Steinberger, Georg - Das Geheimnis eines siegreichen Lebens

Steinberger, Georg - Das Geheimnis eines siegreichen Lebens

Wohl keine Wahrheit der Heiligen Schrift ist den Kindern Gottes so verschlossen und verdeckt, als die, dass sie in Christus die volle Erlösung haben von allen ihren Feinden und darum auch den vollen Sieg über dieselben. Jesus ist mit allen unseren Feinden fertig geworden. Er ist auf der ganzen Linie Sieger geblieben. Wir sind erlöst von der Schuld der Sünde, denn das Gotteslamm hat unsere Sündenschuld bezahlt (Jes. 53,10), erlöst von der Macht der Sünde, denn wir sind mit Christus der Sünde gestorben und durch Seinen Geist in ein anderes Lebenselement versetzt worden (Röm. 6,6 / Röm. 8,2), wir sind erlöst von der Obrigkeit der Finsternis, denn wo die Sünde aufgehört hat, da ist auch des Teufels Macht zu Ende (Kol. 1,13), erlöst von dem bösen Gewissen, denn das Blut Christi, hat unser Gewissen gereinigt von den toten Werken (Hebr. 9,14 / Hebr. 10,22), erlöst von der Furcht des Todes, denn Christus hat uns losgemacht von dem, dessen Knechte wir in Furcht des Todes ein mussten unser Leben lang (Hebr. 10,14+15), erlöst von dem zukünftigen Zorn, denn wir stehn nicht mehr unter dem Zorn, sondern unter der Gnade (1. Thess. 1,10 / Joh. 3,36), erlöst von dem zukünftigen Gericht, denn wir sind des Lammes Eigentum (Joh. 5,25 / Off. 20, 11-15).

Jesus hat uns eine vollkommene Freiheit erworben und sein Knecht Paulus ermahnt uns nun:

„So bestehet nun in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat“ (Gal. 5,1). Wir können und sollen uns nicht selber eine Freiheit erkämpfen, sondern in die von Jesus erkämpfte Freiheit hineintreten. Es ist sicher nicht biblisch und zeugt von mangelhafter Erkenntnis des Werkes Christi, wenn man jungen Christen, die eben erst zum Glauben an die Vergebung der Sünden gekommen sind, sagt: „Nun musst du kämpfen und streiten und dich wehren bis aufs äusserste, denn du bist im Kampf gegen die Sünde, Teufel, Welt uns Fleisch.“

Ist das wahr? Muss ich selber wieder den Kampf aufnehmen mit diesen Riesenmächten? Bedeutet denn Erlösung nicht mehr als Vergebung der Sünden und dann einen Kampf auf Leben und Tod, von dem ich im voraus weiss, dass meine Feinde immer wieder den Sieg davontragen und mir nichts anderes übrigbleibt als der Ruf der Verzweiflung aus einem kampfes- und todesmüden Herzens: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen?“ Hat denn der Sohn Gottes durch seine Todesarbeit in Gethsemane und auf Golgatha nicht mehr erreicht? Reicht die Kraft des Blutes Christi nicht aus, mich vor meinen Feinden zu decken? Muss ich trotz der Erlösung ein Gebundener bleiben, um erst im Tode frei zu werden von den Ketten und Fesseln, die mich hier Tag und Nacht drücken und beengen? Ach, dann bin ich der elendeste unter allen Menschen! Ich habe eine volle Erlösung erwartet, gemäss dem Worte Gottes und nun soll ich ein Gebundener bleiben? Ich habe jahrelang nach Freiheit gedürstet und doch soll ich ein Knecht der Sünde bleiben? Ich habe mich Tag und Nacht nach Ruhe und Frieden gesehnt und nun soll Unruhe und Unfrieden mein Teil sein? Ist das wirklich wahr? Nein, nie und nimmer ist das wahr! Gottlob der Kampf ist ausgefochten, der Sieg errungen, das böse Gewissen gestillt, die Macht der Sünde gebrochen, Freiheit und Frieden werden uns geschenkt durch die Erlösung, so durch Jesus Christus geschehen ist.

Meine Aufgabe ist nur die, im kindlichen Glauben diese vollkommene Erlösung anzunehmen (wie ich seinerzeit die Vergebung meiner Schuld angenommen hatte.) und mich durch alles hindurch einen Erlösten und Freigewordenen zu betrachten. der wie Zinzendorf zu Teufel, Sünde, Fleisch und Welt sagen kann: „Ich hab nichts mehr mit dir zu tun und du nichts mehr mit mir!“ Das ist der gute Glaubenskampf und der hat den Sieg. Wo man hingegen selbst noch kämpft und streitet, da ist Kämpfen in eigener Kraft und der hat nur Niederlage zur Folge. Denn wir können aus uns selbst nicht über eine einzige Sünde einen bleibenden Sieg erringen, auch nicht über die kleinste, sondern wir müssen den von Christus errungenen Sieg nehmen, wenn wir siegreich sein wollen.

Es ist daher ganz falsch zu beten: „Herr erlöse mich von dieser Sünde und von jener Gebundenheit!“ Du kannst lange so beten, du wirst nicht erhört und nicht erlöst, denn Christus hat dich schon vor 2000 Jahren erhört und erlöst! Die Erlösung ist geschehen und du sollst das glauben, der Sieg ist errungen, du sollst ihn nehmen. Unter Sieg nehmen, versteht das Wort Gottes: So handeln, als wenn man den Sieg schon tatsächlich schon in der Hand hätte, wie Josaphat (2. Chr. 20), der den Siegesgesang über die Mohren erschallen lies, während sie noch vor ihm standen, oder wie David dem Goliath zurief: „Heute wird dich der Herr in meine Hand geben!“ Er hatte ihn noch nicht in der Hand. Ebenso nahm Jesus den Sieg am Grabe des Lazarus über die Todesmacht, indem Er seine Augen aufhob zum Himmel und dem Vater dankte, dass Er Ihn allezeit erhöre. Er hatte ja die Erhörung noch nicht. Ebenso war es bei der Speisung der Vier- und Fünftausend, Er nahm die Brote, danke, fing an zu brechen und brach und brach, bis sie alle satt waren. Das heisst es, Sieg nehmen!

