Spurgeon, Charles Haddon - Gottes Mitarbeiter.

Spurgeon, Charles Haddon - Gottes Mitarbeiter.

Ich habe gepflanzet, Apollo hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. So ist nun weder der da pflanzet, noch der da begießet, etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt. Der aber pflanzet, und der da begießet, ist einer wie der andere. Ein Jeglicher aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerwerk und Gottes Gebäude.
1. Cor. 3, 6-9.

Ich werde am Ende des Textes beginnen, denn auf diese Weise kann ich meinen Vortrag am bequemsten einteilen. Wir betrachten zuerst die Kirche als Gottes Ackerwerk. In einer Anmerkung der neuen Übersetzung heißt es: „Ihr seid Gottes gebautes Land“; und dieser Ausdruck ist gerade nach meinem Wunsch. Nachdem wir das Ackerwerk betrachtet haben, sehen wir, dass Gott Arbeiter auf seinem Ackerwerk anstellt, und nachdem wir uns die Arbeiter angesehen haben - arme Geschöpfe, wie sie sind - erinnern wir uns daran, dass Gott selbst die eigentliche Arbeit tut. Wir sind Gottes Mitarbeiter.

1.

Also zuerst Gottes Ackerwerk. Gott hat die Kirche sich zum Eigentum erwählet. Sie ist aber auch sein Eigentum, weil er sie um einen unaussprechlichen Preis erkauft hat. Jeder Teil dieses Ackerwerks hat dem Herrn sein teures Blut gekostet. Er liebte uns und gab sich selbst für uns; das ist der Preis, welchen er bezahlte. Hinfort ist die Kirche Gottes Eigentum, er hat den Besitztitel. Es ist unsere Freude, dass wir nicht uns selbst angehören; wir sind teuer erkauft.

Und nun hat der Herr seine Kirche auch mit einem Zaun umgeben. Eine Zeit lang lag dieselbe offen, kahl und öde, mit Dornen und Disteln bedeckt, ein Tummelplatz der wilden Tiere; denn auch wir waren von Natur Kinder des Zorns, gleichwie jene. Die göttliche Weisheit aber bereitete das Land, setzte das „auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum“ ihm zum Eigentum, und er selbst, der Herr, will eine feurige Mauer um sein Volk her sein.

Es ist aber auch sein Ackerwerk, weil er es gebaut hat. Was hätte er noch mehr für dasselbe tun können? Er hat die Wüste in einen fruchtbaren Garten umgewandelt. Er hat das Land gepflügt, gegraben, gedüngt, begossen und mit allerlei Gattung Blumen und Früchte gepflanzt. Es hat schon gar manche herrliche Frucht getragen, aber es sind noch bessere Zeiten am Kommen, wenn die Engel über den Erntereichtum jauchzen werden, und der Lohn von Jesu Leiden reichlich in die Scheunen des Himmels gesammelt werden wird.

Dieses Ackerwerk wird ebenfalls durch den Schutz Gottes bewahret. „Ich, der Herr, behüte ihn und feuchte ihn bald, dass man seine Blätter nicht vermisse; ich will ihn Tag und Nacht behüten.“ Wäre es nicht um Gottes beständigen Schutz, so würde der Zaun bald zerbrochen, und die wilden Tiere würden das Land zertreten. Die Gottlosen sind beständig an der Arbeit, die Mauer zu stürmen und Zion in eine Wüste zu verwandeln, damit keine wahre Kirche auf Erden mehr gefunden werde; aber der Herr wacht über sein Eigentum und wird es nicht lassen zu Grunde geben. Wie, wenn Gott sagen würde: „Ich will meine Hand zurückziehen und die Kirche sich selbst und ihren Feinden überlassen, dass die Mauer zerstöret und die Zäune zerbrochen werden“? Was würden die Folgen sein? Was sagt aber der Herr? „Gebet hin an meinen Ort zu Silo, da vorhin mein Name gewohnt hat; und schauet, was ich daselbst getan habe um der Bosheit willen meines Volkes Israel.“ Geht nach Jerusalem, wo vor Alters die Stadt seine Herrlichkeit und das Haus seiner Wohnung war; wie sieht es dort heute aus? Gebet hin nach Rom, wo einst Paulus das Evangelium in Kraft verkündigte; was ist es heute anders als ein Schauplatz des Götzendienstes? Der Herr mag den Leuchter von seiner Stelle stoßen, und dann wird ein Platz, welcher leuchtete wie ein Licht, dunkel und öde wie die Nacht. Darum bleibt das Ackerwerk Gottes herrlich, weil der Herr darauf gegenwärtig ist und verhütet, dass es nicht wieder in die frühere Wüstenei umgewandelt wird. Allmächtige Kraft ist ebenso nötig, die Kirche zu bewahren, als die Seelen vom Tode zum Leben zu bringen.

