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Jesaja, Kapitel 42

Jesaja, Kapitel 42

42:1 Siehe, das ist mein Knecht, ich erhalte ihn, und mein Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen.
Unter dem »Knecht des HErrn„ wird bei dem Propheten Jesaja bald das Volk Israel überhaupt verstanden, bald sein kommender Repräsentant: der verheißene Christus, der aus ihm hervorgehen sollte. Ganz Israel hatte den Beruf, etwas zum Segen für alle Geschlechter der Erde zu werden. Dieser Beruf aber erhielt seinen Höhepunkt in Christus; durch Ihn als Seinen Knecht wollte der Gott Israels Seine Sachen ausrichten in der ganzen Welt. Was Israel als Knecht sein sollte, handelnd und leidend, ist Er, unser hochgelobter Heiland. Von Ihm ist in unsrer Stelle die Rede.
Wenn Gott Seinen kommenden Knecht zu erhalten versprach, mußte vorerst auch das Volk erhalten werden, aus dem Er kommen sollte. Es liegt also in der Verheißung auch das, daß alle Schwierigkeiten, die der Erscheinung des kommenden Knechts entgegenstanden, behoben werden sollten, bis Er da wäre. Das Volk selbst, das öfters einem völligen Untergang ausgesetzt war, mußte immer wieder erneuert werden, damit unter ihm Der kommen konnte, mit welchem alles gegeben ist und von dem Gott sagt: »Mein Auserwählter, an welchem Meine Seele Wohl- gefallen hat.“ Erhalten werden mußte sodann dieser erschienene Knecht gegenüber den Anfeindungen der Finsternis - wie Er gleich nach Seiner Geburt mit dem Tode bedroht war. Und wie oft mag es auch der Feind auf seine Vernichtung abgesehen haben, die auch zuletzt ihm scheinbar gelang! Errungen aber hat Er sich das Recht des Erhalten-Werdens durch Gehorsam. Das deutet auch das Zeugnis an, das Er bei der Verklärung erhielt: »Dies ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe.„
Er starb, der Knecht des HErrn, wurde aber doch »erhalten“, da Ihn der Tod nicht halten durfte. Nun wird auch Sein Werk erhalten, das durch Seinen Tod vernichtet schien. Was auch die Feinde toben und die Hölle wütet: Die Sache des Knechtes des HErrn kommt über alle Gefahren, über alle Widerspruche, Verfolgungen durch der Widersacher glücklich hinüber und rettet sich siegreich durch bis zu ihrer Vollendung! Oft hat es den Anschein gehabt in der Geschichte, als ob sie immer mehr verschwinde und zunichte werde. Aber immer wieder hebt sie sich durch die starke Hand ihres Erhalters empor. So wird's fortgehen, bis die Zeiten der großen Siege kommen. Diese kommen gewiß; denn Der verheißen hat, Seinen Knecht zu erhalten, ist treu!
Wie der Knecht des HErrn erhalten worden ist auf Erden, bis Er Sein Werk vollbracht und Er sich auf den Thron Gottes gesetzt hatte, und wie Sein Werk im Großen fort und fort erhalten wird, so werden auch die einzelnen Gläubigen erhalten, bewahrt vor dem Argen. Die, welche in Buße und Glauben so stehen, daß sie auch die Auserwählten heißen können, an denen der HErr Wohlgefallen hat, werden gleichermaßen wie der Knecht des HErrn erhalten werden. Wer nur auch ein treues Herz hat und sich wiederum zum Knecht des HErrn hergibt - wie's nun auch sein möge -, darf sich darauf verlassen, daß der HErr mit ihm sein und ihn erhalten werde, bis es mit ihm zum rechten Ziel gekommen ist. Hierin bestärkt uns auch das Hohepriesterliche Gebet Jesu, da Er zuerst betet (Joh. 17, 12): „Die- weil Ich bei ihnen war, erhielt Ich sie in Deinem Namen.“ Dann übergibt Er sie mit allen, die durch ihr Wort an Ihn glauben würden, dem Vater mit der Bitte, daß Er sie „bewahre vor dem Argen“.
Lassen wir uns durch solche Verheißungen unter allen Anfechtungen trösten, um geduldig auszuharren, bis wir haben, was der HErr zu unsrem Heile sich vorgenommen hat! (Christoph Blumhardt)

42:2 Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen.

