Matthäus, Kapitel 8
8:1 Da er aber vom Berg herabging, folgte ihm viel Volks nach.
Dieser Vers bezieht sich auf den Schluss der vorhergehenden Rede. Die, denen Christus sich vorstellte, wollen mehr von ihm wissen. (Matthew Henry)
8:2 Und siehe, ein Aussätziger kam und betete ihn an und sprach: HERR, so du willst, kannst du mich wohl reinigen.
Die helfende Macht Jesu ist wunderbar; aber auch das, was der Aussätzige tat, ist ein strahlendes Wunder und enthüllt Gottes herrliches Wirken. Wenn ein Aussätziger stumm wird und sich willenlos in sein Schicksal ergibt, so ist das kein Wunder, sondern Natur. Auch das ist kein Wunder, wenn er in seiner Verzweiflung nach jedem Strohhalm greift und sich an den herandrängt, der ihn vielleicht retten kann; auch das ist Natur. Wenn er, weil die Wunderberichte von Mund zu Mund liefen, nach dem Unmöglichen haschte und mit stürmischer Bitte Jesus anriefe: du kannst mich reinigen, du musst es tun, so bliebe auch dies noch in den Grenzen der Natur. Darin wäre nur das menschliche Fühlen und Begehren wirksam. Nun sagt aber der Aussätzige: „Wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Das ist Glaube, nicht Zweifel und nicht Trotz; das ist Bitte, nicht Befehl und nicht Klage. Der Glaube kann aber niemals in anderer Weise entstehen als so, dass unser Blick auf Gott gerichtet ist. Darum ist er ein Wunder, weil unser Blick nur dann auf Gott gerichtet ist, wenn Gott ihn auf sich lenkt. Keiner erkennt Gott anders als so, dass er von Gott erkannt ist. Nun entsteht die völlige Beugung: du verfügst über mich und dein Wille bestimmt mein Los; niemand zwingt dir deinen Willen ab; nur wenn du willst, geschieht das, was ich erbitte. Mit der Beugung entsteht aber zugleich die völlige Zuversicht: du kannst, wenn du willst; dein Wille ist durch nichts gebunden; deine Hilfe kennt keine Schranken und deine Liebe sinkt nie in die Ohnmacht hinab. Darum hat Jesus diesen Aussätzigen seinen Zeugen genannt, weil nicht nur die heilende Macht Jesu in ihm sichtbar ward, sondern auch das für den Priester und für jedermann ans Licht trat, wer die Hilfe Jesu erlangt, der Glaubende.
Deine Zeugen, lieber Herr, sind die, die Du glauben lehrst. Sie machen nicht ihre eigene Kraft sichtbar, sondern die Deine; denn sie leben aus Deiner Gnade, nicht aus ihrem eigenen Vermögen. Das ist der Beruf Deiner ganzen Christenheit, die selige Pflicht aller, die Deinen Namen nennen. Schenk auch mir, dass ich Dein Zeuge sei als Glaubender. Amen. (Adolf Schlatter)
8:3 Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will's tun; sei gereinigt! Und alsbald ward er vom Aussatz rein.
Wusste Jesus, was der Aussatz ist? Auch wir wissen es nicht, wenn uns auch heute der menschliche Leib nicht nur in seinen Umrissen sichtbar ist, wie für Jesus und seine Zeitgenossen. Uns ist aber doch, obschon wir nur einen kleinen Teil von dem sehen, was unseren Leib herstellt, die Wunderbarkeit seines Baus und die Festigkeit der Gesetze, die ihm alle seine Bewegungen geben, deutlicher enthüllt als den früheren Geschlechtern. Wir wissen darum auch etwas mehr von dem, was geschieht, wenn der Aussatz Stück um Stück des Leibes zerstört. Ändert das etwas am Verhalten Jesu? Wird es kleiner, vielleicht untypisch? Nichts ändert sich. Ob wir viel oder wenig vom Leib wissen, immer steht er als das andere vor uns, das wir nicht machen, weil wir es auch nicht kennen, und zu jeder Zeit erkannte jeder im Aussatz einen den Tod bewirkenden Vorgang, wenn er auch die Prozesse nicht im einzelnen kannte, die den Tod bewirken. Das wusste Jesus wie jedermann, als er sprach: „Ich will es, sei rein.“ Wie nahe, wie wirklich war ihm Gott, und nicht nur ihm selbst war er nahe, ihm in der Tiefe seines vom Geist erfüllten Herzens, nein, auch dem Aussätzigen, seinem Leib und seinen verfaulenden Gliedern. Auch bei ihm war Gott gegenwärtig in seiner Schöpfermacht. Nahe ist er, aber unsichtbar. Was hier geschah, ist alles andere als eine Vermenschlichung Gottes und hat nichts mit Träumen eines Visionärs gemein, der Gott zu schauen meint. Alles bleibt ganz in jenes Geheimnis gehüllt, das Gottes Schaffen immer verbirgt. Nur der Ausgang macht es offenbar. Als der Aussätzige vor dem ihn prüfenden Priester stand, sagte auch dieser das Wort, das vor ihm Jesus sprach: „Du bist rein.“ Es gibt nichts, was die Natur so machtvoll heiligt und ihren Zusammenhang mit Gott so deutlich ins Licht stellt als Jesu Wundertun.
