Die Bekenntnisse der Kirchenversammlung zu Antiochien im Jahr 341

Die Bekenntnisse der Kirchenversammlung zu Antiochien im Jahr 341

1.

Wir sind keine Anhänger des Arius. Wie sollten wir das seyn? Anhänger eines Presbyters? Wir, die wir Bischöfe sind? Wir haben auch keinen andern Glauben, als der von Anfang gelehrt worden ist. Seine1) Lehre haben wir nur untersucht und geprüft, und ihn vielmehr unter uns aufgenommen, als daß wir uns nach seinen Sätzen gerichtet hätten. Das erhellet aus dem Folgenden:

Von Anfang haben wir gelernt, zu glauben an Einen Gott, den Gott aller Dinge, den Schöpfer und Erhalter alles dessen, was unkörperlich und körperlich ist; und an Einen eingebohrnen Sohn Gottes, der vor allen Aeonen da, und bey dem Vater, der ihn gezeugt hat, gewesen ist, durch welchen alles worden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare; der in den letzten Tagen nach dem Willen des Vaters herabgekommen ist, und die Menschheit von der heiligen Jungfrau angenommen, und den ganzen Willen des Vaters ausgerichtet, und gelitten hat, und auferstanden und in den Himmel zurückgegangenen ist, und zur Rechten des Vaters sitzt, und wiederkommt, zu richten die Lebendigen und die Todten; der da König und Gott bleibt in Ewigkeit. Wir glauben auch an den heiligen Geist; und so man noch etwas hinzuthun soll, wir glauben die Lehre von der Auferstehung des Fleisches und von dem ewigen Leben.

2.

Wir glauben der evangelischen und apostolischen Lehre zufolge an Einen Gott, den allmächtigen Vater, den Urheber und Schöpfer aller Dinge; und an Einen Herrn Jesum Christum, seinen Sohn, den eingebohrnen Gott, durch welchen alles worden ist, der gezeugt ist aus dem Vater vor allen Aeonen, Gott aus Gott; der Ungetheilte aus dem Ungetheilten; der Einige aus dem Einigen; der Vollkommne aus dem Vollkommnen; der König aus dem Könige; der Herr von dem Herrn; das lebendige Wort, die Weisheit, das Leben, das wahre Licht, der Weg, die Wahrheit, die Auferstehung, der Hirt, die Thüre, der Unveränderliche und Unwandelbare, das unvergängliche Bild der Gottheit, des Wesens, der Kraft, des Willens und der Herrlichkeit des Vaters; der Erstgebohrne aller Kreatur, der im Anfang bey Gott gewesen ist, Gott das Wort, wie im Evangelio gesagt wird: „und Gott war das Wort:“ durch welchen alles worden ist, und in welchem alles bestehet; der in den lezten Tagen von oben heruntergekommen, von einer Jungfrau nach der Schrift gebohren, und Mensch worden ist, der Mittler Gottes und der Menschen, der bevollmächtigte Lehrer unsers Glaubens, der Fürst des Lebens, wie er sagt: „ich bin von dem Himmel gekommen, nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen zu thun, der mich gesendet hat;“ 2) der für uns gelitten hat, und am dritten Tage auferstanden, und in den Himmel aufgefahren ist, und sitzt zur Rechten Gottes, und wiederkommt mit Herrlichkeit und Kraft, zu richten die Lebendigen und die Todten. Und an den heiligen Geist, der den Gläubigen zum Trost, zur Heiligung, zur Vollendung gegeben wird; wie unser Herr Jesus Christus seinen Jüngern befohlen hat: Gehet hin und lehret - - des heiligen Geistes; daß also der Vater wahrhaftig Vater, der Sohn wahrhaftig Sohn, der heilige Geist wahrhaftig heiliger Geist ist, und diese Namen nicht nur schlechthin und ohne die gehörige Bedeutung da stehen, sondern das eigene Daseyn, die Ordnung und Herrlichkeit eines Jeden genau anzeigen; so daß sie zwar dem Daseyn nach Drey, der Uebereinstimmung nach aber Eins sind.