42:3 Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Er wird das Recht wahrhaftig halten lehren.1)
Dann kann auch ich auf sanfte Behandlung durch meinen Herrn rechnen. In der That, ich fühle mich, wenn ich am besten bin, so schwach, so biegsam, so wertlos wie ein ein Rohr. Jemand sagte: „Ich gebe kein Binsenrohr um dich,“ und das Wort war, obwohl ein unfreundlich, doch nicht unwahr. Ach! ich bin schlimmer als ein Rohr, wenn es am Flusse wächst, denn es kann wenigstens den Kopf aufrecht halten. Ich bin zerstoßen, schwer, traurig zerstoßen. Es ist jetzt kein Klang in mir; es ist eine Spalte da, durch die alle Melodie entweicht. Weh mir! Doch Jesus will mich nicht zerbrechen, und wenn Er es nicht will, so kümmere ich mich wenig darum, was andre zu tun versuchen. O, huldreicher und mitleidiger Herr, ich flüchte mich unter Deinen Schutz und vergesse meiner Wunden.
Wahrlich, ich kann auch sehr wohl „dem glimmenden Docht“ verglichen werden, von dem das Licht geschwunden ist und nur der Rauch geblieben. Ich fürchte, eher lästig als nützlich zu sein. Meine Furcht sagt mir, daß der Teufel mein Licht ausgeblasen und mich als einen schändlichen Rauch zurückgelassen habe, und daß mein Herr mir bald das Löschhorn aufsetzen werde. Doch bemerke ich, daß doch keine Löschhörner da waren, und Jesus will mich nicht auslöschen, deshalb bin ich hoffnungsvoll. Herr, zünde mich aufs neue an und laß mich leuchten zu Deiner Ehre. (Charles Haddon Spurgeon)

42:4 Er wird nicht matt werden noch verzagen, bis daß er auf Erden das Recht anrichte; und die Inseln werden auf sein Gesetz warten.
Siehe, das ist mein Knecht, ich erhalte ihn; und mein Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe Ihm meinen Geist gegeben, Er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen, und seinen Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das zerstoßene Rohr wird Er nicht zerbrechen, und das glimmende Docht wird Er nicht auslöschen. Er wird das Recht wahrhaftiglich halten lehren. Er wird nicht mürrisch noch gräulich sein, auf daß Er auf Erden das Recht anrichte; und die Inseln werden auf sein Gesetz warten.
Wie Jesus hier vom Propheten verheißen ist, so ist er auch gekommen, so haben Ihn die Augen der Menschen gesehen und die Herzen erkannt, freilich nicht alle Augen und Herzen, sondern nur die, die in gläubigem Verlangen auf Ihn gerichtet waren. Darum siehe du auch auf Ihn, meine Seele, und erkenne, welch einen herrlichen Heiland Gott der Welt in seinem Sohne gegeben hat; denn Er kommt zu uns als der Gesalbte des Herrn, der, um unser Erlöser zu werden, zum Knecht wird und in eine freiwillige Niedrigkeit und Abhängigkeit herabsteigt, der an dem, daß Er leidet, Gehorsam lernt, und das Gericht Gottes unter den Völkern aufrichtet, nicht strafend, sondern errettend für uns, unsere Sache vertretend und uns entsündigend. Er kommt zu uns als der sanftmütige und demütige Sünderfreund, dem keine Hütte zu niedrig, kein Kranker zu elend, kein Zöllner und Sünder zu gering ist, des Er nicht den großen Dienst seiner Liebe an in gewandt hätte, der insbesondere die verwundeten Gewissen, die über den Anblick ihrer Sünden Erschrockenen, die Schwachen im Glauben wartet und pflegt, gesund macht und liebreich umfaßt, und durch dessen Schelten und Strafen, wenn Er es gegen den Unglauben und die Heuchelei erhob, immer die Liebe hindurchblickte, die lieber segnen und trösten mochte. Er kommt endlich zu uns als der starke und treue Vollender seines Werkes, der in den einzelnen Herzen eben sowohl wie im großen Ganzen seines Reiches sein begonnenes Erlösungswerk hinausführt, und sich nicht irre machen läßt durch den Widerstand der Welt, bis Er auf der ganzen Erde dies Recht der Erlösung aufgerichtet hat. Wie herrlich ist daher für uns und für die ganze Welt durch diesen Erlöser gesorgt! Wie reich sind wir bedacht! Welch ein großes Werk der Liebe ist für uns geschehen, und wie wird es durch Ihn in uns begonnen, fortgesetzt und vollendet! Ihn verachten, heißt, ein zerstoßenes Rohr und glimmendes Docht bleiben wollen sein Lebenlang, und niemals wieder aufgerichtet und angezündet werden. Die Ihn aber suchen, denen soll das Herz leben.
Willkommen, Heiland, Trost und Hort!
Sieh meines Herzens Ehrenpfort'
Ist Dir zu Diensten aufgericht't;
Ich hoff', Herr, Du verschmähst mich nicht.
Wohlan, o Herr, so zeuch herein,
Du sollst mir recht willkommen sein!
Du Friedefürst, erfüll' doch ganz
Mein Herz mit Deiner Gnade Glanz.
Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

