Tauler, Johannes - Auf den Ostermontag. - Die erste Predigt.

Tauler, Johannes - Auf den Ostermontag. - Die erste Predigt.

Von der geistlichen Vereinigung und dem Eingang des ungeschaffenen Geistes in unsern geschaffenen Geist. Von der wunderbaren Scheidung des Menschen-Geistes von Leib und Seele, wie das Leibliche und Grobe hienieden bleibe, und das Subtile und Geistliche zu der Beschauung göttlicher Glorie erhoben werde, und doch das unterste Theil zu großem Frieden und Stille komme, wie das oberste Theil zu göttlicher Fröhlichkeit.

St. Lucas schreibt, wie nach der Auferstehung Christi zween von seinen Jüngern in ein Castell gingen, mit Namen Emmaus.

Nun merket, lieben Kinder, was uns dieß Castell im geistlichen Sinne bedeutet, den wir hier verstehen können, der uns auch weiter und höher leiten oder bringen kann, zu erkennen (nach unserem Vermögen) den verborgenen, lieblichen Eingang des ungeschaffenen Geistes Gottes in unserem geschaffenen Geiste, und sonderlich zuerst zu betrachten, mit Unterscheidung dieser dreyen, als Leib, Seele und Geist, welche von diesen dreyen den wahren Eingang zu Gott und in Gott thun. Sonst will ich dieß Evangelium nicht weiter für jetzt ergründen, sondern allein auf angezogener Bedeutung dieses Castells bleiben, in welches diese zween Jünger Christi nach seiner Auferstehung gegangen sind, und es hieß Emmaus.

Emmaus bedeutet eine Begehrung des Raths, und wer also dem Rath Gottes und der heiligen Schrift folgen will, dem ist es vor allem noth, die Gebote Gottes zu halten, doch ist solches denen, die vollkommen und die liebsten Kinder Gottes wollen seyn, nicht genug, sondern sie sollen auch dem Rath Gottes folgen, und ihn mit ganzem Fleiß wahrnehmen, denn aus dem alten Testament haben wir die Gebote Gottes, aber aus dem neuen nicht allein die Gebote, sondern auch den Rath. Die Gebote scheiden uns von allen unerlaubten Dingen, und sind für die Kranken, Schwachen und Unvollkommenen gegeben, aber der Rath ist für die vollkommenen und lieben Söhne Gottes, die sich befleißen, den engen Weg zu gehen, der da zum ewigen Leben leitet, den sonst wenige finden; denn wie den Kranken viel erlaubt ist, um ihrer Krankheit willen, also ist diesen, die allein den Geboten nachgehen, viel und ziemlich erlaubt, was den besonderen Freunden Gottes nicht ziemte. Darum, wer zunächst den besten Weg will gehen, in dem man allermindest betrogen wird, der gehe nach Emmaus, das ist, er begehre, in dem Rathe Gottes zu leben, nach der Armuth Christi, in Reinigkeit, in Unterthänigkeit (das ist, in rechter Gelassenheit) und in andern Uebungen, in die Christus uns gewiesen hat. Wer also lebt, der lebt nach Rath, und lebt in Christo, und Christus in ihm, und Christus ist allezeit dem Menschen naher, als er sich selbst ist, und diese Göttlichkeit ist in seiner Menschheit verborgen; denn er ist ein Weg, zu seiner göttlichen Natur zu kommen, wie er sagt: Ich bin der Weg. Ohne Zweifel, wäre nicht in Christo innerliches, verborgenes Gute (wodurch er uns einzugehen vermahnt), so hätte er nicht gesagt: Ich bin die Thüre; denn wo eine Thüre ist, da ist etwas innen, und: Wer durch mich gehet, der soll behalten werden, und er wird eingehen in die Gottheit, und ausgehen in die Menschheit Christi, und wird Weide finden. Er ist den Sinnen eine Thüre, durch des Leibes Unterwerfung, denn St. Johannes spricht: Unsere Hände haben das Wort des Lebens betastet, und er sagt selbst: Sehet meine Hände und meine Füße, ich bins. Er ist eine Thürs des Verständnisses durch sich selbst, und Niemand kann in ihn kommen, er werde denn durch den Glauben eingeführt, wie Esajas sagt: Es sey denn, daß ihr glaubet, so werdet ihr es nicht verstehen. Christus ist auch dem Willen eine offen gelassene Thüre, durch die Liebe, denn der Wille leitet die Liebe ein, und will nichts zwischen sich, und den sie lieb hat. Hugo sagt: Die Liebe durchdringet alle Dinge, bis sie zu ihrem Geliebten kommt. Hierum, wer durch Christum, durch den Glauben und die Liebe eingehet, Gottes Verborgenheit zu schauen, oder ausgehet, seiner demüthigen, menschlichen Natur zu folgen, der soll in beyden Weide finden, ewiger Schönheit und Seligkeit.

