Spurgeon, Charles Haddon - Der törichte Ackermann.

Spurgeon, Charles Haddon - Der törichte Ackermann.

Ich ging vor dem Acker des Faulen, und vor dem Weinberge des Narren: Und siehe, da waren eitel Nesseln darauf, und stand voll Disteln, und die Mauer war eingefallen. Da ich das sahe, nahm ich es zu Herzen, und schaute und lernte daran.
Sprüche 24, 30-32.

Ohne Zweifel liebte es Salomon, bisweilen sein königliches Gewand abzulegen, den Formen des Hoflebens zu entfliehen und unerkannt das Land zu durchreisen. Bei einer solchen Gelegenheit schaute er einst über die zerfallene Mauer eines kleinen Gutes, welches einem Bauern seines Landes gehörte. Das Gut bestand aus einem gepflügten Felde und einem Weinberge. Ein einziger Blick genügte, um ihn zu überzeugen, dass es einem Faulen gehörte, welcher es vernachlässigte, denn das Unkraut hatte das ganze Feld überwuchert. Hievon zog Salomon wichtige Lehren. Der Weise lernt gewöhnlich Weisheit. Des Künstlers Auge nimmt sogleich die Schönheit einer Landschaft wahr, denn die Schönheit liegt in seinem Gemüt. „Wer da hat, dem wird gegeben,“ damit er die Fülle habe, denn er kann selbst auf einem Felde, welches mit Dornen und Disteln überwachsen ist, eine Ernte halten. Es ist ein großer Unterschied zwischen verschiedenen Personen mit Rücksicht auf das Auge ihres Verstandes. Ich habe ein Buch, das trägt den Titel: „Die Ernte eines ruhigen Auges“ und es ist ein gutes Buch obendrein. Die Ernte eines ruhigen Auges kann sowohl auf dem Felde des Faulen wie auf einer gut bewirthschafteten Farm gehalten werden. Als wir noch kleine Knaben waren, lehrte man uns ein Gedicht: „Augen und keine Augen,“ und es ist viel Wahrheit darin, denn manche Leute haben Augen und sehen nicht, welches wenig besser ist, als keine Augen zu haben; während Andere wackere Augen besitzen, um schnell eine Lehre aufzufassen. Manche sehen nur das Äußere, während andere nicht nur die Schale, sondern den lebendigen Kern der Wahrheit, welcher in äußerlichen Dingen verborgen ist, schnell erblicken.

Überall können wir Weisheit lernen. Für ein geistliches Gemüt hat auch die Nessel ihren Nutzen und das Unkraut seine Lehren. Sind nicht Dornen und Disteln dazu bestimmt, Lehrer der sündigen Menschen zu sein? Wachsen sie nicht gerade deshalb, um uns zu zeigen, was die Sünde getan hat, und was wir ernten werden, wenn wir den Samen der Feindschaft gegen Gott säen? „Ich ging vor dem Acker des Faulen, und vor dem Weinberge des Narren,“ sagt Salomon; „da ich das sahe, nahm ich es zu Herzen, und schaute und lernte daran.“ Was du immer sehen magst, gib Acht, dass du es recht siehst, dann hast du es nicht umsonst gesehen. Überall kannst du Bücher und Predigten finden, auf dem Lande und dem Meere, in der Erde und in der Luft, und du kannst lernen von jedem lebendigen Wesen, jedem Vogel, jedem Fisch und Insekt, von jeder nützlichen oder nutzlosen Pflanze, welche dem Boden entspringt.

Wir können sogar von solchen Dingen, die uns nicht gefallen, Manches lernen. Ich bin überzeugt, dass Salomon an die Dornen und Disteln, welche den Weinberg bedeckten, durchaus keinen Gefallen hatte; aber sie dienten ihm trotzdem zur Lehre. Viele werden von den Dornen gestochen, aber nur wenige werden weiser dadurch. Manche werden durch die Disteln verwundet, aber hier war Einer, der durch dieselben gebessert wurde. Die Weisheit hat eine eigentümliche Art, Trauben zu lesen von den Dornen und Feigen von den Disteln, und sie presst Gutes sogar aus solchen Kräutern, die an sich verderblich und böse sind. Ärgere dich deshalb nicht über die Dornen, sondern lass dir dieselben zum Nutzen dienen. Lass dich die Disteln nicht stechen, fasse dieselben herzhaft an und dann brauche sie zur Gesundheit deiner Seele. Prüfungen und Widerwärtigkeiten, Kummer und Sorgen, kleine Stürme und kleine Täuschungen können dir nützlich sein, wenn du es so willst. Wie Salomon siehe und nimm es zu Herzen, schaue und lerne daran.