Es ist gewiss sehr verkehrt, wenn man den Leuten nur immer und in allen Dingen den guten Rat gibt: „Sie müssen eben beten!“ So will man mit einer guten Sache seine Unwissenheit zudecken. Wir müssen alles an seinem Platz lassen: Beten, wo wir beten sollen und glauben, wo wir glauben sollen. Mose betete, wo er einfach glauben sollte und Gott sagte zu ihm, nachdem er einen ganzen Tag auf seinem Angesicht gelegen hatte: „Steh auf! Was liegst du auf deinem Angesicht?“ Das ist eine scharfe Rüge! Oh, wieviel beten, das Gott nicht erhören kann! Und da meint man noch, was für ein Beter man sei, wie man ringe und kämpfe mit Gott. Ist denn unser Gott so ein harter Mann, dem man alles aus dem Herzen reissen und aus den Händen winden muss? Ich bin tief davon überzeugt, wir müssen Gott nicht bestimmen, dass er uns gnädig und freundlich sei und doch etwas herausgebe, sondern Gott möchte uns bestimmen, Ihm wie Kinder zu vertrauen und wie Kinder aus seiner Gottesfülle zu nehmen. Ein Glaubensblick bringt mehr ein, als wenn man einen ganzen Tag mit Gott ringt im nur vermeintlichem Glauben. Man bete schön und scheinbar gläubig, wie Jakob dort am Jabbok (1. Mo. 32), aber man glaubt kein Wort davon wie Jakob. Denn wenn Jakob geglaubt hätte, was er gebeten hatte, so wäre er nicht von den Knien aufgestanden und hätte die Sache wieder selbst in die Hand genommen, er hätte nicht gehandelt, als ob er keinen Gott hätte. Das ist der Kampf in eigener Kraft. Für solche Leute muss, wie für Jakob, ein Pniel folgen, wo sie von Gott verrenkt werden, wo die Fleischeslust gebrochen wird, wo sie endlich einmal mit sich selber zu ende kommen und sich wie Lahme an Gott hängen und ausrufen: „Ich lasse dich nicht, Du segnest mich denn!“ Auf diesem Weg wird man dann ein Israel, ein Gotteskämpfer, der nicht von Niederlage zu Niederlage, sondern von Sieg zu Sieg und von Kraft zu Kraft geht.

Erst wenn Gott mit uns gerungen und uns überwunden hat, können wir mit Gott ringen. Denn nur gebrochene Leute sind im Stande, einen bleibenden Sieg über ihre Feinde zu erringen. Und dieses Siegesleben über Satan, Sünde, Welt und die täglichen Schwierigkeiten wollen wir im folgenden ein wenig näher betrachten.

1. Wir haben Sieg über Satan! Denn Christus hat ihn überwunden. Er hat diesen Riesenkampf siegreich ausgefochten. Wir sind errettet aus der Obrigkeit der Finsternis, frei von der Gewalt des Satans, losgemacht von dem, dessen Knechte wir in Furcht des Todes unser Leben lang sein mussten. Der Teufel hatte ein Anrecht auf uns, denn wir hatten uns durch die Sünde ihm verkauft. Mit jeder Sünde, die wir begingen, gaben wir dem Teufel ein Pfandschein auf uns in seine Hand, verschrieben uns ihm, wurden seine rechtmässigen Schuldner. Wir haben uns selber in Kerker und Gefangenschaft gebracht, haben freiwillig dem Satan die Herrschaft über uns abgetreten. Aber Jesus ist gekommen und hat uns losgekauft mit seinem Blut, hat die Handschrift vernichtet, die wider uns zeugte, hat uns herausgeführt aus dem Kerker und der Gefangenschaft und Leben und vollkommene Freiheit uns geschenkt. Denn: „Wen der Sohn frei macht, der ist recht frei“ (Joh. 8,36).

Aber wir dürfen nicht vergessen, dass der Sieg auf unserer Seite auch an Bedingungen geknüpft ist, auf die wir notwendig achten müssen, denn in der Bibel gibt's keine Verheissungen ohne Bedingungen. Und da wären drei zu nennen:

Erstens muss unser ganzes vergangenes Leben unter der sühnenden Kraft des Blutes Jesu Christi stehen, wir müssen vollkommen gedeckt sein durch das Blut. Unser vergangenes Leben muss unter dem Kreuz vollkommen in Ordnung gebracht worden sein. Zwar schickt uns der Teufel, wie ein betrügerischer Kaufmann, immer wieder falsche Rechnungen ins Haus, als ob diese und jene Schuld noch nicht bezahlt wäre, aber wir haben auch für jede Rechnung eine Quittung in der Hand, wie z.B. Kol. 2,13 und viele andere. Von den Heiligen lesen wir in Offb. 12,11: Sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut!„ Das will nicht sagen: Sie haben mit ihm gestritten, nein, sondern sie waren immer gewaschen, vollkommen gedeckt, so dass, wenn Satan kam, er keinen Flecken an ihnen fand, auf den er seinen Finger legen, keine offene Stelle, wo er sie angreifen und verwunden konnte.

