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Psalm 34

Psalm 34

34:1 Ein Psalm Davids, da er seine Gebärde verstellte vor Abimelech, als der ihn von sich trieb und er wegging. Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.

34:2 Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, daß es die Elenden hören und sich freuen.
Wenn David eine Errettung erfahren hat, so will er sie nie vergessen und will in der Erinnerung derselben allezeit verbleiben. Auf diese Weise konnte er dazu kommen, allezeit den HErrn zu loben - auch in der Trübsal und in schwerer Anfechtung. Da erinnerte er sich immer des Guten zurück, das er schon erfahren hatte; und das war ihm ein Angeld über alle trüben Zeiten hinüber. Wenn es uns also seltsam vorkommen will, daß David allezeit Gott zu loben gestimmt gewesen sein sollte: so ist es doch sehr erklärlich, daß er's vermochte. Denn er verstand, alle frühere Barmherzigkeit Gottes, die er erfahren hatte, an seiner Seele vorübergehen zu lassen. Daher kam es auch, daß selbst in seinen Klagepsalmen das Lob Gottes nie fehlt und ihm immer ein Halt übrigblieb, über die Not, in der er sich befand, hinüberzuglauben.
Wir sehen's also, wie auch wir immer das Lob Gottes im Munde haben können - selbst wenn uns das Klagen nähersteht! Denn wenn alles noch so sehr durcheinandergeht, so daß wir uns nicht mehr zu raten und zu helfen wissen, dürften wir uns nur die erfahrenen lobenswerten Taten des HErrn vor die Seele stellen - und das Lob würde aufflammen! Kommt aber solch Lob, so können wir schon besser tragen und haben Mut, ja Freudigkeit genug.
Lassen wir's nur nicht, die Treue des HErrn zu preisen, indem wir sagen: „Er hat schon so oft geholfen, Er wird auch diesmal helfen!“ Denn damit loben wir schon den HErrn, und unter diesem Lob kommen wir doch weiter als unter dem Klagen.
Wir sind freilich in der Regel gar zu unverständig und verschließen uns, wenn Not kommt, nur zu schnell den Blick in die Vergangenheit und das Gute, das Gott bisher an uns getan hat. Da tun wir, wie wenn wir in unserem Leben nichts als Trauriges erfahren hätten und als ob Gott gar nichts anderes wüßte, als Seine Kinder zu plagen!
0 wir Toren und bösen Leute, daß wir des Guten so leicht vergessen, das Er tut, und an dem es nicht lernen, allezeit den HErrn zu loben und Sein Lob immer im Munde zu haben! (Christoph Blumhardt)

34:3 Preiset mit mir den HERRN und laßt uns miteinander seinen Namen erhöhen.

34:4 Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht.

34:5 Welche auf ihn sehen, die werden erquickt, und ihr Angesicht wird nicht zu Schanden.
Erheitert wird dein Gemüt, wenn du auf den Herrn blickst. Wie ein Strom durchflutet dich dann der göttliche Friede, dein Geist wird wieder lebendig, dein Glaube erhebt sich, dein Vertrauen wird innig und stark. Erheitert wird dein Verstand, wenn du auf den Herrn blickst. Du stößt dich nicht mehr an den geheimnisvollen Führungen des Heilandes, du kannst Ihn besser verstehen. Noch sind dir Seine Wege wunderbar, aber du merkst es wohl, dass du darauf wandeln kannst. Erheitert wird dein Leben, wenn du auf den Herrn blickst. Jetzt geht alles leichter, denn du weißt dich in der Hand deines Gottes. Wenn Not hereinbricht, so bist du gelassen; wenn Menschen wider dich sind, bleibst du ruhig und getrost; wenn Trübsale dich umringen, weißt du dich geborgen in Jesu Hand. Keine Leiden und keine Freuden können dich scheiden von der Liebe Gottes. Erheitert wird deine Zukunft, wenn du auf den Herrn blickst. Sorgen kannst du nimmermehr, der Allmächtige sorgt für dich. Heiter dehnt sich über dir der Himmel aus, überallher leuchtet dir die Liebe Gottes ins Herz hinein. Deines Schiffleins Steuerruder liegt in Jesu Hand, und du weißt, dass er dich sicher hineinbringen wird in den Hafen des Friedens. Licht und Leben, Ruhe und Kraft, Trost und Hoffnung strömt dir reichlich von oben zu, wenn du von dir weg auf den Herrn blickst. Dich und deine Kümmernisse übernimmt nur Er, der alles vermag, der über dem Staube thront, dem kein Ding unmöglich ist. Darum blicke nur auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens; er allein beseligt dein Herz. (Markus Hauser)


