Steinmetz, Johann Adam - Von der Versiegelung der Gläubigen mit dem heiligen Geist - Fünfte Erbauungsstunde.
Es ist noch ein Hauptpunkt aus unserm Text zu erläutern übrig, und die Frage zu beantworten::
1. Wie sich doch die Seelen zu verhalten haben, welche dieser herrlichen Wohlthat der Versiegelung mit dem heiligen Geist, um des blutigen Verdienstes Christi willen, sind theilhaftig worden, und was sie besonders unter dem Gnadenbeistande Gottes des heiligen Geistes vermeiden müssen, wenn ihnen diese erzeigte große Gnade dereinst vor dem Richterstuhl Gottes nicht zu gar schwerer Verantwortung gereichen solle.: Der Text zeigt uns selbst, was auf diese vorgelegte Frage zu antworten sei; nemlich, daß ein Christ, welcher der Versiegelung mit dem heiligen Geist theilhaftig worden, sich ja in Acht nehmen müsse, den heiligen Geist Gottes, mit welchem er versiegelt ist, zu betrüben; und was doch der heilige Geist uns durch Paulum zu erkennen gäbe, wenn er sagt: Wir sollten ihn, den heiligen Geist, nicht betrüben. Merket, wenn hier von dem heiligen Geist gesagt wird, wir sollen ihn nicht betrüben, so müssen wir nicht gedenken, daß dieses wie von einem Mensch gesagt werde. Der heilige Geist ist, wie es auch den Einfältigsten unter und bekannt ist, ein wahrhaftiger Gott, Gott mit dem Vater und dem Sohne, ein solches Wesen, bei welchem keine Veränderung der Freude und Traurigkeit statt findet, wie etwa bei einem Menschen. Daher, wenn es hier heißt: Wir sollen den heiligen Geist nicht betrüben, so kann das nicht den Verstand haben, wir sollen den heiligen Geist nicht in dem Vergnügen, das er in sich hat, stören, und dasselbe in Traurigkeit, Unruhe und Mißvergnügen verwandeln. Nein, das wären Gedanken, die sich gar nicht vor die ganze, und in der Bibel bekannt gemachte Beschaffenheit des heiligen Geistes schickten. Was meint denn der Apostel hier? Es wird dadurch angezeigt ein solches Bezeigen der Menschen, wodurch der heilige Geist bewogen wird, sich also gegen einen Menschen zu bezeigen, von welchem er betrübet wird, als wie sich etwa ein Mensch, ein Fürst, ein König gegen den andern zu bezeigen pflegt, wenn er von dem andern beleidigt wird. Besonders wie sich etwa Eltern gegen das Verhalten der Kinder bezeigen. Was geschieht denn da? Ist der König oder Fürst mächtig, so entziehet er denen, die ihn betrüben, nicht nur seine Liebe, Gnade und Wohlthaten, sondern er läßt sie auch mit harten nachdrücklichen Strafen seinen Zorn empfinden. Eltern, die von ihren Kindern betrübt werden, züchtigen sie nicht nur, sondern wenn sich keine Besserung bei ihnen findet, so enterben sie sie wohl gar, und lassen sie alles des Guten, so sie von ihnen haben könnten, beraubet werden. Der Apostel will also damit so viel sagen: Ihr Seelen, die ihr nun einmal der großen Gnade der Versiegelung durch den heiligen Geist seid theilhaftig worden, bezeiget euch doch recht gegen diesen großen ewigen und unendlichen Gott, nehmet euch doch ja in acht, damit ihr ihn nicht bewegen möget, sich von euch zu entfernen, (cf. 1 Sam. 16,14. Cap. 28,15.16.) sich aus euren Herzen zu entziehen, und seiner Gnade und seines Trostes beraubt werden zu lassen, euch statt desselben mit Fluch, Zorn und mit Strafe zu belegen, euch als Rebellen und Ungehorsame heraus zustoßen aus dem Reiche der Gnaden, und euch mit derjenigen Strafe zu belegen, welche solchen Feinden, solchen Rebellen Gottes gehören, die sich die Gnade, die Liebe, die Wohlthaten nicht bewegen lassen, ihm zu gehorsamen, noch dasjenige zu beobachten, was er von ihnen beobachtet wissen will. Das ist der allgemeine Verstand dieser Worte. Wir können dieses auch, erläutern aus Jes. 63,9,10., da der Prophet das Bezeigen der Menschen also beschreibet: Er nahm sie auf, und trug sie allezeit von Alters her. Aber sie erbitterten und entrüsteten seinen heiligen Geist; darum ward er ihr Feind, und stritte wider sie. Wie ein Regent seine Unterthanen, wenn sie sich nicht recht verhalten, mit harter Zucht strafe, so bezeiget sich der heilige Geist gegen seine Versiegelten, wenn sie ihn betrüben.
