Textor, Gustav Adolph - Am Sonntag Septuagesimae.

Textor, Gustav Adolph - Am Sonntag Septuagesimae.

Zeuch mich, zeuch mich mit den Armen
Deiner großen Freundlichkeit,
Jesu Christe! Dein Erbarmen
Helfe meiner Blödigkeit:
Wirst Du mich nicht zu Dir ziehen,
Ach, so muss ich von Dir fliehen.
Zeuch mich in den Liebesseilen,
Zeuch mich kräftig, o mein Gott!
Ach wie lange, lange Weilen
Machst Du mir, Herr Zebaoth!
Doch ich hoff' in allen Nöten,
Wenn Du mich gleich wolltest töten. Amen!

Geliebte Christen! Der Apostel Petrus schreibt in seinem 2. Brief Kap. 2,14-16 von den Verführern unter Anderem, dass sie Herzen haben, durchtrieben mit Geiz, verfluchte Leute; welche den richtigen Weg verlassen, und gehen irre, und folgen nach dem Weg Balaams, des Sohnes Beors, welchem geliebte der Lohn der Ungerechtigkeit; hatte aber eine Strafe seiner Übertretung, nämlich das stumme, lastbare Tier redete mit Menschenstimme, und wehrte des Propheten Torheit. - Wenn man nun die Geschichte dieses Bileam nachliest, wie sie. im 4. Buche Mosis im 22. und den folgenden Kapiteln erzählt wird, so kann man gar nicht recht merken, worin denn eigentlich die Torheit und die Gottlosigkeit dieses Mannes bestand. Seine Reden scheinen alle so richtig, er scheint nichts zu tun, als was Gott ihm geboten hat. Er geht nicht eher, als bis Gott es ihm zulässt, er will umkehren, als ihm der Engel widersteht. Er spricht zu den Boten: „Wenn mir Balak sein Haus voll Silbers und Goldes gäbe, so könnte ich doch nicht übergehen das Wort des Herrn, meines Gottes, Kleines oder Großes zu tun.“ Auch spricht er wirklich über das Volk Israel keinen Fluch aus, sondern nur den Segen, den ihm Gott gebot, und redete in begeisterten Worten, dass man sich überzeugt halten möchte, er sei ein Prophet des Herrn. Und doch war er ungeachtet alles Scheines ein Werkzeug der Ungerechtigkeit. Gott der Herr streckte wohl noch die Hand nach ihm aus, ihn herumzulenken, aber er verschmähte dies; er redete nach dem Wort und Gebot des Herrn, aber er tat nach dem Gelüsten seines argen Herzens. Als er nämlich Israel gesegnet hatte nach dem Befehl Gottes, gab er dem Balak, dem Könige der Moabiter, den klugen, d. h. teuflisch klugen Rat, er solle nur veranstalten, dass die Kinder Israel zu dem Götzendienst und Unzucht der Moabiter verführt würden, dann wusste er, würde die Hand des Herrn sie verlassen, und würde sie in die Gewalt ihrer Feinde geben. So geschah es denn auch eine Zeit lang, bis die Kinder Israel sich wieder von ihren Sünden bekehrten. An diesem einen Stück erkennt man das arge Herz des Bileam besser, als an seinen Reden. So hatte er den Schein eines gottseligen Wesens, aber inwendig war er voll Torheit und Bosheit. Liebe Christen, das ist ein sehr ernsthaftes Warnungszeichen bis auf diesen Tag, dass wir uns durch die Worte und den Schein nicht täuschen lassen, weder über Andere, noch über uns selbst. Die gottesfürchtigen Reden, wenn sie auch ganz richtig sind nach Gottes Wort, machen es noch nicht aus: ob Jemand auch in begeisterten Worten nach Art der Propheten Gottes Weisheit verkündigen könnte, so ist er darum noch kein Knecht, oder Kind Gottes. Und auch wir selbst dürfen uns über uns selbst nicht betrügen. Was könnte es mir helfen, wenn mein Mund Geistesfunken sprühte, aber in meinem Herzen wäre nichts von der Liebe Jesu Christi, und von dem Gehorsam, der besser ist, als Opfer? Was könnte es uns helfen, wenn wir uns äußerlich nach den Rechten, Geboten und Sitten unseres Gottes hielten, wenn aber inwendig im Herzen Geiz, Schalkheit, Torheit und Bosheit regierten? Es ist so schwer nicht, äußerlich als ein Christ unanstößig zu wandeln, aber den alten Menschen inwendig zu töten, das Fleisch zu kreuzigen, Christum zu wohnen in dem Herzen, das kostet Überwindung. Wie dieses aber notwendig ist, wird uns unsere heutige Epistel näher anzeigen, zu deren Betrachtung wir uns den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebet.

