Spurgeon, Charles Haddon - Das Sammeln um den Mittelpunkt.

Spurgeon, Charles Haddon - Das Sammeln um den Mittelpunkt.

Gehalten am Sonntag, den 4. Juni 1876.

Sie kamen zu ihm von allen Enden.„
Mark. 1,45.

Diese Tatsache, wie sie hier steht, ist unserer Beachtung wohl wert und bietet uns viel Ermutigung dar. Die Massen kamen, unsern Herrn zu hören und seine Wunder zu sehen. Er konnte nicht verborgen bleiben, sondern, wo er erschien, da versammelte sich bald eine Zuhörerschar; in der Tat, das Gedränge wurde zu groß und zu pressend also, dass sie sich untereinander traten. Wenige Prediger leiden von diesem Ungemach unsers Herrn, aber für ihn war es häufig eine Notwendigkeit, Mittel zu gebrauchen, um das Gedränge zu vermindern und deshalb begab er sich in wüste Orte oder nahm ein Schiff und fuhr über den See.

Ich entnehme hieraus, liebe Freunde, dass ungeachtet der Heiligkeit seiner Lehre, und der Art, wie sie den Wünschen des fleischlichen Herzens zuwiderläuft, ungeachtet der Offenheit seiner Strafreden und der Weise, wie er den Stolz in den Staub wirft, doch eine wunderbare Anziehungskraft für alle Arten von Menschen in der Lehre unsers Herrn Jesu Christi ist. Wenn wir einen Gegenstand finden wollen, darauf berechnet, die Massen zu interessieren, so brauchen wir nicht weit weg nach neuen Dingen zu gehen das alte, alte Evangelium wird am besten die eifrige, verlangende Menge um sich sammeln. Wenn alles Übrige gleich steht, so findet ihr, dass mehr Menschen zusammenkommen, um von Christo zu hören, als bei irgend einem andern Gegenstand; und dies wird Jahr auf Jahr fortdauern, während andere Dinge das zeitweilige Interesse verlieren, was sie einst besaßen. Gebt einem Manne jedes andere Thema, was euch beliebt, und lasst ihn sich darüber verbreiten 3 oder 4 Mal die Woche an demselben Ort, vor denselben Zuhörern, und es wird nicht lange dauern, bis seine Hörer müde werden und er selbst abgemattet. Ich glaube nicht, dass es möglich wäre, Jahr auf Jahr eine Masse aufmerksamer Hörer zu behalten und sie wegzusenden mit dem Verlangen nach mehr, mit einem andern Thema, als Jesu Christo, dem Gekreuzigten. Wenn ihr Christum verkündet, so werden die Leute fortfahren, von allen Enden zu ihm zu kommen, denn die Weissagung des Jakob ist noch immer wahr: „Demselben werden die Völker anhangen.“

Die Anziehung in dem uns vorliegenden Fall war nicht nur in dem predigenden Jesus, sondern in dem Jesus, der seine heilende Macht erwies. Die Werke, die er tat, diese zeugten von ihm, bis die Leute fragten: „Was ist das? Was ist das für eine neue Lehre? Er gebietet mit Gewalt den unsauberen Geistern und sie gehorchen ihm.“ Die Nachrichten von den Lahmen, die aufsprangen, den Aussätzigen, die rein wurden, brachten das Volk zusammen. Eben so jetzt, lasst Jesum nur in einer Gemeinde sein seligmachendes Werk offenbaren; Jesus, der harte Herzen bricht, Jesus, der zerbrochene Herzen verbindet, Jesus, der die Verstoßenen wieder sammelt, Jesus, der die Lämmer in seinem Busen trägt, Jesus, der tätig ist, dann seid gewiss, die Leute werden zusammen kommen, bis ihr auszurufen habt: „Wer sind die, welche fliegen wie die Wolken und wie die Tauben zu ihren Fenstern?“ Die Beste Ankündigung Jesu ist das persönliche Zeugnis jeder Seele, die er gesegnet hat. Um seinen Ruhm auszubreiten, braucht ihr keine gemieteten Federn und keine erkauften Zungen; die werden am besten sprechen, welche die Dinge erzählen, weshalb sie den König angerührt haben, deren Zungen wie die Federn gewandter Schreiber sind, weil ihr Herz die Sache diktiert; sie haben seine Kraft erfahren und deshalb können sie nicht anders, als sagen, was sie gesehen und gefühlt haben. Der heilende Jesus, von dem die sprachen, die er geheilt hatte, zog die Menge an sich in alter Zeit und ich entnehme daraus die Hoffnung, dass wenn Jemand von uns Christum in Christi Weise predigt, begleitet von Christi Kraft in der Heiligung der Menschen, so werden wir sogar an wüsten Orten die Leute zusammenkommen sehen, und umso mehr, weil er am Kreuz erhöht worden ist, und deshalb Alle zu sich ziehen will.

Aber, liebe Freunde, es war ein innerer Kreis da. Die bloßen Hörer kamen nur zu ihm im niedrigsten Sinne des Wortes. Ich glaube nicht, dass Jesus Christus viel Gewicht darauf legte, die Mengen um sich zu sammeln, um seine Worte zu hören oder seine Wunder anzusehen; ich bin gewiss, er tat es nicht, denn er suchte diese Popularität zu vermeiden, und deshalb verbot er dem Aussätzigen, von seiner Heilung zu sprechen, und zog sich zurück, um dem Volk zu entgehen. Wenn er dafür gehalten, dass der Erfolg nach der Menge seiner Hörer zu messen wäre, so würde er geblieben sein, wo die Haufen sich sammelten; aber er hatte ein genaueres Urteil und wusste, dass, wie der Haufe auf der Dreschtenne viel Spreu enthält, so auch in den großen Versammlungen bloßer Hörer, eine Menge ist, deren Anhänglichkeit wenig Wert hat. Geliebte, wenn die Menschen nur zusammen kommen, das Evangelium zu hören, so wird unser Werk mit trauriger Enttäuschung enden und die sonntäglichen Zusammenkünfte werden sich als elende Zeitverschwendung ausweisen; aber mein Text hat als eine Tatsache viel größere Tragweite, denn Jünger kamen zu Jesu in einem viel besseren Sinn von allen Enden. Er berief durch seine geheimnisvolle Macht den Einen und den Andern, die seine Nachfolger wurden, und sie kamen im besten Sinn zu ihm. Wir lesen, dass er auf einen Berg ging und zu sich rief, wen er wollte, und sie kamen zu ihm; dies war ein besseres Kommen. Von Diesen kann es gesagt werden: „Sie kamen zu ihm von allen Enden.“ Es ist ungemein schön, zu sehen, wie verschiedenartig Christi Jünger waren. Da waren Fischer, aber es waren nicht alle aus dieser Klasse, denn es war unter ihnen ein Mann aus den Pharisäern, ein Oberster der Juden; es war ein frommer Natanael da, aber auch ein Zöllner, dessen Haus Heil widerfuhr. Sie waren nicht alle von den unteren Ständen, denn unter den heiligen Weibern, die ihm dienten, waren einige von dem Hofe des Herodes und Einer, welcher „der Arzt, der Geliebte,“ genannt wird, folgte ihm als seinem Herrn. Sie waren nicht alle von lobenswertem Charakter, denn ein Weib, die eine Sünderin war, ward seine wahre Jüngerin, aber es waren Andere da, von denen kein sittlicher Fehler berichtet wird. Sie kamen zu ihm, von seiner geheimnisvollen Macht angezogen, von jedem Teil des Landes, von jedem Rang und Stand, von verschiedener Geistesfähigkeit und Charakterbeschaffenheit: „sie kamen zu ihm von allen Enden.“ Das ist der Tatbestand,

