Schlatter, Adolf - Einleitung in die Bibel - Das erste Buch Samuel.

Schlatter, Adolf - Einleitung in die Bibel - Das erste Buch Samuel.

Die nächste Gestalt nach den Richtern, um welche die Erzählungen sich sammeln, ist Samuel. Er tritt vor allem deshalb hervor, weil von ihm die Gründung des Königtums ausgegangen ist. Aufs Königtum steuert die Erzählung hin. Das ist die große Wendung, die Israel ein neues bringt, Ruhe, ja Herrschaft nach außen, nach innen Ordnung und Recht, Zusammenfassung der Stämme in eine feste Einheit und den Tempelbau. Aber so lebhaft und dankbar diese Wohlthaten, welche das Königtum dem Volke brachte, geschätzt werden, dennoch liegt ein Schatten auf demselben. Es ist zugleich für Israel ein Verlust; ein Stück seiner Eigenart geht ihm dadurch verloren und es wird den Heiden ähnlicher. Der rechte Leiter Israels wäre der Prophet mit dem göttlichen Wort, das dem Volke Schutz und Sieg gewährt, wenn es ihm gehorcht. Nun tritt an der Stelle des Propheten der König an die Spitze des Volks. Und wenn der König sündigt, wie denn der Mensch auf dem Thron sich leicht überhebt und strauchelt, so fällt des Königs Versündigung schwer und verderblich auf das ganze Volk.

Diese Einsprache gegen das Königtum gehört zu den großen, hellen Erkenntnissen, die Israel im Zusammenhang mit dem Werke Moses gegeben worden sind. Jene Einsprache beruht nicht auf zügellosem Freiheitsdrang, der keine feste Ordnung dulden will, noch stammt sie aus eifersüchtigem Zank um die Macht, der diese dem König nicht gönnen, sondern andern Gewalthabern übertragen möchte. Der Gegensatz, der hier scharf und deutlich ins Bewußtsein trat, ist der zwischen dem Geist und der äußern Gewalt, zwischen dem göttlichen Wort und dem Schwert, zwischen Glaube und Gebet und den irdischen Machtmitteln. Es wird Israel gesagt, daß Wort und Geist Gottes seine rechten Regenten wären, daß es Gottes Regierung und Leitung in weit höherer Weise dadurch genösse, wenn ein Prophet, der das Wort mit Erweisung des Geistes und der Kraft verwaltet, sein Führer sei, als wenn ihm der mächtigste und glänzendste König gegeben werde. Das hatte Bedeutung für die ganze Zukunft des Volks. Es war Israel damit für alle Zeit verwehrt, seine Hoffnung auf der Könige Arm zu gründen.1)

Nicht alle Erzählungen dieser Bücher sprechen dieses Urteil über das Königtum in der gleichen Schärfe aus. Sie enthalten auch Abschnitte, die im Rückblick auf die frühere Zerrüttung im König den Helden feiern, der Sicherheit und Ordnung schafft, und sich an seinem Sieg, Glanz und Reichtum freuen als an großen Gaben Gottes. Das sind diejenigen Erzählungen, die mehr die volkstümliche Anschauung und Ueberlieferung wiederspiegeln. Dagegen zeigen diejenigen Erzählungen, die enger mit dem Gesetz und der Prophetie zusammenhängen, auch den Schaden des Königtums auf. Dieser Unterschied ist in den Geschichten über Samuel nicht erst bei der Königswahl, sondern von Anfang an erkennbar. Der Gewinn und Fortschritt, den das Königtum brachte, wird dadurch gezeigt, daß an die frühere Ohnmacht und Knechtung des Volkes erinnert wird. Das Heiligtum war in Verwirrung, die Priester waren verdorben, sogar die Lade Gottes gefangen. Die Könige haben Israel aus seiner tiefen Erniedrigung aufgerichtet. Andererseits wird an Samuel hervorgehoben, wie groß und erhaben es ist, wenn ein Prophet ohne irdische Gewalt nur mit Wort und Gebet, allein auf Gott gestützt, das Volk leitet in edler Uneigennützigkeit. Dieser Gesichtspunkt gestaltet sodann die ganze Erzählung über Saul. Er wird uns wohl als mutiger Kämpfer und siegreicher Führer des Heeres beschrieben; aber dies wird dadurch völlig in den Schatten gestellt, daß er in selbstherrlicher Ueberhebung den Propheten auf die Seite stößt, sich selbst zum Fall, weshalb er auch vergeblich mit allen Mitteln gegen Gottes Regierung ankämpft, die David zum Thron erhebt. So zeigt gerade der erste König die dunkle Seite am neu errichteten Königtum.

