Thomas Venatorius - Ein kurtz vnderricht den sterbenden menschen

Thomas Venatorius - Ein kurtz vnderricht den sterbenden menschen

Titel: Ein kurtz vnderricht den sterbenden menschen gant tröstlich/ geschriben an Hartungen Görell/ diener der armen zu Nürnberg im Newen Spital. 1527

Thomas Venatorius Hartungo Görell/ Gnad vnd frid von Gott dem vatter rc.

SAnt Paulus ermant die Thessalonicenser/ das sie sich nit bekümern derhalb/ so entschlaffen sind/ als etlich Heyden pflegen zethun/ die kein hoffnung der aufferstehung haben. Dann glauben wir das Jhesus gesstorben vnd aufferstanden ist/ so wirt Gott auch die/ so entschlaffen sind/ durch Jhesum mit jm füren. Dieweyl nu nit Christlich ist/ vmb die gestorbnen fast oder vntröstlicher weiß traurikeit zutragen muß von nöten auch vnchristlich seyn nit begeren mit Sant Pauls/ oder auffs wenigst nit wöllen entledigt werden von disem süntlichen leib/ auff das der mensch gantz in gottes reich gefürt/ vnd aller sünden ledig werde. Dann wer in dem Herren den tod überwindet/ oder seligklich entschläfft/ wie sant Paulus sagt/ der ist gerechtfertigt von den sünden/ wie wir dann alle tag begeren/ das gottes name volkumen in vns geheyligt werde/ das seyn reych in vns kumb/ vnd der sünden reych gantz verderbt werd. Welchs dann nit reychlicher kummen kan oder mag/ dann so wir sterben. Dann am todt beth greyfft Got erst recht an vnsern alten Adam/ wiewol er zuuor solchs angefangen hat in der tauff/ aber in dem tod volstreckt er erst sein gnadenreichen angriff an vns.

Demnach ist/ wie im buch der Psalmen geschrieben stehet/ nichts bösers dann des sünders tod/ das ist/ in welchen got den alten menschen nit nach der art seiner gnaden erwürgt. Vnd ist auch nichts theurers vnd seligers vor gott/ denn das sterben seyner heyligen/ das ist/ bey welchen er teglich den eusserlichen menschen/ nach der art seyner gnaden zerbricht/ auff das der innerlich mensch von tag zu tag vernewet werde.

Von den selbigen zu trösten an jrem letzten ende/ will ich dir nach meynem kleinen verstand (dann du solchs in sonderm guten vertrawen von mir begert hast) vnerricht geben/ das dir in solchem deynem ampt nit vil abgeen soll/ so du anders auch mit fleiß der heiligen schrifft verstand nach lesen würdest. Dann es nit allein mir/ sondern auch den hochgelerten leuten allen füllen/ so sich bey den sterbenden teglich zutragen/ vnmüglich ist zu begegnen. Es muß ein diener durch sich selbs alle tag mit fleiß der heiligen schrifft warnemen/ wie er den krancken in todts nöten trösten wölle.

Vnd wiewol aber vns wissend ist/ das vnser trösten nichts zur selickeit thut/ es gebe dann got innerlich sein trost/ wie dann auch das predigen kein frucht bringt bey den menschen/ es gebe dann got sein segen darzu/ als Sant Paulus spricht/ Der do pflantzt ist nichts/ vnd der do begeusset ist auch nichts/ sonder gott der das wachsen gibt. Also bestehet auch der vest grund gottes/ vnd hat diß sigel/ der herr kennet die seynen. So erfordert doch Christliche lieb von vns/ das wir gar nichts vnterlassen/ das dem sterbenden bruder zu guter ermanung vnd trost reichen mag/ dieweyl vns verborgen ist das gerecht vrteil gottes. Dann wie auch der glaub (der dann allein seylig macht) auß dem hören des götlichen worts kumpt/ also mag auch on zweyfel gottes wort wunderlich durch das trösten würcken/ das der krancken der glaub an seim letzten ende geschenckt mag werden/ wie dann dem schaicher am creutz geschehen ist. Dann wo gottes wort mit ernst gebraucht wirt/ kan es nit on frucht zu got widerkeren/ wie er dann selbs durch Esaiam gesprochen hat.

