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1. Könige, Kapitel 17

1. Könige, Kapitel 17

17:1 Und es sprach Elia, der Thisbiter, aus den Bürgern Gileads, zu Ahab: So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe, es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.
Es gibt Menschen, welche die Kunst der Beredsamkeit in hohem Maße besitzen, und doch macht ihr Wort keinen Eindruck. Wiederum gibt es andere, die keine Spur von glänzender Rednergabe habe, und doch haften ihre Worte wie Spieße und Nägel. Woran liegt dies? Bei Elia können wir das Geheimnis der Vollmacht im Zeugen erfahren. Sein Wort drang mit Macht durch, obgleich es nur ganz einfach und ohne jedes rednerische Beiwerk war. Aber eines hatte Elias: er hatte eine unumstößlich, über jeden Zweifel erhabene Gewissheit von dem, was er verkündigte. Er kam mit einer Tatsache vor Ahab, die ihm felsenfest stand, an der niemand rütteln konnte. Solche Klarheit und Gewissheit war ihm vom Herrn gegeben, vor dem er stand. Er erschien nicht als ein kluger, geschickter Rednern, sondern er kam aus dem Heiligtum als ein Mensch, der von Gott etwas empfangen hatte. Das ist das Geheimnis seiner Vollmacht im Zeugnis.
Wenn unsere Aufgabe auch von der Elias noch so verschieden ist, so ist auch im tiefsten Grunde das Geheimnis des wirkungsvollen Zeugnisses dasselbe. Wenn wir selbst von unerschütterlichem Glauben an das was wir reden, durchdrungen sind, wenn wir uns vom Herrn Klarheit und Gewissheit über sein Wort haben schenken lassen, so wird das verkündigte Wort seinen Eindruck bei anderen nicht verfehlen. Gott mehre die Zahl der Boten, die etwas von Elias Glaubenskraft und Zeugengeist besitzen. (Charles Haddon Spurgeon)


Viele Christen bewegt die Frage: „Wie kann man erhörlich beten?“ Elias Gebet um Aufhören des Regens gibt uns eine wichtige Antwort auf diese Frage. sein Gebet hatte wunderbare Wirrung. Es griff hinein in die Geschichte eines Volkes, und kein König konnte etwas gegen die Gewalt dieses gläubigen Gebets machen. Worin lag aber ein wichtiges Geheimnis jenes erhörlichen Gebets? Es lag darin, daß sein Gebet mit dem Willen Gottes, der im geschriebenen Worte offenbart war, übereinstimmte. Nicht aus seinem Herzen hatte Elia den Gedanken genommen, daß für das gottlose Israel eine Zeit der Dürre heilsam wäre, sondern aus dem göttlichen Gesetze. Gott hatte durch Mose vorausgesagt, daß, wenn Israel von Jahwe abfalle, der Himmel zugeschlossen werden solle, daß kein Regen komme und die Erde ihr Gewächs nicht gebe (5.Mose 11,17). Gott wollte bei fortgesetztem, anhaltendem Ungehorsam des Volkes „den Himmel wie Eisen und die Erde wie Erz machen„ (3.Mose 26,19). Nun lag zur Zeit des gottlosen Königs Ahab solch schlimmer andauernder Abfall von Gott in Israel vor. Der Beter Elia, dem der Zustand seines Volkes zu Herzen ging und der um jeden Preis die Rückkehr desselben zum Herrn ersehnte, durfte sich also auf dieses Wort stützen und es seinem Gott vorhalten. Der Glaube an die Wahrheit des göttlichen Wortes gab ihm Erlaubnis und Vollmacht, zu beten, „daß es nicht regnete“. Wenn wir erhörlich beten wollen, so laßt uns doch nicht versäumen, in dem geschriebenen Wort mit dem Willen Gottes vertraut zu werden. Laßt uns forschen, welche Verheißungen Gott für unsere Zeit und Lage gegeben hat, und mit diesen Verheißungen zum Gnadenthron gehen (Ps. 27, 8). (Alfred Christlieb)

17:2 Und das Wort des HERRN kam zu ihm und sprach:

17:3 Gehe weg von hinnen und wende dich gegen Morgen und verbirg dich am Bach Krith, der gegen den Jordan fließt;
Der Anfang von Elias Geschichte beantwortet uns nicht nur die Frage, wie wir erhörlich beten und wie wir kraftvoll zeugen, sondern auch, wie wir persönlich im Dienst des Herrn bewahrt werden können. Das erste öffentliche Auftreten eines Zeugen Gottes, der im ganzen Lande bekannt wird, hat seine besonderen Gefahren für diesen selbst. Auch Elia, der ein Mensch war wie wir (Jak. 5,17), war diesen Gefahren ausgesetzt. Wie hätte die Anerkennung von vielen jetzt an sein Ohr dringen können! Wie hätte man ihm sagen können: „Das war ein kräftiges Wort an Ahab! Gott sei Dank, dass der König auch einmal solchen Ton hörte. Die Worte klangen doch anderes als die Reden der Baalspriester.
Welch einen Eindruck dies Wort machte!“ Und dergleichen mehr. Auf der anderen Seite hätte man von dem königlichen Hofe aus ihn zu beeinflussen gesucht, dass er nicht ganz so streng und ernst reden solle. Wie manche anfangs gesegnete Zeugen Gottes sind diesen Gefahren erlegen, dass sie entweder durch die Lobreden von Menschen aus der Demut fielen oder durch den Druck von welchem Einfluss bestimmt wurden, der Wahrheit ihre Scharfe und Spitze wegzunehmen. Gar mancher verlor auf diese Weise seine geistlichen Simsonslocken. Wie wurde Elia vor all diesen Gefahren bewahrt? Er folgte dem göttlichen Leiten, das ihn gleich nach seinem ersten Auftreten in eine gründliche Stelle an den Bach Krith rief. Dort war er nicht nur vor Ahab Zorn, sondern auch vor jedem schädlichen Einfluss bewahrt.
Auch uns ruft Gott in die Stille zu unserer Bewahrung (vgl. Mark. 6,30-31). Verfolgt man die Geschichte entgleister und gestrauchelter Gottesknechte bis auf den Anfang, so wird man gar oft das wehmütige Bekenntnis des Pearsal Smith hören, dass er sich nicht genug in die Stille zurückgezogen habe. (Alfred Christlieb)

17:4 und sollst vom Bach trinken; und ich habe den Raben geboten, daß sie dich daselbst sollen versorgen.

17:5 Er aber ging hin und tat nach dem Wort des HERRN und ging weg und setzte sich am Bach Krith, der gegen den Jordan fließt.

17:6 Und die Raben brachten ihm das Brot und Fleisch des Morgens und des Abends, und er trank vom Bach.

17:7 Und es geschah nach etlicher Zeit, daß der Bach vertrocknete; denn es war kein Regen im Lande.
Wir wollen uns in den Aufenthalt Elias am Bach Krith versenken. Er kämpfte hier nicht vor Volk und König gegen den Abfall einer ganzen Nation. Es galt hier einen anderen Kampf. Ehe Elia oben auf dem Karmel vor aller Öffentlichkeit jene gewaltige Schlacht schlug, aus der sein Glaube siegreich hervorging, hatte er vorher in der Stille, wo kein Mensch ihn beobachtete, Feinde ihm eigenen Herzen überwinden müssen. Zwei Gefahren lagen ihm dort ganz nahe: Sorgengeist und Ungeduld.
Zuerst der Sorgengeist. Er hatte nichts weniger, als eine menschlich gesicherte Stellung. Sein Unterhalt wurde ihm durch Raben gebracht. Der Bach, aus dem er das im Morgenland besonders wichtige Trinkwasser holte, wurde durch die Dürre täglich kleiner. Schaute Elias nur auf die immer spärlicher fließenden Wassertropfen, so konnte er in die Macht des Sorgenteufels geraten. Da galt es von menschlichen Garantien Weg auf den Herrn zuschauen. Er gibt schon zur rechten Zeit, wenn der letzte Tropfen verschwindet, einen neuen Wink zur Versorgung (V. 7 u. 8).
Die zweite Gefahr war die Ungeduld. Er, der kräftige Mann, der später am Karmel Volksmassen mit seinem Wort im Zaun hielt, musste hier Tag für Tag ohne jede Tätigkeit in Israel still liegen! Wie mochte neben dem Sorgengeist auch die Ungeduld des eigenen Herzens ihn fortzureißen suchen! Elia blieb still. Er lief nicht eigenmächtig vom Krith an den Königshof, um Ahab zu bekehren. Wenn Gott Zeit hatte, so hatte er auch Zeit. Wenn Gott seine Tätigkeit nach außen jetzt nicht brauchte, so drängte er sich nicht in die Arbeit, sondern wartete auf Gottes Stunde. Wohl uns, wenn wir in solchen verborgenen Proben auch überwinden. (Alfred Christlieb)

