Unbekannt - Ein getreue vermanung...

Unbekannt - Ein getreue vermanung...

eins liebhabers der Evangelischen warheyt an gemeyne Pfaffheit, nit zu widderfechten den Ehelichen stand, so ein Erßamer Priester zu Wormbs (im von got im neuen unnd Alten Testament zugelassen) an sich genommen hat.

Nun walts gott,
ich habs gewagt,
Eß kummen noch
meher hernoch. 1)

Nun radt ir zartten herren zu,
wie wir diesen sachen thun.
Ein priester zu Wormbs ist eelich worden,
von bapsts satzungen in christen orden
Getrungen durch die enge pfort,
als Christus lernt dort an eym ort.
Rathen zu, ob sich gebüren will,
solichen zu straffen nach unßermm muthwill,
yn zu berauben eeren, leyb unnd gut,
dieweill er als ein Christen thut.
Mir denckt der tag und auch die zeytt,
er wer schon yetzundt seins lebends queydt.
Nun ist es, o we, dartzu kummen
eß begynn tzu reden auch die stummen.
Unßer myßthate sindt also gemeyn,
schweigt der ley, so ruffen die steyn.
Nechst kam ich in ein disputatz,
do hätt wir gar ein seltzam geschwatz.
Ich zog an unßer recht, geystlich genant,
ist manchem heuchler wol bekant,
Urtheylt dem vorgenanten priester ab
sein pfründt-zinß, do antwort mir ein knab:
Christus Luce am neundten spricht:
der nitt widder mich thut, ist für mich.
Sindt ir knecht des herren gesindt,
lugt, das er euch nit überfall geschwindt,
Gebt dem gesind speyß zu seyner zeytt,
als euch Christus Mathei am 24. deit!
Sindt nit, als doselbst der böße knecht,
der sein mitdiener pocht, gewalt an sie lecht,
Lag im luder tag und nacht,
der zukunfft des herren gar wenig acht.
Der herr kümpt zu ungeschicht,
würt in urtheyln den heuchlern glich.
Solch bandt begündt der ley zerreyssen,
wolt uns zartten priester beyssen.
Ich wust nit, wie ichs mit im hot,
ich sprach: ich laß es walten got;
Das Evangelium steht mir nit zu versprechen,
ich wils lassen unßere doctores außrechen.
Wetdens der tag eins wol rechtmachen,
das sein ettlich nit werden lachen.
Do sach mich an ein ander man
unnd fürt mich auff ein ort hindan,
Sprach: herr wolt ir ein wenig losen?
was wir reden, sey under der rosen2).
Ich halt euch für ein gutten herren.
ir solt euch mit der schriefft erweren,
Welche ir sagt euch unbekant,
stadt spöttlich an, herr, eurem stand.
Ir halt uff euer doctores viell;
yn ist gesteckt, hört, nun ein ziell.
Und wöllen mit inen die leyen lauffen,
wendt gott, das es nitt komm zu rauffen.
Berümbt sich mancher biderman,
wie er hab genommen an
Das Evangelium, Christus wort,
daran ir zweyffeln, ists nit ein mort?
Sagt, man kün nit probiren unverschampt,
was die aposteln handt bekant.
Das ist recht unnd den leyen gut,
sie fassen gar ein starcken mut,
Dieweil ir mit gewalt wolt dringen,
widder das joch Pharonis zwingen,
Der selb dweil ir wölt, er sey euer herr,
kein pfaff verbeut uns Christus leer,
Er sey wie hoch er wöll geschoren,
ob er schon trag zwo spitzen auff den oren.
Ir sucht hien und heer, wegt auff gwalt,
damit hat ir zu recht gestalt.
Ist das die weyß, ist das euer schwert,
lugt, nempt nit darumb auch euern wert.
Der edell Fürst, sag euch fürwar,
behält der widderparthey auch ein oer.
Würt nyemands treyben von Christus leer,
on allen zweyffel, was wolt ir mehr?
Mit keynem gewalt solt ir uns zwingen
oder mit bannen von der warheit tringen.
Viel meynens, ir treyben euer schwenck.
ich weiß auch wol, was ich gedenck.
Wer besser, ir thetten nitt zu viel;
Christus der weyß woll euer ziell.
Wie lang hinckt ir auff beyde seyt,
das Helyas in künigen am dritten verbeut?
Wolt ir halten bepstisch recht,
ist er gott, bleibt seyne knecht!
Ist aber Christus got der rechte heer,
so hangt im an und seiner leer!
Ir werdt erfaren, was sols gelten,
ob der eelich standt sey zu schelten.
Ob dem dcs (der fleucht auff gottes seyt)