42:5 So spricht Gott, der HERR, der die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde macht und ihr Gewächs, der dem Volk, so darauf ist, den Odem gibt, und den Geist denen, die darauf gehen:

42:6 Ich der HERR habe dich gerufen in Gerechtigkeit und habe dich bei deiner Hand gefaßt und habe dich behütet und habe dich zum Bund unter das Volk gegeben, zum Licht der Heiden,

42:7 daß du sollst öffnen die Augen der Blinden und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen, und die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker.
Folglich findet Christus alle diejenigen, zu welchem er kommt, blind, das ist, ohne Erkenntniß Gottes; vom Satan gebunden und gefangen gehalten unter dem Tode, der Sünde und dem Gesetz. Das glauben die Verfechter des freien Willens, die Papisten, nicht; darüber lachen des Luciani Anhänger, die Spötter der Religion. Folglich sind ausser dem Evangelio nichts, als lauter Finsterniß und Gefängniß, daß, wenn wir auch gleich einige Erkenntniß haben, so können wir doch derselben, weil wir gebunden sind, nicht folgen, noch darnach thun. (Martin Luther)

42:8 Ich, der HERR, das ist mein Name; und will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen.
Ich will meine Ehre keinem andern geben; dieser Christus allein wird deine Gerechtigkeit sein. Die nun also nicht im Glauben an diesem Christo hangen, die sind ungerecht und werden verdammet werden, wenn sie sich auch gleich tödten lassen und, dem Scheine nach, das heiligste Leben führen. Diesem einigen Christo gebe ich meine Ehre, daß er die, so an ihn glauben, gerecht mache. Derohalben wird keine andere Creatur, weder im Himmel, noch auf Erden, noch kein anderes Werk etwas zur Gerechtigkeit helfen. Hier siehest du, daß die Lehre, so die Gerechtigkeit der Werke lehret, gotteslästerlich sei. Und wenn man hoffet, durch die Werke gerecht zu werden, das sei nichts anders als Gott sein wollen und nach der Gottheit trachten. Auf diese Gotteslästerung folget der Fall des Lucifers; derowegen sollen sich fromme Seelen hier wohl vorsehen. Daß er aber die Gerechtigkeit seine Ehre nennet, damit trifft er das Herz der Werkheiligen so genau, als mit einer Nadel, weil hiedurch alle ihre Werke und thun Ehre suchen, gleichwie Paulus spricht: Sie wollen, daß ihr euch beschneiden lasset, auf daß sie sich von eurem Fleische rühmen mögen. Gal. 6,13. (Martin Luther)

42:9 Siehe, was ich zuvor habe verkündigt, ist gekommen; so verkündige ich auch Neues; ehe denn es aufgeht, lasse ich's euch hören.

42:10 Singet dem HERRN ein neues Lied, seinen Ruhm an der Welt Ende, die auf dem Meer fahren und was darinnen ist, die Inseln und die darin wohnen!