Diese Erfahrung hatte David gemacht, darum ruft er aus Ps. 34, 4 - 7.: „Preiset mit mir den Herrn, und lasset uns mit einander seinen Namen erhöhen. Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir, und errettete mich aus aller meiner Furcht, welche ihn ansehen und anlaufen, derer Angesicht wird nicht zu Schanden. Da dieser Elende rief, hörete der Herr, und half ihm aus allen seinen Nöthen.“ Wie ist David so voll inniger dankbarer Freude über seines Gebets-Erhörung und Gewahrung! Er fordert auch uns zum Preise Gottes auf, und wir wollen mit ihm den Herrn preisen, denn unter ähnlichen Umständen wird er sich uns eben so gnädig erweisen, wie ihm, wenn wir im Glauben und Bitten zu ihm unsere Zuflucht nur nehmen, wie er. Darum erzählt uns David: „Da ich den Herrn suchte, da ich zu ihm flehte um Hülfe, um Errettung aus dem Verderben, da antwortete er mir.“ Diese Antwort bestand darin, daß er mich errettete aus aller meiner Furcht; war also eine Antwort nicht mit Worten, sondern mit der That. Aus dieser einzelnen Erfahrung macht er eine Ermahnung für Alle, von diesem einzelnen Fall eine Anwendung für Alle auf alle Fälle, und stellt die allgemeine tröstliche Wahrheit hin: „Welche ihn ansehen und anlaufen, derer Angesicht wird nicht zu Schanden.“ Den Herrn ansehen in der Noch, das heißt, absehen, wegsehen von Allem, wonach sich der Unglaube, Kleinglaube und Aberglaube in der Noth umsieht, wovon er Rath, Trost und Hülfe sucht - heißt, auf den Herrn sehen, als den Gnädigen und Barmherzigen, dem sein Herz bricht, daß er sich der Seinen erbarmen muß; als den Allmächtigen, welcher spricht, so geschieht's; welcher gebeut, so steht's da; als den Wahrhaftigen und Treuen, welcher geboten und verheißen hat: „Rufe mich an in der Noth, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen!“ Aus solchem Ansehen bekommt man Muth und Freudigkeit, - ihn anzulaufen, wie ein erschrockenes Kind mit Weinen und Klagen, aber doch mit Freudigkeit und Zuversicht zum Vater oder zur Mutter läuft; sein Herz vor ihm auszuschütten, ihn zu fassen und zu halten, mit ihm durch's Gebet zu ringen und ihn nicht zu lassen, er segne uns denn. Die ihn so ansehen und anlaufen, derer Angesicht wird nicht zu Schanden, denen geschieht, wie sie geglaubt und gebeten haben. Dafür stellt sich David selbst zum Beweis und Exempel hin, wenn er aus sich hinweisend sagt: „Da dieser Elende rief, hörete der Herr, und half ihm aus allen seinen Nöthen.“ (Carl Johann Philipp Spitta)

