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Hesekiel, Kapitel 3

Hesekiel, Kapitel 3

3:1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iß, was vor dir ist, iß diesen Brief, und gehe hin und predige dem Hause Israel!

3:2 Da tat ich meinen Mund auf, und er gab mir den Brief zu essen

3:3 und sprach zu mir: Du Menschenkind, du mußt diesen Brief, den ich dir gebe, in deinen Leib essen und deinen Bauch damit füllen. Da aß ich ihn, und er war in meinem Munde so süß wie Honig.

3:4 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, gehe hin zum Hause Israel und predige ihnen meine Worte.

3:5 Denn ich sende dich ja nicht zu einem Volk, das eine fremde Rede und unbekannte Sprache hat, sondern zum Hause Israel;

3:6 ja, freilich nicht zu großen Völkern, die fremde Rede und unbekannte Sprache haben, welcher Worte du nicht verstehen könntest. Und wenn ich dich gleich zu denselben sendete, würden sie dich doch gern hören.

3:7 Aber das Haus Israel will dich nicht hören, denn sie wollen mich selbst nicht hören; denn das ganze Haus Israel hat harte Stirnen und verstockte Herzen.
Gibt es keine Ausnahme? Nein, keine. Sogar das geliebte Volk wird so bezeichnet. Sind schon die Besten so arg, wie muss es erst mit den Bösen stehen? Komm, mein Herz, betrachte, wie weit du teil hast an dieser allgemeinen Anklage, und während du darüber nachdenkst, sei bereit, dich vor dir selbst zu schämen ob deinem Anteil an der Schuld. Die erste Anklage betrifft Schamlosigkeit, Härtigkeit der Stirne, Mangel an heiliger Scham, heillose Frechheit zum Bösen. Vor meiner Bekehrung konnte ich Sünden begehen und keine Unruhe darüber empfinden, von meiner Verschuldung reden hören und mich doch nicht dadurch demütigen lassen, ja, sogar meine Missetat eingestehen, und keine innere Zerknirschung deshalb fühlen. Wenn einer in Sünden dahinlebt, und ins Haus Gottes geht und vorgibt, er bete zu Gott, und Ihm Lieder singt, so setzt das eine eherne Stirn der schlimmsten Art voraus. Ach, und seit dem Tage meiner Wiedergeburt habe ich meinem Herrn ins Angesicht gezweifelt, ohne Erröten in seiner Gegenwart gemurrt, angebetet vor Ihm mit kaltem Herzen und Sünden begangen, ohne deshalb traurig über mich zu werden. Wäre meine Stirne nicht wie ein Diamant, härter als Kieselstein, so sollte ich viel mehr heilige Furcht und viel tiefere Geisteszerknirschung empfinden. Wehe mir, ich gehöre zu dem schamlosen Hause Israel. Der zweite Vorwurf ist Herzensverstocktheit, und ich wage nicht, mich hierin für unschuldig zu halten. Einst hatte ich nur ein steinernes Herz, und obgleich ich aus Gnaden ein neues, fleischernes Herz empfangen habe, so bleibt doch noch viel Verstockung in mir. Der Tod Jesu geht mir nicht so zu Herzen, wie er sollte; das Verderben meiner Nebenmenschen, die herrschende Bosheit, die Heimsuchungen des himmlischen Vaters, mein eigenes Elend bewegt mich nicht, wie es recht wäre. Ach, dass doch mein Herz ob den Leiden und dem Tod meines Heilandes gerührt würde! Wollte Gott, ich wäre diesen harten Fels in mir, diesen elenden Leib des Todes los. Gelobt sei der Name des Herrn, diese Krankheit ist nicht unheilbar; des Heilandes teures Blut ist die wahre Arznei, und mich, ja, eben mich wird es erweichen, bis mein Herz zerschmilzt wie Wachs vor dem Feuer. (Charles Haddon Spurgeon)

3:8 Siehe, ich habe dein Angesicht hart gemacht gegen ihr Angesicht und deine Stirn gegen ihre Stirn.

3:9 Ja, ich habe deine Stirn so hart wie ein Demant, der härter ist denn ein Fels, gemacht. Darum fürchte dich nicht, entsetze dich auch nicht vor ihnen, daß sie so ein ungehorsames Haus sind.

3:10 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, alle meine Worte, die ich dir sage, die fasse zu Herzen und nimm sie zu Ohren!