Samuel und der Ursprung des Königtums. 1-15.

Mit gewecktem feinem Sinne beginnt die Geschichte bei Samuels Mutter und Geburt. Sie hat ihn durch dringendes Gebet von Gott erhalten, und ihn deshalb auch Gott geweiht und schon als Kind zu priesterlichem Dienst ins Heiligtum gebracht. Was ein Erlebnis wie dasjenige Hannas bedeutet, wird durch einen Psalm ausgesprochen, der die Herablassung der göttlichen Güte zu den niedrigen und die Allmacht seiner Gnade preist. 1,1-2,11.

Im Heiligtum zu Silo geht es wild zu. Elis Söhne achten keine Sitte noch Schranke. Der Vater warnt, doch ohne Erfolg. Darum wird ihm ein Prophet gesandt, der ihm den Untergang seines priesterlichen Hauses ansagt. 2, 12-36.

Nun wird auch Samuel zu prophetischem Verkehr mit Gott berufen. Gott beginnt im Heiligtum mit ihm zu reden, und das erste, was er vernimmt, ist, daß das Strafgericht über Elis Haus unvermeidbar kommen wird. 3.

Jetzt bricht das Unglück herein. Die Philister sind siegreich, die Priester fallen, die Lade Gottes wird erbeutet. Eli stürzt bei der Unglücksbotschaft so, daß er stirbt. 4.

Aber Gott wahrt selbst seine Ehre und macht seine Ueberlegenheit über Dagon, den Gott der Philister, kund. Durch das Mißgeschick ihres Gottes und schwere Plagen an ihrem Leibe werden die Philister bewogen, die Lade zurückzusenden. Sie erproben bei der Rückgabe derselben, daß hier wirklich Israels Gott seine Hand offenbart; aber auch die Leute von Bethsemes, wohin die Lade gebracht wird, erfahren ihre Heiligkeit in einem großen Sterben. 5,1-7, 2.

Der Prophet öffnet den Zugang zur Hilfe Gottes. Er ruft das Volk zur Buße, und weil es Buße thut, antwortet Gott dem Gebet Samuels in der Bedrängnis durch die Philister dadurch, daß er Israel wunderbar den Sieg schenkt. Nun sorgt Samuel ungestört für Gericht und Recht im Lande, 7,3-17.

So wird der Undank und das Mißtrauen gegen Gott und den Propheten sichtbar, wenn nun gleichwohl das Volk einen König begehrt. Allerdings erben sich der Geist und die Gerechtigkeit nicht fort auf Samuels Söhne. Aber Gott wird einen neuen Propheten erwecken; doch darauf will das Volk nicht warten, sondern „wie die andern Völker“ sein. Auf Gottes Geheiß fügt sich Samuel, nachdem er dem Volke vergeblich vorgestellt hat, daß ein König anders handeln wird als ein Prophet, daß er viel fordern wird, eine große Steuer an Gut und Blut. 8.

Nun folgt in einer höchst lebendigen, farbenreichen Erzählung Sauls erste Begegnung mit Samuel. Ein Zufall führt ihm denselben zu, und zu seiner Ueberraschung salbt er ihn und nennt ihm mit prophetischem Vorblick einige Zeichen, die ihm die Wahrheit seiner Verheißung bewähren. 9, 1-10, 16.

Noch ist alles ein Geheimnis. Zwei Erzählungen zeigen wie es offenbar ward. In der Volksversammlung, die zur Königswahl zusammentritt, offenbart das Los Saul als König. 10, 17-27.

Und als der Ammoniterkönig Nahas Jabes bedrängt, ruft Saul vom Geiste erfüllt Israel zum Kampfe auf und kehrt nun nach dem Siege als König heim. 11.

Gleichzeitig mit der Königswahl tritt Samuel von der Volksleitung zurück. Er läßt es sich vom Volke feierlich bezeugen, daß er niemand bedrückt und geschädigt hat, und macht sodann teils durch die Erinnerung an die frühern Wohlthaten Gottes, teils durch das einbrechende Gewitter dem Volke eindrücklich, daß die Errichtung des Königtums ein Fehlgriff war. Doch wird die Verheißung hinzugefügt, daß Gott auch so das Volk gnädig leiten werde, wenn es ihm rechtschaffen dient, wie auch der Prophet ihm seine Liebe und seine Fürbitte nicht entzieht. 12.

