Sengelmann, Heinrich Matthias - Verstehst Du auch, was Du liest - 1. Sam. 16,7.

Sengelmann, Heinrich Matthias - Verstehst Du auch, was Du liest - 1. Sam. 16,7.

Der Herr sieht das Herz an.

Dies pflegt ein Trostwort Derer zu sein, die zwar den guten Willen zu haben meinen, aber die Hindernisse, die seiner Ausführung entgegentreten, für zu groß und unüberwindlich halten. Sie verzagen, wenn die Verbreitung der erkannten Wahrheit oder die Vollführung eines guten Vorsatzes durch Schwierigkeiten von außen oder durch solche, die in ihrer eignen sinnlichen Natur liegen, gehemmt wird, sie kämpfen eine Weile dagegen an, er: matten dann aber und lassen es geben, wie's eben gehen will. Hatte das Herz vorher es aber wirklich ernst genommen, so muss doch jetzt auch eine Beruhigung da sein, und diese wird dann in dem Wort gefunden: „Der Herr sieht das Herz an; er weiß, ich habe es doch gut gemeint, und wird darum nicht so gar strenge richten.“ - Zunächst steht zwar jenes angeführte Wort: „Der Herr sieht das Herz an“ nicht im Gegensatze zu den menschlichen Taten. Denn in der Geschichte, in welcher es vorkommt, nämlich in der Erzählung von der Königsweihe Davids sollen damit die anderen Rücksichten abgewehrt werden, welche Samuel hätte nehmen können; er hätte zum Beispiel durch die schöne Gestalt Eliabs versucht werden können, diesen zu salben; drum heißt es gerade mit Bezug auf diesen: „Siehe nicht an seine Gestalt, noch seine große Person: ich habe ihn verworfen. Denn es geht nicht wie ein Mensch sieht; ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an.“ Zunächst also würde in allgemeiner Beziehung damit gesagt sein: „Rücksichten, wie wir Menschen sie nehmen, auf äußere Schönheit, Ehre, Ruf und Macht, solche Rücksichten nimmt der Herr nicht; er, der Herzen und Nieren prüft, urteilt nach dem Kern, nicht nach der Schale.“ Sene andere Beziehung auf die Werke aber wäre darum doch keineswegs ausgeschlossen, und auch in diesem Gegensatz behält es, wie wir namentlich zu Sac. 2,24 ausführlicher dargetan haben, seine Wahrheit, dass der Herr das Herz ansieht. - Deshalb aber kann dieser Ausspruch keineswegs als Entschuldigung gelten. Sieht der Herr aufs Herz, so sieht er auf den Glauben; das ist aber kein Glaube, der ohne Kraft wäre, Werke zu vollbringen; mit solchem toten Glauben kann der Herzenskundige nicht zufrieden sein. Mit diesem Worte kannst Du Dich nie entschuldigen, mein Christ; Du gibst damit zu erkennen, dass Du Dir selber gegenüber schuldig bist und Dich von dieser Schuld wenn auch nur durch Redensarten befreien musst; 'bist Du aber vor Dir selbst in Schuld, so bist Du's vor Gott gewiss, und es könnte mithin Dir gar nicht zum Trost gereichen, dass der Herr das Herz ansieht, ist doch Deine Herzensmeinung die, Gott richte mit noch größerer Schwachheit, als Du. Du hast den guten Millen gehabt, das wollen wir Dir glauben; Du führst das Wort des Herrn an: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ Ja, so ist es einmal, aber hast Du Dich dadurch auch auf seine Ermahnung hinführen lassen: „Wacht und betet, dass Ihr nicht in Anfechtung fallt.“ Hierin findest Du die kräftige Gegenwehr; benutzt Du sie mit aller christlichen Weisheit, so wird es nie Dir in den Sinn kommen, Dich damit zu trösten, dass der Herr nicht auf die Taten, sondern auf das Herz sehe. (Heinrich Matthias Sengelmann)}

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