17:8 Da kam das Wort des HERRN zu ihm und sprach:

17:9 Mache dich auf und gehe gen Zarpath, welches bei Sidon liegt, und bleibe daselbst; denn ich habe einer Witwe geboten, daß sie dich versorge.
Das Wort des Herrn geschieht zu Elias, als der Bach vertrocknet ist. Die sichtbaren Zeichen der Hilfe des Herrn treten zurück, aber das Wort des Herrn bleibt. So übt der Herr immer den Glauben. Wir haben stets die Neigung, uns an das Sichtbare zu halten, ihm zu trauen, aber der Herr will uns im Glauben üben. Und deswegen entzieht er so oft die sichtbaren, natürlichen Stützen, daß wir glauben lernen. Jawohl, meine Lieben, das Wort des Herrn bleibt. Es bleibt unter allen Umständen als der ewige Halt für den Glauben.
Der Herr gibt seinem Knechte Elias eine herrliche Verheißung mit dem Auftrag, den er ihm erteilt. Es ist ja ein wunderbarer Auftrag. Eine Heidin soll sich des Propheten von Israel annehmen, und zwar eine Heidin, die durch ihre Stellung als Witwe selbst hilfsbedürftig ist. Welche Torheit für die Welt! Kann das wirklich der Wille Jehovas sein? Aber das Wort des Herrn an Elias ist unwiderruflich, und er fügt die bestimmte Verheißung hinzu, daß sein Knecht versorgt werden soll. Darin liegt alles, was Elias bedarf: Der Herr wird ihn versorgen. Mag Elias die Art, wie der Herr das ausführen will, dunkel sein. Er hält sich an das Verheißungswort, daß der Herr für ihn sorgen will.
Man darf nicht sagen, daß der Herr immer in so spezieller Weise seinen Kindern den Weg zeigt, auf dem er sie aus irgend einer Notlage herausführen will; aber eins steht fest, daß der Herr auch sie versorgen will. Wie sich der Herr ganz speziell um Elias bekümmerte, so bekümmert er sich um jedes seiner Glieder, auch um den Geringsten.
Elias folgt dem Ruf des Herrn unbedingt. Wir hören nicht, daß er Einrede gegen denselben hat. Mag es auch in seinem Inneren gekämpft haben; denn Elias war nur ein Mensch wie wir, er schlägt den Weg nach Zarparth ein,, und wie er an das Stadttor kommt, da findet er die Witwe, die der Herr zu seiner Versorgung ausersehen hat. Elias' Vertrauen wird nicht zu Schanden. Und wie Elias wird keiner zu Schanden, der seiner harret. (Heinrich Neviandt)

17:10 Und er machte sich auf und ging gen Zarpath. Und da er kam an das Tor der Stadt, siehe, da war eine Witwe und las Holz auf. Und er rief ihr und sprach: Hole mir ein wenig Wasser im Gefäß, daß ich trinke!

17:11 Da sie aber hinging, zu holen, rief er ihr und sprach: Bringe mir auch einen Bissen Brot mit!

17:12 Sie sprach: So wahr der HERR, dein Gott, lebt, ich habe nichts gebackenes, nur eine Handvoll Mehl im Kad und ein wenig Öl im Krug. Und siehe, ich habe ein Holz oder zwei aufgelesen und gehe hinein und will mir und meinem Sohn zurichten, daß wir essen und sterben.