Aber sofort erweist es sich, daß der König dem prophetischen Worte nicht gehorchen will. Saul und Jonathan nehmen den Kampf gegen die Philister auf in sehr bedrängter Lage. Saul hat nur eine kleine Schar bei sich ohne Waffen. Er wartet verzagt nicht auf Samuel, sondern opfert selbst, und Samuel erklärt ihm, daß er das Königtum verscherzt habe. 13.

Jonathan zeigt, wie auch ein einziger Mann, der mutig auf den Herrn vertraut, Sieg und Besserung erkämpfen kann. Saul hilft eifrig mit, aber in einer blinden Leidenschaftlichkeit, die den Sieg schwächt und Jonathan nahezu das Leben kostet, weil er unwissentlich den Eid des Vaters brach. 14, 1-45.

Hieran werden die weitern Siege Sauls über die Nachbarvölker in einer kurzen Aufzählung angereiht. 14, 46-52.

Und nun folgt der endgültige Bruch zwischen dem Könige und dem Propheten. Nach Samuels Weisung soll Saul die Amalekiter vernichten. Aber er geht willkürlich mit der Weisung des Propheten um. Den König und die Herden bringt er heim und deckt seinen Ungehorsam mit glatten Worten. Samuel vertritt den Ernst eines ganzen Gehorsams und erklärt ihm, daß er die Krone verloren habe. Nur mit Mühe erreicht der König, daß er nicht öffentlich sich von ihm trennt. Sie sind von nun an geschiedene Leute. 15.

Die beiden hauptsächlichen Wurzeln der Erzählung werden so zu unterscheiden sein: die Priester in Silo sind verdorben und bringen Unglück über das Volk, die Philister sind siegreich, die Lade wird gefangen, Saul trifft mit Samuel zusammen und wird vom Seher gesalbt und nun wird er gegen Ammon zum Helden und vereint mit Jonathan auch gegen die Philister - das ist die eine Erzählungsreihe. Da erscheint der König ähnlich wie die Helden der Richterzeit als von Gott dem Volke in der Zeit der Not zum Retter gesandt. In der andern Erzählungsreihe folgten einander: Samuels Geburtsgeschichte, dessen prophetischer Spruch gegen Eli, der Sieg über die Philister bei Ebenezer, seine Warnung vor dem Königtum, die Volksversammlung zur Königswahl durchs heilige Los, die Abschiedsrede Samuels und seine beiden Gerichtsworte gegen den eigenmächtigen König. So haben die Männer, die das Gesetz vertraten, die innere Bedeutung dieser Ereignisse ans Licht gestellt. Ueberaus groß ist in diesen Geschichten das prophetische Amt beschrieben, ähnlich wie es uns an Mose vorgeführt wird. Sowohl dem Priester als dem König verkündigt der Prophet das richtende göttliche Wort, und dem Volk wird er zum Bußzeichen, und zugleich ist er sein Schutz, der Mittler wunderbarer Hilfe,„ Israels Wagen und Reiter“, wie hernach Elia heißt. So erlebt das Volk durch den Propheten Gottes Regierung in ihrer höchsten Gestalt. Wäre Israel um den Propheten gesammelt und seinem Wort unterthan, das wäre sein Glück. Und das stets sich wiederholende Unglück der Könige, wie es gleich der erste derselben erfuhr, ist, daß sie in ihrem stolzen Machtbewußtsein sich über den Propheten hinwegsetzen, als wäre das göttliche Wort etwas verächtliches.

Wie David König wird. 16-31.