Wir wollen nun zuerst Salomons Schilderung des Faulen betrachten und dann seine Beschreibung des Ackers des Faulen; es waren Disteln darauf und stand voll Nesseln. Nachdem wir dann damit fertig sind, wollen wir beschließen, indem wir die Lehren fassen, welche das verwilderte Stück Land uns bieten mag.

Zuerst denkt an Salomons Schilderung des Faulen. Salomon war ein Mann, dem keiner von uns widersprechen würde, denn er wusste so viel, als wir alle zusammen; und zudem war er vom Heiligen Geiste erfüllt, da er sein Spruchbuch schrieb. Salomon sagt, ein Fauler sei ein Narr (nach dem Englischen ein Mann ohne Verstanch. Der Faule selbst denkt freilich nicht so. Er steckt seine Hand in die Tasche und tut so wichtig, als ob er über die Bank von England zu verfügen hätte. Ihr nehmt wahr, dass er sich sehr weise dünkt, und in seinem Benehmen möchte er den Eindruck machen, als ob er außerordentliche Fähigkeiten besäße. Wie er zu seiner Weisheit gekommen ist, das wäre hart zu sagen. Er hat sich niemals die Mühe genommen, zu denken, und doch kann man nicht sagen, dass er in sein Vornehmen hinein läuft, denn er läuft überhaupt nicht; er legt sich hin und wälzt sich in sein Vornehmen hinein. Und doch weiß er Alles, und ist über alle Punkte hinaus. Nachdenken ist eine zu harte Arbeit für ihn, und Studieren konnte er nie aushalten; aber natürliche Geschicklichkeit, das ist sein Ruhm. Er begehrt nicht mehr zu wissen, als er schon weiß, denn er weiß schon genug, und doch weiß er nichts. Der Spruch gefällt ihm freilich nicht, aber ich bin überzeugt, dass Salomon recht hatte, als er ihn einen Narren nannte. Salomon war für die feinen Manieren unserer Seit etwas geradeaus gegenüber diesen Manne, der doch ein Feld und einen Weinberg hatte. Sagt ja der arme Richard: „Wenn ich Pferd und Kuh habe, so bietet mir Jedermann einen guten Morgen.“ Wie kann ein Mann ein Narr sein, der doch Feld und Weinberg hat? Ist es nicht allgemeiner Gebrauch, dass man den Verstand eines Mannes nach dem baren Gelde beurteilt, welches er bei sich trägt? Auf jeden Fall wird man dir bald wegen deiner Vorzüge schmeicheln, wenn du den Vorzug hast, ein reicher Mann zu sein. Dies ist der Weg der Welt, aber es ist nicht der Weg der Schrift. Ob er auch Feld und Weinberg hat, sagt Salomon, wenn er faul ist, so ist er ein Narr. Er versteht nicht nur nichts, sondern er hat auch keinen Verstand, um zu verstehen. Ist er faul, so ist er ein Hohlkopf. Man mag ihn einen Herrn und Gutsbesitzer nennen, er mag Feld und Weinberg haben; aber er ist um seines Besitzes willen nicht besser; ja dies ist so viel schlimmer für ihn, denn wenn er ein Narr ist, so ist er nicht im Stande, sein Gut gehörig zu gebrauchen.