34:6 Da dieser Elende rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten.
David betete, wenn es ihm wohl ging; er betete, wenn er Krieg führte, wenn er Friedensgeschäfte verrichtete, wenn er bei Freunden oder Feinden war. Das Wort, welches Gott durch Assaph geredet hat: rufe Mich an in der Noth, erfüllte er treulich, und Gott erfüllte auch an ihm Seine Verheißung: du sollst mich preisen. Jetzt ist die Welt voll eitler Einbildung. Man verläßt sich auf die geschickte Anstrengung menschlicher Kräfte. Jeder sucht sich selber zu helfen: Gottes aber gedenkt man nicht, Ihn rufet man nicht an, Ihm schreibt an nichts zu, als ob Er die Regierung der Welt aufgegeben hätte. Wenn etwas mißlingt, so denkt man nur an die menschlichen Fehler, die dabei gemacht worden, und nicht an die Unterlassung des Gebets, und auch nicht an die Hand Gottes, welche den Rath der Menschen zu ihrer Demüthigung, weil er nicht in Seine Regierung paßte, zu nichte gemacht habe. David war ein sehr fähiger und kluger Mann; gleichwie er aber Ps. 146,3. selber vor dem Vertrauen auf Fürsten warnte, also setzte er auch sein Vertrauen nicht auf sich selbst, sondern auf den HErrn seinen Gott, den er fleißig anrief. Als er auf seiner Flucht vor dem König Saul zu Gath unter den Philistern in eine große Gefahr kam, verhärtete er sein Herz nicht selber gegen den Tod, und sann nicht auf Lügen, um sich durchzuschlagen, sondern rief den HErrn an, und dieser hörte ihn, und half ihm aus allen seinen damaligen Nöthen. Er half ihm freilich durch ein seltsames und demüthigendes Mittel, indem Er ihm eine Krankheit zuschickte, die seinen Verstand verrückte, aber auch diese Krankheit nahm Er ihm wieder ab, sobald die Gefahr vorbei war, und ließ sie nicht wieder kommen. Hernach konnte David auf sich selber gleichsam deutend sagen: da dieser Elende rief, hörte der HErr. Auch mir ist das Anrufen des HErrn erlaubt und befohlen. Wenn ich meine Umstände an diesem Morgen überdenke, so erkenne ich, daß ich in dieser und jener Noth stecke, auch weiß ich nicht, was mir noch weiter auf dem Weg meiner Wallfahrt begegnen werde. Es erwecke und stärke mich aber heute und täglich der Geist der Gnaden und des Gebets, daß ich als ein Elender, der sich selber nicht zu rathen und zu helfen weiß, den himmlischen Vater im Namen Jesu Christi anrufe, und von Ihm Unterweisung, Kraft, Trost und heilsame Schickungen Seiner Vorsehung, oder mit Einem Wort Hülfe erbitte. Zu Seiner Ehre, und damit andere Elende zum glaubigen Beten aufgemuntert werden, soll ich sonderlich am Ende meines Laufs rühmen: da dieser Elende rief, hörte der HErr, und half ihm aus allen seinen Nöthen. Wie aber, wenn ich dieses rühme, und doch die letzte Noth, welche bei dem Sterben entsteht, noch vor mir habe? Wenn ich an diese gedenke, so soll ich vorher beten: hilf mir in meiner letzten Noth, und aus der bisherigen Erhörung meines Gebets, und der oftmaligen Hülfe, die mir von Gott widerfahren ist, den getrosten Schluß machen, daß Er auch meine Bitte in Ansehung der letzten Noth erhören, und mich alsdann aus allem Uebel erlösen, und mir zu Seinem himmlischen Reich aushelfen werde. Wer den Namen des HErrn anruft, soll selig werden, Röm. 10,13.(Magnus Friedrich Roos)