Nu magstu aber also zu der sach greiffen. zum ersten so ermane den sterbenden bruder/ das er in dise welt kumen sey/ nit das er darinn bleiben sol (denn das were im elend gebliben) sondern das er mit der zeit/ wenn got wil/ diß elenden lebens arbeit hinweg lege vnd außziehe durch diß zeitlich absterben/ sich weiter nit mere mit disen nidern vnd zeitlichen gütern der welt/ sondern mit hohen vnd götlichen dingen übe vnd bekümern sol/ Welches on zweyffel nit volkumen geschehen mag/ es sey dann diser leib mit seynem leben hinweg gelegt.

Aber solchs hinweg legen oder abscheyden ist nit eyns menschen allein oder zweyer oder etlicher in sonderheit/ sonder es ist alle Adams kinder in einer gemein belangen. Dann dieweil wir alle in Adam gesündiget haben/ so sind wir auch alle schuldig der straff die got der übertretung seins gepots auffgesetzt hat/ welcher straff nit der geringst teil ist diser zeitlich tod.

So aber diß fleisch nicht recht vrteilt vnter götlichen vnd menschlichen dingen/ ia es vermags auch nit/ Dann göttliche ding seind jm ein torheit/ wie sant Paulus sagt/ so kan es auch nit erkennen von jm selbs/ das diser enge weg zu dem rechten leben füre. Darumb erschrickt auch der mensch wenn er von dem tod hört reden/ oder so er von jm selbs zu zeyten daran gedenckt. Was möchte den künig Ezechiamm höher erschreckt haben/ dann das er von dem Propheten Esaia höret/ Bereyt dich/ du würst sterben vnd nit leben? O wie mit ängstigem hertzen beklagt er solchs verkündigen. On zweyffel hat er vor seynen augen gesehen die straff der sünd/ das ist/ tod/ hell/ Gottes zorn vnd ewige verdamnus. aber in diser seiner gröste not vnd angst wendet er sich von allen creaturen/ als die jm nichts helffen künden/ vnd keret sich zu got/ als der allein trösten vnd helffen müge. Vnd durch sein glaubreich gebet erlangt er lengerung seines lebens/ vnd widerruffung des ersten vrteils zum tod.

Darumb aber hab ich solchs yetz gesagt/ lieber bruder/ das du dich abwendest von allen creaturn/ weyb/ kinder/ güttern vnd zeitlichen ehren/ vnd kerest dich allein zu gott/ der vns auff disem engen weg allein hindurch helffen mag. Dann do sind alle creaturn zu schwach/ eelich gemahel/ kinder thond hie keyn hilff/ so hat auch zeitlich gut/ ehre vnd gelt kein ansehen in dem zukünfftigen vaterland. Darumb als wenig die welt mit silber oder golt von sünden frey vnd ledig ist worden/ sondern allein durch das theur blutuergiessen Christi/ als eynes vnschuldigenn vnd vnbefleckten lemleyns/ als wenig mögen alle creaturen weib/ kynd/ silber/ golt hilff raichen auff disem engen weg zur seyligkeit.

Ob dich aber der grausam anplick des tods erschrecken wolt so wende dich daruon/ vnd kere dich mit allen deinen gedancken allein zu dem/ dahin du durch disen tod kumen solt/ Nemlich zu den reichen güttern Gottes. Gedenck an die wort die dir dein meister Christus zu trost gesagt hat/ Ein weib wann sy gepirt/ so ist sie traurig/ wann sie aber das kind geporen hat/ gedenckt sie nit mer an die angst/ vmb der freud willen/ das der mensch in die welt geborn ist. Also hat auch diß vnser zeytlich leben nichts anders dann angst/ nott vnd sterben/ so lang biß wir gar auß dem leib diser welt/ zu dem vnzergencklichen vnd ewigen leben geboren werden.

