Spurgeon, Charles Haddon - Zwanzig Jahre gedruckter Predigten

Spurgeon, Charles Haddon - Zwanzig Jahre gedruckter Predigten

Zwanzig Jahre haben die Herren „Passmore und Alabaster“ wöchentlich ohne Unterbrechung eine meiner Predigten veröffentlicht. ich kann diese 20 Jahre nicht schließen ohne ein Wort der Dankbarkeit. Die Furcht, für egoistisch gehalten zu werden, bewegt mich nicht so sehr als die ernstere Furcht, undankbar zu schweigen. Ich bin dem Gott der unendlichen Liebe unaussprechlich dankbar und wenn ich meinem Danke keinen Ausdruck gäbe, könnten die Bretter meiner Kanzel gegen mich schreien.

Im Jahre 1854 erschienen mehrere meiner Predigten im Druck, aber mit keinem Gedanken an eine wöchentliche Fortsetzung derselben: das kam allmählich. Mit viel Furcht und Zittern gab ich meine Einwilligung zu dem Vorschlag meiner gegenwärtigen geehrten Verleger, die regelmäßige wöchentliche Herausgabe einer Predigt zu beginnen. Wir fingen mit der Predigt am 7. Januar 1855 an über den Text: „Ich bin der Herr, ich ändre mich nicht.“ Maleachi 3,6 - - Die, welche wissen, für eine wie langweilige Lektüre Predigten gewöhnlich gehalten werden, werden einen Mann glücklich schätzen, der zwanzig Jahre lang die Gunst genossen, einen Kreis Gönner zu haben, die nicht bloß seine Predigten kaufen, sondern auch lesen. Ich wundre mich mehr darüber, als irgend ein Andrer möglicherweise es tun kann und sehe keinen andern Grund dafür, als diesen - die Predigten enthalten das Evangelium in einfacher Sprache gepredigt und dies ist gerade das, was die große Menge der Menschen mehr als alles andre bedarf. Das Evangelium immer frisch und immer neu, hat meine große Zuhörerzahl diese Jahre hindurch zusammen gehalten und dieselbe Macht hat ein Heer von Lesern um mich erhalten.

Die früheren Predigten erhielten wegen meiner beständigen Wanderungen (Spurgeon hat damals oft zweimal täglich gepredigt. A. d. V.), fast gar keine Revision, und wimmeln daher von Fehlern in Wort und Stil, sehr verzeihlich in einer Rede ohne Vorbereitung, aber kaum zu ertragen im Druck; die späteren sind sorgfältiger korrigiert und die Revision ist mir eine nützliche Arbeit gewesen, da sie im großen Maße die Übung in korrektem Sprechen ersetzte, die diejenigen erlangen, welche ihre Reden niederschreiben, ehe sie dieselben halten. Die Arbeit ist viel größer gewesen, als Manche vermuten und hat gewöhnlich die besten Stunden des Montags weggenommen und das Verbrennen einer beträchtlichen Menge Mitternachtsöles mit sich gebracht. Da ich fühlte, daß ich einen Leserkreis hatte, der meine besten Anstrengungen verdiente, habe ich die Stunden nie bedauert, obgleich das Gehirn oft müde ward und Vergnügen sich zu einer Aufgabe verhärtete.

Verschiedene Predigten in den Jahrgängen haben eine merkwürdige Zirkulation erreicht, aber wahrscheinlich am meisten die über die Wiedergeburt durch die Taufe (Von dieser wird jetzt das 198. Tausend verkauft). Sie ward gehalten in der vollen Erwartung, daß der Verkauf der Predigten dadurch sehr großen Schaden erleiden würde; ich sagte in der Tat einem meiner Verleger, ich sei im Begriff, ihn mit einem einzigen Schlage zu ruinieren, aber daß der Schlag geführt werden müsse, koste es, was es wolle, denn die Last des Herrn lag schwer auf mir und ich mußte meine Seele befreien. Ich überschlug nachdenklich die Kosten und rechnete auf den Verlust manches warmen Freundes und Helfers, und erwartete die Angriffe geschickter und zorniger Feinde. Ich hatte mich in anderer Hinsicht nicht getäuscht, aber in Betreff der Predigten hatte ich mich gänzlich verrechnet, denn der Verkauf derselben nahm sogleich bedeutend zu. Diese Tatsache war in keinerlei Grad mir ein Beweis des Rechts oder Unrechts meiner Handlung; ich wäre über das Richtige derselben ebenso ruhig in meinem Herzen gewesen, wie ich es jetzt bin, wenn die Veröffentlichung in Folge derselben aufgehört hätte; aber es war befriedigend, zu finden, daß wenn ein Mann durch das Aussprechen der Wahrheit auch einige Freunde verliert, er dafür viele Andre gewinnt, und wenn es seinen Einfluß in der einen Richtung vernichtet, ihn dafür in einer andern entschädigt. Keine Wahrheit ist gewisser als diese, daß man dem Pfade der Pflicht völlig folgen muß, wenn man Frieden der Seele genießen will. Wir dürfen nicht auf den Erfolg sehen, wir müssen unser Gewissen rein halten, komme was da wolle und alle Gedanken an Einfluß und öffentliche Achtung müssen leicht wie eine Feder in der Waagschale sein. In kleineren Dingen sowohl als in wichtigeren Angelegenheiten habe ich furchtlos meine Meinung ausgesprochen und unzählige Vorwürfe und Anathemas auf mich herabgezogen, aber in keiner Weise bedaure ich dies und werde von dem Gebrauch der freien Rede in Zukunft nicht mehr lassen als in der Vergangenheit. Ich würde es verachten, eine einzigen Anhänger durch ein Schweigen zu behalten, das ihn zu einem Mißverständnisse führen könnte. Im Grunde lieben die Menschen offne Reden.

Manches Sonderbare ist geschehen in Betreff der Herausgabe der Predigten, aber das Meiste ist meinem Gedächtnis entfallen. Folgendes jedoch will ich erwähnen. Ein Bruder, dessen Namen ich nicht nennen darf, kaufte und verschenkte nicht weniger als 250.000 Exemplare. Er ließ einige Bände aufs Schönste binden und überreichte sie jedem gekrönten Haupt in Europa. Er gab Exemplare, die 12 Predigten enthielten, allen Studenten der Universitäten und allen Mitgliedern beider Häuser des Parlaments und fing selbst an, in den Städten Irlands unter die ersten Hausbesitzer Bände zu verteilen. Mögen die guten Resultate seines fleißigen Säens noch lange gesehen werden; die Selbstverleugnung, mit welcher dieser von einem sehr beschränkten Einkommen die Kosten sich ersparte und persönlich in der Verteilung tätig war, verdient alles Lob; aber dem Lobe wich er aus und fürchtete die Beachtung; das Werk ward getan, ohne daß die linke Hand wußte, was die rechte tat.

Mit meiner Erlaubnis wurden die Predigten als Annoncen in mehreren Australischen Blättern gedruckt, ein Herr gab dafür wöchentlich eine Summe aus, die wir kaum zu nennen wagen, weil es nicht geglaubt werden würde. - Von Übersetzungen sind die holländischen die reichlichsten gewesen, sie machen große Bände aus. Im Deutschen sind fünf größere Bände außerdem mehrere kleinere. Deutsche Buchhändler, mit Ausnahme von Herrn Oncken in Hamburg, haben selten die Höflichkeit, dem Verfasser ein Exemplar zu senden, aber mir sind mehrere zu Gesicht gekommen aus verschiedenen Orten, Baden, Karlsruhe, etc. Im Französischen sind einige Bändchen erschienen, in Band im Italienischen. In Schweden ist eine Ausgabe von vier Bänden. Außerdem sind einzelne Predigten ins Spanische, Dänische, Russische, und in die Maori- und Telugu-Sprachen übersetzt und die Erlaubnis zu einer Übersetzung ins Ungarische ist nachgesucht und gerne erteilt. Für alle diese Gelegenheiten, zu verschiedenen Völkern des Menschengeschlechts zu sprechen, kann ich Gott nur dankbar sein und kann nicht umhin, um die Fürbitte der Christen zu bitten, daß das solchergestalt weit umher gestreute Evangelium nicht fruchtlos sein möge.

Die Brüder im Amte werden am besten fähig sein, die geistige Anstrengung zu beurteilen, die es kostet wöchentlich eine Predigt drucken zu lassen und sie werden am besten sympathisieren mit der überfließenden Dankbarkeit, die auf 20 Jahre Predigten zurückblickt und Gott für so lang fortgesetzte Hilfe preiset. Der Steinbruch der heiligen Schrift ist unerschöpflich, mir scheint ich habe kaum angefangen, darin zu arbeiten; aber die Wahl des nächsten Blockes und die Überlegung, wie er am besten zu formen, sind nicht so leichte Dinge, wie Einige meinen. Die, welche Predigen und die nötigen Vorbereitungen darauf als etwas Geringes ansehen, haben nie Monat nach Monat die Kanzel bestiegen, sonst würden sie besser Bescheid wissen. Das Erste von allem ist die Verantwortlichkeit, welche das Predigen des Wortes einschließt; ich wünsche nicht, diese weniger schwer zu fühlen, ich möchte sie lieber noch stärker empfinden, aber sie ist sehr in Rechnung zu bringen bei dem Lebenswerk eines Predigers und zehrt an seiner Lebenskraft mehr als irgend ein andrer Teil seines Amtes. Laß Die leichten Herzens predigen, welche es wagen, so zu tun, mir ist es eine Last von dem Herrn - freudig getragen, wenn Gnade gegeben wird, aber doch eine last, die zu Zeiten mein ganzes Wesen in den Staub der Demütigung niederdrückt, und manchmal, wenn leidende Gesundheit sich mit der geistigen Anstrengung verbindet, in Niedergeschlagenheit und Angst des Herzens.

Doch, mißverstehe mich Niemand. Ich will lieber mein Werk tun, als jedes andre unter der Sonne. Jesum Christum zu predigen ist eine süße Arbeit, eine freudenvolle, himmlische Arbeit. Whitefield pflegte seine Kanzel seinen Thron zu nennen und die, welche die Seligkeit kennen, Alles zu vergessen, außer dem herrlichen, alles absorbierenden Thema von Christo dem Gekreuzigten, werden bezeugen, daß der Ausdruck passend gebraucht ward. Es ist ein Bad in den Wassern des Paradieses, zu predigen, wenn der heilige Geist vom Himmel herab gesandt ist. Kaum ist es für einen Menschen diesseits des Grabes möglich, dem Himmel näher zu sein, als ein Prediger ist, wenn seines Meisters Gegenwart ihn hinweg hebt über alle Sorgen und Gedanken, außer dem Einen, womit er beschäftigt ist und dies ist das Größte, das je eines Geschöpfes Herz und Sinn einnahm. Keine Zunge kann das Maß der Glückseligkeit aussprechen, das ich während dieser 20 Jahre Predigens gefühlt und deshalb, geneigter Leser, vergib mir, wenn ich dich mit dieser dankbaren Aufzählung ermüdet, denn ich konnte ich mich nicht enthalten, Andre zu bitten, mir in dem Preisen meines gnädigen Meisters zu helfen. „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen.“

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