34:7 Der Engel des HERRN lagert sich um die her, so ihn fürchten, und hilft ihnen aus.
Wir können die Engel nicht sehen, aber es ist genug, daß sie uns sehen können. Es ist ein großer Bundesengel da, den wir nicht gesehen haben und doch lieben, und sein Auge ist stets bei Tag und Nacht auf uns gerichtet. Er hat ein Heer von Engeln unter sich, und Er läßt sie Wächter über seine Heiligen sein, und sie vor allem Übel behüten. Wenn Teufel uns Schaden thun, so thun lichte Wesen uns Dienste.
Beachtet, daß der Herr der Engel nicht kommt und geht und uns nur vorübergehend besucht, sondern daß Er und seine Heere sich um uns her lagern. Das Hauptquartier der Armee des Heils ist da, wo die leben, deren Vertrauen auf den lebendigen Gott steht. Dieses Lager umgibt die Gläubigen, so daß sie von keiner Seite angegriffen werden können, wenn der Gegner nicht durch die Verschanzungen des Herrn der Engel brechen kann. Wir haben einen festen Schutz, eine immerwährende Wache. Bewacht von den Boten Gottes, sollen wir nicht durch plötzliche Angriffe überrascht oder durch überwältigende Mächte verschlungen werden. Aushilfe ist in diesem Spruch verheißen - Aushilfe von dem großen Herzog unsrer Seligkeit, und diese Aushilfe sollen wir immer wieder erhalten, bis unser Krieg beendet ist und wir das Feld des Kampfes mit der Heimat der Ruhe vertauschen. (Charles Haddon Spurgeon)

34:8 Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn traut!
Jehovah unser Gott ist nicht nur ein HErr, dem man dienen, nicht nur das höchste Wesen, das man anbeten soll, sondern Er ist auch ein Licht, das erleuchtet, ein Leben, das belebt, eine Liebe, die erquicket. Er ist allein gut, und weil Er gut ist, so will Er sich mittheilen, und zu genießen geben. Man kann Ihn fühlen und finden: man kann schmecken und sehen, wie freundlich Er ist. Man kann endlich, wie die Schrift sagt, in Seine Freude eingehen, und in Seine Ruhe hinein kommen. David war bei dem König Achis oder Abimelech zu Gath in einer großen Gefahr, da er auf der Flucht zu ihm gekommen war: weil sich die Philister erinnerten, daß er derjenige sei, der ihrem Volk vorher im Krieg großen Schaden gethan habe, und ihn deßwegen gefangen nehmen oder tödten wollten. Er selbst gerieth in eine große Furcht, und bekam einen gichtischen Anfall, wie ein Mensch, der die fallende Krankheit hat. Er rief aber auch als ein Elender zum HErrn, und der HErr erhörete ihn, und half ihm aus allen seinen Nöthen, wie 1 Sam. 21. ausführlich erzählt wird. Er bemerkte hiebei einen besondern Beistand von einem guten Engel, und sagte deßwegen Ps. 34,8.: der Engel des HErrn lagert sich um die her, so Ihn fürchten, und hilft ihnen aus. Es blieb aber dabei nicht, sondern er bekam auch in seiner Seele, die vorher mit einer großen Furcht erfüllt gewesen war, eine erquickliche Empfindung der Freundlichkeit Gottes, die er auch andern Menschen gönnte, und deßwegen V. 9. sagte: schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist, aber auch von nun an in seinen Psalmen mehrmals sagen konnte: danket dem HErrn, denn Er ist freundlich, und Seine Güte währet ewiglich.
Davids Beispiel lehrt uns, daß eine Seele durch tiefe Zermalmungen tüchtig gemacht werde, die Freundlichkeit Gottes zu sehen und zu schmecken. Er war schon vorher ein Israelit ohne Falsch und ein redlicher Verehrer seines Gottes, aber auch ein munterer Hofmann und geschäftiger Kriegsheld gewesen: nun wurde er zu Gath geläutert, wie Jakob bei seinem nächtlichen Kampf mit dem Sohn Gottes, und bekam neue geistliche Empfindungen und Einsichten. Lasset uns also die Wege Gottes verstehen, und Seine Schmelztiegel nie ängstlich fürchten oder hassen.\\Das Evangelium wird 1 Petr. 2,2. Milch genannt, weil es für den Geist lieblich und kräftig ist; eine vernünftige Milch, weil es eine Wahrheit enthält, welche die göttliche Weisheit herausgegeben hat, und die mit einer erleuchteten Vernunft gefaßt werden muß; eine lautere Milch, weil es nichts als Wahrheit enthält, und mit keinem Irrthum vermengt ist. Durch dieses Evangelium gibt sich die Freundlichkeit des HErrn Jesu zu schmecken, und wer dieselbe geschmeckt hat, ist nach demselben Evangelio noch weiter begierig, um die Freundlichkeit Jesu noch mehr zu schmecken. Schmecken, daß der HErr freundlich sei, ist das einige wahre Wohlleben auf Erden, die einige Erquickung für das Herz, die einige Arznei für den Kummer, das einige Labsal im Kampf, und der wahre Vorschmack des ewigen Lebens. Wer die Freundlichkeit des HErrn noch nie geschmeckt hat, hat noch keinen guten Tag in seinem Leben gehabt. Man schmeckt sie aber, wenn man den HErrn wie David anruft, oder, wie Petrus 1 Petr. 2,4. geschrieben hat, zu Ihm kommt, da man dann nach der vernünftigen lautern Milch, das ist nach dem wahren Evangelio, welches kräftig und lieblich ist, noch weiter begierig sein muß, daß man durch dieselbe zunehme. So sei denn dieses Anrufen und Kommen unsere tägliche und liebste Uebung.(Magnus Friedrich Roos)