Ich will jetzt diese Tatsache bildlich brauchen. Ich glaube, wie es buchstäblich der Fall war, dass Menschen kamen, unsern Herrn zu hören, und Andere kamen, von ihm zu glauben, von allen Enden; so ist es noch immer und bei der Predigt des Evangeliums kommen noch stets Männer und Frauen zu den Herrn Jesu Christo von allen Enden.

I.

Ich will wiederum mit dem äußeren Ring beginnen. Von dem offenen oder bekenntnismäßigen Kommen zu Christo kann es mit vielem Schmerz gesagt werden: „Sie kamen zu ihm von allen Enden.“

Das Evangelium zieht Viele an, wenn es gepredigt wird, die nicht dadurch errettet werden. Das Himmelreich ist gleich einem Netz, welches ein Mensch ins Meer wirft und es fängt alle Arten. Es kommt ein Tag, da sie die guten in Gefäße tun werden und die schlechten wegwerfen, aber in diesem Weltlauf werden stets allerlei Gattungen darin sein. Das Unkraut wird mit dem Weizen wachsen und unfruchtbare Reben werden am Weinstock sein. Die Menschen kommen zu Christo durch das Bekenntnis zum Christentum, durch die Teilnahme an seinen Gebräuchen und dem Beitritt zu seinem Glaubensbekenntnis; und in diesem Sinn kommen sie noch immer zu ihm von allen Enden. Ihr müsst euch nicht einbilden, dass in dieser Kirche alle, die dem Namen nach zu Christo gekommen sind, auch wirklich gekommen seien. Gebt euch nicht solcher Täuschung hin, denn wenn ihrs tut, werdet ihr sicher betrogen sein. Du, mein lieber Bruder, magst zu einem kleinen Bethel oder auserwählten Ebenezer gehören, aber gib dich selbst da nicht der Hoffnung hin, dass Alle, die da zu Christo sich bekennen, obgleich sie Alle so bewundernswert orthodox und gesund in der Lehre sind, wirklich alle zu Jesu gekommen sind, denn selbst da wird eine Mischung sich finden. „Viele sind berufen und Wenige sind auserwählt.“ Ihr könnt nehmen, welche Zwölf ihr wollt, aber ihr könnt nicht sicher sein, dass nicht einer von ihnen ein Teufel ist, denn unter den Zwölfen, die der Meister erwählte, fand sich Judas Ischarioth. Sie kommen zu Christo von allen Enden, von dem Land der Heuchelei und des Formelwesens ebenso wohl, als von dem Reich der Aufrichtigkeit.

Viele kamen zu Christo in jener Zeit und folgten ihm aus den niedrigsten Beweggründen. Brot und Fische waren gute Köder damals und sind es noch. Wir haben nicht viel von dieser Anziehungskraft in dieser Kirche, aber in gewissen Gegenden gibt es große Laibe ausgesuchten Brotes, mit außerordentlich viel Butter darauf und es sind auch Fische da der besten Art, große Fische und wohl gesalzen, deren angenehmer Geruch Manchen sehr teuer ist. Ein Geschmack an der Kirche Broten und Fischen ist noch immer ziemlich häufig, so dass Viele zu der Kirche kommen und dem Namen nach zu Christo, von dem Land, das Selbstsucht heißt, und so aus der Gottseligkeit ein Gewerbe machen.

Einige kamen zu unserm Herrn nur, um Wohltaten für ihren Körper zu erhalten; sie brachten ein blindes Auge, das geheilt oder einen verdorrten Arm, der wiederhergestellt werden sollte, aber sie erhielten keine geistlichen Gaben. So ziehen Viele sittlichen und geistigen Nutzen aus der Religion Jesu, aber sie erlangen nicht das höhere Gut des geistlichen Lebens. Ohne Zweifel werden Manche angezogen durch christlichen Umgang, durch die Tröstungen der religiösen Andacht und durch das Maß von Achtungswürdigkeit, das aus einem christlichen Bekenntnis entspringt, und doch wird ihre Seele nicht errettet. Wir müssen uns nicht wundern, wenn die Brote klein werden und nur von Gerstenmehl sind, und die Fische an Zahl abnehmen, dass dann die bloßen Schmarotzer uns ihre wahre Natur zeigen und verschwinden. Wer zu Christo kommt um weltlichen Gutes willen, wird ihn verlassen, wenn Armut und Schande ihm entgegen treten.

