Spurgeon, Charles Haddon - Die Spottrede des Sarkasmus und die Entgegnung der Frömmigkeit.

Spurgeon, Charles Haddon - Die Spottrede des Sarkasmus und die Entgegnung der Frömmigkeit.

„Da aber David wiederkam, sein Haus zu segnen, ging ihm Michal, die Tochter Sauls, heraus entgegen; und sprach: Wie herrlich ist heute der König von Israel gewesen, der sich vor den Mägden seiner Knechte entblößet hat, wie sich die losen Leute entblößen. David aber sprach zu Michal : Ich will vor dem Herrn spielen, der mich erwählet hat vor deinem Vater und vor allem seinem Hause, dass Er mir befohlen hat, ein Fürst zu sein über das Volk des Herrn, über Israel: Und will noch geringer werden, denn also, und will niedrig sein in meinen Augen, und mit den Mägden, davon du geredet hast, zu Ehren werden.„
2 Sam. 6, 20—22.

Ihr werdet euch an die merkwürdige Stelle der Heiligen Schrift erinnern, die ich euch heute morgen erzählte; wie David einmal versuchte, die Lade Gottes von Kiriath Jearim nach Jerusalem zu bringen; aber, Gottes Gesetz vernachlässigend, setzte man die Lade auf einen Wagen, statt sie auf den Schultern der Leviten tragen zu lassen; und da ein Irrtum sehr bald zu einem andren führt, so streckte Usa die Hand aus, als die Rinder stolperten, um die Lade zu halten, dass sie nicht falle, und Gott schlug ihn um seines Irrtums willen, und er starb. Es war ein furchtbarer Anblick. Der Puls dieser ungeheuren Versammlung, der in feierlicher Freude schlägt, stockt plötzlich. Die Posaune, die eben noch ihren fröhlichen Ton erschallen ließ, und die heilige Musik der Harfen, Psalter und Zimbeln, — alles verstummt in einem Nu. Traurigkeit und Schrecken ergreift die Seelen aller. Sie trennen sich und gehen heim; die Lade wird in ein nahes Privataus gebracht, die Wohnung jenes ausgezeichneten Knechtes Gottes, Obed-Edoms, und bleibt dort drei Monate lang. David ermannte sich zuletzt, und nachdem er sorgfältig Gottes Gesetz über die Wegführung der Lade gelesen, ging er zum zweitenmal hin zum Hause Obed-Edoms, um sie zu holen. Diesmal heben die Priester die Lade auf ihre Schultern vermittelst goldner Stangen, die durch goldne Ringe gingen und so die Lade aufrecht hielten. Als sie fanden, dass sie nicht geschlagen wurden, sondern am Leben blieben und imstande waren, die Lade zu tragen, hielt David inne und brachte dem Herrn ein Opfer. Dann zog er sein königliches Gewand aus, legte seine Krone beiseite, kleidete sich wie ein Priester und zog einen leinenen Leibrock an, um desto freier in den Bewegungen zu sein, die er auszuführen gedachte; und so mitten unter dem Volk, den Ärmsten und Geringsten unter ihnen gleich, ging er vor der Lade her, spielte die Harfe und tanzte mit aller Macht vor dem Herrn. Während er dies tat, ging er an seinem Hause vorüber, und Michal, sein Weib, die aus dem Fenster sah, fand es seltsam, den König ein so ärmliches Kleid, einen leinenen Leibrock, tragen zu sehen. Sie wollte ihn lieber in einem köstlichen babylonischen Gewand von feinem Stoffe erblicken oder wünschte ihn in seinen gewöhnlichen Kleidern zu sehen, und sie verachtete ihn in ihrem Herzen, und als er hineinkam, war das erste Wort, das sie aussprach, eine Spötterei: „Wie herrlich ist heute der König von Israel gewesen!“ dann übertrieb sie, was er getan; ihr Ärger machte sich in Sarkasmen Luft; sie behauptete, dass er schlimmer gehandelt, als er getan haben konnte. Er hatte einfach seine Prunkgewänder abgelegt und wie alle übrigen gehandelt, indem er vor Gott spielte. Sie beschuldigte ihn der Unanständigkeit; dies war natürlich nur eine erbärmliche Satire, da er in allen Dingen tadellos gehandelt, wenn auch demütig gleich allen andren. Seine Antwort war von ungewöhnlicher Schärfe. Selten schien er die Geduld zu verlieren, aber in diesem Falle tat er es, halb wenigstens. Seine Entgegnung war: „Es war vor dem Herrn, der mich erwählet hat vor deinem Vater und vor allem seinem Hause.„ So erinnerte er sie bezeichnend gewissermaßen vorbedeutend an ihren Stammbaum. Und weil sie ihren Ehemann verachtet hatte, als er im Dienste Gottes nach den Geboten seines Herzens handelte, legte der Herr einen Fluch auf sie — den größten Fluch, den ein orientalisches Weib nur kennen konnte — einen Fluch überdies, der die letzte verschwindende Hoffnung ihres Familienstolzes auslöschte — sie blieb kinderlos bis an den Tag ihres Todes.

Wohlan, dies Bild ist bestimmt, uns eine heilsame Lehre zu lehren. Ich möchte, dass ihr es betrachtetet. Ihr erinnert euch an den alten Spruch: „Wenn wir zu viel Freude haben, so ist eine Gefahr nahe.“ Wenn ich David tanzen sehe, so bin ich gewiss, dass binnen kurzem es dunkel in seinem Herzen werden wird. Wie glücklich sieht er aus! Sein ganzes Gesicht strahlt vor Freuden! Mich dünkt, ich höre ihn lauter als alle andren in der Menge jauchzen: „Singet dem Herrn, singet Ihm Psalmen; singet Ihm; singet Ihm; rufet seinen heiligen Namen an;„ und dann erweckt er alle Saiten seines Herzens zur Begeisterung und singt wiederum: „Singet dem Herrn; kommt, singet Ihm, singet Psalmen seinem Namen.“ Vielleicht war er nie in einer heiligeren Aufregung; seine Seele glühte; er war in einer Flut himmlischer Freude. Ah! David, irgendwo ist ein Stachel für dich. Jetzt ist Stille da, aber ein Sturm erhebt sich.