Daß man aus der Weide seiner Menschheit, zu der Weide seiner Gottheit eingehe, das lehrt Hugo also: Darum hat uns Christus das angenommene Fleisch zu einer Speise vorgesetzt, auf daß er uns zu dem Geschmack der Göttlichkeit reizen und bringen möchte. In diesen Weiden war die liebhabende Braut erlustiget, da sie im Buch der Gesänge sprach: Ich habe meinen Seim rohen Honigs mit meinem Honig gegessen. Origenes: Der rohe Honig ist von Wachs gemacht, mit vielen Häuflein von Honig, also schmeckt die liebhabende Seele die süße Gottheit in dem Wachs jungfräulicher Verborgenheit. Augustinus: O große, wunderliche und liebliche Heimlichkeit, o Heimlichkeit, ohne allen Verdruß und Bitterkeit der bösen Gedanken und Anfechtung. Dieß ist die Fröhlichkeit, von der geschrieben stehet: O guter Knecht, gehe ein in die Freude deines Herrn, ein Jeglicher nach seinem Verdienst, denn in meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Bernhardus: Eine jegliche Seele soll solche Freude und Seligkeit finden, daß sie mit dem Propheten sprechen könne: Lecretum meum, secretum mihi; meine Heimlichkeit will ich mir selbst behalten, oder: die Gegenwart des Bräutigams ist Niemand so nahe, als mir.

Nun merket weiter, lieben Kinder! in dem Menschen sind drey Dinge, Leib, Seele und Geist. Nach dem ersten lebet man thierlich, nach dem andern geistlich, nach dem dritten göttlich. Die Seele ist in das Mittel gesetzt, kehrt sie sich zu dem Fleisch, so wird sie fleischlich, und der Geist kann da nicht bleiben, wie geschrieben steht: Mein Geist wird nicht in dem Menschen bleiben, denn er ist Fleisch, das ist fleischlich. Kehrt sich die Seele zu dem Geist, so wird sie geistlich. Ist sie in dem fleischlichen Stande, und befleißet sich nicht, in den geistlichen Stand zu kommen, sondern entschläft in dem thierischen Stande, und verläßt zwar die großen Sünden, aber lebt doch nach Begierde der Sinne, in weltlicher Lust, ohne im Widerstreben gegen sie zuzunehmen, so stehet sie in einem gefährlichen Stande, das ist in Lauigkeit, von welchen im Buch der Heimlichkeit geschrieben steht: Ach, daß du kalt oder heiß wärest, aber weil du lau bist, so werde ich dich aus meinem Munde ausspeyen. Ach, Kinder, was also einmal ausgespieen ist, das ist allzu gräulich und widerwärtig, in den Mund zu nehmen; also will auch Gott nicht leichtlich wieder in seinen Mund nehmen, welche seine brennende Liebe in Trägheit verwandelt haben.

Nun ist von diesen dreyen zu betrachten, Leib, Seele und Geist, welche von ihnen den wahren Eingang zu Gott, oder in Gott thun. Ihr sollt wissen, daß wir mit dem niedersten Theil der Seele (da sie dem Leib das Leben gibt, und sich ausserhalb des Leibes nicht erstreckt) nicht eingehen können, sondern in dem Geist gehen wir ein. Wie St. Paulus sagt: Unser Wandel ist im Himmel, nicht nach dem Leib, noch nach der Seele, da sie dem Leibe das Leben giebt, sondern weil Gott ein Geist ist, und die ihn anbeten, die beten ihn in dem Geiste an, das ist in der Innigkeit, in der Wahrheit, in der Bekenntniß. Dieß gehört dem Geiste zu, und hierum können wir nicht eingehen, als durch den Geist. Augustinus sagt: Durch den Geist gleichen wir Gott am allermeisten, und nach dem Geist sind wir nach seinem Bild und Gleichniß geschaffen, und Gottes empfänglich geworden.