Eine Anzahl kam zu Christo aus Bewunderung seiner Beredsamkeit, denn es hatte nie ein Mensch geredet, wie er, und es ist kein Wunder, dass ein Weib aus der Menge voll Bewunderung ausrief: „Selig ist der Leib, der dich getragen hat und die Brüste, die du gesogen hast!“ Wie wahr indes war unsers Herrn Antwort: „Ja, selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren.“ Er richtete ihr Gemüt auf etwas Besseres als Bewunderung, nämlich, gläubige Aufnahme! aber bei einem solchen Redner und solchem lieblichen Thema, da war es nicht zum Erstaunen, dass unter seinen Nachfolgern Bewunderer des Redners gefunden wurden, so wohl wie an den Heiland Gläubige. Wir müssen uns nicht wundern, wenn wir noch finden, dass Einige, wie sie sagen, zu Christo kommen, weil er so beredt von seinen Predigern, verkündet wird, oder weil die poetischen Schönheiten der Bibel und die natürlichen Reize der Religion ihnen Geschmack abgewinnen und sie mit ihrem Zauber festhalten. Es ist ein armseliges Kommen, das hieraus entspringt und aus weiter nichts.

Eine große Zahl kam zu unserm Herrn aus der Gegend des vorübergehenden Enthusiasmus. „Herr, ich will dir folgen, wohin du gehst,“ sprach Einer, aber er tat es nicht. Es waren Hörer vom felsigen Boden in jenen Tagen, deren Halm der Versprechungen, weil er nicht tiefe Erde hatte, schnell aufspross und eben so schnell verdorrte. Seid nicht erstaunt, Brüder, wenn die felsigen Hörer uns noch immer verwirren und täuschen. Sie kommen noch stets aus dem Land des „Gefügig“ zu Jesu und kommen nur, um an ihren eignen Ort zurück zu gehen.

Es kamen Einige zu Jesu Christo, weil sie sein Wesen missverstanden. Wenn sie ihn besser gekannt hätten, so wären sie ihm nicht so weit nachgefolgt, als sie es taten; sie bewiesen dies, denn als sie mehr entdeckten, gingen sie hinter sich und wandelten nicht mehr mit ihm. Als er anfing, gewisse, ihn selbst betreffende Teile der Wahrheit zu enthüllen, die vorher verborgen gewesen, sagten sie: „Das ist eine harte Rede, wer kann hören?“ Als sein Kreuz mehr hervortrat und ihre Hoffnung auf ein irdisches Königreich immer trüber ward, bewiesen sie, dass sie ihm aus Irrtum gefolgt waren, denn sie gingen ihres Weges. Und ohne Zweifel bekennen heutzutage Viele den Namen Jesu, die nicht gewahr geworden, was die Jüngerschaft wirklich mit sich bringt; sie kennen weder ihn, noch sein Kreuz, noch die Wahrheit, die er zu lehren kam, und wir können erwarten, sie zurückgehen zu sehen, wenn vollere Entdeckungen sie stutzig machen. Sie kommen zu ihm von allen Enden.

Bruder im Predigtamt, Freund, der du in der Sonntagsschule wirkst, christlicher Arbeiter in einem armen Distrikt, ihr könnt wohl erwarten, dass die Leute zu Christo kommen werden, aber erwartet nicht, dass sie alle von dem Land der Ehrlichkeit und Wahrheit kommen. Zählt nicht alle Fische. die ins Netz gehen, sonst kann es geschehen, dass eure sichere Enttäuschung euren Eifer abkühlen und euer Vertrauen auf das Evangelium mindern wird. Erwartet, gute Fische in eurem Netz zu fangen, aber rechnet darauf, die faulen Fische da auch zu finden, die eure Maschen brechen und eure andern Fische beißen. In dem besten Zug, den ein Fischer je tut, ist etwas, das er wegwerfen muss. Wenn ihr guten Samen sät, schaut nach dem Weizen aus, der aufsprießen wird, aber seid nicht überrascht, wenn auch Unkraut aufgeht. Eben jetzt bringen Sonne und Regenschauer das Korn zum schnellen Wachstum, aber das Unkraut wächst auch. Es muss so sein. Diese Einflüsse, welche das Gute lebendiger machen, scheinen auch die Kräfte des Bösen zu erwecken. Wenn der Teufel schläft, so schläft die Kirche auch, aber wenn die Kirche wacht, so wacht der Teufel auch. Jeder, der für Christum arbeitet, kann auf gemischte Resultate rechnen, und wenn sie kommen, muss er nicht verzweifeln, als wenn ihm etwas Seltsames widerführe. Doch lasst uns dankbar sein, dass Viele zu Jesu kamen von dem Land der Aufrichtigkeit, Menschen, die überzeugt waren, dass er der Christ sei, Männer, wie der Jünger, zu dem er sprach: „Selig bist du, Simon, Jonä Sohn, denn Fleisch und Blut hat dir dies nicht geoffenbart.“ Einige gaben ihm bei ihrem Kommen ihr ganzes Herz und saßen von da an zu seinen Füßen und nahmen seine Worte auf. Einige der Besten waren mit ihm, obgleich auch einige der Schlechtesten. Dankbare Hände waren da, die ein Glas mit köstlicher Narde zerbrechen und es über ihn ausgießen konnten, sowohl wie grausame Hände, die die blutbefleckten Silberlinge gierig ergreifen konnten, den Lohn für den Verrat.

Ich verlasse diesen Punkt, wenn ich euch gefragt habe, von welchem Ende ihr gekommen seid. Seid ihr ehrliche Männer oder Spione? Kommt ihr von den Versammlungen des Betrugs oder von dem Lande der Aufrichtigkeit? Forscht und seht! „Versucht euch selbst, ob ihr im Glauben seid, prüft euch selbst. Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, dass ihr untüchtig seid.“ Ich bitte Gott, dass Niemand von uns an jenem Tag untüchtig erfunden werde.

II.

Zweitens wollen wir zu etwas Näherem und Besserem fortschreiten. Von dem ersten wirklichen geistlichen Kommen zu Christo durch den Glauben kann es mit den Worten des Textes gesagt werden: „Sie kamen zu ihm von allen Enden.“ Lasst mich dies in einem Bild veranschaulichen. Als ich letzte Woche Ruhe und Kräftigung suchte, saß ich eine kleine Weile nahe bei einer sehr ländlichen Kirche, die mitten in einem Wald steht, und als ich da saß, betrachtete ich die verschiedenen Pfade, die hinauf zum Portal der Kirche führten. Jeder Fußweg durch das Gras kam von einer andern Seite, aber alle führten zu einem Punkt. Wie ich da stand, kam mir der Gedanke: Gerade so kommen die Menschen zu Christo von allen Weltgegenden, aber wenn sie wirklich errettet sind, so kommen sie alle zu ihm.

