Spalding, Johann Joachim - Die erste Predigt

Spalding, Johann Joachim - Die erste Predigt

Am Dankfeste wegen des Teschenschen Friedens1).

O Gott, unser Vater, heilige du unsere gegenwärtige Freude durch Erweckung eines lebendigen und dankbaren Andenkens an dich, den Urheber und Geber alles Guten. Du siehst, was itzt unser aller Herzen erfüllet, siehst die frohen Bewegungen unserer Seele bey der erschollenen Stimme vom Frieden, den du uns schenkst, womit du Länder und Völker erfreuest. O gieb, daß es gottselige Freude, Freude der Andacht, des Dankes und der innigsten Anbetung gegen dich seyn möge, gegen dich, der du uns schützest und segnest, lenke darauf unsere Gemüther, so wird dieser festliche Tag uns so viel rührender und auch soviel nützlicher werden. Hierum wollen wir noch ferner zu dir beten. rc.

Vorgeschriebener Text:

Psalm XLVI, 10.11.12
Der den Kriegen steuret in aller Welt; der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennet. Seyd stille und erkennet, daß ich Gott bin. Ich will Ehre einlegen unter den Heiden; ich will Ehre einlegen auf Erden. Der Herr Zebaoth ist mit uns; der Gott Jacob ist unser Schutz.

Meine christlichen Zuhörer! Diesen Gedanken, der hier so stark und erhaben ausgedrückt wird, nämlich, daß Gott es ist, dem wir alles Glück, und also auch die Ursache unserer gegenwärtigen Feyer zu danken haben, den möchte ich gerne ganz in eurer Seele lebendig machen. Dann wäre die an sich so natürliche und rechtmäßige Freude über die glückselige Nachricht vom Frieden auch schon selbst wirklicher Gottesdienst; und dann würde die Erwägung alles des Guten, was damit verbunden ist, erst völlig den tiefen und angenehmen Eindruck bey euch machen, den ein Glück von dieser Art billig bey einem jeden bedachtsamen Gemüthe machen sollte, kommet also her und schauet auch hierin das Werk des Herrn, des allmächtigen Herrn und Regierers aller Dinge, der den Kriegen steuret in aller Welt, Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennet, der die Werkzeuge der Zerstörung, des Blutvergießens und des Elendes unbrauchbar und überflüssig macht; der die Unruhen dämpft, den Feindseligkeiten ein Ziel setzt, die Gesinnungen der Fürsten zur Uebereinstimmung bringt und so das Getümmel der Zwietracht, die schrecklich die Völker gegen einander stieß, in Jubelgeschrey des Friedens verwandelt.

Wir wünschten Frieden; wer unter uns hat ihn wohl nicht gewünscht?- und nun haben wir ihn. Wir sehen unsere Sehnsucht, unser verzögertes, ungewisses Warten, unsere bald stärker belebte, bald wieder sinkende Hoffnung erfüllt, und unser Herz jauchzt bey der sichern, feyerlichen Verkündigung: Es ist Friede.