„Jene Stille fürcht' ich mehr,
Als der Stürme wildes Heer.„

Diese Freude ist an der Schwelle eines Kummers. Er segnet das Volk. Nachdem er mit seiner Verehrung Gottes aufgehört, teilt er einem jeglichen einen Laib Brot, ein Stück Fleisch und ein Rößel Wein aus, und sie essen alle und sind fröhlich vor ihrem Gott; und nun spricht David: „Ich habe das Volk gesegnet; ich habe sie alle froh gemacht, ich will in mein Haus gehen und es auch segnen.“ Aber an der Schwelle tritt ihm sein eigenes Weib entgegen und spöttelt in sarkastischer Weise über ihn: „Wie herrlich ist heute der König von Israel gewesen.„ Der arme David ist zornig, tief gekränkt und traurig. Seine Freude ist auf eine Zeitlang in die Winde zerstreut; obwohl er sie mit Tadel zurückwies, so ging ihm doch sicher die Ironie durchs Herz; die Freude dieses Tages war sehr getrübt.

„Ein Christ genießt nicht lang' der Freud'.
Es folget schnell ein Leid dem Leid.“

So sagt der alte Bunyan; und wir mögen mit Wahrheit sagen, wenn wir auf dem Gipfel eines Berges sind, so sind wir nicht weit von dem Grunde eines Tales. Wenn wir auf der Höhe der einen Welle daherfahren, so wird es nicht lange währen, bis wir in der Tiefe der andren sind. Bergauf und bergab ist der Weg zum Himmel. Buntscheckig muss unser Pfad sein. Goldene Fäden sind in schwarzen Grund gewoben. Wir sollen Freude haben, aber wir müssen Leid haben, wir sollen Wonne haben, aber wir müssen Trübsal im Fleisch haben.

Heute abend will ich erstens über Davids Prüfung sprechen; zweitens über die Rechtfertigung seines Verhaltens; und drittens über seinen edlen Entschluss; und mein Hauptzweck ist, euch alle anzuregen, wenn ihr je einer ähnlichen Prüfung unterworfen werdet, seinen Entschluss zu fassen, und ihn auf seinen Grund zu stützen.

I.