Da drüben ist ein Pfad, der von einem kleinen Tal aufsteigt. Die kleine Kirche steht an der Seite des Hügels, am Fuße ist ein Bach, und die Kirchgänger, die von der Landstraße kommen, müssen über die rohgezimmerte Brücke geben und dann den Hügel hinansteigen. Solche Kommende steigen bei jedem Schritt in die Höhe. Sehr viele schwer Belastete kommen zu Christo von den tiefen Orten der Selbsterniedrigung; sie kennen ihre Sündigkeit und fühlen sie, ihre Selbsterkenntnis hat sie beinahe zur Verzweiflung getrieben; sie sind tief unten und jeder Schritt, den sie zu Christo tun, ist ein Schritt aufwärts. Sie haben ein wenig Hoffnung, wenn sie auf ihn blicken, und dann ein wenig mehr, bis es zu einem demütigen Vertrauen kommt; dann steigt es von einem schwachen, zitternden Vertrauen zum einfachen Glauben auf, und so schreiten sie fort, bis sie, wenn sie Jesu nahe stehen, sogar die volle Glaubenszuversicht erreichen. So sind sie aus tiefer Seelennot und Verzweiflung an sich selber zu Jesu gekommen und er nimmt sie gnädig auf.

Durch den Kirchhof führte ein anderer Pfad, der aufwärts ging von dem Platz, wo ich stand, und Alle, die diesen Weg kamen, stiegen deshalb hinunter zur Kirchtür. Diese mögen die Leute darstellen, die groß von sich denken; sie sind in Sittlichkeit aufgewachsen und haben ein achtbares Leben in der Stadt „Gesetzlichkeit“ geführt, sie sind nie in die gröberen Laster hineingeraten, sondern sind unter Denen, deren Betragen musterhaft ist. Jeder Schritt, den diese guten Leute nach Christo hin tun, ist ein Schritt abwärts; sie denken weniger von sich und immer weniger; Bedauern führt zur Reue, Reue zu bitterem Kummer, und Kummer führt zum Abscheu vor sich selbst, bis sie hinunter auf die Ebene kommen, wo Jesus den Sündern begegnet, indem sie eingestehen, dass sie Nichts sind und dass Christus Alles ist.

Die zwei Pfade, die ich erwähnt, wurden noch durch einen dritten ergänzt, der durch ein dichtes und verschlungenes Gehölz führte; ein enger Steig wand sich durch die Eichbäume und das dichte Unterholz dahin, und ich bemerkte, dass er durch eine sumpfige Stelle führte, wo sorgfältig Steine für den Wanderer gelegt waren, damit er nicht in dem Morast versinke. Mancher Suchende hat seinen Weg zu Jesu auf einem ähnlichen Pfad gefunden. Dunkel durch Unwissenheit und dornig durch böse Zweifel, windet und schlingt sich der Pfad einher und führt durch den „Sumpf der Verzagtheit,“ in dem der Mensch seine Schritte sehr sorgfältig tun muss. sonst sinkt er in Verzweiflung. Diejenigen, welche die Gnade leitet, gelangen zu der Ruhe in Christo, aber es ist durch den Wald und durch den Sumpf.

Noch einen andern Fußsteig nahm ich wahr, der durch die Felder des Landmannes ging, durch Land, wo Pflug und Sichel geschäftig sind, jedes zu seiner Zeit; so dass die, welche von jenem Ende zum Gottesdienst kommen, über den Ort der schweren Arbeit geben, und passend diejenigen darstellen, welche voller Ernst und Anstrengung sind, aber Jesumso nötig haben, wie nur Jemand. Sie wissen noch nicht den Weg des Heils, sondern jagen der Gerechtigkeit durchs Gesetz nach, und ringen danach, in eigener Kraft durch die enge Pforte einzugehen. Aber wenn sie je zu Christo kommen, so werden sie jene Felder zu verlassen haben und den Pflug und die Sichel ihrer eignen Kraft und sich Jesu als ihrem Alles unterwerfen.

Nun, setzt nicht voraus, dass die Pfade, die ich genannt, die einzigen sind. Es ist nur Ein Christus da, aber viele sind der Enden, von welchen die Menschen zu ihm kommen. Es würde unmöglich sein, alle die Wege zu beschreiben, auf welchen die Menschen zu Christo kommen, und alle die Enden, von denen sie kommen. Zu unserm ersten Gläubigwerden werden wir Alle von dem Geist Gottes geführt, aber sehr sonderbar sind die Erfahrungen des Volkes Gottes, und vielleicht hat jeder Mensch einen Weg, der ihm eigentümlich ist. Wir kennen nicht alle die Wege, auf denen Seelen zu Christo gelangen; aber es ist Gnade, zu wissen, er kennt die Wege, auf denen seine Erlösten zu ihm kommen und er weiß, wo sie sind. Ich erinnere mich, dass ich in Wootton in Hills Garten war und mir erzählt ward, dass am Sonntag Morgen der originelle alte Herr in seinen Garten zu gehen pflegte, um die Leute zu beobachten, die zur Kapelle kamen. Er saß im Garten mit seinem Teleskop, im Mittelpunkt eines Halbkreises von Hügeln und beobachtete die Landleute, wie sie hinabstiegen, und bemerkte jeden besonderen Vorfall und erwähnte ihn in seiner Predigt zum großen Erstaunen der betreffenden Personen. Unser Herr Jesus sitzt in dem Mittelpunkt, zu dem seine Erlösten kommen und sieht sie alle, selbst wenn sie noch ferne von dannen sind. Wenn wir uns eine Seele Millionen Meilen weit von ihm vorstellen können, so weit, wie ein Komet von der Sonne entfernt ist, wenn er zum äußersten Punkt seiner Bahn geschweift ist, so weiß doch unser Herr Jesus Christus, woher der Wanderer kommt, und bemerkt die Zeit, wo die Wende beginnt und die Stunde, wenn das Angesicht gegen ihn gerichtet wird. Er kann die Gnade in eines Menschen Herzen ausspähen, lange ehe der Mensch sich ihrer bewusst wird, und lange, bevor der hoffnungsreichste Prediger der Welt eine Spur göttlichen Lebens in der Seele erblicken kann. Welche Barmherzigkeit ist das! Sie kommen zu ihm von allen Enden, und er weiß, woher sie kommen und wie weit sie auf dem Weg sind.