Der Herr, unser Gott, gibt den Seinen immer wieder gerne Erquickungen für ihre Leiber und für ihre Herzen. Er kennt unsere Bedürfnisse, und Er weiß es wohl, dass nur Er sie stillen kann. Wir dürfen an Seine unendliche Güte glauben. Er hat sich als der gnadenreiche Herr geoffenbart und erwiesen in mannigfaltiger Weise. Solange Gott Gaben und Gnaden schenkt, solange dürfen wir auch völlig auf Ihn vertrauen. Sorgen und Zweifeln ist so gut Sünde wie Stehlen und Lügen! Wenn wir unsere eigenen Wege gehen, in Gram und Kummer uns verzehren, uns brüsten, unsere eigenen Herren zu sein, so schneiden wir hiermit dem Gott aller Gnaden die Gelegenheit ab, sich an uns zu verherrlichen. Wer aber sollte in solch verkehrter, unkindlicher Stellung zufrieden und wahrhaft glücklich sein können? Schmecken und sehen sollen wir, wie freundlich der Herr ist. Nicht nur vom Hörensagen sollen wir dies wissen, wir sollen es selber schmecken und sehen. Realitäten stehen vor uns, und zwar solche, die uns zugedacht und bestimmt sind. Der Herr hat die Absicht, für uns zu sorgen. Hungert und dürstet deine Seele nach Lebensbrot und Lebenswasser, nach dem lebendigen Gott, so vertraue dem Herrn. Bist du krank, müde, matt, elend, so vertraue Ihm auch hierin. Fühlst du dich gebunden, bist du im Gedränge, so schaue auf Ihn; Er sei deine Zuflucht! Drückt dich irgendein Leiden eine Not, so harre des Herrn. Er blickt aus nach dir. Er sehnt sich, bis du zu Ihm rufst. Darum wirst du schmecken und sehen, wie freundlich Er ist. (Markus Hauser)

34:9 Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.

34:10 Reiche müssen darben und hungern; aber die den HERRN suchen, haben keinen Mangel an irgend einem Gut.

34:11 Kommt her, Kinder, höret mir zu; ich will euch die Furcht des HERRN lehren:
David war ein berühmter Musiker, ein tüchtiger Staatsmann und ein tapferer Soldat. Aber er sagt den Kindern nicht: Ich will euch das Harfenspiel lehren; ich will euch den Gebrauch der Waffen beibringen; ich will euch die Grundsätze der Politik erklären; sondern er sagt: Ich will euch die Furcht des Herrn lehren. Das ist besser als alle Kunst und Wissenschaft, besser als alle Brandopfer und sonstigen Opfer. (Matthew Henry)

34:12 Wer ist, der Leben begehrt und gerne gute Tage hätte?