das sein soll werden zu einer beut,
Ob ir (die do leben in hurerey)
ewig solt nyessen das almüßen freu.
Ist das recht und woll gethan?
mag nit bey euch ein eeman bestan?
Ir sagt uns vill von dem Bapst.
ich frag, was ir von Christo acht.
Der bapst verbeut, Christus lasts zu;
nun rechen ir, was sol mann thun?
Ir treybt gewalt uberauß zu vill,
euer begir hat widder maß noch ziell.
Halt euer beywoner, die euch schützen,
nit als die knecht, habt bey euch witzen!
Und ob sie etwan undultig weren,
solt ir dencken, das sie euch neren.
Ir acker, heuser und weyngart
hat behafft der wucher hart,
Der von got verbotten ye,
hatt bey euch statt, seht wie ir sye!
Jr sagt, der Bapst hab sollichs recht
zuzelassen, ir dollen knecht,
Hat sich erhaben, merckt, uber gott,
zu bodem dretten sein gebott,
Solch halten ir für fablerey;
wir tragen euer auch keyn schey.
Fart herdurch, habt teuffelischen mut,
auff das über euch kumm alles blut,
Unschuldig vergossen auff diesser erdt.
ir werdt darumb nemen euern werdt.
Christus mit seiner zukunfft
würd außtilgen euer zunfft.
Das wort Christi muß frey faren,
das kan uns unßer seelen bewaren;
Ist zu leben frey darnach,
das mann nitt fall in gottis rach.
Darumb lugt zu, wonach ir lauffen,
so ir gewalt understandt zu kauffen,
Zu unterdrücken gottes wort.
Ach, habt gedult, machent kein mort!
Christus ist der herr und wil regieren.
die hellischen pforten müssen verlieren.
Got in diesen letzsten nöten
send botten zu unß, die söllen tödten
Mit seynem wort den Anttechrist;
die Sonn ist kommen, sehet wer er ist!
Der do hatt menschlicher blödickeit
die Ee verbotten, gibt huren geleydt.
Solchs Paulus hat im geyst erkant,
in der ersten zu Thimotheon am vierden, verstant.
Dem hat gevolgt Sitzinger nach.
drumb geth über in der pfaffen rach;
Den sie seiner pfründt enterbet han;
des wirt in werden kleyner lon.
Es werden folgen meer hernach.
ir hern, lasts euch nit sein zu gach,
Zu straffen, die raichen zum Ehelichen standt!
lugt, blendt unß nit mit beptischen thandt!
Wölt ir straffen, strafft nach der schriefft;
künt ir das nit, lasts bäptisch gifft
Zu Rom bleoben vor seinen werdt!
dann der Türck nach Rodiß auch sein begert.
Laßt priester, die do wöllen eelich geberen,
in frieden weyp und kindt erneren!
Unnd wo ir im nit also theten,
wolt euch haben darfür gebetten.
Woe ir bestünden euer far
unnd es omnes würde gewar,
Waß dann möcht folgen, bitt euch, betracht!
er nympt der sachen eben eben acht
Und ist worden auch gelert;
got hatt im seinen geyst gemert.
Yetzt neulich ist zu Zürch in Schweitz
offenbar der pfaffen geitz.
Do Zlrich zwingly, ein pfarrher gut,
trägt eins Christen heldenmut,
Ist getretten auff den plan,
hatt im nyemand künnen widderstan.
Die papisten geben, weiß nit waß,
zehen tausent gülden, oder noch baß,
Das solichs nitt so ferr wer kommen,
es bringt irem reich ja keinen frommen.
Nun ist zu Wormbs deß selben gleich
ein schaffhirt, auch genant Ulrich.
Sich krümmen vil pfaffen ab seyner leer,
als ob sie inen zuwidder wer.
Hat sie beruffen, offentlich citiert
auff der Cantzel, hett er geirt;
Sollen in bescheyden auß der schriefft,
hie auß geschlossen sophistengifft.
Ist keiner kommen. ists nitt ein schandt,
wo man das hört auff dem landt?
Hiemit wil ich, mein her, beschliessen;
ich bit, londt euch daß nit verdriessen,
So ich geredt, es ist noch schimpf,
hab euer geschont, die sach verglimpft.

M.D.XXIII.

Beiträge zur Reformationsgeschichte der Reichsstadt Worms. herausgegeben von Dr. Herman Haupt. Gießen, J. Ricker'sche Verlagsbuchhandlung. 1897

1)
Unter den beiden Verspaaren befindet sich im Original ein Holzschnitt mit der Darstellung eines Geistlichen, der einer Frau die Hand reicht.
2)
im Vertrauen, sub rosa
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