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Matthäus, Kapitel 17

Matthäus, Kapitel 17

17:1 Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus und Jakobus und Johannes, seinen Bruder, und führte sie beiseits auf einen hohen Berg.

17:2 Und er ward verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie ein Licht.
Bei Jesu tiefer Erniedrigung im Oelgarten schliefen die Jünger. Sie sollten Augenzeugen sein, und siehe, ihre Augen waren voll Schlafs. Das lassen wir die Nacht entschuldigen, die Traurigkeit auch. Daß sie aber bei seiner Verklärung schliefen, da sie keine Ursach zu trauern hatten, da die Sonne am Himmel schien und Er selber viel heller leuchtete, denn die Sonne am Himmel, mag nicht entschuldigt werden. Anstatt daß sie ihre Augen hätten aufthun und diesem herrlichen Auftritt mit Fleiß zusehen sollen, schließen sie dieselben zu. Der Berg hatte ihre Beine müde gemacht, der Leib ihre Seele beschwert. – Ihr Schlaf war kein Entzückungsschlaf, darin Gott den Leuten das Ohr öffnet und schrecket und züchtiget sie (Hiob 33,16.); nicht ein wachender Schlaf, davon die Braut des Herrn redet: „Ich schlafe, aber mein Herz wachet;“ nicht ein loser Schlaf, der mehr ein Schlummer als ein Schlafen ist; sondern ein schwerer Schlaf, ein halber Todesschlaf. Wie geneigt sind wir doch zum Schlaf, wenn wir göttliche Dinge betrachten sollen! Da jene schliefen, säete der Feind sein Unkraut aus; Eutyches schlief und fiel. Wie rüttelt der Satan die Wiege, daß er uns bei unserer Andacht einschläfre, und wenn das geschehen, so nimmt er entweder etwas Gutes von, oder bringt etwas Böses in uns, oder setzt uns in Gefahr eines tödtlichen Falls. Der Schlaf ist des Todes Bruder. Wer todt ist, der schläft nur vor Gott, wer aber schläft, da er wachen sollte, der ist todt vor Ihm. Wer in der Predigt schläft, dem wird mehr eine Leichen- als Lehrpredigt gehalten. Ein schlafsüchtiges, schlummerndes Herz ist nicht geschickt zu erscheinen vor dem Hüter Israels, der nicht schläft noch schlummert. Ach laßt uns doch eine Stunde mit dem wachen, der uns zum Besten immer wachet! Das Gebet wehret dem Schlaf. Die Thränen wischen ihn aus den Augen. Im Bethause bete mit Thränen, so hat der Schlaf keine Macht über dir. Die eine Fülle läßt die andere nicht ein. Wo man voll Andacht ist, da kann man nicht voll Schlafes sein. Durch die Mäßigkeit wird beides, das Wachen und Beten, gefördert. Darum belade deinen Leib nicht mit Fressen und Saufen, wenn du Gott dienen sollst. Viel eher brennt ein dürres als ein nasses Holz an. Viel eher läßt sich ein Strohhalm als ein Stück Blei aufheben. Sei nüchtern und mäßig zum Gebet. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

17:3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm.

17:4 Petrus aber antwortete und sprach zu Jesu: HERR, hier ist gut sein! Willst du, so wollen wir hier drei Hütten machen: dir eine, Mose eine und Elia eine.

17:5 Da er noch also redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören!
O Selige Leute weren wir / wenn wir mit rechtem ernst und vleis betrachten und zu hertzen nemen / wie ummesliche grosse gnade und liebe / Gott der HERR zum menschlichen Geschlecht tregt / Das ers nicht allein erschaffen / im alle Creaturen unterworffen / dazu von anbegin sich dem selben durch sein Wort / und mancherley gewisse zeugnisse / geoffenbart hat / Sondern auch seinen eingeboren Son gesand / das er menschliche Natur anneme / und ein Opffer fur uns würde / Durch welchen er uns auch sünde vergibt / Liecht / Gerechtigkeit und ewiges Leben schencket.
Doch also / das er gleichwol ernstlich von uns foddert / Das wir diesen Son / unsern HErrn Jhesum Christum / fur uns gecreutziget und wider aufferwecket / hören sollen / was er uns in seinem Euangelio verkündige und anbeut.
Sol nu sein Tod und Aufferstehen / in uns krefftig und fruchtbar sein / So lasst uns in hören / und aus seinem Wort / die rechte heilsame Lere / von Gottes gnedigem willen gegen uns Menschen / lernen / mercken und behalten / Sonst ist alles vergebens und verloren / was wir fürnemen. (Caspar Cruciger)