34:13 Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, daß sie nicht Trug reden.
Durch Zungensünden wird das Herz befleckt und leer. Was du Gutes ins Herz empfangen hast, das geht schnell fort. Die Segnungen des Wortes, des Gebetes, der Predigt, der Anregung durch Kinder Gottes sind bald wieder dahin, wenn die Zunge nicht im Zaume gehalten wird. Der Herr ist dir begegnet und hat dich gestärkt, neues Leben durftest du empfangen; aber bald quält dich wieder eine bittere Leere, wenn deine Zunge zügellos ist. Das schon Gewonnene und Gesammelte wird zerstreut und weggeworfen. Dagegen wird das Herz von Bösem voll. Der Teufel füllt es mit allerlei Verkehrtheiten. Nicht nur verrät eine leichfertige Zunge ein krankes Herz, sondern durch sie wird auch selbst der Kreis der Schöpfung in Brand gesteckt. Durch Ungeistliche Reden wird das Rad der Gedanken und der Gefühle sowie der Lebensfeuerherd verderbt und zu einer Ursache vieler Sünden gemacht. Wie nach außen, so kann selbst nach innen die eigene Zunge ein Giftkanal, ja, eine Erzeugerin des Giftes sein. Die unordentlichen Reden wirken auch auf das eigene Herz. Die Lebensströme des Werkes Gottes können nicht in dasselbe eindringen. Das Gebet wird wirkungslos gemacht, und die Einflüsse von oben werden abgeschnitten. Wie folgenschwer sind diese Sünden! Der Geist Gottes schafft eine neue Zunge. Von diesem lass dich erfüllen. Wenn du redest, was Gott gefällt, so hat das wie nach außen so auch nach innen heilsame Wirkung, und ein gesundmachender Balsam teilt sich dem Geiste, der Seele und somit auch dem Nervensystem mit. Statt andere zu richten, bete anhaltend und zuversichtlich für sie, so gewinnst du Einfluss und Macht zur Ehre Gottes. (Markus Hauser)

34:14 Laß vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach.

34:15 Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien;

34:16 das Antlitz aber des HERRN steht gegen die, so Böses tun, daß er ihr Gedächtnis ausrotte von der Erde.

34:17 Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not.

34:18 Der HERR ist nahe bei denen, die zerbrochnes Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagen Gemüt haben.
Was bleibt dem Menschen, wenn sein Herz zerbrochen und sein Geist zerschlagen wurde? Mag die Sonne ihren Lichtstrom auf die Erde schütten, für ihn scheint sie nicht mehr. Wir brauchen, damit die Natur uns diene und erfreue, ein unverletztes Herz. Sein Besitz mag unversehrt sein. Nun kann er ihm aber nichts helfen; was ist ein Besitztum noch, wenn sein Besitzer ein toter Mann ist? Von den Menschen hat er nichts zu hoffen; denn den Menschen ist es versagt, Herzen zu heilen. Ist er hilflos? Nein, sagt der Psalmist; denn der Herr ist ihnen nahe, die innerlich todwund sind. Hat ein schmerzhafter Stoß meine Pläne zerbrochen, meine Hoffnungen zerstört und alle meine Gedanken entwurzelt, so hat er mir doch meinen Gott nicht genommen. Er ist mir eben jetzt, da ein schmerz-hafter Bruch mein Innerstes verletzt hat, nahe, nach seiner heiligen Regel, dass er zur Not seine Hilfe und zur Armut seine Gabe fügt und da, wo der Mensch zu Ende ist, mit seinem Werk beginnt. In solcher Lage bewährt sich die selige Botschaft, dass alles zum Guten hilft. Sie umfasst auch das Schwerste, was uns treffen kann, und dies ist nicht der Verlust unserer Habe, auch nicht der Zu-sammenbruch unseres Leibes, sondern der inwendige Bruch, der Schlag, der unseren Geist verletzt. Nun hilft uns auch er zum Guten, da er uns Gottes Nähe verschafft. Darum dürfen wir dem Apostel glauben, der uns sagt, dass uns jede Versuchung zur Freude werden kann. Auf die gefährliche Höhe steigt die Versuchung dann hinauf, wenn unser Herz zerbricht; denn dann ist uns die Verzweiflung nahe. Aber auch unsere Rat- und Hilflosigkeit wird zum Band, das uns mit Gott vereint. Das gibt den Stunden, in denen das Herz krampfhaft zuckt und aus tiefen Wunden blutet, eine feierliche Weihe. Nun bedenke: jetzt ist Gott mir nahe. Denn selig sind die Armen im Geist, weil Gott zu ihrer Armut seinen Reichtum fügt.
Führe mich nicht in Versuchung! Ich bebe, wenn ich daran denke, wie zerbrechlich mein Herz ist und wie tief die Schläge, die den Geist treffen, dringen. Aber auch, wenn Du mich in Versuchung führst, offenbarst Du die Herrlichkeit Deiner Gnade. Wenn ich nichts mehr bin und keine Stütze mehr habe, zeigst Du mir, dass Du meine Stütze bist, und lehrst mich glauben. Amen. (Adolf Schlatter)