Ich will kurz anzeigen, wofür sich wahrhaftige Christen sorgfältig zu hüten haben, wenn sie einmal der großen Gnade der Versiegelung mit dem heiligen Geist sind theilhaftig worden. Ohne Zweifel wird hier ein lehrbegieriges Herz zu wissen verlangen, wodurch man den heiligen Geist betrübe, und ihn so weit bringe, daß er einem feind werde, einem seine Liebe, Gnadenbeiwohnung, Trost und Freude entziehet, und statt desselben mit Tod, Fluch, Verdammniß, Strafe und Ungnade belege, und einen zum ewigen Tode verurtheile? Es. würden aber freilich einige Stunden nicht zulangen, wenn ich alles anführen wollte, wodurch der heilige Geist könnte betrübet werden. Aber kurz zu sagen: es wird der heilige Geist durch Alles das betrübet, was etwa der Mensch thut und unterläßt, wider die Vorschrift des göttlichen Wortes, und wider das Zeugniß seines Gewissens. Inzwischen will ich, das besonders Nöthige davon anführen, und zeigen: wie die Seelen stufenweise von dem Satan herunter gebracht, und in den unglückseligen Zustand gesetzt werden können, daß sie den heiligen Geist betrüben, und zwar so betrüben, daß er sich ihnen völlig entziehe, und sie hernach dem Zorn und Gericht Gottes zur ewigen Verdammniß überlasse, wovon er sie doch zu erretten sich so viel Mühe in ihren Herzen gegeben. Merket also, der Anfang des Betrübens bei denjenigen, so mit dem heiligen Geist versiegelt worden, geschieht dadurch, wenn sie anfangen, wieder unachtsam zu werden auf die Zucht, unachtsam auf die Lehre, Erinnerung, Bestrafung, Ermahnung des heiligen Geistes; wenn sie von der Gnade der Wachsamkeit wieder abgehen, nicht mehr aufmerken auf das, was der heilige Geist in ihnen wirket, wenn er sie etwa reizet, locket zum Worte Gottes, zum Gebet. Wenn da solche Seelen etwa gedenken, daß es nicht so viel zu bedeuten habe, wenn sie sich etwa zerstreuen in allerhand äußerliche sichtbare Dinge. Der Satan stellet ihnen auch wohl vor, das wären doch auch Dinge, die sie in ihrem Leben vornehmen müßten, merken aber nicht, daß der Schade eigentlich liege in der erinnerlichen Unachtsamkeit. Denn der Teufel hat acht auf alle Regungen, und suchet sie nach und nach von der Zucht und von dem Gnadenregiment des heiligen Geistes abzuziehen. Wie nun Eltern und Lehrmeister überaus betrübet werden, wenn Kinder, die sonst auf den Wink gehorsam und aufmerksam gewesen, hernach anfangen flatterhaft zu sein, auch auf die besten Ermahnungen nicht mehr zu merken, also betrübt es auch schon den heiligen Geist, wenn seine Seelen, die er sich zum Tempel erwählet, in denen er seine Wohnung aufgerichtet, die er versiegelt hat, nun auch vom Fleisch und Blut, Satan und Welt sich dahin bringen lassen, daß sie auf seine Worte und Züchtigungen nicht mehr genau acht haben. Denn es sieht's der heilige Geist auch wohl, daß das der allernächste Weg ist zum Verderben. Damit fängts der Teufel an bei solchen Seelen und wenn sie darauf nicht merken, fallen sie gewiß bald weiter, bis sie auch in die allergrößten Verschuldungen wider den heiligen Geist verfallen. Wie nun aber gedachtermaßen der heilige Geist schon betrübt wird, wenn Seelen wieder unachtsam werden, nicht mehr aufmerken auf seine Zucht, Regierung und Gnadenbewegung: o so wird er freilich hernach noch mehr betrübt, wenn sich Seelen auch bei solcher Unachtsamkeit ist allerlei Unordnungen bringen lassen. Z. E. Mancher, der vom Zorn schon herunter gewesen und bereits in der Kraft gestanden, auch die stärksten Bewegungen des Zorns zu überwinden, wird, weil er auf die Gnadenbewegungen des heiligen Geistes nicht Achtung gibt, wieder hingerissen, und so geht es mit andern Dingen, daß