Lasst uns beten, für alle, die im kommen zu Christo begriffen sind, sowohl als für die, welche ihn wirklich ergriffen haben: „Herr Jesus, wir bitten dich, hilf denen, welche deinen Weg kommen. Ziehe sie, bis sie näher kommen. Weit weg, wie sie sind, lass sie nahe kommen. Wir wissen nicht immer, wann die Menschen kommen, aber wenn wir ein wenig Verlangen in dieser Richtung erblicken, lasst uns den großen Vater in dem Gleichnis nachahmen und ihnen entgegen eilen und sehen, ob wir ihnen auf der Wanderung helfen können. Vielleicht haben sie noch einen Schrittstein nötig, und wir können einen hinlegen, wo ihre Füße ihn erreichen können oder wie „Hilfe“ in der „Pilgerreise“ können wir ihnen aus dem Sumpf helfen, in dem sie gesunken sind. Tut dies um Christi willen.

Bedenkt, dass unter Allen, die zu Christo kamen von allen Enden, Niemand sich je von ihm getäuscht fand. Sie kommen aus verschiedenen Regionen, von der Hoffnung angezogen, dass Jesus ihre Bedürfnisse befriedigen wird und er befriedigt sie. Alle Art Leute, die gläubig zu Christo kommen, finden in ihm alles, was für ihren besonderen Fall Not tut. Lieblich ist auch der Gedanke, dass er niemals einen kommenden Sünder verstößt, komme derselbe, woher es sei. Sie eilen herbei von verschiedenen Gegenden, aber er hat kein Vorurteil gegen Galiläa oder Judäa, oder Tyrus oder Sidon; er nimmt alle kommenden an. Der Älteste in der Offenbarung Johannes tut eine tief anziehende Frage: „Woher sind sie gekommen?“ und, Gott sei gelobt, es ist eine, die niemals zum Nachteil von irgend jemand beantwortet werden wird, der sich Jesu im Glauben naht. O, Sünder, ihr mögt aus der Diebeshöhle kommen oder aus der Gefangenzelle, ihr seid Jesu eben so willkommen, als die, welche aus den Wohnstätten der Tugend kommen. Ihr mögt von dem Sitz der Spötter kommen, ihr mögt von der Bank des Trunkenboldes kommen, und wenn ihr kommt, sollt ihr einen herzlichen Willkomm erhalten. Ihr auch, o ihr Hoffnungsvollen, mögt von der Wohnung der Frömmigkeit kommen, und von der Schule der Wahrheit, und wenn ihr kommt, so werdet ihr die Tore weit offen finden, um euch zu empfangen. Kommt von den Zelten Jakobs, oder von den Zelten Kedars, von dem heiligen Berg oder von der einsamen Wüste, und ihr werdet alle gleichmäßig finden, dass er euch nicht hinausstößt.

Es ist eine sehr angenehme Erwägung für uns, dass wenn bedürftige Seelen sich Jesu nahen, sie ihm keinen Schmerz verursachen, sondern ihm Freude bringen. Sein ganzes Erlösungswerk ist getan, er hat nur den Lohn zu empfangen, der ihm gebührt. Sie kommen, sagt Jemand, mit der Bürde ihrer Sünden und legen sie auf ihn. Ich antworte, dies ist nur wahr in einem gewissen Sinn und muss nicht missverstanden werden. Es ist große Freude, zu denken, dass keine Bürde jetzt auf unsers Herrn Schultern kommen kann, kein Mensch kann länger Sünde auf Christum legen; sie ward auf ihn gelegt von dem Vater vor langer Zeit, und da er sie völlig gesühnt hat, so bleibt kein Teilchen davon zurück. Jeder Erlöste hat Christo schon sein Leben gekostet, und deshalb kostet ihn Jeder bei seinem wirklichen Kommen nun nichts mehr, im Gegenteil, er sieht in Jedem den Lohn für die Arbeit seiner Seele. Wenn wir Sünder zu Tausenden zu Christo kommen sehen und wüssten, dass er die Strafe für ihren Frieden zu tragen hätte und wieder zerschlagen werden müsste um ihrer Missetat willen, da möchten wir wohl traurig sein, aber es ist nicht so, er hat das Versöhnungswerk vollbracht; Angst und Pein sind all vorüber und nun erfreuen die Erlösten, wie sie kommen, sein Herz, sie vermehren sein Lob, sie belohnen ihn für seine Schmerzen. O, dass sie in Scharen kämen, wie die Herden von Karmel in ihrer Zahl. Ich kann mit dem Sprichwort sagen: „Je mehr, desto besser“ lass sie kommen von allen Enden, Jeder mit einer Krone der Liebe für des Erlösers Stirn.

Brüder, es ist keine Furcht da, dass die Mengen aufhören werden, von allen Enden zu kommen. Das griechische Wort kann übersetzt werden: „Sie blieben dabei, von allen Enden zu kommen.“ Ebenso ist es jetzt. Sie kommen, sie werden immer kommen, es wird nie eine Zeit geben, wo sie nicht kommen werden. In den prophetischen Worten des 22. Psalms wird uns gesagt: „Sie werden kommen.“ Wir geraten zu Zeiten in einen lauen Zustand und nur Wenige werden bekehrt, doch der Herr belebt uns wieder mit seinem Geist und Tausende werden errettet. Wir hatten bedeutende Evangelisten unter uns, die das Evangelium predigten, und einige Leute dachten, wenn sie gegangen wären, würden wir nichts mehr von dem Werk sehen, aber es ist nicht so; Sünder kommen noch immer zu Jesus und sie werden kommen. Die Frage für jeden meiner Hörer ist diese: Komme ich, oder bin ich zu Jesu gekommen? Sie kamen von allen Enden - bin ich gekommen? Ihr Fremden von jenseits des Meeres, ihr guten Leute vom Land, kommt ihr zu Jesus? Ihr Londoner, die ihr regelmäßig das Evangelium in diesem Hause hört, kommt ihr? Ihr, die ihr nur gelegentlich es hört, seid ihr im Begriff, zu Jesu zu kommen? Gott gebe, dass heute Morgen von dieser gemischten Versammlung es gesagt werden könnte, sie kamen zu Jesu von allen Enden!

III.

