Spitta, Carl Johann Philipp - Die Zeit des Abscheidens

Spitta, Carl Johann Philipp - Die Zeit des Abscheidens

Wie wird uns sein, wenn die Zeit des Abscheidens vorhanden ist? - Als diese Zeit für den Apostel Paulus vorhanden war, befand er sich um das Evangelii willen zum zweiten Male in der Gefangenschaft zu Röm. Während seiner ersten Gefangenschaft daselbst durfte er von Christen und Juden Besuch empfangen, sah er seine Freunde Timotheus, Marcus, Demas und Tychicus bei sich, und halle die zuversichtliche Hoffnung, daß er leben und nicht sterben, sondern des Herrn Wort verkündigen werde. Aber bei seiner zweiten Gefangenschaft war das ganz anders; alle Umstände deuteten darauf und der Geist Gottes bezeugte ihm, daß die Zeit seines Abscheidens vorhanden sei. Da schrieb er 2 Tim. 4, 6-8: „Ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Ich habe einen guten Kampf gekämpfet, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird; nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ - Er wußte also, daß die wichtige, entscheidende Zeit seines Abscheidens vorhanden sei. Da richtete er seine Blicke rückwärts in die Vergangenheit, und vorwärts in die Zukunft. Hinter ihm lag sein ganzes Erdenleben, also auch die Zeit, die er im Unglauben als ein Verfolger, Lästerer und Schmäher des Henn Jesu und seiner Gläubigen zugebracht hatte. Aber ihm war Barmherzigkeit widerfahren, und in Folge dieser Barmherzigkeit standen die Jahre seines Unglaubens nicht als Zeugen seiner gerechten Verdammniß, sondern als Zeugen der freien Gnade Gottes vor seiner Seele. Er war gewiß, daß ihm alles vergeben sei, was er vordem unwissend und im Unglauben Böses gethan, und daß es sich zur Entscheidung seines Looses in der Ewigkeit nur darum handele, wie er von dem an, da er zu der Fahne Jesu Christi geschworen, gekämpft habe; von dem an, da er in die Schranken getreten, nach dem Kleinod gelaufen habe, oder von dem an, da ihm der Glaube geschenkt war, diesen Glauben bewahrt habe. Siehe, da gab der Geist Zeugnis seinem Geiste: „Er habe einen guten Kampf gekämpfet, den Lauf vollendet und Glauben gehalten.“ Nun richtete er seine Blicke freudig vorwärts in die Ewigkeit. Hinter ihm lag der Kampf, vor ihm die Siegerkrone, hinter ihm der Lauf, vor ihm das Kleinod; hinter ihm das Leben im Glauben und vor ihm das Ende des Glaubens, nämlich der Seele Seligkeit. „Hinfort,“ schrieb er, „ist mir beigelegt, ist für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit; eine Krone, welche nicht ein Mensch, nicht ein Engel, sondern der Herr selbst, und zwar als der gerechte Richter an jenem Tage geben wird; nicht mir aber allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ Damit lockt und ladet er uns alle, denselben Kampf nicht zu scheuen, denselben Lauf zu vollenden, denselben Glauben zu halten, damit auch wir einmal, wenn die Zeit unseres Abscheidens vorhanden ist, fröhlich, wie er, unsere Häupter emporheben können, darum, daß sich unsere Erlösung nahet.

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