der Mensch, aus Unachtsamkeit oder Unterlassung des Gebets, sich verleiten läßt zu unnützen Werten und Handlungen, wenn sie nur nicht gar zu grob und böse sind. Wenn Seelen nicht stets unter der Zucht des heiligen Geistes bleiben, nicht alle Augenblick auf seine Gnadenbewegung aufmerken; ach wie bald wird die Seele dahin gebracht, dieses und jenes unnütze Wort auszusprechen, sich in diese und jene unnütze Handlung, wenn sie auch gleich nicht gar zu grob sind, hinein flechten zu lassen? Das ist denn schon eine sehr empfindliche Betrübung des heiligen Geistes, wenn er das an meiner Seelen, in der er sein Werk hat, wahrnehmen muß. Wir finden in der Verbindung unsers Textes, mit den vorhergehenden Worten, etwas davon. Denn so heißts in dem 29. V.: Lasset kein faul Geschwätz, nicht nur kein säuisches, unflätiges, nein, sondern auch kein faul unnütz Geschwätz aus eurem Munde gehen. Da zeigt uns der Apostel ausdrücklich, daß das ganz ein besonders Stück sei der Betrübniß des heiligen Geistes, wenn sich die Seelen in solch unnütz faul Geschwätz wieder bringen lassen, und unnütze Worte reden, und doch meinen, sie sagten nichts Böses. Ja, ists denn nützlich? Ists denn zuträglich? thuts denn Noth? Ach möchten doch alle, die dies lesen, und doch denken, sie wären Tempel des heiligen Geistes, sie fühleten das Siegel, dieses wohl merken! O was könntet ihr daher für einen seligen Aufschluß in eurem Herzen erfahren. Woher kommts, Seelen, daß manchmal alle Empfindungen des heiligen Geistes aus euren Herzen weg sind? Sind nicht unnütze Worte über eure Zunge geflossen, haben sich nicht in eure Handlungen Dinge mit eingeflochten, die unter die Thorheiten eures Lebens zu rechnen? Das ist schon die andere Stufe, und da siehts schon betrübt und gefährlich um die Seele aus. Ich sage nicht ohne Ursache, es sähe gefährlich aus um eine solche Seele. Die Seelen, die schon können anfangen zu schwätzen, und faul Geschwätz aus ihrem Munde gehen lassen, die sind schon wirklich im Begriff, den heiligen Geist aus ihrem Herzen zu verstoßen, den Tempel Gottes und des heiligen Geistes zu zerstören, der in ihren Herzen ist aufgerichtet worden. Es bleibt aber freilich nicht dabei. Besinnen sich die Seelen da noch nicht, wie es Paulus in der seligen versiegelten Gemeine zu Ephesus wohl merken mochte, bleiben die armen Herzen in solcher Unachtsamkeit, so wird der Teufel bald wieder mächtig in ihren Seelen, das vorherige Böse gehet bald wieder in sein voriges Regiment, und es kommt mit den armen unglückseligen Menschen hernach dahin, daß, wenn sie nicht bald wieder umkehren, sie sich ganz und gar, nach und nach, der Zucht des heiligen Geistes entziehen, und auch wohl wider besser Wissen und Gewissen thun, was ihnen der heilige Geist als Sünde bereits hat aus Gottes Wort kund werden lassen. Wenn es nun also bis auf diesen Grad steiget, muß der heilige Geist aus der Seele weichen, er kann so wenig, als Tauben bei Stank und Mist, bei solchem teuflischen Unflat, bei solchen Ausbrüchen der greulichen Sünden in solchen Seelen länger nicht wohnen und bleiben. Ob gleich der reine und heilige Geist noch so gerne in den Seelen bliebe, so zerstören sie ihm doch seinen Tempel und Haus, das er sich im Herzen gebauet hat, und muß er nothwendig sie wiederum verlassen, vermöge seiner Heiligkeit. Das ist die letzte Stufe, wodurch der heilige Geist aus dem Herzen vertrieben wird, ob er gleich vorher ihr liebster Herzensfreund und Vertrautester gewesen, der in ihnen gewohnet, gewandelt, ihnen beigestanden, sie erquicket, getröstet, und alles gethan, was nur zu ihrer Seligkeit hat was beitragen können.