Zuerst: Davids Prüfung. Seine Prüfung war eine besondere. Sie kam von einer Seite, wo er sie am wenigsten erwartete. „O,„ sagt sein alter Meister, „Joab stach Abner unter seiner fünften rippe; es gibt manchen Mann, der auch in seiner Rippe gestochen wird.“ Ein andrer sagt: „Es ist eine seltsame List Satans, eines Mannes Kopf mit seinen eignen Knochen zu zerbrechen, und doch hat mancher Mann eine so raue Behandlung erfahren. Die, welche die Beste Freude unserer Herzen sind, sind oft die Mittel, uns den tiefsten Schmerz zu verursachen.„ Ist nicht für manche christliche Frau ihr Mann der größte Feind ihrer Religion gewesen, und hat nicht mancher christliche Mann gefunden, dass die Gefährtin seines Herzens das größte Hindernis auf seinem Wege zum Himmel war? Ich will euch nur einige Bilder geben, die, wie ich weiß, vorgekommen sind und jeden Tag vorkommen — sie werden für eurer einige passen. Ein Mann Gottes ist im Hause des Herrn gewesen. Es war etwas Großes dort im Werk: er half in dem Werke, aber als er zu Hause kam, war Michal, Sauls Tochter, da und sagte: „Du bist wahnwitzig, wirklich, du bist verrückt; du weißt nicht, was du mit deinem Gelde machen sollst; du gibst es hierfür und dafür, und deine Kinder werden Bettler sein. Du bist ein Narr,“ sagte sie, „du bist getäuscht, deine Religion hat dich wahnsinnig macht.„ Der Mann ließ es hingehen und trug es geduldig, obgleich es in sein Herz drang und er sich sehr betrübt abwandte. Ein andres Bild — diesmal eine Frau. Sie ging hinauf zum Hause der Brüder ihres Herrn, und sie waren fröhlich und voll Freuden an diesem Ort. Ihr Herz ward hoch gehoben, und auf dem Heimwege war unaussprechliche Seligkeit in ihrer Seele. Sobald sie in die Tür trat, ward die Frage getan: „Weshalb kommst du so spät zu Hause? — Warum bliebst du nicht die ganze Nacht weg? Du siehst so fröhlich aus. Du bist gewiss unter jenen frommen Heuchlern gewesen?“ Sie sagte nichts; trug es geduldig; aber der Pfeil war in ihr Herz gedrungen, und sie fühlte es schmerzlich, dass es ihr als etwas Unrechtes vorgeworfen ward, wenn sie ihrem Gott mit einem guten Gewissen diente. Es gibt manchen jungen Mann, der vor Gott tanzt mit aller Macht, wenn er die fröhliche Botschaft des Gnadenbundes gehört hat. Er hat all seine Sorgen und all seine Not vergessen, und vielleicht ist es diesmal sein eigner Bruder, der, wenn sie sich zur Ruhe begeben, ihn verlacht. „Wo bist du heute gewesen? Wie hast du deinen Sonntag zugebracht? Gewiss hast du N. N. gehört. Was für Nutzen kannst du davon haben? Was hat er euch erzählt?„ Und dann gibts Gelächter; kein Name ist verächtlich genug. Er wird ein Narr geheißen. Man nimmt an, dass kein vernünftiger Mensch ein Christ sein werde; an ewige Dinge zu denken, sei der höchste Grad der Narrheit. Für eine kurze Stunde seine Gedanken von dieser armen Erde abkehren und über Ewiges nachzusinnen, ist das Kennzeichen des Wahnwitzes! Nun, nach unsrem Urteil ist der Wahnwitz auf der andren Seite. Wenn wir die flüchtigen Dinge dieses Lebens und die Wirklichkeiten des künftigen Lebens in der Wage des Gerichtes wägen, so findet sich der Wahnwitz im äußersten Maße bei den Verächtern, und nicht bei uns. Die Kinder dieser Welt verstehen nie die Kinder jener Welt, und sie werden es niemals; das Licht kam in die Welt, und die Finsternis hat es nicht begriffen. Wie konnte sie es? Wie konnte die Finsternis irgend etwas andres mit dem Licht tun, als ihm widerstehen? Man konnte nicht erwarten, dass die, welche der Sünde dienen, diejenigen lieben würden, die der Gerechtigkeit dienen. Öl und Wasser vermischt sich nicht; Feuer und Flut legt sich nie in derselben Wiege zum Schlafen nieder; und man kann nicht erwarten, dass jedes Knäblein (Offb. 12, 5) die Kirche Gottes, Frieden haben und glücklich sein würde in einem Hause mit jenem alten Riesen, der Kirche Satans — der Schule des Teufels. Es müssen Kriege und Kämpfe sein, es muss Widerstand und Streit sein, so lange es zwei Naturen in der Welt und zwei Arten Menschen gibt. Dies war also die Prüfung, die David zu erdulden hatte. Und ich möchte eure Aufmerksamkeit darauf lenkeu, wie besonders scharf diese Prüfung gewesen sein muss. Natürliche Zuneigungen sind mit tausend Fasern so in die Seele verwoben, dass sie nicht leicht zerbrochen werden können; aber sie sind so zart wie die feinsten Nerven und können nie verletzt werden, ohne die schmerzhafteste Empfindung zu verursachen. Gewiss, David musste daran denken, dass Michal das Weib seiner Jugend war, und dass Freude in seinem Herzen war an dem Tage, wo er sich mit ihr vermählte, und im Grunde war sie ihm ein gutes Weib gewesen in vieler Hinsicht. Solche Betrachtungen machten ihre Entfremdung von ihm nur umso härter zu tragen. „O,“ mochte er sagen, „sie rettete mir einst das Leben mit Gefahr ihres eignen, als ihr Vater Saul gesagt hatte: Bringet ihn herauf zu mir mit dem Bette, dass er getötet werde. Ließ sie mich nicht durchs Fenster hernieder und legte ein Bild ins Bett mit einem Netz von Ziegenhaar und täuschte ihren Vater, damit ich entrönne?„ „Ah,“ sagte er: „es war Liebe in dieses Weibes Busen, und wie lange blieb sie treu, während ich auf den Bergen wie ein Rebhuhn gejagt wurde!„ Es ist wahr, er hätte sich ins Gedächtnis rufen können, dass sie in stillen schlimmsten Zeiten ihn vergessen hatte; aber nun war sie zu ihm zurückgekommen, und er liebte sie aufrichtig; denn ihr wisst, als Abner Friede mit David machen wollte, war die Bedingung, dass er sein Angesicht nicht sehen sollte, er brächte denn zuvor Michal zu ihm; er hatte also eine tiefe Zuneigung für sie, und sie hatte ihm Gutes erwiesen. Doch ist die Freude seines Herzens jetzt die Feindin seiner Seele geworden. Sie ist es, die nun über ihn lacht wegen dessen, was er in dem reinen Verlangen, Gott zu dienen und mit heiliger Freude getan hat. Ach, das ist der unfreundlichste Stich unter allen; das schneidet einem Manne ins Herz, wenn die, die er liebt und die seiner ganzen Liebe würdig ist, nichtsdestoweniger ihm seinen Eifer für Christum vorwirft! Ah! Brüder, es ist eine schöne Sache, wenn wir in unsren verwandtschaftlichen Verhältnissen uns zusammen freuen können, wenn Mann und Weib sich gegenseitig auf dem Wege zum Himmel helfen. Es kann keine glücklichere Lage geben, als die eines christlichen Mannes, der bei jedem heiligen Wunsch, den er für Gottes Sache hat, eine Gehilfin findet; der findet, dass sie ihm oft zuvorkommt, dass, wenn er etwas tun will, sie ihm noch mehr vorschlägt; wenn er seinem Meister dienen will, so deutet sie darauf hin, dass noch mehr getan werden könne, und kein Hindernis wird ihm in den Weg gelegt, vielmehr jede Hilfe erwiesen. Glücklich ist dieser Mann und gesegnet ist er. Er hat einen Schatz von Gott empfangen, dessen gleichen nicht für Diamanten gekauft und um seines Gold nicht eingewechselt werden kann. Dieser Mann ist von dem Höchsten gesegnet; er ist des Himmels Günstling und mag sich der besonderen Huld seines Gottes freuen. Aber wenn es anders ist, und ich weiß, das ist bei einigen von euch der Fall, dann ist es in der Tat eine schwere Prüfung. Vielleicht sieht sie, obgleich ein sorgsames, vorsichtiges, kluges und treffliches, weltliches Weib, die Dinge des Reiches Gottes, die du liebst, nicht ebenso an wie du, und wenn du etwas getan hast, was in dem Übermaß deines Eifers dir nur gering scheint, so hält sie es für unangemessen und übertrieben. „O,“ sagt sie, „gehst du hin, um mit diesen Leuten zu verkehren? Trägt der König David einen leinenen Leibrock wie ein Bauer? Setzest du dich nieder bei diesem gemeinen Pöbel? Du? Du kannst deine Würde behaupten, ein „Hochwohlgeboren„ vor deinem Namen sehen und doch auf der Straße mit jedem Bettler gehen, der sich einen Christen zu nennen beliebt. Du,“ sagt sie, „du, der so vorsichtig in allen andren Dingen ist, du scheinst den Kopf verloren zu haben, wenn du an deine Religion denkst;„ so ist sie sarkastisch und schießt Worte gleich Pfeilen auf dich ab, so dass ein jedes von ihnen eine Wunde verursacht. Und nun lass mich hier sagen, dass öfterer ein Mann so gegen seine Frau handelt und noch öfterer zwei Lehrlinge oder Arbeiter gegeneinander. Es ist eine sonderbare Sache, dass, wenn Menschen zur Hölle gehen, niemand da ist, der sie aufhält. „Macht Platz, macht Platz, öffnet den Schlagbaum: tretet beiseite, lasst keinen Hund ihm im Wege sein! Macht Platz für ihn!“ Ist dies nicht der Ruf der Welt? Aber hier kommt ein Mann, der zum Himmel gehen will: „Versperrt seinen Pfad; werft ihm Steine in den Weg; versperrt ihn, macht es ihm so schwer, wie nur möglich!„ Ja, und gute Leute auch, gute Leute, die nicht wissen, was sie tun — sie werden vom Satan gebraucht, uns auf dem Weg zum Himmel zu hindern. Arme Seelen; sie wissen es nicht besser. Satan fährt in sie hinein und hetzt sie gegen uns auf, zu sehen, ob sie nicht in der einen oder andren Weise unsre Lauterkeit bestecken können, weil wir das ganze Evangelium lieben und nicht damit zufrieden sind, nur einen Teil zu haben. Ah, Brüder und Schwestern, dies ist eine schwere Prüfung, aber wisset, dass eure Anfechtungen nicht seltsam oder ungewöhnlich sind; dieselben Leiden ergehen über eure Brüder in der Welt.