Drittens, da das Kommen zu Christo nicht eine einmalige Sache im Leben ist und die Schrift deutlich sagt: „zu welchem ihr kommt“ (1. Petri 2,4. engl. Üb.), um uns zu zeigen, dass der Christ fortwährend zu Christo kommt, so wollen wir nun noch dies Wort betrachten in Bezug auf das tägliche Kommen der erretteten Seelen zu Christo. Auch hier kommen sie zu ihm von allen Enden. Lasst uns eine Minute nachdenken. Heute Morgen ist das Verlangen jeder erneuerten Seele hier gewesen, zu Christo zu kommen, und ich hoffe, der Wunsch ist uns Allen erfüllt worden. Wenn das, so sind wir von allen Enden zu ihm gekommen. Ihr, die ihr sehr arm seid, habt eure Armut heute Morgen vergessen und unerforschlich große Reichtümer in ihm gefunden; und auf der andern Seite, hoffe ich, dass ihr, die ihr wohlhabend seid, eure weltlichen Schätze vergessen habt und euch nur gefreut, in ihm reich zu sein. Wenn ihr eine Woche der Leiden, der Verlegenheiten, der Verluste und des Kreuzes gehabt, so habt ihr euch ihm desungeachtet von diesem Ende genaht und ihn als einen sicheren Trost für eure Sorgen gefunden. Ein Anderer hat eine Woche des Gedeihens und Erfolges gehabt, aber auch du konntest nicht zufrieden sein, bis du die besten Erdendinge verlassen konntest, um den Herrn vom Himmel zu umfassen. Von allen diesen Punkten der Erfahrung seid ihr gekommen. Welche Verschiedenheit der äußern Umstände würde unter der Zahl des Volkes Gottes, das hier heute Morgen Gemeinschaft mit Christo gehabt hat, gefunden werden an den Enden, von denen sie kamen.

Die Menschen kommen zu unserm Herrn von jedem Ende, so weit es ihr geistiges Streben betrifft. Der große Gelehrte, der Kritiker, der tiefe Mathematiker, der scharfe Philosoph, alle diese freuen sich, falls sie vom Heiligen Geist gelehrt sind, zu Jesu zu kommen, um Ruhe zu genießen. Ich bin sicher, ich spreche ihnen aus der Seele, wenn ich sage, es ist eine große Erquickung am Sabbat, die verwickelten Probleme bei Seite zu lassen und sich von den einfachen Dingen Jesu zu nähren. Ich habe sagen hören, dass Männer von großem Geist, wenn sie kommen, eine Predigt zu hören, und wahrnehmen, dass der Prediger versucht, etwas sehr Schönes zu sagen, und bloß seine Verstandesschärfe zur Schau stellt, sich getäuscht abwenden und sagen: „Davon haben wir genug gehabt die ganze Woche lang.“ Der Sabbat ist ein Ruhetag und der Prediger bricht den Sabbat geistlich, der die Leute in die Knechtschaft menschlicher Weisheit führt, statt den Herrn Jesum ihnen vor Augen zu stellen, in dem sie allein Ruhe für ihre Seelen finden können. Es sind einige Wenige, Gott sei gelobt, die zu Jesu kommen von der Gegend der Bildung, und sich freuen zu kommen, und diese finden mehr in Jesu Christo, wenn er einfach gepredigt wird, als der umfassendste Geist aufnehmen kann. Gott sei gelobt, Tausende, die nicht Philosophen oder Mathematiker sind, tun dasselbe; ihre Gedanken sind nicht tief oder durchdringend, aber sie kommen zu Jesu in der Tat und Wahrheit, und nehmen ihn froh an. Es ist erstaunlich, wie viel von Christo einige sehr unwissende Leute aufnehmen können. Unterhaltet euch mit einem alten gottesfürchtigen Hirten; der Mann kennt vielleicht kaum die Buchstaben, aber hört, wie er von göttlichen Dingen spricht. Geht und setzt euch bei einer armen christlichen Frau in ihrer Hütte nieder, die nie aus ihrem Dorf heraus kam und niemals darüber hinaus kommen wird, wenn nicht eine ungastliche Sekte vielleicht verbietet, dass ihre Gebeine auf dem allgemeinen Begräbnisplatz mit angemessenen Gebräuchen begraben werden, aber sie kennt ihren Heiland, und manche denkwürdige Tatsache wird sie euch von ihm erzählen! Diese von der Gnade gelehrten Heiligen wissen mehr von Christo, obgleich die Welt sie unwissend nennt, als die gelehrtesten Männer durch menschliche Lehre wissen können. So seht ihr, sie kommen zu Jesu Christo von jeder Art Geistesfähigkeiten.

Und ich danke Gott, dass sie zu Christo kommen von allen Punkten theologischen Denkens. Mein Bruder da drüben, der die ewigen Ratschlüsse liebt, wie bereitwillig kommt er zu Jesu von der Betrachtung des Bundes und der ewigen Vorsätze der Gnade. Es ist angenehm, über die ewigen Berge zu Jesu zu kommen. Mein anderer Freund da drüben liebt diesen Weg nicht; ich wollte, er täte es; er verweilt hauptsächlich bei der Verantwortlichkeit des Menschen und bei der großen Liebe Gottes zu der ganzen Menschheit; doch kommt er zu Jesu über die Ebenen der unendlichen Huld und freut sich, in Jesu des Sünders Alles in Allem zu sehen. John Wesley singt:
*Jesus, meiner Seelen Freund.“

Und Toplady, der die Dinge aus ganz anderem Gesichtspunkte ansah, singt:
„Fels des Heils, für mich gespalten.“

Sie kommen von allen Enden. Gott sei Dank, dass es so ist; verschiedene Gedankenreihen über die Wahrheit treffen in Jesu zusammen, wie alle die großen Eisenbahnen in London zusammen treffen.

Ich denke, wir sind zu Christo gekommen von allen Enden unserer geistlichen Erfahrung. Wir sind in die Tiefe geworfen worden, aber „Aus der Tiefe ruf ich, Herr, zu dir, Herr, höre meine Stimme.“ Auf den Höhen haben wir auch gestanden, aber da haben wir gesungen: „Er macht meine Füße gleich den Hirschen und stellet mich auf meine Höhe.“ Wir haben in Gott frohlockt und wir haben uns in Gott getröstet; wir sind fröhlich gewesen in dem Licht seines Angesichtes und wir haben uns auch gefreut, unter den Schatten seiner Flügel. Von allen Enden der Empfindung haben wir uns zu dem Freund unserer Seele gewandt.

