Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 17. Psalm.

Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 17. Psalm.

1. Ein Gebet Davids. HErr erhöre die Gerechtigkeit, merke auf mein Geschrei, vernimm mein Gebet, das nicht aus falschem Munde geht. 2. Sprich du in meiner Sache, und schaue du auf das Recht. 3. Du prüfst mein Herz, und besuchst es des Nachts, und läuterst mich, und findest nichts. Ich habe mir vorgesetzt, dass mein Mund nicht soll übertreten. 4. Ich bewahre mich in dem Wort deiner Lippen vor Menschen-Werk, auf dem Wege des Mörders. 5. Erhalte meinen Gang auf deinen Fußsteigen, dass meine Tritte nicht gleiten. 6. Ich rufe zu dir, dass du, GOtt, wollest mich erhören; neige deine Ohren zu mir, höre meine Rede. 7. Beweise deine wunderliche Güte, du Heiland derer, die dir vertrauen, wider die, so sich wider deine rechte Hand setzen. 8. Behüte mich wie einen Augapfel im Auge; beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel, 9. Vor den Gottlosen, die mich verstören, vor meinen Feinden, die um und um nach meiner Seele stehen. 10. Ihre Ketten halten zusammen, sie reden mit ihrem Munde stolz. 11. Wo wir gehen, so umgeben sie uns; ihre Augen richten sie dahin, dass sie uns zur Erde stürzen. 12. Gleichwie ein Löwe, der des Raubes begehrt; wie ein junger Löwe, der in der Höhle sitzt. 18. HErr, mache dich auf, überwältige ihn, und demütige ihn; errette meine Seele von dem Gottlosen mit deinem Schwert, 14. Von den Leuten deiner Hand, HErr, von den Leuten dieser Welt, welche ihr Teil haben in ihrem Leben, welchen du den Bauch füllst mit deinem Schatz, die da Kinder die Fülle haben, und lassen ihr Übriges ihren Jungen. 15. Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit; ich will satt werden, wenn ich erwache nach deinem Bilde.

Der 17. Psalm heißt in seiner Überschrift: Ein Gebet Davids. Statt dass man sich über diesen Psalmen eine nähere Einteilung macht, um sich zum Verstand desselben zu fördern, so mag man vielmehr bemerken, wie in dem Psalmen, als in einem Gebet, immer eindringliche Seufzer, gläubige Erklärungen eines guten Gewissens, bewegliche Vorstellungen seiner Not, Klagen über das Bezeugen der Feinde, Hoffnungs-Ruhm auf das Zukünftige mit einander abwechseln, wie es sich in dem Herzen eines Betenden treibt durch den Geist des Gebets. Unser einem kann an einem solchen Psalmen immer noch etwas undeutlich und schwer vorkommen; aber wenn man einmal in gleiche Umstände, Not und Gedränge kommt, da geht einem dann ein solches Wort zu vielem Trost und Erquickung im Herzen auf. Höre also diesen Psalmen auf gegenwärtigen oder doch künftigen Gebrauch andächtig. O! wie gut ist es doch, durch seinen Glauben, und durch seine Hoffnung fein weit vom bösen und großen Haufen sich scheiden! Was hat einer an dem Heiligen Geist für einen getreuen Beistand und Advokaten, der einem immer an die Hand gibt, was man in seiner Sache tun, und wie man vor GOttes Gnadenthron reden soll, nachdem es GOtt gefällt. Denn sich nur geschwind in ungeprüfter Eigenliebe auf seine Gerechtigkeit und Unschuld berufen, ist keine Sache; aber, in Allem bedächtlich vor GOtt handeln, dessen nächtliche Besuche und Läuterungen aushalten, mit Ehrerbietung in GOttes Gerichtsstube hineingehen, und die Ausführung des ganzen Heils GOttes an sich suchen und erwarten, das ist etwas Anderes, damit kommt man durch in allerlei Gefahr, auf seinem Weg der Pilgrimschaft.

Man kann den Psalm gleichwohl auch einteilen: 1) In die Bitte, V. 1, 2. und 2) in die Rechtsgründe, womit er seine Bitte unterstützt; diese sind von Seiten des HErrn und von Seiten Davids, hergenommen, und erzählen teils sein bisheriges Bezeugen, teils seine Hoffnung auf das Künftige.

Die Nacht verbirgt und verdeckt sonst so viel, GOtt aber untersucht an den Seinigen, ob auch darin nichts von heimlichen bösen Tücken an ihnen gefunden werde. Auf die Prüfung GOttes ist man erst recht bei sich selbst.

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