Ich muß aber auch hierbei noch zeigen, daß Seelen nicht nur den heiligen Geist betrüben durch ungebührliches Verhalten gegen ihn selbst, sondern daß man auch den heil. Geist betrüben kann, wenn man sich ungebührlich bezeuget gegen die Seelen, in denen er wohnet. Und da gibts denn abermal verschiedene Arten des ungebührlichen Verhaltens. Man bezeiget sich übel gegen Seelen, in denen der Geist wohnet, wenn man sie übel traktieret, verspottet, verwirft, verlästert, deß nimmt sich der heilige Geist an, als wenn es ihm selbst geschähe. Man greift nicht sie, sondern den heiligen Geist und sein Werk an. Man betrübet ferner den heiligen Geist, wenn man sich ungebührlich gegen seine Werkzeuge und Knechte aufführet; wenn man nicht erkennen will, was er in oder durch seine Werkzeuge thut und wirket. Wir haben davon ein merkwürdiges Exempel, Apost. Gesch. 5. Da steht eine betrübte Historie von ein paar unglückseligen Eheleuten, welche so glücklich gewesen waren, daß sie mit dem heil. Geist versiegelt worden, nemlich Ananias und Sapphira. Diese unglückseligen Leute ließen sich ihr böses Herz dahin verleiten, daß sie anfingen, sich der Zucht des heiligen Geistes zu entziehen, und ihrem Fleisch und Blut Raum zu lassen; sie wolltens zwar nicht den andern Christen merken lassen, sondern suchten es durch die Heucheldecke, wie es auch heut zu Tage bei solchen Seelen zu geschehen pflegt, bei sich zu verbergen. Daher, da nun die Christen selbiger Zeit ihr Vermögen zusammen in die Gemeinschaft trugen, damit auch die Aermsten könnten davon etwas mit genießen, so brachten diese Leute auch von ihrem Vermögen zu Petro. Als sie Petrus fragte, ob denn das alles wäre? so logen sie. Sie hatten aus heimlichem Geiz etwas zurück behalten, wollten doch aber gleichwohl auch als Christen passieren, die es so machten, wie andere Fromme, und ihr Vermögen in die öffentliche Casse geben. Da sie nun also Petrum belogen, so sagte dieser, sie hätten dem heiligen Geist gelogen, weil sie Petrus als ein Gefäß, in welchem der heilige Geist wohnete, belogen hätten. Daraus entstand der schreckliche Fall, daß sie beide eines jähen Todes starben, zu einem erschrecklichen Exempel aller Heuchler, die, wenn sie dem heiligen Geist nicht mehr wollen gehorsam sein, sich doch mit Lügen behelfen, und durch einen Schein zu verbergen suchen, was allbereits Böses in ihren Herzen wiederum hervor gebracht worden. Ach, mein Gott! wie viel solcher Menschen gibts unter uns heutigen Christen.
Es ist fast so Mode unter den heutigen sogenannten Christen, daß sie, wenn sie zu Kindern oder Knechten Gottes kommen, sich frömmer zu stellen suchen, als sie sind. Es ist fast was allgemeines, das der Teufel in die Welt gebracht hat, daß Menschen eine demüthige Figur annehmen, und mit Vorgeben, Worten, Mienen und Gebehrden bezeigen, was doch nicht in ihnen ist. Ach, unglückselige Seelen! euch wird der Schlag treffen, der Anania und Sapphira getroffen hat.
Ists nicht so, ihr Seelen? Ich berufe mich auf euer Gewissen, hat es nicht Mancher unter euch so gemacht? Ich bitte euch, leset doch noch einmal das angeführte 5. Cap., ob eure Seelen doch könnten vor der verfluchten Heuchelei bewahret und davon errettet werden.
Es sind aber noch andere Arten, womit die Menschen den heiligen Geist betrüben können, nicht nur, wenn sie sich an seiner Person, sondern auch an andern vergreifen. z. B. wenn solche Seelen, die nun schon einmal zu was Gutem gekommen sind, sich den Satan wieder bewegen lassen, andere auch wohl gute und redliche Seelen zum Hören zu verführen; wie man leider zu allen Zeiten betrübte Exempel hat, daß Menschen, die etwa einmal zu etwas Gutem kommen sind, sich vom Heiland durch den Teufel abführen lassen, und wohl noch dazu hernach Werkzeuge worden, die der Teufel hat gebrauchen können zum Verderben anderer Seelen. Ach, mein Gott, wie wird der heilige Geist dadurch betrübet, und der Tempel Gottes zerstöret. Was für erschrecklichen Fluch laden solche Menschen auf sich! wo sie nicht Vergebung im Blute Jesu bei Gott suchen, werden sie solchen ewig, und schwer genug tragen müssen.