Ich bin froh, dass uns Salomon so deutlich sagt, dass der Faule ein Narr ist, denn es ist eine nützliche Lehre. Ich habe Leute kennen gelernt, welche glaubten, dass sie die Lehre von der Gnade, der Buße, der Rechtfertigung und alle andern Lehren, welche den Grund unseres Glaubens bilden, genau verständen; aber aus diesen Lehren wollten diese Herren schließen, dass sie nichts zu tun hätten, und somit sind sie faul geworden. Nichtstun ist ihr Glaubensbekenntnis. Sie ermahnen nicht einmal Andere, für den Herrn zu arbeiten, denn sie sagen: „Der Herr tut schon sein Werk. Die Seligkeit ist ganz ein Werk der Gnade.“ Die Ansicht dieser Faulen ist, dass Jemand müßig warten solle; er soll stille sitzen, und das Gras bis an seine Knie empor wachsen lassen, während er auf Hilfe von Oben wartet. Sich selbst zu bemühen, scheint ihnen ein ungeratener Eingriff in die ewigen Bestimmungen. Ich habe sie mit saurem Gesicht kopfschüttelnd schlimme Sachen, über ernste Seelen, die sich bemühten, Andere zu Jesu zu führen, reden hören. Ich habe sie hören über junge Leute herfahren und sie wie mit einem großen Dampfhammer zu Boden schlagen sehen, indem sie dieselben unzuverlässig und unwissend schalten. Wie sollen wir doch den Tadel dieser dogmatischen Leute aushalten? Wie wollen wir vor diesen vorwitzigen und verfänglichen Faulen entrinnen? Sie sind die Autorität in der Orthodoxie und richten Jedermann. Aber Salomon bezeichnet sie noch mit einem andern Namen und sagt, sie seien Narren. Der Faule mag die Lehre kennen, aber er versteht sie nicht, sonst würde er wissen, dass die Lehre der Gnade uns anleitet, die Gnade der Lehre zu suchen; und dass, wenn wir Gott wirken sehen, wir daraus lernen, dass er in uns wirket, nicht um uns einzuschläfern, sondern das Wollen und Vollbringen nach seinem Wohlgefallen. Gottes Bestimmung für ein Volk ist, dass er es bestimmt zu guten Werken zur Verherrlichung seines Namens. Wenn wir deshalb aus irgend einer Lehre den Schluss ziehen, dass wir gleichgültig dahinleben können, so handeln wir wie die Narren, wir missbrauchen das Evangelium und verwandeln das, was uns zur Nahrung bestimmt war, in Gift. Der Faule, ob er nun in seinen Geschäften oder in der Ausschaffung seines Seelenheils faul ist, ist ein Narr.

In der Regel kann man die Weisheit eines Menschen nach seiner Nützlichkeit bemessen; das ists, was der weise Mann deutlich sagt. Manche Leute nennen sich gebildet, aber sie bilden nichts. Modernes Denken, soweit ich es kennen gelernt habe, ist nichts weiter, als ein Topf voll Rauch, aus welchem nichts Solides herauskommt; und doch gibt es Leute, die unterscheiden und einteilen, disputieren und argumentieren, aufklären und erklären können, während das Unkraut in den Furchen wächst, und ihr Pflug rostet. - Freund, wenn deine Weisheit, deine Bildung und deine Kenntnisse dich nicht dahin führen, in Wahrheit Gott zu dienen, so hast du nicht gelernt, was Salomon Weisheit nennt, so bist du nicht, wie der Heilige, der die ewige Weisheit ist, und von welchem es heißt: „Er ist umhergezogen und hat wohlgetan.“ Ein fauler Mensch gleicht nicht dem Heilande, welcher sagt: „Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch.“ Wahre Weisheit ist praktisch; aufgeblasene Bildung macht Pläne und verdampft, die Weisheit pflügt ihr Feld, die Weisheit hackt ihren Weinberg, die Weisheit untersucht den Stand der Früchte, die Weisheit macht von Allem das Beste; und wer dies nicht tut, was auch immer seine Kenntnisse von Diesem, von Jenem und dem Andern sein mögen, so ist er doch ein Narr.

Und warum ist er ein Narr? Ist er es nicht darum, weil er die ihm gebotenen Gelegenheiten nicht benützt? Sein Tag ist gekommen, sein Tag vergeht, und er lässt die Stunden zwecklos dahinschwinden. Ich möchte Niemand drücken, aber lasst mich euch ermahnen, dass ein Jeder sich ernstlich frage: „Benutze ich auch die Augenblicke, wie sie vorbeieilen?“ Dieser Mann hatte einen Weinberg, aber er baute ihn nicht: er hatte ein Feld, aber er bearbeitete es nicht. Benutzt ihr, meine Brüder, alle eure Gelegenheiten? Ich weiß, wir Alle haben gewisse Gaben zum Dienste Gottes. Gebrauchen wir dieselben? Wenn wir Gottes Kinder sind, so ist uns da, wo wir sind, vom Herrn eine gewisse Aufgabe gestellt. Irgendwo können wir unser Licht, das er uns mitgeteilt, leuchten lassen, und wenn dieses Licht auch nur ein kleines Lämpchen ist. Leuchten wir so? Säen wir so an den Wassern? Säen wir des Morgens unseren Samen und ziehen des Abends unsere Hand nicht ab? Wenn nicht, so trifft uns Salomons schneidender Vorwurf, welcher sagt, der Faule sei ein Narr.