3:11 Und gehe hin zu den Gefangenen deines Volks und predige ihnen und sprich zu ihnen: So spricht der Herr HERR! sie hören's oder lassen's.
Allmächtiger Gott! Du willst, daß uns die Lehre deines Propheten, so viele Jahre nach seinem Abscheiden, noch heute vorgehalten werde. So gib uns denn, daß wir nicht verhärtet und widerspenstig sind, sondern uns dir mit der schuldigen Folgsamkeit und Ehrerbietung unterwerfen, auf daß seine Arbeit, die dem Alten Volke um seiner Herzenshärtigkeit willen zur Verdammnis ausgeschlagen, heute uns zum Heile gereiche und wir solchermaßen befolgen, was du uns durch ihn lehrst, daß wir uns nach dem Ziele ausstrecken, zu dem du uns rufst, und in steter Beharrlichkeit unseren Lauf tun, bis daß wir endlich in dein himmlisches Reich versammelt werden durch Christus, unsern Herrn. Amen. (Jean Calvin)

3:12 Und ein Wind hob mich auf, und ich hörte hinter mir ein Getön wie eines großen Erdbebens: Gelobt sei die Herrlichkeit des HERRN an ihrem Ort!

3:13 Und war ein Rauschen von den Flügeln der Tiere, die aneinander schlugen, und auch das Rasseln der Räder, so hart bei ihnen waren, und das Getön eines großen Erdbebens.

3:14 Da hob mich der Wind auf und führte mich weg. Und ich fuhr dahin in bitterem Grimm, und des HERRN Hand hielt mich fest.

3:15 Und ich kam zu den Gefangenen, die am Wasser Chebar wohnten, gen Thel-Abib, und setzte mich zu ihnen, die da saßen, und blieb daselbst unter ihnen sieben Tage ganz traurig.

3:16 Und da die sieben Tage um waren, geschah des HERRN Wort zu mir und sprach:

3:17 Du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel; du sollst aus meinem Munde das Wort hören und sie von meinetwegen warnen.
Allmächtiger Gott! Du hast dich heute herbeigelassen, für unsere Seligkeit zu sorgen, du erweckst deine Knechte, die uns gleich Augen dienen sollen, auf daß wir es erfahren, daß du auf der Wacht stehst, damit wir nicht verlorengehen. Du wollest uns auch geben, daß wir uns von den heiligen Ermahnungen, die uns von dir durch ihren Dienst und ihre Arbeit zukommen, dergestalt aufwecken lassen, daß wir dereinst zum Genuß jener Ruhe gelangen, die uns durch das Blut deines Sohnes zuteil geworden ist. Amen. (Jean Calvin)

3:18 Wenn ich dem Gottlosen sage: Du mußt des Todes sterben, und du warnst ihn nicht und sagst es ihm nicht, damit sich der Gottlose vor seinem gottlosen Wesen hüte, auf daß er lebendig bleibe: so wird der Gottlose um seiner Sünde willen sterben; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern.

3:19 Wo du aber den Gottlosen warnst und er sich nicht bekehrt von seinem gottlosen Wesen und Wege, so wird er um seiner Sünde willen sterben; aber du hast deine Seele errettet.

3:20 Und wenn sich ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit wendet und tut Böses, so werde ich ihn lassen anlaufen, daß er muß sterben. Denn weil du ihn nicht gewarnt hast, wird er um seiner Sünde willen sterben müssen, und seine Gerechtigkeit, die er getan, wird nicht angesehen werden; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern.

3:21 Wo du aber den Gerechten warnst, daß er nicht sündigen soll, und er sündigt auch nicht, so soll er leben, denn er hat sich warnen lassen; und du hast deine Seele errettet.
Allmächtiger Gott! Du hast uns die Männer, die du zu Dienern deiner Lehre bestimmt hast, zu Wächtern gesetzt und ihnen den Auftrag gegeben, daß sie zu unserm Heile über uns wachen. So laß uns denn aufmerksam sein, um sie zu hören und nicht zwiefältig durch unsere Schuld verlorengehen, nämlich durch Irrtum und Halsstarrigkeit. Nein, schenke uns, daß wir, wenn wir einmal in die Irre gegangen sind, endlich ergriffen werden und Buße tun und dergestalt auf den Weg zurückkommen, daß wir hernach niemals mehr von ihm weichen, sondern ausharren bis ans Ende, auf daß wir dereinst die ewige Seligkeit genießen mögen, die uns bewahrt wird im Himmel durch Christus, unsern Herrn. Amen. (Jean Calvin)

3:22 Und daselbst kam des HERRN Hand über mich, und er sprach zu mir: Mache dich auf und gehe hinaus ins Feld; da will ich mit dir reden.