Ich bedarf, Vater, Dich und Deine Gnade nicht nur für mein inwendiges Leben, sondern auch für meinen Leib, ohne den ich kein inwendiges Leben habe. Aber auch unser entstellter und sterblicher Leib ist von deiner gnädigen Macht umfasst. Dafür sei Dir Lob und Dank gesagt. Amen. (Adolf Schlatter)
8:4 Und Jesus sprach zu ihm: Siehe zu, sage es niemand; sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat, zu einem Zeugnis über sie.
In diesen Versen sehen wir die Erzählung der Heilung, die Christus an einem Leprakranken durchführt, der kommt und ihn anbetet wie einen mit göttlicher Macht. Diese Heilung weist uns nicht nur darauf hin, dass wir uns an Christus wenden sollen, der Macht über körperliche Krankheiten hat, damit diese geheilt werden, sondern sie lehrt uns auch, auf welche Art und Weise wir ihn bitten sollen. Wenn wir nicht sicher sind, was Gottes Wille ist, so dürfen wir uns doch seiner Weisheit und Gnade sicher sein. Keine Schult ist so groß, dass sie nicht durch Christi Blut gesühnt wird; keine Verderbtheit ist so stark, dass sie nicht durch seine Gnade unterdrückt werden kann. Um gereinigt zu werden, müssen wir uns seiner Gnade anbefehlen; wir können es nicht wie eine Schuldigkeit verlangen, sondern wir müssen demütig um eine Gunst bitten. Diejenigen, die durch den Glauben Christus um Gnade und Erbarmen bitten, dürfen sicher sein dass Er ihnen gerne die Gnade und das Erbarmen zukommen läßt, die sie so suchen. Und die Schwierigkeiten sind gesegnet, die uns dazu führen, Christus kennenzulernen und sie veranlassen uns, Hilfe und Rettung von Ihm zu erbitten. Lass diejenigen, die von ihrer geistlichen Leprakrankheit geheilt werden, zu Christi Dienern gehen und ihren Fall darlegen, damit diese sie anweisen, trösten und für sie beten. (Matthew Henry)
8:5 Da aber Jesus einging zu Kapernaum, trat ein Hauptmann zu ihm, der bat ihn
8:6 und sprach: HERR, mein Knecht liegt zu Hause und ist gichtbrüchig und hat große Qual.
8:7 Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen.
8:8 Der Hauptmann antwortete und sprach: HERR, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach gehest; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.
Das paßt gut zu dem vorher Gesagten. Gott will bei uns einkehren; und wir staunen. Wie ist das möglich? „Ich bin's nicht wert,“ müssen auch wir sagen, „daß Du bei mir einkehrest.„ Dort sagt's ein Heide, dessen Knecht krank war, und in dessen Haus des Kranken wegen der HErr gehen wollte. Weil aber einem Juden das Haus eines Heiden für unrein galt, so wollte dieser Heide dem HErrn das nicht zumuthen, daß Er sich nach jüdischen Begriffen auf einen Tag verunreinige, indem Er zu ihm in's Haus gehe. „HErr,“ sagt er, „ich bin's nicht wert! Das kann ich Dir nicht zumuthen; ich gehöre nicht zu den Geheiligten Deines Volkes.“ Als Römer, hätte er denken können, sei er's wohl wert; aber der Römer ist jetzt bei diesem Hauptmann ganz vergessen. Er stellt sich vor das Angesicht Gottes; und da merkt er nach allen Beziehungen, daß er der Mensch nicht sei, daß so ein Heiliger, Gottgesandter, Gottes Sohn, der JEsus war, in seine Hütte hineinkomme.
Diese Gesinnung des Hauptmanns ist gerade die, bei welcher der HErr am Meisten an uns tun kann. Wenn wir uns aller Dinge unwert achten, kommt der Heiland am Liebsten zu uns. Wenn wir aber gleichsam drauf warten, daß Er zu uns komme, uns helfe, wenn wir bitten, weil wir es seien, da läßt Er uns ordentlich warten, oder geht Er gar an uns vorüber. Seine Freundlichkeit und Hilfe wird immer der am ehesten erfahren, der sich herunterschätzt und denkt, er sei's nicht wert. Warum das? fragst du. Darum, weil ein Solcher in der Wahrheit steht. Wer aber denkt: „Ich bins wert!“ der steht in der Lüge; und Gott ist ein Gott der Wahrheit, und nicht der Lüge, will unser Gott sein in der Wahrheit. Was kostet's doch, bis ein Mensch so weit kommt, Gott gegenüber, nach Umständen auch Menschen gegenüber, sich jeder Ehre und Liebe unwert zu achten? Am Schlimmsten ist's, wenn man auf sein Christetttum pocht, und meint, der liebe Gott müsse nur gleich alle Thüren aufmachen, wenn so ein gläubiger Bruder kommt und bittet. Kein Wunder, daß der HErr scheint so langsam mit Seinen Gnadenbezeigungen zu sein, da Er nur bei Wenigen die Sinnesniedrigkeit findet, welche vor Ihm allein angemessen ist. Ein Fremder, ein Heide, ein Sogenanntes Weltkind, wie da der Hauptmann, triffts oft besser, wie auch der HErr da sagt. „Wahrlich, einen solchen Glanben habe Ich in Israel nicht funden.“ Der HErr gebe, daß wir den Weg unserer Vereinigung mit Gott in der Armuth und Demuth suchen. „Den Demütigen giebt Gott Gnade.“ (Christoph Blumhardt)
8:9 Denn ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe unter mir Kriegsknechte; und wenn ich sage zu einem: Gehe hin! so geht er; und zum andern: Komm her! so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das! so tut er's.
