Der Theologen zu Wittenberg Ratschlag und Bedenken, dass die aufgerichtete Einigung und Bündnis zur notwendigen Verteidigung dieser Lande christlich und Gott gefällig sei, Anno 1545.
So viel wir verstehen, und noch zur Zeit im Werk befinden, halten wir, dass dieser Chur und Fürsten und anderer Stände und Städte, so reine christliche Lehre predigen lassen, Verständnis und Einigkeit gut und Gott gefällig gewesen ist.
Denn erstlich ist öffentlich: dass Gott durch dieses Zusammenhalten Krieg und Zerstörung gnädig verhütet hat, und wo diese Gegenwehr nicht aufgehalten, hatten sich ohne Zweifel auch etliche geringe Fürsten und Stände, große Unruhe zu machen, vielmal unterstanden.
Zum andern, so ist sehr vermutlich, wo nicht die Herrschaften selbst also mit christlicher Freundlichkeit zusammengehalten, dass auch größere Zerrüttung in der Lehre vorgefallen wäre. Dann wie wohl es wahr ist, dass Gott den Anfang dieser großen Veränderung in der Welt gemacht hat, und aus großer Barmherzigkeit seine Lehre wiederum scheinen lassen, dass er nun in diesen letzten Zeiten noch eine Kirche sammelt und uns rechte Anrufung lehrt, und zugleich den alten päpstischen Irrtum straft, und das epikurische Wesen, das in Italien eingerissen, abgewendet, dass es nicht in Deutschland und weiter reißen sollte: so ist doch öffentlich, dass, wie alle Zeit geschehen, neben der göttlichen Lehre der Teufel auch viel frevelhafter Menschen erregt, als Münzer und Andere, die unter dem Namen des Evangelii große Irrtümer ausgebreitet, Aufruhe und allerlei Ärgernis angerichtet. haben. Nun bleiben alle Wege vorwitzige, böse ingenia, und lässt der Teufel nicht nach; er sucht, wie er Zerrüttung machen kann, und wo die Chur und Fürsten und Städte nicht zusammengehalten, so hätten dieselbigen frevelhaften Leute mehr Raum und Freiheit gehabt, und ist nicht Zweifel, wo diese Einigkeit zertrennt würde (das Gott gnädig verhüte!), da wurde wiederum ein grausam Ausreißen werden mit mancherlei Opinion und Sekten.
Zum dritten, so beweist das Werk selbst jetzund, dass Gott dieser Einigkeit gnädige Hilfe erzeigt; denn man weiß, dass ein Gegenbund mit großer Klugheit praktiziert und gemacht ist, darinnen nicht geringe Fürsten gewesen: König Ferdinand, Herzog Georg, Bayern, Mainz, Braunschweig. Nun sind sie denn mehreren Teils tot, und ist der frevele Mensch von N., der sich für einen Hauptmann aufgeworfen, gefangen, welches Alles Gottes Werke sind, und stimmen mit der Regel: Was nicht aus Gott ist, das steht nicht fest und fällt bald von sich selbst in Haufen; wie auch die gemeine Regel sonst heißt: Was gut ist, das halt sich zusammen, und das Böse zerstört sich selbst; dagegen sieht man, dass diese Kirchen und Herrschaften, so das heilige Evangelium ehren, wiewohl sie große Kosten, Arbeit und Gefährlichkeit tragen, gleichwohl durch Gottes Gnade noch stehen, und ist ihre Autorität nicht gefallen, sondern erhöht,
Diese Ursachen bewegen uns, dass wir nicht raten, diese Einigkeit zu zerreißen, bitten vielmehr, dass der allmächtige Gott herzliche, beständige, unzertrennliche Einigkeit in der Fürsten und Regenten Herzen geben wolle, wie unser Heiland der Herr Christus vor seinem Leiden mit großem Ernst gebeten hat, dass Gott den Lehrern und Regenten in den Kirchen wahrhaftige Einigkeit geben wolle; welches wir auch von Herzen mit Christo unserm Hohenpriester bitten und begehren; denn es ist kein Zweifel, sobald die jetzige Einigkeit zertrennt wird, so werden neue Sekten und opiniones1) mit Haufen folgen, welches christliche weise Regenten billig, so lange immer möglich, verhüten sollen. Man sieht, wie die christliche Kirche ein bloß schwach Corpus ist, das leichtlich voneinander fällt, so man es nicht mit großer Weisheit, Geduld und Freundlichkeit zusammen hält. Dieses ist wohl zu bedenken, und man darf nicht eilen zur Zertrennung und Verstoßung; wir haben große Furcht von künftiger Zeit, denn es wird der Teufel also bald ein Loch suchen, die Fürsten und Herrschaften, die jetzt in ziemlicher Einigkeit sind, voneinander zu reißen; man darf ihm den Weg nicht weisen.
Dieses ist nun gesagt, dass wir für christlich und nützlich achten, dass diese Chur und Fürsten, Stände und Städte, so jetzt bei einander sind, ihre Einigkeit erhalten, wie doch alle Christen schuldig sind, zu gemeinem Schutz der Kirchen, mit einander Kosten und Arbeit zu tragen, wie geschrieben steht, 1. Joh. 3: „Daran erkennt man die Liebe; wie Christus sein Leben für uns gegeben hat, also sollen wir auch unser Leben für unsere Brüder geben.“ Dies sind alle Christen zugleich schuldig, wo ferne sie einander Rettung tun können, und wo Bündnisse zu solchem christlichen Schuhe gemacht werden, damit die Hilfe eine Ordnung habe; so sind solche Bündnisse christlich und Gott gefällig, und so andere christliche Fürsten, Stände oder Städte sehen, dass ihnen diese zu Gute, Kosten und Arbeit tragen, sollen sie sich auch billig zu ihnen tun, und nicht diese allein arbeiten lassen. Aber es ist nicht ungewöhnlich in der Welt, dass Andere arbeiten und sorgen, und Andere Genuss haben davon, ohne Müh' und Sorge. Es bedarf aber auch Weisheit, wie man Bündnisse mache und brauche, nämlich, dass die Herzen Gottes Ehre zuvorderst suchen. Item, dass sie nicht Leute darein mengen, die selbst Zerrüttung und Spaltung anrichten. Item, dass man vornehmlich auf Gott vertraue. Also hat Gott den Stamm Juda gestraft, dass er sich an Ägypten hängte, und so bald Judas Makkabäus den Bund mit den Römern machte, war sein Glück aus. Item, Gott strafte den Josaphat, dass er sich mit dem Ahab verbunden hatte. 2. Paralip. 19, derhalben wohl zu bedenken ist, welche Leute anzunehmen sind, oder nicht.
Martinus Luther, D.
Johannes Bugenhagen. D.
Georgius Major. D.
Caspar Cruciger. D.
Philippus Melanchthon.