34:19 Der Gerechte muß viel Leiden; aber der HERR hilft ihm aus dem allem.
Je reiner und gerechter ein Mensch lebt und wandelt, wirkt und Gott bezeugt, desto größer ist das Maß der Leiden, das er der Gerechtigkeit wegen wird tragen und erdulden müssen. Auch hier sind wir genötigt, zu sagen: Es können dem Gottesmenschen die Gerechtigkeitsleiden nicht erspart bleiben. Solange es einen Feind des Guten gibt, und solange Gute und Böse, Gerechte und Ungerechte untereinander wohnen, solange wird auch der Gerechte zu leiden haben. Erst wenn der letzte Feind, der Tod, wird abgetan sein, werden der Gerechten Leiden gänzlich aufhören. Jesus hat es jedem, der Sein Jünger werden wollte, sehr offen gesagt, dass Kreuz und Leiden sein Teil sein werden. Der Weg zu Gott, zur Herrlichkeit ist eine Leidensbahn. Wir können unmöglich Christus nachfolgen und dabei ohne Leiden bleiben, wir können nicht in der Gemeinschaft der Heiligen stehen und stets unter Lilien weiden. Kampf ist des Christen Los. Durch Leiden zur Herrlichkeit gehen alle Salemspilger. Selig werden willst du? Selig, wer leiden kann! „Wir preisen selig, die erduldet haben.“ Eine große Ehre liegt in diesen Leiden. Sie machen dem Meister ähnlich und zur Vollendung tragen sie viel bei. „Heiligung durch den Glauben“, betonen viele, und sie haben recht. „Heiligung durch Leiden“, möchten wir hervorheben, und wir werden auch damit eine große Wahrheit aussprechen. Im Leidenstiegel sein um Jesu willen ist wahrhaftig keine geringe Ehre. O, nur nie durch Sünden, durch Übeltat, durch Abweichungen von Gottes Willen sich Leiden zuziehen! Wer Unrecht erduldet, wer Leiden trägt, der wird stark. Wer aber Unrecht tut, der steht geschwächt da. (Markus Hauser)

