Spitta, Carl Johann Philipp - Die Frucht des Geistes.

Spitta, Carl Johann Philipp - Die Frucht des Geistes.

Der Heiland sagt: „Wer in mir bleibet und ich in ihm, der bringet viel Frucht.“ Und weil der, der dem Herrn anhanget, ein Geist mit ihm ist, das Leben also, was die Gläubigen durch ihre Verbindung mit dem Herrn empfangen, Geist von seinem Geiste ist, so heißt die Frucht des Lebens in Christo auch die Frucht des Geistes. Davon schreibt der Apostel Gal. 5, 22: „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmuth, Keuschheit.“ Was aus dem Fleische, aus der verderbten sündlichen Adamsnatur kommt, das nennt der Apostel Werke des Fleisches; was aber aus dem neuen Leben eines mit Christo verbundenen Menschen kommt, das nennet er nicht Werk, sondern Frucht; denn es ist wie die Frucht eines Baumes, gepflanzet an den Wasserbuchen; es ist nichts Erzwungenes und Gemachtes daran, sondern leichte, freie Aeußerung des Geistestriebes im Herzen des wiedergeborenen Menschen. Auch redet er nicht von Früchten als von verschiedener Art, sondern von Frucht als von einerlei Art an einem Baume, wenn schon in mancherlei Gestalt und Farbe wachsend. Es ist ja auch ein Herr und ein Geist, und also auch einerlei Frucht, allen gemeinsam, die des Herrn und seines Geistes theilhaftig sind. Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Liebe Gottes und des Nächsten; denn wer da liebet den, der ihn geboren hat, der liebet auch den, der von ihm geboren ist. Wo aber Liebe ist, da ist auch Freude, heilige, innige, herzliche Freude an des lieben Gottes Wort, Willen, Geboten und Wegen, so wie an allen seinen guten und vollkommenen Gaben. Da ist auch Friede, ein Friede Gottes, höher denn alle Vernunft, ein Friede von dem, der da ist und der da War und der da kommt, der also das Herz stillet nicht nm wegen dessen, was da ist, sondern auch wegen dessen, was vergangen und zukünftig ist Da ist auch Geduld, die unter der Last, die Gottes verborgene Güte oder der Menschen offenbare Gebrechlichkeit zu tragen auslegt, still und hoffend dahingeht. Da ist auch Freundlichkeit, die als ein Wiederschein des von der Freundlichkeit des Herrn angestrahlten Herzens, nicht nur mit freundlichem Anblick, freundlichem Wort und freundlicher Handreichung den Nächsten erfreuet, sonder n ihn auch freundlich schlagen und strafen kann, daß es ihm so wohl thut, als ein Balsam auf seinem Haupt. Da ist auch Gütigkeit nach dem Vorbilde dessen, der gütig ist über die Undankbaren und Boshaftigen, der da einfältiglich giebt jedermann und rücket's niemand auf. Da ist auch Glaube, nämlich Treue oder Glaube in dem Sinne, wie es Ps. 146, 6. von Gott heißt, daß er Glauben ewiglich hält; oder wie von jenen redlichen Arbeitern gerühmt wird (2 Kön. 12, 15.): „sie handelten auf Glauben,“ also Zuverlässigkeit, die ohne Wandel einhergeht und recht thut, und redet die Wahrheit von Herzen. Da ist auch Sanftmuth, welche die Bösen trägt und den Fehlenden zurecht hilft; welche ohne Heftigkeit sich verantwortet und ohne Bitterkeit das Unrecht leidet; die ihre Weise nicht von der Welt, sondern von dem lernet, der da sanftmüthig und von Herzen demüthig ist. Da ist endlich auch Keuschheit, die sich von aller Befleckung des Geistes und des Fleisches reinigt; sich alles dessen enthält, was wider die Seele streitet; vielmehr das Fleisch kreuziget sammt den Lüsten und Begierden; die, weil sie bedenkt, wie theuer wir erkauft sind, Gott preiset an ihrem Leibe und in ihrem Geiste, welche sind Gottes. Das ist die Frucht des Geistes. O Herr Jesu, laß uns in dir bleiben, und bleibe du in uns, damit wir viel Frucht des Geistes bringen. Außer dir bringen wir Frucht, welcher wir uns schämen müssen. Aber in dir gepflanzet und eingewurzelt, werden wir genannt werden Bäume der Gerechtigkeit, Pflanzen des Herrn, zum Preise (Jes. 61, 3.).

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