Wir finden, daß nach fleischlicher Sinnlichkeit ein Mensch in dem Gemüthe und Liebe mit dem andern vereiniget wird, und sie bey einander in Frieden wohnen, und also ganz vereiniget sind, daß, was der eine überkommet, oder was ihm zustehet, es sey Liebe oder Leid, das der andere in sich selbst empfindet, als ob es ihm geschehe. Wiewohl ihr beyder Leben in fleischlicher Weise und in dem Reiche des Verstandes gesondert und unterschieden ist, so wird der eine Mensch in dem andern also in dem Gemüth (jedoch ohne alle Seligkeit) vereiniget, daß sie in dem Fühlen und Empfinden, auch in dem Verstande Eins werden, recht als ob sie ein Mensch wären, und nichts Geschiedenes hätten. Solches geschiehet gewöhnlich allermeist unter unverschlagenen, offenherzigen Menschen, die von Einem Willen sind, oder von Einem Wesen, oder auf Einer Uebung stehen, aber ein eigenwilliger oder eigenthümlicher Mensch kann zu dieser verständlichen Einigkeit nicht kommen, denn er schließt einem die Thüre vor dem Haupte zu, und verriegelt sie also mit seiner eigenwilligen Eigenschaft, daß Niemand nach verständlicher Weise hinein kann, und darum sind sie wenig geliebt. St. Thomas sagt: Weil sie Niemand mit sich vereinigen lassen, darum ist ihnen solcher Eingang unmöglich. Kann nun solche fleischliche Vereinigung also geschehen, wie viel mehr kann dann die geistliche Vereinigung und Eingang des ungeschaffenen Geistes in unsern geschaffenen Geist geschehen, denn er ist uns näher und wirklicher in uns, und wir haben mehr Gleichheit mit ihm, denn kein Mensch mit dem andern in fleischlichen Sachen, oder in verständlicher Weise nimmermehr haben kann. Darum hat er uns seinen heiligen Geist gesandt, daß er unsern Geist mit sich und nach sich soll ziehen und vereinigen.

Ehe das geschehen kann, so muß der Seele und dem Leibe wunderbar geschehen, und darnach muß etwas anderes Wunderbares mit unserm Geist und Gottes Geist geschehen, ehe dieß geschehen kann, wie Richardus sagt. St. Paulus sagt: Das Wort Gottes ist lebendig und kreißend, und scharfer als kein zweyschneidiges Schwert, und durchdringet bis daß es Seele und Geist, auch Mark und Bein scheidet. Augustinus und Richardus sagen: In den erschaffenen Dingen wird nichts Wunderbares gefunden, ausser daß das, welches wesentliche Eins ungetheilt und untheilbar in sich selbst ist, dennoch in einiger Weise geschieden wird. Das eine Wesen ist Geist, und Seele ist das andere Wesen, aber beyde sind ein Wesen und eine einfache Natur. Ein jedes hat seinen eigenen Namen, nach seiner Kraft und seinen Werken, nach den untersten Kräften, wo die Seele dem Leibe das Leben giebt, heißt ihr Name: Seele; aber wo sie mit den obersten Kräften Gott anhängt, und Gott anschauet, da heißt sie: Geist. In dieser Scheidung bleibt die Seele und alles, was wesentlich ist in dem untersten, und der Geist und alles, was geistlich ist, steigt aufwärts, und wird also von der Seele geschieden, und Gott zugefügt. St. Paulus sagt: Wer Gott anhangt, der wird mit ihm ein Geist, das ist ein wunderbares Scheiden, wodurch alles, was leiblich und grob ist, hienieden bleibet, und alles, was subtil und geistlich ist, zu der Beschauung göttlicher Glorie erhaben und zu dem Bilde umgeformt wird, von Klarheit zu der Klarheit, recht wie von dem Geiste Gottes, wie St. Paulus sagt: Das unterste Theil kommt zu großem Frieden und Stille, wie das oberste Theil zu der Glorie, und zu der göttlichen Fröhlichkeit angezogen wird. Das sind Augustini und Richardi Worte. Hieraus können wir merken, daß je mehr unser Geist von zeitlichen Dingen, und von der Seele in dieser Weise geschieden wird, je leichter und vollkommener er eingehet.