Wir haben einen Born, der uns unverwundbar macht gegen die feurigen Pfeile des Bösewichts. Es ist der Born, von dem der Prophet Sacharia sagt, dass ihm Gott dem Hause David's und den Bürgern zu Jerusalem gegeben habe, es ist das teure Blut des Lammes Gottes, in das wir uns im Glauben immer wieder hineintauchen dürfen. Aber wir müssen dafür sorgen, dass nichts an uns klebe, was das Blut hindert, uns ganz zu bedecken. Wir können dem Teufel sonst lange vom Blut reden und von dessen sühnender und reinigender Kraft sprechen, wenn wir nicht in Wahrheit darunter stehen, d.h. vollkommen rein sind, so lacht er uns nur aus und treibt sein Narrenspiel mit uns.

Zweitens dürfen wir in keiner Weise mit der Finsternis zusammenhängen, d.h. es muss bei uns alles vollkommen klar und durchsichtig sein in Herz und Leben, im Handel und Wandel. Da darf nichts an dir gefunden werden, was der Finsternis angehört, denn in der Finsternis ist des Teufels Herrschaftssitz (Eph. 6,12). Soviel Finsternis du in dir duldest, soviel Raum und Boden hat der Satan in dir, denn er mit Recht sein eigen nennt. Das ist die Ursache warum viele vom Teufel so gequält werden. Sie haben nie gründlich aufgeräumt, sind mit ihren Finsternistaten nie ans Licht gekommen, haben nie ihre Sünden bekannt noch in Ordnung gebracht, was gut gemacht sein muss, haben sie nicht unter Jak. 4,8-10 gestellt, darum können sie auch nicht, was in Jak. 4,7 steht. Der Teufel ist ihnen immer auf den Fersen. Und warum?

Er hat noch immer ein Recht auf sie. Da sind Sünden, die bekannt und wo es möglich ist in Ordnung gebracht werden müssen.

Aber man ist schon jahrelang fromm und soll wieder anfangen Sünden zu bekennen und in Ordnung zu bringen, muss das sein? Ja, das muss sein. Solche Sünden sind wie Handhaben, wo der Teufel dich immer wieder fassen und dich herumschütteln kann. Sie sind wie Hacken an dir. Da heisst es abhauen und wenn du dabei zum Krüppel wirst (Mar. 9, 45-47). Es ist dir besser so! Scheue dich nicht, alles zu bekennen. Einmal muss doch alles offenbar werden! Es muss alles ans Licht kommen, das es vom Licht gestraft werde.

Wer sich scheut, sein Sündenleben zu bekennen, bleibt mit dem Teufel unter einer Decke und da kann natürlich nicht die Rede von einem Sieg sein. Eine richtige Bekehrung ist eben ein Gericht vor Gott, vor Geistern und vor Menschen. Und einmal müssen wir durch's Gericht. Wer es hier im Leben scheut, hebt es nur auf für die Ewigkeit. Wir tun nichts, wovon wir sagen könnten: Nur Gott weiss es! Es habens noch viele andere Augen gesehen! Und darum müssen wir uns nicht nur legitimieren vor Gott, sondern auch vor der Geisterwelt. Siehe die Geschichte Hiob's. (Hi. 11, 14-19).

Hier finden wir eine Anweisung zu einem siegreichen Leben. Da heisst es: „Wenn du deine Untugend, die in deiner Hand ist, ferne von dir tätest, dass in deiner Hütte kein Unrecht bleibt, so möchtest du dein Angesicht aufheben ohne Tadel würdest du fest sein und dich nicht fürchten. Dann würdest du der Mühsal vergessen und so wenig gedenken als des Wassers so vorüber geht und die Zeit deines Lebens würde aufgehen wie der Mittag und das Finstere würde ein lichter Morgen werden und du dürftest dich des trösten, dass Hoffnung da sei, würdest dich umsehen und in Sicherheit schlafen legen, würdest ruhen und niemand würde dich erschrecken.“ - auch der Teufel nicht.

Drittens dürfen wir nicht mit dem Teufel streiten oder ihn durch Selbstüberhebung reizen. Wer noch mit ihm kämpft und streitet, der versteht noch nichts vom Kampf. Wir können uns nicht mit ihm einlassen, er ist uns viel zu mächtig. Die Israeliten stritten nicht mit dem Würgeengel sondern strichen das Blut an ihre Türpfosten und vertrauten auf ihren Gott (2. Mo. 12). Wir müssen gedeckt sein von Jesus und seinem Blut. Wie die Feuersäule zwischen den Israeliten und den Ägyptern stand, so muss Jesus zwischen uns und dem Verderber stehen, wie der Dichter sagt:

Liebster Jesus, sieh ich hülle mich in Dich hinein,
Oh, da bin ich gut geborgen, kann ich sicher sein!
Und steht Jesus mitten drin, bin ich aus dem Krieg,
denn schon längst erfocht mein Jesus überall den Sieg.

Selbstverständlich ist unter diesem „in Christus sein“ nicht gemeint, was viele darunter verstehen, nämlich die Vergebung der Sünden, ein wenig Umgang pflegen mit Ihm, indem man hie und da zu Ihm aufblickt und Ihm dankt, zu Ihm seufzt, sich anstrengt immer an Ihn zu denken, regelmässig seine Bibel liest und sein Gebet verrichtet und daneben noch ein wenig fromme Gefühle hat.