42:11 Rufet laut, ihr Wüsten und die Städte darin samt den Dörfern, da Kedar wohnt; es sollen jauchzen, die in den Felsen wohnen, und rufen von den Höhen der Berge!

42:12 Lasset sie dem HERRN die Ehre geben und seinen Ruhm in den Inseln verkündigen.

42:13 Der HERR wird ausziehen wie ein Riese; er wird den Eifer aufwecken wie ein Kriegsmann; er wird jauchzen und tönen; er wird seinen Feinden obliegen.2)

42:14 Ich schweige wohl eine Zeitlang und bin still und halte an mich; nun aber will wie eine Gebärerin schreien; ich will sie verwüsten und alle verschlingen.

42:15 Ich will Berge und Hügel verwüsten und all ihr Gras verdorren und will die Wasserströme zu Inseln machen und die Seen austrocknen.

42:16 Aber die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen; ich will sie führen auf den Steigen, die sie nicht kennen; ich will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen und das Höckerichte zur Ebene. Solches will ich ihnen alles tun und sie nicht verlassen.
Denkt an den unendlich herrlichen Jahwe, der ein Führer der Blinden wird! Was für grenzenlose Herablassung schließt dies ein! Ein Blinder kann nicht einen Weg finden, den er nicht kennt. Selbst, wenn er den Weg kennt, ist es schwer für ihn, denselben zu gehen; aber von einer Straße, die er nicht kennt, kann für seine ungeleiteten Füße gar nicht die Rede sein. Nun wohl, von Natur sind wir blind für den Weg des Heils, und doch leitet uns der Herr darauf und bringt uns zu sich selber und tut. alsdann unsre Augen auf. Was die Zukunft anbetrifft, so sind wir da alle blind und können keine Stunde voraussehen; aber der Herr will uns bis an das Ende unsrer Wallfahrt leiten. Gelobet sei sein Name!
Wir können nicht erraten, in welcher Weise Errettung für uns möglich ist, aber der Herr weiß es, und Er will uns leiten, bis wir jeder Gefahr entronnen sind. Glücklich sind diejenigen, die ihre Hand in die des großen Führers legen und ihren Weg und sich selber ihm gänzlich überlassen. Er wird sie den ganzen Weg führen, und wenn Er sie heimgebracht hat in die Herrlichkeit, und ihre Augen aufgetan, den Weg zu sehen, den Er sie geleitet, was für ein Danklied werden sie ihrem großen Wohltäter singen! Herr, führe Dein armes, blindes Kind heute, denn ich weiß nicht meinen Weg. (Charles Haddon Spurgeon)

42:17 Aber die sich auf Götzen verlassen und sprechen zum gegossenen Bilde: Ihr seid unsre Götter! die sollen zurückkehren und zu Schanden werden.

42:18 Höret, ihr Tauben, und schauet her, ihr Blinden, daß ihr sehet!

42:19 Wer ist so blind wie mein Knecht, und wer ist so taub wie mein Bote, den ich sende? Wer ist so blind wie der Vollkommene und so blind wie der Knecht des HERRN?

42:20 Man predigt wohl viel, aber sie halten's nicht; man sagt ihnen genug, aber sie wollen's nicht hören.

42:21 Der HERR wollte ihnen wohl um seiner Gerechtigkeit willen, daß er das Gesetz herrlich und groß mache.

42:22 Aber es ist ein beraubtes und geplündertes Volk; sie sind allzumal verstrickt in Höhlen und versteckt in Kerkern; sie sind zum Raube geworden, und ist kein Erretter da; geplündert, und ist niemand, der da sage: Gib wieder her!

42:23 Wer ist unter euch, der solches zu Ohren nehme, der aufmerke und höre, was hernach kommt?

42:24 Wer hat Jakob übergeben zu plündern und Israel den Räubern? Hat's nicht der HERR getan, an dem wir gesündigt haben, und sie wollten auf seinen Wegen nicht wandeln und gehorchten seinem Gesetz nicht?

42:25 Darum hat er über sie ausgeschüttet den Grimm seines Zorns und eine Kriegsmacht; und hat sie umher angezündet, aber sie merken's nicht; und hat sie angebrannt, aber sie nehmen's nicht zu Herzen.

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