8:10 Da das Jesus hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden!
8:11 Aber ich sage euch viele werden kommen vom Morgen und vom Abend und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen;
8:12 aber die Kinder des Reiches werden ausgestoßen in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappen.
8:13 Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht ward gesund zu derselben Stunde. 1); 2); 3); 4)
Dieser Hauptmann war ein Heide, ein römischer Soldat. Obwohl er ein Soldat war, war er doch ein rechtschaffener Mann. Keines Berufung oder Platz wird eine Entschuldigung für Unglaube und Sünde sein. Sieh an, wie er den Fall seines Knechtes erzählt. Wir sollten uns selbst um die Seelen unser Kinder und Diener kümmern, die geistlich krank sind, die geistliche Verirrungen nicht erkennen, die nicht wissen, was geistlich gut ist; und wir sollten sie durch Glauben und Gebet zu Christus führen. Beachte seine Selbsterniedrigung. Demütige Seelen werden noch demütiger durch Christi gnädiges Handeln an ihnen gemacht. Beachte seinen großen Glauben. Je bescheidener wir selbst sind, desto stärker wird unser Vertrauen auf Christus sein. Der Hauptmann zeigt seine Anerkennung sowohl darin, dass er Ihm göttliche Macht zutraut als auch Vollmacht über alle Geschöpfe und Naturgewalten, als ein Meister über seinem Knecht. Solche Knechte sollten wir alle Gott gegenüber sein; wir müssen gemäß seinen Anweisungen im Wort und gemäß seinem göttlichen Ratschlag kommen und gehen. Doch wenn der Sohn des Menschen kommt, findet er wenig Glauben, deshalb findet er wenig Frucht. Durch eine Berufung nach draußen können wir uns Königskinder nennen; aber wenn wir darin bleiben und nichts anderes vorzuweisen haben, werden wir hinausgeworfen werden. Der Knecht erfuhr Heilung von seiner Krankheit und er Herr bekam eine Bestätigung seines Glaubens. Was zu ihm gesagt wurde, wird allen gesagt, Glaube und empfange; nur glaube. Siehe die Macht Christi und die Kraft des Glaubens. Die Heilung unserer Seelen ist zugleich die Auswirkung und der Beweis unseres Interesses am Blut Christi. (Matthew Henry)
Nun weiß ich, was mir geschehen wird. Mein Glaube verlangt nach Gottes Frieden; Er gibt mir ihn. Mein Glaube verlangt nach Gottes heilender Hand, die mich davor behütet, dass mich der Fluch meiner Sünden verderbe; es geschieht mir nach meinem Glauben und meine Sünden sind mir vergeben. Mein Glaube verlangt nach Gottes Leitung, dass er mir Weisheit gebe, um richtig zu handeln; er gibt sie mir. Mein Glaube verlangt nach seinem Dienst, dass durch meine Hand seine Gaben zu denen kommen, die er mit mir verbunden hat; es geschieht mir nach meinem Glauben.
Mein Glaube verlangt nach der Einheit mit allen, die Jesus lieb haben, nach dem Aufbau seiner Kirche, nach ihrer Befreiung von allem, was sie hemmt, nach ihrer Rüstung mit Erkenntnis und Liebe zu redlichem Werk. Das ist kein eitler Wunsch, kein zerfallendes Ideal; es geschieht uns nach unserem Glauben.
Was stellt zwischen dem, was wir glauben, und dem, was wir empfangen, die feste Beziehung her? Sie hat ihren Grund nicht in der Beschaffenheit meines Glaubens, in seiner Größe oder Würde oder gar in einer Zwangsgewalt über Gottes Wirken. Nichts ist mein Glaube und aller Glaube durch sich selbst. Was er ist und wirkt, kommt von dem, an den er glaubt. Die Regel Jesu: Nach deinem Glauben geschehe dir, ist der Spruch der reinen Güte, das Wort dessen, der gern hilft, das Bekenntnis zum Reichtum Gottes, der für alle reich ist, die ihn anrufen, die Verherrlichung des gebenden Gottes, der Licht ist ohne Finsternis.
Vor Dir, Herr, ist Freude die Fülle und liebliches Wesen vor Deinem Angesicht. Denn Du öffnest Deine milde Hand und sättigst uns alle nach Deinem Wohlgefallen. Ich kann nicht tun, was ich soll, wenn nicht Freude in mir lebt. Ich empfange sie im Anblick Deiner Gnade, die zu mir spricht: nach deinem Glauben geschehe dir. Amen. (Adolf Schlatter)
8:14 Und Jesus kam in des Petrus Haus und sah, daß seine Schwiegermutter lag und hatte das Fieber.