Also er hatte Vorrechte, die er nicht benutzte, und zum andern ruheten Pflichten auf ihm, die er nicht erfüllte. Als der Herr die Verordnung traf, dass jeder Israelit ein Stück Land besitzen sollte, war es nicht die Absicht, dass dasselbe wüste liegen, sondern dass es bearbeitet werden sollte. Als der Herr Adam in den Garten Eden setzte, geschah es nicht zu dem Zwecke, dass derselbe nur durch die Anlagen spazieren und die wechselnde Pracht der Pflanzen auf der jungfräulichen Erde betrachten möge, sondern dass er den Garten bauete und bewahrete. Zu eben demselben Zwecke war jedem Juden sein Stück Feld gegeben. Es war Gottes Wille, dass der heilige Boden in Folge des Fleißes Derer, die ihn bearbeiteten, den höchsten Grad von Fruchtbarkeit erreichen sollte. So ruheten also durch den Besitz eines Feldes und eines Weinberges Pflichten auf dem Faulen, die er nicht erfüllte, und darum war er ein Narr. Was ist deine Stellung, mein Freund? Ein Vater? Ein Vorsteher? Ein Diener? Ein Prediger? Ein Lehrer? In dieser besonderen Stellung hat Jeder sein Feld und seinen Weinberg, aber wenn ihr dieselbe nicht recht benützt, so seid ihr töricht, denn ihr verfehlt den Zweck eurer Bestimmung. Ihr entsprecht nicht dem hohen Berufe, wozu euer Schöpfer euch berufen hat.

In diesen beiden Punkten war der Faule töricht, aber auch darin, dass er Fähigkeiten besaß, die er nicht benutzte. Er hätte das Feld bearbeiten und den Weinberg bauen können, wenn er nur gewollt hätte. Er war kein kränklicher Mann, der das Bett hüten musste, sondern ein Müßiggänger.

Gott verlangt auch von euch nicht, dass ihr in seinem Dienste Unmögliches leisten sollt; es wird von uns nur erwartet, nach dem wir haben, nicht nach dem wir nicht haben. Von dem Manne, welcher zwei Pfunde empfangen hat, wird nicht erwartet, dass er den Gewinn von fünf Pfunden bringen solle, wohl aber von zweien. Derjenige, welchen Salomon schildert, war zu faul, um das zu tun, was er leicht hätte leisten können. Manche haben Anlagen, deren sie sich kaum bewusst sind, und noch andere haben Fähigkeiten, die sie ausschließlich für sich benutzen und nicht für Den, der sie ihnen gegeben hat. Teure Freunde! Wenn Gott uns Gaben geschenkt hat, um damit Gutes zu tun, so lasst es uns auch tun, denn es ist eine gottlose, eitle Welt, in welcher wir leben. Wir sollten nicht einmal in der Finsternis, die uns umgibt, den Schein eines Glühwurms verhüllen. Wir sollten in einer Welt, welche so voller Lüge ist, wie die unsere, auch keine Silbe der göttlichen Wahrheit zurückhalten. Wie schwach auch unsere Stimmen sein mögen, lasst sie uns zur Vertheidigung von Wahrheit und Gerechtigkeit erheben. Lasst uns nicht töricht handeln dadurch, dass wir die uns gegebenen Gelegenheiten nicht benutzen, unsere Pflichten nicht erfüllen und unsere Fähigkeiten nicht in Anwendung bringen. Der Faule in geistlichen Dingen ist in der Tat ein Narr, er spielt mit Sachen, denen er die ernsteste Aufmerksamkeit schenken sollte. O Mensch, hast du niemals dein Herz gebaut? Hat die Pflugschar niemals die Schollen deiner Seele aufgebrochen? Ist der Same des Worts niemals in dein Herz gesät worden, oder hat derselbe keine Wurzel geschlagen? Hast du nie die jungen Pflanzen deiner Wünsche begossen? Hast du niemals versucht, das Unkraut der Sünde, welches in deinem Herzen wächst, auszujäten? Bist du immer noch wie ein kahler Acker oder eine wilde Haide? Arme Seele! Deinen Leib kannst du schmücken und viel Zeit vor dem Spiegel zubringen; fragst du nicht nach dem Heil deiner Seele? Wie lange Zeit bedarfst du, dein armes Fleisch zu zieren, welches doch nur eine Speise der Würmer ist, oder doch in einem Augenblick sein könnte, wenn Gott dein Leben fordern würde; und während der Zeit ist deine Seele ungewaschen, nackend und darbend - ein armes, vernachlässigtes Ding. O, es sollte nicht so sein. Du gibst Acht auf den geringsten Teil, und das Beste lässt du durch deine Nachlässigkeit zu Grunde gehen. Dies ist das höchste Maß der Torheit. Der, welcher dem Weinberg seines Herzens gegenüber faul ist, ist gewiss ein Narr. Wenn ich denn ein Müßiggänger sein wollte, so sollte dieses doch nur in meinem Felde und Garten, nicht aber auch mit Bezug auf meine Seele geschehen.