So sind auch Seelen von verschiedener Gemütsrichtung zu Christo gekommen. Maria ist beschaulich und für sie ist ein Sitz zu des Meisters Füßen. Petrus ist tätig und für ihn gibt es Schafe zu weiden und Lämmer zu hüten. In unserm Herrn finden Personen von verschiedenartigen Neigungen alles, was sie brauchen. Das liebende Gemüt, das tief sich eintaucht und ein wenig der mystischen Schule zuneigt, findet in Jesu den weitesten Spielraum, wie Madame Guyon es tat. Warme Herzen brauchen keine andere Nahrung für ihre Flamme, als die Liebe Jesu; seht, wie dieses Thema George Herbert in beständiger Glut erhielt. Und du auch, mein tätiger und energischer Bruder, du, der sich „darlegt und dargelegt wird“ in menschenfreundlichen Werken und Taten der Hingabe an Gott, du findest in Jesu Christo alles, was deinen Eifer halten und deine Tätigkeit heiligen kann. Von allen Enden kommen Heilige zu unserm Herrn als zu einem lebendigen Quell und kommen nie vergeblich. Es macht mir meinen Herrn umso teurer, wenn ich bedenke, dass er so vielen Andern so teuer ist. Es ist wahr, er ist meiner eignen Seele so notwendig und so genügend, dass es scheint, als wenn er für mich besonders verordnet sei; die unendliche Weisheit konnte keinen Heiland ersinnen, der völliger für mich passte; es vermehrte indes meine Freude an ihm, dass Tausende und Zehntausende dasselbe denken, Jeder für sich selbst. Die Überlieferung erzählt von dem Manna, dass es gerade so schmeckte, wie Jeder es wünschte, und jeder Zunge lieblich war; es ist so mit dem Himmelsbrot, es passt sich dem Bedürfnis jedes Gläubigen an und hat eine Fülle, um jeden geprüften Erben des Himmelreiches zu versorgen. Du kannst einen ganzen Christus für dich selber haben und doch haben Millionen seliger Geister denselben und Leben von seinen unerschöpflichen Vorräten. Freut euch, meine Brüder, darin, denn für ein weites Herz häuft dies die Wonne auf und gibt uns Himmel auf Himmel in der Tatsache, dass eine so große Anzahl ihr Alles in Jesu finden, so wohl, wie wir selber. Nicht nur wir kommen zu ihm, sondern die Gnade bringt andere Gläubige zu ihm von allen Enden.

Lasst es eins unserer Ziele sein, überall Bahnmacher zu sein, um den Weg zu ebnen für unsere Brüder, dass sie unserm Herrn näher kommen. Wenn wir sie aus dem Wald kommen sehen, lasst uns ihnen den Weg über den Stegel zeigen; oder wenn sie es schwer finden, die steile Höhe vom Tal empor zu klimmen, lasst uns ihnen die Hand leihen. Wenn wir fürchten, dass sie zu hoch oben sind, lasst uns ihnen den Weg hinunter zeigen, indem wir selbst demütig wandeln. Wo immer sie sind, lasst es unser Bemühen sein, sie zu Christo zu bringen. Unser Herr Jesus ist der Ort, wo alle Heiligen zusammen treffen, lasst uns mit Allen Gemeinschaft haben, die mit ihm Gemeinschaft haben. Lasst uns heiligen Umgang mit denen pflegen, die ihn lieben und das wird uns zum Segen dienen. Mein Bruder weiß etwas von meinem Herrn, das ich nicht weiß, und ich weiß etwas von ihm, das er noch nicht gelernt und so können wir einander durch heiligen Verkehr fördern. In alten Zeiten „trösteten sich die Gottesfürchtigen unter einander“ und ich weiß, dies waren gute Worte, denn Gott selber hörte darauf. Es wird gesagt, dass der Herr darauf merkt und es hört, und er hielt so viel auf das, was gesprochen ward, dass er ein Buch daraus machte „und ein Gedenkbuch ist geschrieben für die, so den Herrn fürchten und an seinen Namen gedenken.“ (Mal. 3,16.)

IV.

Zuletzt, Brüder, mein Text ist wahr von jener großen Versammlung, die mit jedem Augenblicke näher rückt, und die vollständig sein wird:

„Wenn die Erwählten alle
Um seinen Thron versammelt steh'n,
Und dann mit großem Schalle
Die Wunder seiner Gnad erhöh'n.“

Die Heiligen kommen zu Jesu in der Herrlichkeit von allen Enden. Er ist der Mittelpunkt der Gemeinde. Viele haben den Herrn da droben erreicht und beugen sich nun vor seinem Thron. Menschen aus jedem Zeitalter sind da, von Adam bis Moses, von Josua bis zu der Zeit der Könige und Propheten; und selbst bis zu dieser Stunde kommen sie fortwährend zu ihm. Sie kommen von jeder Seite der Erde und von jeder Rasse und jedem Stamm. Was für eine Versammlung muss das sein! Der Himmel ist kosmopolitisch und Christus hat allen Unterschied hinweggetan zwischen Juden und Heiden, Barbaren, Skythen, Sklaven oder Freien; sie kommen alle in ihm zusammen und er ist Alles und in Allen. Was für eine gemischte Gesellschaft und doch wie gleichartig in ihrer Freude und Befriedigung in ihm! David sprach: Ich will satt werden, wenn ich erwache nach deinem Bild.“ Du bist nicht David, aber du kannst dasselbe sagen. Ja, wir werden in ihm zusammentreffen von allen Enden.

