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Simons, Menno - Vorrede.

Simons, Menno - Vorrede.

Allen Obrigkeiten und allen Menschen, sie seynd von wessen Stand, Amt und Wesen sie wollen, wünschet M. S. Erleuchtung des Geistes und die reine wahre Erkenntniß zu dem Reiche Gottes, von unserm himmlischen Vater, und seinem Sohn Jesu Christo unserm Herrn, welcher uns geliebet hat und gewaschen von unsern Sünden mit seinem Blut. Ihm sey Lob, Ehre Preis und Danksagung in Ewigkeit, Amen.

Liebe Herren, Freunde und Brüder, nachdem wir aus der Schrift lernen, und auch durch Ersuchung befinden, daß die Weissagung der Propheten, Christi und der Aposteln, von dem erschrecklichen Druck, Jammer, Noth, Verfolgung, Gefahr, Angst und falschen Lehre der letzten Zeit, in ihrer vollen Kraft gehet, Matt. 24. Marc. 13. Luc. 21. 1 Tim. 4. 2 Tim. 3. 2 Pet. 2. Jud. 1. und das so gewaltiglich, daß der barmherzige Vater diese Tage gnädiglich muß verkürzen, sonst sollte kein Fleisch selig werden. Darum wir arme elende Menschen bitten und vermahnen einen jeglichen, und das durch die Barmherzigkeit des Herrn, daß ihr doch einmal unsern Grund und Glauben gründlich wollet lesen, wohl zu Herzen nehmen und recht verstehen, auf daß ihr eigentlich wissen möchtet, was für eine Lehre wir treiben, welchen Glauben wir haben, welches Leben wir führen, und wie das wir gesinnet seynd, darüber wir so viel hören und leiden müssen, gefangen, verjaget, beraubet, gescholten, verlogen und als unschuldige arme Schafe ermordet werden.1) Auf daß ihr euch des vergangenen Bluthandels für eurem Gott von Herzen möget beklagen und beweinen, und mit mehr Fürsichtigkeit vor solchem hüten und verwahren, und forthin eine fromme, redliche, ja gottesfürchtige Obrigkeit möchtet befunden werden, 2 Mos. 18,23. 5 Mos. 1,17. 2 Chron. 19. 3 Mos. 19. nicht Kränker und Verderber, sondern Väter und Vormünder aller elenden betrübten Herzen; nicht Ausrotter, sondern Pflanzer der Gerechtigkeit; nicht Verfolger, sondern Nachfolger Christi und seines Worts.

Hierum so salbet nun eure Augen mit Augensalbe, Off. Joh. 3. auf daß ihr recht sehen möcht und erkennen, welches der rechte Weg, Wahrheit und das Leben sey. Joh. 14.

Den Weg, der da so eng und schmal ist, und von wenig Menschen gefunden wird. Matth. 7.

Die Wahrheit, die niemand bekannt ist, als denen, die von des Herrn Geist gelehret, erleuchtet und gezogen werden von dem Vater. Joh. 16. Matth. 11.

Das Leben, welches ist Gott den Vater allein zu erkennen für einen wahrhaftigen Gott, und den er gesandt hat, Christum Jesum, Joh. 17. auf daß ihr also möget sehen, in welchen ihr so grimmiglich gestochen habt, Ap. Gesch. 1. und euch also von ganzem Herzen mit dem heiligen Paulo möget demüthigen vor dem Herrn, mit viel Fasten und Weinen, 1 Cor. 15. Gal. 1. Ephes. 3. Joel 2. bekleidet euch mit Säcken und haarnen Hemden; zerreisset eure Herzen und nicht eure Kleider, auf daß ihr Gnade bey ihm finden möget. Dann er ist langmüthig, gnädig und barmherzig, und vergibt die Uebertretung allen denen, die wahre Buße thun, und seine Gnade suchen. Micha 7. Wollet doch nicht länger seyn Jeroboam, Ahab und Manasses, sondern David, Ezechias und Josias; auf daß ihr euch eures befohlenen Amts an dem grossen und erschrecklichen Tag des Herrn nicht schämen dürft; der brennen wird als ein glühender Ofen, der als Stroh und dürre Stoppeln verzehren wird alle die, so hie auf Erden Unrecht und Gewalt geübet und gehandelt haben. Mal. 4.

