Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 68. Der kleine Zorn und der große Zorn.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 68. Der kleine Zorn und der große Zorn.

Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick“ rc. Jes. 54,7-9.

Dieser Text gehört allen Gläubigen. Ihr Anrecht darauf ist aus V. 17 zu ersehen. Keiner versäume es, ihn sich anzueignen. Er folgt auf die Prophezeiung von den großen Leiden ihres Herrn. (Jes. 53.) Wir sind nie so imstande, eine große Verheißung zu glauben, als wenn wir beim Kreuz geweilt haben. Das Volk Gottes wird oft hart geprüft, und ihre Leiden sind zuweilen geistlicher Art; aber ihr mächtiger Trost liegt darin, dass in allen ihren Leiden kein strafender Zorn liegt.

I. Der kleine Zorn und seine Beschränkung.

Der Herr bezeichnet ihn als „ein wenig“ und spricht von der Zeit seiner Dauer als von einem kleinen Augenblick“.

  1. Unsere Anschauung davon unterscheidet sich von der des Herrn. Uns erscheint es als ein gänzliches Verlassensein und als das ewige Verbergen seines Antlitzes. - Wir sind zu töricht, zu ungläubig, zu erregt, um richtig urteilen zu können. Gottes Anschauung ist die richtige, darum wollen wir sie gelten lassen.
  2. Er währt nicht lange. Was ist kürzer als ein kleiner Augenblick? Im Vergleich mit ewiger Liebe. Wenn wir in späteren Jahren darauf zurückblicken. In Wirklichkeit währt er nur kurze Zeit. Er wird bald vorüber gehen, wenn wir bußfertig sind und beten.
  3. Die Entschädigung dafür ist groß. Jehovah gelobt, viele, göttliche, ewige, große, wirksame Barmherzigkeit zu erweisen: „mit ewiger Gnade will ich“ rc.
  4. Der Zorn selbst ist klein. Eines Verlobten Zorn, eines Erlösers Zorn, eines Erbarmers Zorn; ein Zorn, der durch heilige Liebe veranlasst ist.
  5. Die Bezeichnung desselben ist nicht hart. Nicht: mein Angesicht gegen dich gekehrt; nicht: meinen Sinn geändert, sondern: mein Angesicht verborgen, und das nur einen kleinen Augenblick. So betrachtet Gott, der das Ende schon am Anfang sieht, unsere Züchtigung.
  6. Er ist mit der ewigen Liebe sehr wohl verträglich. Die Liebe ist von beständiger Dauer und bleibt auch während des kleinen Zornes, ist die Ursache des Zorns und wird ewig unverändert fortdauern. Das gezüchtigte Kind ist nichtsdestoweniger geliebt.
  7. Er verändert unser Verhältnis zum Herrn nicht. Derselbe ist noch unser Erlöser (V. 8) und wir sind noch die Erlösten des Herrn.

Unsere Pflicht ist es, Leid darüber zu tragen, dass wir den Herrn erzürnt haben, durch seinen Zorn gedemütigt und geheiligt zu werden, aber nicht unter demselben nachzulassen oder zu verzagen.

II. Der große Zorn und unsere Bewahrung vor demselben.

  1. Der Zorn Gottes kann ebenso wenig über Gottes Volk hereinbrechen, als Noahs Flut über die Erde wiederkehren kann. Diese Flut ist während der vielen Jahrhunderte nicht wiedergekommen und wird nie wiederkehren. Saat und Ernte werden nicht aufhören, und der Bogen ist in den Wolken. Wir haben keine allgemeine Wasserüberschwemmung zu befürchten, und ebenso wenig haben die Gläubigen die Rückkehr des göttlichen Zornes zu fürchten. (Gehe ausführlich auf V. 9 ein.)
  2. Die große Flut des Zornes hat sich ein für allemal ergossen. Sie ist über den Herrn Jesum hereingebrochen und ist damit auf immer beendet. „Christus hat uns erlöst“ rc. Gal. 3,13. „So fern der Morgen ist vom Abend, lässt Er“ rc. Ps. 103,12. „Wer will verdammen? Christus ist hier“ rc. Röm. 8,34. „Zu derselben Zeit“ rc. Jer. 50,20. Dies ist wirkliche, wahrhaftige, wirksame, ewige Versöhnung.
  3. Wir haben Gottes Schwur, dass er nicht zurückkehren wird: „also habe ich geschworen, dass ich nicht“ rc. Was die eigentliche Bestrafung anbetrifft, soll nicht einmal ein hartes Wort fallen: „noch dich schelten will“.
  4. Wir haben einen Bund des Friedens, der ebenso sicher ist, als der mit Noah gemachte, und von weit höherer Art, weil er mit Jesu, unsrem Herrn, gemacht ist.
  5. Wir haben Pfänder der unveränderlichen, unerschütterlichen Gnade. „Berge und Hügel.“ V. 10. Diese mögen hinfallen, aber nie die Gnade des Herrn.
  6. Alles dieses wird uns versichert von Jehovah, dem „Erbarmer.“ Wie gottlos ist es, zu zweifeln und misstrauisch zu sein! Wie sicher ist die Stellung der im Bunde Stehenden! Wie herrlich ist der Gott der ewigen Gnade!

Wie sorgfältig sollten wir sein, dass wir Ihn nicht betrüben!

Tröstliche Worte.

Das Dunkel der Trübsal hat sich oft erwiesen als der Schatten der Flügel Gottes, der sich uns nahte, um uns zu segnen. Wir können keine befruchtenden Regenschauer auf Erden haben, es sei denn, dass der Himmel droben bewölkt ist. So ist es mit unseren Leiden. „Herr, gib mir alles andere, nur nicht Deinen Zorn, und was Du mir gibst, das gib mir mit Deinem Lächeln.“ R. Cecil.

Ein gelehrter Prediger, der einen in sehr bescheidenen Verhältnissen lebenden alten Christen, während er krank lag, besuchte, bemerkte ihm, dass die Stelle Hebr. 13,5: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen,“ im Original viel ausdrücklicher sei, als in unsrer Übersetzung, insofern sie nicht weniger als fünf Verneinungen enthalte und nicht nur zwei. Er wollte ihm mit dieser Bemerkung zeigen, dass wegen dieser vielen Verneinungen sich die Gültigkeit der göttlichen Verheißung um so kräftiger erweise. Des Kranken Antwort war eine sehr einfache und treffende: „Ich zweifle nicht daran, Herr Prediger, dass Sie vollkommen recht haben; allein ich kann Ihnen die Versicherung geben, dass, wenn Gott es nur einmal gesagt hätte, ich Ihm ebenso sehr glauben würde.“

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