Weil nun die Kirche Gottes Ackerwerk ist, so erwartet er auch eine Ernte von derselben. Die Welt ist öde, und er erwartet nichts von ihr; aber wir sind gebautes Land, und darum sind wir eine Ernte schuldig. Unfruchtbarkeit ist nichts befremdendes in der Wüste, aber auf dem Ackerland schaut man nach Früchten. Die Liebe erwartet Gegenliebe; das Wirken der Gnade soll köstliche Frucht bringen. Gedüngt mit dem Blutschweiß des Heilandes sollten wir hundertfältige Früchte des Dankes tragen - Früchte dem Herrn zum Preise, weil der Geist der ewigen Liebe uns getragen hat. Der Herr hat sichs so viel kosten lassen, uns zu bauen, sollte er dafür nicht etwas erwarten können? Sollte ihm nicht eine Ernte des Gehorsams, der Heiligkeit, der Nützlichkeit und der Verehrung werden? Sollte es nicht so sein? Ich denke, manche Kirchen vergessen, dass der Herr kommt und sucht Früchte, denn sie haben niemals Erntezeit und erwarten dieselbe gar nicht. Der Landmann pflügt und baut sein Land nicht um des Vergnügens willen; es ist ihm um Ernsteres zu tun, er erwartet eine Ernte. Wenn dieses sich doch manche Bekenner würden zu Herzen nehmen, wahrlich sie würden die Dinge in einem andern Lichte sehen; aber in letzter Zeit scheinen Viele der Ansicht zu sein, dass die Kirche Gottes nur zu ihrer Bequemlichkeit und ihrem Nutzen da wäre und nicht, dass sie bestimmt ist, dem Herrn eine Ernte zu tragen. Brüder, es darf nicht so sein; der große Herr des Ackers muss den Lohn für seine Arbeit bekommen. Jedes Feld muss tragen, und das Ganze muss ihm zu Ehren Früchte tragen. Wir stimmen ein mit der Braut des Herrn: „Mein Weinberg ist vor mir. Dir, Salomo, gebühret tausend; aber den Hütern zweihundert.“

Aber ich komme wieder dahin zurück, wo ich anfing. Dies Ackerwerk ist Gottes Eigentum, weil er es erwählet, erkauft, eingezäunt, gebaut und erhalten hat. Wie ungerecht ist es deshalb, wenn einer seiner Arbeiter einen Teil desselben als sein Eigentum betrachtet. Wenn ein reicher Mann ein Gut hat, was würde der denken, wenn sein Knecht Müller sagte: „Sehen Sie, ich pflüge dieses Land, und dann ist es mein Eigentum, und darum will ich es die Müllerfarm nennen.“ „Nimmermehr,“ sagt Meier, „ich habe hier vorigen Herbst den Weizen gemäht, darum ist das Land mein, und ich werde es die Meierfarm nennen.“ Und wenn die andern Arbeiter auch Mülleriten und Meieriten würden und das Land zerstückeln und unter sich verteilen wollten? Ich denke der Gutsherr würde sie bald los werden. Das Gut gehört seinem Eigentümer, und nach ihm soll es benannt werden; aber es ist absurd, es nach den Leuten, welche darauf arbeiten, zu nennen. Sollen unbedeutende „Niemands“ Gott seine Ehre rauben? Denkt an die Worte Pauli: „Wer ist Paulus, wer ist Apollo?“ „Ist denn Christus zertrennet? Ist Paulus für euch gekreuzigt oder seid ihr auf seinen Namen getauft?“ Die ganze Kirche ist des Herrn, der sie in seiner Allmacht erwählet, mit seinem Blute erkauft, mit seiner Gnade umgeben, mit seiner Weisheit gebaut und durch seine Kraft erhalten hat. Es gibt auf Erden nur eine Kirche, und die, welche den Herrn lieb haben, sollten dies nicht vergessen. Paulus ist ein Arbeiter, Apollo ist ein Arbeiter, Kephas ist ein Arbeiter; aber das Ackerwerk gehört nicht Paulus - keine Rute desselben; nicht ein Eckchen gehört Apollo, noch der kleinste Teil dem Kephas; denn „ihr aber seid Christo.“ In diesem Falle gehören die Arbeiter dem Ackerwerk und nicht das Ackerwerk den Arbeitern; denn: „Alles ist euer, es sei Paulus, oder Apollo oder Kephas.“ „Wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus unseren Herrn und wir eure Knechte um seinetwillen.