Lasset dabey, meine Zuhörer, nun auch euch das gesagt seyn, was der Herr zu seinem Volke sagt: Seyd stille, sammlet ruhig eure Gedanken, und erkennet, daß ich Gott bin. Ich will Ehre einlegen unter den Heiden; ich will Ehre einlegen auf Erden. Die anbetungswürdige Fürsehung des Höchsten, seine weisen, wohlthätigen Fügungen sollen mit Bewunderung und Ehrfurcht überall erkannt werden. Und so wollen wir sie erkennen; wir wollen, bey dieser glückseligen Veränderung, dem die Ehre davon geben, dem sie zuerst gebühret. Gott ist der Stifter unsers Friedens. Er lenket die Umstände und die menschlichen Herzen, verbindet so die Zufälle, lässet so die Begebenheiten zusammentreffen, veranstaltet und befestiget solche Freundschaften der Mächtigen auf Erden, daß daraus die Entschließungen, die Vereinigungen erfolgen müssen, die itzt unsere Seele erfreuen. Wie ganz dieß ursprünglich sein Werk sey, das darf euch hier nicht erst durch zusammenhängende, umständliche Gründe bewiesen werden, euch, die ihr einen Gott und eine alles umfassende Regierung desselben glaubt. -, Und wenn ich auch überhaupt dießmal, wie ihr seht, ohne die sonst gewöhnlichen Förmlichkeiten von Eintheilung und Abhandlung über eine Sache mit euch rede, die uns alle gemeinschaftlich so nahe angehet, die natürlicherweise unser aller Gedanken einnimmt; wenn ich euch durch ganz einfache Vorstellungen die Dinge vor das Auge und in das Gemüth zu bringen suche, die hiebei besonders eurer Aufmerksamkeit werth und euch ohne Zweifel auch großentheils schon von selbst wichtig geworden sind, und ich kann dadurch das erhalten, daß ihr immer mehr lernet, sowohl das, was geschehen ist, mit dankbarer Freude anzusehen, als auch daraus solche Gesinnungen und Entschließungen zu fassen, wie Wahrheit und Christenthum sie von euch fordern, so wird schon mein Vortrag nicht ohne Nutzen, und dieser unser feyerlicher Gottesdienst keine vergebliche, bloß äußerliche Ceremonie gewesen seyn.

Gehet also nur, gleichsam in der beständigen Begleitung des großen Gedankens an Gott, als den Ursprung alles Glücks, gehet so die besonderen Umstände der Wohlthat durch, die hierin uns und der Welt wiederfähret; und saget dann, ob ihr Ursache habt, euch zu freuen? ob ich Recht habe, euch zuzurufen: Dienet, auch itzt, dem Herrn mit Freuden; kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken. Gehet zu seinen Thoren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; denn der Herr ist freundlich und seine Gnade währet ewig und seine Treue für und für.

Dem Kriege ist gesteuret. Krieg! immer ein schreckliches Wort; wenngleich die Sache in den großen, uns unübersehbaren Plan der göttlichen Regierung eben so gut gehören mag, als die Verwüstungen von Ungewittern und Erdbeben. Wie war euch also zu Muthe, die ihr Menschlichkeit habt, bey dem Ausbruche dieser fürchterlichen Flamme, bey dem Geräusche der Waffen, bey den unruhigen Bewegungen in den Ländern, bey den wider einander ziehenden Heeren von so vielen Tausenden, bey den Nachrichten von angefangenen Feindseligkeiten, bey der Vorstellung von der Angst, den Gewaltthätigkeiten, dem Blutvergießen, den Verheerungen, deren traurige Wirkung sich oft noch auf viele folgende Zeiten erstreckt? Das mußtet ihr erwarten; und ohne Zweifel schauderte davor euer Herz. Aber es ist vorbey; o Gott, das alles ist vorbey. Die Feindseligkeit höret auf; die Waffen haben ihren mörderischen Gebrauch verloren und ruhen; der zum tödten oder zum getödtet werden ausgegangene Krieger kommt zu seinem friedlichern Aufenthalt zurück; Sicherheit lebt allenthalben wieder auf, und mit ihr Fleiß und Muth zu Geschäften; das Land wird ohne Furcht vor dem Zerstörer gebauet; Völker, die feindlich getrennet waren, treten von neuem in ihrem wechselseitigen Verkehr und Gewerbe zusammen; Ordnung und Gesetze erhalten ihre alte Kraft, die so oft unter dem Tumulte des Krieges geschwächt wird; ein jeder wohnet ungeschreckt unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum, und Frohlocken und Segen erfüllet das Land. So viel sagt das Wort: Es ist Friede.