Epistel: 1. Korinther 9,24-10,5.
Wisst ihr nicht, dass die, so in den Schranken laufen, die laufen alle, aber Einer erlangt das Kleinod? Lauft nun also, dass ihr es ergreift. Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles Dinges: jene also, dass sie eine vergängliche Krone empfangen, Wir aber eine unvergängliche. Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse; ich fechte also, nicht als der in die Luft streicht. Sondern ich betäube meinen Leib, und zähme ihn, dass ich nicht den anderen predige, und selbst verwerflich werde. Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht verhalten, dass unsere Väter sind alle unter der Wolke gewesen, und sind alle durch das Meer gegangen; und sind alle unter Mose getauft, mit der Wolke und mit dem Meer; und haben alle einerlei geistliche Speise gegessen; und haben alle einerlei geistlichen Trank getrunken; sie tranken aber von dem geistlichen Fels, der mitfolgte, welcher war Christus. Aber an ihrer vielen hatte Gott keinen Wohlgefallen; denn sie sind niedergeschlagen in der Wüste.

Die Ermahnung, welche wir nach Anleitung dieser Epistel miteinander zu Herzen nehmen wollen, steht in den Worten: Lauft nun also, dass ihr das Kleinod ergreift.

Der Apostel vergleicht uns Christen in dieser Epistel mit denen, welche zu den Zeiten der alten Griechen in ihren großen und berühmten Wettspielen um den Siegespreis zu kämpfen pflegten. Sie stellten da ihre Wettkämpfe an im Laufen, Ringen, Fechten, in Musik und Gesang, Dichtkunst und dergleichen. Die Worte unserer Epistel sind an die Christengemeinde zu Korinth gerichtet, und gerade bei der Stadt Korinth fanden auch alle 4 Jahre solche Volksspiele Statt. Da pflegten sich denn die, welche sich zum Wettkampf stellen wollten, lange vorher zu üben, pflegten sich auch von allen Dingen zu enthalten, welche den Leib im Mindesten schwächen konnten. Der Preis des Sieges war nichts, als ein Lorbeerkranz, und der Ruhm, der damit verbunden war; Beides vergänglich genug, aber in den Augen jenes Volkes groß geachtet. In diesen Spielen taten nun Viele den Wettlauf, aber Einer nur erlangte den Sieg und die Krone. Nach diesem Bild ermahnt uns der Apostel, dass wir in unserem Christenlauf also laufen sollen, dass wir das Kleinod, der Seelen Seligkeit, ergreifen.