2.

Wir haben nun zu betrachten, dass der große Herr des Acker Mitarbeiter hat. Gewöhnlich führt der Herr seine Pläne durch menschliche Werkzeuge aus. Er kann, wenn es ihm gefällt, die Herzen der Menschen unmittelbar durch seinen Geist erreichen. Doch das ist seine Sache. Wir haben es mit Worten zu tun, wie diese: „Es gefiel Gott wohl, durch törichte Predigt selig zu machen, die an ihn glauben.“ Der Auftrag des Herrn ist nicht: „Sitzet stille und sehet, wie der Geist Gottes die Völker bekehrt,“ sondern: „Geht hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.“ Beobachtet, auf welche Weise Gott die Menschen mit Nahrung versorgt. Als Antwort auf das Gebet: „Unser täglich Brot gib uns heute,“ hätte er den Wolken gebieten können, jeden Morgen Manna vor unsere Türen zu regnen; aber er weiß, dass es zu unserem Besten ist, zu arbeiten, und deshalb gebraucht er den Ackermann und den Schnitter als unsere Versorger. Gott könnte sein Ackerwerk durch Wunder oder durch Engel bauen; aber in seiner Barmherzigkeit segnet er die Kirche durch ihre eigenen Söhne und Töchter. Er beschäftigt uns zu unserem eigenen Wohl, denn wir, die wir im Weinberg des Herrn arbeiten, erhalten viel mehr Segen als wir stiften. Die Arbeit entwickelt unsere geistliche Kraft und erhält uns gesund. „Mir,“ sagt Paulus, „dem Allergeringsten unter allen Heiligen, ist gegeben diese Gnade unter den Heiden, zu verkündigen den unausforschlichen Reichtum Christi.“

Unser großer Meister will, dass jeder Arbeiter auf seinem Ackerwerk Vorteil von seinem Wirken habe, denn er wird nie „dem Ochsen, der da drischet, das Maul verbinden.“ Das tägliche Brot des Arbeiters kommt von der Erde. Wenn er auch nicht für sich selbst, sondern für seinen Herrn arbeitet, so erhält er doch einen Teil der Nahrung. In dem Kornhause des Herrn ist nicht nur Samen für den Säeman, sondern auch Brot für den Hungrigen. Wie und wo wir auch dem Herrn in seiner Kirche dienen, wir sind Teilnehmer an der herrlichen Frucht. Es ist überhaupt eine große Gnade, dass der Herr uns in dieser Arbeit braucht, denn wir sind im besten Falle nur geringe Werkzeuge, welche oft mehr hindern als helfen.

Die Mitarbeiter Gottes sind alle in nötiger Arbeit beschäftigt. Merkt: „Ich habe gepflanzet, Apollo hat begossen.“ Wer schlug da die große Trommel oder blies die eigene Ruhmesposaune? Niemand. In Gottes Ackerwerk wird Niemand bloß zur Verzierung gehalten. Ich habe schon Predigten gelesen, welche nur Luxusartikel waren, denn man konnte kein Körnchen Evangelium in denselben finden. Es waren Pflüge ohne Schar, Säemaschinen ohne Weizen im Kasten. Ich glaube nicht, dass unser Herr Denen jemals Lohn bezahlen wird, welche nur auf dem Acker herum stolzieren, um sich zu zeigen. Solche Redner gleichen, wenn sie die Kanzel betreten, eher den Zigeunern, die auf dem Acker herum schleichen und den Hühnern nachgehen, als ehrlichen Arbeitern, denen es um eine Ernte für ihren Meister zu tun ist. Manche Glieder unserer Gemeinden leben, als ob ihre Arbeit darin bestände, Brombeeren oder wilde Blumen zu pflücken. Sie sind nur geschickt im Tadeln Anderer, aber sie selbst regen keine Hand zur Arbeit. Kommt, ihr klugen Freunde! Warum stehet ihr hier den ganzen Tag müßig? Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Ihr, die ihr euch für klüger und gebildeter haltet als andere Leute, ihr müsst, wenn ihr anders wahre Christen seid, nicht mehr stolzieren und Diejenigen verachten, welche hart arbeiten. Wenn ihr dies aber tut, so denke ich, dass ihr einem Meister dient, der mehr auf Schein als Vorteil sieht; aber unser Herr ist praktisch, und die Arbeiter auf seinem Gute tun solche Arbeit, welche nötig ist. Wenn du und ich lehren und predigen, dann ist es gut, wenn wir uns vorher fragen: „Ich habe mir da etwas Schwieriges vorgenommen, wird es sich auch lohnen? Ich will eine dunkle theologische Frage erklären, wird es auch Jemand nützen?“ Brüder, ein Mensch mag sich an einer törichten Frage gewaltig abplagen, und es ist alles verlorene Mühe. Manche Vorträge bezwecken wenig mehr als den Unterschied zwischen Dudeldei und Dudeldum zu zeigen. Angenommen, wir besäen das Feld mit Sägespäne oder begießen dasselbe mit Rosenwasser, was nützts? Wird Gott unsere moralischen Abhandlungen und wissenschaftlichen Vorträge und schönen Sätze segnen? Brüder, wir müssen uns der Nützlichkeit befleißigen, wir als Gottes Unterarbeiter sollten mit solchen Arbeiten beschäftigt sein, welche Etwas für das Reich Gottes einbringen. „Ich,“ sagt Jemand, habe gepflanzt.“ Gut, das Pflanzen muss sein. „Ich,“ sagt ein Anderer, „habe begossen.“ Auch gut, das ist ebenfalls nötig. Seht zu, dass ihr einen guten Bericht bringen könnt, aber lasst uns unsere Zeit nicht mit dem Kinderspiel schöner Wortklingelei und Einrichten von Unterhaltungen vergeuden.

Auf Gottes Ackerwerk ist die Arbeit verschieden eingeteilt. Selbst Paulus sagte nicht: „Ich habe gepflanzt und begossen,“ nein, Paulus pflanzte. Und Apollo konnte nicht sagen: „Ich habe sowohl gepflanzt als begossen.“ Nein, ihm war das Begießen besonders aufgetragen. Kein Mann hat alle Gaben. Wie töricht ist es deshalb, zu sagen: „Ich kann mich recht an den Predigten des Bruders Soundso erquicken, er versteht es vortrefflich die Gläubigen zu erbauen; aber als er neulich Sonntags fort war, da hat mir die Predigt nichts genützt, denn der Stellvertreter predigte nur für die Sünder.“ Jawohl, er pflanzte, du bist freilich schon früher gepflanzt, aber du solltest dich freuen, dass auch Andere Mitgenossen dieser Gnade werden sollen. Der Eine sät, der Andere schneidet, und anstatt unzufrieden zu sein mit dem ehrlichen Ackermann, dass er keine Sichel bei sich hatte, hättest du sollen herzlich für ihn beten, dass der Herr ihm Gnade verleihe, recht tief zu pflügen und harte Herzen aufzubrechen.

In Gottes Ackerwerk haben Alle den gleichen Zweck im Augenmerk. Leset den Text: „Der aber pflanzet, und der da begießet, ist einer wie der andere.“ Ein Meister beschäftigt sie, und ob er sie auch nicht zu gleicher Zeit und auf denselben Platz aussendet, so sind sie doch einer wie der andere, sie arbeiten auf das eine Ziel los, um eine Ernte zu erreichen. In England und in Amerika wissen wir kaum, was mit dem Begießen gemeint ist, aber im Morgenlande „wässert“ der Landmann fast jeden Zoll seines Landes. Ohne dieses würde er keine Ernte haben. Wenn ihr jemals in Italien, Ägypten oder Palästina wart, so habt ihr ein vollständiges System von Brunnen, Pumpen, Rädern, Eimern, Kanälen, kleinen Bächen, Röhren rc., wahrgenommen, durch welche das Wasser nach jeder Pflanze im Garten hingetragen wird, sonst würden dieselben in der Gluth des Sommers vertrocknen. Das Pflanzen erfordert Weisheit, das Begießen ebenfalls, und um sich in dieser Arbeit gegenseitig zu ergänzen, müssen die Arbeiter eines Sinnes sein. Es ist ein schlimmes Ding, wenn die Arbeiter durch Uneinigkeit sich Hindernisse in den Weg legen, und dieses ist schlimmer in der Kirche als sonstwo. Wie kann ich erfolgreich pflanzen, wenn mein Mitarbeiter nicht begießt, was ich gepflanzet habe; und was hilfts, wenn ich gieße, wo nichts gepflanzt ist? Der Ackerbau kommt zu nichts, wenn törichte Leute ihn anfangen und sich darüber zanken; denn von der Saat bis zur Ernte hängt die Arbeit zusammen, und Alle müssen deshalb den gleichen Zweck haben. Lasset uns zusammen wirken unser Leben lang, denn Uneinigkeit bringt Unfruchtbarkeit.

Wir erfahren ferner aus unserem Texte, dass die Arbeiter alle zusammen nichts sind. „So ist nun weder, der da pflanzet, noch der da begießet, etwas.“ Die Arbeiter sind nichts ohne den Meister. Alle Arbeiter auf dem Gute könnten dasselbe nicht verwalten ohne ihren Herrn, und alle Prediger auf Erden vermöchten nichts, wenn der Herr nicht mit ihnen wäre. Bedenkt, dass jeder Arbeiter auf Gottes Ackerwerk seine Gaben von dem Herrn empfangen hat. Niemand weiß, Seelen zu pflanzen oder zu begießen, es sei denn, der Herr lehrt es ihm von Tag zu Tag. Alle diese heiligen Gaben sind Geschenke der freien Gnade. Alle Arbeiter wirken unter Gottes Leitung und Einrichtung, oder sie wirken umsonst. Sie wüssten nicht, wie oder wann sie ihre Arbeit tun sollten, wenn der Herr sie nicht leiten würde durch seinen Geist, ohne welchen sie auch nicht einmal vermögend sind, einen guten Gedanken zu fassen. Alle Arbeiter des Herrn müssen ihren Samen von ihrem Meister empfangen, sonst säen sie Unkraut. Der gute Samen kommt nur aus Gottes Kornkammer. Wenn wir predigen, so muss es das lautere Wort Gottes sein, oder es nützt nichts. Ja, mehr als dies: alle Kraft, welche den Arm des Säemanns stark macht, kommt von Oben. Wir können nicht predigen, wenn der Herr nicht mit uns ist. Wenn der Heilige Geist eine Predigt nicht belebt, so ist sie eitles Wortgedrechsel und trockene Ware. Er muss unser Herz zubereiten und die Worte auf unsere Zunge legen, oder wir sind wie Männer, welche Wind säen. Wenn der gute Same gesät ist, so muss der ganze Erfolg von Gott kommen. Wenn er nicht Tau und Regen gibt, so wird der Same nie aufgehen, und wenn er nicht seine Sonne scheinen lässt, so kann die Ernte nicht reifen. Das menschliche Herz bleibt öde und fahl, und wenn Paulus selbst predigen würde, es sei denn, der Heilige Geist wirkt mit Paulus und segnet dasselbe. Darum, weil das Gedeihen von Gott kommt, so stellt den Arbeiter an seinen Platz. Macht nicht zu viel aus uns, denn wenn wir Alles getan haben, was wir zu tun schuldig sind, so sind wir unnütze Knechte.

Wenn es aber nun auch heißt, dass die Arbeiter nichts sind, so sollen sie doch belohnt werden. Gott wirket die guten Werke in uns und belohnt uns dann für dieselben. Hier ist die Rede von persönlichem Dienst und persönlicher Belohnung: „Ein Jeglicher aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit.“ Der Lohn ist im Verhältnis zur Arbeit und nicht zum Erfolg. Manche entmutigten Arbeiter mögen in diesen Worten Trost finden. Ihr werdet nicht nach Erfolgen, sondern nach ernstem Wirken belohnt. Ihr habt vielleicht einen harten Lehmboden zu pflügen, oder ein schlimmes Stück Land zu besäen, wo ihr den Samen gegen Vögel, Dornen und Reisende und die heiße Sonne zu schützen habt; aber ihr seid nicht verantwortlich für diese Dinge; euer Lohn wird sein nach euren Werken. Manche arbeiten hart auf einem kleinen Stück Land und bringen viel aus demselben. Andere arbeiten ebenfalls hart während ihres Lebens und sehen nur geringe Erfolge, denn es heißt: „Dieser sät, der Andere schneidet;“ aber der Schnitter wird nicht den ganzen Lohn erhalten, der Säemann empfängt auch seinen Teil der Freude.

Die Arbeiter sind nichts, aber sie werden eingehen zu ihres Herrn Freude.

In Vereinigung waren die Arbeiter erfolgreich, und das war ein nicht geringer Teil ihres Lohnes. „Ich habe gepflanzt, Apollo hat begossen, aber Gott hat das Gedeihen gegeben.“ Die Brüder beten öfter: „Paulus mag pflanzen, Apollo mag begießen, aber du, Herr, musst das Gedeihen geben.“ Das ist so weit richtig, aber eine andere Wahrheit wird zu viel übersehen, nämlich diese: wenn Paulus pflanzt und Apollo begießt, so gibt Gott immer das Gedeihen. Unsere Arbeit ist nicht umsonst. Ohne Gott wäre kein Gedeihen, aber wir sind nicht ohne Gott, und wenn Männer wie Paulus und Apollo pflanzen und begießen, dann wird der Herr gewiss Gedeihen geben; sie sind Arbeiter von der rechten Sorte, sie wirken im rechten Geiste, und Gott segnet ihre Arbeit ohne Fehl. Dies ist ein großer Teil des Lohnes für die Arbeiter.

3.

So viel also von den Arbeitern. Nun wieder zurück zur Hauptsache. Gott selbst ist der große Arbeiter. Er mag zur Arbeit anstellen, wen er will; aber das Gedeihen muss von ihm kommen. Ihr wisst, Brüder, dass es so ist in natürlichen Dingen; der geschickteste Landmann kann den Weizen nicht zum Keimen, Wachsen und Reifen bringen. Er kann selbst nicht ein einziges Feld bis zur Zeit der Ernte beschützen, denn die Feinde des Farmers sind zahlreich und stark. Es gilt da, an Rost und Mehltau und Ungeziefer zu denken, und die Ernte ist nicht sicher, bis sie wohlgeborgen in der Scheune liegt. Gott muss das Gedeihen geben. Wenn jemand abhängig ist von Gott, so ist es der Landmann, und durch ihn sind wir alle gleich abhängig von Gott mit Rücksicht auf unser täglich Brot. Selbst der König muss von der Ernte des Feldes leben. Gott gibt das Gedeihen für Keller und Scheune; und im geistlichen Landbau ist es wohl noch mehr so, denn was kann in diesem ein Mensch tun? Wenn jemand von euch denkt, es sei eine leichte Sache, eine Seele zu gewinnen, der versuche es nur einmal. Angenommen, ihr würdet versuchen, ohne die Hilfe Gottes eine Seele zu retten. Ihr könntet ebenso wohl versuchen, eine Welt zu machen. Und ihr, die ihr keine Fliege erschaffen könnt, wie könntet ihr ein neues Herz und einen gewissen Geist schaffen? Die Wiedergeburt ist ein großes Geheimnis, in welches ihr nicht schauen könnt. „Der Wind bläst, wo er will, und du hörest sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, von wannen er kommt, und wohin er fährt; also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.“ Wir können wohl Andern die göttliche Wahrheit verkündigen, aber sie auch an den Herzen fruchtbar zu machen, das ist eine andere Sache. Ich habe Christum von ganzem Herzen gepredigt, und doch weiß ich, dass ich noch nie einen wiedergebärenden Einfluss auf eine unbekehrte Seele ausgeübt, es sei denn, der Heilige Geist habe vorher das Herz erschlossen und den Lebendigen Samen ins Herz gelegt. Die Erfahrung lehrt uns das. So ist es auch die Sache des Herrn, den Samen Lebendig zu erhalten, nachdem er aufgegangen ist. Wir halten oft Leute für bekehrt, aber es dauert nicht lange, so sehen wir uns in ihnen getäuscht. Manche sind wie Blüthen am Apfelbaum; sie sind lieblich anzusehen, aber es wird nichts aus ihnen; und andere gleichen den kleinen Äpfeln, welche abfallen lange, ehe sie reif werden. Derjenige, welcher einer großen Gemeinde vorsteht und ein inniges Anliege hat für die Rettung der Seelen, wird bald ausfinden, dass, wenn Gott nicht wirkt, so kommt es zu nichts: keine Bekehrung, keine Heiligung, keine Treue bis an den Tod, keine Verherrlichung Gottes, kein Lohn der Schmerzen für den Heiland, wenn der Herr nicht mit uns ist. Wohl sagte der Herr: „Ohne mich könnet ihr nichts tun.“