8:15 Da griff er ihre Hand an, und das Fieber verließ sie. Und sie stand auf und diente ihnen.
8:16 Am Abend aber brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister aus mit Worten und machte allerlei Kranke gesund,
8:17 auf das erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht: „Er hat unsere Schwachheiten auf sich genommen, und unsere Seuchen hat er getragen.“ 5)
Petrus hatte eine Frau, obwohl er ein Apostel Christi war, der zeigte, dass er das Verheiratetsein gut fand, dadurch, dass er zur Verwandtschaft der Frau des Petrus gütig war. Die römische Kirche, die Gottesmännern verbietet zu heiraten, widerspricht diesem Apostel, auf den sie sonst so viel hält. Er hatte die Mutter seiner Frau bei sich in der Familie, was als Beispiel gilt, gütig zu unseren Verwandten zu sein. Bei geistlicher Heilung spricht die Schrift das Wort, der Geist rührt an, berührt das Herz, berührt die Hand. Solche, die von Fieber frei werden, sind gewöhnlich schwach und einige Zeit danach noch matt; aber damit gezeigt wird, dass diese Heilung übernatürlichen Ursprungs war, geht es der Frau sofort so gut, dass sie sich um die häuslichen Angelegenheiten kümmert. Die Wunder, die Jesus tat und die überall Aufsehen erregten, scharten viele um ihn herum. Er heilte alle, die krank waren, wie böse der Kranke auch war und wie schlecht sein Zustand auch war. Es gibt so viele Krankheiten und Gebrechen, denen wir körperlich unterworfen sind; und, mit den Worten des Evangeliums ausgedrückt, es gibt mehr als in allen Schriften der Philosophen steht, da Jesus Christus unsere Krankheiten erlitten hat und unsere Trauer getragen hat , um uns in den Krankheiten Hilfe und Trost zu geben. Lasst uns keine Mühe, Sorge oder Ausgabe scheuen, um anderen Gutes zu tun. (Matthew Henry)
8:18 Und da Jesus viel Volks um sich sah, hieß er hinüber jenseit des Meeres fahren.
8:19 Und es trat zu ihm ein Schriftgelehrter, der sprach zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wo du hin gehst.
8:20 Jesus sagt zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hin lege.
Als heimatlos beschreibt sich Jesus. Er hat nicht eine Wohnung, die ihm für die Nacht eine Stätte zu sicherer Ruhe darböte. Daher macht er auch die Seinen heimatlos. Einen Bau, wie der Fuchs sich ihn gräbt, oder ein Nest, wie ein Vogel es sich baut, verschafft er seinen Jüngern nicht. Die Armut Jesu wird dadurch nach derjenigen Seite sichtbar, an der sie besonders schmerzhaft drückt; nicht nur so, wie sie den verächtlichen Spott derer erregt, für die Reichtum das einzige solide Glück und Gut bedeutet, nicht nur in der Weise, dass die Entsagung nur den Genuss beschränkt und auf das verzichtet, was sich als verschönender Schmuck um unser Leben legt. Hier greift die Entbehrung das Unentbehrliche an und schmälert die Bedingungen des Lebens, die durch nichts anderes zu ersetzen sind. Die Arbeit des Tages ist geschehen und die ermüdende Wirkung macht sich fühlbar. Das Bedürfnis nach Ruhe ist da. Aber es fehlt der Ort, an dem sich der erquickende Schlaf finden ließe. Die schützenden Wände, die die anderen fern halten, fehlen und der dringende Anspruch, den der Dienst an Jesus stellt, treibt die Ruhe weg. Damit war nicht nur ein Luxus preisgegeben, der ohne Schaden entbehrt werden kann. Hier war auch das nicht vorhanden, was die Natur fordert und was sie deshalb auch dem Tier gewährt. Daraus wurde aber für Jesus keine Not, über die er klagen möchte, und auch für den, der ihm nachfolgen möchte, entsteht daraus kein Grund, der ihn abschrecken dürfte. Er hat sich freilich klar zu machen, was er tut, wenn er sich zu Jesus hält, ob ihm auch dann die Gemeinschaft mit Jesus Freude bleibt, wenn sie ihn heimatlos macht und ihm keine Ruhe lässt, ob seine Liebe die Kraft habe, dass sie ihm auch diese Entbehrung versüßt. An Jesus hat er vor Augen, dass die Liebe das vermag und den Sieg über unser natürliches Empfinden und Bedürfen gewinnen kann. Indem Jesus sogar auf die Stätte, die ihm die Ruhe gewährt, verzichtete, bewährt er die Wahrheit seines Wortes, dass seine Speise das sei, den Willen Gottes zu tun und sein Werk zu vollenden. Aus seinem Wirken entsteht seine Kraft, aus der Entbehrung erblüht ihm die Freude und der rastlose Dienst macht ihn froh und reich. So legt uns Jesus das Psalmwort aus: „Vor dir ist Freude die Fülle“, auch für den Heimatlosen, der weder Platz noch Zeit zum Ruhen hat.