Dem Kriege ist gesteuret; und sobald. Ach, ihr erinnert euch noch wohl, dem größten Theile nach, an die traurigen sieben Jahre, während welcher vorhin das Verderben wütete; an die Mannichfaltigkeit des Elendes, welches darin beständig auf einander folgte; an die Menge des Bluts, welches damals floß; an die immer weiter verzögerte sehnliche Erwartung besserer Zeiten. Da seufzete alles bey jedem wiederkommenden Jahre: Ist denn des Jammers noch kein Ende? Herr, wie lange sollen wir sorgen in unserer Seele und uns ängsten in unserm Herzen täglich? 2)

Macht hier nun eine Vergleichung und sehet, wie der Herr itzt eure Besorgnisse und die Drangsale anderer abgekürzet hat. Kaum ist es ein Jahr, da dieß drohende Gewitter aufstieg, da wir mit Bangigkeit in die Zukunft hinaussahen, wie lange es die Welt bedecken, wie weit es sich ausbreiten würde; und nun schon höret man, anstatt des Feldgeschreyes und der Stimme der Schlacht, Lieder des Dankes und der Freude. Und selbst in diesem einzigen Jahre ist auch noch des Blutvergießens so viel weniger gewesen, auch noch so manches Menschenleben gesparet worden, welches in andern gleich kurzen Zeiten viel häufiger zum Opfer hat werden müssen. Immer verdienen freylich diejenigen von uns die Thräne des Mitleids und der Bedaurung, welche schon binnen dieser kurzen Zeit Noch genug mögen gefühlet, oder unter dem feindlichen Schwerdt ihren Tod gefunden haben. Aber doch ist es Ursache zum innigsten Danke gegen Gott, daß er des Bedrängnisses und Verlustes so wenig hat werden lassen, gegen das, was es hätte werden können.

Dem Kriege ist gesteuret; und in Absicht auf uns und unsre Gegenden ohne alle unmittelbare Erfahrungen seiner gewöhnlichen Plagen. Ihr habt das Elend, was er bey sich führet, diesmal nur durch die Nachrichten aus der Entfernung gekannt. Kein Feindt hat sich zu euren Thoren genahet, wie ehemals; kein Anblick eines fremden furchtbaren Volks hat euch in Schrecken gesetzt; eure Geschäfte sind in sicherer Ruhe fortgeführet worden, ohne durch Ueberfälle und Gewaltsamkeiten gestöret zu werden. So hat der Schutz des Herrn sich um euch hergelagert; und der Friede findet euch in eben dem unzerrütteten Wohlstande wieder, in welchem er euch verlassen hatte. Erkennet es und danket Gott dafür.

Und dann nehmet noch das dazu: Dieser Friede giebt uns unsern König wieder, den König, auf welchen wir vor den Völkern des Erdbodens stolz sind und seyn können. Wir sahen ihn ausziehen zur Führung seines Heeres, den großen Mann, gleich ehrwürdig an Jahren und Thaten. Mit klopfendem Herzen und mit Augen voll Thränen der Liebe und des Kummers sahen wir ihn, der Ruhe seines so glorreich erstiegenen Alters sich entreißen, sahen ihn mit der Weisheit des Greises und mit dem Muthe des Jünglings noch wieder in Gefahren und Beschwerden hineingehen, deren er genug erfahren hatte, und deren er nicht noch mehr hätte erfahren sollen; so sahen wir ihn und zitterten für sein Lieben. Und er lebt, dieser verehrte König; von Gottes allmächtiger Hand geschützt, erhalten und gestärkt, lebt er und kommt zu uns zurück, mit dem neuen erhabenen Ruhm eines Friedens- und Freyheitsstifters, um auch nun ferner der Vater und Wohlthäter seines Volks zu seyn. Eben so hat die Beschirmung des Höchsten gewaltet über dem Erben des Thrones, dem theuren geliebten Prinzen, den wir schon als den gütigsten Menschenfreund kannten, - ein ehrenvoller Name für Fürsten - und nun auch als Held kennen, nachdem er, zu gleicher Bewunderung von Freunden und Feinden, gezeiget hat, was er ist und was er seyn wird. Gott hat den Prinzen, des Königes Bruder, erhalten, der an einer andern Seite und an der Spitze einer andern Kriegsmacht zu unserer Beschützung sich dem Feinde und den Gefahren entgegen stellte; er hat die übrigen Angehörigen des Königlichen Hauses bewahret, so daß kein trauriger Fall unter ihnen die Freude desselben mit bitterm Schmerze von dieser Art hat vermischen dürfen. So gnädig hielt der Herr des Himmels und der Erde seine mächtige Schutzhand über unsere Obern und über uns ausgereckt; so erleichterte und verkürzte er die Last dieses Krieges. Darum wollen wir, mit David, dem Herrn danken und seinem Namen lobsingen, der dem Könige groß Heil beweiset und wohlthut seinem Gesalbten und seinem Hause ewiglich.3)