Unser Fleisch wird so leicht müde, unser Herz wird so leicht kalt und sicher auf dem Weg. Wir trösten uns so oft mit falschem Trost, wir bauen unsere Hoffnung so leicht auf den Sand. Wie diese Welt den Schein liebt, und nur nach dem Schein strebt, so beschleicht es oft auch das Herz des Christen, dass er den Schein für Wahrheit nimmt. Erst betrügt er Andere damit, und wenn ihm das gelungen ist, so betrügt er sich selbst damit. Das meinen wir so: Viele Namenchristen wollen den Schein gern bewahren, dass sie Christen sind, darum beobachten sie in äußeren Dingen Alles, was zum Christen gehört, und wenn es ihnen gelungen ist, die Anderen zu täuschen, so glauben sie am Ende selbst, dass sie auf dem rechten Weg seien. Vor solchem bloß äußerlichen Christentum warnt uns der Apostel in der zweiten Hälfte unserer Epistel, als ob er sagen wollte, wer das Kleinod ergreifen will, muss anders, muss besser laufen. Er stellt uns das Beispiel des Volkes Israel vor, wie sie in der Wüste wanderten, dem verheißenen Land zu, und doch so Viele das Land nicht erreichten. Er sagt: „Unsere Väter sind alle unter der Wolke gewesen,“ d. h. unter dem Schutz und der Führung Gottes, „und sind alle durch das Meer gegangen; und sind alle unter Mose getauft mit der Wolke und mit dem Meer, und haben alle einerlei geistliche Speise gegessen, und haben alle einerlei geistlichen Trank getrunken; sie tranken aber von dem geistlichen Fels, der mitfolgte, welcher war Christus. Aber an ihrer Vielen hatte Gott keinen Wohlgefallen, denn sie sind niedergeschlagen in der Wüste. Das ist aber uns zum Vorbild geschehen, dass wir uns nicht gelüsten lassen des Bösen, gleichwie jene gelüstet hat.“ Die Kinder Israel waren in Abraham alle berufen, das verheißene Land zu besitzen, sie waren durch große Zeichen und Gnaden von Gott alle bestätigt in diesem Erbteil, er führte und beschützte sie durch eine Wolke des Tages und eine Feuersäule des Nachts, er geleitete sie durch das rote Meer, er tränkte sie von dem Felsen, er speiste sie mit Brot vom Himmel, und doch schwur er in seinem Zorn, dass sie zu seiner Ruhe nicht kommen sollten. Warum das? Was taten die Kinder Israel, dass Gott ihnen so zürnte? Die Ursache war ihre Abgötterei, ihr Ungehorsam, ihr Murren und Zweifeln. Und das ist uns zum Vorbild geschrieben, dass wir uns warnen lassen. Wer das Kleinod, der Seelen Seligkeit, ergreifen will, muss anders, muss besser laufen. Wenn wir das Beispiel Israels nun auf uns anwenden, was lernen wir daraus? Wir sind Alle auf Jesum Christ getauft, wir haben das Wort Gottes unter uns, das ist unsere Wolke und unsere Feuersäule, wir haben alle das rechte Brot vom Himmel, Christi Leib, gegessen, und sein Blut getrunken im Sakrament des Altars, wir gehen zur Kirche und hören Gottes Wort; aber an unser Vielen hat Gott keinen Wohlgefallen, und werden zu seiner Ruhe nicht kommen, sondern niedergeschlagen und hinuntergestoßen werden, wo Angst und Wehklagen ist. Warum das? Was tun unser Viele, dass Gott ihnen so zürnen sollte? Die Ursache ist ihre Abgötterei und ihr Ungehorsam, ihr Murren und ihr Zweifeln. Es steht jetzt etwas anders unter uns, als vielleicht vor Zeiten; die Ursache des göttlichen Zornes über Viele ist etwas anders, aber der Zorn ist derselbe. Vor Zeiten hielt sich fast Alles zum Wort Gottes, glaubte an die Heiligkeit der Sakramente, ging zur Kirche und zum Abendmahl, aber das Herz war in Vielen fern davon, es war viel totes, äußerliches Werk, so dass ein bekannter, gottseliger Prediger seine Zeitgenossen seufzend strafte, indem er sagte, die Christenheit habe vier stumme Kirchen-Götzen, die heißen: Mahl, Taufstein, Beichtstuhl und Predigtstuhl. Diese nannte er zu seiner Zeit Götzen, weil die meisten Christen all ihr Vertrauen darauf setzten, nicht aber durch die gründliche Buße und Bekehrung zu Gott, und durch den Glauben an Jesum Christum Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit suchten. Was half es da, dass sie getauft waren, dass sie das Sakrament des Altars und die Absolution empfingen, dass sie das göttliche Wort hörten? diese Dinge sind ohne die Buße und den Glauben tote Götzen, ja sie werden denen, die sie missbrauchen, eine Ursache zu noch größerer Verdammnis. Denn wissen und doch nicht tun, glauben und doch nicht leben in dem Glauben, ist ein höchst elender und gefährlicher Zustand. Wie ist es denn nun in unsern Tagen? So ist es nicht, aber dass es besser ist, mögen Andere sagen, ich kann es nicht sehen. Es werden wohl nicht Viele sein, welche von den Sakramenten der Taufe und des Altars, und von der Absolution sich alles Heil versprechen, ohne ihr Herz zu Gott bekehrt zu haben; aber desto mehr sind derer, die in ihrem Unglauben die Sakramente ganz verachten, die sich klüger dünken, als ihre Väter, ohne doch besser geworden zu sein. Desto mehr sind derer, die gar nicht zum Sakrament des Altars kommen, oder wenn sie noch kommen, dasselbe doch nicht als ein göttliches Werk und Stiftung, sondern als eine menschliche Einrichtung nach dem Unglauben ihres Herzens halten. Es werden wohl nicht so Viele sein, welche damit alles getan zu haben meinen, dass sie zur Kirche gehen, und Gottes Wort hören, welche meinen, dass dies äußere Werk sie mit Gott versöhnen werde; aber desto mehr sind derer, die dem Wort Gottes allen Glauben entziehen, sie halten es als ein menschliches Buch mit schönen Sprüchen, darin Gutes und Schlechtes, Wahres und Falsches enthalten sei. Sie meinen klüger geworden zu sein, als ihre Väter, ohne doch besser geworden zu sein. Aus diesem Unglauben kommt es denn, dass viele Kirchen öde stehen, dass man in so wenig Häusern häusliche Andacht und Erbauung findet, dass ein Mensch, der noch fest an Gottes Wort hält und glaubt, fast für einen Narren und Blinden gelten muss, der keinen Verstand hat. Über das Alles rühmen sie sich doch, Christi Jünger zu sein, und wollen den Schein äußerlich behalten, während sie die Wahrheit innerlich verachten. Aber siehe, die Früchte des Unglaubens bleiben nicht aus, und an den Früchten muss man erkennen, welcher Art der Baum sei. Der fleischliche Sinn, und das arge, verkehrte Herz kann sich wohl eine Zeit lang verbergen, aber unverhofft bricht es heraus, und zeigt sich, welches Geistes Kind es sei. Daher sehen wir denn mitten unter den Namenchristen wuchern und blühen z. B. „den Geiz, der da ist eine Wurzel alles Übels, welcher hat Etliche gelüstet, und sind vom Glauben irre gegangen, und machen sich selbst viel Schmerzen. Denn die da reich werden wollen, fallen in Versuchung und Stricke, und viel törichte, schädliche Lüste, welche versenken die Menschen in Verderben und Verdammnis.