Auch wenn wir zu Dir kommen, lieber Herr, schwebt uns das vor, was wir bei Dir für uns gewinnen; denn es wird uns schwer, nicht an uns selbst zu denken. Wir bedürfen die Ruhe und bedürfen die Freude, Was die Natur aus uns macht, macht sie uns unentbehrlich. Du hast sie uns auch verheißen und gibst sie uns, aber in neuer Weise, nicht so, wie wir sie uns selber bereiten, sondern so, wie Deine Liebe sie uns schenkt. Dir wende ich mich zu mit aufgedecktem Angesicht und bitte Dich: mache mich zu deinem Bild. Amen. (Adolf Schlatter)
8:21 Und ein anderer unter seinen Jüngern sprach zu ihm: HERR, erlaube mir, daß hingehe und zuvor meinen Vater begrabe.
8:22 Aber Jesus sprach zu ihm: Folge du mir und laß die Toten ihre Toten begraben!
Einer der Schriftgelehrten war zu schnell beim Geben eines Versprechens; er bezeichnet sich selbst als einen eifrigen Nachfolger Christi. Er scheint sehr entschieden zu sein. Viele religiöse Vorsätze entstehen in schnellem Entschluß und werden ohne gründliche Überlegung vorgenommen; sie führen zu nichts. Als dieser Schriftgelehrte sich anbot, Christus nachzufolgen, könnte man meinen, er hätte dazu ermutigt werden sollen; ein Schriftgelehrter könnte mehr Nutzen und Dienst bringen als zwölf Fischer; aber Christus sah sein Herz und antwortete auf seine Gedanken und lehrt allen dabei, wie man zu Christus kommen soll. Sein Entschluss scheint aus einem weltlichen, begehrlichen Prinzip zu stammen; doch Christus hatte keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen konnte, und wenn er ihm nachfolgt, darf er nicht erwarten, dass er besser leben könne als er lebte. Wir haben Grund dazu, zu denken, dass dieser Schriftgelehrte wegging. Ein anderer war zu langsam. Verzögerung im Handeln ist einerseits so schlecht wie andererseits Überstürzen beim Lösen von Problemen. Er bat darum, wegzugehen um seinen Vater zu begraben und dann wolle er Christus dienen. Dies scheint vernünftig gewesen zu sein, dennoch war es nicht richtig. Er hatte keinen feurigen Eifer bei der Arbeit. Das Begraben eines Toten, insbesondere eines toten Vaters, ist eine gute Arbeit, aber es ist jetzt nicht Deine Aufgabe. Wenn Christus unser Dienen erwartet, muss die Zuneigung sogar zum nächsten und liebsten Verwandten und zu Dingen, die nicht unsere Pflicht sind, hintenan stehen. Eine unwillige Gesinnung will niemals eine Ausrede. Jesus sagte zu ihm, Folge mir; und, zweifellos ging von diesem Wort Kraft zu ihm aus, wie bei anderen; er folgte Christus und hielt an ihm fest. Der Schriftgelehrte sagte. Ich will Dir folgen; zu diesem Mann sagte Christus, Folge mir; wenn man beide vergleicht, zeigt es sich, dass wir zu Christus gebracht werden durch die Kraft seines Rufes an uns (Römer 9,16). (Matthew Henry)
Jede Gemeinschaft, in der seine Jünger standen, machte Jesus löslich und hob sie aus jeder Abhängigkeit heraus. Das machte er den Jüngern besonders deutlich, als er einem Jünger, der zu seiner Nachfolge bereit war, untersagte, zuerst noch seinen Vater zu begraben. Es war das ernsthafte Begehren dieses Mannes, dass Jesus ihm seine Nachfolge gewähre. Seinem Entschluss widersetzte sich aber plötzlich ein Hindernis: der Vater starb. Für jedes jüdische Gewissen war sonnenklar, was jetzt zu geschehen hatte. Schon wenn die Leiche eines Unbekannten gefunden wurde, war es die Pflicht eines jeden, der sie fand, ihr ein Grab zu bereiten. Hier war aber der Vater zu bestatten. War das nicht eine deutliche Weisung Gottes, dass der Sohn seinen Entschluss aufzuschieben hatte, nicht nur, bis die Leiche des Vaters im Grabe lag, sondern bis die sieben Trauertage vorbei waren? Nur so gehorchte er dem göttlichen Gebot, das ihm befahl, den Vater zu ehren. Da auch Jesus in allem, was geschah, die Leitung des Vaters erkannte, hat auch er in diesem Todesfall den Finger Gottes wahrgenommen. Aber für ihn hatte das, was geschah, einen anderen Sinn, nicht den, dass er die Nachfolge Jesu aufschieben soll, sondern den, dass er die Größe und Tiefe dessen erkennen soll, was er von Jesus erbat, weil er nun begreifen und nicht nur begreifen, sondern bestätigen musste, dass es nun für ihn keine andere Gemeinschaft gilt als die mit seinem Herrn und keine andere Pflicht als die, die seine Nachfolge ihm bringt. Neben Gott und seinem Reich gibt es nicht noch andere Ziele und darum neben Jesus nicht noch andere Herren. Nun ist der ganze Wille Gottes für ihn in ein einziges Wort zusammengefasst: bleibe bei mir. Ist das ein gefährliches Wort, gefährlich für den Zusammenhalt der Familie, für die Festigkeit des Volkstums und für die Ordnung in der Kirche? Nichts kommt bei Jesus in Gefahr, was in Gott seinen Grund hat. Es gibt kein Band, das mich so fest mit den meinigen verbände und so vollständig mit meinem Volk vereinte und so treu an die Ordnungen der Kirche bände als Jesus und die Verbundenheit mit ihm, gerade deshalb, weil sie keine Beschränkungen zulässt und keine Ausnahmen erträgt. Er führt uns in die Natur und macht sie uns heilig und führt uns zu den Menschen und macht uns für sie treu und verwandelt unser Leben in den heilsamen Dienst, eben dadurch, dass er den Zwang sprengt, mit dem sie uns knechten und uns ihnen als die Freien um Gottes willen dienstbar macht.
