Stapfer, Johann Friedrich - Zweyte Predigt über Luc. XXIV. 6,7,8,9.

Stapfer, Johann Friedrich - Zweyte Predigt über Luc. XXIV. 6,7,8,9.

Er ist nicht hier, sondern Er ist auferstanden. Gedenket daran, wie Er euch sagte, da Er noch in Galiläa war, und sprach: Des Menschen Sohn muß überantwortet werden in die Hände der Sünder, und gecreuziget werden, und am dritten Tage auferstehen. Und sie gedachten an seine Worte. Und sie gingen wieder vom Grabe, und verkündigten das alles den Eilfen, und den andern allen.

Jauchzet ihr Himmel, denn der Herr hats gethan. Freue dich, du Erde, und ihr Einwohner derselben frohlocket mit Jauchzen, denn der Herr hat sein Volk erlöset. Mit diesen Worten erwecket Jesajas in prophetischem Geiste Himmel und Erde zu einem allgemeinen Lobgesang über das zukünftige Werk der Erlösung. Jes. 44. Wir rufen heute noch mit grösserm Rechte Himmel und Erde zu einer feyrlichen Freude, zu einem allgemeinen Hallelujah, über das vollbrachte Werk der Erlösung auf. Es ist vollbracht, es ist vollbracht, das grosse Werk der Erlösung, das Jesus auf sich genommen, die ewige Versöhnung ist vollendet, die Feinde unsers Heils sind überwunden, das Lied des Triumphs erschallet durch Himmel und Erde: Jesus ist auferstanden.

Jauchzet ihr Himmel, denn der HErr hats gethan. Ihr Engel! die ihr den Sohn Gottes in der tiefsten Erniedrigung und in den Banden des Todes mit heiligem Schauer gesehen, und Ihm jetzt mit Ehrfurcht und Demuth in seiner Herrlichkeit dienet: Frohlocket über den Sieg euers ewigen Königs, und feyert heute seine Auferstehung durch alle Himmel mit Entzückung und Jubelgesängen. Lasset sein Lob, das Lob des triumphierenden Erlösers, euers Schöpfers und unsers Bruders, in englischer Music erthönen, und eure Freude in göttliche Psalmen ausbrechen, und rufet mit einem unsterblichen Hallelujah: Jesus ist auferstanden.

Jauchzet ihr verherrlichten Seelen! ihr Seelen seines erlösten Volkes, die ihr das ewige Leben und die unaussprechliche Seligkeit geniesset, die euch Jesus durch seinen Tod und durch seine Auferstehung erworben; die ihr den ehemals gecreuzigten Heiland auf dem glänzenden Throne seiner Herrlichkeit sehet, und seine Majestät und seine Liebe mit entzückten Herzen anbetet, freuet euch heute über die vollendete Versöhnung eures seligen Mittlers, und stimmet durch alle Wohnungen des Himmels jubilierende Siegeslieder zu seiner Verherrlichung an, und rufet mit lauten und frohlockenden Gesängen: Jesus ist auferstanden.

Freue dich, du Erde, und ihr Einwohner derselben frohlocket mit Jauchzen, denn der Herr hat sein Volk erlöset.

Heil dir! du Volk der Christen, dein Jesus lebet. Er stehet auf, aus dem Grabe, der göttliche Sieger. Er hat die Sünde und den Tod und die Hölle überwunden, und die Erde mit Gott versöhnet, und den Menschen die Thore des Himmels geöffnet. Weinet nun nicht länger, die ihr Ihn die vergangene Woche mit Wehmuth und Thränen auf Golgatha gesehen, da die Schrecken des Herren auf seiner Seele lagen, da Er mit Blute beflecket, von allen Freunden verlassen, verworfen von Gott seinem himmlischen Vater, mit tödtlichen Schmerzen an seinem Leibe gequälet, mit bangen und ängstlichen Seufzern in seinem Herze, als ein verfluchtes Opfer für unsere Sünden, an dem schmächlichen Creuze hieng, und mit sterbendem Winseln und Aechzen ausrief: mein Gott! mein Gott! warum hast du mich verlassen? Und sein sinkendes Haupt neigte und starb. Er lebet, Er lebet, euer Heiland, mit Ehre und Herrlichkeit gekrönet, und durch sein Leben wird Er euch alles Heil und alle Seligkeit schenken. Freuet euch über den Sieg euers Erlösers und Gottes, und jauchzet, und rufet mit inniger Entzückung und freudigem Lobe: Jesus ist auferstanden!

So kommet denn, Meine andächtige Zuhörer! und betrachtet die Auferstehung Jesu, deren Gedächtniß wir heute feyren, mit diesen seligen Empfindungen der Dankbarkeit, des Lobes und der Freude, damit ihr bey dem heiligen Abendmahl versichert werdet, daß Jesus auch für euch lebet.

Kommet, ihr arme Sünder! die ihr unter der Last eurer Schulden seufzet, und Gnade und Vergebung suchet; Jesus lebet, und Er ist gnädig und mächtig euch zu helfen und euch zu vergeben, denn Er hat eure Sünden getilget und euch mit Gott versöhnet.

Kommet, ihr Schwachgläubige: die ihr noch kein rechtes Vertrauen auf euren Heiland setzet, und mit Zittern zu ihm nahet; Jesus lebet, und in seinem Leben findet ihr Gnade und Heil, und Seligkeit; und ihr könnet mit einer sichern Zuversicht ausrufen: Der Herr lebet, und gelobet sey mein Hort, und der Gott meines Heils müsse erhaben werden immer und ewiglich. Psal. 18.

Kommet, ihr Gläubigen und freuet euch und jauchzet mit Frohlocken, denn Jesus lebet, und stimmet ein Lobgesang an, das durch diesen Tempel, durch die ganze Welt, durch alle Himmel erschalle: Der Herr ist meine Macht, und mein Psalm, und mein Heil. Man singet mit Freuden vom Siege in den Zelten der Gerechten: Die Rechte des Herren ist erhöhet; die Rechte des Herren behält den Sieg. Diß ist der Tag, den der Herr gemacht hat, lasset uns freuen und fröhlich seyn. O Herr hilf! o Herr laß wohl gelingen; Gelobet sey, der da kommt im Namen des Herrn. Du bist mein Gott, ich will dir danken, mein Gott, ich will dich preisen. Danket dem Herren, denn Er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Ps. 118.

O Du anbetungswürdiger, verherrlichter Heiland! Deine Auferstehung feyren heute alle Engel und verklärte Seelen in dem Himmel, und beten entzückt ihren erhöhten König an, und loben Dich, der Du lebest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Deine Auferstehung feyren heute alle Christen auf Erden, und freuen sich über Deinen Sieg, und danken Dir für Deinen Tod, dadurch Du sie erlöset, für Dein Leben, dadurch Du sie selig machst. Ach! lasse uns auch, die wir hier versammlet sind, Deine Auferstehung mit Glauben, Lobe und Dankbarkeit feyren, und die gesegneten Früchte derselben bey dem heiligen Abendmahl gemessen. Lebe in uns, o Jesu! und wir in Dir, auf daß wir ewig mit Dir vereiniget seyen. Amen.

Die Worte unsers Texts beschreiben einen Theil von der Geschichte der herrlichen Auferstehung Jesu Christi. Da sein Leib in dem Grabe lag, so wollte die Freundschaft der Seinigen den geheiligten Cörper vor der Verwesung bewahren, und nachdem sie Ihn über den Sabbath beweinet, so kamen die Weiber am Sontag frühe mit Thränen der Liebe Ihn noch das leztemal zu sehen und zu salben. Aber an eben demselben Morgen wäre noch früher der Heiland aus dem Grabe auferstanden; und da sie hineingiengen, fänden sie den Leib ihres Herrn nicht. Zwey Engel stiegen gleich dem glänzenden Blitze aus dem Himmel herab, und richteten die erschrocknen Gemüther der furchtsamen Weiber mit dieser freudigen Nachricht auf: Er ist nicht hier, sondern Er ist auferstanden, gedenket daran rc.

Wir wollen euch aus diesen Worten

  1. Die Wahrheit der Auferstehung Jesu,
  2. Die Notwendigkeit derselben,
  3. Die Pflichten, dazu sie uns verbindet, vorstellen.

I.

Die Wahrheit, welche den Grund unserer ganzen Religion ausmachet, ist in den Worten enthalten: Er ist nicht hier, sondern Er ist auferstanden. Diese Wahrheit ist so gewiß, daß weder im Himmel noch in der Hölle daran gezweifelt wird. Die Engel und Seligen erkennen sie, und beten den an, der ehemals gestorben, aber nun in Ewigkeit lebet. Die Teufel und Verdammten erkennen sie, und zittern vor dem, der ehemals erniedriget wäre, aber dessen Macht sie jetzt zu ihrem ewigen Schrecken empfinden. Nur auf der Erde, auch unter denen, die sich Christen nennen, sind solche unselige Menschen, die arger sind als die Einwohner der Hölle, und die Wahrheit der Auferstehung Jesu läugnen, oder in Zweifel ziehen. Allein wir beweisen sie unwidersprechlich aus der Menge ihrer Zeugen, aus ihren Wirkungen, aus unserer ganzen Religion.

l. Wir haben himmlische, wir haben von den Todten auferweckte, wir haben lebendige Zeugen, die alle darin übereinstimmen, daß Jesus lebet. Die Engel kamen aus ihrer unsterblichen Wohnung herab, und verkündigten diese Wahrheit. Die Todten gingen aus ihren Gräbern, und waren Zuschauer und Herolden seines Triumphs und seiner Auferstehung. Er zeigte sich seinen geliebten Jüngern oft, und wandelte noch vierzig Tage unter ihnen, und vertriebe alle Furcht und Traurigkeit und Zweifel aus ihren Gemüthern. Ihn sahen die Weiber und seine Maria, deren Herz von inniger Freude und süsser Entzückung wallte, da sie ihren Gott, ihren Freund und Messias in seiner Klarheit gesehen, und seine liebreiche Stimme gehöret. Ihn sahen seine Jünger, sein geliebter Johannes mit Thränen der Freundschaft und Liebe; sein Petrus, den sein göttlicher Anblick und seine segnenden Worte zu dieser gläubigen Bekenntniß erweckten: Herr Jesu! du weist, daß ich dich lieb habe; sein Thomas, der mit überzeugender Gewißheit ausrief: Mein Herr und mein Gott! Ihn sahen alle seine Apostel, und ihr Herz brannte in ihnen vor Freude und zärtlicher Liebe, und erhabner Begierde Zeugen ihres lebenden Heilands bey allen Völkern zu werden. Ihn sahen mehr als fünfhundert seiner Jünger auf einmal, und wurden durch einen liebreichen Umgang mit Ihm zu der völligen Versicherung gebracht, daß Jesus auferstanden. Ihn sahe Stephanus, da er von Steinen zerschmettert den Himmel offen siehet, und den Heiland zur Rechten des Vaters erblicket. Ihn sahe Paulus, da Er ihm mit allmächtiger Stimme zurief: Ich bin Jesus, den du verfolgest; und ihn aus einem grausamen Feinde zu seinem getreuen Jünger machte. Alle diese Apostel gingen mit fester Ueberzeugung, mit der größten Gewißheit von einem Lande zum andern, und verkündigen, daß Jesus lebet. Sie richten ihrem gekreuzigten und erhöhten Heiland Denkmahle der Ehre und Herrlichkeit unter allen Völkern auf. Keine Hoffnung von irdischen Vorteilen, keine Versprechungen, keine Drohungen, keine Mühe, keine Leiden, keine Verfolgungen, keine Marter, sie mögen so schmerzlich seyn als sie wollen, können sie von dem muthigen Bekenntniß abhalten, daß Jesus lebet. Ja, selbst in dem Tode, in dem grausamsten Tode, lächeln diese Zeugen der Wahrheit gen Himmel, und schauen mit entzückten Blicken ihren verherrlichten Heiland an, und rufen noch mit sterbendem Munde, Jesus lebet. So schämet euch denn, ihr Feinde unsers Glaubens. Kann ein falscher Wahn, eine Einbildung, ein Betrug so göttliche Thaten, eine mehr als menschliche Großmuth hervorbringen? Nur die konnten Jesum so standhaft bekennen, die ihn wahrhaftig gesehen.

2. Die Wirkungen der Auferstehung Jesu beweisen uns auch die Wahrheit derselben. Die grosse Veränderung der Apostel, und die Bekehrung der Völker des Erdbodens, wäre eine gesegnete Wirkung der Auferstehung unsers Heilands. Vor derselben waren die Apostel noch unwissend, noch schwach, noch zaghaft. Aber sobald sie ihren auferweckten Heiland gesehen, werden sie mit einem himmlischen Lichte erleuchtet, mit göttlicher Stärke ausgerüstet, mit heiligem Muthe belebet. Der Geist Jesu erfüllet ihre Herzen mit seiner Klarheit und allmächtigen Kraft. Alle Zweifel, alle Furcht, alle Schwachheit verschwindet. Das Leben Jesu offenbaret sich in ihnen in seiner ganzen Macht und Herrlichkeit. Sie breiten das Evangelium von dem auferstandnen Heiland mit siegreichem Fortgang in der Welt aus. Sie verrichten unzählige Wunder in dem Namen ihres lebenden Erlösers, und durch ihre Predigt wird die ganze Welt auf einmal verändert. Die Teufel erzittern und fliehen davon, und verlassen ihr Reich, das sie so lange beherrschet. Der Aberglauben und Unglauben, die Abgötterey und Gottlosigkeit werden verstöret. Die Völker, die vorher nicht einmal den Namen Gottes ihres Schöpfers kannten, werden bekehret, und beten Jesum an, und unterwerfen sich Ihm mit Demuth und Glauben. Seine Herrlichkeit erfüllet den ganzen Erdboden, und man höret das Siegeslied in allen Ländern erschallen, Jesus ist auferstanden, Jesus lebet, Jesus herrschet auf dem Throne seines Vaters. Ganze Schaaren von Blut-Zeugen, die vorher ungläubig waren, bekräftigen diese Wahrheit durch ihren Tod, und übergeben mit Freuden ihre Seelen in die Hände ihres lebenden Erlösers.

Diese Wirkungen der Auferstehung Jesu, die man in den ersten Zeiten der Kirche gesehen, haben sich in allen folgenden Zeiten gezeiget. So viele Millionen Seelen, die seither im Glauben gelebt und gestorben, sind so viele Zeugen dieser seligen Wirkung. Das Leben Jesu hat ihr Vertrauen auf Ihn, ihre Ergebung in seinen Willen, ihre Heiligkeit, ihren freudigen Muth im Tode und ihre fröhliche Hoffnung einer seligen Ewigkeit erwecket. Und noch jetzt, wenn ihr eure Sünden verlasset; wenn ihr an euren Heiland glaubet; wenn ihr ein gottseliges Leben führet; wenn ihr auf dem Sterb-Bette euer Haupt getrost empor hebet, und euch bey dem Anblicke der künftigen Herrlichkeit freuet, so seyd ihr wahrhaftige Zeugen der Auferstehung Jesu; und alle diese göttliche Wirkungen kommen daher, daß Jesus lebet, daß Er in euch mit aller seiner Gnade lebet.

3. Wir beweisen endlich die Auferstehung unsers Heilands aus unserer ganzen Religion. So wahr als die Seelen unsterblich sind, und ein frommes Leben nicht dem Leben eines Wurms gleich ist, der im Tode vergehet, sondern eine Belohnung in der Ewigkeit zu hoffen hat! So wahr als sich Gott der Menschen erbarmet, und nicht alle seine Geschöpfe auf ewig lasset verloren gehen! So wahr als die heilige Schrift ein göttliches Buch ist, und die Lehre von unserer Seligkeit enthaltet! So wahr als die Menschen, die elenden und von Gott abgefallenen Menschen, eine Erlösung nöthig hatten! So wahr als Jesus gecreuziget worden und für sie gestorben, und der einzige Grund ihres Vertrauens und ihrer Hoffnung ist! So wahr als Christen sind, die im Glauben an diesen Heiland leben und sterben! So wahr als ihr in dem Namen Jesu getauft worden, und bey dem heiligen Abendmahl das Gedächtniß seiner Liebe feyret! So wahr ein zukünftiges Weltgericht, eine Auferstehung der Todten, eine ewige Herrlichkeit seyn wird, so wahr ist es auch, daß Jesus lebet und auferstanden ist! Ja ich schwöre bey dem Gott, der da lebet von Ewigkeit zu Ewigkeit; ich schwöre bey meiner unsterblichen Seele, die ohne diesen Heiland ihre Unsterblichkeit als einen Fluch ansehen wurde, ich schwöre bey allen heiligen Wahrheiten unserer Religion, so wahr uns allen Gott helfe in Zeit und Ewigkeit! Jesus lebet und ist auferstanden.

II.

Lasset uns zweytens die Notwendigkeit der Auferstehung Jesu betrachten. Die Engel sagen in unserm Texte: Des Menschen Sohn mußte überantwortet werden in die Hände der Sünder, und gecreuziget werden und am dritten Tage auferstehen. Das erstere ist euch in der vergangenen Woche zur Ueberzeugung gezeiget worden, wir wollen euch nur das letztere beweisen. Er mußte am dritten Tage wider auferstehen. Dieses wäre nothwendig wegen den grossen Absichten des Vaters in Sendung seines Sohns, wegen der Vollkommenheit des Mittleramts Jesu, wegen dem ganzen Heil der Erlösten.

I. Die grossen Absichten des Vaters erforderten die Auferweckung unsers Heilands. Denn Er hatte Ihn, den ewigen Sohn, in die Menschheit erniedriget und in die Welt gesandt, daß Er durch seine Lehren uns zur Unsterblichkeit, zu einer ewigen Seligkeit tüchtig mache, und den Sündern die Gnade und Erbarmung des himmlischen Vaters und das Mittel der Erlösung, und den Weg zu der künftigen Glückseligkeit offenbare; daß Er durch sein heiliges Leben das Gesetz Gottes an unserer Statt erfülle, und durch seinen vollkommenen Gehorsam uns das verlorne Recht zum ewigen Leben erwerbe, und zugleich den Menschen ein göttliches Beyspiel aller Tugenden gebe; daß Er durch seinen Tod die Gerechtigkeit des beleidigten Gottes befriedige, die Uebertreter mit Ihm versöhne, die Schuld und Strafe der Sünden tilge, und die Menschen durch sein Bundes-Blut heilige und selig mache. Hiemit mußte der Vater ihn wieder von den Banden des Todes befreyen, um den Engeln und Menschen zu zeigen, daß seine Lehre wahr, daß sein Leben heilig, daß sein Tod ein ewig gültiges Opfer für seine Erlösten gewesen. Deßwegen saget Jesus am Ende seines Lebens: O Vater! ich habe dich verkläret auf Erden, und vollendet das Werk, das Du mir gegeben hast, darum verkläre mich, o Vater! mit der Herrlichkeit, die ich bey Dir hatte, ehe die Welt war. Joh. 17.

2. Die Vollkommenheit des Mittler-Amts Jesu erforderte auch seine Auferstehung. Denn Er wäre kein wahrer Prophet gewesen, wenn Er die Göttlichkeit seiner Lehre und die Heiligkeit seines Lebens nicht durch dieses Wunder bekräftiget, wenn Er die Verheissung, die Er seinen Jüngern so oft gegeben, wenn Er die Weissagungen der Propheten, die schon lange zuvor seinen Sieg verkündiget, nicht erfüllet hätte. Er wäre kein wahrer Hohepriester und Erlöser gewesen, wenn Er nicht durch seine Auferstehung kräftig erwiesen hätte, daß sein Tod ein vollkommenes Lösegeld für die Sünden gewesen; daß der Vater dasselbe angenommen, und durch sein Leiden befriediget seye; daß den begnadigten Menschen eine ewige Gerechtigkeit und Seligkeit zuwegegebracht seye. Er wäre kein wahrer König gewesen, wenn Er nicht den Tod und die Hölle überwunden, seinen Sieg mächtig ausgeführet,, und durch sein Leben gezeiget hätte, daß Er die Macht habe die Seinigen von allen Feinden ihres Heils zu erretten, sie zu regieren, und ihnen das geistliche und ewige Leben mitzutheilen. Er wäre nicht Gott gewesen, wenn Er nicht seine Allmacht und Gottheit und Herrlichkeit durch das größte Wunder, durch die Auferweckung seiner Menschheit unwidersprechlich bewiesen hätte. Er wäre nicht der einzige Grund und Urheber unserer Seligkeit, wann Er nicht auferstanden wäre; weil der Glaube, dadurch wir selig werden, sich nur auf einen lebenden Heiland gründen kann. Nur darum kann Er immerdar selig machen, die durch Ihn zu Gott kommen, weil Er immerdar lebet. Hebr. 7.

3. Die Auferstehung Jesu wäre endlich notwendig wegen dem ganzen Heil seiner Erlösten. Weil Jesus auferstanden, so können sie berufen und zur Gemeinschaft seiner erworbenen Güter eingeladen werden, denn sonst hätten sie keine Gewißheit ihres seligen Antheils an denselben. Der Vater berufet sie, damit sie gleichförmig seyen dem Ebenbild seines Sohns, auf daß Er seye der Erstgeborne unter vielen Brüdern. Röm. 8. Weil Jesus auferstanden, so kann der Glaube in ihnen erwecket werden, weil sie Ihm ihre Seelen als einem vollkommenen und allmächtigen Heiland zur Erlösung und Heiligung übergeben können, denn sonst wären sie nicht versichert, daß Er für sie genuggethan und die Macht habe sie selig zu machen. Das ist das Wort vom Glauben, das wir predigen; so du mit deinem Munde bekennest, daß Jesus der Herr sey, und glaubest in deinem Herzen, daß ihn Gott von den Todten auferwecket, so wirst du selig. Röm. 10. Weil Jesus auferstanden, so können sie widergeboren werden, weil Er den Tod und die Sünde und die Hölle besieget und lebet, so kann Er uns von dem geistlichen Tode aufwecken, uns von der Herrschaft der Sünde und des Satans befreyen, und das Leben, das aus Gott ist, mittheilen. Gelobet sey Gott, der uns nach seiner Barmherzigkeit widergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu von den Todten. 1 Petr. 1. Weil Jesus auferstanden, so können sie gerechtgesprochen werden. Denn sie können die Vergebung ihrer Sünden und das Recht zum ewigen Leben nur durch seine vollkommne Genugthuung erlangen, die sich durch seine Auferstehung kräftig und allgenugsam erwiesen. Er ist um unserer Sünden willen dahingegeben, und um unserer Gerechtigkeit willen auferwecket. Röm. 4. Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen, Gott ist hie, der gerechtspricht? Wer will verdammen, Christus ist, der gestorben ist, ja vielmehr der auch auferwecket ist. Röm. 8. Weil Jesus auferstanden, so können sie geheiliget werden. Denn Er kann uns deßwegen seinen Geist schenken, der das göttliche Leben in uns fortsetze, erhalte und vollende; daß gleichwie Christus ist auferweckt worden zur Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in einem neuen Leben wandeln, daß wir nicht mehr uns selbst leben, sondern dem, der für uns gestorben und auferstanden ist. Denn daß Er gestorben ist, das ist Er der Sünde gestorben, daß Er aber lebet, das lebet Er Gott. Also auch ihr, haltet euch dafür, daß ihr der Sünde gestorben seyd, und lebet Gott in Christo Jesu unserm Herrn. Röm. 6.

Weil Jesus auferstanden, so können sie versieglet und der ewigen Seligkeit versichert werden, indem Er uns durch seine Macht wider alle Feinde unsers Heils beschützen, uns in der Gnade Gottes bewahren, und das gute Werk, daß Er in uns angefangen hat, vollenden kann, bis auf den Tag Jesu Christi. Phil. 1. Daß wir mit Zuversicht sagen können: Ich weiß, an wen ich glaube, und daß Er mächtig ist mir meine Beylage zu bewahren bis an jenen Tag. 2 Tim. 1. Weil Jesus auferstanden, so können sie endlich verherrlichet werden, denn Er ist das Haupt und wir seine Glieder; Er lebet ewig in dem Himmel, und wir werden auch daselbst leben; Er ist auferwecket worden, und wir haben auch eine selige Auferstehung zu erwarten, und unsere Seelen und Leiber werden der herrlichen Seele und dem verklärten Leibe Jesu gleichförmig werden; denn so wir glauben, daß Jesus auferstanden ist, so wird Gott auch die, so entschlafen sind, durch Jesum mit Ihm fuhren, 1. Thes. 4. Wir werden in der Gemeinschaft unsers ewig lebenden Erlösers eine vollkommene Seligkeit gemessen. Sind wir mit Christo gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit Ihm leben werden in Ewigkeit. Röm. 6.

III.

Lasset uns drittens die Pflichten betrachten, dazu uns die Auferstehung Jesu verbindet. Diese werden uns durch das Exempel der gläubigen Weiber in unserm Texte vorgestellet. Und sie gedachten an sein Wort, und gingen wieder vom Grabe, und verkündigten das alles den Elfen und den andern allen. Also müssen wir auch an die Auferstehung Jesu gedenken, und dieselbe verkündigen. Dieses geschiehet erstlich durch eine innige Freude über dieselbe. Wie groß muß sie bey diesen Weibern und bey den Jüngern gewesen seyn, da sie hören, daß ihr theure Freund, Bruder, Erlöser, den sie so wehmüthig beweinet, wieder lebet. So freuet euch denn auch, ihr Erlösten des Herrn, über den Sieg euers göttlichen Heilands. Ach! ihr waret verloren, ewig verloren, wenn Jesus nicht auferstanden wäre. Aber jetzt seyd ihr mit Gott versöhnet, eure Sünden sind getilget, eure Strafe ist weggenommen, eure Seligkeit ist versichert. Jesus lebet, und ihr werdet auch leben. Jesus lebet, und Er wird euch in seine Herrlichkeit aufnehmen. Der Himmel stehet euch offen. Verewige Vater stehen euch als seine Kinder an. Die Engel Gottes nennen euch Brüder, und freuen sich über eure Erlösung und zukünftige Seligkeit. So freue dich auch, o meine Seele, in deinem Erlöser und Gott! freue dich über das grosse Heil, das dir dein Jesus erworben, und über seinen herrlichen Triumph, und über die Hoffnung der Unsterblichkeit, die du noch in einer ewigen Aussicht vor dir hast, die so gewiß ist, so wahr der lebet, der am Creuze gestorben! und rufe mit inniger Empfindung: ich freue mich in dem Herrn, und meine Seele ist fröhlich in dem Gott meines Heils. Meine Seele erhebet den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes meines Heilands.

2. Wir gedenken, zweytens, an die Auferstehung Jesu, und verkündigen dieselbe durch die Dankbarkeit und Liebe, die wir Ihm dafür erweisen. Diese erzeigen die Weiber, indem sie mit der größten Willigkeit, voll Freude und Liebe und dankbarer Empfindung den Aposteln die Nachricht von dem Leben Jesu überbringen. So sollen auch eure Herzen, o ihr Gläubigen! mit einer aufrichtigen Dankbarkeit gegen euren Erlöser, für alles, was Er für euch gethan, für alle Wohlthaten, die Er euch erworben, erfüllet seyn. Ihr müsset mit einer gerührten Seele sagen: Für mich, o Jesu! für mich armen Sünder, bist du aus der Wohnung deiner Herrlichkeit herabgekommen um mich zu einem Erbe dieser Herrlichkeit zu machen. Für mich hast Du die grausamste Marter und den schmerzlichsten Tod gelitten um mich zu erlösen, in mir die Gnade des Vaters und alle Güter der Seligkeit zu erwerben. Für mich hast Du den Tod und die Hölle überwunden, um mich von der Herrschaft derselben loszureißen und mir ein ewiges Leben zu schenken. Für mich bist Du auferstanden und lebest in Ewigkeit, damit ich Dir ewig lebe, und einen allgenugsamen Heiland habe, der mich vollkommen selig machen könne. O mit welchem Danke, mit welchen innigen, aufrichtigen, zärtlichen Danke, soll ich Dir alle diese Wohlthaten vergelten. O Du, den meine Seele liebet! ich übergebe Dir mein Herz und mein ganzes Leben, und alles was ich bin, und alles was ich habe, zu einem ewigen Denkmal und Zeugniß meiner grossen Dankbarkeit. Ich will in dem heiligen Abendmahl, ich will die ganze Zeit meines Lebens, ich will noch auf dem Tod beten, ja ich will die ganze Ewigkeit hindurch mit inniger Erkenntlichkeit an alle Deine Gnade gedenken, und sie verkündigen, und sie loben, und meine Liebe gegen einen so theuren gegen einen so göttlichen Erlöser offenbaren, und Dir danken und Dir leben, o Jesu! der Du für mich gestorben und auferstanden bist.

3. Wir gedenken drittens an die Auferstehung Jesu und verkündigen dieselbe durch einen wahren Glauben an unsern lebenden Erlöser. Die Weiber glauben, so bald sie die Botschaft der Engel hören, sie gedenken an die Verheissung Jesu, und nehmen sie an, und verkündigen sie ohne die geringste Furcht des Zweifels den übrigen Aposteln, und glauben, daß ihr Erlöser lebet. Wir haben eben die Gewißheit, welche diese Weiber und die Jünger von der Auferstehung unsers Heilands gehabt. Aber wenn wir der gesegneten Früchte derselben wollen theilhaftig werden, so müssen wir, wie sie, an Jesum glauben. Wir müssen mit unserm Verstande den Tod und die Auferstehung Jesu als den einzigen Grund unserer Seligkeit betrachten; wir müssen mit unserm Willen Jesum in seinem ganzen! Mittler-Amte, in seinem Tode und Leben, zu unserer Erlösung und Heiligung annehmen, und Ihm unsere Seelen zur Befreyung von der Strafe und Herrschaft der Sünde übergeben; wir müssen alle unsere Begierden mit Jesu vereinigen, die Begierden des Verlangens, des Vertrauens und der Liebe; wir müssen in unserm ganzen Leben zeigen, daß wir die Kraft seiner Auferstehung kennen, und nach dem Wille dieses verherrlichten Heilands in einem neuen und gottseligen Leben wandeln. Das ist der wahre Glaube, o meine Seele! Dein Jesus lebet. Dein Jesus lebet um dich selig zu machen. O so nimm Ihn denn an als deinen Erlöser, und verlange nach Ihm, und vertraue auf Ihn, und lebe zu seiner Ehre, so wirst du in Ihm deine Seligkeit finden. Ist schon dein Glaube noch schwach und mit Furcht und Zweifel beschwert? dein Jesus lebet. Er wird ihn durch seine Kraft in eine triumphierende Gewißheit verwandeln, und dich mit Zuversicht und Freude ob seinem Heil erfüllen. Bätte nur zu Ihm mit Einbrunst und Andacht. O Jesu! würke, erhalte, stärke in mir den Glauben an Dich, damit ich in Dir lebe, und Du mit aller Deiner Gnade in mir lebest, damit Du mein allgenugsamer Heiland, und ich Dein Kind und Dein Erlöster seye.

4. Wir gedenken viertens an die Auferstehung Jesu und verkündigen dieselbe durch den Eifer diesem lebenden Heiland zu dienen. Diesen zeigen die gläubigen Weiber, indem sie das Evangelium von dem auferstandnen Jesu alsobald ausbreiten, und dadurch die Ehre ihres Erlösers zu befördern suchen. Dieser Eifer in dem Dienste Jesu muß auch eure Herzen beleben, o ihr Gläubigen! Seyd ihr mit Christo auferstanden, so müsset ihr nicht mehr der Sünde, nicht mehr der Welt und dem Satan, sondern Jesu einzig dienen. Das ist das neue Leben, das Er von seinen Erlösten fordert. Euer Verstand muß eifrig seyn euren Heiland und seine grosse Herrlichkeit und seine Wohlthaten lebhaft zu erkennen. Euer Wille muß eifrig seyn einzig nach dem Willen Jesu zu leben. Eure Begierden müssen eifrig seyn alles zu lieben und zu begehren, was Jesu Dienst und Ehre erfordert. Euer Leib muß eifrig seyn das Leben Jesu in eurem sterblichen Fleische zu offenbaren, und nicht die Sünde sondern den Geist Jesu herrschen zu lassen in euren Gliedern, zu dienen dem lebendigen Gott. Euer ganzes Leben muß eifrig seyn in dem Dienste euers Erlösers. Ihr müsset in eurem ganzen Wandel zeigen, daß Jesus in euch lebet und herrschet. Ihr müsset mit einem aufrichtigen Vorsatze sagen: Alles, was ich für meinen geliebten Heiland thun kann, soll meine größte Freude seyn; keine Mühe, keine Arbeit, keine Tugend soll mir zu schwer seyn, wenn es um den Dienst und die Ehre meines Erlösers zu thun ist. Mein Jesus lebet, und ich will Ihm auch leben. Mein demüthiges Verlangen, meine eifrige Begierde Dir zu dienen und ewig Dir zu dienen, o Jesu! soll die ganze Zeit meines Lebens, soll die ganze Ewigkeit stets bey mir kräftig und lebendig durch deine Gnade seyn.

5. Wir gedenken endlich an die Auferstehung Jesu und verkündigen dieselbe, wenn wir sie zum Grunde und zur Quelle alles Trostes in dem Leben und dem Tode machen. Dieses thaten die gläubigen Weiber und die Apostel. In ihren Sünden, in ihren Trübsalen, in allem, was ihnen in der Welt widerwärtiges begegnete, wäre dieses ihr einziger Trost, daß Jesus lebet. Und dieses soll auch dein Trost seyn, o du gläubige Seele: wenn du mit leiblichen oder mit geistlichen Trangsalen, mit deinen Sünden, mit den Feindendeines Heils, mit Anfechtungen kämpfen musst, so gedenke: daß dein Jesus lebet. Dieser einzige Gedanke soll dich aufmuntern, erquicken und trösten.

l. In allerhand Arten deines leiblichen Elends musst du dich damit aufrichten und gedenken.

Ich muß zwar Mangel und Unmuth und Bedürfnis leiden, ich finde wenig liebreiche Herzen die meine Nothdurft erleichtern, ich seufze und weine oft unter der Last des Elends, das mich drucket. Aber mein Jesus lebet! Er wird mich liebreich und gnädig versorgen. Auf Ihn vertrauet meine Seele. Wenn ich schon der irdischen Güter entmangeln muß, so wird Er mir geistliche und himmlische Güter, die selige Empfindung seiner Gnade und seines Heils schenken, die alles weit übertrifft, was ich in dieser Welt besitzen könnte. Er ist meines Herzens Theil und meine Freude in Ewigkeit.

Ich werde von meinen Feinden verfolget, die mich unschuldig betrüben, beleidigen und meiner Seele keine Ruhe lassen. Aber mein Jesus lebet! der wird mir helfen, der wird mir beystehen, der wird. Mich erretten. Hoffe auf Ihn, meine Seele, und sey getrost und unverzagt! denn Er trägt die Seinen auf treuen allmächtigen Armen, daß ihnen kein Uebel widerfahre. Er hat verheissen: Ich will dich nicht verlassen, Ich will dich nicht versäumen, damit du sagen dürfest, der Herr ist mein Helfer, was mögen mir Menschen thun. Hebr. ,3.

Ich werde voll Schmerzen und Krankheiten geplagt, und meine Qual ist alle Morgen neu; ich muß oft seufzen und klagen o ich elender Mensch! wer wird mich erlösen von diesem Leibe des Todes? Aber mein Jesus lebet. Seine Tröstungen erquicken meine Seele. Er machet, daß diese Krankheiten meinen unsterblichen Geist von der Sünde und der Erde los, und zu der Ewigkeit tüchtig machen. Ein Blick in den Himmel, wo mein Erlöser lebet, erleichtert mir alle Schmerzen, und erfüllet meine Seele mit heiliger Wonne. Die Leiden dieser Zeit sind nicht werth der Herrlichkeit, die Jesus an mir offenbaren wird. Röm. 8.

Meine Geliebten sterben. Mein Vater, meine Mutter, meine Freunde werden durch den Tod aus meinen Armen gerissen, und ihr Hinscheid bricht mir mein Herz und betrübet das Innerste meiner Seele. Aber mein Jesus lebet! Er ist mein Vater und mein Bruder und mein Freund, dessen liebreicher Umgang mir meinen schmerzlichen Verlust reichlich ersetzet. Er wirb hier in dieser Welt die Stelle meiner Geliebten und verstorbenen Freunden mit einer liebenswürdigen Freundschaft verwetten, und mich in der Ewigkeit wieder in ihre angenehme Geselle schüft bringen, wo wir mit Jesu ewig leben werden.

Meine Seele ist oft mit Nacht und Traurigkeit und finstern Gedanken umhüllet, die mir alle Freude des Lebens wegnehmen. Die ganze Welt wird mir gleichsam zu enge und scheinet mich zu verlassen; aber mein Jesus lebet! der wird mich nicht verlassen, der wird mein Herz, wenn es auf Ihn vertrauet, mit himmlischer Freude erfüllen, und alle Traurigkeit auslöschen, und machen, daß ich ob seiner Hülfe Mich bin den ganzen Tag und jauchze ob seinem Heil: Wenn mich schon die ganze Welt verläßt, wenn schon mein Leib und Seele verschmachtet, so bist Du doch, o Jesu! meines Herzens Theil. und meine Wonne in Ewigkeit. Ps. 73.

2. In allen Arten der geistlichen Trübsalen muß auch die Auferstehung deines Heilands, 0 du gläubige Seele! dein einziger Trost seyn. Du musst so gedenken.

Meine Sünden ängsten mich zwar, die Gerechtigkeit des beleidigten Gottes schrecket mich, ich liege unter der Last meiner Schulden zu Boden, und seufze und weine und zittre, und werfe mich in den Staub hin, und darf fast nicht um Gnade und Erbarmung stehen; aber mein Jesus lebet! Er hat meine Sünden gebüsset und mich mit seinem Vater versöhnt. Er wird ein demüthiges Geschöpfe, wie ich bin, das nichts als Gnade, nichts als unverdiente Gnade bey Ihm suchet, nicht von Sich wegflossen. Er ist darum gestorben, Er ist darum auferstanden, daß Er sich meiner hülsreich annehmen könne. Er wird mit einem Herzen voll Erbarmung mir von seinem Throne zurufen: Sey getrost! dir sind deine Sünden vergeben.

Die geistlichen Anfechtungen umgeben mich oft von allen Seiten. Die Feinde meines Heils, der Satan, die Welt und meine verderbte Begierden stürmen oft mit aller Macht auf mich loß, und reizen, und versuchen, und quälen mich, und lassen meiner Seele keine Ruhe; aber mein Jesus lebet! Er hat alle meine geistlichen. Feinde überwunden, und einen herrlichen Triumph über sie erhalten; Er wird mir auch Kraft verleihen, daß ich ihnen widerstehen, daß ich alle Anfechtungen überwinden, und zuletzt das frohe Siegeslied anstimmen kann: Gelobet, gelobet sey Gott! der mir den Sieg verliehen hat durch weinen Herren Jesum Christum, 1 Cor. 15.

Mein Glaube ist noch schwach, meine Liebe ist noch schwach, meine Heiligkeit ist noch schwach, und ohngeachtet der Gnade, die mir mein Gott erweiset, sündige ich noch oft und falle, und mein Herz betrübet sich, daß es von seinem Gott abgewichen; aber mein Jesus lebet! Ihm will ich meine Noth sagen, und Hülfe bey Ihm suchen. Er wird meinen Glauben und meine Liebe starken, und seine Kraft in meiner Schwachheit mächtig seyn lassen, daß ich immer heiliger, immer freudiger in Ihm lebe, und Ihm getreu bleibe bis in den Tod, getreu bis in Ewigkeit.

Ich falle oft in Stunden der geistlichen Verlassung. Gott verbirget sein liebreiches Angesicht vor mir, finstere Wolken ziehe n sich zwischen Ihm und mir zusammen, die meine Seele mit Nacht und Traurigkeit umhüllen, daß ich klagen muß: Will denn der Herr mich ewiglich Verstossen und keine Gnade mehr erzeigen? Aber mein Jesus lebet. In Ihm habe ich einen versöhnten Gott, einen gnädigen Vater, der sich mir mit aller seiner Erbarmung und Treue offenbaret, und mir zuruft: Ich habe dich nur einen Augenblick verlassen, aber mit ewiger Gnade will ich dich umfassen, spricht der Herr. Jes. 54.

Ich fürchte noch ohngeachtet meines Glaubens den herannahenden Tod, und ich erzittere, daß meine Seele vor dem Richterstuhl eines heiligen Gottes erscheinen soll; aber mein Jesus lebet! und ich finde in seiner Auferstehung einen göttlichen Trost gegen alle Schrecken des Todes. Sie hat den Tod in ewiges Leben verwandelt; ich werde jetzt mit Freuden sterben. Ein sanfter Schlaf wird auf meinen Gebeinen ruhen, indem mein Geist in dem Himmel seyn wird, wo Jesus lebt, und denn wird bald seine Kraft auch meinen Staub nach seinem Bilde verklären, und ich werde auferstehen, selig auferstehen, und mein Leib und meine Seele werden Ewigkeiten voll Wonne und himmlischer Freude mit allen Millionen der Erlösten in der Gemeinschaft Jesu gemessen. Wenn ich daran gedenke, so wallet mein Herz in heiligem Verlangen auf, und ich wünsche da zu seyn, wo mein Jesus ist, und wenn die Zeichen der sterbenden Natur mir sagen: Er ruffet dir, Er ruffet dir, dein Erlöser, so will ich voll Glauben antworten: Ich komme, ich komme, o Jesu du verherrlichter Heiland! ich komme ewig Dein zu seyn.

Ich fürchte noch das zukünftige Gericht, da der Donner der letzten Stimme durch alle Welten erschallen und die Tobten hervor rufen wich, da der Richter mit herrlicher Pracht, von allen Engeln umgeben, auf seinem glänzenden Throne erscheinet, und die Menschen, und auch ich, vor seinem Gerichte stehen und Rechenschaft geben müssen; ich erschrecke noch vor diesem furchtbaren Tage; aber mein Jesus lebet! mein Jesus, der für mich gestorben und auferstanden ist, wird Er dieser Richter seyn. Gnade und Liebe und Erbarmung wird aus seinem Angesichte leuchten, und ich werde aus seinen Händen die unsterbliche Krone des Sieges empfangen, und mit jauchzender Freude mit Ihm gen Himmel steigen, und mit ewigem Danke und Lobe und Entzückung die seligen Früchte der Auferstehung Jesu gemessen, und Ihn preisen, und Ihn verherrlichen, der da lebet von Ewigkeit zu Ewigkeit.

So kommet denn, Meine andächtige Zuhörer! kommet jetzt zu dem heiligen Abendmahl mit allen diesen grossen Gedanken, mit allen diesen Empfindungen, mit dem festen Entschlüsse alle diese Pflichten durch die Kraft euers Erlösers zu erfüllen. Gedenket, daß Er selbst, der auferstandne, der ewig lebende, der verherrlichte Heiland hier gegenwärtig ist, mit aller seiner Majestät und Gnade gegenwärtig ist. Erfüllet eure Seelen mit einem lebendigen Gefühl, mit einer heiligen Ehrfurcht seiner grossen Herrlichkeit. Mit demüthigen Herzen und einbrünstig gefaltenen Händen bättet Ihn an, und stehet um seine Gnade, und denn stattet ein aufrichtiges, eifriges, feyrliches Gelübde ab, daß ihr dem Jesu, der für euch gestorben und auferstanden, einzig leben wollet in Zeit und Ewigkeit; und saget: Mein Jesus lebet, und ich will Ihm auch leben, ich will in seiner Liebe, in seiner Furcht, in seinem Gehorsam und Glauben leben, biß ich ewig in seiner Gemeinschaft lebe. O wie selig wird dieser Tag, wie groß wird die Freude in dem Himmel, wie herrlich wird eure eigne Freude seyn, wenn ihr durch dieses Gelübde eurem Heiland auf ewig zu seinem Dienste verbunden werdet?

Der Jesus, der heute auferstanden, gebe euch Gnade dasselbe zu halten, und lasse euch bey seinem heiligen Tische die seligen Güter seines Todes und seiner Auferstehung empfangen, und lebe in Euch mit aller seiner Kraft und seinem Segen, und führe euch zu seiner ewigen Gemeinschaft, wo ihr unter dem Lobe des Himmels, aller Engel und Erlösten in unaussprechlicher Herrlichkeit mit Ihm leben werdet, und Ihm ewig danken, daß Er für euch gestorben und auferstanden ist, und ein Hallelujah nach dem andern zu seiner Verherrlichung anstimmen: Dem der uns geliebet hat, und uns erlöset und selig gemacht, seye Lob und Ehre und Preiß und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Nun sey gelobet, Gott, Erlöser! o Du den alle Unsterbliche loben! Nimme das schwache Lob an, das wir Dir heute für alle Deine Wohlthaten bringen. Nimme das demüthige Gebätt an, das wir heute vor den Thron Deiner Herrlichkeit bringen. Nimme den aufrichtigen Vorsatz an, den wir heute fassen, Dir zu leben und zu dienen. O Jesu! der Du für uns gestorben, erbarme Dich unser und vergibt uns alle unsere Sünden um Deines Bluts willen. O Jesu! der Du für uns auferstanden, erwecke uns zu einem neuen und göttlichen Leben. O Jesu! Du Anfänger und Vollender des Glaubens, vereinige uns mit Dir durch Glauben und Liebe und Heiligkeit. O Jesu! unsere Hoffnung und Stärke, hilfe uns in unserer Schwachheit, und lasse deine Kraft und Gnade mächtig in uns seyn. O Jesu! Du wahres Brodt des Lebens, sättige unsere Seelen mit den Gütern deines Heils. O Jesu! Du allgenugsamer Heiland, lebe in uns bis wir ewig mit Dir leben. Erhöre uns um Deines Todes und Deiner Auferstehung willen. Amen.

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