“ Da sehen wir wuchern und blühen die Unzucht, Ehebruch und Hurerei; jung und alt, hoch und gering, Eheleute und ledige Leute wollen sich die Schande nicht wehren lassen, und es fehlt nur, dass sie, wie von der Ehebrecherin geschrieben steht, hintreten, und sagen: „Ich habe nichts Übles getan.“ Da sehen wir wuchern und blühen den Hader, Neid, Zank und Zwietracht. Obschon ein Christ nicht Ein Mal die Sonne über seinem Zorn untergehen lassen soll, so lassen sie Jahre verstreichen, ehe die Wellen ihres Haders sich zur Ruhe geben, sondern toben fort und fort, und schäumen ihre eigene Schande aus. Sie genießen auch wohl gar das heilige Sakrament, ohne sich mit ihren Mitchristen von Herzen versöhnt zu haben, so doch Christus ausdrücklich geboten hat: „Gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, ehe du deine Gabe auf dem Altar opferst.“ Da sehen wir in der Christenheit wuchern und blühen den Betrug und die Lüge; die Einen treiben es im Großen, die Anderen im Kleinen, sie sinnen nur, dass es ihnen gelinge vor den Menschen; den ausgereckten Arm des Allerhöchsten, der Leib und Seele verderben kann in die Hölle, wollen sie nicht fürchten. Nicht zu gedenken an die Heuchelei, Verleumdung, an das Saufen und Schwelgen, an die Eitelkeit und Üppigkeit, und sonstigen Sünden. Auf diesen Wegen läuft man also, dass man das Kleinod, der Seelen Seligkeit, nicht ergreifen, sondern für immer verlieren wird. Lauft nun also, dass ihr es ergreift. Das Kleinod, welches die himmlische Berufung Gottes uns vorhält, ist eine über alle Maße wichtige Herrlichkeit, eine ewige Seligkeit. Es ist wahr, es ist gewiss, dass die treuen Jünger Jesu Christi, die im Glauben beharren bis aus Ende, sein werden, wo er ist, denn er spricht: „Wo ich bin, da soll mein Diener auch sein.“ Es ist wahr, es ist gewiss, dass für alle wahren Christen nach dieser Leidens-, nach dieser Pilgrimmszeit eine herrliche, unaussprechliche Freude in Ewigkeit folgt. Da wird Gott abwischen alle Tränen von ihren Augen, da wird keine Angst, kein Leid, kein Geschrei, noch Schmerzen mehr sein, da wird ihre Sonne nicht mehr untergehen, noch ihr Mond den Schein verlieren, denn der Herr wird ihr ewiges Licht sein, und ihr Gott wird ihr Preis sein. Es ist wahr, es ist gewiss, dass der Weg zu diesem seligen Ziel schmal, und die Pforte eng ist, die zum Leben einführt, und sind ihrer Wenige, die ihn finden, und dass nur Ein Mittler ist, Jesus Christus, durch dessen Erlösung und Gnade wir zum Himmel eingehen können. Es ist wahr, es ist gewiss, dass wer nicht an ihn glaubt, wird verdammt werden, und ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes. - Wie sollten wir nun nicht Fleiß tun, dass wir unsern Beruf und Erwählung fest machen, dass wir das Kleinod ergreifen? Gleichwie die Kämpfer in den Wettspielen alle ihre Kraft daran setzten, wie sie ihren Leib übten, wie sie sich alles Dinges enthielten, was ihre Kraft hemmen, oder aufhalten konnte, also soll auch unser Herz sich alles Dinges entladen, wodurch es von dem Einen, was not ist, zurückgehalten werden könnte. Weg mit den fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten! Weg mit der weltlichen Üppigkeit und ihrem Prangen! Weg mit der Augenlust, Fleischeslust und hoffärtigem Wesen! Weg mit dem Geiz, mit dem Jagen nach irdischen Schätzen! Weg mit der Heuchelei, Schalkheit und Bosheit! Weg mit dem Sorgen und Grämen um zeitliches Gut! Hin zu den Füßen, zu den Fußstapfen Jesu Christi, das ist das Eine, was not ist, das beste Teil! Wolltest du in einer so großen Sache, von welcher ein ewiges Wohl oder Wehe abhängt, aufs Ungewisse laufen? Siehe, wenn einem Menschen ein zeitliches Vorhaben misslingt, fehl schlägt, so hat er doch Raum, sich zu trösten, seine Sache anders und aufs Neue anzufangen. Wie aber, wenn der Vorhang der Ewigkeit gefallen ist? Wie Viele würden da umkehren und einen anderen Weg einschlagen mögen, aber sie werden es nicht tun können! Wie Viele werden da unter Qualen und Verzweiflung die Tage verfluchen, da sie Gottes Gnade verschmäht haben; aber es wird zu spät sein! Wie, o Christ, wenn dir das misslingen, fehl schlagen sollte, deine Seele zu erretten vom ewigen Verderben? Denkst du nicht mit Entsetzen an die Stimme, welche den Unbußfertigen zurufen wird: „Ich habe euch noch nie erkannt, weicht alle von mir, ihr Übeltäter?“ Zittert nicht dein Innerstes, wenn dein Geist sich erinnert an den Tag der Rache unseres Gottes? Wer will doch den Tag seiner Zukunft ertragen? Wer will bestehen, wenn er erscheinen wird? Lauft nun also, dass ihr das Kleinod ergreift! Nun, in dieser unserer Gnadenzeit ist es rechte Zeit, also zu laufen, dass wir dem zukünftigen Zorn entfliehen. Was hilft es mir armen Sünder, wenn mir Jemand ein Paradies auf diese Erde baute, und erfüllte Alles, was eines Menschen Herz hier wünschen kann, ließe mir aber die Last der Sünde auf dem Herzen? Was sind Himmel und Erde ohne den Frieden mit Gott? Und dieser Friede wird uns in Christo Jesu geboten, darum lasst fahren dahin Welt und Freuden, auch Leib und Leben dass wir nur das Eine gewinnen, das Kleinod in der ewigen Herrlichkeit.

