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Psalm 67

Psalm 67

67:1 Ein Psalmlied, vorzusingen, auf Saitenspiel. Gott sei uns gnädig und segne uns; er lasse uns sein Antlitz leuchten (Sela),
Obgleich dieser Psalm eine Weissagung von Christi künftigem Königreich enthält, in welchem die Annahme zur Gotteskindschaft auf die ganze Welt erstreckt werden sollte, bittet er um Gottes Gnade doch insbesondere für die Kinder Israel. Denn sie heißen bekanntlich Gottes erstgeborener Sohn (2. Mos. 4, 22), so dass passender Weise bei ihnen der Segen Gottes anhob, der sich über alle Völker ergießen sollte. Ich haben nun die gesamten Aussagen des Psalms in Wunschform übersetzt. Möglich wäre auch die Zukunftsform, so dass wir es mit einer gewissen Zusage für den ununterbrochenen Fortgang der göttlichen Gnade zu tun hätten. Doch folge ich der Mehrzahl der Ausleger. Da nun nicht von Fremden, sondern von den Gliedern der Gemeinde Gottes die Rede ist, und der heilige Sänger doch alles, was er für sie an Gütern erbittet, aus dem Quell der Gnade Gottes ableitet, so folgt, dass während unsres ganzen Lebens alles Glück, aller Reichtum und jeder Erfolg nur daraus fließen kann, dass Gott uns mit unverdienter Liebe umfängt. Ist aber dies wahr, so kann niemand ihm mit eignen Verdiensten zuvorkommen. Dass Gott uns sein Antlitz leuchten lässt, begreift eine reiche Fülle aller Güter in sich: denn wenn der Herr unserm Herzen die Empfindung von seiner Liebe schenkt und auch noch äußerlich beweist, dass er uns gnädig ist, wird von ihm gesagt, dass sein freundliches Angesicht über uns leuchtet; wenn er aber durch unsre Sünden beleidigt ist, unser Gewissen erschreckt und uns die äußeren Zeichen seiner Gunst entzieht, heißt es, dass er sein Angesicht wie im Nebel verhüllt. (Jean Calvin)

67:2 daß man auf Erden erkenne seinen Weg, unter allen Heiden sein Heil.
Hier empfangen wir eine deutliche Weissagung auf die künftige Ausbreitung der Gnade Gottes, welche die Heiden mit dem Samen Abrahams zu einem Leibe verwachsen ließ. Der Prophet wünscht, Gottes Gnade möge an seinem auserwählten Volke derartig sichtbar werden, dass sie die Heiden durch ihren Glanz zur Teilnahme an der gleichen Hoffnung anlocken müsse. Unter dem Weg Gottes wird sein Bund verstanden, durch welchen er sich dem Volke Israel als Vater offenbarte. Diese Offenbarung ist dann noch deutlicher durch das Evangelium geschehen, vermittels dessen uns der Geist der Kindschaft in reicherer Fülle und damit das Heil geschenkt ward. So bezeichnet es ja auch Christus als den Weg zum ewigen Leben, dass man den wahren Gott erkenne (Joh. 17, 3). (Jean Calvin)

67:3 Es danken dir, Gott, die Völker; es danken dir alle Völker.

67:4 Die Völker freuen sich und jauchzen, daß du die Leute recht richtest und regierest die Leute auf Erden. (Sela.)
Nachdem wir soeben hörten, dass alle Völker an der Heil schaffenden Erkenntnis Gottes teil bekommen sollen, wird nun hinzugefügt, dass sie auch dankbare Verkündiger dieser großen Gnade sein werden. Darin liegt zugleich eine Mahnung, dass sie es sein sollen. Die Wiederholung des Satzes zeigt, dass es sich um ein ganz neues und ungewohntes Ding handelt: eines solchen Nachdrucks der Rede hätte es ja nicht bedurft, wenn wir nur an die gewöhnlichen Gnadenerweise gegen die Kinder Abrahams erinnert werden sollten. So aber kehrt der Ausruf (V. 6) sogar noch einmal wieder, und zwischendurch wird sehr passend der Grund dieser dankbaren Freude angegeben (V. 5): denn wahrhaft und ernstlich kann man den Herrn nur loben, wenn man ein ruhiges und heiteres Gemüt hat, wenn man auf Grund der Versöhnung mit ihm sich der gewissen Hoffnung des Heils rühmen kann, und wenn der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, im Herzen regiert (Phil. 4, 7). Was aber des genaueren als Grund der Freude angegeben wird, zeigt vollends deutlich, dass es sich um die Berufung der Heiden handelt: denn das Gott die Leute richtet und regiert, ist hier nicht von seinem allgemeinen Weltregiment zu verstehen, sondern von der geistlichen Leitung, welche er seiner Gemeinde angedeihen lässt. Denn eigentlich zu reden stehen nur diejenigen unter der inneren Leitung des Herrn, die er durch die Lehren seines Gesetzes zum Gehorsam anleitet. Dass er sie recht richtet, wird zum besonderen Lobe dieses Regiments gesagt. Übrigens lesen wir fast die gleichen Worte bei Jesaja (11, 4) und Micha (4, 3): und dort ist sicher davon die Rede, dass die Heilslehre über den ganzen Erdkreis ausgebreitet werden soll. (Jean Calvin)