II.

Ich will mich nun von der Betrachtung des Leides wegwenden, und sehen, wie David es aufnimmt und dawider kämpft. Wir haben Davids Prüfung gehabt: nun wollen wir Davids Rechtfertigung haben. Was sagte er zur Verteidigung dessen, was er getan? Er sprach: „Vor dem Herrn, der mich erwählet hat vor deinem Vater, und vor allem seinem Hause, dass Er mir befohlen hat, ein Fürst zu sein über das Volk des Herrn, über Israel, ja, vor dem Herrn will ich spielen.“ Davids Rechtfertigung seiner Handlungen war Gottes Erwählung seiner. Seht ihr hier nicht die Lehre von der Erwählung? Gott hatte ihn vor ihrem Vater Saul erwählt. „Nun,„ sagt David, „da ich durch besondere Liebe und göttliche Gunst aus den gemeinen Leuten erhoben, und zum König gemacht wurde, will ich mich einmal wieder zu den gemeinen Leuten herunterbegeben, ich will meinen Gott preisen, wie sie es tun, gekleidet in ihre Gewänder, will tanzen, wie sie tanzen, und auf der Harfe spielen, wie die übrigen in der fröhlichen Menge es tun.“ Dankbarkeit war der Grundton seiner Gottesverehrung. Möge der Weltling zu dem Christen, der seinem Herrn treu ist, sagen: „du bist enthusiastisch;„ unsre Entgegnung ist: „Ja, wir sind es;“ wir mögen für enthusiastisch gelten, wenn ihr uns nach gewöhnlichen Regeln beurteilt, aber wir sind nicht so zu beurteilen; wir erwägen, dass wir mit einer besonderen Liebe geliebt worden sind; dass es Gott gefallen hat, uns unsre Sünden zu vergeben, uns in seiner unumschränkten Gnade anzunehmen, und uns die Vorrechte seiner Kinder zu geben.

„Von Gott geliebt, da singen wir
Voll Dank Ihm unsre Lieder;
Erwählt, noch eh' die Welt begann.
Erwählen wir Ihn wieder.„

Wir erwarten nicht, dass gewöhnliche Menschen für Gott tun sollten, was der Christ tut. „Nein,“ sagt er, „ich liebe viel, weil mir viel vergeben ist, ich bin ein Wunder der Gnade.„ Wenn er mehr für Gottes Sache gibt, als es andren Menschen einfällt, zu tun, so scheint es ihm immer noch sehr wenig, denn er spricht:

„Wär' alles Gold der Erde mein,
Das wär' ein Opfer viel zu klein,
Denn seine Lieb', so staunenswert.
Mein Herz und Seel' und all begehrt.“

Michal mag sagen, dass wir wahnwitzig gehandelt haben; sie würde ebenso handeln, wenn sie fühlte, wie wir fühlen. Weltmenschen mögen sagen, dass wir ungereimt handeln, und über die Regeln der Klugheit hinausgehen; sie würden auch über die Regeln der Klugheit hinausgehen, wenn sie an derselben Liebe teil gehabt hatten, und gleiche Gunst empfangen. Der Mann, der fühlt, dass er von Gott erwählt ist vor der Grundlegung der Welt, der eine feste Überzeugung hat, dass seine Sünden alle ausgetilgt sind, dass er Gottes Kind ist, dass er „angenommen ist in dem Geliebten,„ dass sein Himmel sicher ist, — ich sage, es ist nichts übertrieben, was der Mann tun könnte. Er geht hin und wird ein Missionar für die Heiden, fährt über das Meer, nimmt sein Leben in die Hand, und lebt inmitten einer heidnischen Bevölkerung. Die Menschen sagen: „Wozu? Er kann nur eine kümmerliche Besoldung erhalten, sein Leben zu fristen, nachdem er die schönsten Aussichten aufgegeben hat; er muss wahnwitzig sein.“ Für wahnwitzig mögt ihr ihn ohne Zweifel halten, wenn ihr urteilt, wie Michal urteilte, aber wenn ihr erwägt, dass Gott ihn erwählt hat, und ihn mit einer besonderen Liebe geliebt, so ist es nur vernünftig, sogar weniger, als man hätte erwarten können, dass ein solcher Mann bereit ist, sich für Christum zu opfern.