Von David wurde zunächst dies dem Andenken des Volks eingeprägt, wie er aus geringem Anfang durch eine lange Kette von Not und Gefahr zum Thron emporgestiegen ist. Dies wird nicht verdeckt, als wäre es der Würde des königlichen Hauses nachteilig; im Gegenteil, dies wird hervorgestellt, weil sich hierin die göttliche Berufung und Leitung zeigt. Auch in David wird, wie dereinst in den Richtern, Gottes Gabe und Geschenk erkannt, und in wie hohem Maß er dies ist, zeigt sich daran, daß er aus zahlreicher und übermächtiger Not und Gefahr heraus errettet wird. Zugleich wird der Blick aber auch darauf gerichtet, daß David von Gewalt und Blutthat sich frei erhält und mit reinen Händen auf den Thron gekommen ist. Daß keine Schuld auf ihm liegt, das macht, daß er den Thron erhält und auf sein Geschlecht forterben kann. Es kommt dadurch kein ruhmsüchtiger Ton in die Erzählung hinein. Vielmehr fehlen die Geschichten nicht, die zeigen, wie auch an David die Versuchung zur Gewaltthat kam und wie er nur durch Gottes gnädige Bewahrung vor Blutschuld behütet worden ist. Die Ziele der ganzen Erzählung stimmen auf's beste mit der Weise überein, wie David selbst im 18. Psalm auf seinen Lebensgang zurückschaut. Auch dort stellt er sich dem Volke vor als ein aus der tiefsten Todesnot durch Gott wunderbar Erretteter, und auch dort spricht er's aus, daß nur die Gerechtigkeit ihm den Weg zum Thron eröffnete. Überhaupt können manche der überaus genauen Einzelzüge dem Erzähler schwerlich anders als durch des Königs eigenen Bericht bekannt worden sein.

Die Berichte sind auch hier nicht alle von derselben Art, sondern zum Teil aus verschiedenen Quellen in einander gefügt, und das Gefüge ist nicht überall glatt. Es liegen wahrscheinlich einige Parallelberichte vor.

Gott trifft durch Samuel eine neue Königswahl in Isais Haus, nicht nach des Propheten Sinn, weil Gott das Herz ansieht. Darum hat Gott den jüngsten der Söhne, David, gewählt, obgleich er damals noch bei der Herde war. 16, 1-13.

Nun folgen zwei Erzählungen, die berichten, wie David in die Nähe Sauls gekommen ist.

Saul bedarf einen Mann, welcher der Harfe und Lieder kundig ist, damit er ihm den bösen Geist vertreibe; deshalb wird ihm David zugeführt, den er lieb gewinnt und zu seinem Waffenträger macht. 16, 14-23.

Die andere Erzählung sagt, daß der Vater David in's Lager zu den Brüdern sandte, und daß er nun dort Goliath erschlug und deshalb zu Saul gebracht und von Jonathan zum Freund erkoren wurde. 17,1-18,5.

Aber Saul wird bald sein Verfolger. Davids Glück und Ruhm bringen ihn auf und er stößt mit dem Speere nach ihm. 18, 6-11.

Er versucht es mit heimlichen Anschlägen gegen David. Er schickt ihn in den Streit gegen die Philister; aber dadurch gewinnt sich David die Liebe des Volks. Er reizt ihn zu verwegenen Unternehmungen, dadurch daß er ihm seine Tochter verspricht. Aber David gewinnt sich wirklich Michal um den geforderten Preis. 18, 12-29.

Als Saul ihn töten lassen will, tritt Jonathan für ihn ein, warnt David und führt eine Versöhnung zwischen beiden herbei. 18,30-19,7.

Ein neuer Sieg Davids erregt Sauls Eifersucht wieder, und er sticht zum zweitenmal nach ihm. 19, 8-10.

Er läßt in der Nacht Davids Haus umstellen; aber nun durchkreuzt seine Tochter seine Pläne. Michal macht, daß David entrinnt. 19, 11-17.

Er flieht zu Samuel und die Macht des prophetischen Geistes ist ein sichrer Wall um ihn her, da derselbe auch Sauls Boten, ja Saul selbst ergreift. 19, 18-24.

Er klagt Jonathan seine Not, der nicht an die Hinterlist des Vaters glauben will. Aber als er am Neumondsfeste des Vaters Sinn erprobt, sticht Saul auch nach ihm mit dem Speer und nun warnt Jonathan David mit dem verabredeten Zeichen durch die Pfeile. 20.

Damit ist jetzt eine andere Erzählung verschmolzen, wie David von Jonathan Abschied nimmt mit dem Eid, daß er als König sein Haus verschonen will.

Auf der Flucht empfängt David vom Priester in Nob Brot und Schwert. 21, 1-10.

Er rettet sich nach Gath zum Philisterkönig, wird aber von den Fürsten übel aufgenommen; darum bahnt er sich den Weg zur Flucht dadurch, daß er sich wahnsinnig stellt. 21, 11-16.

