Bericht der Nachgänger vor dem Rathe zu Zürich von den Aussagen einiger Widertäuffer

Bericht der Nachgänger vor dem Rathe zu Zürich von den Aussagen einiger Widertäuffer

Vor Ostern 1526

Felix Mantz antwortet: Daß die Kindertauff nicht recht und nicht die Tauff Christi sey, werdet und müsset ihr erfahren. Ihr habt mir nicht gestattet zu schreiben, darum daß ihr mich in dem Gefängnisse gehalten, das ich euch doch allemahl zugemuthet habe. Disputirt hab ich nicht, sondern meinen Glauben bezeuget. Mit der wahren Tauff Christi bin ich getaufft, dieselbige will ich bejahen bis an mein End, in der Krafft dessen, der mich bey seiner Wahrheit stärcken wird. Anderer Dingen und Anklagen halber wegen euerer Gesetzen, will ich mit Recht verantworten, wie wahr ist.

Georg Blaurocks Antwort ist: Er wolle bey der Tauffe Christi, die er angenommen habe, bleiben und alle dieienigen, welche Kinder taufften, seyen Mörder und Dieben gegen Gott, und wenn man viel Antwort haben wolle, solle man seinen Brief lesen, den er bey den Predigern in dem Kercker geschrieben habe, darbey wolle er bleiben bis in den Tod.

Conrad Grebel antwortet: Er beharre und bleibe darauf, daß die Kindertauff nicht recht, und die Tauffe, die er angenommen, gerecht sey, bey diesem wolle er bleiben und Gott lassen walten. Er wolle sonst in allen anderen weltlichen Dingen meinen Herren gehorsam seyn. ( wolle auch darthun, daß Zwinglin in diesen und anderen Dingen irre, und bete meine Herren, daß sie ihm auch vergönneten zu schreiben, wie dem Zwinglin, so wollte er es beweisen; erfänd es sich dann, daß er es nicht darthät, so wollte er darum leiden, was Gott wollte.

Conrad Winckler aus dem Wasserberg antwortet: Er hätte nicht getaufft, auch die Tauff nicht gelehrt. Er wollte meinen Herren gehorsam seyn, und der Tauffe nirgend gedencken. Derselbige kan weder schreiben noch lesen.

Ulrich Hottinger von Zollickon antwortet: Man fänd nicht, daß man die Kinder tauffen sollte. Dieweil man es nun nicht fänd, so wär seine Meynung, daß man kein Kind tauffen sollte/ er ließ auch die Widertauff bleiben, wie sie wär.

Ernst von Glatz aus Schlesien gibt seine Antwort also: Letsten Donnerstag wär es acht Tage gewesen, daß ihn Carl Brennwald in der Widerkehrin Hauß getaufft hätte, darbey wär auch des Kürßners Frau gewesen und die Widerkehrin und sonst eine Frau, die er nicht gekennt hätte. Er halte die Kinder-Tauff nicht vor gerecht, er werde denn dessen aus der Schrift berichtet, dann man fänd nirgend in der heil. Schrift, daß man die Kinder tauffen sollte, solchemnach will er auf seiner Tauff verbleiben.

Der Doctor Balthasar 1) gibt zur Antwort: Er hätte vormahlen meinen Herren geantwortet, er wollte der Tauffe müssig gehen, und ruhig seyn mit Worten und mit Wercken rc. bey dieser Antwort lasse er es bleiben und bete meine Herren, wo er sonst sie erzürnet und wider sie gethan hätte, daß sie ihm das um Gottes willen verzeihen möchten rc. Er begehre auch, daß man ihm vergönne zu schreiben, nämlich von der Obrigkeit, den Zinsen, Zehenden und der Gemeinschafft, so wollte er es verantworten dermassen, daß man sehen müßte, daß ihm Unrecht geschehen wär.

Anton Rockenmacher von Schweitz der Kürßner antwortet: Er halte die Tauff vor gerecht, wenn der Mensch von Sünden stehe, und sich befleiße Christo nachzufolgen, als viel ihm Gott Gnade gebe, sonst helffe es nichts, Gott geb/ wie offt sich einer tauffen lasse; wenn er in allwegen wieder in den Hauptsünden verharrete und nicht darvon stehen wollte.