Da wir nun diesen Glauben vor Gott und Christo haben, so verdammen wir alle kezerische Irrlehre, und wenn jemand wider die gesunde Lehre der Schrift sagt, es sey eine Zeit oder ein Aeon vor dem Sohn Gottes gewesen, der sey Anathema. Und wenn jemand sagt, der Sohn sey ein Geschöpf, wie sonst eines von den Geschöpfen; oder etwas Gezeugtes, wie sonst eines von den gezeugten Dingen; und nicht, wie wir bisher nach der Schrift bezeugt haben; oder wenn jemand überhaupt anders lehret, als der Glaube ist, den wir empfangen haben, der sey Anathema. Denn wir glauben und folgen wahrhaftig und redlich allem, was von den Propheten und Aposteln vorgetragen worden ist.

3.

Gott weiß es, den ich zum Zeugen anrufe auf meine Seele, daß ich auf folgende Weise glaube: nemlich an Gott, den allmächtigen Vater, den Urheber und Schöpfer aller Dinge, von welchem alles ist; und an seinen eingebohrnen Sohn, den Gott, der das Wort ist, die Kraft, die Weisheit, unsern Herrn Jesum Christum, durch welchen alles ist, der gezeugt ist aus dem Vater vor den Aeonen, vollkommner Gott aus dem vollkommnen Gott; der dem wirklichen Daseyn nach bey Gott gewesen, aber in den letzten Tagen heruntergekommen und aus Maria, der Jungfrau, gebohren ist — zu richten die Lebendigen und die Todten; der da bleibt in Ewigkeit. Und an den heiligen Geist, den Tröster, den Geist der Wahrheit, welchen Gott durch den Propheten verheißen hat auszugießen über seine Knechte, welchen Jesus seinen Jüngern verheißen und wirklich gesendet hat, wie die Apostelgeschichte bezeuget. Lehrt nun oder denkt jemand diesem Glauben zuwider, der sey Anathema. Und wer es mit Marcellus von Ankyra, oder Sabellius, oder Paul von Samosata hält, der sey Anathema, er und alle, die mit ihm Gemeinschaft haben.

4.

Wir glauben an Einen Gott, den allmächtigen Vater, den Urheber und Schöpfer aller Dinge, der der rechte Vater ist über alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden3); und an seinen eingebohrnen Sohn, unsern Herrn Jesum Christum, der vor allen Aeonen aus dem Vater gezeugt worden ist, Gott aus Gott, Licht aus Licht, durch welchen alles worden ist, im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare; welcher ist das wahre Wort, die Weisheit, die Kraft, das Leben, das wahrhaftige Licht, der in den letzten Tagen um unsertwillen Mensch worden —- zu richten die Lebendigen und die Todten, und Jedem zu geben nach seinen Werken; dessen Reich unaufhörlich ist, und bleiben wird in die unendliche Ewigkeit, denn er wird zur Rechten Gottes sitzen nicht nur in dieser, sondern auch in der zukünftigen Welt. Und an den heiligen Geist, den Tröster, welchen er den Aposteln verheißen und nach seinem Hingang in den Himmel gesendet hat, sie zu lehren und an alles zu erinnern, durch welchen auch die Seelen derer, die aufrichtig an ihn glauben, geheiligt werden sollen. Welche aber sagen, der Sohn sey aus Nichts, oder aus einem andern Wesen, und nicht aus Gott, und „es war eine Zeit oder ein Aeon, da er nicht war“ die hält die heilige rechtgläubige Kirche nicht für die Ihrigen.


Quelle: Fuchs, Georg Daniel - Bibliothek der Kirchenversammlungen des vierten und fünften Jahrhunderts

1)
des Arius
2)
Joh. 6,38
3)
Ephes. 3,15
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
bekenntnisse/antiochia.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain