Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 57. Die Rose und die Lilie.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 57. Die Rose und die Lilie.

Ich bin eine Blume zu Saron, und eine Rose im Tal.“ (Engl. Übers.: „Ich bin die Rose von Saron und die Lilie der Täler.“) Hohel. 2, 1.

Hier lobt sich der Bräutigam selbst, und das ist ein Umstand, den wir sorgfältig beachten sollten.

Dieses Selbstlob hat keinen Anflug von Stolz; ein solcher Fehler würde in dem demütigen Jesus keinen Platz finden. Er preist sich nicht um seiner selbst willen, sondern um unsertwillen. Er beschreibt sich selbst in so glühenden Ausdrücken, weil Er in seiner Herablassung unsere Liebe begehrt. Welch armselig Ding, um das Er sich abmüht! Und doch dürstet Ihn danach, weil Er in seiner Weisheit die besten Mittel anwendet, um unsere Liebe zu erringen; weil Er uns durch seine Vertraulichkeit, in welcher Er sich uns anpreist, ermutigen will. Dies ist einer der wirksamsten Beweise seiner Demut. Er muss sich notgedrungen selber beschreiben, denn wer anders könnte es tun? Niemand kennt den Sohn, denn nur der Vater.“ (Mt. 11,27.) Ferner stellt Er hier eine Tatsache fest, welche sonst nicht geglaubt werden würde: Er vergleicht sich mit einer gewöhnlichen Erdenblume, die den Menschen Freude macht, um zu zeigen, dass alle Ihn haben können.

Wir wollen unsere Zeit nicht damit verlieren, zu entdecken, welches diese Blumen des Morgenlandes gewesen sein mögen; wir können, ohne dem Herrn Unrecht zu tun, in unserem Lande die Blumen auswählen, welche jenen am meisten gleichen mögen.

I. Die außerordentliche Lieblichkeit des Herrn.

Er vergleicht sich nicht nur, wie an anderen Stellen, mit dem unentbehrlichen Brot und dem erfrischenden Wasser, sondern mit lieblichen Blumen. In Jesu ist nicht nur das Nötigste, sondern auch das Angenehmste zu finden.

  1. Er ist jetzt alles, was Er jemals war, denn sein: „Ich bin“ pflanzt sich mit ungeschwächter Kraft durch alle Ewigkeit fort.
  2. Er ist an und für sich die Wonne der Menschen. Er spricht nicht von Ämtern, Gaben, Werken, Besitzungen, sondern von sich selbst. „Ich bin.“
  3. Wie Blumen dem leiblichen Gesicht, so ist Er entzückend dem Auge des Glaubens. Was gibt's Schöneres, als Rosen und Lilien?
  4. Er ist lieblich durch den Wohlgeruch, der von Ihm ausströmt. In Ihm ist erquickender, mannigfaltiger, dauernder Duft.
  5. In dem allen ist Er das Köstlichste des Köstlichen: die Rose Sarons Rose; die Lilie - ja, die wonnigste Lilie der Täler. Ihm ist keiner gleich. Er ist in der Tat die berühmte Pflanze.

Doch blinde Menschen sehen keine Farben, und Menschen ohne Geruchsinn merken keinen Duft in den köstlichsten Blumen; und fleischliche Menschen sehen keine Lieblichkeit in Jesu. Rosen und Lilien erfordern Augen und Licht, und um Jesum zu kennen, müssen wir Gnade im Herzen und ein für die Gnade empfängliches Gemüt haben. Er sagt: „Ich bin die Rose Sarons“, und das ist Er wesentlich, aber die ernste Frage ist: Ist Er es dir? Ja oder nein.

II. Die angenehme Mannigfaltigkeit seiner Lieblichkeit.

  1. Die der Rose: Majestät; die der Lilie: Liebe.
  2. Die der Rose: Dulden; die der Lilie: Reinheit.
  3. Beide haben eine große Mannigfaltigkeit; alle Rosen und alle Lilien, alle Schönheiten des Himmels und der Erde sind in Jesu vereinigt.
  4. Alle Vortrefflichkeiten, Tugenden, Segnungen, die in allen Geschöpfen gefunden werden mögen, rühren von Jesu her und sind in Ihm ohne Schranken. Keine Auge, auch nicht alle Augen können das alles sehen, das in seinen verschiedenen Vollkommenheiten liegt.

Alle Vollkommenheiten sind bei Ihm in vollkommenem Verhältnis zusammen, so dass nicht eine Vortrefflichkeit die andere zerstört. Er ist alles, was eine Rose nur sein kann, und ist nichtsdestoweniger als Lilie ebenso vollkommen.

Deshalb passt Er für alle Heiligen; Er ist die Freude aller und die Vollkommenheit und Schönheit für jeden einzelnen.

III. Die außerordentliche Freiheit seiner Lieblichkeit.

  1. Beabsichtigt, gepflückt zu werden, wie Rosen und Lilien, dass man sich seiner freue.
  2. Überschwänglich, wie eine gewöhnliche Blume. Er ist keine seltene Spezies, sondern wie die Anemonen, welche Sarons Ebenen bedeckten, und wie die Lilien, welche in den Tälern Palästinas so reichlich vorhanden sind.
  3. Vorhanden am bekannten Ort, wie Rosen in Saron und Lilien in den Tälern, wo Vorübergehende die Freiheit hatten, zu sammeln nach ihrem Belieben. Nicht zu finden an unzugänglichen Abhängen, oder in verschlossenen Gärten, Jesus ist für alle da. Dies ist der Hauptgedanke des Textes. Die Christus wünschen, können Ihn haben.
  4. Seinen Duft verbreitend, nicht über ein Zimmer oder ein Haus, sondern fern und weit.
  5. Doch Rosen und Lilien können unseren Freund nicht genügend darstellen, denn seine Eigenschaften sind unverwelklich. „Er stirbt nie mehr.“ Suche dein alles bei Jesu. Suche Ihn in allem, in der Primel und im Gänseblümchen.

In Jesu suche alle Schönheit und Lieblichkeit; Rosen und Lilien sind in Ihm.

Höre Jesu viel zu, denn Er kann dir am meisten über sich sagen. Höre Ihn sagen: „Ich bin die Rose zu Saron.“

Anmerkungen.

„Ich bin die Rose zu Saron und die Lilie der Täler.“ Höchst passende Worte im Munde des Herrn Jesu Christi, denn von Ihm ist es nicht Stolz, sondern Herablassung und Gnade, wenn Er sich selbst den Menschenkindern anpreist. „Ich bin sanftmütig und demütig“, würde, wenn Gabriel so sagt, eine Kundgebung des Stolzes sein, aber auf Jesu Lippen ist es Demut; denn Er ist herabgestiegen, um sanftmütig und demütig zu sein. „Ich bin ein rechter Weinstock,“ „ich bin ein guter Hirte“ rc. sind Aussprüche der Gnade und Wahrheit, und so hier. A. Moody Stuart.

Nicht nur mit solchen Blumen vergleicht Er sich, die nur die Großen und Reichen besitzen können, sondern mit solchen, die leicht zu erlangen sind, denn Er hielt sich stets zu den Niedrigsten, und das Volk hörte Ihn gern. Seine Gegenwart auf Erden versäumte es nie, den Bedürftigen Trost und den Niedergeworfenen Erfrischung zu bringen, gerade wie die lieblichen Wohlgerüche von den Rosen und den Lilien das Geruchsorgan laben, während ihre schönen Formen und die reichen und zarten Farben das Auge entzücken. H. K. Wood.

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