Das alles, meine geliebten Zuhörer, habt ihr freylich auch ohne mich gewußt, auch hoffentlich zum Theil ohne mich schon mit Bedacht und Empfindung zu Herzen genommen. Aber wollten wir wohl nicht gerne und mit froher Seele in dieser unserer gemeinschaftlichen Versammlung vor Gott solche Wunder seiner Macht und Gnade von neuem überdenken, und dadurch die vereinigte andächtige Rührung unserer Seelen so viel lebhafter und eindringender machen? Laßt euch dies kein unnöthiges und überflüßiges Geschäft dünken, was dem Propheten so wichtig war: Kommt laßt uns zu Zion, in unsern Tempeln, erzählen die Werke des Herrn unsers Gottes4). Und dann urtheilet hieraus auch zugleich, wie viel edler, herzerhebender und einnehmender bey solchen Gelegenheiten die Freude ist, die mit Religion verbunden wird, die aus Empfindung von Gott fließet.

Aber wenn ihr nun diese dankbare Freude aus so vielen Gründen mit Wahrheit fühlet, so lasset dank auch dadurch die Gesinnungen und Entschließungen bey euch erweckt werden, zu welchen so große göttliche Wohlthaten euch verpflichten.

Lernet daraus noch mehr Gott vertrauen, und auch fürs künftige euer Gemüth unter seiner väterlichen Führung beruhigen. Wir wollen auch immer das mit als eine Ursache unsrer Zuversicht gelten lassen, was durch menschliche Vorsicht und Macht, eben auch bey diesem Frieden, zu unserer ferneren Sicherheit und Ruhe bewirket worden; was die Weisheit und Sündhaftigkeit des Königes dazu gethan hat, um eine künftig mögliche Zwietracht abzuwenden, entferntere Anlässe zu Mißverständnissen und Irrungen zu entscheiden und zu heben, und durch solche Hinwegräumung von sonst vermuthlichen Anstößen das Band der Einigkeit fester zusammen zu knüpfen. Allerdings werden auch dadurch schon unsere Aussichten in die Folge so viel heiterer und getroster.

Allein weil dennoch bey dem allen sowohl die Herzen und Absichten der Menschen, als auch die Umstände und Zufälle der Welt immer ungewiß und veränderlich bleiben, so wollen wir uns nach einer noch zuverläßigern Stütze unserer Hoffnung und unsers Muths umsehen; so wollen wir, über alles andere weg, zudem hinauf schauen, der doch im Grunde allein alles kann und alles gut macht. Der Herr Zebaoth ist mit uns, der Gott Jacob ist unser Schutz. Das haben wir so sichtbar und auf so vielfältige Weise erfahren, daß nothwendig eine bedachtsame Erinnerung daran unser Herz stärken und zuversichtlicher machen muß. Wie manche Gefahr, wo uns, als Volk betrachtet, gewissermaßen der Untergang nahe schien, hat er von uns abgekehrt! wie manche allgemeine Noth, die uns drückte, hinweg genommen! wie vieles zur Größe, zum Flor und zum Glück unsers Staates wunderbarlich gefüget! Warum wollten wir nicht daher dem aufmunternden Gedanken Raum geben, daß das Auge Gottes besonders mit wohlthätiger Fürsorge auf uns gerichtet ist, und daß wir uns auch fernerhin seiner väterlichen Aufsicht und Beschützung getrösten können? Unsere Seele harret auf den Herrn; er ist unsre Hülfe und Schild. Unser Herz freuet sich sein, und wir trauen, trauen getrost, auf seinen heiligen Namen.5)