In diesem Eingange war St. Johannes in der Apokalypse, da er sprach: Ich war eines Sonntages in dem Geist. Darauf sagt Richardus: Er war mit seinem Geiste in dem Geiste Gottes, und dieß geschieht, wenn sie ihrer auswendigen Dinge so gar vergessen, recht als ob sie aller auswendigen Dinge unwissend wären, die in und durch den Leib gewirkt werden, und ihnen allein die, welche dem Geist zugehören, gegenwärtig waren, das ist, die durch die Gedanken und den Verstand geübt, aus Liebe und Aufgang zu Gott, gewirkt werden; oder das heißt, Geist in Geist zu seyn, wenn der Mensch sich selbst inwendig gänzlich gesammelt und vereiniget hat, und alles, was auswendig herzufällt, sich zu vergessen befleißet. Haymo sagt: St. Johannes Geist war also in dem Geist Gottes, nicht daß er den Leib mit allen Kräften verlassen hätte, sondern sein Gemüth war in Gott, und hing in dem Geist der Ewigkeit, der seinem Geist offenbarte, lehrte, zeigte und ihm wunderbare Dinge erwies. Zu diesem Eingange war St. Peter gekommen, da er aus den Banden erlöset ward. Hugo sagt: Das ist die Art und Natur der Liebe, daß der Geist sich selbst verläßt, in der Gegenwart seines Geliebten sich selbst verschmähet, und dann geschiehet es in wunderbarer Weise, daß er durch das Aufziehen von der Liebe auferhoben wird, in denjenigen, der über ihm ist, und mit Gewalt der Liebe gezwungen wird, von sich selbst und aus sich selbst zu gehen, daß er seiner selbst vergessen), und Gottes allein gedenken muß. Zu diesem Eingang war die Königin von Saba gekommen, da sie Salomons Weisheit sah, und keinen Geist mehr hatte. Richardus sagt: Dann hat sich der Geist selbst nicht, wenn er anfängt, aus sich selbst zu nichte zu gehen, und von seinem Wesen und menschlichen Stand abzuweichen, und mit einer wunderbaren Ueberförmigkeit scheint der Geist des Menschen in der Zeit zu nichte zu werden, wenn er Gott anhängend, ein Geist mit Gott wird, und seiner selbst nicht mehr ist, sondern Gottes. Dionysius sagt: Es ist uns viel besser, Gottes zu seyn, denn unser selbst. Und das sprach der Prophet: Meine Seele ist in deinem heiligen Geiste zu nichte geworden; und Dionysius sagt: Wer also in der Wahrheit mit dem Geiste Gottes vereiniget ist, der erkennet besser, was er empfindet und fühlet, und geschieht es, daß ihn andere Menschen (die nicht einwärts gekommen sind) zu Zeiten strafen wollen, über das, was er thut, so fühlet er selbst wohl, daß er nichts thut; denn stets beschauet er die einfältige Wahrheit, und befindet sich selbst von allen mannigfaltigen Umständen der Sinne erlöset.

