Steinberger, Georg - Lebst du in der Gegenwart Gottes?

Steinberger, Georg - Lebst du in der Gegenwart Gottes?

Solches redete Jesum und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: „Vater!“
Joh. 17,1

Jesus lebte so in der bewussten Gegenwart Seines Vaters, dass Er überall, wo er ging und stand, seine Augen zum Himmel erheben und sprechen konnte: Vater! Es bedurfte nur einen Blick nach oben und Er hatte die innige, bewusste Verbindung mit dem Vater, das Ohr seines Vaters.

Das Leben in der Gegenwart Gottes macht das Beten leicht und zu einer Erquickung. Wer in der Gegenwart Gottes lebt, muss seinen Gott nicht suchen, nein, er hat Ihn; er kann Ihn anrühren. Beten ist ein Anrühren Gottes. Aber wenn ich jemanden anrühren will, muss ich vor allem nahe bei ihm sein. Tritts du erst dann in die Gegenwart Gottes, wenn du betest?

Wundere dich dann nicht, wenn du Mühe hast, die Verbindung nach oben zu finden, wenn dein Gebet nicht aufwärts steigt, wenn es Gottes Herz und Ohr nicht findet. Wundere dich nicht, wenn du manchmal von den Knien aufstehen musst, ohne das du Ihn anrühren konntest und seine Kraft empfingst. Statt erquickt und erfüllt zu werden, wirst du matt und leer. Und warum? Dein Geist ist mit so vielen Dingen umhüllt, dein Herz von so vielem eingenommen und dein Gemüt mit so vielem beschwert, dass es lange Zeit braucht, bis du dich durch alle Schichten hindurchgearbeitet hast und in deinem Herzen ein gebahnter Weg ist für Gott (Ps. 84,5).

Das Leben in der Gegenwart Gottes macht unseren Umgang mit Menschen zu einen gesegneten.

Jesus lebte so in der Gegenwart seines Vaters, dass Er nach jedem Wort, dass Er sprach seine Augen zum Himmel erheben und sprechen konnte: Vater! Sprechen auch wir so, dass wir nach Rede sagen können: Vater? Vater segne und versiegle, was ich jetzt sprechen durfte! Lege es in die Furchen der Herzen hinein und decke es zu mit Deiner Hand, dass es aufgeht und seine Frucht bringt! Oder müssen wir noch die Augen niederschlagen und seufzen: Lieber Vater, vergib mir, was ich vorhin geredet habe, tilge aus mit deiner Hand und lass nicht aufgehen den Unkrautssamen!?

Wir sind einander ein heiliges Leben schuldig; ich dir und du mir. Aber wir können diese Schuld nur abtragen, wenn wir in der Gegenwart Gottes wandeln und in seiner Gegenwart zusammen kommen. Wo der Mensch dem Menschen gegenüber steht kann nur Sünde und Verwirrung sein. Johannes wünschte Gemeinschaft mit anderen, weil seine Gemeinschaft war mit dem Vater und Seinem Sohn Jesus Christus (1.Joh. 1,3).

Nur wer Gemeinschaft hat mit Gott, darf wünschen und hat ein Recht, Gemeinschaft mit anderen zu haben. Wir sind nur dann ein Lebensgeruch, wenn wir mit Ihm in bewusster Verbindung sind. Nur heilige Leute sind ein Segen.

Das Leben in der Gegenwart Gottes bewahrt vor Sünden. Jesus, von dem im Psalm 16 weissagend gesprochen ist, sagt in Vers 8: „Ich habe den Herrn stets vor mich gestellt; weil Er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken.“ Selbst Er suchte seine Bewahrung vor Fehltritten in der Gegenwart Gottes. Kann man sündigen in der Gegenwart Gottes Nein! Da gibst für uns keinen verborgenen Ort, keine heimlichen Gedanken, kein ungehörtes Wort, keinen ungesehenen Blick, keine unbeachteten Gefühle und Empfindungen mehr. Es ist alles bloss und aufgedeckt vor seinen Augen mit dem wir es zu tun haben (Hebr. 4,13.)