Bedenket ferner, durch wen Gott euch so viel gutes thut, und liebt deswegen euren König und sein Haus. Ich will keine Lobrede halten, und ich kann es auch nicht; aber das wünschte ich doch sehr, um eurer eigenen Zufriedenheit willen und zur Erregung eurer billigsten Dankbarkeit, eurer Aufmerksamkeit und Ueberlegung wichtig machen zu können, was ihr wirklich unter der Regierung gutes genießt, unter welcher ihr lebt; was euch selbst offenbar vor Augen stehet, wenn ihr darauf achten wollet. Ihr sehet an eurem Beherrscher so viel eigene unermüdete Sorge und Arbeit für die allgemeinen Angelegenheiten; so viel leutselige Bereitwilligkeit, die Bitten und Klagen eines jeden seiner Unterthanen vor sich selber kommen zu lassen; so viel hingegebene Schätze zur Aufhelfung seiner Länder und ihrer Einwohner! Suchet die Fürsten, die ein gleiches thun. Und eben auch noch dies überstandene Jahr der Unruhe; wie leicht ist euch das durch ihn geworden in Gegeneinanderhaltung mit andern Völkern! Niemand unter euch, wie es auch fremde Nachrichten bewundernd verkündiget haben, niemand hat zu den Kosten dieses Kriegs etwas beytragen dürfen; niemand ist mit irgend einer neuen Auflage beschweret, niemanden der Lohn seines öffentlichen Dienstes vermindert oder nur verzögert worden. Vielmehr sind, selbst noch in dieser Zeit eines kostbaren verzehrenden Krieges, große ausserordentliche Unterstützungen an Verunglückte verwendet worden; Unterstützungen, die nur von einem solchen Vater des Vaterlandes erwartet werden konnten. In dem allen das Große und Wohlthätige nicht mit Rührung empfinden zu wollen, wäre Undankbarkeit, äusserste Undankbarkeit gegen Gott und gegen einen solchen Oberherrn, als er uns gegeben hat. Nie wird bey euch, die ihr dieses bedenkt und zugleich auf Verpflichtungen der Religion und des Gewissens achtet, nie wird sich bey euch ein unedler Geist der Unzufriedenheit und des Mißvergnügens eurer Seele bemächtigen, der nur mit einseitigem Blick die Dinge ansiehet, welche ihm etwa nicht gefallen, welche aber theils durch die allgemeine menschliche Unvollkommenheit unvermeidlich gemacht, theils durch das Uebergewicht des Nutzens auf einer andern Seite so reichlich ersetzet werden; insonderheit, wenn ihr nicht vergesset, um euch her zu sehen und Vergleichungen anzustellen, was andere Länder, andere Gegenden erfahren. Dann mag euer Herz es euch sagen, welche erkenntliche, ehrerbietige Liebe, welchen willigen, treuen Gehorsam ihr dem schuldig seyd, den der Herr über euch gesetzt hat.

Endlich nehmet noch die Bitte und Ermahnung meines Herzens an: Seyd Gott mit eurem Lieben dankbar; seyd ihm dankbar, als Christen. Wenn ihr erkennet, daß der Herr Gott ist, daß ihr mit allem, was ihr habt und seyd, unter seiner Hand, stehet, daß er euch bisher wohlgethan und euch gesegnet hat, daß ihr alles, was euch noch gutes widerfahren soll, von ihm erwarten müsset, und daß ihr nie anders wahrhaft glücklich werden könnet, als in dem Wohlgefallen des guten heiligen Gottes, so lasset seine Furcht vor euren Augen seyn, und wandelt die Wege, die er euch zu eurem eigenen Besten vorgeschrieben hat. Auch diese neue Wohlthat besonders, die euch Sicherheit und Ruhe wiedergiebt, sey euch zu der Absicht wichtig, daß ihr, in gewissenhaftem Ernst, einen weisen, gottseligen Gebrauch davon zu machen sucht. O störet nicht, mitten unter dem Segen des öffentlichen Friedens, der euch von dem Herrn geschenkt ist, störet da nicht durch Leichtsinn, Ruchlosigkeit und Sünde den noch weit höheren, schätzbareren Frieden mit Gott und mit eurem Gewissen; störet auch nicht durch Ungerechtigkeit, Feindseligkeit und Arglist den glückseligen Frieden des gesellschaftlichen Lebens unter einander, der uns unsere Wanderschaft durch die Welt so sehr versüßet und erleichtert. Heiliget euch ganz dem Herrn aus inniger Dankbarkeit, so wird auch er, der Gott der Liebe und des Friedens, mir euch seyn, und so werdet ihr mit reiner, ruhiger Seele euch dieser seiner neuen Güte freuen können.