Es steht 1 Cor. 3,17. ein sehr merkwürdiges Wort, dessen ich eure Seelen hierbei erinnern will. So jemand den Tempel Gottes verderbet (das heißt, eine Seele, die einmal ein Tempel Gottes worden ist), den wird Gott verderben. Gott wird einen solchen Menschen verderben, ihn in Ewigkeit ins Gericht werfen, wo er nicht in der Zeit der Gnaden hier noch sucht, reine arme Seele in dem Blute Jesu zu retten.
Ich muß hierbei etwas aus dem Munde des Heilandes erinnern, Matth. 18., da unser Heiland ein kleines unschuldiges Kind mitten unter seine Jünger stellete, und ihnen bei dessen Vorstellung nicht nur sagte: sie müßten umkehren und werden wie dasselbe, wenn sie wollten ins Himmelreich kommen, sondern auch im 6. V. diese merkwürdige Worte hinzu gesetzt: wer ärgert dieser Geringsten einen, die an mich glauben, dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget, und er ersäufet würde im Meer, da es am tiefsten ist. Was will doch Jesus mit diesen Worten sagen? wer ein Kind ärgert? das heißt, wer einen, der Jesum liebet, zum Bösen verführet mit Worten und Werken, dem wäre besser, daß ein Mühlstein rc. Ach, es hat vor Gott unaussprechlich viel zu bedeuten, wenn man ein Kindlein, in dem der heilige Geist bei der Taufe seine Werke angefangen, durch Worte und Werke ärgere, und zu etwas Bösem verleite, und dadurch das Werk des heiligen Geistes hindere. O, ihr Eltern um Gottes willen, merkt euch dieses, die ihr alle Tage Kinder um euch habt. Ach, lieber Gott, was mag auch wohl dieser oder jener Mensch für einen Fluch auf sich haben, daß er dieses oder jenes Kind geärgert hat, und gehindert, daß der Geist Gottes nicht hat fortwirken, und sein Gnadenwerk fortsetzen können. Wem sein Gewissen schlägt, der gehe heute noch mit Demuth in sich, und suche mit Thränen Gnade im Blute Jesu Christi, ehe das Zorngericht, welches hier ausgesprochen ist, über ihn ausbricht, und ehe er erfährt, was das heiße, den heiligen Geist betrüben auch an andern Menschen.
Das ist es nun kurz, was ich nothwendig habe anführen müssen, wie und auf was Art der heilige Geist betrübet werde, nicht nur in Ansehung seiner Person, sondern auch an andern. Ihr Seelen, die ihr noch nicht versiegelt seid mit dem heiligen Geist, ihr werdets euch doch wohl merken, ich glaube und hoffe auch, ihr werdet auch unter meinem Vortrage in eurem Inwendigen etwas empfunden und gefühlet haben. Ich bitte euch im Namen Jesu, lasset es nicht an euren Ohren und Herzen vorbei gehen, sondern vermeidet alles, was ich gesagt, mit desto größerer Sorgfalt. Besonders ihr Seelen, die ihr nun versiegelt worden seid mit dem heil. Geiste, und wisset, ihr habet Gnade funden in dem Blute Jesu Christi, ihr wollet euch doch von nun an fleißig in acht nehmen, euch nicht von der nöthigen Wachsamkeit abführen zu lassen, sondern von Tag zu Tage immer je mehr und mehr auf die allersubtilsten Bewegungen, auf das zärtlichste und sanfteste Sausen des heiligen Geistes in euren Herzen, und auf alle seine Gnadenzüge und Triebe aufmerksam, und wohl Achtung geben, damit ihr ja keine unterdrücket, noch vergebens sein lasset. Denn wenn ihr nur darin vorsichtig seid, so werdet ihr vor den übrigen Ausbrüchen des Bösen bewahret werden. Seid ihr aber darin nicht vorsichtig, so werdet ihr in kurzem wieder dahin fallen, daß ihr den heiligen Geist auf eine grobe Art beleidigen werdet. Ich habe aber die Hoffnung zu euch, daß ihr euch davor hüten werdet. O, wie wünschte ich, daß es doch alle merken, fassen und behalten möchten, auch die armen unglückseligen Seelen, die den heiligen Geist wirklich betrübet haben, nachdem sie mit demselben versiegelt worden.