Wer Dir gehört, Herr Christus, gehört Dir ganz. Du holst uns alle aus jeder Gemeinschaft heraus, in der wir stehen, weil wir Dir gehören. Wie reich und hell machst Du nun aber das Leben der Deinen! Nun kann ich Dir danken für Haus und Volk, für Staat und Kirche, für alles, was mir die Natur gewährt. Denn nun steht dies alles nicht mehr zwischen mir und Gott; denn ich gehöre Dir. Amen. (Adolf Schlatter)
8:23 Und er trat in das Schiff, und seine Jünger folgten ihm.
8:24 Und siehe, da erhob sich ein großes Ungestüm im Meer, also daß auch das Schifflein mit Wellen bedeckt ward; und er schlief.
Vater über Alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden, ich muß Dir klagen, daß mein Herz den großen Glauben des heidnischen Hauptmanns zu Capernau nicht besitzt, sondern manchmal so kleinmüthig ist, daß der glaube kaum schimmert wie ein Fünklein unter der Asche. Ach, stärke meinen Glauben, wenn er schwach wird, erleuchte meinen Verstand, und vertreibe die finstern Wolken der Einwendungen meines Fleisches und Blutes, und laß Deine unendliche Barmherzigkeit gegen den armen Sünder sich lebendig und kräftig an meiner Seele offenbaren, daß ich Dich liebe mehr um Deinet-, als um meinetwillen. Ich winde mich in meiner Glaubensschwachheit als ein schwaches Gewächs um Dich, Herr Jesu, als den Baum des Lebens, und falle in Deine Gnadenarme: bitte Du für mich und stärke mich, daß mein Glaube nicht aufhöre. Biete mir Deine Gnadenhand, daß ich nicht gar versinke. Laß das glimmende Fünklein, das Du in mir angezündet hast, mir selbst zusprechen: was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, ich werde Ihm doch noch danken, daß Er meines Angesichts Hülfe und mein Gott ist; ich bin und bleibe doch Dein Kind, das Du lieb hast, und das Dich lieb hat, was auch das böse Dichten und Trachten des Leibes und Todes will dawider reden; ich bin selig, aber noch in Hoffnung, wenn ich schon umhüllt bin mit mancherlei Schwachheiten. Unterdeß bitte ich Dich, Herr, mein Gott, mehre meinen Glauben, meine Hoffnung, meine Liebe, nimm mich mir und gieb Dich mir zum alleinigen und völligen Eigenthum. Gieb, daß ich durch Deine stärkende Gnade im Glauben immer beständig, fröhlich in Hoffnung, getröstet in Trübsal und thätig sei in den Werken und Früchten des Glaubens, und daß ich Deine Freundlichkeit und die Süßigkeit Deiner Liebe schmecken, recht fühlen und empfinden möge bis an mein seliges Ende, und alsdann mit vollen Segeln des Glaubens einfahren in den Hafen meiner seligen Ewigkeit. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)
In Jesu Gemeinschaft bleiben die Stürme nicht aus. Es geht nicht immer ruhig her da, wo Er ist. Ja, es ist nicht unmöglich, dass sich ein großer Sturm gerade deshalb erhebt, weil du mit Jesus im Schiff bist! Die feindlichen Kräfte haben stets den Herrn umtobt. Von Seiner Geburt an bis zum Tode am Kreuz ging Er durch Wind und Wetter. Stürme sind also nicht ein Zeichen Seiner Abwesenheit, sie bekunden es eher, mit wem wir zusammen sind. Weltleute leben meist ruhiger als Christi Jünger. Viele meiden ja Seine Gemeinschaft gerade aus dem Grunde, weil sie ein bequemes Leben vorziehen. - Es kam sogar so weit, dass das Schifflein mit Wellen bedeckt ward. Das war schlimm! Wer Ähnliches durchlebt hat, weiß etwas zu sagen von der Angst der Seele mitten in den Wassern großer Trübsal. Alles scheint verloren zu sein, alles ist erregt und empört sich gegen das Leben der Jünger. Mit Wellen bedeckt ist das Schiff, nichts als den Tod sehen die Geängstigten vor sich. Solche ernste Lebenslagen können urplötzlich eintreten. Heute bist du noch freudig im Glauben, morgen vielleicht schon erschreckt dich ein großer Sturm, und trübe Wasser bedecken dein schwaches Boot; nun sind die Tiefen deiner Seele aufgewühlt wie die Wasser des Meeres. „In der Welt habt ihr Angst.“ Bis an die Seele können die Todeswasser gehen! Doch nur getrost; Er spricht nur ein Wort, und alle Wellen legen sich. Wir sind beim Herrn. Er ist der Mann im Schiff, auf sein Wort tritt eine große Stille ein. (Markus Hauser)