Zum Schlusse möchte ich noch einige praktische Lehren aus dieser wichtigen Wahrheit ziehen. Zunächst, wenn das ganze Ackerwerk dem großen Herrn der Ernte gehört und ohne ihn die Arbeiter nichts sind, so sollte das die größte Einmütigkeit unter Denen bewirken, welche er zur Arbeit anstellt. Wenn wir Alle unter einem Meister wirken, so lasset uns nicht zanken. Es ist ein erbärmliches Ding, wenn wir es aus Neid nicht gerne hören, dass durch eine andere Kirche außer der unseren Gutes gewirkt wird. Wenn ein neuer Arbeiter auf das Gut kommt und einen Spaten von anderer Form gebraucht, als ich, sollte ich ihm deshalb Feind sein? Wenn er seine Arbeit besser tut, als ich die meinige, sollte ich darum eifersüchtig werden? Habt ihr nicht gelesen in der Schrift, wie die Jünger einst nicht vermochten, einen Teufel auszutreiben? Das hätte sie demütig machen sollen; aber zu unserem Erstaunen lesen wir bald, dass sie Einem, welcher in Jesu Namen Teufel austrieb, dieses verboten, einfach, weil er ihnen nicht nachfolgte. Sie selbst konnten keinen Teufel austreiben, und Dem, welcher es konnte, wehrten sie es. Welche Torheit! Wenn der Meister einen neuen Ackermann beruft, so soll ich mich darüber freuen und ihm behilflich sein.

Diese Wahrheit sollte uns unsere Abhängigkeit fühlen lassen. Willst du etwa predigen, Jüngling? Ja, ich beabsichtige, viel Gutes zu wirken.“ So? Hast du vergessen, dass du nichts bist? „So ist nun weder, der da pflanzet, noch der da begießet, etwas.“ Die Kraft ist des Herrn. Wenn wir in aller Demut unsere Plätze ausfüllen, so wird uns der Herr brauchen können; wenn wir uns aber selbst erhöhen, so wird er uns unserem Nichts überlassen.

Dann bedenkt, dass dies jeden, der in Gottes Werk arbeitet, erhöht. Meine Seele freuet sich, wenn ich die Worte lese: „Denn wir sind Gottes Mitarbeiter“ - einfache Arbeiter auf seinem Ackerwerk und doch seine Mitarbeiter. Arbeitet denn der Herr mit uns? Jawohl. „Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch,“ ist die Sprache aller Söhne und Töchter des Herrn, sowohl als des großen Erstgeborenen. Gott ist mit euch, meine Brüder, wenn ihr ihm dienet von ganzem Herzen. Wenn ihr zu eurer Klasse oder einem Fremdling von Jesus und dem Weg des Heils redet, so redet der Herr durch euch. Und wenn ihr auf der Straße einem rauen Volk Frieden in dem Blute Christi verkündigt, so bekennt sich Gott zu dem Worte, wie zu den Worten Petri am ersten Pfingstfeste.

Letztens: Wie sollte uns dieses auf unsere Knie treiben! Da wir doch ohne ihn nichts sind, so lasset uns mächtig rufen um seine Kraft und Hilfe. Lasset beides, Den der da sät, und Den, der da schneidet, mit einander beten, oder sie werden sich nie miteinander freuen. Wenn wir den Segen nicht erhalten, so ist es darum, dass wir nicht darum beten und denselben erwarten. Lieber Mitarbeiter, komm zum Gnadenthron, und wir werden sehen den Schnitter seine Garben bringen, ob er auch mit Tränen gesät hat. Dem großen Herrn der Ernte aber sei aller Dank und alle Ehre.

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