67:5 Es danken dir, Gott, die Völker; es danken dir alle Völker.

67:6 Das Land gibt sein Gewächs. Es segne uns Gott, unser Gott.
Es ist auffallend, wie wenig Gebrauch wir von den geistlichen Segnungen machen, die Gott uns verleiht; aber es ist noch auffallender, wie wenig wir Gott selber uns zu nutze machen. Ob Er gleich „unser Gott“ ist, so wenden wir uns doch wenig an Ihn, und bitten wenig von Ihm. Wie selten begehren wir Rat aus dem Munde des Herrn! Wie oft gehen wir an unsre Berufsarbeit, ohne seinen Beistand zu suchen! Wie hartnäckig suchen wir in unsern Trübsalen unsre Last selber zu tragen, statt daß wir all unser Anliegen auf den Herrn werfen, damit Er uns versorge! Das geschieht nicht, weil wir nicht dürften; denn der Herr spricht gleichsam zu uns: „Ich bin dein eigen, liebe Seele, komme und brauche mich, wie du willst; du darfst mit Freudigkeit herzutreten und von meinem Reichtum nehmen; und je öfter du kommst, desto willkommener bist du.“ Es ist unser eigner Fehler, wenn wir mit den Schätzen Gottes nicht frei schalten und walten. Weil du denn einen solchen Freund hast, und Er dich einladet, so brauche Ihn täglich. Du darfst nimmermehr Mangel leiden, dieweil du einen Gott hast, zu dem du kommen darfst; du darfst dich weder scheuen noch fürchten, so lange du einen Gott hast, der dir hilft; gehe zu deinem Schatz, und hole, so viel du bedarfst, das ist alles, was du nur wünschen magst. Lerne die göttliche Kunst, aus deinem Gott alles zu machen. Er kann dich mit allem versorgen, oder noch besser, Er kann dir alles ersetzen. So laß dich denn nötigen, deinen Gott zu brauchen. Brauche Ihn im Gebet. Gehe oft zu Ihm, denn Er ist dein Gott. Ach, willst du ein so großes Vorrecht unbenützt lassen? Fliehe zu Ihm, klage Ihm all dein Anliegen. „Ach, öffne mir die Gnadentür! In Jesu Namen steh' ich hier.“ Brauche Ihn fort und fort jederzeit durch den Glauben. Wenn eine dunkle Schickung dich umdüstert, dann brauche Gott als deine „Sonne“; wenn ein mächtiger Feind dich anfällt, dann suche in Jehovah einen „Schild“, denn Er ist Sonne und Schild seines Volkes. Wenn du in den Irrgängen des Lebens deinen Pfad verloren hast, dann brauche Ihn als „deinen Führer“, denn Er will dich leiten. Was du auch bist, und wo du auch bist, so bedenke, daß Gott gerade das ist, was du bedarfst, und daß Er dort ist, wo du Ihn brauchst, und daß Er alles vollbringen kann, was du nötig hast. (Charles Haddon Spurgeon)