17:13 Elia sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Gehe hin und mach's, wie du gesagt hast. Doch mache mir am ersten ein kleines Gebackenes davon und bringe mir's heraus; dir aber und deinem Sohn sollst du darnach auch machen.
Wie unpassend ist es doch, wenn ein Mensch, zumal als fremder Gast, verlangt, dass man ihm zuerst zu essen gebe! Lasst uns doch immer bescheiden auftreten und zufrieden sein, wenn wir zuletzt an die Reihe kommen. Etwas ganz anderes ist es, wenn Elia die Witwe ersucht, ihm zuerst ein Gebackenes zu bringen. Bei ihm war es nicht unbescheidenes Sich-vordrängen, sondern göttliche erzieherische Weisheit. Nicht zur schnelleren Stillung seines Hungers verlangte Elia das Brot zuerst. Vielmehr sollte der Glaube der Witwe dadurch auf die Probe gestellt werden. Bevor sie die herrliche Hilfe in der teuren Zeit genießen sollte, musste sie zuerst den Glaubensschritt wagen, und ihren letzten Vorrat nach dem Wort Elias verwenden. Sie sollte alle anderen Stützen, auf die sie sich für ihr äußeres Durchkommen noch verlassen konnte, hinter sich abbrechen und ihr ganzes Vertrauen nur allein auf die durch Elia gegebene Verheißung setzen (V.14). Dann erst durfte sie die Hilfe mit ihren Augen schauen. Das ist göttliche Ordnung. Deshalb trat Elia zuerst nur als fordernder Gast auf (ohne den Schein der Selbstsucht zu fürchten), während er in Wahrheit doch nur der gebende und helfende Besucher war.
So wie Elia die Witwe zum Glauben erzog, möchte es Jesus mit uns tun. Auch er tritt oft zu uns mit scheinbar harter Forderung. Wenn wir aber auf seinen Willen eingehen, so merken wir bald, dass er wie Elia dort viel weniger der fordernde. Als vielmehr der gebende Helfer ist. Wie die Witwe in Zarpath es nie bereut hat, dass sie Elia vertraute und folgte, so wird es noch viel weniger jemanden gereuen, der Jesu Wort unbedingt traut und gehorcht. Auch ihm wird es nie mangeln. (Alfred Christlieb)

17:14 Denn also spricht der HERR, der Gott Israels: Das Mehl im Kad soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, da der HERR regnen lassen wird auf Erden.

17:15 Sie ging hin und machte, wie Elia gesagt hatte. Und er aß und sie auch und ihr Haus eine Zeitlang.

17:16 Das Mehl im Kad ward nicht verzehrt, und dem Ölkrug mangelte nichts nach dem Wort des HERRN, daß er geredet hatte durch Elia.
Siehe, hier ist die Treue der göttlichen Liebe. Wir haben zu beachten, dass dies Weib ihren täglichen Unterhalt bedurfte. Sie musste sich und ihren Sohn in einer Zeit schwerer Hungersnot ernähren, und nun sollte auch noch der Prophet Elias bei ihr Nahrung finden. Aber obgleich das Bedürfnis so aufs dreifache gestiegen war, so wurde doch das Mehl im Kad nicht verzehrt, denn sie hatten beständig hinreichenden Vorrat. Jeden Tag holte sie Mehl aus dem Kad, aber immer war noch die gleiche Menge vorhanden. Auch du, lieber Leser, hast Tag für Tag Bedürfnisse, und weil sie beständig und häufig wiederkehren, bist du zu der Besorgnis geneigt, das Mehl im Kad möge sich eines Tages verzehren und das Öl im Kruge mangeln. Aber bleibe versichert, dass dies nach dem Worte Gottes nicht der Fall sein wird. Zwar bringt jeder Tag seine Trübsal, aber auch seine Hilfe; solltest du auch die Tage des Methusalah überdauern, und sollten deiner Bedürfnisse so viele sein, wie des Sandes am Meer, so wird dennoch Gottes Gnade und Treue sich in allen deinen Nöten bewähren, und du wirst von keinem wirklichen Mangel etwas wissen. Drei Jahre lang sah in den Tagen jener Witwe der Himmel keine Wolke, und nie weinten die Sterne eine geheiligte Träne des Taues auf die gottlose Erde: Hungersnot und Verzweiflung und Tod machten das Land zur heulenden Wüste; aber dies Weib war nie hungrig, sondern allezeit fröhlich in ihrer Genüge. So sollst auch du es erfahren. Du wirst sehen, wie des Sünders Hoffnung untergeht, denn er vertraut auf seine natürliche Kraft; du wirst es erleben, dass des stolzen Pharisäers Vertrauen wankt, denn er baut seine Zuversicht auf den Sand; du wirst sehen, wie deine eigenen Träume wie Schaum zergehen und verwehen, aber du wirst zu deinem Trost erfahren, dass du wirst in der Höhle wohnen, und Felsen werden deine Feste und Schutz sein. „Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser hat er gewiss.“ Besser ist‘s, Gott zu seinem Hirten und Hüter zu haben, als alle Reichtümer Golkondas zum Eigentum. Die Schätze Indiens möchtest du erschöpfen, aber nie und nimmer den unendlichen Reichtum deines Gottes. (Charles Haddon Spurgeon)