34:20 Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, daß deren nicht eins zerbrochen wird.
Diese Verheißung bezieht sich nach dem Zusammenhang auf den viel leidenden Gerechten: „Der Gerechte muß viel leiden, aber der Herr hilft ihm aus dem allen.“ Er mag an Hautwunden und Fleischwunden leiden, aber kein großer Schaden soll geschehen, „keines seiner Gebeine soll zerbrochen“ werden.
Dies ist ein großer Trost für ein leidendes Kind Gottes, und ein Trost, den ich anzunehmen wage; denn bis zu dieser Stunde habe ich keinen wirklichen Schaden erlitten von meinen vielen Trübsalen. Ich habe weder Glauben, noch Hoffnung, noch Liebe verloren. Nein, anstatt diese Knochen des Charakters zu verlieren, haben sie vielmehr an Stärke und Kraft gewonnen. Ich habe mehr Erkenntnis, mehr Erfahrung, mehr Geduld, mehr Festigkeit, als ich hatte, ehe die Leiden kamen. Nicht einmal meine Freude ist vernichtet worden. Manche Striemen habe ich durch Krankheit, Todesfälle, Niedergeschlagenheit, Verleumdung und Widerstand erhalten; aber die Striemen sind geheilt, und es ist kein komplizierter Knochenbruch, nicht einmal ein einfacher, da gewesen. Der Grund ist nicht weit zu suchen. Wenn wir auf den Herrn vertrauen, so bewahrt Er all unsre Gebeine; und wenn Er sie bewahrt, so können wir gewiß sein, daß nicht eins von ihnen zerbrochen wird.
Komm, mein Herz, traure nicht. Du fühlst Schmerzen, aber keine Gebeine sind zerbrochen. Ertrage Hartes und biete der Furcht Trotz. (Charles Haddon Spurgeon)

34:21 Den Gottlosen wird das Unglück töten; und die den Gerechten hassen, werden Schuld haben.

34:22 Der HERR erlöst die Seele seiner Knechte; und alle, die auf ihn trauen, werden keine Schuld haben.1)
Ein ungemein reicher Psalm! reich in seinen Verheißungen und Erfahrungen, reich in seinen Lehren und Ermahnungen! Insbesondere enthält er eine Anweisung über den rechten Weg zum Wohlleben und zu guten Tagen; und das ist es ja, was sich jeder wünscht; nur daß nicht Alle wissen, was gut oder wohl leben ist und was gute Tage sind, noch welcher Weg der rechte Weg dahin ist, und, wenn sie ihn wissen, denselben nicht einschlagen. David lehrt, daß es einen dreifachen Schritt oder Fortschritt gebe. Der erste Schritt heißt: „Behüte deine Zunge vor Bösem, und deine Lippen, daß sie nicht falsch reden.“ Es ist möglich, wenn wir Gott wahrhaft fürchten und sein nahes, Alles beobachtendes Auge schauen, unser tiefes Verderben bereuen und nach Vergebung und einem neuen Leben sehnlich verlangen. Der zweite Schritt heißt: „Laß vom Bösen und thue Gutes,“ d.h. bekehre dich gründlich zum Herrn und laß nicht ab mit Ansehen und Anlaufen, bis du Vergebung empfangen und dieser vergebenden Gnade versichert bist, indem du den Herrn glühender liebst und die Sünde glühender hassest als je. Der dritte Schritt heißt: „Suche Frieden und jage ihm nach,“ sowohl den Frieden mit Gott als mit den Menschen. Ach, der Mensch läßt so gerne nach; er versäumt leichte eine Gnade Gottes um die andere; er wird träge und sicher. Unvermerkt wächst dann eine bittere Wurzel auf, welche Unzufriedenheit anrichtet und auch viele Andere verunreinigt. Da muß Ernst, Wachsamkeit und Fleiß in der Heiligung angewandt werden. Zumal David eine so tröstliche Verheißung hinzufügt: „Die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten und seine Ohren merken auf ihr Schreien und Bitten.“ Er hat die Gerechten unter seiner besondern Aufsicht, läßt sie keinen Augenblick aus seinen Augen, und giebt ihnen mehr und Besseres, als sie selbst bei ihrem Bitten verstanden haben. O was für unvergeßliche Erfahrungen dürfen sie schon davon machen in der Zeit, und was wird ihnen erst die Ewigkeit darüber für große und überraschende Aufschlüsse geben! Möchte denn auch ich so wohlleben, wie David, und gute Tage haben! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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