Schlachter, Franz Eugen - Samuel und Saul - 14. Die Anerkennung Sauls durch das Volk und seine erste königliche Tat.

Schlachter, Franz Eugen - Samuel und Saul - 14. Die Anerkennung Sauls durch das Volk und seine erste königliche Tat.

1. Sam. 10,17 bis 11,15

fanden kurz nacheinander statt und bald nach der Salbung Sauls durch Samuel.

Die Wahl des HErrn, die auf Samuel gefallen war, wurde dem Volk zu Mizpa auf einer von Samuel einberufenen Volksversammlung durch das Los kund getan. Die Salbung im Stillen wurde also durch eine öffentliche Anerkennung ergänzt.

Es musste dem Volk glaubwürdig dargetan werden, dass Saul sein rechtmäßiger König sei. Dies geschah durch das Los, das vor dem HErrn geworfen ward, und welches zuerst den Stamm, danach das Geschlecht und endlich den Mann selber traf, der König sollte sein. Gott hat Mittel und Wege, durch welche ER Seinen Erwählten Anerkennung verschafft, dass jedermann überzeugt wird, das ist der rechte Mann. So ging es dem Volk; was das Los angezeigt hatte, dass Saul der von Gott bestimmte König sei, das bestätigte ihnen auch die Erscheinung Sauls, als er nun, hinter dem Gerät hervorgeholt, vor sie trat, eine wahrhaft königliche Gestalt. Saul eroberte die Herzen des Volkes gleichsam im Sturm, und ein Teil des Heeres, deren Herz Gott rührte, ging auch sofort mit ihm gen Gibea, wo er vorerst noch bei seinem Vater seinen Wohnsitz nahm. Es ist dies ein schönes Zeichen von Bescheidenheit, dass Saul nicht sofort eine Residenz und einen Hofstaat eingerichtet hat, er blieb einfach in seinen bisherigen Verhältnissen und pflügte seinen Acker nach wie vor (11,5); er meinte nicht, diese Beschäftigung schicke sich jetzt nicht mehr für ihn. Er wartete ruhig die Gelegenheit ab, wo sich ihm eine Aufgabe zeigte, in deren Lösung er eine Erfüllung seines königlichen Berufes fand.

Diese Gelegenheit blieb denn auch nicht lange aus. Die Nachricht kam gen Gibea, dass von Osten her eine Gefahr für Israel im Anzug sei. Nahas, der König der Ammoniter, dessen drohend anwachsende Macht die Kinder Israels schon zu ihrer Bitte um einen König veranlasst hatte (Kap. 12,12), zog in das Ostjordanland hinauf und belagerte die Stadt Jabes in Gilead. Die Bürger von Jabes wollen in ihrer Angst vor der Übermacht kapitulieren, aber Nahas sichert ihnen nur unter der schmählichen Bedingung Gnade zu, dass ihnen allen das rechte Auge ausgestochen werden soll. Nun verlangen die Bürger von Jabes eine siebentägige Frist, bis sie Boten zu ihren Brüdern über den Jordan gesendet haben ins Land Kanaan und erfahren, ob ihnen niemand helfen will. Diese Boten kommen auch gen Gibea. Saul vernimmt von der Schmach, die einem Geschlecht in Israel droht, und bei dieser Gelegenheit zeigt es sich, dass ein königlicher Geist in ihm wohnt. Dieser königliche Geist, der in dem Augenblick über ihn kommt, wo er diese Kunde erhält, erfüllt ihn mit heiligem Ingrimm darüber, dass dem Volke Gottes eine Schmach angetan werden soll. Wer von diesem königlichen Geist wie Saul erfüllt ist, hält es mit Recht für eine Schmach, dass das Volk Gottes vor seinen Feinden kapitulieren soll. Die Bürger von Jabes bieten dem Nahas ein Bündnis an, damit er sie nicht von der Erde vertilge. Soll aber das Volk Gottes ein Bündnis machen mit der Welt, damit es erhalten bleibt? Dann geht es ihnen wahrlich so, wie Nahas den Bürgern von Jabes geschworen hat, dass ihnen das rechte Auge ausgestochen werden soll. Seht die Christen, die dieses Bündnis mit der Welt wirklich gemacht haben, ob ihnen nicht das rechte Auge fehlt? Sie sehen gar nicht mehr alles, was ein treuer Jünger Jesu sieht, der sich von der Welt unbefleckt erhält. Vor den Sünden der Welt drücken sie ein Auge zu, und das Wort Gottes lesen sie auch nur noch mit einem Auge, während manches ihnen ganz zu entgehen scheint, was darinnen steht. Infolgedessen haben sie auch keinen ungetrübten Blick mehr. in die Herrlichkeit, die dem Volke Gottes verheißen ist Ja, es rächt sich schwer, wenn man mit der Welt ein Bündnis schließt und ebenso, wenn man vor der Sünde kapituliert. Wer mit der Sünde unterhandelt, der wird finden, dass sie ihm das rechte Auge aussticht. Es ist eine Schmach für jedes Kind Gottes, wenn es der Sünde nachgeben muss. Der königliche Geist ergrimmt über diese Schmach, wie Saul, als er hörte, dass die Stadt Jabes im Begriff sei, vor der Übermacht des Königs der Ammoniter die Waffen zu strecken. Das Volk hat über diese Nachricht nur geweint, Saul dagegen ward erfüllt mit heiligem Zorn. Man meint, wunder was man gutes tue, wenn man über die Schmach des Volkes Gottes weint, aber was tun wir zur Abwendung dieser Schmach?