Nehmt ein andres Beispiel. Lasst mich ein Bild herausschneiden aus der Lebensbeschreibung eines Mannes in vergangenen Jahren. Er predigt in einer Kirche zu Glasgow; er ist eben in die Gemeinde eingeführt, Beförderung steht ihm offen, er kann bald zum Bischof gemacht werden, wenn er will, er sucht es nicht. Ohne Mitra oder Pfründe steht er unter freiem Himmel, geht an alle Zäune und Hecken des Landes, so dass er überall ein Landprediger ist und nirgends ein ansässiger Geistlicher. Er wird mit faulen Eiern beworfen, einmal wird mitten in der Predigt seine Stirn von einem Stein getroffen, während er die Herzen der Menschen zu treffen sucht. Warum tut er dies? Man sagt, er sei fanatisch. Weshalb hatte Whitefield nötig, dies zu tun? Weshalb hatte John Wesley nötig, über das ganze Land zu gehen? Wie? Dort ist der hochwürdige N. N. mit vierzehn Pfründen, der predigt niemals — und ist ein guter Mann. — „O,„ sagt die Welt, „und er steht sich gut dabei, verlasst euch darauf.“ Das ist eine gewöhnliche Rede: „Er steht sich gut dabei.„ Und als er starb, stand er sich gut dabei, denn er brachte alle verleumderischen Zungen zum Schweigen, und hinterließ nichts als einen unvergänglichen Ruf. Als Wesley in voller Arbeit stand, sagte man: „Er ist ein reicher Mann;“ und legte ihm schwere Steuern für sein Silberzeug auf. Er sagte: „Ihr könnt mein Silberzeug gern nehmen, wenn ihr wollt, denn alles, was ich habe, sind zwei silberne Löffel; ich habe einen in London und einen in York, und durch Gottes Gnade werde ich nie mehr haben, so lange es noch Arme gibt.„ Aber die Leute sagten: „Seid gewiss, sie stehen sich gut dabei; warum können sie nicht still sein wie andre Menschen?“ Der einzige Grund, weshalb sie es nicht konnten, war eben dieser: dass Gott sie erwählt hatte vor den übrigen Menschen; sie fühlten, dass sie besondere Gegenstände göttlicher Gunst seien, und sie kannten ihre Berufung: sie sollten nicht nur selbst gesegnet sein, sondern auch ein Segen für andre werden. Was andre Menschen nicht tun konnten oder nicht tun wollten, das taten sie; sie konnten nicht ruhen, ehe sie es getan; sie konnten wie David vor der Lade tanzen und ihre amtliche Stellung herabwürdigen; sie konnten die seine Würde eines Pfarrers soweit vergessen, dass sie wie Marktschreier auf den Jahrmärkten oder vor den Reitschulen standen; sie konnten heruntersteigen auf die Bretter der Bühne, um das Evangelium zu predigen; sie schämten sich nicht, dem David zu gleichen, „sich vor den Mägden ihrer Knechte zu entblößen, wie sich die losen Leute entblößen„: sie hielten all diese Schande für Ehre und all diese Schmach für Ruhm; und sie trugen es alles, denn ihre Rechtfertigung lag darin, dass sie glaubten, Gott hätte sie erwählt; und deshalb erwählten sie, um Christi willen zu leiden, lieber, als ohne Christum zu herrschen.

Und nun, Brüder und Schwestern, ich sage euch dies: wenn ihr denkt, dass Gott euch erwählt hat, und doch nicht fühlt, dass Er Großes für euch getan oder ein starkes Anrecht auf eure Dankbarkeit hat, dann scheut das Kreuz. Wenn euch nie viel vergeben worden ist, dann klettert über den Stegel und geht den grünen Weg hinab in die „Nebenpfad-Wiese,“ es geht sich angenehm dort, wandert ihn entlang. Wenn ihr dem Herrn Jesu Christo nicht viel schuldig seid, meidet seinen Dienst, geht in einen Winkel, wenn die Posaune bläst und sagt Michal, es täte euch sehr leid, dass sie Missfallen an euch gehabt. Sprecht: „Ich will nie so etwas wieder tun, glaube mir, es tut mir leid, dass du es nicht magst; ich hoffe, du wirst mir jetzt vergeben; da ich glaube, dass Religion etwas ist, womit man andren sowohl als sich selbst gefallen soll, so will ich nie wieder vor der Lade tanzen.„ Tut das jetzt, wenn ihr keine große Verpflichtung gegen den Vater aller Geister habt und nie die erwählende Liebe Gottes in eurer Seele empfunden. Aber, o meine lieben Brüder, einige von euch sind bereit, von ihrem Sitze aufzuspringen und zu sagen: „Nun, ich bin nicht der Mann,“ und gewiss, als euer Pastor kann ich auf manche von euch blicken, denen viel vergeben worden ist. Vor nicht langer Zeit wäret ihr bis an den Hals in Trunkenheit; ihr konntet Gott lästern. Vor nicht sehr langer Zeit triebt ihr vielleicht Unredlichkeiten und tratet nie in das Haus Gottes ein. Einige von euch waren leichtsinnig, lustig, sorglos, Verächter Gottes, ohne Hoffnung, ohne Christus, Fremde in dem Reiche Israel. Wohl, und was hat euch hierhergebracht? Die unumschränkte Gnade hat es getan; ihr würdet nicht hier sein, wenn ihr euch selbst überlassen gewesen wäret, wenn Gott für euch nicht mehr getan, als für andre, ihr wäret dann in derselben Bahn wie früher weiter gegangen. Nun sind die Fensterladen verschlossen; jener Laden, der den ganzen Sonntag über offen zu sein pflegte, ist zu. Nun sind die Pfeife und das Bier oder die feineren Zerstreuungen, die mit fünf oder sechs lustigen Gefährten den ganzen Sonntag-Nachmittag auszufüllen pflegten, hinweggetan, und die Bibel ist nun da, und Gebet ist nun da, und das Schwören wird nicht mehr gehört wie früher. Ich nehme an, ihr schreibt diese Änderung des Charakters der unumschränkten Gnade zu. Dann ist die empfangene Barmherzigkeit eine vollständige Rechtfertigung für alles, was ihr im Dienste Gottes tun könnt, für jedes Entzücken, das ihr fühlt, wenn ihr Ihn anbetet, und für jedes Übermaß von Freigebigkeit, das ihr zeigen mögt, wenn ihr das Reich eures Herrn und Meisters weiter ausbreiten wollt. Wenn die Gemeinde dies einmal fühlte, welchen Einfluss würde sie ausüben! Wahrlich, ich darf sagen ohne die geringste Schmeichelei, dass ich nie auf der Erde Leute angetroffen habe, die einen völligeren Glauben an diese Tatsache hatten, die mehr dieser Lehre gemäß lebten, dass, von Gott erwählt und mit einer besonderen Liebe geliebt, sie Außerordentliches tun müssten, als die, deren Pastor ich bin. Ich bin oft auf meine Knie gefallen, um Gott zu danken für die wundervollen Dinge, die ich einige der hier anwesenden Christen habe tun sehen. Im Dienste Gottes sind sie über alles hinausgegangen, was ich hätte erbitten können. Ich meine, sie hätten mich für unvernünftig gehalten, wenn ich das verlangt hätte. Sie haben es, ohne darum gebeten zu sein, getan. Auf die Gefahr hin, alles zu verlieren, haben sie ihrem Meister gedient, und nicht nur alles gegeben, was sie entbehren konnten, sondern im Dienste Jesu selbst das entbehrt, was sie kaum entbehren konnten. Sie haben gesellige Annehmlichkeit und persönliche Bequemlichkeit aufgegeben, um ihrem Meister zu dienen. Solche Brüder werden ohne Zweifel ihren Lohn empfangen, und wenn man von ihnen sagen sollte: „Es ist lächerlich, es ist abgeschmackt, sie werden von fanatischem Eifer fortgerissen,„ so lege ich diese Antwort in ihren Mund: „Ja, ich würde lächerlich sein, ich würde abgeschmackt sein, wenn ich Gott nicht mehr verdankte, als ihr; aber Er hat mich so geliebt, dass ich Ihn nicht genug, und noch weniger zu viel lieben kann; Er hat mich in solchem Maße geliebt, dass ich nicht zu viel für Ihn tun kann; in der Tat, ich fühle, dass ich nicht halb genug zu tun vermag.“ Da ihr besonders ausgezeichnet worden seid, habt ihr Gott auch besonderen Dienst erwiesen, und Gott segne euch dafür; ja. Er segnet euch darin. Solcher Art war Davids Rechtfertigung.