In Jesus sein heisst: „Einssein mit Ihm auf allen Gebieten. Und dieses Einssein mit Jesus fängt am Kreuze an, d.h. wir sind mit Christus gekreuzigt, begraben und abgetan. Menschen, von denen man nichts mehr sieht und hört, die untergegangen sind in Jesus, die tot sind für alles, was nicht von Christus ist. Und mit toten Leuten kann niemand etwas haben, selbst der Teufel nicht. Soviel eigenes Leben du noch hegst und pflegst, soviel Macht räumst du dem Teufel freiwillig ein. Soviel Selbstleben, soviel Fluchleben, soviel Leben für den Satan. Sich selbstlebende Menschen versuchen den Teufel, dass er sie versuche. Soweit du Todesgemeinschaft hast mit Jesus, d.h. soweit du auf seinen Tod eingegangen bist, soweit hast du Lebensgemeinschaft mit Ihm und auch kein Haar weiter. Da nützt alles Beten und Glaubenwollen nichts. Bei einem Kind Gottes handelt es sich mehr darum Stellung einzunehmen, d.h. auf das von Gott gegebene eingehen, als um Beten. Das ist der Glaubenskampf. Das andre ist ein Kampf, der aus dem eigenen Willen und Fleisch kommt, wo man in einem Moment meint, man könne es mit dem Teufel aufnehmen, und im anderen Moment sich fürchtet vor einer schwachen Magd, wie Petrus es tat. Nichts reizt den Teufel so sehr, als stärker sein wollen wie er. Drei Waffen sind uns angewiesen in Offb. 12,11, die wir diesem mächtigen Feind gegenüber gebrauchen müssen, wenn wir siegreich sein wollen:

1. Sie haben Ihn überwunden durch des Lammes Blut,

2. Durch das Wort ihres Zeugnisses,

3. Und haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod.

2. Wir haben den Sieg über die Sünde!

Der Sohn Gottes hat uns ebenso wahrhaft erlöst von der Macht der Sünde als von der Schuld derselben. Was uns unmöglich war, das tat und verdammte die Sünde im Fleisch. Wenn ich hier von der Sünde rede, so meine ich nicht unsere mit Sünden aller Art befleckte Vergangenheit, die ist bei jeden Kind Gottes zugedeckt mit dem teueren Blut Christi, sondern ich meine die Sünde, die täglich unsere Glieder als ihre Organe gebrauchen will, um in unserem sterblichen Leib ihre Macht auszuüben. Wenn ich nun zu einem Kind Gottes sage: Du hast nichts mehr mit deiner Sündenschuld zu tun, die hat Jesus bezahlt, so stimmt es mir wohl freudig und glaubensvoll zu. Wenn ich aber noch einen Schritt weitergehe und sage: Du bist ebenso mit der Macht der Sünde, fertig, so schaut es mich traurig an und bekennt: Leider ist dies nicht meine Erfahrung! Wohl kämpfe ich gegen die Sünde und manchmal auch mit Erfolg, aber von einem beständigen Sieg über die Sünde weiss ich nichts. Ich habe bis jetzt nicht das gefunden, was die Bibel verheisst und was manche vorgeben zu haben. Ich weiss überhaupt nicht, ob der Christ in diesem Leben zu einer völligen Erlösung kommen kann.

Liebes Gottes Kind, ich stand auch einmal so wie du. Ich wollte mich jedoch nicht mit einer halben Erlösung zufriedengeben. Ich wollte eine ganze Erlösung haben, wie sie die Schrift verheisst und kämpfte darum bis aufs Blut, aber umsonst denn ich verstand nicht, was das heisst: „Der Gerechte lebt aus Glauben“ (Hab. 24), er hat alles, was er hat, nur im Glauben und hört auf zu besitzen, sobald er aufhört zu glauben.

Ich lag vor Gott einst auf den Knien mit der ernstlichen Frage: Soll ich so weitermachen, oder soll ich nicht lieber zurückkehren? Denn ich habe ja vom Christentum genug, um unglücklich zu sein. Lieber will ich gar nichts, als so ein Leben von Fallen und Aufstehen, wo man die eine Stunde sündigt und die nächste bereut und dann wieder sündigt. Es kam soweit, dass ich überhaupt an einer vollen Erlösung zweifelte und mit Misstrauen, diejenigen betrachtete, die davon reden, weil ich mir sagte: Die haben es sicher auch nur in der Theorie, aber nicht in der Praxis.

Doch Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit, erbarmte sich meiner und gab mir Licht durch Seinen Geist und durch sein Wort, so dass ich heute bekennen darf: Mein Frieden und meine Ruhe ist heute viel tiefer, als vor Jahren mein Unfriede und meine Unruhe. Und das ging so:

Mein Blick viel auf Röm. 6 und es war, als ob zur gleichen Zeit ein Licht von oben auf dieses Kapitel fiele, was mir solange dunkel und verschlossen gewesen, das wurde mir auf einmal wie durchsichtig, so leicht, so klar, so köstlich, dass es mir vorkam wie ein neues Evangelium. Jeder Vers war für mich verschmachteten und verirrten Menschen wie ein Stück Himmelsbrot, wie ein Lichtstrahl aus der oberen Welt. Ich sass und ass, wie Jonathan im Wald von dem Honigseim und meine Augen wurden immer heller. Es war mir sonnenklar:

Hier, und hier allein ist der Weg, auf dem man von Sieg zu Sieg geht, hier habe ich das Geheimnis eines siegreichen Lebens gefunden! Ohne Röm. 6 zu verstehen und zu leben, kann man unmöglich ein Christ sein, der mit Freuden singt in den Hütten der Gerechten. Und ich bin tief davon überzeugt, der Teufel hat es auf nichts so sehr abgesehen, als gerade diese Wahrheiten, die uns ein siegreiches Leben geben zu verdecken. Er hat nichts dagegen, wenn man viel von Heiligung den Leuten predigt und diese Wahrheit in Röm. 6 umgeht, es ist sicher, dass wir bald alle diese Heiligungsleute müde am Weg liegen zu sehen. Denn es gibt nichts Ermüdenderes und Entmutigenderes, als aus eigener, fleischlicher Kraft erringen zu wollen, was nur der Heilige Gottessohn erringen konnte. Und eine solche Stellung ist sehr gefährlich, den Entmutigungen verschliessen das Ohr. Wir können die ganze Heiligungslehre in das Wort des Paulus zusammenfassen: „Sterben wir mit, so werden wir mit leben (2. Tim. 2,11). Soviel wir mit Jesus Todesgemeinschaft haben, soviel Lebensgemeinschaft haben wir mit Ihm. So muss es also dem Kinde Gottes nur um den Tod zu tun sein, d.h. es muss allen Dingen wie ein Toter gegenüberstehen. Und das ist auch der Mittelpunkt von Röm. 6: Unser alter Mensch ist mit Christus gekreuzigt, wir sind mit Ihm der Sünde gestorben und darum gerechtfertigt von der Sünde, d.h. frei von ihr und - haltet euch nun im Glauben in dieser Stellung.

Dieses mit Christus Gekreuzigt- und Gestorbensein will aber nicht so verstanden sein, als ob ein wirklicher Tod eingetreten wäre und als ob wir nun für die Versuchungen zur Sünde unempfänglich wären. Nein! Es ist eine Glaubensstellung. Das deutet uns auch klar der elfte Vers an, wo es heisst: „haltet euch dafür.“ Da folgt dann der gute Glaubenskampf, der nicht selbst etwas erringen und erkämpfen will, sondern in das Errungene hineintritt und darinnen steht. Gekreuzigt sein heisst: ausser Wirksamkeit gesetzt sein! Ein Mensch, der am Kreuz hängt, kann trotzdem leben, aber die sonst tätigen Hände und Füsse sind ausser Wirksamkeit gesetzt. Würde man einen solchen Menschen vom Kreuz herunternehmen, d.h. ihm Hände und Füsse lösen, so würde er leben wie vorher. Geradeso ist es mit dem mit Christus Gekreuzigten. Sobald er aus seiner Stellung heraustritt, so ist er wieder, was er vorher war. Unser alter Mensch ist wie ein im Schnee Erstarrter. Lässt man ihn liegen, so bleibt er im Tode, zieht man ihn aber hervor, so erwacht er wieder zum Leben.

Die Stellung, mit Christus gestorben, kann nur im Glauben erfahren werden. Man bleibt darin nur solange, man sich im Glauben für gestorben hält. Man stirbt nicht alle Tage, sondern wie Christus einmal der Sünde gestorben ist, so auch wir mit Ihm. Wenn wir immer wieder sterben müssten, müssten wir ja auch immer wieder den Stachel des Todes kosten und das wäre sehr schwer.

Nein, wie der Abstinent, dem man den perlenden Wein anbietet, siegreich überwindet mit dem: Ich bin Abstinent, ich habe unterschrieben! So spricht der mit Jesus Gekreuzigte: Ich habe das Todesurteil des alten Menschen unterschrieben: Ich habe nichts mehr mit den zu tun, was ihm angehört. Müsste sich der Abstinent jedesmal vor dem schön schimmernden Weinglas wieder entscheiden, ob er trinken oder nicht trinken wolle, so würde ihn das jedesmal einen neuen Tod kosten und gewiss würde er oft unterliegen. Aber das Bewusstsein, ich habe unterschrieben und der Glaube: Ich kann's ohne Wein noch besser machen, helfen ihm leicht über diese Versuchung hinweg. Natürlich braucht es Übung und man hat diese Fertigkeit auch nicht von heute auf morgen. Man muss auch lernen mit sich Geduld haben und nicht vergessen, dass auch ein Abraham, der Vater der Gläubigen, lernen musste. Gott zu vertrauen, wobei es auch mit ihm durch Fallen und Aufstehen ging (1. Mo. 12+13). Aber dies soll uns nicht ein Ruhekissen sein, sondern ein Trost für Stunden der Entmutigung und Verzagtheit. Wir dürfen nicht vergessen, dass auch Kinder Gottes als kleine Kinder geboren werden, die des Wachstums und der Erziehung bedürfen. Hier seien noch einige Punkte erwähnt, die nicht umgangen werden dürfen, wenn wir einen bleibenden Sieg über die Sünde haben wollen.

Erstens müssen wir fest entschlossen sein, aus allem herauszutreten, was irgendwie mit der Sünde in Zusammenhang ist. Es genügt nicht die Entweihung des Tempels unserer Herzen zu beklagen, wir müssen die Käufer und Verkäufer hinaustreiben und die Tische der Wechsler umstossen. Unter dem Ausdruck Sünde sind hier auch Fleisch und das eigene Ich miteingeschlossen, „denn fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott.“ und das eigene Ich ist verflucht und wer mit ihm zusammenhängt, der ist auch mit der Sünde verkettet. Ichleben und Sündenleben sind unzertrennlich.

