Spitta, Carl Johann Philipp - Das Geheimniß des Glaubens.

Spitta, Carl Johann Philipp - Das Geheimniß des Glaubens.

Das Geheimniß des Glaubens in reinem Gewissen haben, das zählt der Apostel Paulus 1 Tim. 3, 9. zu den Eigenschaften eines rechten Dieners der Gemeine. Das Wesen, die Kraft, Wirkung und Frucht des Glaubens ist ein Geheimniß, nicht denen, die da glauben, denn die wissen und erfahren, was des Glaubens ist, sondern denen, die nicht glauben. Daher vermuthet die Welt unter den Gläubigen allerlei geheime Lehren, geheime Kennzeichen, geheime Gottesdienste und dergleichen, und hat eine große Neugierde, hinter die vermuthlichen Heimlichkeiten der Gläubigen zu kommen. Heimlichkeiten der Art, wie die Welt sie vermuthet, haben sie freilich nicht. Der, an den sie glauben, so wie das, was sie glauben, Jesus Christus und sein Evangelium, wird ja aller Welt gepredigt; und außer dem, was zur Lehre geschrieben steht, haben sie keine geheimen Lehren, und sind bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in ihnen ist. Auch haben sie keine Kennzeichen unter einander, die sie vor der Welt geheim halten, sondern erkennen sich an demselben Glauben, in dem sie sich als der eines Vaters, als Erlösete eines Heilandes und Tempel eines Geistes unter einander lieb haben, nach des Herrn Gebot: „Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter einander habet.“ Die neugierige Welt würde auch keine geheimen Gottesdienste und Gebräuche in ihren Häusern und Kämmerlein entdecken, sondern nur finden, daß sie den Namen des Herrn im Gebet anrufen, sein Wort unter sich reichlich wohnen lassen, sich unter einander lehren und ermahnen, und mit Psalmen, Lobgesängen und lieblichen geistlichen Liedern den Herrn loben und preisen. Aber wenn die Welt hinter dem Glauben der Christen etwas Geheimes und ihr Verborgenes vermuthet, so muß man ihr Recht geben. Was der Glaube, als Gottes Gabe, ist, was er von Gott empfängt, wie er wirkt und Frucht bringt, das ist eben das Geheimniß des Glaubens, hinter welches man nicht anders als durch den Glauben kommt. Das Evangelium lesen oder hören, kann alle Welt, aber als Kraft Gottes zur Seligkeit wird es nur von denen erfahren, die da glauben; diese Erfahrung ist Geheimniß des Glaubens. Und so ist das ganze Glaubensleben denen, die nicht glauben, ein Geheimniß. Treibt dich nun, nicht fleischliche Neugierde, sondern herzliche Heilsbegierde, hinter dieses Geheimniß zu kommen, sieh es, höre und betrachte Gottes Wort mit rechter Andacht, denn der Glaube kommt aus der Predigt; so bitte Gott um den wahren Glauben, und, wenn es dir gegeben wird zu glauben und deines Glaubens zu leben, so bewahre das Geheimniß des Glaubens in reinem Gewissen. Denn es stehet geschrieben Ps. 25, 14: „Das Geheimniß des Herrn ist unter denen, die ihn fürchten und seinen Bund lässet er sie wissen.“ Ja, siehe wohl zu, daß du habest den Glauben und gutes Gewissen, welches etliche von sich gestoßen und am Glauben Schiffbruch gelitten haben (2 Tim. 1, 19.). Folge solchen nicht, sondern habe und behalte das Geheimniß des Glaubens in reinem Gewissen. Denn der Herr hat Gräuel an den Abtrünnigen, und sein Geheimniß ist bei den Frommen (Spr. Sal. 3, 32.).

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