Lauft nun also, dass ihr es ergreift, insbesondere ihr Alle, die ihr von Christo Jesu ergriffen seid; seine Hand hält euch, führt euch, trägt euch, er weiß euren Lauf zum Ziel, euren Kampf zum Sieg zu führen. Seid ihm getreu bis in den Tod, so wird er euch die Krone des ewigen Lebens geben.

Ihm aber, der uns mit seinem Blut erkauft, von der Sünde erlöst, zum ewigen Leben berufen hat, sei Lob und Preis, Ehre und Anbetung in Ewigkeit! Amen! -

Schließe Du unsere Herzen auf, Du Heiliger Geist, der Du uns berufen, gesammelt und so weit erleuchtet hast. Schließe unsere Ohren und Herzen auf, dass wir das Wort des Lebens willig aufnehmen, und im Glauben mit Wachen und Beten zum Himmel dringen. Siehe, wir laufen und kämpfen um das himmlische Kleinod. O, lehre uns recht kämpfen! Wir gebrauchen die teuren Gnadenmittel, das Wort und die heiligen Sakramente. O, lehre sie uns recht gebrauchen, dass wir nicht mitten unter den Schätzen der Gnade umkommen und verderben. Du kennst unseres Fleisches Schwachheit und unseres Herzens Trägheit: hilf uns, dass es besser werde, und wir gewisse Tritte tun, Christo nach im Leben und Sterben. Amen!

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autoren/t/textor_gustav_adolf/textor-septuagesimaee.txt · Zuletzt geändert: von aj
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