Jeder Sünde geht eine innere Lösung der Verbindung mit Gott voraus, ein Verlassen der Gegenwart Gottes. Wenn wir zart genug sind, fühlen wir dieses Gelöstwerden ganz gut und merken, dass jetzt der Augenblick gekommen ist, wo wir zum Gnadenthron eilen müssen, um hier Gnade zu finden zur rechtzeitigen Hilfe (Hebr. 4,14-16), damit wir nicht sündigen.

Wenn ich sündige, so habe ich nicht Gnade gefunden zur rechten Zeit. Weil ich versäumt habe, die helfende Gnade zu empfangen, muss ich nun die vergebende Gnade suchen.

Es gibt, dem Herrn sei Dank, für die gegenwärtige Versuchung auch eine gegenwärtige Gnade. Weil Jesus in der Gegenwart Seines Vaters lebte, hatte Er auch in der Stunde der Versuchung und der Nöte das offene Ohr und die starke Hand Seines Vaters. Er sagt in Joh. 17,1: „Vater, die Stunde ist hier.“ Welche Stunde? Die schwere Stunde von Gethsemane und Golgatha.

Es gibt Leute, die Tag und Nacht auf ihre Sünde und ihre Leidenschaft aufpassen, über dieselbe wachen und sie dadurch nur wach erhalten. Immer nur auf seine Sünde zu sehen bringt keine Kraft, im Gegenteil, macht sehr müde und wird eine Versuchung, zum zweiten Mal hineinzufallen. Schaue deinen Gott an, statt deine Sünde. Jeder Blick auf Ihn bringt Leben.

Das Leben in der Gegenwart Gottes führt zu einem Wandel im Licht. In seinem Licht sehen wir das Licht. Nichts anderes als die Gegenwart Gottes wird uns das Zweifelhafte in unserem Leben so wahr kennzeichnen und was krumm ist als solches darstellen. Der Priester des alten Bundes trat mit seinen Fragen in die Gegenwart Gottes und da gab ihm Gott durch Licht und Recht Antwort. Bringe alles dir zweifelhafte und unklare in sein Licht und du wirst schnell merken, was recht ist. Mache es wie jener treue, einfältige Christ, der sich immer fragte: Hat auch Jesus so geredet und so getan? Du lebst vielleicht mit deiner Umgebung in einem Missverhältnis und entschuldigst dich und sagst: Sie haben mir Unrecht getan und billig zürne ich!

Bringe aber diese Sache in die Gegenwart Jesu und siehe zu, ob du da noch zürnen kannst. Frage Dich: Möchte ich, dass Jesus, wenn Er kommt mich findet in einem Missverhältnis mit meiner Umgebung? Und schnell wirst du dir sagen müssen: Nein, ach tausendmal nein!

Zu einem frommen Vater kam einst sein einziges Töchterlein und klagte: Alle Töchter dürfen auf den Tanzboden nur ich nicht. Mein Kind erwiderte der Vater, ich habe nicht gesagt, dass du nicht gehen darfst. Wenn es dir nichts macht, dass dich der Heiland, wenn er heute Nacht kommt, auf dem Tanzboden findet, dann gehe du hin. Der Vater hätte keine bessere Antwort geben können, als diese, denn als das Kind sein Begehren in die Gegenwart Jesu gestellt sah, merkte es sofort seinen Irrtum und sagte: Nein, ich möchte nicht, dass Jesu mich auf dem Tanzboden findet, wenn Er kommt!

Das Leben in der Gegenwart Gottes ordnet alles in Herz und Haus, in Handel und Wandel. Als Jesus das Haus des Zachäus betrat, brachte seine Gegenwart nicht nur den Mann, sondern auch das ganze Haus on Ordnung. Glaubst du an die Gegenwart Gottes in deinem Hause? Dann wird seine Gegenwart dein ganzes Haus ordnen, den Schmuck an deinen Zimmerwänden, dein Schreibtisch, deine Schränke und Kommode. Du wirst keine Rumpelkammer in deinem Hause haben können, wo alles kreuz und quer hineingeworfen wird. Du kannst nicht mehr unordentlich gekleidet sein. Du wirst alles so in Ordnung haben, dass dein Herr dich jede Stunde in seine sichtbare Gegenwart rufen kann.