Nun richtet er sich in der Höhle von Adullam ein als Führer einer Schar Vertriebener. 22,1-5.

Saul, der sich von allen verraten glaubt, läßt das ganze Priestergeschlecht von Nob hinrichten, worauf der Erbe des Priestertums, Abjathar, zu David flieht. 22, 6-23.

David entsetzt mit seinen Leuten Kegila von den Philistern; da ihn aber Saul dort einschließen will, flieht er wieder. 23, 1-14.

Jonathan sucht ihn im Walde auf zur Erneuerung des Bundes zwischen ihnen. 23, 15-18.

Verraten von den Leuten der Gegend, wird er von Saul beinahe eingeholt; doch die Philister brechen ein und Saul muß abziehen. 23, 19-28.

Er trifft mit ihm in der Höhle zusammen, und strauchelt nahezu. Doch überwindet er sich selbst, nachdem er ihm bereits den Mantelzipfel abgehauen hat, und er benützt denselben nun dazu, Saul zu beweisen, daß er sein Leben wert gehalten hat. Saul wird weich und läßt David schwören, daß er sein Haus nicht ausrotten wolle. 24.

Nach der Erwähnung des Todes Samuels folgt eine neue Geschichte, die zeigen soll, wie nahe David dem Fall und der Blutschuld kam. Nabal verhöhnt seine Knechte und David zieht zu blutiger Rache aus. Doch vermag dessen Weib ihn klug zu beschwichtigen. Sie wird nach Nabals jähem Tode Davids Weib, während Michal ihm von Saul genommen wird. 25.

Als Saul wiederum auf der Verfolgung Davids begriffen ist, beweist er ihm zum zweitenmal, daß er ihn nicht töten will, indem er bei Nacht sich in sein Zelt hineinwagt. 26.

Schließlich geht er hinüber in's Philistergebiet, erhält das Städtchen Ziklag und sichert sich listig des Königs Gunst. 27.

Saul wird bei dem neuen Kampf mit den Philistern von Gott ohne Weisung gelassen, und läßt sich darum Samuel heraufbeschwören, der ihm die Niederlage und den Tod ansagt. 28.

Auch David muß gegen Israel ausziehen, wird aber, weil ihm die Philisterfürsten nicht trauen, vom König huldvoll zurückgeschickt. Er findet Ziklag durch die Amalekiter verbrannt, holt jedoch dieselben ein und nimmt ihnen ihre Beute wieder ab. Durch Geschenke gewinnt er die Ältesten Judas. 29 u. 30.

In der Schlacht ist Saul unglücklich und tötet sich selbst, um den Philistern zu entgehen. 31.

Nicht nur das Bild Davids, sondern auch dasjenige Sauls ist ein Meisterwerk tiefblickender Geschichtsschreibung Israel soll sehen, wie ohnmächtig ein König ist, wenn er gegen Gott kämpft. Es scheint, als müßte es Saul mit Leichtigkeit gelingen, David zu vernichten. Aber wo er's nicht denkt, scheitert er fort und fort. Seine eigenen Kinder, sein eigenes Herz, das sich vor Davids Recht beugt, die Macht der prophetischen Begeisterung, schließlich die Philister werden zu Davids Rettern. Israel hat in Saul die Königsmacht höher geschätzt, als das Prophetenwort, und er selbst hat den Mann des Geistes, den Propheten, verachtet. Nun erlebt er die Macht des Geistes an sich selbst, sich zum Schaden, in der Verwirrung seines Gemüts, die ihm David unentbehrlich macht, in der Verzückung und Bewußtlosigkeit, die ihn hindert ihn zu greifen, in der Angst, die ihn überfällt, als nun die prophetischen Stimmen um ihn her verstummen, so daß er zum toten Samuel seine Zuflucht nimmt. Das ist der Thatbeweis zu der Warnung, welche die Prophetie bei der Königswahl Israel vorlegte, daß es nichts sei mit dem Stolz und der Macht der Könige.

1)
Es zeigt sich auch an dieser Stelle, mit wie großem Recht Jesus sich für seinen Leidensweg auf die Schrift berief. Er, der da redete als einer, der Gewalt hatte, verzichtete zugleich, ja eben deshalb, vollständig auf alle Mittel äußerer Gewalt. Wer die Geschichten des Samuelbuches erwog und verstand, der konnte sich hieran nicht stoßen, erkannte vielmehr eben hierin die Erfüllung der Verheißung Israels.
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