Schlatter, Adolf - Wer sind die, die Jesus angehören?

Schlatter, Adolf - Wer sind die, die Jesus angehören?

„Während er noch zu der Menge sprach, sieh! da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und begehrten, mit ihm zu reden. Es sagte ihm aber jemand: Sieh! deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und begehren mit dir zu reden. Er aber antwortete dem, der ihm dies sagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er streckte seine Hand zu seinen Jüngern hin und sagte: Seht hier meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen meines Vaters, der in den Himmeln ist, tut, der ist mein Bruder und Schwester und Mutter“ (Matth. 12,46-50).

Jedermann sagte: die Blutsverwandten haben das erste Recht an Jesus: langen die Mutter und die Brüder an, so unterbricht dies jede andere Tätigkeit, wie wichtig sie sein mag; die Gemeinschaft, die er zwischen sich und seinen Jüngern stiftet, entrechtet die zu seiner Sippe Gehörenden nicht. Jesus dagegen verließ das Gemach nicht, in dem er mit seinen Jüngern versammelt war; die Mutter und die Brüder riefen ihn umsonst. Denn es gibt eine Gemeinschaft, die noch stärker ist als die Gemeinschaft des Bluts; das ist die, welche diejenigen verbindet, die den Willen Gottes tun. Sie tun, sagte Jesus, den Willen meines Vaters, der in den Himmeln ist; daher sind sie mir Bruder, Schwester und Mutter.

Damit grenzte Jesus seine Gemeinde von jeder anderen Genossenschaft ab, heiße sie Familie oder Volk, Arbeitsgemeinschaft zur Pflege des Wissens oder der Kunst, Schule oder Staat. Diese Verbände helfen uns dazu, daß unser natürliches Begehren erlangt, was es begehrt. Mit Jesus gibt es aber keine andere Gemeinschaft als die, die seinen Willen zum unsrigen macht, und dies heißt, daß wir nicht unseren eigenen Willen, sondern den Willen Gottes wollen und tun.

Diese Regel stellt aber nicht nur fest, wie sich das Ziel Jesu von dem der natürlichen Verbände unterscheidet, sondern trennt auch in den Kirchen zu jeder Zeit, was Jesus fremd ist von dem, was ihm gehört. Die Absage Jesu traf damals seine Mutter und seine Brüder; es waren damals nicht Feinde, denen er das Gehör versagte, nicht boshafte Störer der Ruhe, gegen die er seine Gemeinschaft mit den Jüngern verteidigte. Die Sorge um ihn führte die Seinigen zu ihm. Waren sie nicht berechtigt, ihn zu beraten und sich seiner anzunehmen, da er sich offenkundig in schwerste Gefahr gebracht hatte? Aber kein angeblich ihm geleisteter Dienst und keine ihm bereitete Ehrung bewegt ihn dazu, seine Gemeinschaft zu gewähren, solange es nicht für die, die ihn anrufen, das eine große Anliegen ist, daß sie den Willen Gottes tun. Kirchen, deren Ziel die Erhaltung ihres Bestandes und ihrer Macht ist, sind Kirchen ohne den Christus. Die aber, die ihrem eigenen Willen absagen und mit gesammeltem Verlangen danach begehren, daß Gottes Wille durch sie geschehe, hat Jesus zu unlöslicher Gemeinschaft mit sich vereint. Wie Mutter und Kind, Bruder und Bruder einander gehören, so gehört er ihnen und sie ihm; ein ewiges Band verbindet sie.

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