Spitta, Carl Johann Philipp - Selig sind, die da Leid tragen

Spitta, Carl Johann Philipp - Selig sind, die da Leid tragen

Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.

Es ist kein Mensch, dem nicht der Trost zu Theil werden könnte, den der Herr Jesus den Leidtragenden verheißt; auch ist kein Mensch, der nicht Ursache hat, Leid zu tragen. Aber doch werden nicht alle Leidtragenden getröstet mit dem verheißenen Troste; denn der göttliche Trost gehört nur für die göttliche Traurigkeit, die zur Seligkeit wirket eine Reue, die niemand gereuet. Tausend Leidende suchen aber nur den Trost der Welt für die Traurigkeit der Welt, Trost in der Wiederherstellung oder im Ersatz des verlorenen zeitlichen Gutes, in der Genugthuung für die erlittene Kränkung, in der Hülfe aus leiblicher Noth. Aber der Verlust des höchsten Gutes läßt sie gleichgültig; die Sünde hat ihnen noch keine Thräne erpreßt; und wenn im Zeitlichen nur alles nach ihres Herzens Lust und Neigung ginge, sie würden nimmer zu den Leidtragenden und Trostbedürftigen sich zählen. Und wenn auch der himmlische Trost der Vergebung der Sünden ihnen gereicht würde, sie würden nicht wissen, was sie damit machen sollten. Aber diejenigen, denen die erkannte und bereute Sünde ein schmerzliches Leiden ist, die sich nach nichts inniger sehnen, als nach der Erlösung von der Sünde Schuld, Strafe und Herrschaft, nach rechtschaffener Heiligkeit und Gerechtigkeit und der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes: das sind die selig zu preisenden Leidtragenden, die getröstet werden sollen mit einem Troste, der sich überschwänglich erweiset über alles Leiden. Bei ihnen steht kein Trotz, keine Hoffart, keine Selbstgerechtigkeit, keine Unbußfertigkeit, kein Unglaube, Leichtsinn und Weltsinn dem tröstenden Herrn im Wege. Ihnen hat Gott verheißen: „Ich will euch trösten, wie man seine Mutter tröstet. Ich will ihr Trauern in Freude verkehren, und sie trösten und erfreuen nach ihrer Betrübniß.“ Ihnen hat Gott seinen Sohn gesandt, den Elenden zu predigen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu predigen den Gefangenen eine Erledigung, den Gebundenen eine Oeffnung, zu predigen ein gnädiges Jahr des Herrn und einen Tag der Rache unseres Gottes, zu trösten alle Traurigen. Hast du aber für das größte Leiden bei Christo Trost und Hülfe gefunden, so bist du fortan bei allen Leiden der Zeit niemals trostlos. Blicke nun nicht mehr voll Angst und Furcht in die dunkle Zukunft, denn dein Tröster spricht: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöset, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Denn so du durch's Wasser gehest, will ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht sollen ersäufen; und so du durch's Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht anzünden.“ Sorge nun nicht ums Durchkommen; denn hat Gott uns also geliebt, daß er auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschonet, sondern ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Sei nun geduldig in Trübsalen, denn denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen. Das Wort Gottes bleibe deines Herzens inniger Trost; und unter seiner freundlichen Ermunterung und Zusprache gehe zu denen hin, von welchen Johannes (Offenb. Joh. 7, 14-17.) gesagt wurde: „Diese sind's, die gekommen sind aus großer Trübsal, und haben ihre Kleider gewaschen, und haben ihre Kleider helle gemacht im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Stuhl Gottes, und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel. Und der auf dem Stuhl sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne, oder irgend eine Hitze. Denn das Lamm mitten im Stuhl wird sie weiden und leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen; und Gott wird abwischen alle Thränen von ihren Augen.“ - Ja selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden(Matth. 5, 4.)!

Quelle: Spitta, Carl Johann Philipp - Biblische Andachten

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