Hans Ockenfuß gibt seine Antwort also: Sintemahl niemand gewesen und auch keiner seyn könne, der aus dem Alten und Neuen Testament dargebracht hätte oder darbringen werde, daß man die Kinder tauffen solle, wollte er bey der Wahrheit bleiben und das mit seinem Blut bezeugen, wie sein Vorfahrer Christus. Sonst wollte er meinen Herren gehorsam seyn in allen Dingen.

Carl Brennwald antwortet: Der Kürßner hätte ihn getaufft und er hätte Meister Zureichen Knecht getaufft in der Widerkehrin Haus. Er will auch die Tauff, die er jezt hat, mit seinem Blut bezeugen, daß sie gerecht sey und er lasse die Kinder-Tauff bleiben, wie sie sey.

Agli Ockenfuß gibt zur Antwort: Fridli am Iberg von Schweitz hätte Meister Stolzen Knecht in ihrem Haus getaufft, sie wollte auch bey der Tauff verbleiben, und hielt sie vor gerecht, dann Gott hätte ihr dieselbige geoffenbahret, und er und seine Apostel hätten dieselbige gebraucht. Hätten diese gefehlt, so wollte sie auch mit ihnen irren, hätten dieselbigen aber recht gethan, so hätte sie auch recht gethan.

Elsbeth Hottingerin von Hirslanden antwortet: Was sie gethan und gebraucht hätte, wär recht, darbey wollte sie auch bleiben bis in den Tod. Die Tauff, die sie jezt angenommen, gab sie vor gut und gerecht.

Margreth Hottingerin gibt zur Antwort: Sie wolle auf ihrer Tauff bleiben, dieselibe vor gerecht und gut halten und wer in der Tauff verharre, derselbige werde erhalten und wer nicht daran glaube und darwider strebe, der wär ein Kind des Teuffels.

Weinbrat von St. Gallen antwortet: Was Gott ihr himmlische Vater nicht gepflantzet hätte, das müßte ausgereutet und mit dem ewigen Feur verbrandt werden. Nun fänd man kein Wort in der Schrift, daß man die Kinder tauffen sollte, darum wär die Kindertauff nicht gerecht, sondern die Tauff, welche sie angenommen hätte, wär gerecht, denn Gott hätte sie gebraucht und geheißen brauchen, sie sey auch eine Gerechtigkeit Gottes.2)

Fridli ab Iberg von Schweitz saget: Seine Freunde zu Schweitz hätten ihn gebeten, daß er eine Zeit lang von dort wiche. Dieses hätte er gethan. Derowegen wär er hergekommen und hätte bey dem Salmen und dem Rößli seine Zehrung gehabt, wär auch viel zu dem Ockenfus gewandlet, denn derselbige sey sein Schneider gewesen. Dahin wär auf eine Zeit einer gekommen, welcher um Gottes willen an ihn begehrt hätte, daß er ihm Wasser aufschüttete, dieses hätte er ihm zum ersten abgeschlagen, jedoch hätte er ihn so viel gebeten, daß er ihm Wasser aufgeschüttet, in dem Nahmen des Vaters, des Sohns und des heil. Geistes. Sonst hätte er niemand getauffet.

Hans Heingartner von St. Gallen gibt zur Antwort: Er wär am Mitwochen zu Nacht spat hierher gekommen und bey der Linden über Nacht gewesen. Er hätte sehen wollen, was seine Brüder in dem Gefängniß thäten. An dem Donnerstag Morgen hätte er des Kürßners Haus nachgefraget, und als ihm dasselbige gezeiget worden und er dahin gekommen, wär der von Schweitz und Carl Brennwald daselbst gewesen, mit denselbigen wär er in die Stadt zum Salmen gegangen, allwo er gefangen worden. Er wär sonst niemahls hier gewesen. Er hielte auch die Widertauff vor gerecht und die Kindertauff nicht.

Beyträge zur Erläuterung der Kirchen-Reformations-Geschichten des Schweitzerlandes 3. Theil Johann Conrad Fürlin Zürich, bey Conrad Orell und Comp. 1747

1)
Hubmeyer
2)
An dem Oster-Montag 1526. erschien dieser Weinbrat Schwester vor Räth und Bürger zu Zürich, und bat, daß man ihr doch ihre Schwester überantwortete, sie wollte dieselbige dermassen versorgen, daß die Herren keine Unruhe mehr mit ihr haben müßten. Ihr wurde gewillfahret, mit dem Anhang, daß, wenn sie wiederkäm und mit der Widertauff weiter umgieng, oder davon sagte, sie von Stund an ohne alle Gnad ertränckt werden sollte.
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