Das Leben in der Gegenwart Gottes ist ein Leben in Macht. Elia konnte darum dem abgefallenen König Ahab so unerschrocken die Wahrheit sagen, weil er vor Gott stand. Wer vor Gott steht und Gott sieht, sieht nicht mehr Menschen, weder in ihrer Grösse noch in ihrer Niedrigkeit, sondern er sieht seinen Gott und unsterbliche Seelen, die Gott gerettet sehen will.

Ein Wandel in der Gegenwart Gottes, macht unser Leben fruchtbar, weil dieselbe uns Macht und Autorität gibt. Wer selbst in der Gegenwart Gottes lebt, bringt auch andere in seine Gegenwart und in sein Licht. Zwei Dinge braucht Gott vornehmlich, um seine Kinder zu segnen und tiefer zu führen. Und diese zwei Dinge sind: 1. Sein heiliges Wort und 2. heilige Leute, die das Wort des Lebens darstellen, bei denen es Fleisch geworden ist, d.h. Gestalt angenommen hat. Das Leben ist das Licht der Menschen, nicht die Worte. „Ihr sollt mir ein heiliges Volk sein,“ sagt unser Gott. „Heiligkeit ist die Zierde deines Hauses.“ Heiligkeit ist auch die Zierde einer Versammlung und wie sehr fehlt uns diese! Wir reden viel von der Heiligung in Christus, aber was uns Not ist, ist Heiligkeit, die praktische Seite der Heiligung (2.Kor. 7,1). Und wir finden sie in der Gegenwart Gottes. Der Glanz seiner Gegenwart wird uns mit Kraft, Stärke und Autorität antun.

Das Leben in der Gegenwart Gottes erfüllt das Herz mit himmlischer Freude erfüllt das Herz mit himmlischer Freude. In Ps. 16,11 sagt der Messias: „Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht.“ Wenn wir auch diese Freude nicht in dem Masse geniessen können, wie er es konnte, so dürfen wir doch immer etwas davon schmecken, wenn Er uns seine Gegenwart spürbar erfahren lässt. Sein Nahesein bringt grossen Frieden ins Herz hinein, legt in unser Auge einen göttlichen Glanz auf unsere Stirne, eine himmlische Ruhe, umgibt uns mit einem Odem aus der Ewigkeit, hebt uns über jede Höhe der Erde, macht das Irdische weichen wie einen Schatten, lässt uns mit aufgedecktem Angesicht hineinschauen in seine tiefe Barmherzigkeit, lässt uns mit Freuden schöpfen aus dem Brunnen des Heils, lässt uns gehen auf sturmbewegten Wellen wie auf festem Grund, durchbebet unser Herz mit einer Liebesglut, legt in unsere Seele das tiefste Verlangen nach seiner sichtbaren Gemeinschaft, ersetzt die in Mühen und Kämpfen verbrauchten Kräfte, sättigt unsere Seele mit seinem Wohlgefallen und durchtränkt unseren Geist mit Seiner Kraft. Da spüren wir es, dass wir Kinder des ewigen Vaters, Schafe des guten Hirten sind. Still liegt man da vor seinem Gott mit offenen Herzen und geschlossenem Mund; man betet an im Geiste, weil der Mund nicht imstande ist, auszusprechen das Seufzen und sehnen in unserem Herzen, den Preis und die Anbetung im Geiste. Da steigt unser Gebet auf gerade Säule.

Wie kann man beten ohne Unterlass? ist die oft gestellte Frage. Wenn wir leben in der Gemeinschaft Gottes und wenn wir alles tun zu Gottes Ehre, dann ist jede Bewegung unseres Leibes ein Gebet.

Das Leben in der Gegenwart Gottes verklärt uns in sein Bild. „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist.“ (2.Kor. 3,18). Verwandelt durch Anschauen! Was man anschaut, kommt ins Herz hinein. Schaue seine Demut an und Demut wird in sein Herz einziehen; schaue seine Armut an und du wirst nicht nach hohen Dingen trachten können; schaue seine Hingabe an und es wird dir nicht schwer werden, dein Leben zu verlieren.