Vnd solchs leben ist nit sichtparlich mit leiblichen augen/ es hats got der welt verborgen/ aber die rechtglaubigen sehen es mit den augen des glaubens. Es enpfinden auch schon etlich hie auff erden/ was got den seinen beraytet hat/ es ist aber noch nichts gegen dem/ so wir entpfahen werden. Dann Sant Paulus sagt/ das vnser wissen nur stückwerck sey/ wann aber das volkumen herzu kumm/ so entweyche das stückwerck. Auch sagt er/ Wir sehen yetz als durch ein spiegel/ aber nach disem leben werden wir Gott sehen von angesicht zu angesicht.

Also sichstu lieber bruder/ das vnter disem tod noch ein leben verborgen ist/ wie auch an eynem andern ort sant Paulus spricht/ Vnser tauff bedeut nichts anders dann sterben der sünde. Nu kan ye niemants den sünden gantz sterben/ er leghe dann disen leib vor hinweg/ wie du dann vor auch gehört hast.

Darumb soltu auch mercken das wir alle des tods vrteil vnterworffen sind/ vnd auch vns willig in der tauff darein ergeben. Dann wir all die in Jhesum Christ getaufft sind/ sind in seinen tod getaufft/ wir sind auch mit jm begraben/ durch den tauff in den tod/ auff dz gleich wie Christus ist aufferweckt von den todten durch die herlickeit des vatters/ also sollen auch wir in einem newen leben wandeln et. cet.

Also merchen wir/ das vnser leben nit hie ist in diser welt/ sondern wir sind mit Christo der welt vnd den sünden gestorben/ vnd ist vnser leben verborgen mit Christo in got. Wenn aber Christus/ vnser leben/ sich offenbaren wirt/ dann werden auch wir offenbar werden mit jm in der herlickeit.

Vnd das du solches alles gewiß werest/ so hat er dir sein heyligs wort daran gehenckt/ vnd spricht/ Wer do glaubt vnd getaufft wirt/ der wirt selig. Nun bistu ye auch getaufft in dem namen des vatters/ vnd des sons/ vnd des heyligen geists/ der hat sich versprochen bey dir zu bleyben in aller widerwertikeyt mit dir/ ia für dich zu streitten wider deine feind/ sünd/ tod vnd bösen geyst. Solchs alles hat der vatter dem sone Christo in sein gewalt geben/ also wie dem herrn Christo der tod vnd auch die sünd der gantzen welt keyn schaden gepracht hat/ daß dir auch kein schaden thon soll/ sondern dir helffen mit dem herren Christo dem geliebten sone zu dem ewigen leben. Besihe du nur eben/ das dein hertz nit wanckel an dem väterlichen zusagen/ vertraw vnd ergibe dich gar in die vnaußsprechliche liebe/ die Got der welt in seynem sune erzeygt hat/ den er auch für vns in den tod des creutzes geben hat/ auff das wir an den sun glaubt/ habe das ewig leben. Wer aber dem sun nit glaubet/ der wirt das leben nit sehen/ sondern der zorn Gottes bleybt auff jm. O wie ein seyligs zusagen/ wenn wir glauben an Christum den sun gottes/ sollen wir besitzen das ewig leben. O wie ein grausam sententz vnd vrteil über die/ so dem sun gottes nit glauben/ es sol der zorn gottes auff jn bleyben.

