Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ beichtet, und bittet Gott seine Sünden ab.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ beichtet, und bittet Gott seine Sünden ab.

Aufmunterung.

Psalm 51, v. 3.4

Gott sey mir gnädig, nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich wohl von meiner Missethat, und reinige mich von meiner Sünde.

Einen gnädigen Gott haben, ist wohl der seligste Stand eines Christen. Zwar meint die Welt, Reichthum haben, geehrt seyn, immer herrlich und in Freuden leben, das wäre Glückseligkeit, aber sie betrüget sich, das alles muß vergehen. Gläubige Christen untersuchen derhalben 1) alle Tage ihr Gewissen, ob sie noch in der Gnade Gottes stehen; 2) wenn sie zur Beicht gehen, so denken sie nicht allein an ihre Sünden, sondern bitten Gott herzlich um Vergebung derselben, sie trauren darüber, und nehmen ihre Zuflucht zu der Barmherzigkeit Gottes, und zu den blutigen Wunden Jesu, und flehen demüthig um Gnade. Hat Gott ihnen nun Vergebung der Sünden durch den Mund seines Dieners widerfahren lassen, so trösten sie sich dessen, trachten aber 3) einen gnädigen Gott zu behalten, indem sie sich lassen den heiligen Geist regieren, sie befleißigen sich eines christlichen Lebens, und beweisen solches auch in Reden, Worten und Werken, fliehen die Laster und vorigen sündlichen Gewohnheiten, alsdann wissen sie, daß sie im Leben und Sterben einen gnädigen Gott haben werden.

Gebet.

Heiliger, dreieiniger Gott, Vater, Sohn und heiliger Geist! ich armer Sünder komme vor dein allerheiligstes Angesicht, und bitte dich herzlich und demüthig um Vergebung aller meiner Sünden. Ach mein Gott! ich erkenne, daß ich dich leider vielfältig erzürnt habe mit bösen Gedanken, Worten und Werken. Herr, Herr! das betrübet mich, und ist mir von Herzen leid. Du hast mich durch die heilige Taufe gemacht zum Schäflein deiner Waide, und zum Glied an deinem Leib, darum ich deine Stimme allein hören sollte. Ja ich sollte als dein Eigenthum meine Glieder begeben zum Opfer, das da lebendig, heilig und dir wohlgefällig ist. Aber ach, was soll ich sagen? Ich habe mehr der Welt und meines Fleisches als deine Stimme gehört, und habe vielfältig gethan, was dir zuwider ist. O der Blindheit meines Herzens! o der Thorheit meiner jungen Jahre! Willst du nun mit mir ins Gericht gehen, willst du nach deiner Gerechtigkeit mit mir handeln, so bin ich ewig verloren; denn mein Gewissen zeuget wider mich, und meiner Sünden ist mehr als Sand am Meer. Ach! nach deiner großen Barmherzigkeit erbarme dich über mich, rechne mir nicht zu, was Jesus Christus, mein Heiland, für mich gethan, um Jesu willen sey mir armen Sünder gnädig. Ich will ein neues und frommes Leben anfangen, und wider dich, o dreieiniger Gott! nicht mehr muthwillig und vorsätzlich sündigen. O Jesu! voller Gnad, auf dein Gebot und Rath, kommt mein betrübt Gemüthe zu deiner großen Güte; laß du auf mein Gewissen ein Gnaden-Tröpflein fließen. Durch dein unschuldig Blut, die schöne rothe Fluth, wasch ab all meine Sünde, mit Trost mein Herz verbinde, und ihr nicht mehr gedenke, ins Meer sie tief versenke, Amen.

Gesang.

Mel. O Gott! du frommer Gott.

Ach! geh nicht ins Gericht mit deinem armen Kinde, ach Vater! schone doch, hilf, daß ich Gnade finde, hab ich gesündiget und Uebels oft gethan, ach, ach! nimm doch dein Kind in Gnaden wieder an.

2. Ich beuge meine Knie, und meine Augen weinen, daß ich so gar befleckt jetzt muß vor dir erscheinen. Ach, Vater! sieh nicht an die große Missethat, ach! ich verhehl sie nicht, ich bitte dich um Gnad.

3. O wehe, daß ich hab, o Vater! dein vergessen, und bei der Sünder Schwarm, mit Lust und Freud gesessen; o wehe! daß die Sünd mich hat ganz blind gemacht, und dadurch meine Seel in diesen Staub gebracht.

4. Ach! laß in Jesu Blut mich Gnade, Gnade finden, laß deines Zornes Grimm, durch ihn getilgt verschwinden, schau mich in Jesu an, und schenk mir deine Huld; vergieb mir meine Sünd, erlaß mir meine Schuld.

5. O werther guter Geist! der du mir Kraft gegeben, zur Buß und Besserung, ach! ändre ganz mein Leben, daß ich mit solchem Fleiß, Gott dien nun immerdar, wie ich ein Sündenknecht mit großem Eifer war.

6. Ich will durch deine Gnad der Sündenlust absterben, ich will durch Jesu Blut die Seligkeit ererben, so lang der Athem-Hauch noch gehet aus und ein, so lang soll Herz und Geist nur dir gewidmet seyn.

Noch ein Gesang.

Mel. wer nur den lieben Gott läßt walten.

Was soll ich Sünder nun anfangen, da mein Gewissen mir aufwacht, ach, ach! was hab ich doch begangen, daß ich hab meinen Gott veracht? Gerechter Gott! verstoß mich nicht, ach! geh nicht mit mir ins Gericht.

2. Gott und sein Wort hat mich gelehret, den rechten Weg der Seligkeit, ich hab mich aber nicht bekehret in meiner großen Sicherheit; gerechter Gott! verstoß mich nicht, ach, geh nicht mit mir ins Gericht.

3. Erzürnter Gott! verzeih mir Armen, verzeih mir meine schwere Schuld, ach! schenke mir durch dein Erbarmen, um Jesu Willen Gnad und Huld; gerechter Gott! verstoß mich nicht, ach! geh nicht mit mir ins Gericht.

4. Ich fliehe hin zu Jesu Wunden, als welcher mich erlöset hat, wo alle Sünder Gnad gefunden, da hoff und suche ich auch Gnad; gerechter Gott! verstoß mich nicht, ach geh nicht mit mir ins Gericht.

5. Ja, ändre nun mein ganzes Leben, und fang ein frommes Leben an; ich will mich dir, mein Gott ergeben, und nicht mehr thun, was ich gethan; gerechter Gott! verstoß mich nicht, ach geh nicht mit mir ins Gericht.

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