Fraget ihr, welches sind doch wohl die Seelen? Es könnte euch das, was ich oben angeführet habe, zwar bereits einen ziemlichen Unterricht geben, weil aber freilich manch einfältiges Gemüth da ist, so halte ich mich doch verbunden, daß ich diese Art von Menschen zuvor kürzlich beschreibe.
Ich verstehe unter denjenigen Seelen, welche den heiligen Geist betrübet haben, alle, welche nun unachtsam worden sind, und nicht mehr so, wie etwa vor einiger Zeit, da sie aufgewecket worden, auf die Gnadentriebe und Zug Gottes Achtung geben, die schon einmal anders geworden, sich aber durch unordentliche Gemüthsbewegungen wieder hinreißen lassen, und, nachdem sie Vergebung im Blute Christi bekommen, wieder dem Satan den Willen gelassen, mit Wissen und Vorsatz wieder zu sündigen, oder wohl gar noch andere mit ihrem Exempel, Worten und Werken zum Bösen zu reizen. Ihr armen Seelen, ihr möget wohl nicht gedenken, daß das so viel auf sich habe, den heiligen Geist betrüben. Ich bitte euch aber, um Gottes willen, bedenket doch nur, was dein Anania und Sapphira widerfahren ist; erkennet daraus, was das müsse zu bedeuten haben, den heiligen Geist betrüben. Erinnert euch, was 2 Petr. 3,21.30 lesen ist, das heißt: Es wäre solchen Menschen, die den heiligen Geist betrüben, nachdem sie einmal aus ihrem Sündenkoth durch denselben sind heraus gerissen worden, besser, daß sie den Weg der Wahrheit gar: nicht erkannt hätten, daß sie gar nicht wären zur Erkenntniß und Verbindung mit Jesu Christo gekommen? Freilich, freilich, solche armen Seelen wären doch wohl verloren gegangen in ihren Sünden, aber ihr Gericht wäre doch so gar groß nicht. Denn es Sodom und Gomorrha erträglicher ergehen wird am jüngsten Tage, als solchen Seelen, die die Wahrheit erkannt, und den heiligen Geist empfangen haben, die er versiegelt hat mit seiner Gnade, und fallen doch wieder zurück, und betrüben den heiligen Geist. Hebr. 10,26.27. stehen noch überaus merkwürdige Worte, besonders v. 28.29. Wenn jemand das Gesetz Mosis bricht, der muß sterben ohne Barmherzigkeit, durch zween oder drei Zeugen. Wie viel mehr, in einet ihr, ärgere Strafe wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt, und das Blut des neuen Testaments unrein achtet, durch welches er geheiliget ist, und den Geist der Gnaden schmähet.
Wir finden noch ein wichtiges Beispiel im 1 B. Mos. 6,3., da der heil. Geist die Hauptursache, warum die ganze erste Welt in Sünden umkommen wäre, aufzeichnet. Die Menschen wollen sich meinen Geist nicht mehr strafen lassen, oder wie es im Grundtext heißt: Mein Geist kann in denselben nicht regieren. Das ist ein klares Beispiel, wie Gott solche Menschen in dieser Welt schon strafe, wenn sie den heiligen Geist empfangen haben, und betrüben ihn wiederum, und wollen sich denselbigen nicht mehr regieren lassen. Das hat es zu bedeuten, ihr armen unglücklichen Seelen. Das habt ihr zu erwarten. Aber wenn euch auch Gott gleich in der Lebenszeit schonete, so gedenket doch nur einen Augenblick an euer Sterbebette; was meinet ihr, ihr Armen, wer soll euch denn trösten in Noth und Tod, wenn ihr den betrübt, der der einzige Tröster ist in Noth und Tod? Es kann euch ja niemand anders trösten. Betrübet ihr nun den heiligen Geist, so vertilget ihr gleichsam allen Trost, den ihr auf dem Todbette haben könntet, und mit Zittern müsset ihr einmal in die Ewigkeit hineingehen. Ach, um Gottes willen, besinnet euch doch, die ihr überzeugt seid, ihr habet den heil. Geist betrübet, nachdem ihr Gnade von ihm empfangen habt, und nachdem er einmal hat angefangen, in euch zu wirken. lasset euch doch das antreiben, zu ihm zu fliehen, und