3:23 Und ich machte mich auf und ging hinaus ins Feld; und siehe, da stand die Herrlichkeit des HERR daselbst, gleichwie ich sie am Wasser Chebar gesehen hatte; und ich fiel nieder auf mein Angesicht.
Lieber Christ, wenn du hinausgehest ins Feld, so erscheint dir zwar die Herrlichkeit des Herrn nicht so wie damals dem Propheten Hesekiel, aber doch steht sie auch für dich da. Seine ewige Macht und Gottheit kannst du an seinen Werken wahrnehmen, und wenn du ein offenes Herz hast, so wirst du dich dort unter dem Anblick seiner Herrlichkeit von ihm in mannigfacher Weise angesprochen fühlen. Siehe die Herrlichkeit des Herrn im Winter, wenn er Schnee giebt wie Wolle, Reif streuet wie Asche, seine Schlossen wirft wie Bissen, und niemand bleiben kann vor seinem Frost. Oder im Frühling, wenn er auslässet seinen Odem und verneuert die Gestalt der Erde; wenn es heißt: „Siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist weg und dahin; die Blumen sind hervorgekommen im Lande, der Lenz ist herbei gekommen, und die Turteltaube läßt sich hören in unserm Lande; der Feigenbaum hat Knoten gewonnen, die Weinstöcke haben Augen gewonnen, und geben ihren Geruch.“ Oder im Sommer, wenn er die Berge feuchtet von oben her, und machet das Land voll Früchte, die er schaffet; wenn er läßt Gras wachsen für das Vieh, und Saat zu Nutz den Menschen, daß er Brot aus der Erde bringe. Oder im Herbst, wenn er ihnen giebt, daß sie sammeln, und seine Hand aufthut, daß sie mit Gut gesättigt werden. Aber wenn er dir so seine Herrlichkeit im Felde zeigt, da will er auch mit dir reden ernst und freundlich, warnend und ermahnend. Er zeigt dir in der Natur die Bilder und Gleichnisse, durch welche er dir sein Wort in der heiligen Schrift anschaulich macht. Deines zeitlichen Lebens Bild ist das Gras und die Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. Der fruchtreiche Baum ist das Bild eines wahren Jüngers Christi, welcher von Christo dazu gesetzt ist, daß er viel Frucht bringe, wodurch der Vater geehret werde. Jeder unfruchtbare Baum zeigt dir das Bild des Unbußfertigen, der nicht rechtschaffene Früchte der Buße bringet. Die Vögel unter dem Himmel und die Lilien auf dem Felde mahnen dich an die Fürsorge deines himmlischen Vaters. Ein großes, bedeutungsvolles Bild der Welt ist der Acker. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit. Der Feind, der die säet, ist der Teufel. Die Erndte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. Gleichwie man nun das Unkraut ausjätet, und mit Feuer verbrennt; so wird's auch am Ende dieser Welt gehen. Des Menschen Sohn wird seine Engel senden; und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Aergernisse, und die da Unrecht thun; und werden sie in den Feuerofen werfen: da wird sein Heulen und Zähnklappen.
So findest du im Buche der Natur noch viele andere große und kleine Bilder, die dir Gottes Wort und Lehre veranschaulichen. Siehe da, wie sich's der treue Gott angelegen sein läßt, dich in allerlei Weise zu unterweisen und dich gelehrt zu machen zum Himmelreich. Wo du gehst und stehst, da will er mit dir reden. So höre und gehorche doch! (Carl Johann Philipp Spitta)

3:24 Und ich ward erquickt und trat auf meine Füße. Und er redete mit mir und sprach zu mir: Gehe hin und verschließ dich in deinem Hause!

3:25 Und du, Menschenkind, siehe, man wird dir Stricke anlegen und dich damit binden, daß du nicht ausgehen sollst unter sie.

3:26 Und ich will dir die Zunge an deinem Gaumen kleben lassen, daß du verstummen sollst und nicht mehr sie Strafen könnest; denn es ist ein ungehorsames Haus.

3:27 Wenn ich aber mit dir reden werde, will ich dir den Mund auftun, daß du zu ihnen sagen sollst: So spricht der Herr HERR! Wer's hört, der höre es; wer's läßt, der lasse es; denn es ist ein ungehorsames Haus.

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