“ Er aber schlief.„ Das bringt der Heiland fertig. Er kann schweigen. Er ist im Schifflein, aber Er tut, als ob Ihn dies alles nichts anginge. Ganz still verhält Er sich; wie ganz allein sind jetzt die Jünger! Und das gerade in der allerschwierigsten Lage! Es muss eben kund werden, was in unsern Herzen ist. Dieses scheinbare Verlassensein, während doch in Wirklichkeit Jesus nahe ist, gehört zu unserer Erziehung. Werde nur nicht irre an Ihm in diesen heißen Proben. Zur Bewährung sind sie da! - Und Seine Jünger sprachen: „Herr, hilf uns, wir gehen zugrunde!“ Kurz und sehr bestimmt sind diese Hilferufe aus tiefer Not. In der Not Ihn anrufen, das ist erlaubt. „Ihr sollt mir keine Ruhe lassen, bis ich mich über Zion erbarme“, spricht der Herr. Nur von Ihm kommt dir Hilfe. Er ist ja bei dir, rufe nur, Er ist deine Zuflucht. Wenn die Wasser dich wegzuschwemmen drohen, klammere dich an Ihn und sprich: Herr, hilf mir! „Und Er sagte zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen?“ Ach, wie diese Worte trösten! Sie klingen zwar wie ein Tadel, aber sie bringen Frieden ins Herz. In großer Not stellt sich der Glaube oft als noch klein heraus, aber wer sich gläubig an Christus wendet, erlebt, dass Er, der Herr, Sein Schweigen bricht und Sein Zuspruch wird zum Labsal. „Dann stand er auf, schalt die Winde und das Meer, und es ward eine große Stille.“ O, welch eine Freude, den Herrn für uns aufstehen zu sehen! Mit Winden und mit Wasserwogen geht Er um wie mit bösen Buben. Den dahinterstehenden feindlichen Mächten gilt Sein Beschelten, und sie gehorchen. (Markus Hauser)
8:25 Und die Jünger traten zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: HERR, hilf uns, wir verderben!
Nicht wahr, das klingt so fromm, dieses Hilfsgeschrei der Jünger in dem von Wellen schier bedeckten Boot - und es war doch ein schlechtes, böses Gebet. Jesus hatte ja den Plan gehabt, seine Herrlichkeit schlafend zu offenbaren, schlafend seine Jünger ans Land zu bringen. Hätten sie sich nur im Glauben daran gehalten, daß Gott seinen Sohn nicht auf die Erde gesandt hatte, damit er da im Sturm von den Wellen des Sees Genezareth verschlungen wird. Unsere Lage heute in der Welt ist ähnlich. Der Teufel macht einen Sturm gegen den Christenglauben; die Wellen der Feindschaft bei hoch und niedrig reißen ihr Maul auf, als wollten sie die Gemeinde Jesu schier verschlingen. Und Jesus scheint zu schlafen. Er vernichtet die Professoren und Pastoren und Zeitungsschreiber nicht, die ihn ganz öffentlich verhöhnen. Aber hat Jesus seine Kirche dazu gegründet, daß sie jetzt in solchen Zeitstürmen zugrunde geht? Nein, die Pforten Belials sollen sie nicht überwältigen! Wenn Jesus schläft, zeigt er damit, daß er den Feind verachtet und seines endgültigen Sieges über des Teufels Reich gewiß ist. Sollte uns diese Geschichte nicht stille machen und stark zum Glauben an Jesu Sieg?
Ja, ich glaube, daß du, Herr Jesus, deinen Sieg schon in Händen hast und daß kein Toben der Feinde deinem Reich Abbruch tun kann. Stärke mein Herz, daß ich nicht mehr erschrecke, ob die Berge mitten ins Meer sänken! Du bist größer in der Höhe und ich bin dein! Amen. (Samuel Keller)
8:26 Da sagte er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam? Und stand auf und bedrohte den Wind und das Meer; da ward es ganz stille.
8:27 Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was ist das für ein Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam ist? 6); 7); 8)
Es ist denjenigen zum Trost, die auf Schiffen in See stechen und dort oft in Gefahren sind, daran zu denken, dass sie einen Retter haben, auf den sie vertrauen können und zu dem sie beten können, der weiß, was es heißt, auf dem Wasser zu sein, und dort in Stürmen zu sein. Diejenigen, die mit Christus über den Ozean dieser Welt schiffen, müssen mit Stürmen rechnen. Seine menschliche Natur, unserer in allem außer der Sünde gleich, war beunruhigt, und er schlief diesmal, um den Glauben seiner Jünger zu prüfen. Sie kamen in ihrer Angst zu ihrem Meister. So ergeht es einer Seele; wenn Lüste und Versuchungen aufkommen und toben, und Gott, wie es damals war, schläft, bringt sie das an den Rand der Verzweiflung. Dann fleht sie um ein Wort aus seinem Mund: Herr Jesus, bleibe nicht untätig wegen mir, oder ich bin nicht mehr.