Lasst uns bei der Versorgung dieser Witwe auf 3 Dinge achten: 1. Woher, 2. wozu, 3. wie lange bekam sie ihren Unterhalt?
1. Woher bekam die Witwe ihren Unterhalt?
Wie mochten wohl die Nachbarn in Zarpath bisweilen fragen: „Wie kommt es doch, dass diese Frau immer genug auf den Tisch tun kann? Hat sie heimliche Wohltäter? Hat sie irgendwo geborgt?“ Was gäbe mancher darum, wenn er die geheime Quelle wüsste, die ihn auch in Not- und Teuerungszeiten im irdischen Unterhalt nie im Stich lässt! Hier ist diese geheime Quelle aufgedeckt. Das Geheimnis des nie leeren Brotschrankes und Ölkruges war ein Wort Gottes. Wenn wir auch den verborgenen näheren Vorgang des Wunders nicht wissen, so sehen wir doch das Wichtigste: Gottes Wort war die Ursache und Quelle der Hilfe. Durch den Propheten Elia hatte Gott seinen unzweideutigen, klaren Willen jenem Weibe kundgetan. Das genügte. Wenn Gott geredet hat: „Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln“, dann mögen die Öl- und Mehlpreise so hoch steigen wie sie wollen, diese Witwe wird dennoch genug haben. Hätte die Witwe von Gottes Wort weggeblickt auf die Wetteraussichten und die vertrockneten Felder, auf die leeren Schränke und Kassen, so musste es ihr Bange zumute werden. Wenn sie sich aber einfach und kindlich an das durch Elia gegebene Gotteswort hielt, so konnte sie ganz getrost in die Zukunft blicken.
Es kommt deshalb alles darauf an, dass wir Gottes Wort durch den Heiligen Geist im lebendigen Glauben in das Herz aufnehmen. Dann müssen die Sorgen wie die Wolken fliehen. Dann haben wir eine göttliche Garantie der Versorgung wie jene Witwe (Mat. 6,25-34).
2. Wozu bekam die Witwe ihren Unterhalt?
Viele Menschen möchten gern wunderbare göttliche Gaben empfangen, wie dies der Witwe widerfuhr. Aber sie vergessen oft dabei, dass Gott seine Gaben nur zu bestimmten göttlichen Zwecken geben will. Wozu bekam denn die Witwe ihren wunderbaren Unterhalt in der Teuerung? Etwa um träge und bequem dahin leben und mit den Nachbarinnen die Zeit verplaudern zu können? Nein. Der Gott, welcher ihr durch sein Wort die äußere Hilfe darreichte, gab ihr zugleich eine Aufgabe: Sie soll Elia versorgen. („Ich habe daselbst einer Witwe geboten, dass sie dich versorge.“).Es wäre ganz verkehrt, wenn wir die göttliche Quelle einer äußeren Versorgung kennen lernen, aber von einer damit verbundenen Aufgabe nichts wissen wollten. Beides gehört zusammen. Gottes Wort gab der Witwe göttliche Hilfe und göttliche Aufgabe miteinander.
Auch heute noch gibt der Herr seine Gaben, sowohl die äußeren wie die inneren, zum Dienst. Nicht um in Ehren und Pracht leben zu können, bekommt Joseph die höchste Stelle in Ägypten, sondern um sein Volk zu erretten und zu versorgen. Nabal irrt, wenn er glaubt, er dürfte sein reiches Einkommen für herrliche Mahlzeiten und ein genusssüchtiges Leben benutzen und brauche Davids Knechten davon nichts mitzugeben (1. Sam. 25,36). Wehe denen, die alles nur zum Eigennutz verwenden wollen! Wohl denen, die seine Befehle damit auszurichten suchen!
3. Wie lange bekam die Witwe ihren wunderbaren Unterhalt?
Auch die Dauer der wunderbaren Ernährung jener Witwe in Zarpath hat uns etwas zu sagen. Nicht für ihr ganzes Leben sollte die Witwe durch ein göttliches Wunder ernährt werden, sondern nur „bis auf den Tag, da der Herr regnen lassen würde auf Erden“, d. h. So lange, als die Notwendigkeit für solche besondere Durchhilfe vorlag. Sobald der Regen eintrat, gab die Erde ihr Gewächs und man konnte wieder durch fleißige Bewirtschaftung des Bodens die nötige Speise gewinnen. Wie einst das Manna aufhörte, als Israel in das fruchtbare Land Kanaan eingezogen war (Jos. 5,12), so hörte die wunderbare Vermehrung von Mehl und Öl auf, als es möglich war, auf dem gewöhnlichen Wege der äußeren Arbeit Mehl und Öl zu erlangen.
Das ruft uns zu: Wir dürfen wohl unter besonderen Umständen, die es erforderlich machen, dem Herrn zutrauen, dass er uns auch auf außergewöhnliche Weise die äußere Versorgung zuteil werden lasse, die wir bedürfen. Aber wir wollen niemals in falscher Weise nach Wundern der Versorgung ausschauen, wenn der gottgewollte Weg der Arbeit vorgezeichnet ist (2. Thess. 3,10-12). (Alfred Christlieb)

