausherr auf unser Anklopfen antwortet: „Ich kenne euer nicht, wo ihr her seyd.“
Darum wenn wir dem zuvorkommen und verhüten wollen, daß auch unser Haus uns wüste gelassen werde, oder daß Gott mit Seinem Geist und Gaben von uns weiche, wie den gottlosen Juden und der Stadt Jerusalem widerfahren ist, deren Kinder der HErr Jesus - nach dem letzten Theil dieses Kapitels - oft hat versammeln wollen, wie eine Henne ihr Nest unter ihre Flügel, - so lasset uns noch jetzt die Stimme Jesu Christi hören - und derselben auch gemäß wandeln; wozu Er selbst, der Heiland, Seine Gnade und Seinen Segen geben wolle, daß unser keiner dahinten bleibe - noch der letzte sey, daß vielmehr wir allesammt der Seligkeit nach diesem Leben theilhaftig werden mögen - um Seiner ewigen Erbarmung willen. Amen. (Veit Dieterich)

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