Zutphen, Heinrich von - Etlich puncten und namhafftige artickel / ...
… den Gelaubenn und alles Christenlich wesen betreffend / durch henricum zupfanien Ainem ietlichen der alles Christenlichen stats ain klaren grund und bericht begert zu haben / vast nutzlich zulesen unnd betrachten.
Von der natur
- Ayn mensch vom flaisch geboren / ist ganz nichts anders dann flaisch / sambt allem dem was in im ist.
- Das flaisch / die weil es nicht begreiff was gott zugehört / ist es blind / und bleybt also in der finsternuß.
- Dieweil das flaisch Gottes reich nicht mag besitzen / bleibt es under der sund / under dem fürsten diser welt / und dem zorn gottes.
- Das flaisch / darumb das es götlichem gesatz nicht mag underthon seyn / ist es gantz nichts anders dann sund / der tod / und die hell ewiger verdamnuß.
- Dann der mensch also bald er das lebendig wort Gottes / dadurch er was erschaffen / verlassen hat / ist er gestorben / und des gaist gotes / davon alles leben ain anfang hat / beraubt worden.
- Und aber solicher tod / wie wol er allzeyt verfarlich ist / die weil er das leben / unnd alle werck desselben abthut / unnd niderlegt.
- Ist er doch am aller verderblichsten / wann man in fur ain leben helt / unnd annymbt.
- Es ist ain gottlose blinthayt wa man umb dise blinthayt nichts waist / und ain gotlose erstockung / wa diser tod nicht wirt empfunden.
- Und aber der gotlos ist Aristoteles / der uns uberredt / blinthayt sey ain liecht / und der tod sey ain leben.
- So er auffricht in der natur die vernunfft / so uns zu den besten dingen sol weisen / und den freyen willen / der solicher vernunfft underthänig soll seyn.
- Das ist / von ainem bösen baum / und der bösisten wurzel / dregt er also gut / und sälige frücht zusamen.
- Ain solche ler von der tugent brauchend unsere aister von den hohen sinnen.
- Und ob ich schon diser sach geschwig / ist doch vor augen / waz frucht auß der blinthait erwachsen / Roma. 1.
- Dann also hatt sich gebürt das des menschen leren und unnutzen herzen gespottet wurd / da im nit gefiel das es gott erkennet.
- Damit so es den philosophis und weltweisen nachtfolget / das es sich in solichem unlust der verderbnuß vertyeffet.
- Darumb wie der mensch in sunden empfangen ist / also bleibet er auch tod in der verdammnuß / wie vil er ioch guter werck von aussen erzaig.
- Das sag ich aber nicht darumb / das gutt sitten deßhalben das sie nicht auß genaden gotes volbracht seind im mißfallen.
- Und angenem wurden / was sye mit der genad wie mit aynem klayd geziert weren.
- Sonder ist des menschen herz ler unnd unnütz / dazu was darinnen ist ungeschlacht unnd krumm / wie sant Paulus auß dem 13. psalm beweyset.
- Es hat auch nichts weder in der wurzel / noch in dem stammen / und den früchten das nicht vergifftet sey.
- Dann was von den menschen zu guten sitten dienstlich zusamen gebletzt / ist nichts anders dann ain verbergung des ubelstands / und schöne bletter des Evangelischen unfruchtbaren feigenbaums.
Von dem gesatz.
- Die weil aber der mensch zwifach blind ist / darumb das er sagt / Ich sihe / unnd ich leb / wie in dann philosophia / das ist menschlich weißhait underweist.
- Ist das gesatz darumb hinein geschlichen / das es unns die sund zaiget / und dapey den tod wider auffkratzet / die wund so nyemant mag zuhaylen.
- Nun ist das Gesatz nichts anders dann ain klare erkantnuß der gebotten gotts / die Moyses feurin hat gesehen in dergerechten Gotes.
- Wa du aber dz angesicht Moysi nit mit farben uberstreichst / so erschreckt dich das gesatz allain / straffet die sund / und macht sunder und feind gottes.
- Dann es alle menschen under der sund beschleust / unnd verhefft / so nicht in allen stucken bestendig bleyben / die inn dem buch des gesatz geschriben seynd.
- Und ist nicht darfur zuhalten / das es die sund mit im bring und sye mache / sonder wircket es inn der sund / die vorhin gemacht ist / gleich wie die sonn so sye auf ainn aß oder doten schelmen scheinet / erweckt sye den unflat / also dz der schelm noch mer stincke.
- Dann nach der maynung Pauli wis ich in der sund gestorben / und wisset es doch nit / ee dann das gesatz kam.
- Darumb ist es das schwert so uns abdreybt von dem paradiß / und darüber urtailt es den sunder und dötet in.
- Deßhalben ob schon das gesatz gut ist / und das gebot gottes hailig / wirckt es doch in dem sunder nichts anders dann den tod und ewige verdammnuß.
- Ain ieder aber der in dem gesatz ruwet / bei der haltung gotlicher gebott / unnd suchet gerechtigkait hierinnen / mag wol ain junger Mosi genant werden / er ists aber darumb nicht.
- Dann er zerschneydet nach des propheten spruch seyne klaider / und nit seyn herz / spilt mit der larfen Mosi unnd dem tuch damit er das angesicht verdeckt hat / und verachtet die weil den lebendigen Mosen.
- Sunst ist der lebendige Moses ain getrewer diener in dem hauß das der sun ererbt hat / Er ist auch das lebendig gesatz / und der schulmaister der uns den nächsten zu dem ainen und rechten maister Christo fürt.