17:17 Und nach diesen Geschichten ward des Weibes, seiner Hauswirtin, Sohn krank, und seine Krankheit war sehr hart, daß kein Odem mehr in ihm blieb.

17:18 Und sie sprach zu Elia: Was habe ich mit dir zu schaffen, du Mann Gottes? Bist du zu mir hereingekommen, daß meiner Missetat gedacht und mein Sohn getötet würde.
Zarpath heißt auf deutsch Schmelzofen. In unserer Geschichte erfahren wir zwar nichts über die Schmelzhütten der phönizischen Kunstarbeiter, die dort ihre herrlichen Glasgefäße herstellten, wohl aber blicken wir in eine Schmelzhütte des göttlichen Meisters hinein, der seine Herrlichkeitsgefäße unter den Menschenkindern in Leidenszeiten zubereitet. Es war wirklich eine Schmelzofenzeit im Hause der Witwe, als ihr geliebter einziger Sohn an schwerer Krankheit dahin starb. Viele Mütter haben diesen Schmerz der Witwe in unserem furchtbaren Kriege aus eigener Erfahrung kennen gelernt. In einer Schmelzofenzeit kommt manches an das Licht, was im Herzen steckt. Auch bei der Witwe zeigt sich dies. Zweierlei tritt bei ihr zutage, einerseits ein Segen, andererseits eine Gefahr.
Zuerst ein Segen. Es erwacht ein Sündenbewusstsein bei ihr. Die göttliche Heimsuchung lässt die Mutter sofort an ihre Sünde denken: „Jetzt wird meiner Missetat vor Gott gedacht.“ Dass sie vor Gott nicht rein und schuldlos dasteht, das bringt ihr die schwere Zeit in besonderer Weise zum Bewusstsein.
Wenn Gott uns durch schwere Schläge dahin führt, dass wir unsere sündige Vergangenheit erkennen und eingestehen, so ist schon viel gewonnen. Wie manchmal geht es heute noch so, dass mitten in schweren Stunden vergangene Sünden wieder in das Gedächtnis kommen und in neues Licht gesetzt werden. Das kann ein göttlicher Segen von Trübsalszeiten sein. In ihrer Angst denken Josephs Brüder an die alte Schuld ihrem Bruder gegenüber (1. Mos. 42,21; vgl. Klgl. 1,14).
Aber auch eine Gefahr tritt zutage. Nicht nur Sündenbewusstsein klingt uns aus den Worten der schwer betroffenen Mutter entgegen, sondern auch Unzufriedenheit. Sie macht den Propheten gewissermaßen für das Elend, das sie betroffen hat, verantwortlich. Sie denkt: Wäre Elia niemals über die Schwelle meines Hauses gekommen, so wäre das schreckliche Ereignis gewiss nicht eingetreten.
Hier sehen wir die Gefahr, die in schweren Zeiten immer sehr nahe liegt, nämlich das innere Hadern. Wie oft ist es n diesem Kriege vorgekommen, dass Eltern von gefallenen Streitern gegen Gott oder gegen menschliche Machthaber haderten. Wenn wir in dunklen Schmerzensstunden gegen andere Menschen Vorwürfe erheben und sie als Urheber unseres Jammers ansehen, so sind wir nicht auf der richtigen Fährte. Lasst uns in solchen Zeiten niemals weder gegen Gott noch gegen Menschen murren, sondern uns unter Gottes Hand beugen, seinem Winzermesser still halten und ihm zutrauen, dass er dennoch alles richtig hinausführen wird. (Alfred Christlieb)