Darum wir in aller Demüthigkeit an euch begehren, ja bitten um des Verdienstes Christi willen, daß ihr doch unsern Glauben, Lehre und Fürnehmen, gründlich wollet erwägen und bedenken, und uns doch nicht ärger achten, als ihr Dieben und Mördern thut, die ihr nicht ohne gewisse Erkenntniß ihrer Sachen verurtheilet und richtet. Unser Handel ist kein Diebshandel, gilt auch nicht das vergängliche Geld und Gut, sondern trifft an, Gott und Gottes Wort, unsern Leib und Seele, das ewige Leben oder den ewigen Tod. Darum so sehet nicht auf die Gewohnheit und Gebrauch der Väter, auch nicht auf die Weltweisen und Gelehrten, dann es liegt sehr tief verborgen für ihren Augen. Matth. 11. Sie seynd allezeit diejenigen gewesen, die durch ihre eigene Weisheit, Gottes Weisheit von Anbeginn ausgestossen und in den Grund getreten haben. Dann Gottes Weisheit, welche wir lehren, ist eine Weisheit, die von niemand erkannt wird, 1 Cor. 1. als von denen, die da begehren zu leben und zu wandeln nach dem Willen Gottes. Joh. 7. Sie ist eine Weisheit, die in fernen Landen nicht geholet, und in hohen Schulen nicht gelernet wird. Sie muß von oben herab gegeben, und durch den heiligen Geist gelernet werden, Joh. 3. wie dann Paulus Röm. am 13. sagt: Sprich nicht in deinem Herzen: Wer will hinaufsteigen in den Himmel? Das ist nichts anders als Christum herabholen; Oder wer will in den Abgrund niederfahren? Das ist nichts anders, als Christum von den Todten zu holen: Sondern das Wort ist bey dir in deinem Mund und in deinem Herzen. Das ist das Wort des Glaubens, das wir predigen, nämlich: So du den Herrn Jesum Christum mit deinem Mund bekennest, und glaubest in deinem Herzen, daß ihn Gott auferwecket hat von den Todten, so wirst du selig werden; darum so sehet auf Gottes Wort, auf das Zeugniß und Fürbild der heiligen Propheten, des Herrn Christi und seiner Aposteln. Lasset die in diesem Handel eure Doctores und Lehrer bleiben, und nicht die ehrsüchtigen, lohngierige Prediger dieser Welt, so werdet ihr wohl bald vernehmen, ob wir in oder ausser der Wahrheit seyn. Zu welchem Herz und Gemüth euch alle wolle helfen und fördern, der allmächtige, einige und ewige Gott. Ihm sey Ehre, Lob und Danksagung, Reich, Kraft und Majestät in Ewigkeit, Amen.

Angesehen dann nun, ihr Geliebten, daß der Satan sich kann verstellen als ein Engel des Lichts, 2 Cor. 11. und also sein Unkraut säen unter des Herrn Weizen, Matth. 3. als Schwerdt, Viele der Weiber, und äusserlich Reich, und König, und dergleichen Irrthum mehr,2) um welches willen die Unschuldigen auch viel leiden müssen; darum so seynd wir verursacht, diese Anweisung von unserm Glauben und Lehre an den Tag zu bringen; und begehren hiemit um Jesus willen, daß wir doch so viel Gnade erlangen mögen, daß man uns nicht anderst wolle halten und richten, als nach Gottes Wort, wie billig und recht ist. Mögen wir aber so viel Gnade nicht erlangen, so müssen wir das dem Herrn befehlen, welcher der einige Nothhelfer aller Elenden ist. Wir wollen dannoch ebenwohl durch Gottes Gnade bey des Herrn Wort bleiben, und uns der Schrift trösten, die da spricht: Dieses spricht Gott der Herr, der dich Jacob geschaffen und dich Israel gemacht hat, und fürchte dich nicht, dann ich habe dich erlöset, und habe dich genennet bey deinem Namen; mein bist du. Esa. 43. So du durch das Wasser gehest, will Ich bey dir seyn, und die Ströme sollen dich nicht ersäufen. Und so du durch das Feuer gehest, sollst du nicht verbrennen, und die Flammen sollen dich nicht verschlingen; dann ich bin der Herr dein Gott, der Heilige in Israel, dein Seligmacher. Esa. 51. Item, fürchtet euch nicht, so euch die Leute schänden; und erschrecket nicht, wenn sie euch verzagt machen. Dann die Motten sollen sie fressen als ein Kleid, und die Würmer sollen sie verzehren wie ein wollen Tuch. Ich bin dein Tröster: Wer bist du dann, daß du dich für Menschen fürchtest, die doch sterben; und für Menschenkindern, die gleich wie das Heu vergehen sollen? Auch spricht Christus, Matt. 10. Luc. 12.: Fürchtet euch nicht für denen, die den Leib tödten, und die Seele nicht tödten mögen: Sondern fürchtet euch viel mehr für dem, der Leib und Seel verderben kann in die Hölle. Wer ihn bekennet für den Menschen, den will er auch bekennen für seinem himmlischen Vater: Wer ihn aber verleugnet für den Menschen, den will er auch verleugnen für feinem himmlischen Vater. Mit dem Herzen (spricht Paulus Röm. 10.) glaubt man zu der Gerechtigkeit; mit dem Munde aber geschicht die Bekenntniß zu der Seligkeit.

Nachdem uns dann die Schrift so hart dringt, beyde zu glauben und zu bekennen, und so lieblich tröstet für der Menschen Wüthen und Toben, so begehren wir auch darbey zu bleiben bis in den Tod. Und bezeugen hiemit für euch in Christo Jesu, daß wir keinen andern Grund, keinen andern Glauben, noch keine andere Lehre weder haben noch kennen, als man hie in nachfolgendem mit gutem klarem Bescheid aus des Herrn Wort lesen, hören und verstehen mag, Amen.

1)
Multi tribulationes justorum, et ex his omnibus liberabit eos Dominus. Psal. 34.
2)
Münsterische Händel, rc.
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