Darumb wenn dich dein sünd anfechten/ so gedenck bald an das lamb Gottes/ das die sünd der welt hinnympt. Gedenck das Christus vns von got gemacht ist zur weißheit/ zur gerechtickeit/ zur heiligung/ vnd zur erlösung. Gedenck dz er am creutze vnter den übelthätern gerechnet ist worden/ das er verwunt ist worden von wegen vnserer missethat/ vnd das die straff vnserer sünden über jn gangen ist. Gedenck uach das vns got so hoch geliebt hat/ das er den/ der kein sünd weßt/ für vns zum opffer für die sünd gemacht hatt/ auff das wir in jm würden die gerechtickeit die vor got gilt vnd bestehen mag. In summa. Nym dich auff diß mal deyner sünd nichts an/ vnd verlaß dich allein auff die gutheyt Christi/ der ist dir vnd der gantzen welt geboren worden/ er ist dir geben/ dir gestorben/ dir aufferstanden. Vnd wie er dein sünd durch sein tod überwunden hat/ also erhelt er dich yetz durch seyn leben/ on zweyffel in der liebe seynes himlischen vaters. Wann du solchs in rechtem glauben annympst/ so kanstu nit kumen in das gericht der verdampten sonder du kumbst vom tod zum leben.

Laß dich auch die straff vnd pön der hellen nit anfechten/ dann dein seylickeit ist gebawen auff den starcken fleß Christum/ dem müssen alle hellischen porten weichen. Hierumb so bistu auch nit allein in disem todt/ es ist Christus mit dir/ vnd der ist auch got. So nun Gott mit dir ist/ warumb woltestu dir dann förchten auff disem wege? Warumb woltestu den tod förchten dieweil er dir die thür zum rechten leben aufthut? Laß ein vnglaubigen den tod förchten/ der vom zeitlichen tod zu dem ewigen tod hingeht. Laß disen ab dem tod erschrecken/ der nit auß wasser vnd dem heiligen geist geborn ist. Förcht diser den tod/ der Christum nit erkent als ein einigen heyland aller welt. Laß den reichen man (dauon vns dz Euangelion sagt) den tod förchten/ dann er wirdt in die hell begraben. Du aber solt dich frewen dann heut wirstu mit dem Lazaro in den schoß Abrahe mit allen außerwelten ewige rhu entpfahen. Heute wirstu mit Christo vnd dem schaicher im Paradiß ewiwgen lust vnd freud besitzen. Jetzt rufft dir Christus zu jm vnd spricht/ Nu kumm zu mir/ dein mühe vnd last wil ich von dir nemen/ vnd will dich erquicken/ nu entpfahe rhu deiner seel. Des zu warer vrkund so hastu enpfangen den leib Christi/ der für dich am creutz gestorben ist/ auff das du dz leben überkemest/ vnd hast getruncken sien theures vnd köstparliches blut/ das er zu vergebung deiner sünd vergossen hat. Er hat sich genidert vnd ist beyde dein wirt vnd deyn gaswt worden. Er hat dich gespeiset/ auff dz du nit geprechen leidest auff dem wege/ vnd hat dein seel zur wonung vnd herberge erwelet/ auff das dir kein feind schaden müge.

Nu lieber bruder/ so zweyffel nit an götlichem zusagen/ dann got hat dir das ewig leben versprochen/ so ist on zweiffel diser dein hingang auß der welt ein gewisser eyngang zu dem leben. Das leben aber ist Christus/ der do spricht/ Ich bin der wege/ die warheit/ vnd das leben. Nun magstu ye nit irren/ dann Christus ist der weg. Du magst auch nit betrogen werden/ dann Christus ist die warheit/ Vnd kanst auch nit sterben des ewigen tods/ dann Christus ist das leben. Darumb ergib dich willig mit allem dem das du bist vnd vermagst/ deinem schöpffer vnd erlöser/ vnd sprich mit dem herren Christo/ Vatter/ in deyne hand befilhe ich mein geist/ Amen.

Dise form/ den sterbenden zu trösten/ hab ich nit darumb geschriben/ das yederman gleich daran muste hangen/ als solt oder kündt man sunst nicht nützlichs den sterbenden fürhalten, sonder ich habs dir vnd auch mir vnd meyns geleichen/ als ein kleynes exempel fürgeschriben/ auß welchem aller trost gezogen mag werden. Darumb mag ein yeder christen mensche diß exempel/ nach gelegenheit derzeyt/ der person/ bessern/ mindern/ oder mehren/ nach seynem wolgefallen. Gott mehre in vns seynen geist/ Amen.

M. D. XXvij.

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