Aussagen einiger Widertäuffer vor den Nachgängern zu Zürich

Aussagen einiger Widertäuffer vor den Nachgängern zu Zürich

Vor dem 20.1.1528

Gabriel Giger von St. Gallen saget: Als ihn der Geist Gottes angekommen, wär er eilends gen Zürich in des Felix Manzen Haus geloffen, und Conrad Grebel hätte ihn getaufft.

Als dann dem Peter Füchten von Bülach vorgehalten und er gefraget worden, warum er und seine Mitgesellen nicht wie andere Leuthe zu der Predigt giengen, und wo sie ihre Unterhaltung hätten, und wer sie unterweise rc. hat er zur Antwort gegeben: Er gehe nicht in ihres Pfaffen Predigten, wolle auch nicht darein gehen, und das aus der Ursach, weil ihr Pfaff lehrete, daß man den Bann aufrichten müsse, gleichwol aber denselbigen nicht halte, noch gebrauche. Wenn nun derselbige den Bann aufrichte, und die Laster tapfer straffe, wolle er in seine Predigten gehen, und die Laster helffen straffen. Da er ihnen für und für die Laster anzeigete, aber in der That nicht darwider wär, auch mit dem mindesten Finger nichts darwider anrühete, nämlich wider Schwören, Wucheren, Geitzlen, Spihlen, Sauffen, und andere Laster, so halte er ihn nicht vor einen rechten, sondern vor einen falschen Propheten. Er wär bisdaher in die Wälder, und andere Versammlungen gegangen. Daselbst hätt man allein gelehrt und nicht getaufft, es wären etwann zwanzig Persohnen bey einandern gewesen, deren er keinen wollte anzeigen, dann er vermeinte, daß er nicht schuldig wär jemand anzugeben oder zu verrathen. Einer genandt Conrad ein starcker junger Gesell wär zu ihnen in den Wald gekommen, hernach zu ihm in sein Haus, er wüßte ihn aber nicht anderst zu nennen. Er ist auch geständig, daß er einige Persohnen bey sich im Hauße gehabt, und dieselbigen hernach ihrer Wegen hätte gehen lassen. Er vermeynt, daß er hierinnen nicht wider meiner Herren Mandat gethan habe, angesehen, daß ihn das einfaltige Gotts-Wort lehre und weise, daß er die Armen beherbergen und ihnen helfen solle. In Ansehung der Widertauffe ist er geständig, daß er an der nächsten Ostern wider getaufft worden sey, von einem genandt Mundbrat von Costnitz, er halte auch die Widertauff vor gerecht, und daß sie aus Gott sey, die Kindertauff hingegen halte er vor falsch und unnütz1) doch habe er niemand getaufft.

Jacob Zander genandt Schmid auch von Bülach antwortet, ihres Pfaffen und der Tauffe halber also: Er läugne nicht, daß er mehrmahlen zu einigen in die Winckel und nicht in ihres Pfaffen Predigten gegangen. Er sey von Conrad Winckler aus dem Wasserberg gelehrt worden. Er verhoffe, man erlasse ihm zu sagen, wer die übrigen seyen. Der Schultheiß Binzlin und der Schultheiß Lewer würden dieselbigen schon anzuzeigen wissen. Ihr Pfaff wütete und schrye auf der Canzel also, daß auch diehenigen, welche nicht täufferisch wären, ein Mißfallen daran hätten und aus der Kirche lieffen und nicht hören möchten, was er sagte. Und dieweil derselbige sie allerley zu thun lehrete, aber in dem Werck demselbigen nicht nachfolgete, wollte er nicht in die Predigten gehen. Dann seit dem er dem rechten nachfolge, welchse sie der Pfaff von Anfang gelehret, und nicht mehr Tags und Nachts in den Wirthshäusern lige, sondern lieber daheim blieb, so würde er von dem Pfaffen und andern verspottet, durchächtet und der Krumme gescholten. Im übrigen hätte er sich lassen tauffen, er lasse es auch bey dem Einsatz Christi bleiben, und wolle darum keinen weiteren Bescheid geben. Er seye von dem Munbrat, Michel Sattler und Conrad Winckler gelehrt worden. Er bitte meine Herren, daß sie ihm das beste thun wollen, angesehen, er ein alter gebrochner Mann wär und begehre, daß man ihm gelahrte, verständige Leuthe zuordnete, die ihn, wo er nicht recht daran wär, besser unterwiesen, dem wollte er dann gern nachleben.2)

Beyträge zur Erläuterung der Kirchen-Reformations-Geschichten des Schweitzerlandes 3. Theil Johann Conrad Fürlin Zürich, bey Conrad Orell und Comp. 1747

1)
Dieser besann sich bald anderst, und bekannte, daß ihn Conrad Winckler aus dem Wasserberg und Mundbrat von Constantz falsch gelehrt hätten, und daß er nunmehr erkannte, daß die Kindertauff gerecht und die Widertauff ungerecht wär, er wollte auch der Obrigkeit gehorsam seyn, und die Widertäuffer nicht mehr beherbergen, noch zu ihnen in ihre Versammlungen, sondern mit andern Leuthen in die öffentlichen Predigten gehen, und sein Weib auch dazu anhalten. Daß er aber sich wider seiner Gnädigen Herren Mandat hätte tauffen lassen, und also in Irrthum gewandelt hätte, bät er dieselbigen um Gnad und Barmhertzigkeit, daß sie es ihm verzeihen wollten. Er wollte sich bessern. So viel hatten die Gelahrten in Zürich bey ihm ausgewürcket.
2)
Dieser Zander ist von Leo Jud in dem Gefängnisse fleissig unterrichtet worden, und bekennte, daß er die Kindertauff vor recht, und die Widertauff vor unrecht hielt. Auf dieses wurde er ledig gelassen, nachdem er 5. Pfund zur Buß und allen Kosten abgestattet, auch eine Urfede beschwohren hatte, daß er der Widertäufferey absagen, und hinfür fleissig zur Predigt gehen wollte. Dieses geschah Montags nach Sebastian A. 1528.
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