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Psalm 131

Psalm 131

131:1 Ein Lied Davids im höhern Chor. HERR, mein Herz ist nicht hoffärtig, und meine Augen sind nicht stolz; ich wandle nicht in großen Dingen, die mir zu hoch sind.

131:2 Ja, ich habe meine Seele gesetzt und gestillt; so ist meine Seele in mir wie ein entwöhntes Kind bei seiner Mutter.
Hungrig schauen unsere Augen in die Welt hinaus und unsere Hände greifen eifrig nach allem, was wir Gewinn heißen, in der Tat wie ein Kindchen, das sich nach der Brust der Mutter streckt. Gibt es denn für uns Menschen ein Sattwerden? Ja, sagt der Psalmist, es ging ihm wie dem Kind, von dem das ungestüme Begehren der ersten Wochen abgefallen ist und das nun seine Nahrung nicht mehr bei der Mutter sucht. Nun ist ein anderes Bedürfnis aufgewacht und das neue Bedürfnis macht das alte still. Es kann uns wie dem entwöhnten Kinde gehen, weil wir von zwei Seiten her unsere Bedürfnisse und Begehrungen empfangen. Zuerst legen sie die natürlichen Vorgänge in uns hinein und erzeugen jenes Verlangen, das nach den Dingen greift. Wenn uns aber Gottes Gnade besucht hat, dann öffnet sich uns ein neuer Quell, aus dem Bewegung und Begehrung und Wille in uns hineinströmen. Nun greifen wir nach dem, was Gottes ist, und das eine Verlangen vertreibt das andere. Was die Natur fordert, muß ihr freilich Tag um Tag gewährt werden und dies ohne Widerwillen; sie soll willig und reichlich erhalten, was sie bedarf. Aber die Mitte unseres Lebens füllt dieses Begehren nicht mehr aus. Deutlich und wirksam kommt eine Wandlung zustande, die unser ganzes Leben umstellt. Wie viel war uns früher unentbehrlich oder erschien uns doch als höchst begehrenswert und machte uns zu lebhafter Anstrengung munter, vielleicht sogar zu fieberndem und heldenhaften Ringen! Nun aber ist alles, was nur die Sinne reizt, nur den Menschen angeht und nur den Menschen schmückt, abgewelkt. Wir sehen die anderen nach diesen Dingen greifen und lächeln, weil wir wissen, wie wenig sie damit gewinnen, und mit dem Lächeln verbindet sich ein tiefes Erbarmen, weil das, was sie begehren, sie gefährdet, weil das Leben in Gefahr kommt, wenn es darben muß. Ohne Schmerzen und Klagen ist uns die Entsagung gewährt, wie sie dem entwöhnten Kind gegeben wird, das nun ohne Begehrlichkeit auf dem Schoß der Mutter sitzt. Denn eine neue Füllung ward in unser Leben gelegt, neue Arbeit, damit auch neue Schmerzen und neue Seligkeit.
Zeige mir, was dir wohlgefällt, damit ich mich nicht verzehre im Dienst der Eitelkeit. Reichst du uns das Brot des Lebens, dann quält uns kein falscher Hunger mehr; dann werde ich satt. Amen. (Adolf Schlatter)

131:3 Israel, hoffe auf den HERRN von nun an bis in Ewigkeit!
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