Warum erlangen viele keinen Sieg über die Sünde. Sie lieben die Sünde noch. Sie machen es wie Saul, sie schonen die besten Schafe und Rinder. Sie folgen dem Geiste nicht. Auf diesem Weg verlieren sie, wie Saul, die Salbung wieder, oder sind ungeschickt, eine solche zu erlangen. Gehorsam zu dem Geist, den man hat, ist der Weg zur Fülle des Geistes. Nur wenn man das Licht braucht, das man hat, gibt einem Gott noch mehr nach dem Gesetz: „Wer da hat dem wird gegeben, dass er die Fülle habe.“ Gott gibt auch heute noch, wenn Er nur Gefässe findet. Und welches sind die Gefässe, in die der Heilige Geist einzieht? Menschen, die durch den Heiligen Geist nicht gross gemacht sein wollen, sondern sich zu Nullen taufen lassen, die wachsen wollen, wie ein Johannes, d.h. abnehmen (Joh. 3,30), die sich in Jesu Kreuzes- und Todesgemeinschaft hineinziehen lassen, die ganze Opfer auf den Altar legen. Gott gibt nur Feuer, wo ein Opfer auf dem Altar liegt. Feuer ist bedingt durch ein Opfer. Von dem, der den Geist ohne Mass besass, heisst es: „Er hat sich durch den ewigen Geist Gott geopfert“ (Hebr. 9,14). Bist du bereit die Opfer zu bringen, wirst du Gott mehr als bereit finden, sein Feuer zu geben. Der Geist wird gegeben, denen, die Ihm gehorchen. Und ohne Geist Gottes ist es unmöglich, den Sieg zu haben über das Fleisch. Röm. 8 sagt uns, dass wir durch den Geist die Geschäfte des Fleische töten, d.h. das Fleisch im Tode halten sollen. Der Geist zeigt uns, dass das Fleisch nichts nütze ist, dass man von ihn nichts erwarten darf, dass der Verwesung anheimfällt. Es ist eine grosse Torheit, durch eigene Energie das Fleisch überwinden zu wollen - da streitet ja Fleisch gegen Fleisch. Noch grössere Torheit, ist es von dem Fleisch etwas Gutes zu erwarten und die grösste Torheit wäre es, das Fleisch zu verherrlichen. Wer dem Fleisch huldigt ist ein Feind Jesu. Für sich selbst zu sein, heisst gegen Ihn sein! Von den Überwindern ist gesagt: „Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod.“ d.h. sie haben sich selbst verleugnet. Und wenn ich mich selbst verleugnen will, so muss ich sagen: Ich bin nicht mehr da! Dienst des Fleisches bringt Tod; statt ein Gefäss des Geistes zu werden, wird man so ein Zerrbild von einem Christen, das die Unbekehrten zurückstösst, die Erweckten abschreckt, die unheiligen Elemente anzieht und mit der Sünde unter einer Decke steckt.

Zweitens müssen wir in Wahrheit unter der Gnade stehen, wie sie in Tit. 2,11 beschrieben ist. Unser ganzes Wesen muss von der Gnade durchdrungen und durchwärmt sein, sodass, wenn Versuchungen und Anfechtungen auf uns einstürmen, sie in uns keinen Boden mehr finden. Wie der im Mai noch etwa fallende Schnee auf dem schon erwärmten Boden sogleich zu Wasser wird, so dürfen die kalten Schauer der Lieblosigkeit, der harten Urteile, der Schmach und Verachtung von Seiten der Menschen in dem durchwärmten Herzen keinen Boden mehr finden. Denn das ist Gnade, so jemand um Gewissens willen zu Gott, das Übel erträgt und leidet das Unrecht (1. Petr. 2,19). Wenn wir das als Gnade erkennen können, wie viele Niederlagen würden wir uns und anderen ersparen! Aber gerade hier ist das Spital der Frommen.

Drittens müssen wir uns unter die zarte Zucht des Geistes stehen. d.h. im Geist wandeln. „Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleische nicht vollbringen“ (Gal. 5,16).

Es machen sich gefährliche Regungen geltend, aber gerade bei den ersten Regungen, heisst es: Ich bin gestorben. Da ist der Boden, auf dem der Sieg erfochten wird. Nicht warten, bis es in uns lodert und brennt, sondern die ersten Regungen ertöten, der bösen Lust auf den Kopf treten, das Auge ausreissen, wenn es uns ärgert, ebenso die Hand und den Fuss abhauen, wenn sie uns zum Fall werden! Wir können uns das Leben leicht oder schwer machen, je nach der Art, wie wir kämpfen. Wer im Geist wandelt, bekommt einen Feldherrnblick, er weiss in welcher Situation uns eine einzige Bewegung, ein unerlaubter Gedanke oder Blick bringen kann.

3. Mit dem Sieg über die Sünde, haben wir auch Sieg über die Welt, denn das Wesen der Welt, ist die Sünde. „Alles was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt und der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (1. Joh. 5,4). Der Glaube hat uns eins gemacht mit dem Sohn Gottes, eins gemacht mit ihm am Kreuz. Wir kommen immer wieder auf diesen Punkt zurück, weil es der entscheidende Punkt in der Nachfolge Jesu ist. Nur wer der Welt gekreuzigt ist, wie ein Paulus, kann die Welt besiegen. Ihre Lust kann ihn nicht anziehen und ihr Hass nicht abstossen. Der mit Jesus Gekreuzigte ist tot für das, was der Welz ihr Leben ist, nämlich Augenlust, Fleischeslust, hoffärtiges Leben. Er braucht das nicht mehr. Denn erstens hat er keine Organe mehr für diese Dinge, weil sie mit Christus in den Tod gegeben und durch den Glauben darin erhalten werden und zweitens hat er etwas Besseres in Jesus, der das wirkliche Leben ist. Wir haben alles, was die Wellt, meint zu haben, vollkommne in Christus. „Wer Ihn hat der ist still und satt, wer ihm kann im Geiste anhangen, darf nichts mehr verlangen.“

Der aus Gott Geborene lebt aus Gott. Wie der äussere Mensch, der von der Erde genommen ist, nur aus der Erde leben kann, so kann der innere Mensch, der aus Gott geboren ist, nur aus Gott leben. Gott ist die Liebe, Liebe nimmt der aus Gott Lebende in sich auf, Liebe wird sein Leben und darum ist er eine Macht in der Welt. Er hat etwas, was die Welt nicht hat und wonach im Grunde doch dürstet. Die Liebe ist die siegreiche Waffe, mit der er die Welt überwindet.

Gott hat diese Welt so geliebt, dass Er seinen Sohn in sie hinein geben konnte. Jesus hat diese Welt so geliebt, dass Er sein Leben für sie liess. Die Apostel haben diese Welt so geliebt, dass sie bereits waren, ihr Leben auf dem Scheiterhaufen hinzugeben.

Die Jünger wurden ausgerüstet mit dem Heiligen Geist, damit sie der Welt dienen konnten. Denn ohne Geist Gottes, wären sie ohne Liebe gewesen und darum unfähig, der Welt zu dienen. Wenn Jesus sagt: „Ihr seid das Licht der Welt.

Wir können der Welt nicht anders dienen und sie besiegen als auf dem Weg der Selbsthingabe und Selbstverleugnung.

Jesus hat uns zu Königen gemacht, wir sollen herrschen, aber wir sollen herrschen auf unseren Knien. Ein Kind Gottes hat, wenn es richtig steht, mehr Macht, als irgendein Minister. Ich hatte das Glück Hudson Taylor zu hören, den Gründer der China Inlandmission.

Er hatte seinerzeit Gott gebeten ihm 18 Männer zu geben und das nötige Geld für die Ausrüstung und die Reise und dann sollte Er auch das Land öffnen, das bis dahin für England verschlossen war. Was kein Minister zu Stande brachte, das brachte dieser einfache Mann zu Stande. Erst vor Wochen sagte mir ein junger Mann: Ich musste mich bekehren, den Tag und Nacht umringten mich die Gebete meiner Mutter. Die Mutter hatte den Sohn besiegt auf den Knien. Liebe ist stärker als der Tod, mächtiger als die Hölle, viele Wasser vermögen sie nicht ersäufen. Liebe sind die feurigen Kohlen auf dem Haupt unserer Feinde. Nur eine Waffe dürfen Kinder Gottes gegen ihre Feinde gebrauchen und das ist die Liebe.

Jesus hat uns zu Priestern gemacht. Priester sollen andere auf dem Herzen tragen. Wie viele trägst du auf dem Herzen? Vielleicht niemand? Oh, dann bedaure ich dich tief, du Kind Gottes! Was betest du denn? Betest du nur immer für dich? Ist das nicht furchtbar langweilig und tötend für dein inneres Leben?

Siehe wie ein Abraham stehenblieb vor Gott und flehte für Sodom.

Was hat Dorothea Trudels Leben zu einem so glücklichen gemacht? Sie war eine Priesterin. Sie trug Freund und Feind auf dem Herzen. Ihre letzten drei Stunden auf Erden waren drei Stunden heissen Gebets und priesterlichen Flehens, da hat man sehen können, was sie auf dem Herzen trug.

Müssen wir nicht Busse tun?

Warum haben wir keine Tränen für unsere verblendete Umgebung? Oder können wir auch sagen, wie Petrus: „Was ich habe, das gebe ich dir?“ Heisst es auch von uns, wie von Maria: „Sie tat, was sie tun konnte“? Jesus sagt: „Siehe ich komme plötzlich und mein Lohn mit mir.“

Werden wir Lohn empfangen, wenn wir keine Arbeit getan haben? Tun wir Ewigkeitsarbeit?

Zum Schluss möchte ich noch einige Winke geben, wie wir diese Glaubensstellung auch in den täglichen Schwierigkeiten siegreich verwirklichen können. Das Erste: Sei einfältig!

„Wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib Licht sein!“ Einfältig sein heisst: Mit dem Auge nur auf eines sehen, es nur mit Jesus zu tun haben und nur nach Ihm sich richten wollen. Abraham war einfältig, er rechnete nur mit Gott und seiner Verheissung.

Je kindlicher du sein kannst vor Gott, desto besser. Wenn du dich wie eine Kind zu Gott hält, wirst du erfahren, dass Er sich wie ein Vater zu dir hält. Lerne alles tun, wie ein Kind, auch die scheinbar grössten Dinge. Sei kindlich vor den Menschen, sei kindlich vor Gott, auch wenn du gefehlt hast. Kinder rufen ja auch dann die Mutter, wenn sie umgefallen sind.

Eins nur wollen, eins nur wissen, Jesus, Gottes Herrlichkeit.
Und die Weltlust flieh'n und missen, heisst vor Gott Einfältigkeit.
Ist ein Herz auf dies gestellt, so gefällt es nicht der Welt.
Einfalt ist es einst erblicken, das dem Herzen ganz genug,
Das, was ewig kann erquicken, nur verlangen, das ist klug.
Seist du vor der Welt alsbald ein Tor - was liegt daran?

Treuer Jesus, meine Liebe sei nur Dir, nur Dir geweiht.
Alle meine Herzenstriebe lass doch nimmer sein zerstreut!
Dich nur wollen, dich nur sehen, heisst dem rechten Ziel nachgehen.
Tritt mir etwas vor die Augen, das mir könnte schädlich sein,
und dem Geiste nicht kann taugen, davon halte du mich rein,
Das es geh an mir vorbei, ob es nur so scheinbar sei.

Lieber aller Welt missfallen, als zum Himmel ungeschickt!
Wo ist in den Dingen allen etwas, was den Geist erquickt?
Gar nichts ist in dieser Welt, das der Einfalt wohlgefällt.
Wohne Herr in meiner Seele, fülle meinen Herzensgrund!
Was ist's dann, was mir noch fehle, wenn ich bin in dir gesund?
Ja durch Einfalt halte mich Dir verbunden ewiglich!

Michael Hahn

Fürchte dich nicht vor einer rückhaltlosen Selbsthingabe an Gott. Sei gewiss du legst deine Sache in die besten Hände.

Teilweise Hingabe macht das Leben schwer, während rückhaltlose Hingabe es zu einem leichten macht. Mache es nicht wie viele, die sich Gott nur provisorisch übergeben, nur so bei Gelegenheit und die sich dann bei der erst besten Gelegenheit Gott wieder nehmen.

Überlass alles deinem Gott. Lerne es, alle deine Angelegenheiten und Anliegen dem Heiligtum anzuvertrauen und da liegen zu lassen, bis es Gott gefällt, deine Sachen auszuführen.

Sei tief davon überzeugt, es darf dir niemand vor der Sonne stehen, wenn Gott will, dass sie dir scheine. Es kommt bei Gott alles an die Reihe. Er hat für alle einen Tag und eine Stunde, man muss nur warten.

Sei zart zum Geist. Er ist der himmlische Elieser, der dich durch die Wüste dieses Lebens dem himmlischen Isaak entgegen führt. Wo der Geist betrübt wird, nimmt die Liebe und Freude spürbar ab. Vieles überlässt Er deinem freien Willen, d.h. Er macht dich auf vieles nur aufmerksam. Nur in wenigen Fällen können wir die Leitung des Heiligen Geistes als ein „Treiben“ bezeichnen. Dieses „Treiben bezeichnet mehr die Wirkung des Geistes im allgemeinen. Das zarte Wirken des Geistes lernt man aber verstehen, wenn man einfältig auf seine Winke eingeht und nicht in eigener Meinung und eigenem Unglauben Ihm im Wege steht. Ausserdem gilt hier in vielen Fällen das Wort: „Tue alles, was dir vor die Hand kommt!“ (Pred. 9,10) In vielen Dingen haben wir die Leitung schon im Wort Gottes und suchen sie dann vergeblich durch innere Stimmen.

Lerne es auch in äusseren Nöten und Schwierigkeiten mit Jesus zu rechnen. Er will uns alles sein. Jesus rechnete mit dem Vater, darum hatte es bei ihm immer gereicht und er hatte noch übrig! (Joh. 6).

Auch in äusseren Nöten und Verlegenheiten sollten wir uns beweisen als Kinder unseres Vaters im Himmel. Wir lernen die Menschen am besten glauben durch unseren Glauben. Die Welt steht unter dem Eindruck, Gott sei hart. Wir sollten ihr zeigen, dass Gott die Liebe selber ist. Gott lässt sich wunderbar herab. Davon könnte ich hier manches Beispiel anführen.

Ich sollte einmal mit der Bahn verreisen und hatte kein Geld. Da ich nun meine Verlegenheiten nur Gott wissen lasse, so war ich auch in dieser Sache ganz auf Ihn angewiesen. Der Tag der Abreise kam. Ich betet uns schlug das Wort in 2. Kön. 3,17 auf, wo Elisa zu den drei verzagten Königen sagte: „So spricht der Herr: Ihr werdet weder Wind noch Regen sehen und der Bach wird doch voll Wasser sein, dass ihr trinket.“ Gott in seiner Herablassung gab mir dieses Wort, um meinen schwankenden Glauben aufrechtzuerhalten. Denn ohne dasselbe wäre ich wahrscheinlich nicht durchgekommen. Um 2 Uhr musste ich fahren, es wurde 12 Uhr und ich sah noch keinen Wind, es wurde 1 Uhr und ich sah noch keinen Regen, ich musste zur Bahn gehen und der Bach war noch leer. Erst auf dem Weg zur Bahn brachte mir jemand soviel, dass ich die Bahn dreimal hätte bezahlen können.

Ist es schon schwer einen Sünder dahin zu bringen, seine Sünden auf Jesus zu werfen, so scheint es fast unmöglich zu sein, ein Kind Gottes dahin zu bringen, seine Sorgen auf Jesus zu werfen.

Jesus ist auch unser Arzt. Manche Gnadenerfahrung könnte ich da erzählen. Jesus trug genauso unsere Krankheit, als unsere Sünde trug. Dem, der unseren Seelenschaden gut gemacht, ist es ein Kleines und von leiblicher Krankheit zu heilen. Nur das eine möchte ich hier bemerken, nämlich das in der Regel Unbekehrte, wenn man für sie betet, schneller die Heilung erlangen als Gläubige. Gott will den Unbekehrten locken, den Gläubigen aber erziehen. Doch niemals darf man sich mit der Krankheit so befreunden, als ob sie etwas ursprünglich von Gott Gewolltes wäre. Jesus trat ihr überall entgegen als einer feindlichen Macht. Der Leidende (Jak. 5,13) und speziell der Kranke (V. 14) darf und soll die gottgefälligen Schritte tun, um zu seiner Rettung und Heilung die Hilfe des himmlischen Arztes zu erfahren, der als solcher gerne noch viel öfter sich verherrlichen möchte, wenn Er nur das notwendige Vertrauen bei uns fände. Warum an die Kunst der schwachen und kurzsichtigen Menschen so kindlich glauben, anstatt dem göttlichen Heiland sich zu Füssen zu werfen? (Jer. 17, 5-8 +14.)

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