Saul rafft sich auf zu höchster Energie. Mitten auf dem Acker löst er zwei Rinder von seinem Pflug, schlachtet sie und zerlegt sie in Stücke, die er durch Boten in alle Grenzen Israels tragen lässt mit der energischen Aufforderung zur Heeresfolge und der angefügten Drohung, dass jeder Säumige die Zerstückelung seiner Kinder zu gewärtigen hat. Eine derartige Energie ist Geistesmacht. Der Geist des HErrn ist weit entfernt von Saumseligkeit, wo es die heiligsten Interessen, die Ehre Gottes und Seines Volkes gilt. „Numme nid g'sprengt“1) und „me cha de öppe luege“ geht da nicht, wo es die Sache Gottes gilt. Verflucht sei, wer des Herrn Werk lässig treibt! Das fühlte alles Volk, als das Aufgebot ihres neuen Heerführers zu ihnen kam; „die Furcht des HErrn fiel auf das Volk, dass sie auszogen wie ein einziger Mann.“ Kein einziger heerpflichtiger Mann blieb zurück, sodass in kürzester Frist ein Heer von 330 000 Mann auf dem Weg nach Jabes war. Das war die erste Frucht von Sauls Energie, dass es zu einer so allgemeinen Beteiligung an dem Kriegszug kam, und die weitere Frucht war, dass den bedrängten Brüdern zu Jabes die Hilfe unverzüglich zu teil geworden ist, schon am Tage, nachdem das Heer versammelt war. Es konnte nicht fehlen, dass jedermann überzeugt werden musste, in Saul sei ein wahrhaft königlicher Geist. Der völlige Sieg, den Saul vor Jabes über Nahas erfocht, verfehlte denn auch seine Wirkung nicht, dass das Ansehen des siegreichen Königs bei seinem Volk ganz gewaltig wuchs. Sie fordern die exemplarische Bestrafung derer, die bei der Erwählung den neuen König verachtet hatten und gesagt: „Sollte dieser über uns herrschen?“ Aber Saul zeigt auch auf dem höchsten Gipfel seines Ruhmes königlichen Geist. Großmütig und demütig zugleich spricht er: „Es soll auf diesen Tag niemand sterben, denn der HErr hat heute Heil gegeben in Israel.“ Er schreibt den Sieg nicht sich selbst, sondern dem HErrn zu, und da nicht er es ist, sondern der HErr, der geholfen hat, so will er auch nicht, dass man aus ihm so viel macht und seinetwegen, zur Rettung seiner Ehre, niemand das Leben lassen soll. Saul fühlt, dass wer selbst, wie er, so hoch begnadigt ist, auch Gnade zu erzeigen schuldig ist.

Und dieser Gnadenakt schadet seiner Ehre nicht. Auf Samuels Antrag ziehen die Siegestrunkenen nach Gilgal zur Abhaltung einer Einweihungsfeierlichkeit für das neue Königreich. Sehr wahrscheinlich fand bei diesem Anlass die Krönung Sauls statt. Anstatt dass jene Schuldigen, die Sauls Ehre angetastet hatten, hingerichtet wurden, brachte man, was ja viel edler war, dem HErrn Opfer dar, und Saul und alle Männer Israels freuten sich daselbst gar sehr.

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Nicht so eilig
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