Viele, die echten Glauben haben, sind darin schwach. Nachfolger Christi neigen dazu, an einem stürmischen Tag durch Ängste beunruhigt zu sein; sie quälen sich selbst, dass die Dinge um sie herum schlecht sind und dass sie mit unguten Gedanken noch schlimmer sein werden. Große Stürme voller Zweifel und Furcht in der Seele, unter der Macht des Geistes der Gebundenheit, enden manchmal in einer wunderbaren Ruhe, die durch den Geist der Geborgenheit geschaffen und ausgesprochen wird. Sie waren erstaunt. Sie hatten noch nie gesehen, dass ein Sturm sich sofort in absolute Stille verwandelt. Er kann dies tun, kann alles tun, das Vertrauen weckt und in Ihm Trost schenkt, am stürmischsten Tag, mit oder ohne (Jesaja 26,4). (Matthew Henry)
8:28 Und er kam jenseit des Meeres in die Gegend der Gergesener. Da liefen ihm entgegen zwei Besessene, die kamen aus den Totengräbern und waren sehr grimmig, also daß niemand diese Straße wandeln konnte.
8:29 Und siehe, sie schrieen und sprachen: Ach Jesu, du Sohn Gottes, was haben wir mit dir zu tun? Bist du hergekommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist?
8:30 Es war aber ferne von ihnen ein große Herde Säue auf der Weide.
8:31 Da baten ihn die Teufel und sprachen: Willst du uns austreiben, so erlaube uns, in die Herde Säue zu fahren.
8:32 Und er sprach: Fahret hin! Da fuhren sie aus und in die Herde Säue. Und siehe, die ganze Herde Säue stürzte sich von dem Abhang ins Meer und ersoffen im Wasser.
8:33 Und die Hirten flohen und gingen hin in die Stadt und sagten das alles und wie es mit den Besessenen ergangen war.
8:34 Und siehe, da ging die ganze Stadt heraus Jesu entgegen. Und da sie ihn sahen, baten sie ihn, daß er aus ihrer Gegend weichen wollte. 9)
Du, ewiger Sohn Gottes, hast ehemals auch geschlafen! Du hast alle Schwachheit der Kinder Adams empfinden müssen, bis Du im Grabe die Gestalt des sündlichen Fleisches auf ewig ausziehen konntest. Aber, o wie heilig war Deine Ruhe! Ja, Herr Jesu, Du konntest sagen: „Der Vater läßt mich nie allein; denn ich thue allezeit, was Ihm gefällt.“ So schliefst Du im Schiff. Das Meer wüthete und wallete, Deine Jünger sahen den Tod; Du aber konntest mit Recht fragen: „Warum seid ihr so furchtsam?“ Heiliger Heiland, Dein menschliches Leben auf dieser Erde heiligt das arme Leben Deiner Gläubigen. Jesus Christus ist für uns gestorben – so sagt Dein Wort – daß wir, wir wachen oder schlafen, zusammen mit Ihm leben sollen. (1. Thess. 5,10.) O so heilige Dir denn auch meine Ruhe in dieser nacht, und so lange noch Sonne und Mond über mein Haupt untergehen sollen. Nun ist es finster geworden um mich her: laß mir das Licht Deines Angesichts leuchten und sei mir gnädig. Nun vergesse ich Sorge und Kummer: laß mich Dein auch im Schlafe nicht vergessen. Nun schweigen meine Lippen: laß meine Seele auch im Schlafe zu Dir beten. Herr, heilige meine Ruhe; reinige mein Herz, daß kein unreiner Traum mein Herz beflecke und Deinen Geist betrübe. Sei Du mein Traum, meine Freude und Wonne. – Der Schlaf hemmt auf einige Stunden jede meiner Beschäftigungen mit den Dingen dieser vergänglichen Welt; aber die Verbindung der Gläubigen mit ihrem Jesu ist nicht von dieser Welt. Sie ist himmlisch; denn Du bist der Herr vom Himmel. Und wenn wir in den namenlosen Augenblicken, die der Mensch Jahre nennt, das Bild des ersten Menschen getragen haben, der von der Erde und irdisch war: so sollen wir durch alle Ewigkeiten das bild des andern Menschen tragen, der der Herr vom Himmel ist. O Immanuel, verbinde meine Seele mit Dir im festen Glauben, in der lebendigen Liebe, im unverbrüchlichen Gehorsam, und in der fröhlichen Hoffnung! In der Ewigkeit werden wir erfahren, was Du Deinen Freunden – auch schlafend geben konntest. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)
Die Teufel haben nichts gemein mit dem Retter Christus; sie haben weder irgendeinen Vorteil noch Hoffnung durch ihn. Oh welch ein tiefes Geheimnis der göttlichen Liebe; dass der gefallene Mensch so viel mit Christus zu tun hat, während gefallene Engel nichts mit ihm zu tun haben! (Hebräer 2,16). (Matthew Henry)