Dis sollen alle Menschen fur allen dingen bedencken / Das Gott uns nicht allein erschaffen / Sondern uber das sich selbs mit klaren gewissen Zeugnissen / Mirakeln und Wort geoffenbaret hat / von anfang der Schöpffung an / fur und fur / durch die Veter / Propheten/seinen 'Son und die apostele. Denn er wil das menschlich Geschlecht nicht alles verderben lassen / Sondern wil ein ewiges Volck und Kirchen haben / die jn erkenne und ehre mit gehorsam und anruffung / und jn ewiglich preise.
Diese seine gnedige Offenbarung und Wort / hat er auch in gewisse Schrifft fassen lassen / da durch er wil erkand werden / und nicht durch andere Lere von Menschen erdicht.
Und sind diese allein sein Volck / welche diese Lere / in der heiligen Propheten und aposteln schrifft verfasset / annemen und gleuben. Die sollen auch gewislich gleuben / das sie Gott annemen / erhören / aus aller not erlösen / und endlich selig machen wölle. (Philipp Melanchthon)


DEN allein höret / und keinen Andern nicht.
DEn höret / das mus uns der heilig Geist geben / sonst thun wir schlecht das widerspiel.
DEn höret / Das leidet der Teufel nicht gerne / und wehret mit henden und füssen / Darumb gleuben wir so schwechlich. Das vergebe uns Gott / und stercke uns im glauben. (Martin Luther)

17:6 Da das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr.

17:7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Stehet auf und fürchtet euch nicht!

17:8 Da sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand denn Jesum allein.1)
Ohne Jesum gibt es kein seliges Leben, ohne Ihn ist es kalt, eine eisige Luft erfüllt und umgibt uns, ja, ohne Ihn ist's finster und Nacht. Ein trauriges Dasein haben wir im Erdenleben ohne Jesum, und wie schaurig ist die Ewigkeit ohne Ihn! - Alle, die aufrichtig und anhaltend flehen, werden nicht nur erleuchtet, sondern sie empfangen auch Gotteskraft, das erkannte Gute zu vollbringen und ihren Vater im Himmel durch einen heiligen Wandel zu preisen. Dann ist's nicht kalt und finster, es ist warm und helle in und um uns. Treue Seelen brechen durch bis zu einem vollen Gnaden- und Geistesleben, bis zum seligen Kindschaftsstande. Zerstreuung lahmt, öffnet das Herz dem Teufel und macht unglücklich; Einkehr in Gott stärkt, lässt Gottes Gemeinschaft schmecken und erfreut das Herz. In Gott zu ruhen ist Seligkeit, und dies geschieht dadurch, dass wir uns von Seinem Worte und Geiste erfüllen lassen und gesammelten Herzens bleiben. Solche Christen sind ein guter Geruch Christi. Sie bringen Gott Frucht. Ihr Einfluss auf andere ist segensvoll. Wie Gott wirksam ist in ihnen, so ist Er es auch durch sie. Dies gehört zu einem seligen Leben! Wer jetzt Gottes Wort als seine Freude und Weide hat, wem's zur seligen Gewohnheit geworden, dem Herrn zu singen und zu spielen in seinem Herzen, der wird jetzt als Gesegneter des Herrn den Namen Christi verherrlichen und dereinst auf den Lichtgefilden mit verklärter Zunge seinen Gott und Heiland in lieblichen Lob- und Dankgesängen preisen. Unser Wille bleibe auf den Herrn gerichtet, und Er sei und bleibe ohne Unterlass unseres Herzens lichte Sonne! (Markus Hauser)

17:9 Und da sie vom Berge herabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt dies Gesicht niemand sagen, bis das des Menschen Sohn von den Toten auferstanden ist.2); 3)

17:10 Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Was sagen denn die Schriftgelehrten, Elia müsse zuvor kommen?

17:11 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Elia soll ja zuvor kommen und alles zurechtbringen.

17:12 Doch ich sage euch: Es ist Elia schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben an ihm getan, was sie wollten. Also wird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen.

17:13 Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.

17:14 Und da sie zu dem Volk kamen, trat zu ihm ein Mensch und fiel ihm zu Füßen

17:15 und sprach: HERR, erbarme dich über meinen Sohn! denn er ist mondsüchtig und hat ein schweres Leiden: er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser;

17:16 und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, und sie konnten ihm nicht helfen.

17:17 Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubige und verkehrte Art, wie lange soll ich bei euch sein? wie lange soll ich euch dulden? Bringt ihn hierher!

