Waldenser - Auslegung über das Apostolische Glaubensbekenntnis

Waldenser - Auslegung über das Apostolische Glaubensbekenntnis

Wir sollen glauben an GOtt, den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden. Dieser GOtt ist dreyeinig, wie es heist: Höre Israel, der HErr, unser GOtt, ist ein einiger HErr; und bey dem Propheten Esaia: Ausser mir ist kein GOtt. Aus eben dem Grunde sagt auch Paulus zu den Ephesern im 4ten Capitel: Ein HErr, ein Glaube, eine Taufe, ein GOtt und Vater unser aller, der da ist über alle, und Johannes: Drey sind die da zeugen im Himmel, der Vater, das Wort, und der Heilige Geist; und diese drey sind eins. Ja der HErr JEsus bezeuget es selber, daß er nebst dem Vater und dem Heiligen Geist nur eines sey, wenn er also sagt: Daß sie eines seyn, gleichwie wir. Wir müssen ferner glauben, daß diese Heilige Dreyeinigkeit alles erschaffen, und ein HErr sey über alles, was im Himmel, auf Erden, und unter der Erden ist. Davon heist es: Alle Dinge sind durch dasselbige gemacht, und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist. Und in der Offenbarung Johannis: Betet an den, der gemacht hat Himmel und Erden, und Meer, und die Wasser-Brunnen. Dieses bekennet auch David, wenn er also ausruft: Mein GOtt, du hast vorhin die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk. Und an einem andern Orte: Der Himmel ist durchs Wort des HErrn gemacht, und alle sein Heer durch den Geist seines Mundes. Alle dies Zeugnisse und unzehlich andere Sprüche Heiliger Schrift mehr, beweisen es zur Gnüge, daß GOtt alles, und zwar, alles aus Nichts, erschaffen habe.

Wir müssen glauben, daß GOtt der Vater seinen Sohn vom Himmel in die Welt gesandt, und daß dieser die Menschheit für uns, und zu unserm Heyl, in dem Leibe der gebenedeyeten Jungfrauen Maria an sich genommen. Denn so sagt der Prophet: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger, und wird einen Sohn gebären, den wird sie heissen Immanuel, das heist, GOtt mit uns. Daß aber dieses in der Person des Sohnes erfüllet sey, sagt er selber beym Johanne am 16: Ich bin vom Vater ausgegangen, und komme in die Welt; wiederum verlasse ich die Welt, und gehe zum Vater. Desgleichen bezeuget es der heilige Evangelist Johannes, wenn er schreibt: Das Wort ward Fleisch, und wohnete unter uns. Und in der Epistel heisset es: Wir wissen, daß der Sohn GOttes kommen ist, und hat uns einen Sinn gegeben, daß wir erkennen den Wahrhaftigen, und sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne JEsu Christo; Dieser ist der wahrhaftige GOtt, und hat das ewige Leben. Und Paulus schreibt an seine Galater: Da die Zeit erfüllet ward, sandte GOtt seinen Sohn, geboren von einem Weibe, und unter das Gesetz gethan, auf daß er die, so unter dem Gesetz waren, erlösete. Dieser nun hat auf Befehl seines Vaters, und seinem eigenen freyen Willen zufolge, das Werk der Erlösung über sich genommen, sich am Creutze erhöhen lassen, und das gefallene menschliche Geschlechte wieder erkaufft durch sein Blut. Als dies erfüllet war, ist er am dritten Tage wieder auferstanden von den Todten, und hat, als eine neue Sonne, der Welt ein ewiges Licht, nemlich die gewisse Versicherung der Auferstehung und des himmlischen Erbes, wiedergebracht, dessen sich alle diejenigen, so an ihn glauben, gewißlich zu getrösten haben, und ist endlich viertzig Tage nach seiner Auferstehung von den Todten gen Himmel gefahren; worauf er denn am zehnten Tage den Heiligen Geist über die Apostel ausgegossen, sie durch denselbigen über seinen Abschied getröstet, aber auch mit eben diesem Geist seine gantze heilige christliche Kirche erfüllet hat.

Wir müssen ferner glauben, daß eben dieser GOtt Ihm selber erwählet habe eine Gemeine, die herrlich sey, die nicht habe einen Flecken, oder Runtzel, oder des etwas, sondern die nach seinem Befehl: Ihr solt heilig seyn, denn ich bin heilig, vollkommen geheiligt und gereinigt ist. Hiervon heißt es beym Matthäö am 5ten: Ihr sollt vollkommen seyn, gleychwie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Denn in das himmlische Jerusalem wird, nach dem Zeugniß Johannis in seiner Offenbarung, nicht hineingehen irgend ein gemeines, und das da Greuel thut und Lügen; sondern nur die geschrieben sind in dem lebendigen Buche des Lammes.

Wir müssen glauben eine algemeine Auferstehung der Todten, nach dem Zeugniß JEsu: Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden des Menschen Sohns Stimme hören, und werden hervor gehen, die da Gutes gethan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Ubels gethan haben, zur Auferstehung des Gerichts. Von dieser Auferstehung redet Paulus also: Die Todten werden auferstehen unverweßlich, und wir werden verwandelt werden. Und Hiob: Ich weiß, daß mein Erlöser lebet, und er wird mich hernach aus der Erden auferwecken, und werde darnach mit dieser meiner Haut umgeben werden, und werde in meinem Fleische GOtt sehen, denselben werde ich mir sehen, und meine Augen werden ihn schauen, und kein Fremder. Diese meine Hoffnung wird nicht fehlen.

Zuletzt müssen wir auch noch glauben ein grosses allgemeines Welt-Gerichte, so an jenem Tage über alle Adams-Kinder ergehen wird. Von diesem Gerichte zeuget das Wort GOttes so wohl im Alten als im Neuen Testament. Der Heiland selber redet davon also: Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle heilige Engel mit ihm, denn wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, und werden vor ihm alle Völcker versammlet werden: und er wird sie von einander scheiden, gleich als ein Hirte die Schaafe von den Böcken scheidet, und wird die Schaafe zu seiner Rechten stellen. So schreibet auch Judas in seinem Briefe: Der HErr kommt mit viel tausend Heiligen, Gericht zu halten über alle. Und Esaias: Der Herr kommet zum Gerichte mit den ältesten seines Volckes, und mit seinen Fürsten. Dieses sagt die Schrift Altes und Neues Testaments, und besonders bezeugen solches die 4 Evangelia und die Propheten.

Quelle: Leger, Johann - Johann Legers allgemeine Geschichte der Waldenser

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