Gnade aufs neue zu suchen in den blutigen Wunden Jesu Christi. Ich weiß wohl, daß der Teufel insgemein solche Seelen von einer wahren Bekehrung dadurch pflegt abzuhalten, wenn er sie beredet, daß sie sich nicht sollten wieder zu Jesu wenden, es wäre nicht möglich, daß sie, wenigstens in den Umständen, in den Jahren, an dem Orte könnten zu einer wahren und gründlichen Sinnesänderung kommen. Das ist aber ein entsetzlicher Betrug des Teufels, wodurch er nichts Anders suchet, als nur Zeit zu gewinnen, euch reine Stricke desto fester ums Herz zu schlingen und ins ewige Verderben zu bringen. Denn man gibt dadurch zu erkennen, entweder der heilige Geist könne oder wolle einem nicht helfen an den Orten, und in den Jahren. Beides ist ja was erstaunliches, eine Lästerung des heiligen Geistes. Der selige, der wahrhaftige Gott sollte nicht allmächtig genug sein, in allen Umständen, an allen Orten und zu allen Zeiten beizustehen, und wegzuräumen, und deiner Bekehrung entgegen stehen? laßt euch darum doch vom Teufel nicht länger abhalten, sondern beuget euch nur vor eurem Erbarmer Jesu, der hat Gaben empfangen, auch für die Abtrünnigen, für solche Seelen, die wieder abgefallen und abgewichen sind. Merket dieses, und gehet damit hin zum Kreuze des Herrn Jesu, betet und weinet so lange, bis das Blut Christi nicht nur auf eure Herzen fließen, sondern auch das Wasser aus seiner Seiten, und der heil. Geist über eure Seelen strömen möge. Wer es wird redlich meinen, wird ihn wahrhaftig bekommen, ob ihr ihn auch schon betrübet hättet.
Laßt mich zu euch zum Beschluß auch noch ein Wort reden, ihr Seelen, die ihr noch niemals eine wahrhafte Bekehrung eures Herzens durch den heil. Geist erfahren, und folglich niemals die Versiegelung mit dem heil. Geist in Christi Blut bekommen können; die ihr noch in euren Sünden, in eurer Sicherheit, und in eurer Heuchelei so hingeht, und euch bezeugen, daß ihr auch den heil. Geist betrübet. Fragt ihr, womit denn? Wir haben ihn ja bis daher noch nicht gehabt, daran seid ihr freilich selbst schuld. Habt ihr ihn aber nicht oftmals gefühlt an euren Herzen? hat er euch nicht oft im Herzen überzeugt, es müsse anders mit euch werden, euch könnte auch im Blute Jesu Christi gerathen werden? hat euch der heil. Geist dieses nicht vorhalten lassen von eurer Kindheit an? habt ihrs aber nicht von euch gestoßen? habt ihr dem heil. Geist nicht das Herz verschlossen? habt ihr ihn nicht abgehalten, daß seine Gnadenwirkungen ihren Endzweck an euch erreichen können? habt ihr ihn damit nicht betrübt? O, betrübt sich doch ein armer Bettler, wenn er leer von unserer Thür muß weggehen. Sollte der heil. Geist nicht auf solche Weise betrübt werden, der nicht aufhören will zu geben? Gesetzt aber, es wäre ein Mensch zugegen, oder der dieses lieset, der sich nicht zu erinnern wüßte, daß der heil. Geist einmal recht kräftig ihm ans Herz gedrungelt, dem muß ich doch sagen: Getauft bist du doch, das kannst du nicht leugnen; in der Taufe ist dir der heil. Geist mitgetheilt worden, er ist über dich ausgegossen worden; den hast du bald in deiner zarten Jugend betrübet, daß er hat aus deinem Herzen weichen müssen. Darum kannst du dich damit nicht entschuldigen, ob du auch etwa von keiner besonders Gnadenwirkung des heil. Geistes wüßtest, so hast du doch den heil. Geist betrübet, und wenn du so bleibst, und fortfährst, was hast du denn zu erwarten, du unglückselige Seele? Kannst du glauben und hoffen, daß er dich werde selig machen, wenn du ihn in deinem ganzen Leben betrübest? nimmermehr. O suche daher durch eine wahre Bekehrung zu Jesu, daß er sich deiner erfreuen könne.