17:18 Und Jesus bedrohte ihn; und der Teufel fuhr aus von ihm, und der Knabe ward gesund zu derselben Stunde.

17:19 Da traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Warum konnten wir ihn nicht austreiben?

17:20 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Unglaubens willen. Denn wahrlich ich sage euch: So ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so mögt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.4)
Weil ein Bittender zu den Jüngern kam, als Jesus nicht bei ihnen war, meinten sie, nun sei es an ihnen zu helfen, und erfuhren darum, dass sie nichts vermochten. Ihr sollt helfen, sagt ihnen Jesus; aber um wirken zu können, müsst ihr glauben. Ihr könnt ohne Glauben nichts; denn eure Macht ist nicht in euch selbst daheim. Sie ist Geschenk, erbeten und empfangen; und das, was Gottes Hilfe empfängt, ist der Glaube, nicht euer Apostelamt, nicht eure religiöse Stärke. Stützt ihr euch auf sie, so scheitert ihr. Dagegen empfängt der Glaube die göttliche Hilfe, sowie er vorhanden ist, sei er noch so klein, mag er so klein wie ein Senfkorn sein. Der Berg wird ihm gehorchen. Indem Jesus von der Bewegung des Berges spricht, öffnet er uns das Auge dafür, dass der Glaube immer ein Griff nach dem ist, was uns unmöglich ist. Den Jüngern schien es recht wohl möglich, dass sie helfen könnten. Sie waren ja die Apostel, die von Jesus die Vollmacht zu solchen Taten erhalten hatten. Allein was sie für möglich erklärten, wurde ihnen deshalb unmöglich, weil sie es für möglich hielten. Den Berg durch ein befehlendes Wort zu bewegen, hält jeder für unmöglich. Gerade deshalb beschreibt Jesus das, was der Glaube tut, mit diesem Wort. Denn der Glaube ruft Gott an und wendet sich an seine allmächtige Gnade. Wenn dies nicht geschieht, ist unser Verhalten niemals Glaube. Stehen wir aber vor Gott und seiner Gnade, dann gibt es keine Unmöglichkeiten mehr. Nun wissen wir, warum es den Jüngern schwer wurde, auch nur im kleinsten Maß gläubig zu sein und warum uns allen der Glaube immer wieder entrinnt. Auf Gott schauen, Gottes allmächtiger Gnade gewiss sein, das hebt den Glaubenden hinauf über sich selbst, auch über seinen Glauben, auf dessen Größe oder Kleinheit gar nichts ankommt, und hebt ihn empor über die Welt und über alle natürlichen Möglichkeiten. Als Glaubender handle ich mit Gott. Menschlein, das wird dir schwer und darum verheißt dir Jesus: wenn du nur ein klein wenig glauben kannst, tritt Gottes allmächtige Gnade für dich ein.
Nichts ist Dir unmöglich, das sagst Du mir, lieber Herr, nicht, damit ich übermütig werde, sondern damit ich glaube. Ich kann nicht glauben, wenn ich eigenmächtig wähle, was ich tun soll und empfangen will. Der Glaube folgt Deiner Leitung und sieht auf Deine Hand. Nun will ich es aber auch fassen: Jeder Berg muss weichen, der dem widersteht, was Du willst und tust. Amen. (Adolf Schlatter)

17:21 Aber diese Art fährt nicht aus denn durch Beten und Fasten.

17:22 Da sie aber ihr Wesen hatten in Galiläa, sprach Jesus zu ihnen: Es wird geschehen, daß des Menschen Sohn überantwortet wird in der Menschen Hände;

17:23 und sie werden ihn töten, und am dritten Tage wird er auferstehen. Und sie wurden sehr betrübt.

17:24 Da sie nun gen Kapernaum kamen, gingen zu Petrus, die den Zinsgroschen einnahmen, und sprachen: Pflegt euer Meister nicht den Zinsgroschen zu geben?

17:25 Er sprach: Ja. Und als er heimkam, kam ihm Jesus zuvor und sprach: Was dünkt dich, Simon? Von wem nehmen die Könige auf Erden den Zoll oder Zins? Von Ihren Kindern oder von den Fremden?

17:26 Da sprach zu ihm Petrus: Von den Fremden. Jesus sprach zu ihm: So sind die Kinder frei.

17:27 Auf daß aber wir sie nicht ärgern, so gehe hin an das Meer und wirf die Angel, und den ersten Fisch, der herauffährt, den nimm; und wenn du seinen Mund auftust, wirst du einen Stater finden; den nimm und gib ihnen für mich und dich.5); 6)

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