Der Hauptpunkt, wobei wir verweilen müssen, ist, dass sie, von wo sie auch sich ergießen, alle zu Ihm kommen. Es ist eine sehr liebliche Aussicht, zu denken, dass wir unsere Mitknechte im Himmel treffen werden, aber wir müssen uns nie erlauben, dies in Vergleich zu stellen mit der Aussicht, unsern Heiland zu schauen. Natürlich werden wir sie alle sehen. Der alte John Ryland sagt sehr richtig:

Sie all' sind, Groß und Klein, vereint in jenem Land,
St. Paulus selber reicht mir Armen seine Hand.“

Ohne Zweifel wird er das. Gleich den Großen des Reichs werden wir in jenem königlichen Herrenhaus sitzen, Jeder von uns wird seinen eignen Sitz in jenem Parlament von Königen haben, denn „er hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott.“ Welche Gefährten werden wir haben! Welchen hohen und erhabenen Verkehr mit den besten und reinsten Geistern, die je Licht in der Finsternis dieser Welt verbreiteten! Aber hier ist der Schwerpunkt, wir sollen mit ihm sein. Wir werden, glaube ich nicht viel um irgend etwas Anderes geben, verglichen mit dem Sein, wo Er ist und dem Schauen seiner Herrlichkeit. Das ist der Himmel für mich. Wir werden kommen zu der Gemeinde der Erstgeborenen; aber da Christus in ihnen Allen ist und sie alle Glieder seines Leibes sind, so wird es nur eine andere Form des Kommens zu ihm sein, und wird keineswegs unsere Gemeinschaft mit dem herrlichen Haupt hindern, sondern eher erweitern.

Ich möchte noch sagen, gerade um zu schließen, dass ich glaube, dieser Gedanke des Kommens zu Christo von allen Enden ist einer Ausdehnung fähig, über die ich es euch überlassen will, nachzudenken, und sie deshalb nicht ausführlich erklären. Der Tag kommt, an dem der Herr Jesus wird „alle Dinge zusammen unter ein Haupt verfassen, beide, das im Himmel und auch auf Erden ist.“ Dann wird er das Haupt aller Dinge sein, die in ihm sind, und diese werden von allen Enden zu ihm kommen. Hiervon ist seine geheimnisvolle Persönlichkeit die Weissagung und der Vorgeschmack. Ist es nicht wundervoll, welch eine Zusammenfassung von Allem in der Person unsers Herrn ist? Das körperliche Weltall hat einen Anteil an ihm, denn er ward in das Fleisch und Blut hinein geboren, das uns mit der leblosen Materie unter unsern Füßen verbindet. Dem Geist in seiner niedrigeren Form ist er verwandt, denn er hatte und hat eine menschliche Seele. Den Geistern ist er ein Bruder, denn er ist das Haupt des geistlichen Samens. Und, um alles zu krönen, mit Gott selber ist er Eins. Gott, in seiner absoluten Gottheit betrachtet, steht allein und eine Kluft scheidet ihn von allen Geschöpfen; aber Gott in Christo Jesu nimmt den ganzen Bereich der Schöpfung in sich auf und wenn ihr ihn in den künftigen Ewigkeiten schauen werdet. so wird euch dies immer klarer und klarer erscheinen. Der herrliche Christ Gottes bringt die ganze Schöpfung in einem Brennpunkt und vereinigt sie zu Einem Ganzen um seine Person herum. Wir werden dies bald besser verstehen, unterdessen ist es süß, darüber nachzusinnen. Ich sah eine Szene auf einem gemalten Fenster in der Kirche von St. Etiennes zu Lyon abgebildet, die mich sehr ergriff. Sie stellt unsern Herrn nach der Versuchung in der Wüste dar, als er bei den Tieren war und die Engel ihm dienten. Die Engel sind dargestellt, wie sie ihm Früchte und Getränke und Brot und Fleisch bringen und auf ihren Instrumenten Musik ertönen lassen. Droben scheint die Sonne milde auf ihn. Über seinem Haupt ist ein Baum, der Frucht trägt, dessen Zweige sich zu ihm hinunter zu neigen scheinen, beladen mit saftiger Erfrischung. Zu seinen Füßen murmelt ein kleines Bächlein dahin und lässt Gras und Feldblumen um ihn her aufsprießen. Während die Blumen da unten für ihn blühen, girren zärtliche Tauben über ihm mit Wonne und die Vögel der Luft verweilen, um ihm zu singen. Ein sanftes Reh trinkt furchtlos aus dem Bach, dicht neben ihm, während ein Löwe, der sich demütig vor ihm niederlegt, ihm Ehrfurcht zollt. Ein Kaninchen weidet ruhig nahe bei dem Raubtier; alles ist glücklich, friedlich und heimisch. Die Engel und die Kaninchen, der Löwe und die Gazelle, die Himmel oben und die Blumen unten, alles kommt in ihm zusammen; die Sonne selbst scheint eine Sonnenblume geworden zu sein und wendet sich zu dem noch größeren Licht. Jesus ist der Mittelpunkt aller. Ich bewunderte des Künstlers Gedanken; es war Wahrheit darin. Unser Herr hat die Erde selber gesegnet und geweiht, denn sie fühlte die Berührung seiner heiligen Füße, und das Wasser des Flusses ist nicht mehr gemein oder unrein, denn ward er nicht in der Taufe darin begraben? In jedem Sonnenstrahl ist nun Gnade, denn hat die Sonne nicht auf Ihn geblickt? Die niederen Geschöpfe müssen freundlich behandelt werden, denn er liebte sie; sie kommen zu ihm von der Zeit an, wo die Ochsen aus der Krippe fraßen, worin er als ein Kindlein lag, bis zu dem Tag, wo die Eselin nicht von ihrem Füllen getrennt ward, als er durch die Straßen Jerusalems ritt. Lasst uns alle Dinge mit Ehrfurcht behandeln, denn er ließ sich herab, an sie alle zu denken. Von den Engeln nieder zu den Wellen des Meeres, und dem Kot, aus dem er die heilende Salbe machte, dienten alle Dinge ihm in ihrem Kreis, und so kamen sie zu ihm von allen Enden; und der Tag kommt, wenn die Kreatur, befreit von dem Dienst, dem sie ohne ihren Willen unterworfen ist, ihre Erlösung in ihm finden wird. (Röm. 8,21.) Zu ihm werden sie kommen von allen Enden, so Viele, wie in ihm sind, und beides, das niedrigste Körperlichste und der erhabenste Geist soll sich freuen in dem neuen Himmel und der neuen Erde, worin Gerechtigkeit wohnt. Da werden die Drachen und alle Tiefen, die Berge und alle Hügel, die wilden Tiere und alles Vieh, was da kriecht und was da fliegt, die Könige der Erde und alle Völker den Namen des Herrn preisen; während die Himmel und der Himmel der Himmel, Engel, Sonne, Mond und Sterne des Lichts seine Ehre verkündigen werden. Dann werden die Bäume im Walde jauchzen vor dem Herrn. Amen.

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