III.

Nicht weniger unserer Beachtung wert ist sein Entschluss, von dem ich jetzt in der Kürze sprechen will. Was sagte er? Zog er sich zurück und handelte er als Feigling, beugte er seinen Rücken der Geißel des Tadels und gab die Ausschreitungen seiner Andacht auf? Nein, er sprach und sprach freimütig: „Ich will noch geringer werden denn also und will niedrig sein in meinen Augen„ rc. Gott gebe, dass euer Entschluss derselbe sein möge. Wann immer die Welt euch tadelt, sagt: „Wohl, ich danke dir für das Wort, ich will streben, es besser zu verdienen; wenn ich mir durch meine Festigkeit dein Missfallen zugezogen habe, so will ich noch fester sein und du sollst noch mehr Missfallen empfinden, wenn du willst. Wenn es ein Geringes ist, Christo zu dienen, so will ich Ihm mehr dienen, als ich je getan habe und noch geringer werden; wenn es schmachvoll ist, unter die Armen, Geprüften und Leidenden gezählt zu werden, so will ich Schmach wählen. Ja, je mehr Schmach ich leide, desto glücklicher will ich sein; ich werde fühlen, dass Schmach Ehre ist, dass Schimpf Ruhm ist, dass Schmähung und Verspeien von den Lippen der Feinde dasselbe ist, wie Preis und Ruhm von dem Munde Christi.“ Statt nachzugeben, geht vorwärts, zeigt euren Feinden, dass ihr kein Zurückgehen kennt, dass ihr nicht von dem weichen Metall dieser neueren Zeit gemacht seid. Ein alter Schriftsteller sagt, in alten Zeiten hätten die Menschen für ihre Häuser zu sorgen gepflegt, aber jetzt sorgten die Häuser für die Menschen; sie pflegten aus eichenen Schüsseln zu essen und waren eichene Männer; aber jetzt seien es Weiden-Männer, die sich überall biegen könnten; es seien irdene Männer die in Stücke zertrümmert werden könnten. In Politik, Geschäft, Religion habt ihr kaum einen Mann. Ihr seht eine Menge Dinge, die Männer genannt werden, die sich nach der Seite hin drehen, von welcher der Wind weht; eine Anzahl Prediger, die sich nach Norden, Süden, Osten und Westen drehen, gerade wie die Zeit es erheischt und die Umstände und die Hoffnung auf Gewinn sie treiben. Ich bitte Gott, ein paar Männer zu senden, die das in sich haben, was die Amerikaner „ rit.„ („Gries“ oder „Kies„) nennen; Männer, die, wenn sie wissen, dass eine Sache die rechte ist, sich nicht wegwenden, zur Seite wenden oder innehalten; Männer, die nur umso beharrlicher sind, wenn Schwierigkeiten im Wege stehen oder bekämpft werden müssen; die umso treuer zu ihrem Herrn halten, wenn man sich ihnen widersetzt; die, je mehr sie ins Feuer geworfen werden, desto heißer werden; die gerade wie der Bogen, je weiter die Sehne gespannt ist, desto kräftiger die Pfeile versenden, und je mehr sie niedergetreten werden, desto mächtiger in der Verteidigung der Wahrheit gegen den Irrtum werden. Fasst den Entschluss, Brüder und Schwestern, wenn ihr irgend welche Verfolgung leidet, derselben mit vollem Mut gegenüberzutreten. Gleich einer Nessel ist der Verfolger; berührt sie sanft und sie sticht euch, aber greift sie fest an, und sie verletzt euch nicht. Fasst die an, welche euch widerstehen, nicht mit roher Rache, sondern mit dem starken Griff ruhiger Entscheidung, und ihr habt den Sieg gewonnen. Gebt keinen Grundsatz auf, nein, nicht eines Haares Breite von einem Grundsatz.

Steht auf für jedes einzige Korn der Wahrheit; streitet dafür wie für euer Leben. Gedenkt an eure Vorväter, nicht bloß an eure christlichen Vorväter, sondern an die, welche eure Vorfahren in dem Glauben der Baptisten waren. Gedenkt an die, welche vor alters mit Verachtung aus der christlichen Kirche ausgestoßen wurden, weil sie sich nicht den Irrtümern ihrer Zeiten beugen wollten. Denkt an den Schnee der Alpen und erinnert euch der Waldenser und Albigenser, eurer großen Vorläufer. Denkt wiederum an die Lollharden, die Jünger Wiclefs; denkt an eure Brüder in Deutschland, die vor nicht vielen Jahrhunderten in Säcke genäht wurden, denen man die Hände abhieb, die bluteten und starben — eine Reihe von glorreichen Märtyrern. Euer ganzer Stammbaum, vom Anfang bis zum Ende, ist mit Blut befleckt. Von den Tagen Johannes des Täufers an bis jetzt hat das Himmelreich von der Gewalttätigkeit der Menschen gelitten; und ihr! wollt ihr nachgeben? Sollten diese weichen Zeiten, diese sanften Jahrhunderte eure ursprüngliche Tapferkeit hinwegnehmen — euch zu feigen Söhnen heldenmütiger Väter machen? Nein, wenn ihr nicht zu den Leiden eines Märtyrers berufen seid, so habt doch den Geist eines Märtyrers. Wenn ihr nicht, wie er, dem Fleische nach brennen könnt, so brennt wie er im Geiste. Wenn ihr nichts zu erdulden habt, als die Prüfung grausamen Spottes, nehmt sie geduldig hin, tragt sie freudig, denn glücklich seid ihr, wenn ihr zu Teilnehmern an den Leiden des göttlichen Meisters gemacht werdet. Niemals, ich bitte euch, werdet in eurem Berufe matt, sondern bringt mehr von der Liebe eures Herzens in den Dienst eures Lebens. Gebt nie einen Tüttel von der Wahrheit auf, die Gott euch anvertraut hat, nehmt euer Kreuz auf euch und tragt es; wie schwer, wie schimpflich auch, tragt es männlich. Wenn der Vater wider das Kind erregt wird und das Kind wider den Vater, weint darüber und betrauert es. Wenn der Mann wider das Weib erregt wird und das Weib wider den Mann, tragt Sorge, dass es nicht durch eure eigne Schuld ist; aber wenn es um Christi willen ist, tragt es freudig, tragt es mit Wonne und Entzücken; ihr seid hochgeehrt. Ihr könnt nicht die Rubinenkrone des Märtyrertums und Fellers tragen — jenes strahlende Diadem, aber ihr könnt wenigstens ein einzelnes Juwel aus derselben erhalten; dankt Gott dafür, und schellt euch nie, errötet nie, um seines Namens willen zu leiden; und gebt jeder lachenden Michal die Antwort: „Wenn dies gering ist, so will ich noch geringer werden; wenn es schmachvoll ist, will ich noch mehr Schmach auf mich laden; wenn dies dein Gelächter erregt, so sollst du lauter denn je lachen; dir soll es nie an Gelegenheit fehlen, über mich zu spotten, bis deine Neigung zum Verlachen sich ändert.“ O, das ist eine herrliche Art, Gegner zu behandeln. Wenn ein Löwe euch anbrüllt, blickt ihn an und lächelt, und er wird das Brüllen allmählich lassen. Wenn irgend ein großer Hund herläuft und euch anbellt, bleibt ruhig, es ist wunderbar, wie leicht er gezähmt ist.

Ich war einst im Norden Schottlands in einen: Hause, vor dem ein wilder Hund angekettet lag. Er kam heraus und ich streichelte ihn und er schien mich gern zu mögen. Der Hausherr trat heraus. „Gehen Sie hinweg,„ sagte er, „dieser Hund wird Sie in Stücke reißen.“ Ich hatte das nicht gewusst, und als ich vorüberging, schien er zu wissen, dass ich durchaus nicht bange vor ihm war, deshalb tat er mir nichts zuleide. In gleicher Weise seid ihr, Christen, nicht erschreckt durch eure Gegner. Sie mögen heulen oder knurren, aber bebt nicht furchtsam zurück, sie werden nur umso mehr bellen. Beachtet sie so wenig wie möglich. Ach, die armen Geschöpfe! wohl mögt ihr sagen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.„ Lasst sie einfach in Ruhe, und wenn sie die Ursache wissen müssen, so sagt ihnen, was David der Michal sagte: Gott hat euch erwählt, sein Lob zu verkünden. Ich glaube wohl, dass ihr unsinnig genug in ihren Augen sein werdet. Ein guter Freund von mir antwortete, als man ihm sagte, er sei wahnsinnig: „Nun, wenn ich wahnsinnig bin, so solltet ihr sehr geduldig mit mir sein, aus Furcht, dass ich schlimmer werden möchte. Wenn ich jetzt wahnsinnig bin, könnte ich vielleicht tobsüchtig werden. Deshalb seid freundlich gegen mich.“ Es gibt eine Art, mit guter Laune die andren wiederum zu necken, nur muss es ohne Bitterkeit geschehen. Sagt den Leuten, die sich unnötig an euch ärgern, sie müssten versuchen, euch eines Bessern zu belehren; wenn ihr euch so weit verirrt hättet, sollten sie euch zurückführen. Nach und nach werden sie mit ihren Spöttereien aufhören und anfangen, euch zu achten. Wenn einer in einer Familie ist, zu dem die übrigen am meisten hinaufsehen, so ist es gewöhnlich derjenige, den die ganze Familie früher schmähte. Er hat das Feuer des Widerstandes ertragen, er hat seinen Stand behauptet; und er hat die Palme der Beständigkeit errungen. Gib einen Zollbreit nach, und du wirst eine Elle nachzugeben haben. Weiche einen Fuß zurück, und dein Feind wird dich austreiben. Stehe ganz still, gelassen, ruhig, mit dem Entschluss, dass du sterben kannst, aber nicht fliehen; dass du alles leiden kannst, aber nicht deinen Herrn verleugnen, und dein Sieg ist gewonnen. Sei nie zornig in Wort oder Blick; ahme in dieser Hinsicht dem Petrus nicht nach; den besten der Menschen muss man nur so weit folgen, als sie ihrem Meister gleich sind. „Vergeltet nicht Scheltwort mit Scheltwort.„ Leidet geduldig alles, was gesagt wird, aber wenn ihr leidet, gebt nicht nach. Gedenkt an den Wahlspruch der alten Märtyrer, kennt ihr ihn? Aus einigen der alten Bücher von Märtyrern seht ihr das Bild eines Ambosses und mögt fragen: „Was bedeutet dies?“ Es war ein Ausspruch Calvins, den er tat. „Das Evangelium ist ein Amboss, der manchen Hammer schon zerbrochen hat und noch viele zerbrechen wird.„ Lass deinen Gegner den Hammer sein und sei du der Amboss. Der Hammer wird brechen und der Amboss fest stehen. Gedenke daran: „Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden.“ — Nun, ich denke, ich höre einige Christen sprechen: „Diese Predigt passt nicht für mich.„ Wohl, Bruder, ich bin froh, wenn sie es nicht tut. Ich bin froh, wenn Gott dich in eine so günstige Lage versetzt hat. Aber, o, sie passt für viele, sehr viele; ich sage euch denn, betet für solche, gedenkt der Gebundenen als die Mitgebundenen. Wenn ihr im Gebet seid und Gott zu danken habt, dass ihr Kinder frommer Eltern seid, die weit entfernt, euch zu widerstehen, alles getan haben, euch zu helfen, seid dankbar dafür als ein Vorrecht, das zu schätzen ist, weil so viele es entbehren. Es ist eine gute Sache für einige von euch Blumen, dass ihr in einem Treibhause wachset, wo die Luft so sehr warm und milde ist, aber es gibt einige, die draußen im Frost sein müssen; betet für diese. Wenn ihr an die Schafe in der Hürde denkt, so gedenkt ja auch derer, die draußen in der Wüste dem heranziehenden Schneesturm ausgesetzt sind, vielleicht begraben in einer Schlucht und nahe daran, zu sterben. Denkt an sie. Ihr mögt annehmen, es gebe wenig Leiden für Christum jetzt. Ich spreche, was ich weiß — es ist noch immer sehr viel Leiden da. Ich meine nicht Brennen, ich meine nicht Hängen; ich meine nicht Verfolgung durchs Gesetz; es ist eine Art langsamen Märtyrertums. Ich kann euch sagen, wie es ist. Alles, was ein junger Mann tut, wird ihm vorgeworfen. Dinge, die an sich harmlos und gleichgültig sind, werden zu einer Anklage gegen ihn verdreht; wenn er spricht, werden ihm seine Worte vorgehalten; wenn er schweigt, so ist es schlimmer. Was er auch tut, es wird falsch dargestellt, und vom Morgen bis zum Abend ist immer Stichelei da. Alles, was gegen seinen Prediger gesagt werden kann, wird gewöhnlich benutzt, weil die Welt weiß, dass es den Gemeindegliedern, wenn sie Liebe zu ihrem Prediger haben, sehr weh tut, wenn man ihn tadelt; es werden Andeutungen über die Beweggründe des Predigers gegeben und allerlei auch über das Volk Gottes gesagt; einer sagt, der Pastor sei ein Ja- und Nein-Prediger; ein andrer sagt, er sei zu hoch in der Lehre; einer beschuldigt ihn der Scheinheiligkeit; ein andrer klagt ihn der Lauheit an. Ach, Brüder, ihr braucht euch nicht zu fürchten; ihr könnt für die Wahrheit zeugen, was immer auch gesagt wird; ihr müsst den Verleumder tragen, und mit Geduld tragen. Wenn man euch etwas vorwirft, steht dennoch für euren Herrn Jesum auf. Ich bitte euch nicht, für mich aufzustehen; ihr werdet das tun, weiß ich. Steht auf für euren Herrn und Meister; gebt keinen Zollbreit nach, und der Tag wird kommen, wo ihr Ehre haben werdet, selbst in den Augen derer, die einst in der Welt über euch lachten und euch Schmach bereiteten.