Nun wisset, was soll denn aus den Leuten werden, denen der Schlüssel des Eingangs befohlen ist, und die selbst nicht eingehen, und den andern einzugehen wehren, wie Magdalena von den Pharisäern nicht erkannt war, von dem Judas und der Martha, denn sie strafeten sie, kehreten nach außen, und hinderten sie, so viel sie konnten, daß sie nicht eingehen sollte. Sie erkenneten solches nicht, auch standen sie nicht in dem Grade, worin Magdalena stand; und die gute Magdalena verantwortete sich nicht, darum verantwortete sie Christus selbst. Vercellensis sagt: Daß Verstand und Liebe die Füße des Geistes sind, womit er inwendig in den Weg der Ewigkeit gehet. Hugo sagt: Gott stets mit Begierde zu suchen, und mit der Bekenntniß zu finden, und mit dem Geschmack Gefühl zu berühren, das ist zu Gott gehen und kommen. Die Füße des Geistes sind die Begierden, und die sollen seyn, als ob sie von dem Schweiße und der Unreinigkeit des Staubes vergänglicher Lust und Liebe gewaschen wären, denn wie die Erde die Füße berührt, so die unordentliche, verderbte und ungereinigte Begierde den Geist, weshalb unser Herr sagt: Wer gewaschen ist, der bedarf anders nichts zu waschen, denn seine Füße, das ist, wer ohne Todsünde ist, bedarf sein Haupt nicht zu waschen, denn das Haupt unseres Geistes ist Verständigkeit, die in heiligen vollkommenen Menschen zu Gott gefügt ist. Er bedarf seine Hände nicht zu waschen, sagt Augustinus, denn seine Werke sind rein, durch die Reinigkeit des Hauptes, das zu recht in Gott ordiniert ist und stehet. Augustinus und Origenes sagen: Es ist beynahe unmöglich, daß die Füße, das ist das äußerste der Seele, nicht von täglichen Sünden befleckt werden, von ungeordneter Sinnlichkeit, wegen der steten Wanderung auf der Erde, wovon der Liebe etliche Flecken kommen, aber unter vollkommenen Menschen geschiehet es selten. Und darum, wer von Todsünden gewaschen ist, bedarf nichts, denn die Füße der zeitlichen Begierden abzuwaschen. Darum sprach die Braut: Ich habe meine Füße gewaschen, das sind meine Gedanken, womit ich die Erde zu berühren pflegte und womit ich nun in den Himmel wandere, wie könnte ich die wiederum mit zeitlichen Dingen beflecken? denn verständliche Fährlichkeiten sind in den unverständlichen Hebungen für Hindernisse geachtet und Flecken. Es sind der Hindernisse in dem Wege der Einigkeit viele und mancherley, wodurch die Füße des Geistes durch den Eingang zu dem untersten gehindert werden. Darum bedürfen sie nicht allein von den Flecken gewaschen sondern auch in der Wanderung geübet zu werden, und ernstlich in der Schnelligkeit die niedersten Dinge zu überlaufen. Dionysius sagt: Die Füße in der Schrift bedeuten die berührenden Kräfte und die Schärfe der durchschneidenden Begierlichkeit allezeit aufwärts begehrend zu göttlichen Dingen. Der Prophet sagt hierauf: Er hat meine Füße gemacht, wie die Füße des Hirsches. Gregorius sagt: Der Hirsch, wenn er auf den Berg will, so springt er über die kleinen Hügel, und rastet nicht, bis er auf das Höchste kommt. Also sollen die Freunde Gottes über ihre Gebrechen und Hindernisse springen, darin nicht harren, noch bleiben, bis sie zu dem Obersten gesprungen sind. Also sprach die Braut: Sey wie ein Hindlein (Junges des Hirsches), welches, wenn es zu seiner Mutter will, über die Felsen zu springen pflegt, also sollen unsere Füße mit Kraft alle Hindernisse durchdringen, mit dem Propheten sagend: Mit meinem Gott werde ich über die Mauer gehen. Gregorius sagt: Es ist uns alles eine Mauer, was uns hindert, zu unserm Geliebten zu kommen. O was Wunders, - meinet ihr, wird der sehen, der Gott anschauet, und welche wunderbare Dinge sollte er sagen, wenn er zu den untersten Kräften wieder gekehrt würde, denn er wird zu Zeiten mit Gaben also begabet, daß er es nicht aussprechen kann, auch nicht gegen sich selbst. Doch, kann er solches nicht begreifen, so sey er ein anderer Moses, und steige von dem Berge herab, und bringe Zeichen mit sich, und bezeuge es mit der Seele und mit dem Leibe, daß er aus dem Reiche des Lichtes kommt. Hugo sagt: Wenn wir aus inwendiger Heimlichkeit wiederkehren, was können wir besseres mit uns bringen, denn das Licht aus dem Reiche des Lichts, die Finsterniß damit zu vertreiben, damit man es wissen kann, ob wir in dem göttlichen Lichte gewesen sind, und kommen wir erleuchtet von daher, so haben wir erst die Frucht des Herrn und die Weisheit des Sohns in Unterschied der Wahrheit; haben wir die Güte des heiligen Geistes, so haben wir das Licht der Liebe, und wir erwecken die Trägen zu der Furcht Gottes, mit allem Vermögen, und mit der Weisheit sind wir in der Finsterniß erleuchtet, und können mit der Güte und herzlicher Liebe die kalte, trübe Trägheit überwinden, und also tragen wir einer des andern Bürde, und erfüllen das Gesetz Christi, daß wir die meiste Last selbst tragen, und unserm Nächsten tragen helfen, ein jeglicher nach seiner Gnade. Daß uns das geschehe, das gönne uns Christus. Amen.

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