67:7 Es segne uns Gott, und alle Welt fürchte ihn!1)
Ewiger, unveränderlicher Gott, der Du nie alterst und wechselst, sondern bliebst, wie Du bist, zu Dir blicken wir empor aus dem Unbestand der Erde. Umgeben von Bildern des Dahinwelkens und Absterbens, vergegenwärtigt sich uns der ernste Gedanke, dass auch wir einst hinsinken werden zu einer langen Ruhe, aus welcher kein irdischer Morgen uns wieder erwecken wird. Rings um uns her wohnt in den herbstlichen Fluren der Odem des Todes. Alles erinnert uns jetzt an die Stunde, wo unsere Lebenskraft erlöschen wird, und wir von Allem, was uns hienieden lieb und theuer ist, scheiden müssen. Aber mitten unter den welkenden Fluren fühlen wir unsere Christenwürde, vom Grabe erhebt sich unser Blick über die vergängliche Erde zu Dir, der unserem Geiste ein höheres Ziel gesteckt hat. Der Gerechte ist dem fruchtvollen Baume gleich, und seine Blätter verwelken nicht; seiner wartet nicht Vernichtung und Auflösung; sein besseres Theil bleibt, lebt fort und schwingt sich auf in eine bessere Welt.
Preis sei Dir für diese selige, durch die Auferweckung Deines Sohnes so herrlich bestätigte Hoffnung! Sie belebe uns mit heiligem Eifer für das Bleibende und Ewige; sie lehre uns jeden Tag weise auskaufen und wohl anwenden; sie waffne uns im Kampfe mit der Welt und Sünde, und flöße uns Frieden und Trost in das Herz unter den Bürden der Zeit! Nur der Gerechte ist im Tode getrost, nur ihm winkt jenseits des Grabes das Morgenroth der Vollendung; nur ihm folgen seine Werke zum Segen nach. Dieser Gedanke schwebe stets vor unsrer Seele, und lehre uns die höhere himmlische Weisheit, die nur nach Dem trachtet, was ewig bleibt und ewigen Frieden beut. Diesem Ziele wollen wir, gestärkt durch Deine Kraft, stets nachstreben und unsere Sorgfalt auf solche Güter richten, die der Sturm des Todes nicht verwehen und der Strom der Zeit nicht entführen kann! Dann nahe sich, früher oder später, die letzte Stunde unsers Erdenlebens, sie wird uns nicht unbereitet treffen; wir werden vielmehr voll gläubigen Vertrauens auf Jesum, den Urheber unserer seligen Unsterblichkeit, durch die dunkle Pforte des Todes eingehen in das Land des Lichts und der ewigen Freude. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Zu dem, was wir bisher über die Gnade Gottes im eigentlichsten Sinne hörten, wird jetzt hinzugefügt, dass er seine Geliebten auch mit irdischen Wohltaten geleitet, sodass, wer Gottes Gunst besitzt, am vollen Lebensglück nichts vermissen wird. Dabei wollen wir uns einprägen, was ich schon sagte, dass alle Wohltaten, mit welchen Gott das Volk des alten Bundes überschüttete, eine Leuchte für die ganze Welt und eine Lockung für die Heiden sein sollen, den Herrn zu suchen. Darum wird dies alles, was Gottes Freigebigkeit für die Anliegen und Bedürfnisse seines Volkes tat, ein Quell werden, aus dem Gottesfurcht fließt: alle Welt wird ihn fürchten. Denn wenn die Erfahrung an die Hand gibt, dass Gott sich als ein gütiger Vater seiner Kinder beweist, werden aller Welt Enden sich seiner Herrschaft umso williger unterwerfen. (Jean Calvin)


Ein jeder Mensch betet und bittet etwas von Gott; dabei aber ein jeder wohl erwägen meisten Gebet gehet nur auf das Irdische und Vergängliche, welches sie aber oft zu ihrem Schaden sich bitten. Ein gläubiger Christ bittet 1) um leibliche Dinge, um Gesundheit, Segen, Nahrung, Abwendung der Gefahren, Hülfe in Noth. Beistand im Leiden, Errettung aus Unglück. Er bittet 2) absonderlich um geistliche Dinge, um den heiligen Geist, um ein frommes Herz, um das Reich Gottes, welches ist Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem heiligen Geist, Röm. 14, v. 17. Er bittet um Erleuchtung, Wachsthum in dem Guten, Heiligung und die Gabe des heil. Geistes, dieses ist das Vornehmste, was er von Gott bitten kann. Ein gläubiger Christ bittet 3) auch um ewige Dinge, nämlich um ein seliges Ende, fröhlichen Abschied aus diesem Leben, und den erwünschten Eintritt in das Freudenleben, damit er Gottes Angesicht schauen, mit weißen Kleidern angethan, sich nach dem Kampf ewiglich in Gott erfreuen könne. Dabei er aber 4) sich muß eines unsträflichen christlichen Wandels befleißigen, damit er auch so lebe, daß ihm Gott die geistlichen und himmlischen Güter mittheilen könne, welche ein unwiedergeborner und böser Mensch nicht empfangen kann. (Johann Friedrich Stark)

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