- So vil sey von dem götlichen Gesatz gesagt / was aber menschliche gesatz seyen / so vil als zu der gerechtigkait dient / wann sye schon vasterlich seind / zaigt Christus ann Matth. 15. Ir gleichsner / Esaias hatt wol von euch vor geweissagt / Dises volck eret mich mit den leftzen ec. Man thut mir eer an dye kain nutz ist / leret die satzungen unnd leren der menschen.
Vom Evangeli / unnd dem Glauben.
- Die weil es unmüglich was / das auch ain spitzli von aynem buchstaben verloren wurd zu dem gesatz dienstlich / so lang bis es alles volbracht wurd.
- Ist not gewesen das aller samen Adams under dem fluch begriffen und verhefftet wurd.
- So lang bis der samen kam dem Gott seynen segen hat geben / da er sprach / Er wirt der schlangen ir haupt zerknischen.
- In dem selben / die weil Gott dem vater seyn gefallen ganz stund / ist das ganz gesatz und alle prophezeyen erfült worden.
- Allain der diener des gesatz / unnd herr desselben / da er dye sund gelitten unnd hingenommen hatt / ist des todes raub worden / unnd darzu desselben strick unnd gefancknuß / zu der zeyt da er inn der hellen gefangen ward / die er da hatt zerrissen.
- Inn im müssen auch alle ding wie sye erstlich erschaffen / nach dem gaist anderwerb beschaffen werden.
- Darzu thut die new creatur nicht mer zu ir anderwerben beschaffung / dann die alt irem schöpfer hierinnen furdernuß unnd hilffhadt bewisen.
- Ain alter mensch mag kains wegs in den leyb seyner muter wider gen / also das er anderwerb geboren werd / sonder wirt gantz ainn newes herz unnd ain newer mensch nach Gotes bildung geboren / nach der gerechtigkayt / hayligung und warhayt.
- Wann das new herz glaubig wirt / unnd dadurch rechtfertig / zweifelt auch nicht daran das es warlich dye macht hab empfangen Gottes sun zu werden / so es glaubt in den namen Christi.
- Ich nimb aber den glauben nit darfür an dz er sey der dot buchstab / so des newen und alten gesatzes inhalt erzelet.
- Auch wirstu darumb kain Christen mensch / ob du schon all solich artickel des glaubens / in der geschrifft kanst / sambt allem dem das darauß volget.
- Dann die bösen gaist glaubend auch also / und erzittern / wann sye wissen das Christus geboren ist / gekreuzigt / und gestorgen
- Ja auch das er erstanden ist / und die lebendigen sambt den doten wirt urtaylen.
- Ich sag aber dz der glaub die gewissist zeugniß sei des gaystes Christi / der unserem gaist zeugnuß gibt dz wir seynd kinder Gottes.
- So wir nichts wenigers haben dann der sun / den wir durch den glauben bey uns wonend haben in unsern herzen.
- Des gerechtigkait ist nun unser / unnd der loblich sig den er von dem tod und der hellen hat getragen / ist auch unser / und seyn ganzes erb gehört auch uns zu.
- Also das der vater nichts hab / on den sun / und der erb nichts sonders on seine miterben / die er brüder genant hat / und sich ir nicht beschammet.
- In solicher erbschafft nimbst gleich so vil als du glaubst / Ja auch seynd alle ding dem glaubigen müglich.
- Darzu verdienstu kain genaid / die weil du in dem zorn Gottes geboren bist / und auch nit ewige glori / die weil du ietz newlich ain sun bist worden und rechter erb.
- Dann wa etwas auß dem verdienen kombt / da ist guttat und genad kain genad / unnd ist Christus nicht voll der genaden unnd warhayt.
Von der liebi.
- Sollen wir aber darumb auffhören von dem guten / darumb das wir mit dem so uns zuthun gebürt nichts verdienen?
- Ja umb so vil mer sollen wir von gutem nicht auffhören / darumb das uns der vater alle ding umb sunst geben und geschenckt hat / also das uns nit not ist etwas zu verdienen.
- Sunst solt ain guter sun auffhören seynem vater gehorsamme zuthun / so er doch waist das er sein erb ist on alle verdienen.
- Aber mer sollen wir als uns Paulus ermanet / das inn uns empfinden / dz wir in Christo Jesu den underthenigen sun spüren.
- Der ietz nach dem und er empfangen ward / zu ainem sun und erben / ist er dem vater gehorsam worden bis in den tod.
- Darumb sollen wir unseren bruder Christum auch also an unns dragen / sambt allem das seynem ampt zugehörig was / damit wir dz gesatz christi dz er dann angenommen hat / erfüllen
- Wolten wir darumb dem lieben vater nit gehorsamm seyn / darumb dz er uns angenem hat gemacht in seinem lieben sun?
- Darumb soll der glaub zergeen / und wir wellen in nit haben / der entschlaffen ist als ob er verzuckt oder gar tod wer / und empfindt des gaysts nit der in zu der liebi und irem ampt dringe.
- Es ist vileicht ain geschicklichayt dye vom Aristotele her kombt / die du nicht kennest / es ist aber nicht der lebendig Christus.
- Dann die red Gotes ist lebendig / häfftig und nicht krafftloß / durchdringt fester dann kain zwifach scheydends schwert.
- Darumb hab das kain sorg / wann du den glauben hast / das die liebi nicht gleich darmit komme /
- Dann du wirst ietz von dem gaist gefiert / und bist selbs willig wann er dich zu allem guten zeucht / frey und ledig von dem gesatz.
Aus dem Original abgeschrieben