Es hat freilich der Teufel 100 Stricke, womit er die Menschen bindet; und 1000 Bollwerke, womit er den Palast des Herzens bewahret. Da mag Mancher sein, welcher sich durch den heil. Geist bisher noch nicht hat ändern lassen wollen, welchen der Satan mit den Gedanken zurück hält: es wäre nicht möglich. Ich habe darauf schon geantwortet, daß das eine Lüge und Lästerung des heil. Geistes ist. Es ist allen Menschen möglich, wenn sie nur wollen. Denn Christus hat es allen Menschen erworben, daß sie den heil. Geist zur wahren Herzens-Aenderung haben können. So wahr Christus für alle Menschen gestorben ist, so wahr ist es allen Menschen möglich, daß sie können zu Jesu Christo gebracht, und selig werden. Andere hält der Satan das mit ab, und bringt ihnen bei, daß, wenn sie sich wahrhaftig bekehren, so würden sie nicht mehr die Lust und Freude der Welt genießen können, und bedenken nicht, daß die Freude Gottes unendlich größer und seliger sei, als die Freude der Welt. Denn so hoch der Himmel über der Erden ist, so weit besser ist die Freude des heil. Geistes vor der Freude der Welt.
Manche Seele hält der Teufel auch dadurch zurück, wenn er ihr den Gedanken ins Herz bringt: es wäre die Zeit noch nicht da, da sie Gott bekehren wollte; wenn die Zeit kommen würde, so werde der heil. Geist schon so kräftig in ihr wirken, daß sie ihm nicht widerstreben könnte. Mein Gott, was sind das für abscheuliche. unvernünftige Gedanken? Die Zeit wäre noch nicht da, und beschuldigt also Gott darin, daß er euch noch wollte eine Zeitlang ins Teufels Gewalt liegen lassen; könnt ihr das von Gott glauben, der euch seinen Sohn Jesum Christum gegeben? Ist das möglich, daß, da Gott seines allerliebsten Sohnes nicht verschonet hat, um euretwillen, daß er euch nur noch eine Stunde in des Satans Stricken wollte liegen lassen? Jetzt, jetzt ist die angenehme Zeit, sagt der heil. Geist, der Augenblick, da du Seele willst, ist Gott auch bereit dazu. Seine Vaterarme sind Tag und Nacht ausgestreckt, wie Gott Jes. 65,2. sagt: Ich recke meine Hände aus den ganzen Tag. Wozu gibt dir denn Gott sein Wort? Warum läßt denn Gott so überzeugend oft arbeiten an deiner Seelen? Warum bringt er dich denn in solche Gelegenheit, an solche Orte, in solche Umstände, da er an deiner Seele arbeitet, wenn er nicht wollte, daß du dich bekehren, und dich ihm übergeben sollst? Gott ist ja ein so weises Wesen, daß er nichts umsonst thut. Laß also dieser erstaunlichen Gotteslästerung nicht Raum, wenn dergleichen in dein Gemüthe kommt.
Es wäre eine unglückselige Bekehrung, wenn man einen dazu zwingen wollte. Was dünket dich? Würde man das für eine Gnade halten, wenn einen ein König mit Ketten und Banden in seinen königlichen Palast führte, daselbst beständig zu bleiben, würde das wohl eine Gnade sein? Eben eine so ungereimte Sache würde es sein, wenn der heil. Geist dich zwingen, und gleichsam mit Ketten binden, und in den Palast, oder ins Reich Gottes hinein führen wollte, du würdest keine Seligkeit haben, wenn du dich gezwungen bekehren müßtest. Und daher ists die größte Thorheit, wenn man auf eine solche Bewegung wartet, der man nicht würde widerstehen können. Hat der heil. Geist einer Seele besondere Gnade erwiesen, das hat er nicht einer jeglichen versprochen, sondern er verlangt in seinem Worte, auf das Anklopfen des heil Geistes zu merken, auf alle Bewegungen des Herzens Achtung zu geben, und wenn es geschieht, das Herz aufzuthun, so will er kommen und das Abendmahl bei ihm halten.
Der treue Jesus erbarme sich über eine jede Seele, daß keiner so gedenken möge, wie jetzt erwähnt worden. Nun, liebe Seele, bist du auch jetzt durch den Geist Gottes in deinem Herzen bewegt worden, gib dich ihm hin, mit dem Entschluß: Nun, von diesem Tage an soll der Herr mein Gott mein Herz und meine Seele haben, und ich will sein werden und bleiben in Zeit und Ewigkeit. Ja, mein Herr Jesu, das wirke denn in uns, um deiner ewigen und herzlichen Liebe willen. Amen.