17:19 Er sprach zu ihr: Gib mir her deinen Sohn! Und er nahm ihn von ihrem Schoß und ging hinauf auf den Söller, da er wohnte, und legte ihn auf sein Bett

17:20 und rief den HERRN an und sprach: HERR, mein Gott, hast du auch der Witwe, bei der ich ein Gast bin, so übel getan, daß du ihren Sohn tötetest?

17:21 Und er maß sich über dem Kinde dreimal und rief den HERRN an und sprach: HERR, mein Gott, laß die Seele dieses Kindes wieder zu ihm kommen!

17:22 Und der HERR erhörte die Stimme Elia's; und die Seele des Kindes kam wieder zu ihm, und es ward lebendig.

17:23 Und Elia nahm das Kind und brachte es hinab vom Söller ins Haus und gab's seiner Mutter und sprach: Siehe da, dein Sohn lebt!
Als die Witwe in Zarpath die unmutigen Worte sprach: „Was habe ich mit die zu schaffen,…, du bist hereingekommen, dass mein Sohn getötet würde,“ da hätte Elia empfindlich werden und dies als Andeutung auffassen können, das Haus der Witwe lieber zu verlassen! Wie viel musste sich doch der treue Gottesknecht gefallen lassen! Er sollte Schuld sein an dem Tode des Knaben! So sprach die Frau, die ihm so viel äußeren und inneren Segen verdankte! Wie leicht hätte Elia aufbrausen können und sagen: „Nein, du sagst mir doch zuviel! Das lasse ich mir nicht gefallen!“ Der ungerechte Vorwurf, der in den Worten der Mutter lag, hätte zum Jubel der Welt und der Hölle zu einer Entfremdung und einem Zwiespalt zwischen Elia und ihr führen können. Aber dazu kam es nicht. Statt sich gekränkt zu fühlen und den Beleidigten zu spielen, antwortete Elia in voller Ruhe: „Gib mir deinen Sohn,“ und dann betete er für ihn, bis Gott ihn wieder zum Leben brachte! Das war die beste Antwort auf die erregten Worte der Witwe. Wir bewundern Elia wegen seines Mutes auf dem Karmel. Lasst uns die kleinen häuslichen Auftritte nicht geringer anschlagen, wo Elia sich als Gottesknecht erwies durch Geduld und Sanftmut, als er heftig angeredet wurde. (Alfred Christlieb)

17:24 Und das Weib sprach zu Elia: Nun erkenne ich, daß du ein Mann Gottes bist, und des HERRN Wort in deinem Munde ist Wahrheit.
Als die Witwe die schwere Zeit überstanden und ihren Sohn wieder lebendig empfangen hatte, sagte sie: „Nun erkenne ich, dass du ein Mann Gottes bist, und des Herrn Wort in seinem Munde ist Wahrheit.“ Damit gab sie zu erkennen, dass sie erst jetzt ganzen, unbedingten Glauben an das Wort Gottes durch Elia habe. Bis dahin steckten also – ob bewusst oder unbewusst – noch Unglaubens- und Zweifelsreste in dem Herzen dieser Mutter. Dieselben wurden durch jenes Ereignis entfernt.
So kann es auch bei uns gehen. Gott schickt uns oft zu dem Zweck Trübsal, damit durch seine züchtigende und heilende Hand unsere Herzen bis auf den Grund gereinigt und geläutert werden und wir aus innerster Herzenserfahrung heraus sprechen können: Des Herrn Wort ist Wahrheit. (Alfred Christlieb)

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