Oder bist du ein Christ? Bist du wirklich gerettet, aber nachlässig in der Arbeit für den Herrn? Dann muss ich dir, was du auch immer sein magst, in der Tat sagen, du hast allzuwenig Verstand; denn wahrlich, wenn ein Mensch einmal selbst wiedergeboren ist und die Gefahren anderer Menschen sieht, so sollte es ihm ernst sein, die Feuerbrände aus der Flamme zu reißen. Ein fauler Christ! Gibt es ein solches Wesen? Ein Christ hinter der Zeit? Ein Christ, der nichts für seinen Herrn tut, wie soll ich ihn schildern? Die Zeit verzieht nicht, der Tod wartet nicht, die Hölle zaudert nicht, der Teufel ist nicht faul, alle Kräfte der Finsternis sind beschäftigt; wie kommt es denn, dass du oder ich träge sein sollten, wenn uns der Meister in seinen Weinberg stellt? Wahrlich, wir müssen Toren sein, wenn wir, nachdem wir durch die unendliche Liebe Gottes selig geworden sind, uns nicht seinem Dienste ganz hingeben. Die ewige Übereinstimmung der Dinge lehrt doch, dass ein begnadigter Mensch ein ernster Mensch sein sollte.

Der Christ, welcher träge ist im Dienste seines Meisters, hat keine Idee von der Größe seines Verlustes, denn der „Rahm der Religion“ liegt in der völligen Hingabe an den Herrn. Manche Menschen haben gerade Christentum genug, um es fraglich zu machen, ob sie welches haben, oder nicht. Sie haben genug Gottseligkeit, um sie in ihrer Gottlosigkeit zu beunruhigen. Sie haben ihr Gesicht gerade genug gewaschen, um die Unreinlichkeit recht zu zeigen. „Ich bin froh, dass meine Herrin zum Abendmahl geht,“ sagte ein Dienstmädchen, „sonst wüsste ich gar nicht, ob sie eine Christin wäre.“ Ihr lächelt und habt Ursache dazu. Es ist lächerlich, dass manche Leute keine Ware in ihrem Laden haben und doch in allen Zeitungen ihr Geschäft anzeigen; dass sie mit ihrer Religion prangen und doch nichts vom Heiligen Geiste besitzen. Ich wünschte, manche Bekenner wären redlich und sprächen: „Nein, ich bin keiner von seinen Jüngern; ich denke zu hoch von ihm, als dass ich es wagen könnte, mich zu denselben zu zählen.“ Wir sollten Christum reflektieren, aber es ist zu befürchten, Manche reflektieren auf ihn. Wenn wir eine Anzahl fauler Dienstleute sehen, so liegt die Vermutung nahe, dass ihr Herr ebenfalls ein Müßiggänger ist, sonst würde er nicht Geduld mit ihnen haben. Derjenige, welcher faule Diener hat und mit ihrem Schneckengang zufrieden ist, kann selbst auch kein sehr tätiger Mann sein, nötigt doch die Welt nicht zu dem Gedanken, dass Christus gleichgültig auf das menschliche Elend sieht, dass Christus seinen Eifer, seine Energie verloren habe; und doch ist zu befürchten, dass es gedacht und gesagt wird, wenn die Leute Solche beobachten, welche vorgeben, Arbeiter im Weinberge des Herrn zu sein, aber nur Müßiggänger sind. So ist also der Faule ein Narr; er verliert die Ehre und Freude, welche er im Dienste seines Herrn finden könnte; er ist eine Schande für die Sache, die er zu ehren vorgibt, und er sammelt sich Dornen für sein Sterbekissen. Das steht also fest: der Faule - er sei ein Prediger, Vorsteher oder ein gewöhnliches Laienglied - ist ein Narr.

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