Wer Umgang mit Gott hat, wird göttlich, gleichwie der, welcher viel Umgang mit liederlichen Leuten hat auch liederlich wird. Und auf diese Weise stellen wir das Bild des unsichtbaren Gottes dar und reifen aus für die sichtbare Gegenwart und Gemeinschaft Gottes, welches das Ziel unserer Bekehrung und unserer Seligkeit sein wird. „Seine Knechte sehen sein Angesicht.“ (Offb. 22,4)

Das Leben in der Gegenwart Gottes erhält uns in der rechten Kindesstellung. Man wandelt vor seinem Angesicht, fragt Ihn in allen Dingen um Rat, gehorcht in allen seinen Befehlen, bringt Ihm alles, ohne jemals nur den Gedanken zu haben, Ihm etwas verbergen zu wollen, mit einem Wort: Man lebt unter einem offenen Himmel! Man wandelt an der Hand des Vaters und ruht an seinem Herzen. Es ist gut uns immer wieder zu vergewissern: Du Gott siehst mich! Dein Auge sieht meine Freude und seinen Schmerz, mein Glück und meine Not, meinen Trost und meinen Kummer, meine Arbeit und mein Ruhen, mein Kämpfen und mein Stillesein. Alles sieht Er, um an allem Anteil zu nehmen.

Daneben redet die Schrift noch von einer inneren Gegenwart Gottes (Joh. 14) und von einer sichtbaren Gegenwart Gottes (1.Joh. 1,3 / Offb. 14, 1-6 / 19, 1-7 / 22, 4). Die äussere Gegenwart Gottes führt zu einer Inneren und die Innere zu der sichtbaren. Die innere Gegenwart Gottes ist die Innewohnung Gottes oder das verborgene Leben mit Christus in Gott, die verborgene Seligkeit, die sichtbare Gegenwart Gottes ist das Sehnen aller Lichtskinder, die offenbar gewordene Seligkeit (Kol. 3,3).

Zum Schluss lasst uns noch sehen, was uns das Recht und die Kraft gibt, so in Gottes heiliger Gegenwart zu stehen. Nichts anderes als Jesu vergossenes Blut! Er hat uns geliebt und gewaschen von unseren Sünden mit seinem Blut und hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott und vor seinem Vater (Offb. 1,5) Der Platz den uns Jesu Blut gegeben hat ist vor dem Angesicht des Vaters. Er ist mit seinem Blute durch den Himmel gegangen und ist erschienen vor dem Angesichte Gottes für uns. Und überall wo Er mit seinem Blute hindurchgegangen ist, ist der Weg offen für uns. Soweit hat's Christi Blut gebracht! Kraft seines Blutes können wir jeden Augenblick Gott nahen und Kraft dieses Blutes kann Gott sich jeden Augenblick uns nahen und uns segnen. Andrew Murray sagt hierüber sehr schön:

„Das teure Blut Christi hat den Zugang zur Gegenwart Gottes und das Weilen daselbst zur vollen Wirklichkeit gemacht. Wer die volle Kraft des Blutes kennt, wird Gott so nahe gebracht, dass er allezeit in seiner unmittelbaren Nähe weilen und den unaussprechlichen Segen, der damit verbunden ist, geniessen kann. Da hat das Kind Gottes die Versicherung von Gottes Liebe. Es erfährt und geniesst sie. Gott teilt sie ihm mit. Es darf täglich in Gottes Freundschaft und Gemeinschaft wandeln. Als Freunde offenbart sie sich gegenseitig ihr Herz. „

Der Vater teilt ihm seine Gedanken und Pläne mit; das Kind tut ebenso freimütig seine Gedanken und Wünsche dem Vater kund.

In der Nähe Gottes hat es alles, was es bedarf, es mangelt ihm kein Gutes. Seine Seele wird in vollkommener Ruhe und Frieden bewahrt, weil Gott mit ihm ist. Die Leitung und Unterweisung, die es nötig hat, findet es da. Gottes Auge ist allezeit über ihm. Gott gibt ihm Rat. In der Nähe Gottes weilend, wird es empfänglich für die leiseste Stimme des Geistes. Es lernt die geringste Äusserung des Willens seines Vaters verstehen und befolgen. Die Gemeinschaft mit Gott wirkt in ihm dieselbe Gesinnung, die in Gott ist. Das Wohnen bei dem Heiligen, macht es heilig.

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