Ehe ich schließe, lasst mich noch ein oder zwei Worte im allgemeinen zu dieser ganzen Versammlung sagen. Es sind drei Arten Menschen, die mein Text mit einem finsteren und erschreckenden Stirnrunzeln anblickt. Zuerst sind diejenigen da, deren Lippen schnell sich auswerfen, deren Gesicht stets zum Hohnlächeln bereit ist, deren Zunge stets rasch zum gemeinen Scherz ist, wenn der Dienst Gottes ihren Pfad kreuzt. Ich sage euch nur, hütet euch, dass dies nicht über euch komme: „Er wollte den Fluch haben, der wird ihm auch kommen; er wollte des Segens nicht, so wird er auch ferne von ihm sein.“ Zweitens sind diejenigen da, welche bis zu einem Punkt die Verehrung Gottes und den Dienst der Gemeinde begünstigen. Aber es kommt eine Zeit außerordentlichen Dienstes, eine Erweckung, die ungewöhnliche Energie verlangt; und beinahe, ehe sie selber dessen gewahr werden, hat der Widerwille ihres Herzens einen starken und unfreundlichen Ausdruck gefunden. Nun lasst mich euch auf Sauls Tochter hinweisen und euch daran erinnern, wie sie in einer Stunde ihre Abstammung bewies, ihre Zugehörigkeit zu einer Familie, die Gott verworfen hatte, dartat und ihr eigenes, unwiderrufliches Schicksal besiegelte. Dann drittens ist der Bekenner der Religion da, dem bei Davids Prüfung Davids Festigkeit fehlt. Habe ich den Samen evangelischer Wahrheit weit umher unter euch ausgestreut und ist keiner auf das Steinichte gefallen? Ihr mögt das Wort gehört und alsbald mit Freuden es aufgenommen haben; und ihr mögt eine Weile beharren, obgleich ihr „keine Wurzel in euch selber hattet.„ Aber lasst mich euch fragen, wenn Trübsal oder Verfolgung sich erhebt um des Wortes willen, ärgert ihr euch dann? Wird es euch ein Stein des Anstoßes? Wenn das, so ist euer Fall ein beklagenswerter. Schlagt ihr den ersten Hauch des Spottes mit leichtfertiger Zunge zurück? Hörte ich, dass ihr neulich sagtet: „O, ich bekenne mich zu nichts; ich gehe mir dann und wann in jene Kapelle, um den Prediger zu hören; ich mag ihn wohl leiden.“ Ah! junger Mann, lass dein Gewissen dir bezeugen, dass du in unwürdiger Weise zurückbebst. Du magst dich zuerst nur ein wenig verstellen, aber wenn du feige genug bist, dich zu verstellen, so magst du binnen Kurzem ungläubig genug sein, abzufallen. Brüder und Schwestern in dem Herrn, „stehet in einem Geist und mit einer Seele kämpfet für den Glauben des Evangeliums und lasset euch in keinem Wege erschrecken von den Widersachern. Denn euch ist gegeben um Christi willen zu tun, dass ihr nicht allein an Ihn glaubet, sondern mich um seinetwillen leidet.„ Amen.

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autoren/s/spurgeon/s/spurgeon-die_spottrede_des_sarkasmus.txt · Zuletzt geändert: von aj
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