Mit solchem Sinn höret nun auch die vorgeschriebene öffentliche Verkündigung des Friedens, die vor dieser eurer Versammlung bekannt gemacht werden soll:

Verkündigung des Friedens.

Nachdem durch des Allerhöchsten Gnade und Segen u. s. w. -

Der Allerhöchste wolle Se. König!. Majestät, Unsern theuersten Landesvater, nebst dem gesammten Königlichen Hause bey beharrlichem hohen Wohlergehen bis in die späteste Zeiten erhalten, Sr. Königl. Majestät Thron je langer je mehr befestigen und verherrlichen, und unter Dero weisen und beglückten Regierung uns fernerhin eines unverrückten Ruhe, und Wohlstandes genießen lassen.

Ja, Herr, das ist unser Flehen zu dir, der du so gerne wohlthust. Du hast uns nun wieder aus der Unruhe gerissen, uns gesegnet und erfreuet. Unser Herz ist deines Preises voll, und dir danken wir es mit gerührter Seele, daß du in diesem theuren Geschenke des Friedens von neuem deine Macht und Gnade an uns verherrlichet hast. Walte ferner über uns mit deiner barmherzigen Aufsicht und Fürsorge. Erhalte den König; vergilt ihm mit dem reichsten Maaße deines Segens alles das Große und Gute, was er gethan hat, und erheitere seine ferneren Lebenstage mit dem ununterbrochenen frohen Anblicke der Früchte von seinen Sorgen und seinen Wohlthaten. Laß immer mehr unter seiner Regierung Wahrheit, Weisheit und Glückseligkeit blühen.

Segne unsere Königin; erhöhe in ihrem frommen Herzen die Freude, die sie itzt mit uns theilet, durch den Gedanken an dich, der du ihr gnädig bist, und verleihe, daß sie auch ferner beständig ihre Lust sehe an den Beweisungen deiner Liebe.

Thue wohl dem Prinzen von Preussen, daß er unter deiner Leitung und deinem Schutz, auch zu unserm Besten, in aller Absicht glücklich sey. Laß es wohlgehen der Prinzeßinn, seiner Gemahlinn, und den sämmtlichen Prinzen und Prinzeßinnen des Königlichen Hauses, und gieb ihnen allen immer neue Ursache, deiner Segnungen froh zu werden. Kröne die Bemühungen derer, die dem Könige und dem Staate dienen, mit Glück und Gedeyen, daß überall Ordnung, Wohlstand und Ruhe durch sie befördert und vermehret werde.

Mache uns, insgesammt und im Allgemeinen, zu einem guten Volke, bey dem Religion und Gewissenhaftigkeit herrschet, und befestige auf diesem sicheren Grunde den wahren Flor des Landes, über welches bisher dein väterliches Auge so wohlthätig gewacht hat.

Erhöre uns, und sey uns gnädig, wie wir auf dich hoffen, seinem heiligen großen Namen sey nochmals Dank und Ehre und Anbetung, itzt und in Ewigkeit; Amen!

1)
Der Friede von Teschen wurde am 13. Mai 1779 in Teschen zwischen Österreich und dem Königreich Preußen geschlossen und beendete den Bayerischen Erbfolgekrieg. Anmerkung AJ
2)
Ps. XIII, 3.
3)
2. Sam. XXII, 50.51
4)
Jerem. LI, 10.
5)
Ps. XXXIII, 20.21
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