Schlachter, Franz Eugen - "Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gib Ehre, um Deiner Gnade und Wahrheit willen!"

Schlachter, Franz Eugen - "Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gib Ehre, um Deiner Gnade und Wahrheit willen!"

Psalm 115, 1

König Ptolemäus Philadelphias von Ägypten ließ am Eingang zum Seehafen von Alexandria durch den Knitter Sostratus einen großen Leuchtturm aus weißem Marmor erbauen. Der berühmte Meister im Hochbau meißelte mit einer Inschrift seinen eigenen Namen in den Stein. Darüber legte der schlaue Mann einen Gipsverputz und schrieb auf diesen den Namen des königlichen Bauherrn, damit, wenn der vergängliche Bewurf abfalle, sein, des Baumeisters Name den künftigen Geschlechtern vor die Augen trete. Er sorgte also für die Ehre seines Namens und nur zum Schein für die Ehre des Königs, in dessen Dienst er stand. Er erbaute den Turm, um sich einen Namen zu machen, nicht aber um den Namen des Königs zu verherrlichen.

Wir hoffen, wir haben mit unserem Kapellenbau das Gegenteil von dem getan. Nicht, um uns einen Namen zu machen, sondern um den Namen des Herrn darin und da-durch zu verherrlichen, haben wir Ihm dieses Haus gebaut. Unser Name mag vergessen werden, wenn nur der alleinseligmachende Name Jesu jeder Seele tief eingedrückt bleibt, die je dieses Haus betreten hat oder noch betreten wird! Unsern Namen mag man verwerfen als einen boshaften, um des Menschen Sohnes willen; wenn nur Seinem Namen Ehre gegeben wird! Der Name, der über alle Namen ist, soll hier verkündigt werden. Es soll diese Kapelle in ihrem geringen Teil dazu beitragen, daß in dem Namen Jesu sich beugen aller Knie und alle Zungen bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist, zu Ehre Gottes des Vaters. Wiewohl sie ohne Turm gebaut ist, soll diese Kapelle doch ein Leuchtturm sein, dessen Licht Gott der Herr ist, und ihre Leuchte das Lamm. Möge auch von der Gemeinde, die sich darin versammelt, gesagt werden können: „Ihr waret weiland Finsternis, nun aber seid ihr ein Licht in dem Herrn!“ Möge sie nie vergessen, daß es ihre Aufgabe ist, zu verkündigen die Tugenden dessen, der sie berufen hat aus der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht; möge jeder Jünger und jede Jüngerin des Herrn, die sich hier einfindet, die Mahnung des Meisters befolgen: „Lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euern Vater im Himmel preisen!“

Wir betrachten es als unsere selige Aufgabe, dem Namen des Herrn Ehre zu geben und wir wissen auch warum, nämlich, wie der Psalm sagt: Um Seiner Gnade und Wahrheit willen. Wir verehren unsern Gott um Seines bewunderungswürdigen Charakters willen, dessen hervorragendster Zug die Güte ist. Lauter Güte ist Gott gegen die, welche reines Herzens sind (Psalm 73,1). Es hängt nur von uns ab, daß wir Ihm vertrauen, so werden wir auch Seine Güte erfahren. Den Reinen ist Er rein, aber den Verkehrten erscheint Er verkehrt. Ein einfältiges Auge sieht überall Gottes Güte; aber durch eine schwarze Brille erscheint alles trüb. Bei Ihm ist des Lebens Quelle, in Seinem Lichte sehn wir helle, und wenn das so ist, so müssen wir bekennen: „Herr, Deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und Deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen!“

Wir preisen die Gnade des Herrn, weil Er nicht nach unsern Sünden mit uns gehandelt, sondern uns begnadigt hat. Die Gnade wollen wir rühmen, die auch aus vielen Sünden hilft zur Gerechtigkeit. Zu rühmen wissen wir nichts, denn allein das Kreuz unseres Herrn Jesu Christi, an welchem die Gnade Gottes sich für alle Menschen heilsam erwiesen hat. Denn Gott war in Christo, und versöhnte die Welt mit Ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu, und Er hat in uns das Wort der Versöhnung gelegt, das wir nun in Seinem Auftrag allen Menschen verkündigen, die es hören wollen. Dieses Wort von der Versöhnung ist die Wahrheit; denn es ist eine Tatsache, nicht bloß eine Vermutung, daß durch Christi Opfertod alles, was den Sünder von Gott trennt, beseitigt ist, so daß wir zu Gott nahen dürfen, wie der verlorene Sohn zum Vater. Jesus spricht: „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“ Er aber hat uns den Weg zum Vater gebahnt durch Seine Selbsthingabe für uns, und Er hat dadurch auch unser verlorenes Vertrauen für Gott wiedergewonnen: denn sollten wir Dem nicht trauen, der Seinen Sohn für uns gegeben hat?

Um dieser Wahrheit willen, die den großen Hauptinhalt unseres evangelischen Glaubens bildet, preisen wir den Herrn. Von dieser Wahrheit schweigen wir nicht; wir verhehlen Seine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeine, und, wenn wir keine große finden, auch vor der kleinen nicht. Wir wollen fortfahren, dieses Wahrheit zu verkündigen in unserer evangelischen Kapelle und dadurch auch in unserem Teil zur Ehre des Allerhöchsten unsern geringen Beitrag liefern.

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